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Nr 7 / September 2013

notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Frauen im Pfarramt Wie Pfarrerinnen Amt und Kirche prägen Seite 10

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Gekündigt und gedemütigt

Kopfüber im Kirchturm

Immer mehr Menschen suchen Hilfe bei der Kirchlichen Fachstelle bei Arbeitslosigkeit

Zu Besuch bei den Fledermäusen von Eglisau


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Vor 50 Jahren wurden in Zürich die ersten Frauen ordiniert. Der Schritt war damals schon überfällig. Die ersten Theologinnen hatten ja bereits kurz nach der Jahrhundertwende ihre Studien erfolgreich abgeschlossen. Ins Pfarramt liess man sie nicht, oder nur als Hilfskraft. Nicht kirchliche Institutionen, sondern der Kanton und das Bundesgericht verweigerten den Theologinnen noch einmal Jahrzehnte den Zutritt

«Happy End in der Geschichte der Gleichberechtigung?» zum prestigeträchtigen Amt. 1963 – immerhin noch sieben Jahre, bevor die Schweizerinnen das Stimmrecht bekamen – stiegen die ersten Zürcher Pfarrerinnen auf die Kanzel. Heute sind Frauen im Pfarramt eine Selbstverständlichkeit: Fast 200 Frauen arbeiten als Pfarrerinnen in Gemeinden oder als Seelsorgerinnen in Institutionen im Dienst der Landeskirche. In anderen Berufen und Ämtern der Kirche engagieren sich Frauen schon länger Seite an Seite mit ihren männlichen Kollegen. In Bereichen wie der Katechetik tragen sie fast die ganze Verantwortung. Frauen prägen die Kirche. Sie geben ihr ein Gesicht und verleihen den Rollen, die sie einnehmen, ihr eigenes Gepräge (lesen Sie dazu den Artikel von Kirchenrätin Irene Gysel ab Seite 8).

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Dass es damit nicht getan ist, dass die Geschichte der Gleichberechtigung der Geschlechter in der Kirche nicht schon vor 50 Jahren ihr Happy End gefunden hat, geht manchmal vergessen. In den Leitungsfunktionen der Kirche sind die Frauen beispielsweise immer noch deutlich untervertreten. Darauf weist Pfarrerin Sabine Scheuter in der Kolumne (auf Seite 5) hin. Das Sagen haben an vielen Schaltstellen der Kirche immer noch die Männer. Umgekehrt konstatiert man, dass sich Männer immer mehr von Ehrenämtern und freiwilligem Engagement in den Kirchgemeinden verabschieden und im kirchlichen Unterricht das Feld fast gänzlich den Frauen überlassen. Die Geschlechterfrage bleibt der Kirche auf verschiedenen Ebenen erhalten. Wir können sie – mit Blick auf das Erreichte – sicher mit etwas mehr Gelassenheit angehen als die Generationen, die sich erkämpfen mussten, was heute selbstverständlich ist. Wenn Frauen oder Männer aber in einzelnen Bereichen und Funktionen fehlen, ist das eine Fehlermeldung, auf die man besser reagiert. Nicht, um der politischen Korrektheit Genüge zu tun, sondern weil es nicht gut kommt, wenn all das Knowhow, das Engagement und die Erfahrungen der Ausgesperrten auf der Strecke bleiben.

Aktuell

Nachrichten 3–6

Kolumne «Frauensache– Männersache» 5

Leserbriefe 7 Schwerpunkte

Wie Frauen das Pfarramt und die Kirche prägen 8–9

DFA: Bevor im Job alle Stricke reissen 10 – 11 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

kreuz & quer: Abhängen in Eglisau 15

Impressum / Cartoon 16

Christian Schenk Redaktor «notabene»

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Foto: sch

Aussprachesynode / Wie

die Kirche ist, und wie sie sein sollte

sch. Unter dem Titel «Perspektive Kirche» hat sich das Kirchenparlament am 25. Juni ausserhalb des üblichen Ratsbetriebes zu einer Aussprachesynode getroffen. Jenseits des kirchenpolitischen Tagesgeschäfts widmeten sich die Synodalen an der ganztägigen Veranstaltung den grossen Fragen nach dem Auftrag und Dienst der Kirche. Nach einer Phase der Strukturfindung der Landeskirche und im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2019 sollte mit der Ausspracheversammlung das Augenmerk auf die theologische Verantwortung der Kirchensynode gelenkt werden. Die in Gruppenarbeiten erarbeiteten Leitsätze zum «Wohin» der reformierten Kirche wurden am Nachmittag ins Plenum im Kirchgemeindehaus Neumünster getragen. «Wir wollen als Kirche eine sichtbare, selbstbewusste, begeisternde

Kirchensynode / Neuer

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Die Aussprachesynode fand ihren Abschluss in einer Abendmahlsvesper in der Kirche Neumünster. Am 17. September kehrt die Kirchensynode zum politischen Alltagsgeschäft zurück.

Die nächsten Traktanden • Jahresbericht 2012 • Die Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit (Postulat von Rosmarie Egli) – Antrag und Bericht Kirchenrat • Interpellation von Peter Schmid betreffend fresh expressions of church – Antwort des Kirchenrates • Bildungskonzept – Antrag und Bericht Kirchenrat (siehe unten) • Postulat von Hannes Aeppli, Nachhaltige Kapitalsicherung 17. September, 8.15 Uhr. Rathaus

Anlauf für das Bildungskonzept

sch. An ihrer nächsten Sitzung vom 17. September befasst sich die Kirchensynode mit dem Bildungskonzept, das für die Landeskirche in den nächsten Jahren handlungsleitend sein soll. Die Synode hat ein solches Bildungskonzept mit einer Motion im März 2012 eingefordert. Das Kirchenparlament wollte damit Auskunft erhalten «über künftige Bildungsstrategien, Bildungsinhalte, Umsetzung und Terminierung sowie den notabene

Gemeinschaft sein» oder «Die Kirche der Zukunft ist lokal haftbar, inhaltlich fassbar und medial präsent», waren Impulse, die eine Mehrheit der Synodalen begrüssten. Auf der weitgefächerten Prioritätenliste des Kirchenparlaments fand sich ausserdem der Wunsch nach «mehr Profil», nach einem «Minimum an Verwaltung» und einem «Maximum an Begeisterung». Konkretere Ziele wurden ebenfalls formuliert: Stärkere Anstrengungen für die Einbindung der Jugendlichen nach der Konfirmation oder die Stärkung und persönlichere Gestaltung von Taufe, Hochzeit und Abdankung. Auch selbstkritische Töne begleiteten die Diskussionen: Zu hoch gegriffen seien die von den Synodalen vorgebrachten Ziele und die Leitsätze zu wenig konkret und kaum handlungsleitend.

langfristigen Finanzierungsbedarf». Der Kirchenrat hatte seinen Bericht bereits für die Juni-Sitzung traktandiert, ihn dann aber noch einmal zurückgestellt und überarbeitet. Jetzt liegt er in kompletter Fassung vor und beschreibt auf 33 Seiten «so knapp wie möglich und so umfassend wie nötig, wie, von wem und womit Bildungsarbeit landeskirchlich und kirchgemeindlich geschieht». Und er benennt Strategien

dort, wo der Kirchenrat und die Gesamtkirchlichen Dienste die Verantwortung tragen. Unter anderem formuliert der Kirchenrat hier die strategischen Schwerpunkte zum Religionspädagogischen Gesamtkonzept und der Erwachsenenbildung, zum Kloster Kappel und zur geplanten Stadtakademie als Profilort in urbaner Region. www.zh.ref.ch/kirchensynode

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Diakoniekampagne 2014 / Mit

Hoffnungsstreifen zeigen, was die Kirche leistet

Was ist Diakonie? Ein Grossteil der Bevölkerung weiss heute nicht mehr, was mit dem Begriff gemeint ist. Eine Öffentlichkeitskampagne soll dies ändern. Ab Mai 2014 wollen die reformierten

auf Hilfe angewiesen sind. Die Bruchlinien in der Existenz werden von grünen Hoffnungsstreifen zusammengehalten. Die Plakate sind mit dem Absender «reformierte Kirche» gekennzeichnet und

eine Auswahl an Werbemitteln zur Verfügung. Bis im September können sich Kirchgemeinden anmelden. Ebenfalls im Herbst 2013 finden Infoveranstaltungen statt. Gemeinsamer Start der Kam-

Kirchen der Deutschschweiz mit Plakaten und Aktionen zeigen, was die Kirchgemeinden alles an sozialer Arbeit leisten. Im gleichen Zug soll es gelingen, die Menschen zum persönlichen Engagement und zur Freiwilligenarbeit zu ermuntern. Die Kampagne steht unter dem Titel «Hoffnungsstreifen». Die Sujets zeigen Menschen in prekären Situationen, die

verweisen auf die Kampagne-Website. «Die Kampagne lebt davon, dass sich die Kirchgemeinden, ihre Mitarbeitenden und Menschen, die sich durch die Kampagne angesprochen fühlen, daran beteiligen», schreiben die Initianten. Angestossen und finanziert wird die Aktion von der Stiftung «fondia» zur Förderung der Gemeindediakonie im SEK. Neben Anzeigen und Plakaten stellt sie

pagne ist der 12. Mai 2014. Jede Kirchgemeinde legt die Dauer selber fest. Ideal sind Aktivitäten bis Ende Juni 2014.

