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Nr 8 / Oktober 2013 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

In der Krise nicht allein Paarberatung in Zeiten der Scheidungswut Seite 6

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Gotten und Göttis

Küsnacht macht Oper

Wie Paten den Kontakt über die Taufe hinaus pflegen

Noëmi Nadelmann und Küsnachter Kinder machen die Kirche zum Opernhaus


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Kürzlich war ich in der Paarberatung. Dort wollte ich eigentlich nie landen. Und schon gar nicht darüber berichten. Wenn ich es trotzdem tue, dann nur, weil ich das Glück hatte, den Termin mit Paartherapeutin Doris Beerli als Journalist zu vereinbaren: Nichts Persönliches also. Nur Fragen, wie es denn so bestellt ist um diejenigen, die in die Paarberatung kommen. Vorab: Es ist nicht gut bestellt um die, die dorthin kommen. Es geht nämlich vielen so wie mir. Man will nicht beim Paarberater landen. Es ist wie beim Zahnarzt. Die Schmerzen müssen schon heftig sein, bevor man sich anmeldet.

nen Paarbeziehung aus. Sie berichten von gescheiterten Rettungs- und Fluchtversuchen, von angestauten Aggressionen und tiefen Wunden. Lesen Sie dazu den Bericht ab Seite 8. Offensichtlich, dass es Paarberaterinnen wie Doris Beerli nicht darum gehen kann, solche Beziehungen schlecht und recht zu kitten, nur um dem Ideal ewiger Liebe nachzuhelfen oder die Scheidungsrate runterzudrücken. Natürlich, wenn es Chancen gibt, die verletzte Beziehung heilen zu können, das Paarleben in neue Bahnen zu lenken, dann nimmt sie die Beraterin wahr. Solche Heilungsprozesse sind allerdings nicht die einzigen zählbaren Erfolge. Will man die Arbeit der Paarberatungsstellen, die im Kanton Zürich zur Hauptsache von den Kirchen getragen werden, wertschätzen, muss man andere Massstäbe anlegen: Allein die Tatsache, dass jährlich über 2000 Paare auf den Beratungsstellen Ansprechpartner suchen und finden, ist ein Zeichen dafür, dass sich Menschen mutig eingestehen, dass ihr Paarleben beschädigt ist und dass sie willens sind, Besserung herbeizuführen. Besserung kann auch die Trennung sein, wenn sie von einer Endlosspirale gegenseitiger Verletzungen befreit und wenn sie Kinder davor bewahrt, in den schwelenden oder offenen Paarkonflikten zwischen die Fronten zu geraten. Eigentlich will ich immer noch nicht in der Paarberatung landen. Wer will das schon. Nur bin ich nach dem Besuch ziemlich froh zu wissen, dass es sie gibt.

«Paarberatung ist mehr als Beziehungen kitten.» Wobei der Vergleich hinkt. Zur Zahnkontrolle lässt man sich jährlich aufbieten, im Wissen darum, dass man grössere Schäden vermeiden kann. Aber als glückliches – oder bleiben wir bescheiden – als zufriedenes Paar in die Beratung? Nein. Fürchterlich unromantisch und ziemlich unangenehm, die Liebe beim Fachmann durchchecken und auf Schwachstellen abklopfen zu lassen! Und so kommt es, dass Paare meist erst dann ins Praxiszimmer von Frau Beerli treten, wenn ihre Beziehung mehr bröckelt und schmerzt als eine ganze Reihe fauler Zähne. Vor ihr, der Fachfrau mit über zwanzig Jahren Berufserfahrung, breiten Frauen und Männer dann das ganze Desaster einer missrate2

Aktuell

Nachrichten 3–6

Kolumne «Männersache» 5 Schwerpunkte

Gotte und Götti mit schlechtem Gewissen 6

Bald eine Kirchgemeinde Stadt Zürich? 7

Wenn Paare auseinanderdriften 8 – 10

Kinder machen die Kirche zum Opernhaus 11 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

kreuz & quer: Zeigen, dass man da ist 15

Impressum / Cartoon 16

Christian Schenk Redaktor «notabene» notabene

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Kirchensynode / Ja

zum Bildungskonzept und eine «gewisse Unzufriedenheit»

kom. Die Kirchensynode befasste sich am 17. September mit der künftigen Bildungsarbeit der Landeskirche und stimmte einem entsprechenden Konzept zu. Dieses gibt Antwort auf eine Motion, die nach den «künftigen Bildungsstrategien und -inhalten» der Landeskirche fragte. Aus Zuständigkeitsgründen handelt es sich allerdings nicht um ein umfassendes, auch die Kirchgemeinden einbeziehendes Konzept wie etwa beim Diakonie-Konzept, sondern es beschränkt sich weitgehend auf die nonformale Erwachsenenbildung der Gesamtkirchlichen Dienste. Das Konzept geht aus von einer Gesamtschau der bestehenden intellektuellen, spirituellen und sozialen Bildungsangebote. Es zeigt auf, dass aufgrund künftiger Tendenzen und diverser Studien einerseits kirchenfernere, aber bildungsnähere Milieus ein stärker anzusprechendes Potenzial bilden. Damit kommt ein eher urbanes Publikum in den Blick, das gemäss Kirchenrat über eine Stadtakademie erreicht werden könnte. Anderseits soll durch eine Aufwertung der Region als kirchlichem Gestaltungsraum die regionale Bildungsarbeit gestärkt werden. Und schliesslich sollen in der Verbindung von Religionspädagogik und Erwachsenenbildung vermehrt Eltern angesprochen werden.

Viele Enthaltungen Diskutiert wurde in der Kirchensynode zunächst die Stringenz des Konzepts. Während die einen es für ausgewogen hielten, bemängelten andere etwa die fehlende Klärung des Zusammenspiels der verschiedenen Akteure oder die fehlende Konkretion einzelner Massnahmen. Es sei für ihn nicht ersichtlich, wie das Kloster Kappel, die Abteilung Bildung und die anvisierte Stadtakademie künftig zusammenarbeiten werden, monierte etwa Jan Derk Smit, Synodaler aus Bonstetten. Im Ganzen stiess das Konzept aber auf Zustimmung. Allerdings wurde die Motion mit Dutzenden notabene

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von Stimmenthaltungen abgeschrieben, die andeuten sollten, dass die Vorlage nicht restlos überzeugte und eine «gewisse Unzufriedenheit» (Hannes Hinnen) zurückliess. Die Idee einer reformierten Stadtakademie fand grundsätzlich Anklang, sie brauche aber noch die entsprechende Konkretisierung. Für Jacqueline Sonego-Mettner, Präsidentin der vorberatenden Kommission, ist eines der Erfolgskriterien für eine Stadtakademie deren inhaltliche Selbständigkeit.

Jahresbericht und DFA Ja sagten die Synodalen an ihrer voll befrachteten Sitzung auch zum Jahresbericht 2012 und zur Abschreibung des Postulats betreffend die Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit. Diese wird seit Jahren von Hilfesuchenden überrannt (vergl. «notabene» 7/13). In seinem Bericht zeigt der Kirchenrat auf, dass die Nachfrage kaum abnehmen wird, nicht zuletzt auch wegen der grossen Nachfrage von Seiten der Migrantinnen und Migranten. Der Kirchenrat prüfte zwar verschiedene Massnahmen wie beispielsweise eine bessere Nutzung von Synergien oder Anpassungen beim Terminvergabesystem. Er sieht aber ohne markante Erhöhung des Stellenetats keine Möglichkeit, die Situation merklich zu verbessern. Gemäss Kirchenrat handle es sich hier «um eine gesellschaftliche Aufgabe, die grösser ist, als dass sie allein durch die Kirchen erfüllt werden könnte». Die Synode folgte der Argumentation des Kirchenrates. Aus Zeitgründen verschoben wurden die ebenfalls traktandierte Interpellation zu «fresh expressions of church» und das Postulat betreffend Nachhaltige Kapitalsicherung.

