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Nr 4 / Mai 2013

notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Ich bin Kirchenpflegerin Gute Gründe, um sich in der Kirchenpflege zu engagieren Seite 2

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Hohe Beteiligung und viele Fragezeichen

«Ich stelle lieber Fragen»

Der Dialog um KirchGemeindePlus läuft an

Im Gespräch mit Felix Reich, Zürcher Redaktionsleiter von «reformiert.»


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Brauchen Sie einen Werbespot für Ihre Kirchgemeinde? Oder für das Amt der Kirchenpflege? Fragen Sie Ihre Kirchenpfleger und Kirchenpflegerinnen! Sie werden ihn liefern. Aus dem Stand mit sprühender Eloquenz, oder eher schlicht, aber bestimmt echt und überraschend vielfältig. Was mich da so sicher macht? Ich habe es ausprobiert. Zusammen mit einem Porträtfotografen klopfte ich in den vergangenen Wochen aufs Geratewohl bei Frauen und Männern an, die seit kurzem oder langem die Kirche an ihrem Ort pflegen. Die Besuchsreise führte

Kirchenpflege Gossau schnupperten wir in dessen beruflichem Umfeld Spitalluft. «Warum sind Sie eigentlich Kirchenpfleger?», war jeweils die Ausgangsfrage. Weshalb legen Sie sich als Kirchenpflegerin ins Zeug für die Kirche? Was bewegt Sie, und was wollen Sie bewegen? Die Gründe, die dann zur Sprache kamen, waren so vielfältig, so ehrlich, so ungekünstelt und lebendig wie die Menschen selbst. Sie waren wortwörtlich aus dem Leben gegriffen, aus dem Leben der Menschen, mit denen die Kirchenpfleger in und um die Kirche unterwegs sind. Und vor allem waren sie – auf je ihre eigene Art – überzeugend. 2014 stehen Wahlen für die Kirchenpflege an. Damit die knapp 1300 Sitze in den Zürcher Gemeinden und Bezirken für die kommende Amtsperiode besetzt sind, braucht es auch dieses Mal Überzeugungsarbeit, um neue Menschen für das herausfordernde Amt zu gewinnen. Und es braucht gute Gründe, damit bisherige Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger ihr Engagement mit Freude weiterführen. Den überzeugendsten Werbespot für das Kirchenpflegen liefern die, die es tun. Überzeugen Sie sich selbst!

«Warum sind Sie eigentlich Kirchenpfleger?» uns quer durch den Kanton und in die verschiedensten Lebens- und Arbeitswelten (ab Seite 6): Den Fischenthaler Kirchenpflegepräsidenten trafen wir auf seinem Hof bei der Arbeit im Stall; den Liegenschaftsverwalter von Winterthur Stadt zwischen zwei Arbeitssitzungen in einem Architekturbüro hoch über dem Sulzerareal. Mit der Jugendverantwortlichen von Buch am Irchel diskutierten wir im Kirchenbank und mit der Schwamendinger Kirchenpflegerin und Musikliebhaberin zwischen Orgelpfeifen auf der Empore. Beim Gespräch mit der Wollishofer OeME-Verantwortlichen flatterten uns am Seeufer die Möwen um die Ohren, und beim Treffen mit dem Fachmann für Öffentlichkeitsarbeit der 2

Christian Schenk Redaktion «notabene»

Aktuell

Nachrichten 3–5

«Öko-Tipp» 5

Schwerpunkte

Gute Gründe für die Kirchenpflege 6

Hujambo klingt weiter 9

«Ich stelle lieber Fragen» Im Gespräch mit «reformiert.»-Redaktor Felix Reich 10 – 12 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 15

kreuz & quer: Was bietet die Ladenkirche feil? 15

Impressum / Cartoon 16

Die Beweggründe für ein Engagement in der Kirchenpflege und die zu erwartenden Aufgaben hat die Landeskirche in einer Broschüre gesammelt. Sie wird den Gemeinden zugeschickt. Alle Infos: www.zh.ref.ch/kirchenpflege

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Regionalkonferenzen KirchGemeindePlus / Hohe

Beteiligung, Mut zum Aufbruch und viele Fragezeichen sch. Seit Anfang April ist der Dialogprozess rund um das Projekt KirchGemeindePlus in Gang. Das Interesse an der Frage, wie die Landeskirche der Zukunft gestaltet werden soll, ist gross: An insgesamt sechs ausgebuchten Regionalkonferenzen beteiligten sich gegen 1000 Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger und Mitarbeitende der Kirchgemeinden. Michel Müller, Kirchenratspräsident, Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie, sowie Martin Peier, Beauftragter KirchGemeindePlus, setzten Eingangsimpulse.