Staatsarchiv / Musteraktenplan Das Staatsarchiv hat auf seiner Website einen neuen Musteraktenplan (Musterregistraturplan) für Kirchgemeinden publiziert. Seit Mitte der 1980er Jahre stellt das Staatsarchiv Musteraktenpläne für die verschiedenen Gemeindetypen (politische Gemeinden, Kirchgemeinden, Schulgemeinden) und Zweckverbände zur Verfügung. Da Aktenpläne die aktuellen Strukturen und Aufgaben der öffentlichen Organe abbilden sollen, bedürfen sie periodisch der Überprüfung. Der neue Musteraktenplan ist das Ergebnis einer solchen Überarbeitung. Er ist aufgaben- und prozessorientiert. Änderungen in der Organisation der Kirchgemeinde lassen sich so ohne weiteres in den Aktenplan 4

www.diakonie-verbindet.ch

für Kirchgemeinden online

integrieren. Die Publikation des neuen Musteraktenplans bedeutet nicht, dass die Kirchgemeinden ihr bestehendes Ordnungssystem unmittelbar auf diesen umstellen müssen. Folgende Gründe können jedoch für eine Umstellung sprechen: 1. Die Kirchgemeinde verwendete bisher keinen Aktenplan. 2. Die Kirchgemeinde ist unzufrieden mit dem bisherigen Aktenplan und wünscht sich ein neues Ordnungssystem. 3. Es steht ein Zusammenschluss mit einer anderen Kirchgemeinde an. In diesem Fall ist die Erarbeitung eines neuen Ordnungssystems zwingend. Damit der Aktenplan in der Explorerstruktur abgebildet werden kann, stellt

das Staatsarchiv auf seiner Website zusätzlich zum Musteraktenplan die leere Ordnerverzeichnisstruktur gemäss Aktenplan als ZIP-File zur Verfügung. Barbara Mathis Für Fragen stehen im Staatsarchiv Bernhard Rieder, Gemeindearchive, und im Rechtsdienst des Kirchenrates Barbara Mathis, Juristische Mitarbeiterin, zur Verfügung: bernhard.rieder@ji.zh.ch, Tel. 044 635 69 14; barbara.mathis@zh. ref.ch, Tel. 044 258 92 40 www.staatsarchiv.zh.ch/internet/ justiz_inneres/sta/de/gemeinden/ musteraktenplaene.html

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Ordination / 13

neue Pfarrerinnen und Pfarrer bereit für ihren Dienst

kom. Im Grossmünster Zürich ordinierte Kirchenratspräsident Michel Müller am 18. August 2013 13 angehende Pfarrerinnen und Pfarrer. Ordiniert wurden Manuel Bieler, Beat Büchi, Fabio Carrisi, Corinne Dittes, Suzanna Hulstkamp, Jolanda Majoleth, Severin Oesch, Manuel Perucchi, Christoph Markus Reutlinger, Theresa Rieder, Margrit Uhlmann, Yvonne Nelly Wildbolz-Zangger, Erich Wyss. Voraussetzung für die Ausübung des Pfarrberufs ist ein abgeschlossenes

Theologiestudium sowie die erfolgreiche Absolvierung eines einjährigen Praktikums. Die bisherigen Vikarinnen und Vikare verpflichteten sich mit ihrem Ordinationsgelübde, «diesen Dienst im Gehorsam gegenüber Jesus Christus durch mein Leben zu bezeugen, wo immer ich hinberufen werde». Die Ordination berechtigt sie, sich in einer Kirchgemeinde wählen zu lassen.

Aufruf des Kirchenrates / Gebet

und Einsatz für bedrängte Christen kom. Der Kirchenrat zeigt sich über die jüngste Verschlechterung der Situation bedrängter Christen im Nahen und Mittleren Osten sehr besorgt. Besonders verschärft hat sich die Lage der Christen in Ägypten. Seit dem Sturz von Präsident Mursi ist es zu zahlreichen Attacken auf koptische Kirchen und andere kirchliche Einrichtungen gekommen. Dramatisch ist die Lage auch in Syrien. Christen geraten dort immer mehr zwischen die Fronten der Regierungstruppen und der Rebellen. Angespannt bleibt die Situation ebenfalls im Irak, wo mehr als zwei Drittel der Christen entweder ins Ausland oder in die relativ sicheren kurdischen Provinzen im Nordirak geflüchtet sind. Der Kirchenrat hat bereits vor vier Jahren einen ausführlichen Bericht über die schwierige Situation verschiedener christlicher Minderheiten vorgelegt und sich seither in Zusammenarbeit mit der Bayrischen und der Württembergischen Landeskirche für Kriegsopfer und bedrängte Christen im Irak und im Turabdin, zum Beispiel für das Kloster Mor Gabriel, eingesetzt. Nun hat er erneut aus dem Sammelkonto «Bedrängte Christen» die Unterstützung von vier notabene

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Projekten beschlossen. Je 30 000 Franken gehen an das kirchliche Bildungsprojekt von CAPNI und ein Traumazentrum in Dohuk, beides Projekte im Nordirak, die die Landeskirche seit 2009 unterstützt. Ebenfalls je 30 000 Franken kommen den christlichen Flüchtlingen in Syrien und dem syrisch-orthodoxen Kloster St. Avgin in Arth/SZ zu Gute. Das Kloster ist das spirituelle Zentrum der rund 13 000 assyrischen Christen, die unterdessen hier in der Diaspora, im Bistum Österreich/Schweiz leben. Der Kirchenrat bittet die Pfarrämter und Kirchgemeinden, sich diesen Bemühungen anzuschliessen und insbesondere im November im Gottesdienst, in Predigt und Fürbitten, bei Kollekten und Veranstaltungen die Probleme bedrängter Christen zu thematisieren. Sammelkonto: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich, Blaufahnenstr. 10, 8001 Zürich, PC 80-2020-8, Vermerk: Konto 200 510/Bedrängte Christen. Infos: www.zh.ref.ch/bedraengte-christen

Frauensache Kürzlich war ich zur Konfirmation eines befreundeten Mädchens eingeladen. Sechs junge Frauen gestalteten gemeinsam mit dem Pfarrer und einem Musiker eine inspirierende Feier. Jungs waren in diesem Jahrgang keine dabei. Kurz darauf reiste meine Tochter als Abschluss des Religionsunterrichts des Gymnasiums nach Berlin. Acht Mädchen verbrachten tolle Tage mit einem anspruchsvollen Programm. Die zwei Jungs, die ebenfalls das Freifach Religion besucht hatten, waren nicht mitgekommen. In den Gottesdiensten und Veranstaltungen der Erwachsenenbildung sieht es ähnlich aus, und auch in vielen Kirchenpflegen bilden Frauen die überwiegende Mehrheit (abgesehen vom Präsidium). Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei einem Blick in die Medien: An der umstrittenen ökumenischen Eucharistiefeier in Gfenn repräsentierten sechs Männer die verschiedenen Konfessionen. An der Pressekonferenz «Christliche Kirchen gegen Asylgesetzverschärfung» vertraten fünf Männer die Leitungen ihrer Kirchen. Und auch bei den Regionalkonferenzen zum Projekt KirchGemeindePlus begrüsste der Herr Projektleiter erst den Herrn Kirchenratspräsidenten und dann den Herrn Professor. Frauen traten keine auf, sie servierten dafür in der Pause die Brötchen. Unsere Kirche ist längst eine Frauenkirche – an der Basis, bei den Freiwilligen, in vielen Kirchenpflegen. Unsere Kirche ist noch immer eine Männerkirche – auf der Führungsebene, in den Projektleitungen, an Pressekonferenzen. Die Frage ist: Wer gestaltet für wen die Zukunft unserer Kirche? Und wie soll ich das meiner Tochter erklären? Sabine Scheuter Pfrn. Sabine Scheuter und Pfr. Mark Schwyter leiten die Fachstelle Geschlechter & Generationen. In dieser Kolumne sagen sie abwechselnd, was in der Kirche Sache ist: aus Männersicht und aus Frauensicht. 5