Helmuth Werner fordert PUK Für Aufsehen und grosses mediales Interesse sorgte zu Beginn der Session der Auftritt von Helmuth Werner. In einer

persönlichen Mitteilung warf der Synodale und provisorisch im Amt eingestellte Kirchenpflegepräsident der Kirchgemeinde Zürich Industriequartier dem Kirchenrat vor, ihn mit der Strafanzeige vom 10. Juli kriminalisiert zu haben. Diese «Wahnsinnstat» habe ihm zwei Wochen Untersuchungshaft eingebracht und ihn krank gemacht. Er kritisierte zudem das Führungsverhalten des vom Kirchenrat eingesetzten interimistischen Kirchenpflegepräsidenten. Von der Kirchensynode forderte er die Einsetzung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission. Der Kirchenrat legte in der Fragestunde dar, dass er wegen des laufendenden Verfahrens gegen Werner zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen könne. Nächste Synodesitzung: 26. November. Alle Infos: www.zh.ref.ch/kirchensynode

Aufgeschnappt

Im Rathaus /

«Träum wiiter.» Theddy Probst meldet Bedenken zur Umsetzbarkeit des Bildungskonzeptes an und greift dafür auf den Jugendjargon seines Sohnes zurück. «Chnopf drucke!» Der mit Abstand am meisten gehörte Satz im Rathaus, vorgetragen von Peter Bretscher, Zweiter Sekretär der Synode, wenn sich wieder und wieder einer ins Feuer redet ohne das Mikrofon einzuschalten. «Damit in der grünen Wiese der JaStimmen ein Blutstropfen sichtbar wird.» Rosmarie Egli drückt bei der Abstimmung zur Abschreibung des Postulats DFA den roten Nein-Knopf. Sie hätte sich für die Hilfesuchenden noch mehr Kapazitäten für die DFA gewünscht. 3


Relinfo.ch / «Religiöser

Konsumenten-

kom. Die evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen feiert diesen Herbst ihr 50-jähriges Bestehen. Die Fachstelle, bekannt unter dem Label «relinfo», arbeitet mit einem Leistungsauftrag der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich und wird durch die Landeskirche und durch andere Kantonalkirchen im Rahmen der Deutschschweizerischen Kirchenkonferenz unterstützt. Sie arbeitet unabhängig, beobachtet die religiöse Gegenwart und berät in Fragen, die sich im Zusammenleben mit kontroversen Glaubenshaltungen ergeben. Gegründet wurde die Stelle 1963 von Pfarrer Oswald Eggenberger. Sein Nachfolger Pfarrer Georg Schmid baute sie zu einem Kompetenzzentrum für Informationen über die stets wachsende Anzahl von Kirchen, Sekten und Religionen aus. Inzwischen hat sein Sohn Georg Otto Schmid die Leitung inne. Auf ihrer Web-Plattform verbucht «relinfo.ch» nach eigenen Angaben gegenwärtig rund 1200 Besucher pro Tag. Sie finden dort umfassendes Hintergrundwissen zu unzähligen religiösen Bewegungen – zu grossen Weltreligionen

für Lebenswerk sch. Pfarrer Ernst Sieber erhielt vom Zürcher Stadtrat das Staatssiegel für sein Lebenswerk. Die Ehrung, eine silberne Medaille mit den Stadtheiligen, wird selten vergeben. Der Pfarrer der Obdachlosen erhielt sie am 20. September für sein unermüdliches Engagement für die Randständigen. Bereits vor 50 Jahren, im «Seegfrörni-Winter», startete der heute 87-Jährige die erste Aktion für Obdachlose. «Unser Kerngeschäft bleibt gleich: den Schwächsten zu helfen», sagte Sieber vor dem Gesamtstadtrat.

«relinfo»-Jubiläum Am 8. und 9. November finden in der «evangelischen Informationsstelle Kirchen–Sekten–Religionen» in Rüti ZH Jubiläumstage statt. Alle Infos und Beratungsanfragen: www.relinfo.ch Telefonische Auskünfte von Montag bis Freitag, 9 bis 13 Uhr, Tel. 055 260 30 80

hat seine Zeit

kom. Seit dem 1. Oktober läuft in der Schweiz die Kampagne «Alles hat seine Zeit – Das hohe Alter in unserer Gesellschaft». Die Kampagne dauert bis Mitte 2015 und soll für eine vielfältige und wertschätzende Sicht des hohen Alters sensibilisieren und zu einer breiten Diskussion anregen. Sie wird gemeinsam getragen von Justitia et Pax, von reformierten Kirchen der Schweiz und Pro Senectute. Materialien wie KampagnenFlyers, Plakate, Füllerinserate und Webbanner können in drei Sprachen bei der Geschäftsstelle bestellt werden. Die Website www.alles-hat-seine-Zeit.ch bie4

Pfarrer Sieber / Geehrt

tet Porträts, Sachinformationen und Anregungen zur Umsetzung der Kampagne. Sie ist die zentrale Plattform für alle, die sich über das Thema informieren und an der Diskussion beteiligen möchten. Im Herbst 2014 startet die zugehörige Plakatkampagne, die mit Porträts von hochaltrigen Menschen die breite Bevölkerung in der Schweiz emotional ansprechen will. www.alles-hat-seine-zeit.ch, Hirschengraben 7, 8001 Zürich. Tel: 044 258 91 12, info@alles-hat-seine-zeit.ch

Foto: Philippe Hubler / alles-hat-seine-zeit.ch

Alterskampagne / Alles

ebenso wie zu kleinen und kleinsten Splittergruppen. Von A wie Astrologie bis zu Z wie Zen sind sämtliche Glaubensrichtungen alphabetisch aufgeführt und klären Wissbegierige und Ratsuchende über die betreffenden Glaubensinhalte und Institutionen auf. Auch für telefonische Auskünfte hält sich die Informationsstelle, mit Sitz in Rüti ZH, bereit. Die Informationsstelle versteht sich als religiöser Konsumentenschutz. Sie nimmt ihre Aufgabe wahr, «indem sie nicht für irgendeine kirchliche Wahrheit und Gemeinschaft kämpft, sondern für jede Form einer menschlich lebbaren und menschlich förderlichen religiösen Gemeinschaft.»

Foto: EVP

schutz» wird 50

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Diakonie / Basar-

OeME / Wen

Hochsaison

sollen wir unterstützen?

sch. Von Oktober bis Dezember laden Kirchgemeinden überall im Kanton zum traditionellen Kirchenbasar. Raritäten, Spezialitäten und Handgemachtes wechseln dann den Besitzer – wie immer für einen guten Zweck. Wer wissen will, wann es wo welche Spezialitäten zu kaufen gibt und mit welchem Begleit- programm die Kirchgemeinden aufwarten, kann sich auf zh.ref.ch/basare einen Überblick über die Zürcher BasarLandschaft verschaffen. Auf der Webplattform finden Interessierte überdies Inspirationen für neue Produkte, Werkanleitungen und rechtliche Hinweise. Verlinkt sind dort unter anderem auch die innovativen Basarfrauen von Zürich Höngg, die ihr «Handglismets» im Onlineshop anbieten.

sch. Im Zusammenhang mit dem Basarverkauf stellt sich immer auch die Frage, wem man die Erlöse zukommen lassen will. Eine neue Informationsbroschüre gibt den Kirchgemeinden wichtige Hinweise dazu. Welche Entwicklungsprojekte soll man unterstützen, mit welchen Hilfswerken will man zusammenarbeiten? Versprechen kleinere Aktionen und Einzelinitiativen mehr Nähe oder setzt man besser auf verlässliche Partner mit langjähriger Erfahrung? Die Broschüre, zusammengestellt von der Fachstelle OeME, stellt die grossen Partner der Landeskirche in der Entwicklungszusammenarbeit vor (HEKS, Brot für alle, Mission21) und diskutiert vor und Nachteile von kleineren Partnerschaften.

Kontakt: monika.hein@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 37. www.zh.ref/ch/basare

Download auf: www.zh.ref.ch/oeme. Kontakt: peter.dettwiler@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 38

Eine der Basar-Innovationen: die Plachentasche aus Bannern der Friedensdekade.

«re-4me» / Bloggen

über Wirtschafts-

und Sinnfragen sch. Reicht es, wenn eine Firma und ihre Mitarbeitenden rechtskonform handeln und verhandeln? Braucht es auch noch Integrität? Und was hat das alles mit Moral und Ethik zu tun? Der Theologe und Ethiker Stefan Grotefeld greift im neuen Blog des Reformierten Hochschulforums «re-4me» das Thema compliance auf. Mitarbeitende von Grossfirmen kennen den Begriff nur zu gut: Die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien ist eine immer komplexer werdende Angelegenheit und beschäftigt Heerscharen von Spezialisten. Die Frage ist, notabene

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ob darob nicht das Bewusstsein für ethisches Handeln abhanden kommt. Der neu gegründete Blog «re-4me» setzt sich mit solchen Wirtschafts- und Sinnfragen auseinander. Die Web-Tagebucheinträge liefern neben Grotefeld die Theologinnen und Hochschulseelsorgerinnen Friederike Osthof und Pascale Rondez und die Politikwissenschaftlerin und Soziologin Jeannette Behringer. Sie sorgen für geistiges Frischfutter zum Nach- und Mitdenken. Zu finden auf: www.hochschulforum.ch/re-4me

