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bene nota Zeitschrift f端r die Mitarbeitenden der Z端rcher Landeskirche Nummer 7 September 2011

Bangen und hoffen Christen im Irak und in der T端rkei


AKTUELL

E D I T O R I A L / I N H A LT

Liebe Leserin, lieber Leser

FCZ-Chef Canepa über christliche Werte Palästinas Christen über Israel Reformierte rubbeln Kirchensynode mit Wahlmarathon 3–5

Seit nunmehr fast 150 Tagen darf ich als mit viel Ausdauer, Phantasie, Kreativität Kirchenratspräsident wirken. Eine fas- und offenem Denken für die Freiheit zinierende und äusserst vielfältige Auf- ein, die aus dem Evangelium entsteht. gabe, weil ich mit ganz verschiedenen Das zu sehen, hat mich in diesen ersten Menschen und Institutionen ins Ge- Wochen mit grosser Freude und einem spräch komme. Wie schon in meiner gewissen Stolz erfüllt. Tätigkeit als Gemeindepfarrer, so erleUnd es stimmt mich zuversichtlich be ich auch jetzt unsere Kirche als sehr für die nächste Zeit. Wir haben jetzt gefragt. Wir sind gefragt, wenn und weil (noch) die rechtlichen Rahmenbedinwir «Kirche» sind, also die uns anver- gungen, die materiellen und personeltraute biblische Überlieferung aktuell len Voraussetzungen, um unsere Freiverstehen und in den religiösen und ge- heit als Kirche zu gestalten und zu sellschaftlichen Dianutzen. Packen wir log einbringen. Wir Gelegenheit, un«Unsere Kirche ist frei, die sind auch gefragt, sere Kirche weiter für weil und wenn wir als keine heilige Institution die Zukunft fähig und Kirche gerade nichts fit zu machen! An eisein zu müssen, aber Besonderes sind, nem nicht allzu ferauch frei, mit dem sondern selbstvernen Horizont tauchen Heiligen in Berührung grosse Herausfordeständlich Teil der kommen zu dürfen.» «Welt». Wir nehmen rungen auf, die unseteil an Freuden und re Freiheit arg beLeiden, Hoffnungen und Befürchtungen schränken könnten, wenn wir uns nicht aller Art. Bei uns geht es menschlich, ja jetzt zukunftsfähig ausrichten. Im Hinallzumenschlich zu. Unsere Kirche ist blick auf 500 Jahre reformierte Zürfrei, keine heilige Institution sein zu cher Kirche stellen sich aber auch müssen, aber auch frei, mit dem Heili- grundsätzliche Fragestellungen, wer gen in Berührung kommen zu dürfen. wir sind, was wir tun und wohin wir geWir leben als reformierte Zürcher hen. Kirche in der Spannung zwischen den Der Kirchenrat erarbeitet dazu LegisRahmenbedingungen einer öffentlich- laturziele und berücksichtigt dabei die rechtlichen Institution einerseits und aktuellen Erkenntnisse über die Kirche der Verwurzelung an der Basis anderer- und die vorhandenen Möglichkeiten. seits. Wir leben aus der Spannung der Letztlich sind aber alle Freiwilligen, Verankerung im Wort Gottes und zu- Behörden und Mitarbeitenden herausgleich in der Offenheit für die aktuellen gefordert, die gewährte Freiheit zu nutgeistigen, ethischen, politischen und zen. Für die Bereitschaft, den Mut und religiösen Themen. Aus diesen Span- das Engagement dazu danke ich im Nanungen entsteht für unsere Kirche ein men des Kirchenrats. grosser Freiraum. In den Gemeinden und in Werken und Projekten auf kanPfr. Michel Müller tonaler Ebene setzen sich Menschen Kirchenratspräsident

BIBLISCHE AHAERLEBNISSE War Jesus glücklich? 5 BANGEN UND HOFFEN Christen im Irak und in der Türkei 6–7 « G A S T L I C H K E I T G I LT ALLEN» Zum Abschied von Kirchenrätin Jeanne Pestalozzi-Racine 8–9 « E S G E H T U N S G U T, ABER...» Im Gespräch mit der abtretenden Kirchenrätin Helen Gucker-Vontobel 9 – 10 THEMEN UND TERMINE Hinweise und Veranstaltungen 11 – 13 ARBEITEN BEI DER KIRCHE Kirche mit allen Sinnen Pfarrstellen und -wahlen 14 M O N AT S A G E N D A 15 DENKZETTEL Illustration, Impressum 16

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Kantonsrat Bernhard Egg kandidiert für den Kirchenrat

ist mit 28 Mitgliedern die drittstärkste Fraktion. Bernhard Egg ist Vater von zwei Kindern im Alter von 19 und 23 Jahren und ist seit Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen, als Kirchenpfleger oder als Freiwilliger, kirchlich engagiert. Auch beruflich hat er mit der Kirche zu tun. Als Jurist war er mit der Aufgabe betraut, die Fusion der Kirchgemeinden Thalheim und Altikon zu begleiten.

Bernhard Egg: «Ich will den Mitgliederschwund nicht einfach hinnehmen.»

«Das Christentum ist politisch»

«Mich reizt die Herausforderung des Kirchenratsamtes, weil man da einiges bewegen kann», sagt Egg. Die Aufgabe der Zukunft sieht er darin, den Mitgliederschwund zu stoppen. «Ich will das nicht einfach hinnehmen», gibt sich Egg kämpferisch, räumt aber ein, dass er nicht mit Patentrezepten aufwarten könne. Die Kirche müsse aber mutig sein. Sie müsse ihr bisweilen etwas langweiliges Image korrigieren und auf die Menschen zugehen. Auf die Frage, wie er Politik und Kirchenpolitik in Einklang bringen könne, sagt Egg, er sei als pragmatischer und teamfähiger Po-

litiker bekannt. Im Präsidium des Kantonsrates sei er bereits jetzt in der Position, die sich mehr um den Ausgleich zu bemühen habe als um Tagespolitik zu betreiben. Und Egg verweist darauf, dass seine gute Vernetzung in Politik und Verwaltung auch der Landeskirche zugutekommen kann. Kirche und Politik, das gehört für den SP-Mann zusammen: «Das Christentum war für mich schon immer politisch in dem Sinne, dass es darum geht, sich für die Menschen und vor allem auch für Benachteiligte einzusetzen.»

Liberale Fraktion portiert Fritz Oesch als Kirchenratskandidaten

sch. «Die Kirche liegt mir am Herzen. Ich möchte dazu beitragen, dass die Kirche ihren Auftrag in der Gesellschaft wahrnehmen kann», sagt Fritz Oesch. Deshalb stelle er sich zur Wahl für den Kirchenrat, der im Herbst zwei Vakanzen zu besetzen hat. Der 68-jährige Bezirkskirchenpfleger und Synodale gehört der Liberalen Fraktion an. Sie präsentiert Fritz Oesch als jemanden, der sich für den freiwerdenden Sitz im Finanzressort «bestens qualifiziere». Auch wenn der Kirchenrat sich erst nach der Wahl konstituiert, kann man davon ausgehen, dass der liberale Kandidat dazu ausersehen ist, dieses Ressort zu übernehmen und die Nachfolge von Helen Gucker-Vontobel anzutreten. Oesch ist Vater dreier erwachsener Kinder und wohnt in Wermatswil. Er war Bezirksratsschreiber und über 20 Jahre lang Statthalter von Uster. Vorher war er Gemeindeschreiber in Thalheim nota bene

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und Andelfingen. Durch die berufliche Tätigkeit und die langjährige Mitarbeit in der Bezirkskirchenpflege Uster hat sich Oesch eine breite Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung, insbesondere in Rechts- und in Finanzfragen, erworben. Aufgefallen ist Oesch auch als profiliertes Mitglied der Kirchensynode. Er präsidierte die vorberatende Kommission für die Personalverordnung. Als wichtige Aufgabe bezeichnet Oesch denn auch in Zukunft die Pflege der Mitarbeitenden und der freiwillig Engagierten der Kirche. «Sie sind das Aushängeschild, sie prägen das Gesicht der Kirche.» Sollte er als Kirchenrat gewählt werden, sehe er seine Aufgabe vor allem darin, kirchliches Leben zu ermöglichen. Er wolle die finanziellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Mitarbeitenden auf allen Ebenen und in allen Funktionen die Kirche bewegen können. Als Herausforderung

Foto: kid

In der Pole-Position für das Finanzressort

«Den Mitarbeitenden Sorge tragen.» Kirchenratskandidat Fritz Oesch.

der Zukunft im Finanzbereich bezeichnet Oesch die Frage der Mietwerte der Pfarrwohnungen, die für die Kirche grosse Konsequenzen haben könnte. 3

AKTUELL

sch. Die Religiös-soziale Fraktion (RSF) schickt mit Bernhard Egg einen erfahrenen Politiker ins Rennen um die im Herbst frei werdenden Sitze im Kirchenrat. Der 52-jährige Jurist aus Elgg ist erster Vizepräsident des Kantonsrates und Bezirksrat in Winterthur. Der SPPolitiker wird nächstes Jahr turnusgemäss Präsident des Kantonsparlaments und damit höchster Zürcher. Am 20. September entscheidet die Kirchensynode, ob sie Egg parallel dazu auch das Vertrauen für die Exekutive der Landeskirche schenkt. Das Kirchenparlament wird an dieser Sitzung zwei Mitglieder des Kirchenrats bestimmen, die die Nachfolge der zurückgetretenen Jeanne Pestalozzi-Racine und Helen Gucker-Vontobel antreten. Mit Bernhard Egg empfiehlt die RSF nach dem Rücktritt von Ruedi Reich ihren zweiten Vertreter für den Kirchenrat. Geht es nach der bisherigen Zauberformel (je zwei Mitglieder der Liberalen, der Religiös-sozialen, des Synodalvereins und ein Mitglied der Evangelisch-kirchlichen Fraktion) hat die RSF Anspruch auf einen zweiten Sitz neben der bisherigen Irene Gysel. Die RSF

Foto: zVg

Höchster Zürcher im Kirchenrat?