Nachruf / Tod

von Denise Schlatter

Sozialdiakonatskonferenz / Arbeiten

Am 24. August ist Pfarrerin Denise Schlatter, Leiterin der Fachstelle Personalentwicklung Pfarrberufe, 54-jährig verstorben. Sie erlag einer schweren Krankheit, gegen die sie über drei Jahre lang angekämpft hatte. Denise Schlatter studierte auf dem zweiten Bildungsweg Theologie und wurde am 8. November 1998 ordiniert. 2010 übernahm die Mutter von zwei Töchtern den Dienst in der Landeskirche und setzte sich mit grosser Hingabe und Beharrlichkeit für ihre Aufgabe ein. Trotz der immer grösser werdenden Einschränkungen durch die Krankheit konnte sie wichtige Akzente setzen.

sch. Am 24. September treffen sich die rund 200 Sozialdiakone und Sozialdiakoninnen der Zürcher Landeskirche in Winterthur zu einer gemeinsamen Konferenz. Im Fokus steht die praktische Umsetzung der Erkenntnisse aus der Sinus-Milieustudie der Landeskirche. Die Teilnehmenden setzen sich mit Chancen und Gefahren einer milieugerechten Sozialarbeit auseinander. Gesucht werden umsetzbare Projekte, die den Menschen nahe sind, die aber nicht Gefahr laufen, anbiedernd zu wirken. Zu den Arbeitsgrundlagen des Weiterbildungstages in Winterthur gehört auch das neue Diakoniekonzept der Landeskirche. Inputs liefern Referentinnen und Referenten, die bereits Erfahrung gesammelt haben mit der Umsetzung des Milieuansatzes: Ellen Eidt, Evangelische Landeskirche Württemberg, Damian Kaeser-Casutt, Bistum St. Gallen, und Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie. Bereits im Mai dieses Jahres hat sich die Zürcher Arbeitsgemeinschaft der Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone (ZAG) mit der Umsetzung des anderen grossen Projekts der Landeskirche, mit KirchGemeindePlus, auseinanderge-

auf

einen Blick kom. Unterrichtsmaterialien, Grundlagen für tauforientierten Gemeindeaufbau, Urkunden und Broschüren: Auf der neuen Webseite der Landeskirche rpg-zh.ch sind sämtliche Unterlagen des Religionspädagogischen Gesamtkonzepts (rpg) gesammelt. Katechetinnen, Pfarrer und Mitglieder von Kirchenpflegen finden hier, nach Altersgruppen geordnet, alle Dokumente und Hinweise, die sie für die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen brauchen: von «Fiire mit de Chliine» über die «Minichile» bis zu «Juki» und «Konf». Die Webseite ist im neuen Erscheinungsbild der Landeskirche aufgebaut und stellt auch die Taufund Unterrichtsurkunden mit der neuen Wortmarke zum Download zur Verfügung. Im Zuge der Umstellung auf das neue Erscheinungsbild fallen künftig die einzelnen Unterlogos der rpg-Angebote weg. Die Angebote werden durch die Titelsetzung und durch die Auswahl der Bilder unterschieden. Die Namen der Gefässe («Kolibri», «Minichile» etc.) bleiben jedoch bestehen. www.rpg-zh.ch

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setzt. An ihrer Mitgliederversammlung am 22. Mai diskutierten über dreissig Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone die Chancen für die Sozialdiakonie, die sich aus dem Zusammenwachsen der Kirchgemeinden ergeben können. Als Referent war Martin Peier, Projektverantwortlicher für KirchGemeindePlus, geladen. Nach seinem Ausblick wurde intensiv diskutiert, und bestehende Strukturen und Denkmuster wurden hinterfragt. Infos auf: www.zag-sozialdiakonin.ch

Beauftragungen Zum Abschluss der Sozialdiakonats-Konferenz werden in der Stadtkirche Winterthur 16 neue Mitarbeitende der Sozialdiakonie in der Landeskirche beauftragt. Offiziell in den Dienst der Kirche aufgenommen werden: Rebecca Altorfer, Rahel Aschwanden, Silvia Bänziger-Schneebeli, René Büchi-Keller, Annina Del Grande, Sarah Grau, Evelyne Haymoz-Peter, Manuela Kohli-Wild, Claudia Kuonen, Barbara Morf, Rahel Preiss-Spalinger, Susanne Vögeli, Agavni von Grünigen, Ruth Tobler, Michal Mahela Zürcher, Katharina SafariZadeh-Mai

Foto: video stil aus, www.sozialdiakon.ch

rpg-zh.ch / Unti

in verschiedenen Lebenswelten

Sozialdiakonie: Berufe mit «Herz und Action» Eine Kampagne macht derzeit auf die Vorzüge der Berufe in der Sozialdiakonie aufmerksam. Drei Kurzfilme auf der Plattform «youtube» zeigen augenzwinkernd, wie abwechslungsreich und kontaktfreudig das Berufsfeld sein kann. Kirchgemeinden und Kantonalkirchen können zudem weiteres Werbematerial wie Online-Banner, Handzettel und Printinserate bestellen: www.sozialdiakon.ch/www.sozialdiakonin.ch

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Leserbriefe / «Woran

liegt es, dass 97 Prozent der Mitglieder im Gottesdienst fehlen?» «notabene» 3/13: Gottesdienst Man erzählt sich in unserem Bezirk von Gemeinden, in denen am Sonntagvormittag fünf betagte Frauen in einer zweihundertplätzigen Kirche sitzen. Ob es ihnen dabei wohl ist und ob der einst für eine stattliche Zuhörergemeinde bestimmte Aufwand noch Sinn macht, darf bezweifelt werden. Statt mit vollem Glockengeläut, professionellem Orgelspiel und zeitaufwendig vorbereiteter Predigt wäre den Seelen des Seniorinnen-Quintetts mit einem gemeinsamen Zmorge samt Andachtsviertelstunde wohl besser gedient. In anderen Gemeinden gehts am Sonntagmorgen zwar belebter zu und her, aber die anwesenden zwei oder drei Prozentlein der eingeschriebenen Kirchenmitglieder füllen ebenfalls längst nicht alle Sitzplätze. Woran liegt es, dass an normalen Sonntagen 97 Prozent der registrierten Mitglieder durch Abwesenheit glänzen? Was müsste am traditionellen Gottesdienst verändert werden? Ist er zu wortreich und zu wenig meditativ? Beruht er auf Glaubenssätzen, mit denen moderne Menschen kaum mehr etwas anfangen können? Oder ist der Gottesdienst zu sehr pfarrerzentriert? Letzteres liesse sich entschärfen, wenn unter dem Motto «Gemeindeglieder kommen zu Wort» dann und wann ein Team von Laien den Gottesdienst mitgestalten würde. Erfahrungsgemäss stossen solche Feiern (in Bern bekannt unter dem Namen Kirchensonntag) auch bei ansonsten Aussenstehenden auf Interesse: Regierungsrätinnen, Schriftsteller, Fernsehleute und Sportgrössen haben in diesem Zusammenhang schon auf bernischen Kanzeln gestanden. Und noch ein Vorschlag für eine sonntägliche Feier, die sich vom traditionellen, aber schwindsüchtigen Gottesdienstmodell entfernt. Unter der Bezeichnung «Wort und Musik» könnte ein Konzert angeboten werden, wobei zwischen den einzelnen Stücken biblische oder andere wertvolle Texte gelesen würden. Um die Schwelle für kirchenferne Leute zu senken, sollte man auf notabene

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einen liturgischen Rahmen verzichten. Der musikalische Teil würde von Einheimischen bestritten. Theo Ammann, Marthalen

Wenn die Kirche nur verwaltet wird «notabene» 4/13: «Mit guten Gründen in der Kirchenpflege» Ich finde es super, wenn Kirchenpfleger mehr als eine Amtsperiode tätig sind, um eine gewisse Kontinuität hineinzubringen und auch auf langfristige Ziele hinzuarbeiten. Der Artikel im notabene beleuchtet hingegen kaum die Schattenseiten in der Kirchenpflegearbeit, die es eben auch gibt und die jede Motivation zunichtemachen können. Manchmal besteht eine Kirchenpflege aus lauter Einzelkämpfern. Dann sind Veränderungen kaum realisierbar. Die Fragen, wie man es schafft, damit wieder mehr Leute Freude an der Kirche bekommen, bleiben drängend: Warum gibt es einzelne Kirchgemeinden, die richtig boomen? Warum haben gewisse Freikirchen Erfolg? In der ref. Kirche wird über die vielen Kirchenaustritte gejammert, aber man ist nicht bereit, hinzuschauen, was andere Kirchen anders, besser machen als wir. Mit Fusionen von Kirchgemeinden glaubt man, das sinkende Schiff retten zu können. Ich glaube nicht daran. Es reicht nicht, die Kirche nur zu verwalten. Ruedi Wipf, Herrliberg

Berichtigende Ergänzungen «notabene» 6/13: «Was ist Ihre Meinung dazu?» Die Kirchenpflege Mönchaltorf initiierte im Herbst 2006 das Projekt «Schiff». Eine Spurgruppe bereitete während eines Jahres Themen und einen Fragekatalog für eine Umfrage im Hinblick auf einen Kirchgemeindetag vor, der 2007 durchgeführt wurde. Zu diesem trafen sich rund 35 Personen der Gemeinde. Unter der Leitung einer Beratungsfirma wurden in Gruppen die Resultate der Umfrage diskutiert und ausgewertet.