Männersache Drei Tage in der Woche gehe ich am Morgen aus dem Haus, wenn die Kinder noch im Bett sind, und reise eine gute Stunde zur Arbeit. Ich bin dann weder am Esstisch präsent, noch kann ich bei den Aufgaben helfen, und an manchen Tagen kann ich den Kindern nur am Telefon gute Nacht wünschen. Zum Glück gehöre ich zur kleinen Minderheit der berufstätigen Väter, die Teilzeit arbeiten. So bleibt mir immerhin die halbe Woche, um mich aktiv am Familienleben und an den Aufgaben im Haushalt zu beteiligen. Gemäss aktuellen Umfragen würden neun von zehn Vätern gerne weniger arbeiten; aber nur jeder Zehnte arbeitet tatsächlich Teilzeit. Liegt das am fehlenden Willen der Männer, ihr Leben mehr auf die Familie als nach der Karriere auszurichten? Oder fehlt es an der Bereitschaft der Frauen, die Verantwortung für Haus und Kinder mit ihren Männern zu teilen? Beides mag eine Rolle spielen, aber punkto Vereinbarkeit von Familie und Beruf allein an den guten Willen und vermehrte Anstrengungen der betroffenen Frauen und Männer zu appellieren ist zu einfach. Denn Familie ist nicht bloss Privatsache, sondern ein Unternehmen, dessen Gelingen in hohem Mass von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen abhängt. Die Kirche ist Arbeitgeberin, Bildungsinstitution und nach wie vor auch Orientierungsgrösse in unserer Gesellschaft. Sie hat daher vielfältige Möglichkeiten, sich für eine familienfreundliche Gesellschaft einzusetzen. Davon soll sie möglichst offensiv Gebrauch machen. Dafür stehe ich ein. Mark Schwyter Pfrn. Sabine Scheuter und Pfr. Mark Schwyter leiten die Fachstelle Geschlechter & Generationen. In dieser Kolumne sagen sie abwechselnd, was in der Kirche Sache ist: aus Männersicht und aus Frauensicht.

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Kirchensteuer-Initiative /

Nein-Komitee geht online

sch. «Kein Unternehmen wird durch die Kirchensteuer nennenswert belastet – sie beträgt im Durchschnitt weniger als 1/1000 des Gesamtaufwands. Ihre Abschaffung bringt für die Unternehmen nichts.» Das ist eines von zwölf Argumenten des «Komitees Nein zur Kirchensteuer-Initiative». Es hat sein Kurzargumentarium jetzt auf einer eigenen Website aufgeschaltet. Das Komitee ist breit abgestützt. Vertreter und Vertreterinnen aller Parteien, Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft setzen sich mit ihrem Nein ein für den Einsatz der Landeskirchen für die Allgemeinheit. Im Co-Präsidium engagieren sich Verena Diener, Ständerätin glp; Helen Gucker, ehemalige Kirchenrätin, FDP; Maja Ingold, Nationalrätin EVP; Philipp Kutter, Stadtpräsident Wädenswil, Kantonsrat CVP; Urs Lauffer, Kantonsrat FDP; Markus Notter, alt Regierungsrat SP, und Dieter Pestalozzi, Verwaltungsratspräsident Pestalozzi & Co. Noch ist nicht bekannt, wann die Zürcher Stimmberechtigten über die von den Jungfreisinnigen lancierte Initiative abstimmen können. Die Vorlage ist derzeit im Kantonsrat und kommt frühestens im Frühling 2014 vors Volk. kirchensteuerinitiative-nein.ch

Podiumsgespräch: Die Kirchgemeinde Enge und die Pfarrei Dreikönigen laden am 14. November, 19 Uhr, im Blick auf die Kirchensteuer-Initiative zur Diskussion unter dem Titel «Welchen Nutzen hat die Kirche für Staat und Gesellschaft?». Geladen sind Markus Notter, Martin Vollenwyder, Adrian Ineichen und Béatrice Acklin. Moderatin: Judith Hardegger. www.kirche-enge.ch

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Illnau-Effretikon / Am

«Gotte-Götti-Tag» die Bande weiterknüpfen

Zeit verbringen mit dem Gotti: Die Kirchgemeinde Illnau-Effretikon lud erstmals ein zum «Gotte-Götti-Tag».

Wer kennt es nicht, das schlechte Gewissen, das einen als Gotte oder Götti gelegentlich beschleicht? «Eigentlich sollte ich wieder mal etwas unternehmen» und «Schon wieder ist ein Jahr vorbei, und ich habe mich kaum gemeldet …» Das Patenamt ist ein Langzeitprojekt, das durch die Betriebsamkeit des Alltags gerne in den Hintergrund gedrängt wird. Die Vision einer freundschaftlichen Weggefährtenschaft ist schön – aber selten erreicht. Wenn man eigene Kinder hat und nicht am gleichen Ort wohnt wie das Patenkind, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die hoffnungsfrohen Vorsätze beim Tauffest im Lauf der Jahre versanden. Zumeist sind Gotte und Götti auch Taufzeugen. Somit ist die Kirche mit im Spiel – nicht selten ein kurzes Spiel, das mit einem Taufkerzenanzünden oder dem Halten des Täuflings erledigt wird. Damit aus diesem Kurzeinsatz mehr wird, hat die Kirchgemeinde Illnau-Effretikon in diesem Sommer erstmals einen «Gotte-Götti-Tag» angeboten. Kinder wurden eingeladen, mit ihren Paten

an diesem Treffen teilzunehmen. Auf dem Kirchenhügel wurde die ganze Gruppe willkommen geheissen. Nach einer spielerischen Vorstellungsrunde ging es auf Schatzsuche. Die Pärchen mussten an verschiedenen Posten gemeinsam Aufgaben lösen. Teamwork war gefordert. Anschliessend trafen sich alle wieder, um Freundschaftsbänder zu knüpfen. Die unsichtbaren Bande zwischen Pate und Kind wurden an diesem Tag weitergeknüpft. Der Anlass soll in Illnau-Effretikon zur Tradition werden. Andreas Manig

Gotte-Götti-Buch Was heisst es überhaupt, Gotte oder Götti zu sein? Ein Buch des «Netzwerks Junge Erwachsene» der reformierten Kirche St. Gallen gibt frischgebackenen Göttis und Gottis Informationen zum Patenamt und liefert Spielideen, Ausflugs- und Büchertipps und Vorschläge für Segenswünsche, Gebete und Lieder (auf Audio-CD). Bestellen für Fr. 5.50 auf: www.junge-erwachsene.ch/shop

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Nur noch eine Kirchgemeinde Stadt Zürich? / Jetzt

sind die Stimm-

berechtigten am Zug Voraussichtlich im Mai des nächsten Jahres können die reformierten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an der Urne über die neue Struktur der Reformierten Kirche der Stadt Zürich abstimmen. Zur Wahl stehen zwei Modelle: der Zusammenschluss der 34 Kirchgemeinden zu einer Kirchgemeinde (Modell a) oder die Stärkung des stadtkirchlichen Wirkens des Stadtverbandes und die Bildung von grossen, selbständigen Kirchgemeinden (Modell b). Beide Varianten gewährleisten, dass die Reformierte Kirche auch künftig auf dem ganzen Stadtgebiet präsent und für alle zugänglich ist. Administrative Aufgaben werden aber stärker als bisher zentral wahrgenommen. Jean E. Bollier, Präsident der Reformkommission, geht davon aus, dass mit

beiden Modellen Einsparungen von 5 bis 9 Millionen Franken möglich sind. Diskutiert wurde in der Zentralkirchenpflege (ZKP) vor allem darüber, ob den Stimmberechtigten der Kirchgemeinden in Zürich und Oberengstringen ein oder zwei Modelle zur Abstimmung vorgelegt und wie detailliert diese beschrieben werden sollen. Die ZKP einigte sich darauf, beide Varianten vorzulegen. Sie empfiehlt den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern allerdings Modell a. Damit folgt sie dem Vorstand des Stadtverbandes, der Pfarrschaft, dem Diakonatskapitel und den Mitarbeitern, die mehrheitlich das Modell einer Kirchgemeinde bevorzugen. Bevor der Entscheid an der Urne fallen kann, müssen die Kirchgemeinden eine Statutenrevision annehmen, die

Buch- und Lesefestival / «Zürich

eine Urnenabstimmung über die Strukturreform überhaupt zulässt. Der Reformprozess der Reformierten Kirche Zürich ist seit 2007 im Gang. Bisher befinden sich 34 Kirchgemeinden auf Stadtgebiet (und Oberengstringen). Jede verfügt über Behördenmitglieder, Sekretariate, Pfarrpersonen, Diakone, Gemeindesaal, mehrere Kirchen. Zentralisiert wurde vor über 100 Jahren im Stadtverband die Verteilung der Steuereinnahmen auf die Kirchgemeinden und damit die Buchhaltung. Heute übernehmen zudem die Personal-, die Liegenschaftsabteilung sowie die Kommunikationsverantwortliche des Stadtverbandes Zentrumsfunktionen. Maja Peter, Kommunikationsverantwortliche Stadtverband Zürich

liest», auch

in den Stadtkirchen mp. Die Reformierte Kirche Zürich ist vermehrt präsent an weltlichen Veranstaltungen, um mehr Menschen anzusprechen. Nach der Teilnahme am «Züri Fäscht» ist sie nun vom 24. bis 27. Oktober bei «Zürich liest» mit von der Partie. «Das Literaturfestival mit seinen Veranstaltungen im ganzen Kanton ist eine ideale Plattform, um auch kirchenferne Menschen anzusprechen», sagt Rolf Walther, Präsident des Reformierten Stadtverbandes Zürich. Auch auf Seiten des Veranstalters freut man sich über das Engagement der Kirche. «Dank der Kooperation mit dem Reformierten Stadtverband finden noch mehr interessante Lesungen an ungewohnt-attraktiven Leseorten statt», sagt Violanta von Salis von der Festivalleitung.