Bevölkerung ist eine Tatsache, auf die wir angemessen und verantwortungsvoll reagieren sollten.» In welche Richtung die Reaktion gehen soll, das wurde in kleineren Arbeitsgruppen an den Konferenzen engagiert diskutiert. Gerade dieser lebendige Austausch war für einen Teilnehmer ein Zeichen der Hoffnung: «Wie immer das Resultat sein wird, die offene Auseinandersetzung bringt so viele unterschiedliche und wesentliche Aspekte zu Tage, dass sie so oder so fruchtbar sein wird, da wir im gleichen Geiste Jesu verbunden sind.»

Kostbares nicht aufs Spiel setzen

Kritik fruchtbar machen

Die Diskussionsteilnehmenden beurteilten den vom Kirchenrat angestossenen Prozess zur Bündelung der Kräfte in der Landeskirche unterschiedlich. Die Statements sprachen von grundsätzlicher Skepsis, aber auch von Freude über den Aufbruch: «Ich bin der Überzeugung, dass wir mutig neue Wege gehen müssen, gleichzeitig will ich Kostbares, Gewachsenes nicht aufs Spiel setzen.» Viele Teilnehmende waren sich einig darüber, dass die Situation die Kirche zum Handeln zwingt: «Es geht bei KirchGemeindePlus nicht um Wünschbares, sondern um Notwendiges! Der demografische Rückgang der reformierten

Diesen Optimismus teilen nicht alle: Skepsis meldeten die Kirchenpflegen des Bezirks Dietikon an. In einem Brief an den Kirchenrat formulierten sie die Befürchtung, dass Fusionen in ihrem Bezirk zur «Entfremdung» von der Landeskirche führen würden. Gegenüber der «Limmattaler Zeitung» sagte der Dietiker Kirchenpflegepräsident, Walter Briner, dass er eine verstärkte Zusammenarbeit sehr wohl befürworte, dass eine Fusion im Limmattal aber nur schon wegen der räumlichen Distanz nicht sinnvoll sei. Widerstand formiert sich auch im Zürcher Oberland. Pfarrer, Mitarbeitende, Freiwillige und Kirchen-

pflegemitglieder von Bubikon stehen dem Projekt KirchGemeindePlus «äusserst kritisch» gegenüber. Um dem Alleingang ihrer Gemeinde Nachdruck zu verleihen, hat ein Unterstützungskomitee eine Petition lanciert. Martin Peier, Beauftragter für KirchGemeindePlus, nimmt solche Vorbehalte zur Kenntnis und betont auf Anfrage, dass es ihm wichtig sei, dass die Menschen Stellung nehmen, und das durchaus auch kritisch. «Es geht aber darum, die Kritik für einen gesamten Prozess fruchtbar zu machen.» Man müsse sich immer wieder bewusst machen, dass es nicht nur um die eigene Kirchgemeinde, sondern um eine Reformierung der Kirche als Ganzes gehe. Und deshalb sei der Dialog und die Frage nach der Ausrichtung und Aufgabe der Kirche extrem wichtig: «Das betrifft nicht nur die Behörden und Mitarbeitenden, sondern alle Mitglieder.»

Diskutieren Sie mit! Schalten Sie sich ein in den Dialog von KirchGemeindePlus. Alle Infos, Blogs, Statements auf: www.kirchgemeindeplus.ch

Fotos: Gion Pfander

Wie kann man die Kräfte und Mittel der Kirche bündeln? Engagierte Diskussionen an den Regionalkonferenzen zu KirchGemeindePlus.

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Die chinesische Delegation überreichte den GrossmünsterPfarrern einen Pilger-Schal mit dem chinesischen-englischen Text «Hallelujah und Emmanuel».