Als Resultate können festgehalten werden: Erstens wurden die geplante Friedhofgestaltung angegangen und die ehemalige Aufbahrungshalle für verschiedene Ereignisse (Apéros, Kirchenkaffee, Treffen von Gruppierungen usw.) renoviert. Zweitens wurde eine Stelle für Sozialdiakonie (30%) für die kirchliche Jugendarbeit geschaffen. Drittens wurden zwei Predigtserien mit einheitlichem Themenkreis und anschliessender Diskussion durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Unterfangen nachhaltige Früchte trägt. Die professionelle Auswertung der Resultate wäre ohne eine Beraterfirma, die im Vergleich zu Projekten in anderen Gemeinden wenig Geld kostete, nicht gelungen. Die Firma leistete nicht nur die Befragung, sondern die Leitung des ganzen Kirchgemeindetags. Die Spurgruppe 2006/07 arbeitete ohne Entschädigung. Einen anderen Weg (ohne Beraterfirma) ging man in der Kirchgemeinde im Jahr 2012 für ein Projekt für ein Begegnungszentrum. Während man diesmal für die Befragung keine externe Firma beizog, verbuchte man – durchaus zu Recht – einige Tausend Franken an Sitzungsgeldern für die Kommissionsarbeit. Diese Fakten zeigen auf, dass sich die beiden Projekte nicht vergleichen lassen. Ihre Verschiedenheit erklärt jedoch jene der Befragungen, die der Artikel «Was ist Ihre Meinung dazu?» gut herausstellt. Beide Projekte haben ihren besonderen Wert und sind für die Kirchgemeinde Mönchaltorf entscheidende Schritte für den Gemeindeaufbau. Paul Boschung, Mönchaltorf

Ihre Meinung ist gefragt Sagen Sie uns Ihre Meinung, diskutieren Sie mit! Senden Sie Ihren Leserbrief an: notabene@zh.ref.ch

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50 Jahre Frauenordination /

Wie Frauen Pfarramt und Kirche prägen Seit 50 Jahren können in der Zürcher Landeskirche Frauen als Pfarrerinnen gewählt werden. Grund zum Feiern – und um über Visionen von Frauen im Pfarramt und die weibliche Seite der Kirche nachzudenken.

Ordiniert zur Pfarrerin: Dieser Weg steht Frauen in der Landeskirche seit 50 Jahren offen.

Von Irene Gysel, Kirchenrätin

Vor bald 30 Jahren formulierte eine Gruppe von Pfarrern an der Disputation 84 den Antrag, die Ordination in eine Bestätigungsfeier umzuwandeln. Damit wäre sie faktisch abgeschafft worden. Das Plenum diskutierte intensiv und tendierte dazu, dem Antrag zuzustimmen. Auch in unserer reformierten Kirche gebe es – allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz – einen wesenhaften Unterschied zwischen Pfarrer und

«Hat etwas an Wert verloren, wenn es den Frauen zugestanden wird?» Laien, was dem Gedanken des allgemeinen Priestertums widerspreche. Da meldete sich der katholische Beobachter der Versammlung und riet in bewegenden Worten zur Ablehnung. Es würde sonst noch die letzte offene Tür zur katholischen Kirche zugeschlagen. Der Antrag wurde knapp abgelehnt. Die damalige Diskussion zeigt, wie radikal wir, ich inklusive, dachten. Und dies 8

nur 20 Jahre nachdem endlich, nach langen Kämpfen, auch die Frauen ordiniert werden konnten. Vielleicht gibt es da einen hin und wieder zu beobachtenden Zusammenhang: Wenn etwas den Frauen zugestanden wird, verliert es an Wert. Allerdings könnten die Frauen dies als Chance wahrnehmen und neue Werte setzen. Unterdessen bin ich froh, dass es die Ordination noch gibt, ich habe umgelernt. Es sind nicht nur die Persönlichkeiten, die einen Beruf prägen. Ich betone: Nicht nur! Denn sie prägen ihn stark. Es ist zuerst die Funktion, die Rolle, die prägend wirkt. Die Rolle entsteht durch die Erwartungshaltung der Gemeinde, der Menschen. Im Fall des Pfarrberufs hat die Rolle besonderes Gewicht, sie ist so stark wie ein Archetyp. Es gibt sie seit tausenden von Jahren und, wenn auch unterschiedlich ausgeprägt, in jeder Kultur. Der Inhaber oder die Inhaberin wird dazu berufen, «Mittler zwischen Himmel und Erde» zu sein, wird ausgewählt, ausgebildet, vom Kollektiv beauftragt und damit in eine besondere Position gehoben. Nun betont jedoch die reformierte Kirche explizit, ihre Pfarrpersonen seien

nicht Mittler zwischen Himmel und Erde, sondern Dienerinnen und Diener am göttlichen Wort. Man erwartet von ihnen nicht, dass sie im Himmel etwas bewirken und auf Erden im Namen Gottes Entscheide fällen. Aber, und das wird in diesem Zusammenhang zu wenig gesehen, sie bleiben die Personen, die sich mit den letzten Fragen beschäftigen, die zum Geheimnis Gott beten, die mit vielen Menschen Leid und Freude teilen, viele durch

«Wie sehen sich die Pfarrerinnen selber? Entdecken sie neue Seiten ihres Amtes?» ihr ganzes Leben und beim Sterben begleiten und die eben gerade für die Begegnung mit der anderen, uns unbekannten Dimension ordiniert und eingesetzt werden. Besonders in der Notfallseelsorge ist zu beobachten: Wenn jemand ausdrücklich einen Pfarrer oder eine Pfarrerin wünscht, dann hat er oder sie mehr oder weniger bewusst dieses priesterliche Bild vor Augen. notabene

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Wo Kirche in Frauenhand ist – und wo nicht

Fotos: Gion Pfander

kom. In der Zürcher Landeskirche arbeiten heute 136 Frauen im Gemeindepfarramt, 51 sind als Pfarrerinnen in Institutionen (z. B. Spital- oder Gefängnisseelsorge) tätig. Ihnen stehen 233 männliche Amtskollegen im Gemeindepfarramt gegenüber, 46 in Institutionen. In der Sozialdiakonie arbeiten 149 Frauen und 89 Männer. Die Katechetik (mit über 300 Mitarbeiterinnen) ist zu 99 Prozent in Frauenhand. Im Bereich Administration arbeiten in den Kirchgemeinden insgesamt 180 Personen; der Frauenanteil liegt in diesem Bereich bei über 90 Prozent.

Beauftragt zum katechetischen Dienst: Im Unterrichtswesen prägen Frauen die Kirche schon lange.

Nun werden bei uns seit 50 Jahren, das sind zwei Generationen, auch Frauen ins Pfarramt eingesetzt. Hat sich seither der Archetyp verändert? Hat sich das Bild des Pfarrherrn von damals gewandelt? Hat der Archetyp etwas Mütterliches erhalten? Hat er etwas vom Priesterinnenbild aufgenommen, das auch eine erotische Komponente hat? Oder etwas von den starken Revolutionärinnen oder Prophetinnen, die alle unbestechlich, kämpferisch und unbeirrbar ihre Ziele verfolgten? Es könnte auch sein, dass es zwei Archetypen gibt, den des Pfarrers und den der Pfarrerin. Wie sehen sich die Pfarrerinnen selber? Man betont heute gerne, wie wichtig es sei, seine Rolle zu kennen und zu bejahen. Ende August befassen sich einige Pfarrerinnen an einer Tagung mit vielleicht neu zu entdeckenden Seiten des weiblichen Pfarramtes.