Erzählen von Gott und der Welt Das Angebot der reformierten Kirche im Rahmen von «Zürich liest» ist vielfälnotabene

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tig, verleugnet aber nicht deren Auftrag. Unter dem Motto «Erzählen von Gott und der Welt» finden fünf Veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen statt: Leseratten kommen bei Pfarrer und Schriftsteller Ulrich Knellwolf und beim deutschen Bestsellerautoren Hanns-Josef Ortheil auf ihre Rechnung. Für Kinder und Eltern gibt es in der Citykirche Offener St. Jakob unter kompetenter Beratung eine Auswahl an Kinder- und Erwachsenenbibeln zum Schmökern. Ausserdem erzählt Pfarrer Marcel Cavallo den Kleinen Geschichten «Von Helden und Heiligen». Lyrik- und Jazzfans kommen in der Krypta des Grossmünsters auf ihre Kosten. Unter dem Titel «Mein Gott, mein Gott – warum» hat Pfarrer Martin Rüesch ein Psalmenrezital zu Jazzmusik organisiert. Fraumünsterpfarrer Niklaus Peter lädt Prominente wie alt Regierungsrat Markus Notter, Publizist Iso Camartin, Head of Communications von Roche, Stephan

Feldhaus, und Pfarrerin Käthi La Roche ein, einen religiösen Klassiker ihrer Wahl vorzustellen. Ausschnitte aus Dantes «Göttlicher Komödie», Dostojewskis «Grossinquisitor» und Schleiermachers «Reden über Religion» werden in der Zunft zur Waag am Münsterhof zu hören sein. www.zuerich-liest.ch www.kirche-zh.ch unter «Aktuell»

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Wenn Paare nicht mehr schön zusammenpassen

Paarberatung /

Mit zehn Paar- und Mediationsberatungsstellen stehen die reformierte und katholische Kirche jährlich tausenden von kriselnden Paaren bei. Was können die Therapeuten ausrichten? Wieso hat die Kirche ein Interesse, Beziehungen zu kitten? Ein Blick auf die Paarberatung, in Zeiten, in denen jede zweite Ehe geschieden wird. Von Christian Schenk

Bei Gabriel S. und seiner Frau Sandra P. (Namen geändert) keimt schüchterne Hoffnung: Hoffnung, dass ihre Beziehung nach drei Jahren nicht zerbricht, dass die junge Familie mit der zweieinhalbjährigen Tochter und dem achtmonatigen Sohn zusammenbleibt, dass Gabriel und Sandra zwischen Berufs- und Elternstress wieder entdecken, warum

sie sich damals lieben gelernt haben. Er, der 42-jährige IT-Fachmann aus Frankreich; sie, die wenig jüngere Lehrerin aus dem Grossraum Zürich. Kein halbes Jahr waren sie zusammen, als Sandra schwanger wurde. Das Paar war glücklich. Kinder hatten sich beide gewünscht. Und Sandra, eher ängstlich, hatte Gabriel auch deshalb so geliebt, weil sie wusste, dass er ein guter Vater sein würde. Einer auch, der kein Problem da8

rin sah, dass auch Sandra berufstätig bleiben, ja sich gleichzeitig noch weiterbilden wollte. Die Probleme kamen dann aber sehr wohl.

Paarberaterin Doris Beerli-Keller kennt alle Einzelheiten des Falles. Sieben Mal

sie immer griffbereit. «Mein wichtigstes Werkzeug in den ersten Sitzungen» sagt die Therapeutin. Die Emotionen müssen Platz haben, sagt sie. Nachdem die akute und belastende Situation geschildert ist, lenkt sie das Gespräch bald darauf, was eigentlich noch funktioniert und trägt. Sie frage, was es denn gewesen sei, was Gabriel damals zu Sandra hin-

waren Sandra und Gabriel nun bei ihr. Beim ersten Mal lagen die Nerven der beiden blank. Gabriel machte seiner Wut und Enttäuschung Luft, er fühlte sich nicht wahrgenommen, übergangen. Sandra erzählte von ihrer Angst, von den Machtkämpfen, von den Belastungen. Vorwürfe und Anschuldigungen gingen hin und her. Die Box mit den Nastüchern auf dem Glastisch war gefragt. Doris Beerli hält

gezogen habe und was sie damals an ihm gefunden hätte. Dann kommen nach und nach die Krisenherde auf den Tisch: dass Gabriel sich bevormundet fühlt, dass die Erziehung der Kinder zum Machtkampf verkommt, dass die Zeit als Paar wegen beidseitiger beruflicher Überlastung auf der Strecke bleibt. In Einzelgesprächen geht die Paarberaterin dann tiefer, entdeckt bei Gabriel traumatische Kindheitserlebnisse mit

Nastücher und Analysen

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einem autoritären Vater. Sie ortet Kommunikationsprobleme, diskutiert die Rollen, die die jungen Eltern zusätzlich erfüllen müssen.

serungswürdig halten oder finden, man wolle die letzte Lebensphase lieber getrennt voneinander erleben.

Mediation ohne Moralin Typologie der Ehekrisen Es ist ein klassischer Fall für Doris Beerli und doch immer mit speziellen Ausprägungen. Seit 22 Jahren leitet sie die Paarberatungs- und Mediationsstelle Zürcher Oberland in Effretikon. Jahr für Jahr klopfen hier rund 800 Ratsuchende an. Junge Ehepaare wie Gabriel und Sandra sind viele dabei. «Es ist eine der typischen Lebensphasen, die für Paare schwierig zu meistern sind», sagt Beerli. Krisenanfällig sei eine Beziehung auch ganz am Anfang, wenn nach den ersten Monaten auf Wolke Sieben der Rausch der Verliebtheit abklingt. Hat ein Paar diese Anfangsklippen umschifft, kann es in Turbulenzen geraten, wenn die eigenen Kinder in die Pu-

Paare, die eine Trennung in Erwägung ziehen oder die Scheidung bereits beschlossen haben, sind auf Paarberatungsstellen heute häufig anzutreffen – wen wunderts, bei Scheidungsraten von über 50 Prozent? Ratsuchende, die auf eine Trennung zusteuern, bekommen in der Beratungssitzung von Doris Beerli keine Morallektionen zu hören. Sie wertet es als Erfolg, wenn es Paaren gelingt, faire Lösungen und Abmachungen im Prozess des Auseinandergehens zu definieren und einzuhalten: «Wir haben besonders das Wohl der Kinder im Auge und rufen das den Eltern im Konfliktfall immer wieder in Erinnerung.» Solche Mediationsberatungen nehmen trennungswillige Paare freiwillig in An-

Ehekrise – die Statistik Bis Mitte der 1960er Jahre blieb die Scheidungsrate in der Schweiz jahrelang unter 12 Prozent. Seit 1970 steigt die Kurve stetig an. Ende der 80er Jahre überschritt sie die Marke von 30 Prozent, 1999 jene von 50 Prozent. Im Kanton Zürich waren die Scheidungszahlen lange Zeit einige Prozentpunkte höher als der gesamtschweizerische Durchschnitt. Seit dem Jahr 2000 gleichen sie sich aber immer mehr an. Die Ehe hat trotz zunehmender Krisen- und Scheidungshäufigkeit relativ wenig an Beliebtheit eingebüsst. Die Heiratsziffer lag um 1950 bei knapp 8 Heiraten je 1000 Einwohner. Nach einem Tief in den 70er-Jahren liegt sie jetzt wieder bei rund 5.5 Heiraten. Mitte des 20. Jahrhunderts konnte erwartet werden, dass 90 Prozent der ledigen Personen in der Schweiz mindestens einmal in ihrem Leben heiraten werden. Gegenwärtig sind es knapp zwei Drittel. (Bundesamt für Statistik: www.bfs.admin.ch).