Zwinglis Zürich zu Calvins Genf. Organisiert wurde sie vom globalen Ethiknetzwerk Globethics.net mit Sitz in Genf unter Leitung des Gründers Professor Christoph Stückelberger. Die protestantischen Unternehmer aus China zeigten sich sehr engagiert in

Leserbrief / Liturgie,

Zürich / Seelsorge

HEKS / Verfolgten

die mitnimmt

im Asylzentrum

Schutz geben

Das Interview mit Pfarrer Roland Diethelm «Wie geht guter Gottesdienst?» im letzten «notabene» (3/2013) hat mich erfreut. Hier wird mit einfachen Worten das Wesentliche eines liturgisch verantworteten Gottesdienstes erläutert. Während langer Zeit ging es in der praktischen Theologie bei der Aneignung des gottesdienstlichen Handwerks um Predigtlehre. Roland Diethelm, Beauftragter der Landeskirche für Verkündigung und Gottesdienst, zeigt, wie die Liturgie den Menschen hineinnimmt in ein Geschehen, an dem er partizipiert und ihn auf einen Weg mitnimmt. Das lässt auch für den reformierten Gottesdienst noch einmal hoffen. Hans Corrodi, Wetzikon

kom. Der Interreligiöse Runde Tisch im Kanton Zürich spricht sich dafür aus, dass im geplanten Zürcher Asylzentrum Seelsorge angeboten werden kann. Diese sei allerdings verstärkt interreligiös auszurichten. In einem Brief an den Direktor des Bundesamtes für Migration regt der Runde Tisch zudem an, im Asylzentrum einen interreligiösen Raum der Stille einzurichten. Die Leitungsverantwortlichen der verschiedenen Kirchen und Religionsgemeinschaften des Kantons Zürich weisen darauf hin, dass sich die seelsorgerliche Tätigkeit der Kirchen in den bisherigen Empfangs- und Verfahrenszentren sowie in den Transitzonen der Flughäfen bewährt hat. Die Seelsorge sei deshalb auch in den neuen Bundeszentren zu gewährleisten.

kom. Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz empfiehlt, die Verschärfungen des Asylgesetzes an der Urne abzulehnen. Die Vorlage kommt am 9. Juni vors Volk. Mit den Änderungen des Asylgesetzes werde in erster Linie Abschreckungspolitik betrieben, schreibt das Hilfswerk. «HEKS setzt sich dafür ein, dass tatsächlich Verfolgte in der Schweiz Schutz finden. Dies wird mit der neuerlichen Gesetzesverschärfung aufs Spiel gesetzt.» Das Hilfswerk ist unter anderem dagegen, dass das Botschaftsverfahren abgeschafft wird. Verfolgte Menschen, die keine Möglichkeit haben, ihr Land auf legalem Weg zu verlassen, seien darauf angewiesen, bei einer Schweizer Botschaft um Asyl ersuchen zu können.

Foto: zVg

Eine Gruppe von 40 chinesischen christlichen Unternehmern (ein Drittel davon Unternehmerinnen) besuchten dieses Jahr den Ostergottesdienst im Grossmünster Zürich. Zürich war eine Station ihrer zehntägigen «Pilgerreise und Schulung» vom katholischen Rom über

der Entdeckung der reformierten Wurzeln ihres Glaubens in Zürich und Genf. Sie sind auch Teil eines von Globethics. net erarbeiteten Zertifizierungsprogramms für chinesische christliche KMUs. In einem ersten Schritt haben sie sich zu umweltschonenenden Massnahmen in ihren Unternehmen vepflichtet. Drei Mitglieder der Pilgergruppe liessen sich in der ökumenischen Kappelle des OeRK in Genf taufen. Als Ausdruck ihrer Sehnsucht nach den reformatorischen Wurzeln ihres noch jungen Glaubens kauften sie in Zürich 40 kostbare Bibeln aus dem 16. bis 20. Jahrhundert. Protestantische Unternehmer in China gehören zu den dynamischsten unter den 70 bis 100 Millionen Christen in China. Viele von ihnen sind auch engagiert in der finanziellen Unterstützung von theologischen Seminaren, Kirchen und kirchlichen diakonischen Einrichtungen. Pfr. Christoph Stückelberger

Von China nach Zürich / Chinesische

Protestanten pilgerten zu Zwingli

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Umweltmanagement / Grüner-Güggel-Gipfel

in Meilen

kom. Regensberg, Stäfa, Bülach und Meilen. Die reformierten Kirchgemeinden aus diesen vier Orten haben etwas gemeinsam: Sie setzen sich mit einem Umweltmanagementsystem (UMS) für den Erhalt der Schöpfung ein. Die Grüne-Güggel-Verantwortlichen trafen sich Anfang April zusammen mit Vertretern der Landeskirche, des ökumenischen Vereins «Oeku Kirche und Umwelt» und einem Umweltcoach in Meilen. Ziel war der Erfahrungsaustausch und das Erörtern möglicher Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Institutionen. Der achtsame Umgang mit der Schöpfung ist ein aktuelles Thema, und entsprechend engagiert wurde diskutiert. In nächster Zeit ist eine Antwort auf das «Grüner Güggel»-Postulat aus der Synode von November 2011 zu erwarten.