50 Jahre Frauen im Pfarramt – Die Feier Mit Beiträgen von Ständerätin Verena Diener und Regierungsrätin Regine Aeppli. 17. November, 19 Uhr. Grossmünster, Zürich.

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Hürdenlauf zum Frauenpfarramt sch. Bereits 1918 räumte die Zürcher Kirche den Frauen den Weg zum Pfarramt frei: Sie ordinierte mit Rosa Gutknecht und Elise Pfister zwei Frauen, die das Theologiestudium in Zürich 1913 begonnen und erfolgreich abgeschlossen hatten. Drei Jahre später beschloss die Kirchensynode die Einführung des Pfarramts für Frauen. Doch das Bundesgericht versagte seine Zustimmung: Da die Wahl von Pfarrerinnen und Pfarrern dem staatlichen Stimm- und Wahlrecht entsprechend geregelt war, galten Frauen als nicht wahlfähig. Erst das neue Kirchengesetz von 1963 räumte diese Hürde weg: Am 17. November wurden im Grossmünster zwölf Frauen ordiniert. Auf das volle politische Mitbestimmungsrecht mussten die Zürcherinnen übrigens noch bis 1970, auf eidgenössischer Ebene bis 1971 warten.

Anders sieht das Verhältnis in den Leitungsfunktionen aus: Da sind die Frauen deutlich in Unterzahl: Im Kirchenrat steht eine Frau sechs Amtskollegen gegenüber. Von den 11 Dekanaten wird eines von einer Pfarrerin geleitet. In den Kirchenpflegen engagieren sich 713 Frauen und 527 Männer, das Präsidium haben 70 Frauen und 109 Männer inne.

Pfarrerinnen fordern mehr Frauen in Leitungspositionen In einem Positionspapier anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums «Frauen im Pfarramt» fordert eine Arbeitsgruppe des Pfarrvereins des Kantons Zürich mehr Frauen in kirchlichen Leitungspositionen. Als Zielvorgabe sieht sie einen Anteil von 40 Prozent. Die Pfarrerinnen fordern zudem eine Stärkung der Teilzeit- und Ergänzungspfarrstellen, die überproportional oft von Frauen besetzt sind. Fusionen und Stellenkürzungen dürften nicht zulasten von Teilzeitstellen gehen. Es gelte vielmehr, ordentliche Teilzeitstellen zu ermöglichen. Dies würde eine Änderung der Kirchenordnung bedeuten. www.pfarrverein.ch/dok/1338

Buchtipp: Pierre Aerne: Frauen auf der Kanzel. Frauenordination und Frauenpfarramt in den reformierten Kirchen der Schweiz. Ca. 520 Seiten. Erscheint Ende 2013.

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Die Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit /

Bevor alle Stricke reissen Die Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit (DFA) ist eines der letzten Auffangnetze für Menschen, die im Arbeitsmarkt schwer mithalten oder sich für ihre Rechte kaum wehren können. Der Andrang ist gross. Von Christian Schenk

Frau N. ahnte an diesem Morgen an der Kasse eines Detailhandelsgeschäfts nichts Böses. Wie an jedem Arbeitstag zog sie auch heute die Milchtüten, Pelati-Dosen und Pommechips-Packungen über den Scanner und kassierte die Beträge für die Einkäufe ein. Die Kassiererin hatte eben eine Kundin verabschiedet, als man sie ins Personalbüro beorderte. Dort eröffneten ihr der Personalchef und der Filialleiter die Kündigung und die sofortige Freistellung. Sie arbeite zu wenig schnell und mache zu viele Fehler. Für die Firma sei sie nicht mehr tragbar. Flankiert von einem Securitas-Mann wurde Frau N. danach wie eine Verbrecherin aus dem Laden geführt. Für einen Abschied von den Arbeitskolleginnen liess man ihr keine Zeit. Für Regula Dick, Fürsprecherin und Leiterin der Kirchlichen Fachstelle bei Arbeitslosigkeit, war der Fall klar: missbräuchliche Kündigung und darüber hinaus eine Demütigung der gröbsten Art. Als Frau N. ihr in der Sprechstunde ihr

Herz ausschüttete, war sie immer noch schwer gezeichnet von der Freistellung, die sie wie aus heiterem Himmel getroffen hatte. Die Kündigung hatte zu einer psychischen Erkrankung geführt. Regula Dick übernahm das Mandat von Frau N. und erreichte schliesslich in einer aussergerichtlichen Einigung eine finanzielle Abfindung. Frau N. nahm sie an. Sie brauchte das Geld. «Den Fall hätte ich gerne vor Gericht gebracht, um dieses entscheiden zu lassen, wie weit Arbeitgeber bei der Kündigung gehen dürfen», sagt die Fürsprecherin. Weil der Prozessweg aber lang und mühselig werden könne, hätte sich die Klientin mit der angebotenen Abfindung zufrieden geben wollen.

Wenn der Lohn ausbleibt Der Fall ist einer von hunderten, die jedes Jahr der DFA Zürich gemeldet werden. In den Büros am Stauffacher klopfen täglich Menschen an, weil deren

Rechte am Arbeitsplatz missachtet werden. Die Hilfesuchenden loten Möglichkeiten aus, wenn ihnen der Arbeitgeber die Überstunden nicht bezahlt oder die Löhne wochenlang vorenthält. Drei bis vier Rechtsberaterinnen arbeiten an den Fällen. Sie entscheiden nach einer Kurzberatung, ob sie ein Mandat erfolgversprechend übernehmen können. Bisweilen reicht ein Ratschlag, nicht selten sind die Fälle komplizierter und bedürfen weiterer Abklärungen. Neben rechtlichen Auskünften sind auch Sozialberatungen oder die Unterstützung bei Stellensuche und Bewerbung nötig. «Bei der DFA melden sich Menschen, die unter Bedingungen arbeiten, von denen man dachte, sie seien in der Schweiz nicht mehr denkbar», sagt Regula Dick. Und es klopfen Menschen an, denen es nicht oder nur mühsam gelingt, ihr Leben auf einen tragenden Boden zu stellen. Die Unterstützung und Begleitung dieser Menschen, die nur mehr schwierig in einen Arbeitsprozess zu integrieren sind und bisweilen in prekären Verhältnissen leben, nehmen fünf Sozialberater wahr. «Die Menschen haben mit riesigen Enttäuschungen, mit Wut und Ängsten zu kämpfen», sagt Francesco Martinelli, Sozialarbeiter bei der DFA. Dieser Emo-

«Menschen arbeiten unter Bedingungen, die man in der Schweiz so nicht mehr für möglich hält.» Regula Dick:

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DFA

tionalität gebe man Raum, beginne dann aber zusammen mit dem Klienten mit der Suche nach neuen Wegen. Das kann ganz konkret sein: die Bewerbungsunterlagen an den dafür bereitgestellten Computern in die korrekte Form bringen oder Vorstellungsgespräche üben. «Es geht auch darum, die Menschen in der Krise oder Umbruchsituation zu begleiten und sie zu stärken: z. B. indem wir auf ihre Ressourcen und Fähigkeiten hinweisen.» Anders als beim RAV geht es bei der Beratung in der DFA nicht um Leistungsvereinbarungen, sondern um psychosoziale und anwaltliche Unterstützung. «Das schafft ein ganz anderes Klima», sagt Francesco Martinelli.

Schlange stehen für Hilfe Trotz der relativ guten wirtschaftlichen Lage ist der Andrang der Ratsuchenden seit Jahren hoch und kann von der Fachstelle nicht bewältigt werden. 2012 wurden allein in Zürich fast tausend Personen neu aufgenommen und insgesamt 2169 Beratungsgespräche geführt. Dazu kommen die Beratungen, die die DFABüros in Winterthur und Uster leisten. Bis zu 2000 Hilfesuchende mussten 2012 in Zürich wegen Überlastung abgewiesen werden. Das DFA-Team, getragen von der katholischen und reformierten Kirche, ist gefordert. Regula Dick versucht, mit kürzeren In-Take-Beratungen, mehr Ratsuchende in kürzerer Zeit notabene

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zu bedienen und damit die Ressourcen noch effektiver zu nutzen. Derzeit ist auch ein Organisationsprozess im Gang, der die Abläufe und die Zusammenarbeit der Büros optimieren soll. Es ist absehbar, dass dies allein nicht genügen wird. Um die hohen Abweisungszahlen der letzten Jahre effektiv zu reduzieren, müssten die Beratungskapazitäten massiv erhöht werden.