Die Kirche schlug schon 1945 Alarm

Fotos: W. R. Wagner / pixelio.de

bertät kommen, wenn sie ausziehen und wenn das Paar wieder allein im Haushalt lebt. Krisenherde ortet Beerli auch in vielen Fällen im Bereich der Erotik und Sexualität, bei Generationenkonflikten und bei mangelnder Kommunikation. Auch der Übergang ins Pensionsalter ist kritisch. Und selbst im Alter von siebzig und achtzig Jahren suchen Frauen und Männer bei der Beratungsstelle Hilfe, weil sie das Beziehungsleben für verbesnotabene

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spruch, sie können aber auch gerichtlich verordnet werden. Auf der Paarberatungsstelle in Effretikon arbeiten deshalb neben den Therapeuten auch Rechtsanwältinnen und Mediatoren.

Entlieben lernen Können die von den Kirchen gemeinsam getragenen Paarberatungsstellen helfen, die Scheidungsrate zu senken?

Obwohl die Scheidungszahlen 1945 kaum einen Drittel der heutigen Werte erreichten, läuteten bei der reformierten Landeskirche schon damals die Alarmglocken. In einer Motion an den Kirchenrat hält das Kirchenparlament 1945 fest, «dass im Stande Zürich Jahr für Jahr übermässig viele Ehen zur gerichtlichen Scheidung gelangen». Sie erachte es als ihre Aufgabe, «den Ursachen der bestehenden Ehenot nachzugehen und sich um deren Behebung zu bemühen». Eine Kommission wurde einberufen. Sie tagte 27 Mal und legte dem Kirchenrat zwei Jahre später einen 66-seitigen Bericht vor. Im umfangreichen Massnahmenpaket findet man unter anderem Stichworte wie «Aufklärung im Konfirmandenunterricht», «Verlobtenkurse», «Kundgebungen des Kirchenrates zur Häufung der Ehescheidung» und die «Errichtung einer Kirchlichen Eheberatungsstelle».

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«Ureigener Auftrag der Kirche» Für Doris Beerli steht diese Frage nicht im Zentrum, auch wenn ihre Erfahrungen zeigen, dass Beratung und Paarpflege vielen zerrütteten Paaren neuen Halt verleiht. «Jedes Paar erlebt Höhen und Tiefen. Wichtig ist, dass die Menschen Hilfe holen können, wenn sie die Konflikte nicht aus eigener Kraft lösen können», sagt die Therapeutin. Ein Paar brauche in einer Krisensituation ein Gegenüber, das mit ihnen darum ringen kann, sich selber und den anderen verstehen zu können. Das Paar sei in einer Situation, in der nichts mehr gelte, was vorher normal war und Stabilität bedeutete. Wertvoll sei für sie ebenso, wenn es gelinge, Trennungen so zu vollziehen, dass die Beteiligten ohne schwere Wunden davonkommen, dass ein «Entlieben» möglich werde, ohne eine gute Elternschaft und die Achtung voreinander aufs Spiel zu setzen. Und mit Blick auf die scheinbar guten alten Zeiten, in denen nur halb so viele Ehen geschieden wurden wie heute, sagt sie: «Es gab und gibt Paare, die sich nie scheiden liessen. Ob sie dabei glücklich blieben oder aber einander jahrzehntelang nur angeschwiegen haben, sei dahingestellt.»

Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich «PaarImPuls» – so heisst der Zusammenschluss qualifizierter Paar- und Familientherapeutinnen und -therapeuten, die in den öffentlichen kirchlichen Paarberatungsstellen des Kantons Zürich tätig sind: Es sind dies die Stellen in Affoltern am Albis, Bülach, Regensdorf, Effretikon, Rüti, Thalwil, Männedorf, Uster, Winterthur und Zürich. Die Beratungsstellen haben eine ökumenische Trägerschaft und sind für alle Menschen offen. Adressen und Angebote auf: www.paarimpuls.ch

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Andreas Jakob, Leiter Gemeindeentwicklung der Landeskirche, über die Wichtigkeit und das Potenzial der kirchlichen Paarberatung.

Was hat die Kirche in der Paarberatung verloren? Warum muss es sie interessieren?

Paar- und Eheberatung gehört zum ureigenen Auftrag der Kirche. Die Kirche ist präsent, wenn eine Ehe geschlossen wird. Sie stellt die Beziehung unter den Segen Gottes und trägt damit auch

«Jährlich begleiten die Paarberatungsstellen 2000 Paare.» eine Verantwortung, wenn es schwierig wird. Paarberatung ist eine eminent wichtige seelsorgerische und diakonische Aufgabe, die seit Jahrzehnten von den Kirchgemeinden in regionaler Zusammenarbeit geleistet wird. Sie hat nicht nur die Paare im Blick, sondern auch das Wohl der Kinder und der ganzen Familie. Unsere Kirchenordnung weist auf diese Aufgabe in Artikel 6 ganz prominent hin. Es geht also nicht nur darum, zerbrochene Beziehungen zu kitten?

Paarberatung kann beziehungsheilend wirken. Sie kann helfen, das Beziehungsleben zu pflegen, es spannend und offen zu halten. Dazu dienen beispielsweise die präventiven Angebote von «PaarImPuls». Die Paarberaterinnen und Paarberater leisten aber auch wertvolle Hilfe, wenn eine Beziehung scheitert. Dann kann eine Mediation dazu beitragen, über die Trennung hinaus den Kindern gute Eltern zu bleiben. Und Mediation kann zu einem Weg der Versöhnung verhelfen, sodass neue Beziehungen ohne destruktive

Altlasten wieder möglich sind. In ihrem Einstehen für tragfähige Paarbeziehungen und gelingende Elternschaft erfüllen die Kirchen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der auch der Gesetzgeber verpflichtet ist. Deshalb unterstützt der Staat die kirchliche Paarberatung seit jeher mit einem finanziellen Beitrag. Aufgrund des neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz es kann der Kanton die Vermittlungs- und Begleitungsarbeit der Paarberatungsstellen im Rahmen einer Leistungsvereinbarung abgelten. Was bedeutet die künftig engere Zusammenarbeit mit dem Staat?

Lange Jahre hat der Kanton die Paarberatung mit einer jährlichen Pauschale von 250 000 Franken mitgetragen, seit 2012 sind es 300 000 Franken, etwas weniger als einem Zehntel des Aufwands. Gegenwärtig beraten und begleiten wir jährlich rund 2000 Paare und leisten gut 9000 Beratungen. Künftig soll die staatliche Unterstützung nach Massgabe der Tarifreduktion für die Ratsuchenden erfolgen, dazu benötigt der Kanton konkrete Angaben über die Anzahl der Ratsuchenden und der Beratungsstunden in den jeweiligen Tarifkategorien. Deshalb haben die Kirchen gemeinsam mit den regionalen Trägervereinen eine Harmonisierung ihres Angebots in Angriff genommen. Es gilt, die Tarif- und Kostenstruktur der Paarberatung für einen gleichwertigen Zugang im ganzen Kanton Zürich einheitlicher auszurichten und auf eine Leistungsvereinbarung mit dem Staat hinzuarbeiten. Dies entspricht auch den Legislaturzielen der Landeskirche. notabene

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Kleine und grosse Opernstars: Noëmi Nadelmann engagiert sich in der Küsnachter Kirche während der «KinderKulturWoche».

turellen Erlebnissen verbracht wird, die Lebensfreude, Genuss und intensive Eindrücke in den Alltag bringen.