Kirchenpflegetagungen zum Thema Werte

sch. Woran orientieren wir uns? Welche Werte sind uns wichtig im Leben? Die Kirchenpflegetagungen 2012 lancieren eine grosse Wertediskussion. Mit von der Partie sind auch prominente Köpfe aus Politik, Wirtschaft und Sport: FCZPräsident Ancillo Canepa stellt sich an einer Podiumsdiskussion auf Boldern der Frage, welche Rolle christliche Werte im Sport spielen und wie hoch im Fussballgeschäft Fairness und Toleranz gehandelt werden. Mit Regierungsrätin Regine Aeppli debattieren die Tagungsteilnehmer über die Werte, die an den Schulen gelebt und vermittelt werden sollen. Wie hoch Ethik in der Wirtschaft im Kurs steht, beantwortet Dietrich Pestalozzi, Verwaltungsratspräsident des Stahltechnikunternehmens Pestalozzi und Co. Weitere Podiumsgäste an den

sieben Tagungswochenenden von Januar bis März 2012 sind Kantonsrat Gregor A. Rutz, SEK-Ratspräsident Gottfried Locher, Ethik-Professor Johannes Fischer und die Medienforscher Vinzenz Wyss und Carmen Koch. In verschiedenen Workshops zu Themen wie Nachhaltigkeit, Toleranz, Freiheit und Solidarität vertiefen die Kirchen-Behörden und -Mitarbeitenden die Wertefragen und suchen nach Ansätzen, die in die Praxis des Gemeindelebens umsetzbar sind. Tagungsdaten: 13./14. Januar, 20./21. Januar, 27./28. Januar, 3./4. Februar, 9./10. März, 16./17 März, 23./24. März, jeweils von Fr 16 Uhr bis Sa 16 Uhr. Infos und Anmeldung: www.kirchenpflegetagungen.ch

FCZ-Präsident Ancillo Canepa ist Gast an den Kirchenpflegetagungen 2012.

Tagung zum Kairos-Palästina-Dokument

Kirchensynode

Begeht Israel eine «Sünde gegen Gott»?

Start mit Wahlmarathon

sch. Die Siedlungspolitik Israels in palästinensischen Gebieten sei eine «Sünde gegen Gott und die Menschen», kritisieren die palästinensischen Christen in einer vielbeachteten Schrift mit dem Titel «Kairos-Palästina-Dokument». Sie fordern darin unter anderem auch einen Israel-Boykott. Mit der Schrift von 2009 beziehen die Christen deutlich Position im Nahost-Konflikt und fordern damit auch die Glaubensgeschwister und Kirchen in der westlichen Welt heraus. Die Zürcher Landeskirche und Heks führen deshalb zu diesem Thema eine Tagung durch und fragen danach, wie christliche und jüdische Stimmen

kid. Wenn sich das Kirchenparlament zur ersten Sitzung der Amtsperiode zusammenfindet, dann beschäftigt sich die neu gewählte Legislative einen Morgen lang fast ausschliesslich mit Wahlgeschäften. An der konstituierenden Versammlung vom 20. September legen die 120 Synodalen zuerst ihr Amtsgelübde ab und wählen dann ihr Präsidium, ihr Sekretariat, die Mitglieder der Rekurs-, Geschäftsprüfungs- und Finanzkommissionen. Sie bestimmen die Abgeordneten für den Kirchenbund und die Vertreter im Trägerverein von «reformiert. zürich». Die Synodalen wählen den Kirchenrat und den Kirchenratspräsidenten. Mit Bernhard Egg und Fritz Oesch treten zwei neue Kandidaten für die Exekutive an (siehe Seite 3). Der Start der neuen Amtsperiode wird um 8.15 Uhr mit einem Gottesdienst im Grossmünster gefeiert. Anschliessend eröffnet Alterspräsidentin Liliane Wehrli um 9.15 Uhr die Sitzung im Rathaus. Die Versammlungen der Kirchensynode sind öffentlich und können von der Tribüne des Rathauses aus mitverfolgt werden. Alle Infos:

auf die brisanten, theologisch untermauerten Kernaussagen des Dokuments reagieren. Geladen sind mit Michel Nseir, Viola Raheb, Marwan Abado und Ashraf K. Tannous vier christliche, zum Teil exilierte Palästinenser, Vertreterinnen von Landeskirche und SEK und mit Michel Bollag ein jüdischer Vertreter des Zürcher Lehrhauses. «Kairos Palästina: Die Stunde der Wahrheit»: Tagung am 29. Oktober, 10 bis 16.30 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. peter.dettwiler@zh.ref. ch, Tel. 044 258 92 38. Kosten: Fr. 60.–. www.kairospalestine.ps

Foto: Berthold Werner / wikipedia

AKTUELL

Christliche Werte: FCZ-Präsident diskutiert mit

www.zh.ref.ch/kirchensynode

Blick über Jerusalem: Palästinas Christen prangern israelische Siedlungspolitik an.

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Öffentlichkeitskampagne in vollem Gang

Die Reformierten rubbeln

Biblische

Aha-Erlebnisse

600 000 Glücklose verbreiten «ein gutes Gefühl» und zeigen, was die Reformierten zu bieten haben.

kid. Seit 26. August und noch bis am 18. September läuft die grösste Öffentlichkeitskampagne, die reformierte Kirchen in der Schweiz bisher durchgeführt haben. In den Kantonen Aargau, Bern, Solothurn und Zürich wurden insgesamt rund 600 000 Rubbellose via Zeitungen und Aktionen verteilt. Von den 500 Kirchgemeinden beteiligen sich 140 an der Aktion. Im Kanton Zürich sind es 36 (von 180), die zusammen knapp 30% der Mitglieder erreichen. Gut vertreten ist die Kampagne in den Zentren Zürich, Winterthur und Bülach. Aber auch kleinere Gemeinden wie Wila, Stadel oder Oettwil am See tragen die Glücksbotschaft der Reformierten in den Kanton hinaus. Und so funktionierts: Wer auf einem Glückslos einen Code freigerubbelt hat, kann im Internet unter der Website

www.kirchengluecksspiel.ch nach-

sehen, ob das Los gewonnen hat. Falls ja, kann auf der Website das Projekt ausgesucht werden, dem der Gewinn in der Höhe von 50 Franken zukommen soll. Bei den Projekten handelt es sich um Angebote der teilnehmenden Kirchgemeinden, die speziell auch kirchenferne Mitglieder ansprechen sollen. Man kann allerdings auch direkt im Internet rubbeln und braucht dafür kein papierenes Los. Viele Kirchgemeinden begleiten die Kampagne mit Gottesdiensten, Veranstaltungen und Aktionen, in denen das Thema Glück vertieft wird: Was ist eigentlich Glück und was braucht es, um glücklich zu sein? Die dafür zur Verfügung stehenden Materialien können beim Kirchlichen Informationsdienst bezogen werden (info@zh.ref.ch).