Kirche allein am Anschlag Bereits 2009 haben die Kirchen den Etat um 200 Stellenprozente erhöht. Ob sie in der Lage sind, noch mehr zu investieren, ist fraglich. Ein Postulat, überwiesen von der reformierten Kirchensynode im Dezember 2011, forderte den Kirchenrat auf, weitere Massnahmen zu prüfen, damit weniger Ratsuchende abgewiesen werden müssen. Die Antwort, die der Kirchenrat der Kirchensynode in der Herbstsession vorlegen wird, liefert eine umfassende Analyse und lotet Massnahmen aus. Der Kirchenrat stellt sich hinter den diakonischen Auftrag, den die DFA im Kanton Zürich leistet, und will «mit den vorhandenen Ressourcen das Mögliche leisten». Er kommt aber auch zum Schluss, dass diese gesellschaftliche Aufgabe letztlich grösser sei, als dass sie allein durch die Kirchen erfüllt werden könnte.

Die Kirchliche Fachstelle bei Arbeitslosigkeit Zürich (DFA) hilft Menschen, die von Erwerbslosigkeit oder drohendem Arbeitsplatzverlust betroffen sind. Die Fachstelle wurde 1976 gegründet. Bis heute tragen die reformierte und katholische Kirche im Kanton die Institution gemeinsam und unterstützen Erwerbslose oder Arbeitnehmende in schwierigen Situationen. Die DFA ist an zwei weiteren Standorten aktiv, in Winterthur und Uster. Der Stellenetat für die Sozialarbeiter, Rechtsberaterinnen und administrativen Mitarbeitenden liegt bei insgesamt 1000 Stellenprozenten. www.dfa.ch

Prekäre Lage trotz tiefer Arbeitslosigkeit sch. In Sachen Arbeitslosigkeit ist die Schweiz, verglichen mit den europäischen Nachbarn, in einer guten Lage. Die Arbeitslosenquote liegt bei rund 3 Prozent. Im Kanton Zürich waren im Mai 2013 rund 24 000 Menschen arbeitslos gemeldet. Monatlich werden rund 500 Personen ausgesteuert. Schwierig ist die Situation besonders für Menschen, die dem gestiegenen Leistungsdruck in der Wirtschaft nicht gewachsen sind, die ungenügend ausgebildet oder gesundheitlich angeschlagen sind. Sie sind schwer in den Arbeitsprozess zu integrieren, oder sie leiden unter teilweise prekären Arbeitsverhältnissen und arbeiten für Löhne, die ihre Existenz nicht sichern können. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen widerspiegeln sich in der Beratungstätigkeit der DFA. Die Ratsuchenden, zu rund zwei Drittel ausländischer Herkunft, haben zunehmend komplexere Anliegen. Der Verlust der Arbeitsstelle stellt nicht nur die wirtschaftliche Existenz in Frage, sondern gefährdet auch das Selbstwertgefühl. Die Ratsuchenden brauchen Hilfe im Umgang mit Arbeitgebern, Sozialversicherungen und Behörden und bei der Durchsetzung ihrer Rechte.

Postulatsantwort unter «Aktuell» auf: www.zh.ref.ch/kirchensynode

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Themen und Termine

spielt in Südindien, wo HEKS ländliche Gemeinschaften beim Zugang zu Land unterstützt. Am Vormittag führen Referate von Fachpersonen in die Thematik ein, am Nachmittag gibt es die Möglichkeit, in Workshops einzelne Themen zu vertiefen.

Verkündigung & Gottesdienst

21. September, 9 bis 17 Uhr. Volkshaus Zürich. Anmeldung: www.heks.ch/herbsttagung

Hochschulgottesdienste im Herbstsemester 2013 Studierende stellen den von ihnen ausgewählten Bibeltext und ihren Predigtwunsch vor. Predigt: Friederike Osthof; Musik: Studierende der ZHdK. Nach jedem Gottesdienst findet ein Nachgespräch zu Wunsch und Predigt statt. Wer will: 10.30 Uhr Einsingen und Üben der Lieder, 11 Uhr Gottesdienst. 29. September, 20. Oktober, 10. November, 1. Dezember, jeweils 11 Uhr. Predigerkirche Zürich. www.hochschulforum.ch

Braucht Glaube Kirche? Fragen, die es in sich haben. Vortrag und Diskussion: Das Interesse der Menschen an Sinnfragen und ethischer Orientierung ist ungebrochen. Gleichzeitig nimmt die Bindung an Institutionen wie die Kirche ab. Leitung: Béatrice Acklin Zimmermann, Paulus-Akademie Zürich, Pfrn. Brigitte Becker, Fachstelle Spiritualität & Lebensstil. Referierende: Johanna Rahner, Professorin für systematische Theologie. 25. September, 18.30 bis 20 Uhr. Wasserkirche, Limmatquai 31, Zürich

Diakonie & Seelsorge Mission Gesundheit Die Herbstkampagne von mission 21 trägt den Titel «Mission Gesundheit – Wir stärken Menschen ganzheitlich» und dauert von Mitte September bis zum 1. Dezember 2013. «Mission Gesundheit» stellt drei Projekte der Gesundheitsvorsorge in Afrika vor und fokussiert das Thema Aids in Afrika. Die Herbstkampagne wird begleitet

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Intervisionsgruppe Jugendarbeit Kollegiales Coaching mit Moderation. Die Teilnehmenden reflektieren ihre Arbeit, tauschen Lösungsansätze aus, erweitern ihre Methoden- und Kommunikationskompetenz. Leitung: Barbara Schleuniger

durch Veranstaltungen und Aktionen in Basel, Bern und Horgen. Das Missionswerk stellt Ideen zur Veranschaulichung des Gesundheitsthemas in der Gemeinde oder Gruppe zur Verfügung. Mit «Mission Gesundheit» ruft mission 21, zur Solidarität mit der weltweiten Kirche auf, die sich mit ganzheitlichem Ansatz für das Grundrecht auf Gesundheit einsetzt. – Infoveranstaltung in Horgen: Vortrag und Diskussion, u. a. mit Claudia Bandixen, Direktorin mission 21 und Johannes Klemm, Programmverantwortlicher Tansania. 23. September, 17 Uhr, Kirchstr. 11, Horgen. Infos zur Kampagne: www.mission-21.org/gesundheit

«Land haben heisst Mensch sein»: HEKS-Herbsttagung Im Zentrum des eintägigen Anlasses wird der Film zur diesjährigen Sammelkampagne von HEKS stehen: «Land haben heisst Mensch sein». Der Film

Ab 1. Oktober, 8.30 bis 11 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: barbara.schleuniger@zh.ref.ch

Gipfeltreffen im Oktober Vernetzungstreffen der Jugendarbeitenden. Das Treffen eignet sich als Plattform für den Fachaustausch und fürs Networking. Leitung: Barbara Schleuniger, Christian Randegger. 3. Oktober, 8.45 bis 12 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36

Familien und Kirche in Beziehung Intervisionsgruppe für Mitarbeitende in Sozialdiakonie und Pfarramt. Leitung: Gerda Zbinden. 8. Oktober, 8.30 bis 11 Uhr. Weitere Daten nach Absprache. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66

Bildung & Spiritualität Treffpunkt Katechetik Die Katechetinnen und Katecheten erhalten Inputs rund um den Unterricht. Die gemeinsamen Gespräche dienen der Vernetzung und der Stärkung in ihrem beruflichen Einsatz. Leitung: Katharina Sigel. 31. Oktober, 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: katechetik@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 45

Streiten will gelernt sein Konflikte wagen – gewaltfrei. Der Kurszyklus richtet sich an alle, die sich beruflich oder privat für die Themen Zivilcourage, Konfliktlösung und Gewaltprävention interessieren. Leitung: Angela Tsering, IFOR Schweiz. Sechsteiliger Trainingszyklus. Sechs Samstage, November 2013 bis März 2014. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 37, monika.hein@zh.ref.ch

Nachhaltige Entwicklung durch Beteiligung Vorarlberg hat sich in wenigen Jahren von einem strukturschwachen, ländlichen Gebiet zu einer der innovativsten Regionen Europas entwickelt. Motoren dieses Wandels sind eine am Gemeinwohl orientierte Wirtschaftsweise, die Stärkung regionaler Netzwerke sowie eine ausgeprägte Beteiligungskultur. Im Gespräch mit regionalen Akteuren werden auf der Tagung exemplarische Initiativen vorgestellt. Wie lassen sich die Erfahrungen für andere ländliche Räume fruchtbar machen? Welche Rolle können wirtschaftliche, kirchliche und soziale Akteure einnehmen? Leitung: Jeannette Behringer. 17. bis 19. September. Bildungshaus Batschuns, Vorarlberg, in Zusammenarbeit mit der Zürcher Landeskirche. www.ev-akademie-boll.de

Heinrich Bullinger Werke Buchvernissage: Briefwechsel Briefe des Jahres 1545 und Kommentar zu Röm, 1 und 2. Kor. 11. Oktober, 18.30 Uhr. Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte Universität Zürich, Kirchgasse 9.