Kultur für Küsnacht

«KinderKulturWoche» /

Küsnachter Kinder machen ihre Kirche dieser Tage zum Opernhaus. Macherin und Magnet ist schon zum zweiten Mal Opernstar Noëmi Nadelmann. Das Konzept ist auf die Gemeinde zugeschnitten. Von Dörte Welti

In Zeiten von Facebook und Co., einesFreizeitüberangebots im Internet und prall gefüllten Terminkalendern ist es eine besondere Herausforderung, die Gemeindemitglieder für Aktivitäten rund um die Kirche zu begeistern. Um die Wünsche der Gemeindemitglieder besser zu kennen, gab die Reformierte Kirchgemeinde Küsnacht vor sechs Jahren als erste Gemeinde im Kanton Zürich eine Studie in Auftrag. Das Ergebnis der Sinus-Milieustudie war nicht sonderlich überraschend, verblüffte aber in seiner Deutlichkeit: Drei Viertel der Küsnachter Kirchgemeinde bestehen aus Menschen, die die Studiennotabene

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verfasser in die Gruppen «Arrivierte», «Postmaterielle» und «Moderne Performer» einsortieren. Das sind allesamt Begriffe, die der Oberschicht zugeordnet werden: Arrivierte sind traditionell orientierte Menschen, Postmaterielle haben ihre Schäfchen im Trockenen und zeigen sich kritisch engagiert, Performer suchen gerne immer wieder nach neuen Herausforderungen, ebenfalls auf hohem Niveau. Zum Vergleich: In der Gesamtschweiz machen diese Oberschichtmilieus rund 30 Prozent aus (Quelle: sinus-institut.de). Die Studie zeigte auch auf, dass bei dieser Gruppe Freizeit sehr oft mit kul-

Foto: Urs Rusterholz

Küsnacht macht Oper

Schnell war man sich in der Kirchgemeinde einig, dass das bereits hohe kulturelle Angebot in Küsnacht aufgewertet werden und auf die Kinder, deren Terminpläne ja meist die ehrgeizigen Eltern bestimmen, ausgeweitet werden müsste. Im Brainstorming mit kulturell engagierten Mitarbeitern und Gemeindemitgliedern beschloss man, auf bestehenden Strukturen aufzubauen und eine «KinderKulturWoche» durchzuführen. Pfarrer René Weisstanner holte den gefeierten Opernstar Noëmi Nadelmann ins Boot. Die Sopranistin zeigte sich begeistert von der Idee: «Arbeiten mit Kindern ist etwas vom Allerschönsten», sagt die Opernsängerin und Mutter einer 19-jährigen Tochter. Das Konzept hat sie selbst erarbeitet. «Ich habe Kinderchöre aus Opern herausgesucht, die einfach zu lernen sind und die auch einen religiösen Bezug haben, wobei das bei vielen Opern sowieso gegeben ist.» Auch Rachel Rechsteiner, eine ebenfalls in Küsnacht lebende Sopranistin wurde engagiert. Sie hatte bereits mit Noëmi Nadelmann zusammengearbeitet. Die Runde perfekt machte Renate Muggli, Theaterregisseurin und Dramaturgin. Das Konzept passte: Die Kulturwoche wurde 2012 ein Erfolg. Die fünfzig Kinder waren mit Feuereifer dabei und begeisterten zum Abschluss mit einem fulminanten Konzert während des regulären Sonntagsgottesdienstes. In diesen Tagen sind die Küsnachter Kinder bei der zweiten Auflage von «Wir machen Oper und Operette» wieder mitten in den Proben und fiebern dem Schlusskonzert am 11. Oktober in der Kirche entgegen. Bilder und Eindrücke von der «KinderKulturWoche» auf: www.rkk.ch

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Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst Friedensgebet für Syrien Ökumenisches Friedensgebet für Syrien. Mit Kirchenratspräsident Michel Müller, Generalvikar Josef Annen, Erzbischof Mor Dionysios Isa Gürbüz und dem Klosterchor St. Avgin. 16. November, 17 Uhr. Wasserkirche, Zürich. Anschliessend «Nacht der Lichter» im Grossmünster (siehe unten)

Nacht der Lichter Gesänge und Gebete aus Taizé. • 8. November, 20 Uhr. Stadtkirche, Winterthur. • 16. November, 19.15 Uhr. Grossmünster, Zürich. www.jugendtreffen.ch

Hoffnung Raum geben Referate und Vesperfeier. Im Vorfeld des Reformationssonntags laden der Stadtverband und das Pfarrkapitel Zürich zu einer öffentlichen Veranstaltung im Fraumünster ein. Zum Thema «Hoffnung Raum geben» sind zu Kurzreferaten eingeladen: der Architekt Gion A. Caminada, die SP-Nationalrätin Jacqueline Badran und die Theologin Eva Ebel. Die Vesperfeier leitet Pfr. Roland Diethelm. 28. Oktober, 19 bis 21 Uhr. Fraumünster, Zürich.

Fresh expressions of church Zweiter Informationstag: Impulse von new monasticism für den Gemeindeaufbau. Die Tagung geht der Frage nach, inwiefern Kirche für ihre Weiterentwicklung kontemplativ-spirituelle Formen, Tagzeitengebete und Kommunitäten benötigt? Hauptreferenten sind Ian Mobsby, Mitgründer der Moot Community in London, und Philip D. Roderick, Gründer von Contemplative Fire, einem kontemplativen Netzwerk in England. Neben den Referenten berichten Initianten aus der

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Schweiz und Deutschland von ihren Erfahrungen und stellen sie zur Diskussion. 2. November, 9 bis 16.30 Uhr. Kirchgemeindehaus Hard / Bullinger-Kirche. Bullingerstrasse 10, Zürich. www.weiterbildungkirche. ch/kurse/13-85 www.freshexpressions.ch

Diakonie & Seelsorge Wenn schwere Krisen die Jugendarbeit ins Wanken bringen Gemeinsames Weiterbildungsangebot von okaj zürich und der reformierten und katholischen Kirche des Kantons Zürich für Jugendarbeitende. Die Teilnehmenden erkennen die wichtigsten Symptome nach einem traumatischen Ereignis, kennen hilfreiche Strategien zur Psychohygiene und zur Rückkehr in den Alltag. Leitung: Christian Randegger. 14. November, 9 bis 13 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Tel. 044 258 92 36, edwin.blumer@ zh.ref.ch

Ökumenischer Rat in Korea Delegierte und Gäste aus den 349 Mitgliedkirchen des OeRK treffen sich Anfang November zur 10. Vollversammlung an der Südspitze der koreanischen Halbinsel. Hier gilt: Beziehungen sind wichtiger als Themen, obwohl es an brisanten Themen nicht fehlt. Infos und Materialien für Gottesdienst und Gemeindearbeit finden sich auf www.wcc2013.info/de. Peter Dettwiler von der OeME-Fachstelle wird von der Versammlung berichten und kann für Beiträge in Kirchenpflegen, Arbeitsgruppen und interessierten Kreisen in Kirchgemeinden gebucht werden. peter.dettwiler@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 38

Bildung & Spiritualität Woche der Religionen 2013 Das Zürcher Forum der Religionen lädt zur «Woche der Religionen 2013» ein. Vom 3. bis 10. November präsentiert sich Zürich in seinen multikulturellen Facetten. An jedem Tag bietet sich eine neue Möglichkeit, die Gastfreundschaft der hiesigen religiösen Gemeinschaften zu erleben. Muslime, Juden, Hindus, Buddhisten und Christen heissen Interessierte willkommen und bringen ihnen an verschiedensten Veranstaltungen ihre Glaubenswelt näher. Den Abschluss der Woche bildet – wie in den Vorjahren – das «Gebet der Religionen». Dass Gläubige aus fünf grossen Religionen sich gemeinsam zum Gebet einfinden, ist Zeichen eines neuen Denkens. Infos zu den Veranstaltungen: www.forum-der-religionen.ch

Interreligiöse Rituale Diskussionsabend für religiöse Betreuungspersonen der in Zürich tätigen Gemeinschaften aller Religionen und Konfessionen. Im Gespräch suchen wir nach möglichen Wegen, wie Menschen unterschiedlicher Religionstraditionen gemeinsam religiöse Feste und Lebensabschnittsrituale feiern können. Dabei sollen Erfahrungsberichte und theoretische Überlegungen die Diskussion befruchten. 22. Oktober, 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: office@forum-der-religionen.ch

Christliche Vielfalt in Zürich Ein ökumenischer Rundgang. Kurze Besuche bei verschiedenen christlichen Gemeinschaften in Zürich erschliessen überraschende Räume und Traditionen: Die koptisch-orthodoxe Gemeinde in der Wasser-

kirche, International Protestant Church, Heilsarmee, Zentrum für Migrationskirchen, Griechisch-orthodoxe und Serbisch-orthodoxe Kirche – das sind die Stationen auf diesem Rundgang, angeboten von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Kanton Zürich. 26. Oktober, 10 bis 16.30 Uhr. Start: Wasserkirche, Zürich. Anmeldung: sekretariat@agck.ch

Geld – Vom Mittel zum Zweck und wieder zurück Themenreihe. Geld gilt als eine der wichtigsten kulturellen Errungenschaften des Menschen. Zunehmend allerdings ist Geld nicht nur Mittel, sondern auch Selbstzweck – zum Schaden des Einzelnen und der Gesellschaft. Vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise wollen wir über die Rolle des Geldes in Religion, Wirtschaft und Gesellschaft diskutieren. Wie verhalten sich Glaube und Geld zueinander? Welche Rolle spielen die Banken und wie sollen sie reguliert werden? • 31. Oktober: «Geld in guten Händen». Mit Marc Chesney, Professor für Quantitative Finance; Lucrezia Meier-Schatz, Nationalrätin CVP; Markus Staub, Schweizerische Bankiervereinigung. • 14. November: «Geld als Reformprojekt». Mit Christine Hirszowicz, Professorin emer. für Banking; Ahlaad S. Piwnik, Verein zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie; Peter Ulrich, Wirtschaftsethiker. Jeweils 18.30 Uhr. Theater Neumarkt, Neumarkt 5, Zürich. www.zh.ref.ch/gesellschaft-ethik

Streiten will gelernt sein Konflikte wagen – gewaltfrei. Der Kurszyklus richtet sich an alle, die sich für die Themen Zivilcourage, Konfliktlösung und Gewaltprävention interessieren. Leitung: Angela Tsering, IFOR Schweiz.