Botschaft zum Bettag

Souverän verzichten kid. Der Kirchenrat ruft am diesjährigen Dank-, Buss- und Bettag zum spielerischen Verzicht und zur Konzentration auf das Not-Wendige auf. In seiner Botschaft schreibt der Kirchenrat, Verzicht bedeute nicht verhinderte Entfaltung, sondern die Möglichkeit, ungeahnte Schätze zu Tage zu fördern: «Zu Fuss und per Velo unterwegs sein, miteinander ins Gespräch kommen statt fernsehen, einander aus einem Buch vorlesen anstelle der gewohnten Hintergrundmusik.» Der Bettag am nota bene

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18. September soll auf diese Art einen Perspektivenwechsel für die Gestaltung einer menschenfreundlichen Zukunft eröffnen. Die Bettagskollekte geht an Brot für alle zugunsten von Klimaworkshops in Ländern des Südens. Die Klimaerwärmung trifft jene am härtesten, die am wenigsten dazu beitragen. In den Workshops wird den Bauern gezeigt, wie sie ihre Böden vor den Fluten der Regenzeit schützen können. Alle Infos: www.zh.ref.ch/bettag

(Lukas 6 und 14) War Jesus glücklich? Wir wissen es nicht. Jedenfalls hat er anderen Menschen Glück zugesprochen: den armen, den hungrigen, den trauernden (Lk 6,20). Und denen, die Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde zum Festessen einladen. «Du wirst glücklich sein, weil sie nichts haben, es dir zu vergelten.» (Lk 14,14) «Selig» steht zwar in der neuen Zürcher Übersetzung, aber das ist ein gar altertümliches Wort und will ja eigentlich nichts anderes sagen. Nun, ob glücklich oder selig, interessant ist ja die Begründung dafür. Menschen beschenken, von denen man bei nächster Gelegenheit ein noch etwas ausgefalleneres oder kostbareres Geschenk zurückbekommt, macht nach Jesus nicht glücklich. Menschen einzuladen, von denen man dann ein paar Wochen später zu einem noch etwas delikateren und opulenteren Mahl eingeladen wird, auch nicht. Solche Geschenke, solche Einladungen sind auf Vergeltung programmiert: Wie du mir, so ich dir, oder noch etwas mehr. Die Menschen, die Jesus anspricht, sind auf Empfangen programmiert, oder auf Geben ohne Gegenerwartung. Das ist die Haltung, die uns erkennen lässt, wo schon, wie ein Sonnenstrahl durch die Wolken, das Reich Gottes in diese Welt einbricht. Indem Jesus sie glücklich nennt, geschieht es: «...denn euch gehört das Himmelreich.» Brigitte Schäfer, Mitautorin von «bibel(plus) – vertieft» und Mitarbeiterin der Fachstelle Erwachsenenbildung & Theologie der Landeskirche. Das Thema «Glück» ist derzeit inhaltlicher Schwerpunkt der Öffentlichkeitskampagne der Reformierten: Alle Infos: www.kirchenglücksspiel.ch

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AKTUELL

War Jesus glücklich?


Foto: Peter Rost

BEDRÄNGTE CHRISTEN

Täuschende Idylle: Das syrisch-orthodoxe Kloster Mor Gabriel kämpft gegen die unberechenbaren Mühlen der türkischen Gerichtsbarkeit.

Zürcher Kirche hilft bedrängten Christen im Irak und in der Türkei

Terror und kurzer Prozess Seit zwei Jahren unterstützt die Zürcher Landeskirche Christen in Nordirak und in der türkischen Region Tur Abdin. Die Zeichen der Solidarität mit den christlichen Minderheiten im Orient sind bitter nötig: Das Kloster Mor Gabriel beklagt nach zwielichtigen Prozessen die Enteignung seines Landbesitzes, und Iraks Christen sind dem Terror weiterhin schutzlos ausgeliefert.

Von Christian Schenk Es wird eng für das Kloster Mor Gabriel. Das über 1500-jährige Zentrum der syrisch-orthodoxen Christen in der Südosttürkei verliert nach mehreren zweifelhaften Gerichtsverfahren einen Grossteil seines Landbesitzes. Das Kloster hat die Urteile, die einer Teilenteignung gleichkommen, beim Kassationsgericht in Ankara angefochten. Sie sind aber auch vom obersten Gericht in der Türkei bestätigt worden. Damit bleibt dem Kloster nur noch die Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für 6

Menschenrechte in Strassburg. Und dieser Gerichtsgang ist beschwerlich und teuer. Unterstützung erhält die Klostergemeinschaft von den Reformierten Kirchen in der Schweiz. Rund 50 Kirchgemeinden, hauptsächlich aus den Kantonen Zürich, St. Gallen und Thurgau, haben zusammen mit ihren Kirchenleitungen über 80 000 Franken gesammelt. Die Gelder sind dazu bestimmt, die hohen Anwaltskosten für das Kloster tragen zu helfen. Auf An-

stoss der Zürcher Kirche hat der Schweizerische Evangelische Kirchenbund ausserdem auch diplomatische Schritte eingeleitet und in Bern beim türkischen Botschafter wegen der zweifelhaften Gerichtsverfahren gegen das Kloster vorgesprochen. Botschafter Sümer versprach, Ankara die Besorgnis der Kirchen in der Schweiz mitzuteilen. Vorstellig wurde der SEK auch beim türkischen Religionsattaché. Wie Janet Abraham, eine Sprecherin des Klosters, mitteilte, betreffen die Entnota bene

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Fotos: sch/zVg

eignungsverfahren im Tur Abdin auch Zivilpersonen. Zurzeit sind die regionalen Gerichte mit rund 300 Klagen von Christen beschäftigt, die im Zuge der Katastervermessungen Land verloren haben. Vertrieben und zurückgekehrt

Wegen der prekären Lage während des Kurdenkonflikts ist es in den 70er und 80er Jahren zu einem Massenexodus der syrisch-orthodoxen Christen aus Südostanatolien gekommen. Seit 2004 hat eine zaghafte Rückkehrbewegung eingesetzt. Den Christen, die mittlerweile in Europa lebten, wurde erlaubt, sich in ihren ehemaligen Dörfern wieder anzusiedeln. Janet Abraham mutmasst, dass das juristische Hickhack und die Teilenteignungen darauf abzielen, den Christen gleichwohl zu zeigen, dass sie in ihrer angestammten Heimat nicht erwünscht sind. Dies sei umso unverständlicher, als auch die kurdische Bevölkerung der Region von den Rückkehrern profitierte. Neue Häuser würden gebaut und Kirchen renoviert. Lokale Unternehmen würden bei diesen Aufträgen berücksichtigt. Daneben sei der Tourismus ein gewichtiger wirtschaftlicher Faktor. Das Kloster Mor Gabriel allein zählt jährlich über 100 000 Tagesbesucher aus der ganzen Welt. Christen als Zielscheiben

Noch bedrohlicher als in der Südtürkei ist die Lage der Christen im benachbarten Irak. Besonders in den grossen Städten Bagdad, Mosul und Kirkuk werden die irakischen Christen immer wieder zum Ziel terroristischer Angriffe. Jüngste Beispiele in der nicht abreissenden Serie von Gewalt waren Bombenanschläge auf eine Kirche in Kirkuk am 2. und 15. August. Beim ersnota bene

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ten Angriff wurden laut einem Bericht der «Neuen Zürcher Zeitung» 15 Personen verletzt. Der zweite Anschlag auf die Kirche war Teil einer Anschlagswelle, die den ganzen Irak überzog und der mehr als 60 Menschen verschiedener Bevölkerungs- und Religionsgruppen zum Opfer fielen. Hilfe für Trauma-Opfer

Die Zürcher Landeskirche ist seit bald zwei Jahren in Kontakt mit Vertretern von Kirchen und Hilfswerken im Irak und hat letztes Jahr die Bettagskollekte für Projekte im Nordirak bestimmt. Mit über 290 000 Franken wurde eines der besten Sammelergebnisse der letzten 15 Jahre erzielt. Mit 140 000 Euro wird jetzt ein Bildungsprojekt gefördert, das die kulturelle und religiöse Identität der christlichen Gemeinden im Irak stützt. Das Projekt umfasst unter anderem Kindergärten, Jugendzentren, Frauenorganisationen. Zudem werden die katechetische Arbeit und die Jugendarbeit in Städten, wo das Leben der Christen besonders bedroht ist, unterstützt. Mit 110 000 Euro wird zudem der Aufbau eines Traumazentrums in der nordirakischen Stadt Dohuk mitfinanziert. Dieses Zentrum wird insbesondere den relativ vielen Christen zugutekommen, die als Binnenflüchtlinge in und um Dohuk leben. Die Betreiber des Zentrums sind bereits seit Jahren in verschiedenen Städten im Nordirak aktiv und kümmern sich um Kinder, Frauen und Männer, die Opfer von Gewalt wurden. Für den Zugang zur Therapie spielt die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit keine Rolle. Sie steht auch Nichtchristen offen. Beide Projekte werden in Kooperation mit den lutherischen Kirchen von Bayern, Württemberg und Hessen-Nassau realisiert. Die Hilfswerke vor Ort sind CAPNI (Christian Aid Programm

North-Iraq) und das Kirkuk Center for Torture Victims. Vertreter der beiden Organisationen waren im Mai dieses Jahres zu Gast in Zürich, um sich für das Engagement der Zürcher Kirche zu bedanken und über die Fortschritte der Projetkte zu informieren. Dabei wurde auch deutlich: Die finazielle Hilfe ist das eine. Mindestens ebenso wichtig für die bedrängten Christen und die traumatisierten Menschen in dieser krisengeschüttelten Region sind die Zeichen der Solidarität aus der Schweiz.