Gemeindeaufbau & Leitung Bewahrung der Schöpfung – Die Vorbildfunktion der Kirche Die Kirchgemeinde Bülach erhält als erste Kirchgemeinde in der Schweiz das Umweltlabel ISO 14001. Im Rahmen einer abendlichen Informationsverannotabene

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staltung wird das Zertifikat übergeben. Dabei erfahren Interessierte in Fachreferaten, wie eine Zertifizierung funktioniert und wo man die notwendigen Informationen findet. Während des anschliessenden Apéros präsentieren die Verantwortlichen der Kirchgemeinde Bülach die neue Photovoltaik-Anlage, den Nahwärme-Verbund und ihre Massnahmen zur Förderung der Biodiversität. 24. September, 17.30 Uhr. Ref. Kirche Bülach, Hans-HallerGasse 4, Bülach. Anmeldung: www.proofit.ch

Freiwillige entschädigen? Die Teilnehmenden kennen die rechtlichen Grundlagen und Auswirkungen von Entschädigungen und sind in der Lage, Entscheide für ihre eigenen Praxissituationen zu reflektieren und vorzubereiten. Leitung: Fränzi Dürst (Fachstelle Freiwilligenarbeit). 26. September, 17 bis 20 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@zh. ref.ch, Tel. 044 258 92 66

Kappeler Kirchentagung 2014 Die Kappeler Kirchentagung (ehemals Kirchenpflegetagungen auf Boldern) ist 2014 dem Reformprozess zur Neugestaltung der Kirchgemeinden gewidmet. Die zweitägige Veranstaltung an sechs Wochenenden von Januar bis März bildet den Übergang zweier Phasen, schreiben die Organisatoren: Nachdem kirchenintern und öffentlich für die anstehenden Herausforderungen sensibilisiert wurde, sollen in der Folge Gespräche zwi-

schen den Gemeinden geführt und konkrete Schritte zur Zusammenarbeit geplant werden. www.zh.ref.ch/kirchentagung Erstmals wird über Mail und Internet zur Kappeler Kirchentagung eingeladen; es werden keine gedruckten Flyer versandt.

2. Oktober, 18.15 bis 21.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36

500 Jahre Reformation Internationaler Kongress zum Reformationsjubiläum Die Reformation wird 500. Ab 2017 wird dies in aller Welt gefeiert. Schon in diesem Jahr beginnen die Vorbereitungen. Startschuss ist ein internationaler Kongress in Zürich. Der Kirchenbund und die Evangelische Kirche in Deutschland EKD organisieren ihn. Das folgende Programm ist öffentlich: • 6. Oktober, 15.30 Uhr: Abendmahlsgottesdienst im Grossmünster. • 6. Oktober, 17.30 Uhr: Kongresseröffnung, Kunsthaus. • 8. Oktober, 20 Uhr: Kulturabend – Musikalisch-poetischer Streifzug durchs Appenzellerland mit den Helvetic Fiddlers und dem Chor «BismärkliSchuppel» mit Zäuerli, Chorälen und Talerbecki in der Kirche St. Peter. Eintritt: Fr. 25.–.

Alle Infos: www.sek-feps.ch

Alle Kurse und Events auf www.zh.ref.ch/termine

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Wasserkonzert

«Ich will wohnen im Menschenwort» Die mystische Dimension in der Lyrik von Rose Ausländer. Ute-Monika Schelb. 25. bis 27. Oktober

Der Weg der Stimme Meditation mit Gregorianischen Gesängen. Dana Gita Stratil. 25. bis 27. Oktober

Beurteilungs- und Fördergespräch Am Kursabend werden Sinn und Zweck der MitarbeitendenBeurteilung und die Handhabung des Instrumentes erarbeitet. Leitung: Harry Nussbaumer (Leiter Personaldienst).

• 9. Oktober, 16 Uhr: Abschlussveranstaltung mit einem Referat von Kurt Kardinal Koch und einer Podiumsdiskussion. U. a. mit Gottfried Locher, Margot Kässmann, Maja Ingold, Tim Guldimann, Andreas Thiel.

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Kloster Kappel

Schweigen und hören Vertiefung in Kontemplation. Elisa-Maria Jodl. 31. Oktober bis 3. November Auskunft/Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

Musik, Sprache, Wasser-KlangBilder in der Klosterkirche mit Helge Burggrabe, Geraldine Zeller, Olivia Jeremias, Claus Bantzer, Michael Suhr, Alexander Lauterwasser. 21. September, 20.30 Uhr. Einführungsvortrag um 19.45 Uhr. Vorverkauf

Von & für Gemeinden Occasion-Liederanzeige

Musikalisch-liturgische Wasserfeier In der Klosterkirche mit Helge Burggrabe (Flöten) und weiteren Musizierenden; Liturgie: Pfr. Markus Sahli, Pfrn. Elisabeth Wyss. 22. September, 11 Uhr

Zen-Tage im Kloster Kappel Hans-Peter Dür. 22. bis 27. September

Musik und Wort Mit dem A-cappella-Chor Zürich: Geistliche Chormusik aus Claudio Monteverdis und unserer Zeit. 29. September, 17.15 Uhr

Abendrundgang durch den Klostergarten «Winterruhe», mit Fragerunde im Klostercafé. 4. Oktober, 17 Uhr

Herzblut und Seelenruhe Die Kunst engagierter Gelassenheit. Lukas Niederberger. 4. bis 6. Oktober

«Vergiss nicht, dass du Flügel hast!» Mit Kreistänzen das Leben feiern. Rita Kaelin-Rota. 20. Oktober

Gesucht: Neues Tätigkeitsfeld für eine Liedanzeige in einer Kirchgemeinde: 2 Holztafeln (76 cm x 76 cm) mit langjähriger Praxiserfahrung im Anzeigen von Liedern. Kontaktfreudig, flexibel einsetzbar. Gute Kenntnisse der Zahlen 0 – 9 in zwei verschiedenen Grössen (je ca. 20 Stk in weiss vorhanden).

Archiv-Rollschrank Compactus sucht nochmals eine neue Herausforderung. Belastbar und ordentlich. Sehr effizient, da auf einer Grundfläche von 3 x 3 m eine Ablagefläche von ca. 130 Laufmetern geboten wird. Entschädigung nach Vereinbarung. Interessenten melden sich unter: neue.herausforderung@ kirchestaefa.ch oder bei Andreas Erni, Leiter Verwaltung, Tel. 044 927 10 93

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Stellenmarkt

Kirchenkalender in Horgen Die Kirchgemeinde Horgen hat einiges vor im nächsten Jahr. Allein die Programmpunkte für Kinder und Jugendliche im Schuljahr 2013/2014 füllen einen ordentlichen Teil der Jahresagenda. Deshalb hat der für die Jugendarbeit zuständige Pfarrer, Johannes Bardill, einen grossformatigen Wandkalender für «Kinder und andere kluge Leute» gestaltet. Darin findet man Einträge wie den «KolibriMittagstisch», alle Jugendgottesdienste und KinderhüteAngebote, die Vater-Kind-Tage im Oktober, das Grillfest mit den Asylsuchenden im August oder die Kinderwoche im Mai. Leuchtend gelb markiert sind alle Schulferien, und garniert sind alle Monatsblätter mit witzigen Karikatur-Miniaturen und starken Fotos aus dem Gemeindeleben. Ein praktischer Hingucker für die ganze Familie und für das ganze Jahr. Kontakt: bardill@refhorgen.ch

Weihnachtslieder Das Repertoire von Agnes Knoop umfasst Werke vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart und von Klassik bis Jazz. Die 28-jährige Sopranistin hat auch ein Faible für weihnachtliche Lieder und bindet die bekannten Klassiker zu einem eigenen Programm, das sich als kleiner Liveauftritt gestalten lässt oder zu einer grösseren Aufführung mit Begleitmusikern ausbauen lässt. Interessierte können eine Demo-CD und einen Flyer bestellen: guido.vonarx@gmail. com. Musikalische Kostproben und Infos gibts auch auf: www.gita-productions.ch/cd.html