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«Ich lebe, darumbe daz ich lebe» Den Mystiker Meister Eckhart heute lesen. Vier SeminarAbende. Mystik fasziniert, weil sie an der Grenze des Sagbaren ist. Sie ist vertraut nah und gleichzeitig fremd und ist eigenständig, widerständig für unser Verstehen. Leitung: Brigitte Becker und Peter Wild. Ab 4. November, jeweils 19.30 bis 21 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: petra.huettner@zh. ref.ch, Tel. 044 258 92 80

Excellence Zu Gast: Rudolf Wehrli, Dr. phil. et Dr. theol., Vorsitzender des Verwaltungsrates von Clariant AG und ehemaliger Präsident von Economiesuisse. 5. November, 18.30 bis 20 Uhr. Zunfthaus zur Schmiden, Marktgasse 20, Zürich. Anmeldung: sara.ejiro@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 83

Intervision Erwachsenenbildung Kollegiales Coaching mit Moderation. Leitung: Brigitte Schäfer und Angela Wäffler-Boveland. 6. November, 10 bis 12 Uhr. Weitere Termine im 2014. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: brigitte.schaefer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 46

Katechetische Ausbildung Informationsveranstaltung Die Teilnehmenden gewinnen eine Übersicht über Aufbau, Inhalt und Arbeitsweise der Ausbildung zur Katechetin, zum Katecheten. Leitung: Katharina Sigel und Sabine Stückelberger. 7. November, 17.30 bis 19.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 45, katechetik@zh.ref.ch www.rpg-zh.ch/primarstufe

Rundreise durch das Kirchenjahr Die christlichen Feste im Jahreskreis kennenlernen und sie in der religionspädagogischen Praxis einbringen. Leitung: Nadja Papis-Wüest, Sabine Stückelberger. 8. und 15. November, 8.30 bis

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16.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 93, katechetik@zh.ref.ch

«so wenig, als ein Käfer weiss…» Werkstatt biblische Spiritualität. Wir wollen als Gruppe erkunden, wie biblisch gegründete Spiritualität aussehen kann. Wie gehören das Wort der Bibel und die Gottessuche in unserem Leben zusammen? Dazu stellen wir einen Text in den Mittelpunkt und lesen, diskutieren und erforschen ihn auf verschiedene Arten. Leitung: Brigitte Becker, Angela Wäffler-Boveland. Der Anlass wird je einmal am 14. November und am 25. November durchgeführt. 17 bis 21 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: brigitte.becker@zh.ref.ch

Feiern Religiöse Rituale verstehen und gestalten. Leitung: Sabine Stückelberger, Stephanie Gysel und Andreas Manig. Ab 14. November, 5 Halbtage, jeweils 8.30 bis 11.45 Uhr. Hirschengraben 50. Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 93, katechetik@zh.ref.ch

Gemeindeaufbau & Leitung Im Rhythmus des Lebens schwingen Annehmen, was ist. Einüben einer gelassenen Haltung. Zusammenhänge zwischen Hadern, Enttäuschung und innerem Frieden erkennen. Leitung: Margret Surdmann. 24. Oktober, 31.Oktober, 7. November, 9 bis 12 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: freiwilligenarbeit@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66

Innere Sicherheit für den äusseren Auftritt Das Einmaleins der Auftrittskompetenz. Regeln zu Redeund Auftrittssituationen kennenlernen. Susanne Mouret. 4. November, 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: freiwilligenarbeit@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66

Von & für Gemeinden Orgelzyklus 2013 Alte Tonhalle-Orgel in der Kirche Neumünster. Eröffnet wird der Zyklus am 27. Oktober, unter dem Titel «Von Mozart zu Beethoven», gespielt von Franz Raml. Am 10. November interpretiert Christoph Grohmann Orgelwerke der französischen Spätromantik. Am 17. November spielt Emanuel Helg Werke von Heinrich Reimann, Josef Rheinberger, Niels W. Gade und Max Reger. Und am 1. Dezember erklingt Orgelmusik von Bach bis zur Spätromantik, gespielt von Ursina Caflisch. 27. Oktober bis 1. Dezember, jeweils 17 Uhr. Zürich-Neumünster. www.neumünster.ch

wesentliche Sinn- und Verhaltensfragen zugrunde. Leitung: Prof. Fritz Oser, Prof. Catherine Walter-Laager. 23. November, 13.30 bis 17.30 Uhr. Kirchgemeindehaus, Leeacherstr. 31, Maur. Anmeldung: sekretariat@kirchemaur.ch

Kloster Kappel Musik und Wort «Schubertiade» mit dem Ensemble Chamäleon. Lesungen: Pfrn. Elisabeth WyssJenny. 27. Oktober, 17.15 Uhr

Gruppe Atem Klang 8 Insel der Ruhe, wo Heilung und Wandlung möglich wird. Verena-Barbara Gohl. Start 1. November

Lesung von Sumaya Farhat-Naser

Durch die Füsse auf dem Weg zur Gesundheit Einführungskurs in die Fussreflexzonen-Therapie. Angela Croce. 2. bis 3. November

Foto: Elke Wetzig / Wikipedia

Sechsteiliger Trainingszyklus. November 2013 bis März 2014. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 37, monika.hein@zh.ref.ch

Wie ein roter Faden ziehen sich die Einschränkungen und Widrigkeiten des Alltags unter Militärbesatzung durch FarhatNasers Aufzeichnungen. Dem bitteren Befund zum Trotz lässt sich die palästinensische Autorin und Friedensaktivistin nicht entmutigen. In Schulen und Frauengruppen lehrt sie gewaltfreie Kommunikation und den Umgang mit Konflikten. Jetzt ist sie zu Gast in der Schweiz und liest in der Kirche Höngg aus ihrem Tagebuch «Im Schatten des Feigenbaumes». 8. November, 19.30 bis 21.30 Uhr. Reformierte Kirche Zürich Höngg, Am Wettingertobel 38, Zürich

Religiöses Urteil Weiterbildung für Pfarrpersonen, Katechetinnen, Behördenmitglieder und Interessierte. Das religiöse Urteil liegt allem Denken und Urteilen über

Gott ja! – Jesus Christus nein? Oder: Wie zentral ist Jesus Christus für unseren Glauben? Tagung zum Reformationssonntag mit Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie, Tania Oldenhage, Gemeindepfarrerin und Fernsehsprecherin des «Wort zum Sonntag» und Michel Bollag, Fachreferent Judentum und Co-Leiter des Zürcher Lehrhauses. 3. November, 13.30 Uhr

Musik und Wort Das Bach Collegium Zürich führt die Kantate «Ein feste Burg ist unser Gott» von J. S. Bach auf. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. 3. November, 17.15 Uhr

Das Lamm, die Schafherde Schwarzenberger Krippenfiguren erarbeiten. Verena Hohl. 9. bis 10. November

LAufmerksamkeit Pilgerweg von Zürich nach Kappel am Albis. Treffpunkt: in der Krypta des Grossmünsters Zürich. 9. November, 9.30 Uhr

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Spiritualität im Alter Die längste Reise ist die Reise nach innen. Doris Held und Susanne Lüssi. 22. bis 24. November

Himmel Künstlerinnen und Künstler legen die Bibel aus. Johannes Stückelberger. 23. bis 24. November Auskunft/Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

Stellenmarkt Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim 1.08.13 Bauma 1.08.13 Buchs 1.07.12 Bülach, 50% 1.04.13 Dietikon 1.12.12 Dübendorf 1.06.13 Eglise française, 30%, EPS* 16.08.13 Ellikon an der Thur, 70% 1.05.11 Hinwil 1.07.13 Kilchberg 1.08.13 Oberwinterthur 1.01.13 Opfikon, 80% 1.11.13 Regensdorf 1.10.10 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS 1.07.12 Rüti 1.08.13 Schönenberg 1.08.13 Sitzberg, 60% 1.04.13 Turbenthal 1.07.12 Uster, 50% 1.01.14 Wallisellen 1.07.13 Winterthur Stadt, 50%, EPS 1.05.13 Zürich Höngg 1.06.13 Zürich Matthäus 1.08.13 Zürich Im Gut 1.07.14 Zürich Industriequartier, 1.09.11 50%, EPS Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Seebach 1.02.14 Zürich Wipkingen, 30%, EPS 1.08.12 Zürich Wollishofen 50%, EPS 15.08.13 *Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten der Landeskirche und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stellen