Bedrängte Christen zum Thema machen Der Kirchenrat bittet die Kirchgemeinden, einmal im Jahr, möglichst im Monat November, die Probleme bedrängter Christen zu thematisieren: im Gottesdienst, mit Fürbitten, mit Kollekten. Infos und Dokumentationen finden Sie auf www.zh.ref.ch unter dem Suchstichwort «Bedrängte Christen». • Materialien für Gottesdienstgestaltung stellen die Evangelischen Kirchen in Deutschland online zur Verfügung: www.ekd.de/download/fuerbitte_ fuer_bedraengte_und_verfolgte_christen_2010.pdf • Kollekten und Spenden: PC-802020-8; Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich; Vermerk Konto 200510 «Christen in der Türkei» oder Konto 200511 «Christen im Irak». • Buchtipps: • Horst Oberkampf: Ohne Rechte keine Zukunft. Die Syrischen Christen des Turabdin. Erlanger Verlag für Mission und Ökumene, 2011. • Martin Tamcke: Die Christen vom Tur Abdin. Hinführung zur SyrischOrthodoxen Kirche. Verlag Otto Lembeck, 2009.

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BEDRÄNGTE CHRISTEN

Gesichter der Hoffnung im Irak, aufgenommen in einer christlichen Schule in Sheikan (links), in einem Traumatherapiezentrum in Kirkuk (Mitte) und bei einer Kirchenweihe in einem Flüchtlingsdorf in der Ninive-Ebene.


Fotos: sch

K I R C H E N R AT

16 Jahre Kirchenrätin, acht Jahre Synodale, leitende Figur in der Disputation 84: Jeanne Pestalozzi-Racine ist eine jener Frauen, die die Zürcher Landeskirche in den letzten dreissig Jahren massgeblich mitgestaltet haben. Jetzt zieht sie sich aus der aktiven Kirchenpolitik zurück.

Interviews: Christian Schenk

«Gastlichkeit gilt allen, oder sie funktioniert nicht» Frau Pestalozzi, Sie haben nicht gezögert, als ich Sie fragte, wo das Gespräch stattfinden soll, an dem Sie auf Ihre Kirchenkarriere zurückblicken: im Kloster Kappel. Weshalb? Ich habe eine grosse Familie und mich immer auch als Familienfrau bezeichnet. Das Kloster Kappel ist aus dieser Optik für mich immer auch ein erweiterter Haushalt: Es geht darum, dass man sich wohlfühlt, dass man zur Ruhe kommen kann, dass man gut essen kann, dass es sauber ist. Diesen Haushalt unternehmerisch zu führen, ist ein spannendes Unterfangen. Darüber hinaus ist es ein Haus, das eine Botschaft hat. Es verkörpert Gastlichkeit auf Erden und weist auf eine Gastlichkeit hin, die über das Irdische hinausgeht. Es ist diese irdische Dimension und die Offenheit zum Himmel hin, die hier in Kappel zusammenkommen, die mich faszinieren. Zu den irdischen Dimensionen zählt die Führungsaufgabe, die Sie als Kirchenrätin in Kappel leisten mussten. Am Anfang stand die Optimierung der Ausrichtung dieses landeskirchlichen Bildungshauses. Da haben ausgerechnet der gastronomische und der theologische Leiter gekündigt, es mussten Personalentscheide gefällt werden. Das war nicht einfach, weil es galt, unternehmerisch zu agieren in einem durch und durch demokratischen Umfeld, in dem viele mitbestimmen können. Das ist gelungen. Das Kloster schreibt 8

seit Jahren schwarze Zahlen. Wie gelang die Neuausrichtung? Wir mussten uns intensiv mit Marketingfragen auseinandersetzen und uns fragen: Was ist unser unverwechselbares Angebot, was ist unsere Kommunikation? Und wir mussten uns fragen, wie wir die Drittgäste aus der Wirtschaft voll in unser Konzept der klösterlichen Gastlichkeit integrieren können. Drittgäste sind nicht einfach Marsmenschen, die wir nur aus finanziellen Gründen im Kloster Kappel haben wollen. Geteilte Gastlichkeit geht nicht, sich nur für Kirchennahe interessieren, das geht nicht – das ist eben auch wie in einer Familie. Es sind alle willkommen. Es dürfen aber auch alle merken, dass sie in einem reformierten Kloster sind. Man wird begrüsst vom theologischen Leiter, man wird auf die Tagzeitengebete aufmerksam gemacht, man findet eine Bibel im Zimmer vor. Die kirchlichen Kurse im Kloster Kappel haben ihren prominenten Platz. Wir dürfen als Reformierte selbstbewusst auftreten. Damit schreckt man niemanden ab. Im Gegenteil. Je klarer unsere Identität ist, je selbstbewusster und je selbstverständlicher wir auftreten, desto einfacher wird es. Ist diese Haltung auch auf die Landeskirche als Ganzes übertragbar? Ganz genau. Als Landeskirche geben wir nicht vor, wie nahe oder wie weit die Menschen zur Kirche stehen müssen. Das ist unser Glück. Jede und jeder stellt seine Distanz selber ein. Das Klos-

ter Kappel ist in diesem Sinn ein Ferment der Kirche. Kirchliche Offenheit und Gastlichkeit gilt allen oder sie funktioniert nicht. Wenn man die Geografie Ihrer kirchlichen Tätigkeit ins Auge fasst, hätte dieses Gespräch z. B. auch im Diakoniewerk Neumünster stattfinden können, also dort, wo Ihr kirchliches Engagement seinen Anfang nahm, … Ja klar. Dort fand die Disputation 84 statt, eine Initialzündung für mein kirchliches Engagement. Eine einmalige Erfahrung und eine Schulung: Ich musste im Disputationsprozess bald Leitungsfunktionen übernehmen und lernte die demokratischen Strukturen unserer Kirche, die Meinungsvielfalt und Diskussionslust kennen. Ich lernte Streite schlichten, Kräfte bündeln. Aus der Disputation ist auch die Frauenarbeit der 90er Jahre gewachsen. Das wurde zu einem Schwerpunkt meines kirchlichen Engagements. ... das Sie dann ja auch als junge Frau in den Kirchenrat hineintrugen. Wie erlebten Sie Ihre ersten Sitzungen im Kirchenrat? Das war nicht ganz leicht. Ich war so etwas wie d i e Feministin in diesem Gremium. Das war eine strenge Rolle, weil ich alle Erwartungen an eine Feministin erfüllen musste und gleichzeitig auch alle Befürchtungen verkörperte. Das legte sich, als mit Anemone Eglin schon 1998 eine zweite Frau meiner Generation Kirchenrätin wurde. nota bene

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Jeanne Pestalozzi-Racine und Helen Gucker-Vontobel: Zwei Kirchenrätinnen blicken zurück

nodesitzung mit ihren heftigen Diskussionen, aber auch mit ihrem konsensfähigen Ausgang, bleibt mir in lebhafter Erinnerung.

«Es geht auch ohne Talar und ohne Bart.» Zum Schluss Ihrer Laufbahn waren Sie Vize-Präsidentin des Kirchenrates und nach dem Rücktritt von Ruedi Reich standen Sie der Kirchenexekutive ein halbes Jahr vor. Wie bleibt Ihnen diese Zeit in Erinnerung? Ich habe das als eine Zeit erlebt, in der ich die Kirche vorübergehend «hüten» durfte, das habe ich sehr gerne gemacht. Und ich wurde in dieser Ver-

antwortung von allen Seiten gestützt, allen voran von Kirchenratsschreiber Alfred Frühauf. Ich hatte mehr als sonst die Möglichkeit, Begegnungen zu machen und die Menschen für ihre Aufgaben zu ermutigen. Das hat mich bewegt und gefreut. Interimistisch waren Sie erste Frau und erste Nichttheologin an der Spitze der Zürcher Kirche … Ich hätte nicht damit gerechnet. Aber: Es geht auch ohne Talar und ohne Bart. In einem solchen Fall müsste man das Vizepräsidium mit einer Theologin oder einem Theologen besetzen und es mit mehr Verantwortung versehen. So wäre es machbar. Andere Kantonalkirchen machen es uns ja bereits vor.

«Ich bin ein Zahlenmensch», bekennt Kirchenrätin Helen GuckerVontobel, und ein runder Geburtstag mit der Ziffer Sieben deshalb der perfekte Moment, um nach zwölf Jahren aus dem Kirchenrat zurückzutreten. Die Aktien der Zürcher Kirche stünden gut, sagt die abtretende Finanzvorsteherin, allerdings nicht ohne ein «Aber».