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Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim 1.08.13 Bauma 1.08.13 Buchs 1.07.12 Bülach, 50% 1.04.13 Dietikon 1.12.12 Dübendorf 1.06.13 Eglise française, 30%, EPS* 16.08.13 Ellikon an der Thur, 70% 1.05.11 Hinwil 1.07.13 Kilchberg 1.08.13 Oberwinterthur 1.01.13 Opfikon, 80% 1.11.13 Regensdorf 1.10.10 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS 1.07.12 Rüti 1.08.13 Schönenberg 1.08.13 Sitzberg, 60% 1.04.13 Turbenthal 1.07.12 Uster, 50% 1.01.14 Wallisellen 1.07.13 Winterthur Stadt, 50%, EPS 1.05.13 Zürich Höngg 1.06.13 Zürich Matthäus 1.08.13 Zürich Im Gut 1.07.14 Zürich Industriequartier, 1.09.11 50%, EPS Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Seebach 1.02.14 Zürich Wipkingen, 30%, EPS 1.08.12 Zürich Wollishofen, 50%, EPS 15.08.13 *Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten der Landeskirche und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stellen

Buchtipp: Milchsuppe oder Blutbad? sch. Kennen Sie die Geschichte der Schlacht am Gubel? Das Heer der Zürcher erlitt dort oberhalb von Menzingen 1531 eine verlustreiche Niederlage. Wären Sie Zuger und katholischer Herkunft, dann wären die Chancen grösser, dass Sie von jenem nächtlichen Überraschungsangriff der katholischen Innerschweizer auf ihre protestantischen Gegner im 16. Jahrhundert Bescheid wüssten. Jahrhundertelang gedachte man in Zug der blutigen Episode, stilisierte sie zum Heldenepos, gar zu einem göttlichen Fingerzeig im Kampf um den rechten Glauben. Von der Kappeler Milchsuppe hingegen, jener legendären Versöhnungsepisode, die sich ebenfalls in der Zeit der Konfessionskriege an der Grenze zwischen Zürich und Zug zugetragen haben soll, davon erzählte man sich jahrhundertelang nur in Zürich und in national-liberal geprägten Kreisen. In Zug schwieg man sich darüber aus. – Das Beispiel zeigt: Geschichte ereignet sich nicht nur. Geschichte wird gemacht: von jenen, die sie schreiben, erzählen und interpretieren. Und von jenen, die sie hören wollen oder eben nicht. Erinnerungskultur nennt man diesen Vorgang. Je nach Gruppenzugehörigkeit, nach politischer Gesinnung oder eben auch religiöser Prägung, pflegt man sich dessen zu erin-

nern, was der eigenen Selbstvergewisserung dient. Der Historiker Jonas Briner hat dieses Phänomen aus der Zuger Optik anhand der Reformationskriege untersucht. Er zeigt, woraus sich die Erinnerungen nähren, wie sie inszeniert werden und welche Wandlungen sie im Laufe der Jahrhunderte erfahren. Es ist ein Lehrstück darüber, wie kollektive Erinnerung genährt und gepflegt wird, wie sie Identität und Abgrenzungen schafft. Auch darüber, welch konjunkturelle Schwankungen die Erinnerungen erleben können und dass sie irgendwann von neu gedachten und konstruierten Geschichten überrollt und zugedeckt werden können. Jonas Briner: Milchsuppe oder Blutbad? Die Reformationskriege in der Zuger Erinnerungskultur. Chronos-Verlag, 2013. 175 Seiten, Fr. 43.90.

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kreuz & quer

Abhängen in Eglisau

Von Christian Schenk

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Über 200 Fledermäuse leben im Dachstuhl des Eglisauer Kirchturms. Die Kolonie gehört seit Jahrzehnten zur Kirchgemeinde – auch wenn sie die Gottesdienste prinzipiell verschläft.

Gemütliches Gewusel: Die Fledermausmütter kuscheln auch noch bei über 30 Grad.

Es ist stockdunkel, über 30 Grad heiss, die Luft steht still. Von der Luke im Dachboden dringt ein schmaler Streifen Tageslicht in den Dachstuhl des Kirchturms – zu wenig, als dass man erkunden könnte, wonach wir suchen. Über zweihundert Fledermäuse müssen hier irgendwo sein. Dass sie da sind, verraten ein strenger Geruch und eine dünne Schicht trockener Kotbällchen, die unter den Füssen knistern wie Frühstücksflocken. Walter Forrer rückt eine wacklige Leiter zurecht, steigt nochmals zwei Meter höher und turnt dann durch das Turmgebälk. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe wandert den Wänden entlang. Und dann sehen wir sie: eng aneinander gekuschelt, dutzende pelzige Leiber, ledrige Flügel und Köpfe mit schwarzen Knopfaugen, die uns kopfüber ins Gesicht blinzeln. Es kommt Bewegung in die Knäuel, das feine Zwitschern wird etwas lauter und hier und dort hört man ein Flattern von aufgeschreckten Schläfern, die sich vorsichtshalber in die Luft absetzen. Vier, fünf Minuten müssen uns die Tiere erdulden, dann steigen wir wieder hinunter.

Das Geläut störet sie nicht Walter Forrer hält die Besuche bei den Grossen Mausohren, so heisst die hier wohnhafte Fledermausspezies, so kurz und so selten wie möglich. Als Beaufnotabene

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tragter des Kantonalen Fledermausschutzes steigt er von April bis September sechs- bis achtmal hoch in den Kirchturm, um seine Schützlinge zu zählen: 180 Weibchen und 80 Jungtiere sind es dieses Jahr. Die Jungen sind längt unter den Fittichen der Mütter hervorgekrochen und hängen jetzt – es ist Mitte August – nicht mehr an, sondern neben den Müttern im Gebälk. Das tun sie von der Morgen- bis zur Abenddämmerung. Dabei kümmern sie weder die Stundenschläge noch das Geläut zum Gottesdienst, das von den mächtigen Glocken zu ihnen herauftönt und die Balken vibrieren lässt.

Übertragung mit Infrarotkameras, die die Vorbereitungen auf nächtliche Beutezüge zeigte. Ein Publikum von gegen 100 Personen wurde so Zeuge, wie die Mausohrmütter sich behutsam der Säuglinge (es sind meist Einzelkinder) entledigten, wie sie ihre Flügel aufwärmten und schliesslich hinaus in die Nacht flogen. Dass sie dort im Umkreis von 15 Kilometer Jagd auf Laufkäfer, Wiesenschnaken und Maulwurfssgrillen machen, kann man nicht beobachten. Man findet es heraus, wenn man die Kotbällchen mit dem Mikroskop untersucht.

Typische Kirchenbewohner

Vieles im Leben der Eglisauer Fledermauskolonie bleibt ein Geheimnis: wo die Männchen ihre Zeit bis zur Paarung im September verbringen; oder wo genau die Weibchen ein Winterquartier finden, das sie nicht erfrieren lässt. Und auch nicht, wie es sich anfühlt, im tiefen Winterschlaf nur noch alle Stunden einmal Luft zu holen und den Puls von 1200 Schlägen pro Minute (während eines sommerlichen Jagdflugs) auf unter 20 hinunterzuschrauben. Was man weiss und hofft, ist aber dies: Dass die treuen Kirchenbewohner im nächsten Frühling wieder da sind, kopfüber dösend im Kirchturm von Eglisau.

Mausohren sind typische Kirchenbewohner, weiss Walter Forrer, pensionierter Lehrer und ehemaliger Kirchenpfleger von Eglisau. Seit Jahrzehnten – ja vielleicht schon seit Jahrhunderten – fühlten sich Generationen von Fledermäusen im hiesigen Kirchturm zuhause. Betreuung brauchen die Tiere, die bis zu 30 Jahre alt werden können, keine. Nur die Kotbällchen wischt Forrer immer wieder mal weg. Die Stückzahl der Kolonie meldet er regelmässig dem Fledermausschutz. Und manchmal gewährt er Interessierten Einblick in das Leben der Nachttiere: neulich – zusammen mit einem Expertenteam – mit einer Live-

Was man nicht weiss

www.fledermausschutz.ch

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P. P.

8001 Zürich

Absender: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Ev.-ref. Landeskirche, Zentrale Dienste Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Frauen auf der Kanzel. In Zürich seit 50 Jahren. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 8.

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch / notabene, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Herausgeberin Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Kommunikation Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 8 / 2013 (Oktober, Woche 41) Nr. 9 / 2013 (November, Woche 44) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild: Ordinationsfeier vom 18. August 2013. Frauen konnten in Zürich vor 50 Jahren erstmals zu Pfarrerinnen ordiniert werden. Foto: Gion Pfander


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