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Buchtipp: Brennende Fragen zur Kremation sch. Darf man die Asche der verstorbenen Grossmutter ins Blumenkistli streuen? Ertrage ich es, meinen Bruder in der Urne in der Hand zu halten? Und ist es überhaupt anständig, einen toten Menschen zu verbrennen? Die letzte dieser Fragen beantworten fast 90 Prozent der Zürcherinnen und Zürcher mit Ja. Die Kremation ist heute in Zürich die Bestattungsart schlechthin. Noch vor 120 Jahren war die Feuerbestattung in der Schweiz ein Novum. Nur einen kleinen Prozentsatz der Verstorbenen übergab man dem Feuer. Die Gründe für den markanten Wandel in der Bestattungskultur sind vielschichtig. Christine Süssmann, Leiterin des Friedhof Forums der Stadt Zürich, ist ihnen nachgegangen und beantwortet die Fragen rund um das Verbrennen der Toten in Zürich mit einem 240-seitigen Buch. Auch jene, was mit der Asche des Grosis geschehen darf: Man darf sie mit nach Hause nehmen und sie im Rahmen der «Schicklichkeit» so beisetzen, wie man will. Auch das mag ein Grund für den Siegeszug der Kremation sein. Wie er in Zürich vonstatten ging, was die einzelnen Religionsgemeinschaften dazu zu sagen haben, und welche Wünsche Menschen heute zum Sterben haben, das haben die Herausgeberin und weitere Autoren zusammengetragen. Dass das Buch trotz einer eher schweren Thematik eine Heiterkeit ausstrahlt, dafür zeichnet der Illustrator Daniel Müller verantwortlich. Seine Totentanzfiguren begleiten die Leser durch alle Kapitel und durch das reiche Bild- und Quellenmaterial. Christine Süssmann / Daniel Müller: Kremation. Vom Verbrennen der Toten in Zürich. Zürich 2013. 240 Seiten, Fr. 48.–. Bestellungen: friedhofforum@zuerich.ch

Flughafengeschichten von Walter Meier* Er war einer von uns Die Andachtsräume am Flughafen Zürich sind wie auf den meisten Flughäfen weltweit interreligiös. Angehörige aller Glaubensrichtungen und selbstverständlich auch Agnostiker und Atheisten sind willkommen, falls es ihnen ein Bedürfnis ist, den Raum aufzusuchen. Die Hinweisschilder zu diesen Räumen enthalten ein Piktogramm, das eine in demütiger Haltung kniende Figur zeigt. In Zürich bekennt sich die Mehrheit der Besucherinnen und Besucher zum christlichen Glauben. Für sie gibt es als Zeichen ihrer Religion ein stilisiertes, das heisst gleichschenkliges Kreuz. Allerdings ist dieses weder aufgestellt noch an eine Wand gehängt, sondern wird an die vordere Wand projiziert. Wer sich daran stört, kann einen Lichtschalter drehen, um es abzulöschen. Einmal traf ich einen Juden an, der sich gerade zum Gebet vorbereitete: Er legte sich den Tallit (Gebetsmantel) über Kopf und Schultern und band sich die Tefillin (Gebetsriemen) um den linken Arm. Dabei leuchtete immer noch das Kreuz an der Wand. Da ich dachte, er komme aus Israel oder Amerika, fragte ich ihn auf Englisch, ob ich nicht die Projektion ausschalten solle. Zu meinem grössten Erstaunen antwortete er mir im breitesten Zürichdeutsch: «Nanäi, lönd Sie das nu aa. Es stört mi überhaupt nöd. Dä isch au äine gsi vu öis.» *Walter Meier ist seit 1997 Seelsorger am Flughafen Zürich. Einige seiner Begegnungen mit Menschen aus aller Welt hat der reformierte Pfarrer aufgeschrieben und als «Flughafengeschichten» veröffentlicht. «notabene» bringt Auszüge daraus. Walter Meier: Flughafengeschichten. Jordan-Verlag 2013.127 Seiten, Fr. 27.–. (Im Buchandel erhältlich)

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sch. Pfarrer Joachim Korus könnte es heute ruhiger haben in seinem Pfarrhaus in Schöfflisdorf. Anderthalb Meter vor dem Eingang des stattlichen Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert rauschen Autos und Lastwagen über die Hauptverkehrsader des Wehntals. Schuld an der exponierten Lage ist ausgerechnet ein Vorgänger von Joachim Korus: In den 1830-er Jahren setzte sich der damalige Schöfflisdorfer Pfarrherr vehement dafür ein, dass sein Pfarrhaus beim Strassenbau nicht links liegen gelassen würde. Der Kanton solle die Fahrbahn gefälligst direkt an seiner Residenz vorbeiziehen, monierte er – auch wenn es dafür einen zusätzlichen Rank zu bauen und zu bezahlen galt. Der Kanton murrte – und spurte. Seither ist man in Schöfflisdorf als Pfarrer ganz nah dran, an jener Verkehrsachse, die das Dorf am Nordwestzipfel des Kantons an die Hauptstadt bindet. Es nutzen sie auch die Oberweninger und die Schleiniker, die zur Kirchgemeinde

kreuz & quer

Zeigen, dass man da ist Im Wehntal war die Kirche schon immer gern am Puls der Zeit: auf dringlichen Wunsch an der lärmigen Hauptstrasse und ohne Berührungsängste auf den Kanälen von Social Media.

dorf angeschlossen haben: «Chatte mit uns Pfarrern, poste Beiträge und erfahre von unseren neusten Veranstaltungen», heisst es da kollegial und einladend. Man findet Hinweise auf Gottesdienste, eine Taizé-Feier und eine riesige Fotogalerie zum rauschenden Fest, das man unlängst zum 300. Geburtstag des Schöfflisdorfer Pfarrhauses zusammen mit dem ganzen Dorf gefeiert hat. Man findet Links zum Konzert eines Klarinetten-Oktetts und die Wehntaler Bierzunft – ein bunter Mix dessen, was am Nordfuss der Lägern rund um die Kirchen läuft. Als absoluten Renner könne man das neue Medium wenige Monate nach Aufschalten zwar noch nicht bezeichnen – die «Likes» der Seite halten sich in Grenzen – aber die Rückmeldungen seien generell positiv, sagt Pfarrer Korus. Mit dem Facebook-Auftritt schaffe man schlicht eine zusätzliche Anknüpfungsmöglichkeit für die Menschen zur Kirche: für solche, die viel unterwegs sind und auf diesem Weg den Kontakt mit den Menschen im Dorf halten wollen. Der Kontakt von Angesicht zu Angesicht soll deshalb nicht geschmälert werden. Seit Jahren begrüsst der Pfarrer die Neuzuzüger persönlich und überreicht ihnen eine Bibel. Wenn die Menschen den Kontakt zur Kirche aber lose halten wollen, sei das kein Problem, sagt Korus: «Wir wollen den Menschen aber das Gefühl geben, dass die Kirche da ist, wenn man sie braucht.» An der Kirche kommt man in Schöfflisdorf nicht so leicht vorbei – weder auf der Strasse noch im Internet.

«Mit dem Facebook-Auftritt schaffen wir zusätzliche Anknüpfungsmöglichkeiten.»

Foto: sch

gehören, und die Niederweninger und Regensberger, mit denen man – so berichtet Joachim Korus – je länger je intensiver zusammenarbeite. Die übergemeindliche Arbeit werde immer wichtiger, sagt der Pfarrer, auch wenn ein grösseres Fusionsprojekt, in das auch Steinmaur einbezogen war, nach einigen Jahren der Annäherung vorläufig scheiterte. Die Menschen sind heute derart mobil, da spielen althergebrachte Grenzziehungen zwischen den Dörfern und Dorfteilen keine grosse Rolle mehr. Die Zusammenarbeit wird nun vorerst auf Pfarramtsebene und projektbezogen vorangetrieben. Jüngstes Beispiel dafür ist der gemeinsame Facebook-Auftritt «reformiert im Wehntal», dem sich auch Niederweningen, Regensberg und Diels-

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Pfarrer Joachim Korus: Setzt sich ein für eine kontaktfreudige Kirche – auch auf Facebook.

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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Die Kirche ist nicht nur bei Eheschliessungen dabei. Lesen Sie mehr zum Thema Paarberatung ab Seite 8.

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch / notabene, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Kommunikation Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 9 / 2013 (November, Woche 46) Nr. 10 / 2013 (Dezember / Januar, Woche 51) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild: Foto: W. R. Wagner / pixelio.de


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