«Es geht uns finanziell gut, aber …» Frau Gucker, im Juni hat die Kirchensynode Ihre letzte Jahresrechnung abgenommen. Wie gross war der Frust wegen des Defizits? Das Emotionalste war tatsächlich, dass ich dem Parlament erstmals in meiner 12-jährigen Amtszeit und zum Abschied eine Rechnung präsentieren musste, die nicht dem Budget entsprach. Das hat mich geärgert. Der Grund dafür war, dass aus der Staatsbuchhaltung bei nota bene

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der Übernahme der Pfarrlöhne irrtümlicherweise Netto-Zahlen übernommen worden waren. In all den Jahren war es immer ein wesentlicher Moment, die Rechnung zu präsentieren. Für mich war das auch eine Bestätigung zu sehen, dass wir gut geplant und die gesetzten Ziele erreicht hatten. Wie stehen die «Aktien» der Zürcher Landeskirche grundsätzlich?

Der Zürcher Kirche geht es gut, wenn ich an die vielen Menschen denke, die sich für die Sache der Kirche einsetzen – beruflich, aber insbesondere auch behördlich. Aber Sie fragen nicht symbolisch nach den «Aktien» sondern konkret. Es geht der Kirche gut. Aber man muss gewahr sein, dass die Beiträge des Staates kleiner werden. Zwei weitere Tranchen der abnehmenden Kostenbeiträge haben wir ja in den 9

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Mögen Sie sich noch an Ihr erstes Geschäft erinnern, das Sie vor der Kirchensynode vertreten mussten? Oh Schreck, ja. Da wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Das war eine parlamentarische Frage, ob auch auszubildende Hebammen bei Abtreibungen dabei sein müssten. Ich stand damals dem Ressort Diakonie und Seelsorge vor und musste innert kürzester Zeit Gespräche mit Hebammen, mit dem Unispital, mit Ethikern und Politikerinnen führen, um die Antwort des Kirchenrates vorzubereiten und diese dann in der Kirchensynode auch zu vertreten. Das war streng. Aber gut. Anschliessend kam das Postulat zur Fristenregelung, wo der Kirchenrat eine eigene Position vertreten hat. Diese Sy-


Zwei Kirchenrätinnen blicken zurück

nächsten Jahren noch zu verkraften. Langfristig muss man damit rechnen, dass die Einnahmen wegen der kleiner werdenden Mitgliederzahlen zurückgehen. Da wird man sich fragen müssen, ob man die gleichen Leistungen wie heute noch finanzieren kann.

K I R C H E N R AT

Budgetdisziplin ist also angesagt. Auch der Mut, zu investieren? Ganz sicher braucht es weiterhin Investitionen, zum Beispiel im Bereich der religiösen Bildung. Die Weitergabe

der Tradition, die Verankerung im Glauben ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Deshalb muss die Kirche hier ein grosses Angebot bereitstellen – und zwar auf allen Altersstufen, wie es das Religionspädagogische Gesamtkonzept tut. Investieren müssen wir auch im Bereich des kulturellen Erbes der Kirche. Was wäre die Stadt Zürich, was wären unsere Dörfer ohne ihre Kirchen? Wir haben diesem Erbe Sorge zu tragen, gerade auch dann, wenn da oder dort über eine Umnutzung nachgedacht werden muss. Die Kirchen sind

«Die Kosten-NutzenRechnung ist für die Kirche schwierig zu realisieren.»

Foto: Reto Schlatter / kid

unsere Visitenkarten. Investieren müssen wir insbesondere auch in der Verkündigung und im diakonischen Engagement. Die Art und Weise, wie wir das tun, wird sich mit der Zeit verändern. Wir sind ja eine Kirche, die immer weiter zu reformieren ist.

Finanzflüsse neu geregelt sch. Der grösste Brocken in der Amtszeit von Helen Gucker stellt die Neuordnung der Finanzflüsse der Landeskirche im Zuge des neuen Kirchengesetzes dar. In der Finanzverordnung (seit 2011 in Kraft) werden die Rechnungslegung und der Finanzhaushalt von Kirchgemeinden und Landeskirche neu geregelt, der Finanzausgleich unter den Kirchgemeinden, die Baubeiträge sowie die Beiträge der Kirchgemeinden an die Landeskirche. Gleichzeitig musste das Finanzressort damit klarkommen, dass die Kostenbeiträge des Kantons um insgesamt 14 Millionen Franken kleiner werden. Weitere Meilensteine in der Ära Gucker waren die Implementierung der neuen Struktur des Ressorts Finanzen (1999), ein Anlagereglement für ethische Geldanlagen (2001), Adressverwaltungs- und Lohnadministrationssysteme (2006), Einrichtung eines Reportingssystems (2007) sowie die Vorbereitungs- und Folgearbeiten zur neuen Kirchenordnung im Finanz- und Personalbereich.

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Gibt es auch Bereiche, die die Kirche künftig nicht mehr finanzieren kann, gemäss einer nüchternen KostenNutzen-Rechnung? Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist für eine Institution wie die Kirche schwierig zu realisieren. Aber die Kirche ist sicher stärker verpflichtet, zu zeigen, was sie der Gesellschaft für Nutzen bringt. Wir dürfen beispielsweise auch auf die Freiwilligenarbeit verweisen, die in der Kirche geleistet wird, die anders nicht zu bezahlen wäre. Aber alles kann man nicht darstellen, denken Sie nur an die Seelsorge. Da kann man keine messbaren Daten zur Wirkung liefern. Es ist wie beim elektrischen Strom, man sieht ihn nicht, und er bringt trotzdem vieles zum Leuchten. Sie waren als Finanzvorsteherin diejenige, die die Stromrechnung begleichen musste und deshalb immer auch zum Sparen mahnen musste. Wie kamen Sie mit dieser Rolle klar? Bestens. Als Finanzvorsteherin ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Gerade weil die Stromrechnung aufgehen muss, braucht es eine klare Linie. Ratsmitglieder und Mitarbeitende können das bei guter Begründung nachvollziehen und tragen es mit. Bestehende Dienste und Leistungen sind immer wieder zu befragen, ob es sie weiter

und in diesem Umfang braucht. Diese Frage ist so konsequent zu stellen, dass auch Mittel frei werden, um neue Aufgaben anzugehen. Beides, das Reduzieren und Umbauen, aber auch Neues entwickeln, sind Aufgaben, die Kreativität, Phantasie und auch etwas Mut brauchen. Wichtig war mir immer, solche Prozesse im Dialog mit den verschiedenen Akteuren zu entwickeln. Eine Initiative der Jungfreisinnigen will die Kirchensteuern für juristische Personen abschaffen. Wie stehen die Chancen? Welche Konsequenzen hätte die Abschaffung? Die Konsequenzen wären für die Landeskirche und ihre Kirchgemeinden sowie für viele kirchliche Werke einschneidend. Aber ich gebe der Initiative nur eine kleine Chance. Ernst nehmen muss man sie trotzdem. Mit welchen Argumenten treten Sie dagegen an? Die Initianten haben nur die Finanzoptimierung für Unternehmen im Visier. Ihnen fehlt der gesamtgesellschaftliche Weitblick. Durch die negative Zweckbindung ist garantiert, dass die Kirchensteuern nicht für kultische, sondern für soziale und kulturelle Bereiche verwendet werden. Das müssen wir noch deutlicher aufzeigen. Für die Firmen ist der Beitrag, den sie für die Kirchen entrichten, kaum existenziell. Wenn es den Firmen gut geht, dann fällt die Steuer für sie nicht ins Gewicht, wenn es ihnen schlecht geht, hilft ihnen auch die Steuerbefreiung nicht. Dann kommt es vielfach zu Entlassungen. Und wo ist dann das Auffangnetz, das die Kirche mit Seelsorge und Diakonie tragen hilft? Wie geht es für Sie persönlich weiter? Wofür wollen Sie sich mehr Zeit nehmen? Ich freue mich darauf, mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben. Mein Mann und mein Vater brauchen vermehrte Unterstützung und ich bin begeisterte Grossmutter von sechs Enkelkindern. Ihnen will ich mehr Zeit widmen. Engagiert bleibe ich weiterhin im Vorstand der Schweizerischen Patenschaft für Berggemeinden und als Präsidentin der Stiftung Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegerinnenschule. Und dann hoffe ich auch, dass es künftig zu mehr reicht als zu einer Woche Wanderferien pro Jahr. nota bene

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Hinweise und Veranstaltungen

Themen und Termine

Gesangbuch-DVD Am 1. Juli ist die Gesangbuch-DVD erschienen. Sie beinhaltet das reformierte und das katholische Gesangbuch samt Orgelbuch zum reformierten sowie dem Cantionale zum katholischen Gesangbuch. Die DVD gibt die Möglichkeiten zur Volltextsuche; sie erlaubt die strophenweise Unterlegung von Liedmelodien zur einfachen Erstellung von Liedblättern und enthält eine Abspielfunktion. Für Organistinnen und Organisten dürfte die Transpositionsfunktion des Orgelbuches von besonderem Interesse sein. Die Gesangbuch-DVD kostet 350 Franken und kann online bestellt werden: zh.ref.ch/handlungsfelder/vg/musik/arbeitshilfen

3. Staffel streetchurch@konf

weiligen Gemeinde vornehmen. Infos und Beratung: kid, Simone Strohm, Tel. 044 258 92 15.

Diakonie & Seelsorge

Bildung & Spiritualität

Wertschätzende Kommunikation

Vernetzungstreffen Frauenarbeit

Eine Sprache des Lebens. Leitung: Christine Krämer. 8., 15. und 29. September, jeweils 9 bis 12 Uhr, Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Fachstelle Freiwilligenarbeit, Tel. 044 258 92 56, www.zh.ref.ch/freiwillig

Impulse zur Stärkung und Vernetzung der Frauenarbeit in der Landeskirche. Leitung: Sabine Scheuter. 20. September, 14 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Fachstelle Frauen & Männer. Sara Ejiro, frauenarbeit@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 83.

Besuchsdiensttagung November Die Teilnehmenden lernen die Welt von desorientierten Menschen besser verstehen und erhalten praktische Hinweise für die Begegnung und Begleitung von demenzkranken Menschen. Leitung: Barbara Hitz. 10. November, 9 bis 16 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Fachstelle Freiwilligenarbeit, Tel. 044 258 92 91, www.zh.ref.ch/freiwillig

Gelassenheit ist lernbar

Tanz, Rap sowie Infos zur streetchurch multimedial unterstützt, macht streetchurch@konf zu einer abwechslungsreichen gottesdienstlichen Infoveranstaltung. Bei der 3. Staffel im Januar 2012 setzt die streetchurch auf neue sowie bewährte Elemente. Wiederum finden die Anlässe an zentral gelegenen Orten im Kanton Zürich statt – Affoltern am Albis, Zürich St. Jakob, Bülach und Wetzikon. 2011 empfingen die streetchurch@ konf-Anlässe über 800 Konfirmandinnen und Konfirmanden. Eine Ermutigung und die Grundlage für den Entscheid einer 3. Staffel waren die vielen positiven Feedbacks aus dem vergangenen Jahr. Die vier streetchurch@konf Anlässe sind die ideale Gelegenheit, die Zürcher Jugendkirche besser ken-

nota bene

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Leitung: Christina Christen. 21. und 28. September sowie 5. Oktober, jeweils 14 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Fachstelle Freiwilligenarbeit, Tel. 044 258 92 56, www.zh.ref.ch/freiwillig

Flyer zur Suche von Freiwilligen Zusammen mit der Fachstelle Freiwilligenarbeit und der Kirchgemeinde Zürich Witikon hat der Kirchliche Informationsdienst einen Musterflyer für die Suche von Freiwilligen entwickelt. Der Faltprospekt trägt den Titel «Ihre Talente sind gefragt». Kirchgemeinden können das Layout übernehmen und inhaltlich Anpassungen je nach Situation und Angebot in der je-

Reden – verhandeln – sich durchsetzen Kommunikationskurs für Frauen. Dieser Kurs soll die persönliche Kommunikationsfähigkeit und die Freude am Kommunizieren steigern. 27. Oktober und 3. November. Hirschengraben 7, Zürich. Kurskosten: Fr. 260.–. Anmeldung: Fachstelle Frauen & Männer, Sara Ejiro, frauenarbeit@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 83

Aus dem eigenen Handeln lernen Selbstmanagement für Frauen. Selten bleibt Zeit für gezielte Reflexion über das eigene Tun und Handeln, dabei liegt hier ein grosser Schatz verborgen. Diesen gilt es zu bergen und gleichzeitig anzuhäufen. 26. Januar. Hirschengraben 7, Zürich. Kurskosten: Fr. 150.–. Anmeldung: Fachstelle Frauen & Männer, Sara Ejiro, frauenarbeit@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 83

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THEMEN UND TERMINE

Verkündigung & Gottesdienst

nenzulernen. Die streetchurch gewährt einen vertieften Einblick in ihr Tagesgeschäft und ihre Angebote. Dabei werden auch die Hintergründe und die Motivation der Beteiligten deutlich. Als Ergänzung zu einem Gottesdienstbesuch erhalten Ihre Jugendlichen einen lebendigen Einblick in die diakonische und soziale Arbeit der streetchurch. Selbstverständlich werden auch in der 3. Staffel die streetchurch@konf Anlässe durch Rapper, Tänzer und Klienten der streetchurch abwechslungsreich mitgestaltet. Infos: www.streetchurch.ch


Hinweise und Veranstaltungen

Gemeindeaufbau & Leitung Freiwillige entschädigen?

THEMEN UND TERMINE

«Im Namen Gottes» Nine Eleven Zum Gedenken an den 10. Jahrestag der Terroranschläge von 11. September 2001 lädt die Zürcher Landeskirche zu einem Schauspiel von PeterAdrian Cohen, basierend auf dem Film «Faith and Doubt at Ground Zero» von Helen Whitney. Das Stück ist einee Reflexion über Religion und Gewalt und wird zeitgleich in New York, Boston, Bonn und Zürich aufgeführt. Ein Bischof, ein Rabbiner, eine Psychoanalytikerin, ein Pfarrer und ein Muslim ringen um ihren Glauben und mit ihren Zweifeln. Woher stammt die Unmenschlichkeit des Menschen? Und wo ist Gott angesichts des Bösen in der Welt? Regie: Peter Holliger. Grusswort: Michel Müller, Kirchenratspräsident. Samstag, 10. September, 21 Uhr. Kirche St. Peter, Zürich. Eintritt: Fr. 20.–.

Konzert der Stille Mit Musik von Helge Burggrabe und Texten von Rilke, Grün, Sölle und Rumi rezitiert vom Schauspieler Bruno Ganz. Aufgeführt im Kloster Kappel und im Berner Münster. Was ist Stille? Auf poetische Weise wird dieser Frage mit Sprache und Musik nachgegangen: ausgehend vom «Hymnus der Stille», bei dem die Stille selbst zu sprechen beginnt, sind Texte von Rainer Maria Rilke, Dorothee Sölle, Anselm Grün und dem Mystiker Rumi zu hören. Die Musik verbindet virtuose Gregorianik mit neuen Kompositionen und Improvisationen von Helge Burggrabe. Veranstalter der Konzerte ist die Oekumenische Akademie im Nidelbad sowie die Kirchengemeinde Kappel am Albis und das Seminarhotel und Bildungshaus Kloster Kappel. 17. September, 20 Uhr. Klosterkirche Kappel. Fr. 30.–. Reservieren unter: www.klosterkappel.ch

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Alternativen und faire Lösungen. Leitung: Franziska Dürst. 3. November, 17 bis 20 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Fachstelle Freiwilligenarbeit, Tel. 044 258 92 56, www.zh.ref.ch/freiwillig

Beurteilungs- und Fördergespräch Mitarbeitende fördern und fordern. Am Kurstag werden Sinn und Zweck der regelmässigen Mitarbeitenden-Beurteilung erklärt und die Handhabung der Instrumente in der Praxis erarbeitet. Leitung: Samuel Jakob, Harry Nussbaumer (Leiter Personaldienst). 23. November, 18.15 bis 21.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36.

Von und für Gemeinden Dafür stehen wir ein! Die Parteien und Ihre Werte Die Kirchgemeinde Zürich Seebach lädt zusammen mit der Pfarrei Maria Lourdes und der CVP und der EVP Zürich Nord zum Bettagsforum 2011. Die Veranstalter bitten Zürichs Nationalratskandidatinnen und -kandidaten aufs Podium und fragen nach den Werten, die hinter deren Politik steht. Leitung: Markus Arnold, Dozent für Ethik. 20. September, 20 bis 21.45 Uhr. Saal Maria Lourdes, Seebacherstrasse 3, 8052 Zürich.

Aufkreuzen

Diakonie und Gemeindeaufbau Tagung «Zusammen Gemeinde gestalten». Gemeinden schärfen den Blick für aktuelle soziale Brennpunkte. Einstiegsreferate von Ulrich Läpple (Berlin) und Heinz Rüegger (Zürich) vermitteln Analysen und Ausrichtungen diakonischer Arbeit in sozialen Brennpunkten wie z. B. Armut, Migration oder Vereinsamung. Leitung: Vreni Burkhard, Urs Woodtli und Karl Flückiger. 10./11. November. Zentrum für Migrationskirchen, Zürich Wipkingen. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 36.

Bibelkoffer in neuer Gestalt Auf Beginn des neuen Schuljahres wurden die beiden Bibelkoffer nach den Unterrichtssequenzen in vier Pakete aufgeteilt und stehen nun in «tragbarer» und geeigneter Ausführung für die wöchentlichen Lektionen zur Ausleihe bereit. Aufgrund des grosses Interesses empfiehlt sich eine Reservation unter www.bibliothekenderkirchen.ch, per Mail an bibliothek@zh.ref.ch oder unter Tel. 044 258 92 73.

7 Kirchen – 18 Kunstwerke – 20 Veranstaltungen. Kreuze des Künstlers Ludger Hinse schmücken bis in den November hinein sieben katholische und reformierte Kirchen im Kanton Zürich. Diverse Veranstaltungen, die sich mit dem Kreuz als uraltem Symbol mit hoher Strahlkraft beschäftigen, flankieren die Ausstellungen. Die katholischen Pfarreien Greifensee, Dübendorf, Oberrieden und Bruder Klaus Zürich und die reformierten Kirchgemeinden Greifensee, Dübendorf und Maur bieten verschiedenste Anlässe. Der deutsche Künstler Ludger Hinse liefert mit seinen Interpretationen des Kreuzes Anregungen und Gesprächsstoff bei Ausstellungen, Diskussionsrunden, Gottesdiensten und der sogenannten Kreuzfahrt am 17. September, an der per Car die ausgestellten Objekte in Maur, Dübendorf und Greifensee besucht werden können. Infos: www.kirchemaur.ch

Bettagskonzert Organ Music Theo Wegmann spielt seine ORGAN MUSIC II (festliche, meditative, tänzerische Klänge, aber auch Grooviges und Jazziges) am traditionellen Bettagkonzert. 18. September, 17 Uhr, neue reformierte Kirche Zürich-Witikon.

nota bene

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Hinweise und Veranstaltungen

Kloster Kappel

boldern!

Musik und Wort

Stadtgespräch: Zürich – Visionen für eine Stadt

Alles Leben ist Klang Ein Wochenende zum Aufatmen, Mitschwingen, Mitklingen. Ruth Rufer. 30. September bis 2. Oktober.

Shibashi – Die Wolken teilen Einführungs- und Vertiefungskurs Shibashi. Barbara Lehner. 30. September bis 2. Oktober.

Podiumsdiskussion u.a. mit Elmar Ledergerber und Brigit Wehrli-Schindler Leitung: Jeannette Behringer und Stefan Grotefeld. 27. September, 18.30 bis 20.30 Uhr. Kulturhaus Helferei, Zürich.

Auf den Spuren von Frauen in Zürich Seminar und Exkursion in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Leitung: Sabine Keitel und Jeannette Behringer. 1. bis 3. Oktober. Boldern.

Meditatives Tanzen Freundschaft – auf der Spur von Klara und Franziskus. Lilian Boss. 2. Oktober.

Der Weg der Stimme Meditation mit Gregorianischen Gesängen. Dana Gita Stratil, Sängerin, Musiktherapeutin. 7. bis 9. Oktober.

Alle im Boot? Über die Teilhabe der Ausgeschlossenen Seminar in Kooperation mit der Stiftung Mitarbeit, Bonn. Leitung: Jeannette Behringer und Marion Stock. Ort: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Stuttgart-Hohenheim. 14. bis 15. Oktober.

Gesangsworkshop Kalligrafie – Schreiben, Gestalten und Experimentieren Die Kraft des Zufalls. Hansulrich Beer. 7. bis 9. Oktober.

Gesang, Stimmbildung und Interpretation. Leitung: Gerhard und Peter Doss. 27. bis 30. Oktober. Boldern.

Wert(e)voll wirtschaften In sich verwurzelt und auf Gott gegründet Coachingtage in der Stille. Martin Bihr. 14. bis 16. Oktober.

Lebensbäume, Lebensträume Schreibwerkstatt für Frauen. Esther Spinner. 14. bis 16. Oktober.

Ich werfe mein Herz in den Himmel hinauf Psalmen-Gebets-Werkstatt. Wolfgang J. Bittner. 14. bis 16. Oktober.

Musik und Wort Mit dem Ensemble Chamäleon; Lesungen: Pfr. Markus Sahli. 30. Oktober, 17.15 Uhr. Infos: Tel. 044 921 71 71 www.boldern.ch

nota bene

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Studientag zur Wirtschaftsalphabetisierung (für Frauen). Kooperation mit der Fachstelle Frauen und Männer der Landeskirche und WIDE (Women in Development Europe). 29. Oktober, 10 bis 17 Uhr. Boldern.

Engagement als «Kitt der Gesellschaft»? Zur Freiwilligenarbeit im Wertewandel. Referat von Heiner Keupp; Diskussion u.a. mit Martin Graf und Isabelle Stadelmann-Steffen. Moderation: Jeannette Behringer. 31. Oktober, 18.30 bis 21 Uhr. Glockenhof, Sihlstrasse, Zürich.

Sinn durch Engagement Tagung mit Heiner Keupp. Leitung: Jeannette Behringer. 1. November. Boldern. Infos: Tel. 044 764 88 10 www.klosterkappel.ch

Was sollen wir tun? Die Neuerscheinung versteht sich als ein Handbuch für die Praxis. Und so liest sie sich auch: In fünf Schritten zur Entscheidung, das ist das halbe Buch, das Instrumente an die Hand gibt und ethische Urteilskraft verschafft. Die andere Hälfte teilen sich zwei weitere Teile: zunächst drei Kapitel zu Querthemen, die sich einstellen, wenn man mit der gewonnenen Urteilskraft das Gespräch wagt: Was ist Wahrheit, was bedeutet das Argument, was nutzt Sprachkunst? Und schliesslich drei Fallbeispiele aus den Bereichen Umwelt, Medizin und Wirtschaft. Nach 210 Seiten ist man weiter. Wegen des gut lesbaren Texts, der eine mittlere Höhe hält zwischen Wissenschaft und Allgemeinbildung. Aber auch wegen der überlegten Gestaltung, die aus einer Abhandlung eine Denkwerkstatt macht. Gliederung und Hervorhebung, Kästchen und Hintergrund, Schritterklärung und Zusammenfassung, Lesehinweis und Übung, dazu Kunstgraphik mit Eigenaussage: Das Buch lässt kaum eine Möglichkeit aus, Lernen lustvoll zu machen. Den Verantwortlichen, Barbara Bleisch und Markus Huppenbauer, ist es gelungen, zusammen mit dem Zürcher Verlag Versus eine weitere Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu schliessen. Allen Verantwortlichen in Kirchgemeinden sei dies Buch herzlich empfohlen: Wer ethisch mitreden will, findet hier eine Pflichtlektüre, die seinem Votum Nachachtung ermöglicht. Barbara Bleisch / Markus Huppenbauer, Ethische Entscheidungsfindung. Ein Handbuch für die Praxis; Zürich 2011; 224 Seiten; Fr. 39.90. Matthias Krieg

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THEMEN UND TERMINE

Mit dem A-Capella-Chor Zürich: Chormusik der Renaissance; Lesungen: Pfr. Christof Menzi. 25. September, 17.15 Uhr.

Bücher & Medien


Arbeiten bei der Kirche

Kirche mit allen Sinnen Wenn es nach Edith Bächle ginge, dürfte es in reformierten Kirchen ruhig etwas oppulenter als nur nach Nüchternheit duften. Die ehemalige Meisterdrogistin ist Geschäftsführerin der Liturgie- und Gesangbuchkonferenz und der Deutschschweizerischen Kirchenkonferenz.

Kirche geht bei Edith Bächle auch durch die Nase. Wenn die ehemalige Drogistin mit Meisterdiplom durch eine Kirchentür in ein Gotteshaus schreitet, dann weiss sie die Düfte zu würdigen, die ihr da – je nach Konfessionszugehörigkeit der Kirchen verschieden – in die Nase steigen. Bächle ist den Duft- und Heilpflanzen und deren Verwendung in den Religionen seit Jahren auf der Spur. Sie hat zu Hause eine Sammlung von hunderten von Parfumflacons und hält Vorträge über die Wirkung und die Geschichte von Düften und Heilpflanzen. In der reformierten Kirche, das weiss Edith Bächle natürlich längst, gibt es vergleichsweise wenig Sinnenfreudiges für die Nase. Immerhin verbreiteten da und dort frische Blumen einen Duft, der der protestantischen Nüchternheit etwas die Spitze nehme. Und seit einigen Jahren rieche es auch in protestantischen Kirchen vermehrt nach Wachs und Kerzenrauch. So oder so: Edith Bächle fühlt sich zu Hause in der reformierten Kirche. «Die Kirche gibt mir Geborgenheit, und sie hat mich jahrzehntelang geprägt.» Ihr Mann war Pfarrer, sie selbst bildete sich zur Katechetin aus. Nach dem Tod ihres Mannes blieb sie der Kirche immer engagiert verbunden: im Sekretariat des Spitalpfarramtes im Kantonsspital Winterthur, als Kirchenpflegerin und seit

Foto: sch

PERSONELLES

Von Christian Schenk

Edith Bächle ist dem Duft der Religionen auf der Spur.

gut einem Jahr nun in einem Doppelmandat als Geschäftsführerin der Liturgie- und Gesangbuchkonferenz und der Deutschschweizerischen Kirchenkonferenz. Musikalischer Wortschatz

Die Liturgie- und Gesangbuchkonferenz sorge dafür, dass das Profil des reformierten Gottesdienstes gepflegt werde. Edith Bächle führt als Geschäftsführerin nicht die inhaltlichen Debatten dazu, sondern sorgt auf administrativer Ebene dafür, dass die Beschlüsse und Empfehlungen des Gremiums überhaupt zu Stande kommen und dann auch Gehör finden. Gehör fand beispielsweise die jüngst veröffentlichte und lange erwartete Kirchengesangbuch-DVD oder die Kernliederliste zum Gesangbuch. Sie enthält ein Repertoire von 50 Liedern, die die Konferenz den reformierten Gemeinden quasi als musikalischen Grundwortschatz empfiehlt.

Vernetzungs- und Koordinationsarbeit ist auch bei ihrem zweiten kirchenberuflichen Standbein gefragt: Die Deutschschweizerische Kirchenkonferenz dient den angeschlossenen Landeskirchen dazu, Finanzhilfegesuche gemeinnütziger Organisationen gemeinsam zu beurteilen und deren Finanzierung zu koordinieren. Edith Bächle führt auch hier die Geschäftsleitung und ist die personifizierte Drehscheibe dieser Institution mit Sitz an der Blaufahnenstrasse 10. Es ist wichtig, die komplizierten Strukturen der Kirchen zu kennen, sagt Edith Bächle. Dieses Know-How hat sie als langjähriger Kirchenprofi natürlich längst – und dazu auch eine gute Nase. Duft, Klang und Liturgie Wie Religion duftet – mehr Infos auf: www.edith-baechle.ch Wie Kirche klingt: www.liturgiekommission.ch

Offene Pfarrstellen Buch am Irchel, 70% Dällikon Dättlikon, 70% Dietlikon, Ergänzungspfarrstelle, 60% Dorf, 70 % Dübendorf Ellikon an der Thur, 70% Fehraltorf Fehraltorf, Ergänzungspfarrstelle 50% Hausen am Albis Hombrechtikon

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01.08.09 11.04.11 01.08.11 01.08.11 01.09.11 01.10.11 01.05.11 01.09.11 01.05.11 01.03.12 01.07.10

Küsnacht, Ergänzungspfarrstelle, 50% Mönchaltorf Niederhasli-Niederglatt Niederweningen Ottenbach Pfungen Regensdorf Seuzach Thalwil Urdorf Uster, 100% Uster, 100%

01.11.10 01.09.11 01.09.11 01.02.10 01.10.12 01.05.11 01.10.10 01.09.11 01.05.11 01.03.11 01.04.12 01.07.12

Wallisellen, Ergänzungspfarrstelle, 50% 01.03.11 Winterthur Seen 01.01.11 Zürich Albisrieden 01.09.11 Zürich Albisrieden, 50% 01.09.11 Zürich Affoltern, Ergänzungspfarrstelle, 80% 01.04.11 Zürich Altstetten 01.12.11 Zürich Enge, Ergänzungspfarrstelle, 50% 01.06.11 Zürich Industriequartier 01.09.11 Zürich Industriequartier, 50%01.09.11

nota bene

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Monatsagenda der Zürcher Landeskirche

Wann, was, wo ... Im Namen Gottes – Nine Eleven Theater zum Gedenken an den 10. Jahrestag der Terroranschläge von 11. September 2001. 21. Uhr. Kirche St. Peter, Zürich. Sonntag, 11. September Fest der Zürcher Stadtheiligen Prozession und Stadtrundgang. 17.15 Uhr. Fraumünster, Zürich. Dienstag, 13. September Neues Personalrecht 18.15 bis 21.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Montag, 12. September ora et labora in der Gemeindeleitung 18.15 bis 21.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Dienstag, 13. September Landart und Schöpfung 13. und 27. September. Hirschengraben 50, Zürich / im Wald. Mittwoch, 14. September Die Zürcher Landeskirche: Ihre neue Arbeitgeberin Einführungstag für neue Mitarbeitende. 8.45 bis 16.45 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.

Biblische Erzählfiguren im Fiire und im Kolibri 19.30 bis 21.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Samstag, 17. September Jubiläumskonzert 50 Jahre Brot für alle 20 Uhr, Kirche St. Peter, Zürich. ZMS für Fortgeschrittene 9 bis 16 Uhr. Technoparkstrasse 1, Zürich. Konzert der Stille 20 Uhr. Kloster Kappel. Sonntag, 18. September Eidg. Dank-, Buss- und Bettag Bettagsbotschaft auf www.zh.ref.ch/bettag Dienstag, 20. September Kirchensynode Konstituierende Sitzung Wahl Kirchenrat 8.15 Uhr, Eröffnungsgottesdienst im Grossmünster; 9.15 Uhr, Sessionsbeginn im Rathaus, Zürich. Vernetzungstreffen Frauenarbeit 14 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Austauschapéro für ZMSPublisher 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.

Mittwoch, 21. September Gelassenheit ist lernbar 21. und 28. September sowie 5. Oktober, jeweils 14 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Freitag, 23. September Journalistische Textwerkstatt 9 bis 13 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.

Shibashi: Die Wolken teilen 30. September bis 2. Oktober. Kloster Kappel. Samstag, 1. Oktober Auf den Spuren von Frauen in Zürich 1. bis 3. Oktober. Boldern. Sonntag, 2. Oktober Meditatives Tanzen. 2. Oktober. Kloster Kappel.

Samstag, 24. September Sprechen und Auftreten im Gottesdienst 8.30 bis 12 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.

Mittwoch, 5. Oktober Fiire: Wärmende Themen für die kalte Jahreszeit 19.30 bis 21.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich.

Sonntag, 25. September Musik und Wort 17.15 Uhr. Kloster Kappel. Dienstag, 27. September Stadtgespräch: Zürich – Visionen für eine Stadt 18.30 Uhr. Kulturhaus Helferei, Zürich. Mittwoch, 28. September Kirchenraum erkunden Kirchenraumpädagogik. 13.30 bis 16.45 Uhr. Treffpunkt Predigerkirche, danach Hirschengraben 66, Zürich.

Donnerstag, 6. Oktober Kirchenpflege-Forum: Gemeindeaufbau und Leitung 18.30 bis 21.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Freitag, 7. Oktober Der Weg der Stimme 7. bis 9. Oktober. Kloster Kappel. Kaligrafie 7. bis 9. Oktober. Kloster Kappel.

Freitag, 30. September Alles Leben ist Klang 30. September bis 2. Oktober. Kloster Kappel.

Alle Kurse und Events auf: www.zh.ref.ch

Pfarrwahlen Bänziger Mathias per 01.07.11 in Regensberg. Kuttler Otto per 01.07.11 in Stallikon-Wettswil. Müller Malinee per 01.07.11 in Fällanden. Scharpf Christian per 01.07.11 in Fällanden. Schnetzer Carl per 01.07.11 in Birmensdorf-Aesch. Stillhard Marc per 01.07.11 in Birmensdorf-Aesch.

nota bene

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Gebs Simon per 01.08.11 in Zollikon. Hesse Sven per 01.08.11 in Wallisellen. Probst Theodor per 01.08.11 in Wildberg. Rüegg-Schweizer Anne-Käthi per 01.08.11 in Zollikon. Baumann Michael per 01.09.11 in Wiesendangen. Bujack Dagmar per 01.09.11 in Bülach.

Rüsch Martin per 01.09.11 in Zürich Grossmünster. Sigrist Christoph per 01.09.11 in Zürich Grossmünster. Steiner Angelika per 01.09.11 in Zürich Leimbach. van Ek Joke per 01.09.11 in Volketswil. Walter-Isenschmid Sylvia per 01.09.11 in Laufen.

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M O N AT S A G E N D A

Samstag, 10. September


notabene-Denkzettel

«notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch) Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch/notabene notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Herausgeber Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Kirchlicher Informationsdienst kid

Titelbild: Kinder in Amedia, Nordirak. Die Christen sind zumindest in diesem Gebiet des krisengeschüttelten Landes in Sicherheit.

Druck Robert Hürlimann AG, Zürich

Foto: Christian Schenk

Auflage 6900 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli/August und Dezember/Januar. Nächste Ausgaben Nr. 8/2011 (Oktober, Woche 41) Nr. 9/2011 (November, Woche 45) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Absender: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Ev.-ref. Landeskirche, Zentrale Dienste Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Impressum

P. P.

8001 Zürich

Eine Illustration von Daniel Lienhard, Illustrator, Zürich.


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