Der Kirchenrat wird darin eingeladen zu überprüfen, wie gross der Mehrwert einer Einführung des Umweltmanagementsystems für die Landeskirche ist. Der «Grüne Güggel» ist ein in Deutschland (dort unter dem Namen «Grüner Gockel») entwickeltes Umweltmanagementsystem, welches auf kirchliche Verhältnisse zugeschnitten ist und die Bedingungen einer anerkannten Zertifizierung erfüllt. Ein zweites Gipfeltreffen ist vorgesehen für Donnerstag, den 19. September in Meilen. Gemeinden, die sich angesprochen fühlen, sind eingeladen, auch teilzunehmen. Anmeldungen nimmt die Meilemer Kirchenpflegerin Feyna Hartman (feyna. hartman@gmx.ch) entgegen. www.kirchemeilen.ch / www.oeku.ch

Kurse 2013 / Weiterbildung

das ganze Jahr grossgeschrieben kom. Bildung gehört zum Kernauftrag der Kirche. Entsprechend stark präsentiert sich die Landeskirche im Bereich Aus- und Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende und freiwillig Engagierte. Von «Chorleitung» bis «Supervision», von «Einführung in die Theologie» über «Finanzwesen» bis zu «Visualisieren mit Flipcharts» – rund 150 Kurse sind 2013 ausgeschrieben. Das Anfang Jahr publizierte Kursheft gilt für das ganze Jahr und löst das Kursbuch ab, das jeweils zweimal jährlich erschienen ist (bestellen bei: gemeindedienste@zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40). Die Bildungsangebote stehen auch jederzeit auf der Website zur Verfügung: Mit Klick auf www.zh.ref.ch/kurse finden Lernfreudige weiterführende Informationen und Anmeldemodalitäten. Die Suchmaschine bietet ausserdem die

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Öko-Tipp Mit der Predigt richtig einheizen Vermochten früher die Pfarrer und Pfarrerinnen den Gottesdienstbesuchern eigentlich mehr «einzuheizen» als heute? Diese kamen nämlich in Scharen, so dass die Kirchen oft bis auf den letzten Platz belegt waren. Die Gutbetuchten sollen damals sogar eigene Sitzplätze erworben haben, damit sie auf alle Fälle teilnehmen konnten. All dies geschah, obwohl die Kirchen damals nicht beheizt waren. Wärme strahlten damals nicht Heizkörper ab, sondern lediglich die Besucherinnen und Besucher. Mit dem Einzug der Elektrizität begann man die Kirchen zu beleuchten und zu beheizen. Viele Gotteshäuser wurden und werden heute noch ständig stark beheizt. Das zieht einen hohen Stromverbrauch und Schäden an Gebäuden und Instrumenten nach sich. Die notwendigen und meist aufwändigen Restaurierungen führen zu hohen Folgekosten. Für die Umwelt weit besser und weniger belastend fürs Budget ist es, Kirchen schwach und nur für die einzelnen Anlässe kurz aufzuheizen. Mit dieser Massnahme kann man viel Sekundär- und graue Energie einsparen. Damit verbunden werden auch die Abstände grösser, in denen die Kirchen einer ordentlichen Sanierung unterzogen werden müssen. Wenn in Kirchen weniger und sinnvoller geheizt wird, gibt es kaum weniger Gottesdienstbesucher, wie die Vergangenheit zeigt, dafür liegen die Gründe woanders. Muck Wenger, Architekt und Berater der Landeskirche für Liegenschaftsfragen

Möglichkeit, Kurse nach Stichworten, nach Terminen, nach Handlungsfeldern oder nach Kursleitung zu suchen. www.zh.ref.ch/kurse

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Mit guten Gründen in der Kirchenpflege

Behördenwahlen 2014 /

Über 1300 Männer und Frauen engagieren sich in der Landeskirche als Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger. Die Gründe, warum sie das Amt übernommen haben, sind so verschieden wie die Menschen selbst. Sechs von ihnen erzählen. Fotos: Reto Schlatter; Text: Christian Schenk

«Ich bin Kirchenpfleger, weil die Kirche für mich ein Tor zur Gemeinschaft und zur Welt bedeutet», sagt Hans Reiser, wenn man ihn nach den Gründen fragt, warum er sich als Kirchenpfleger zur Verfügung stellt. Hans Reiser lebt und arbeitet als Landwirt auf seinem Hof in Steg und präsidiert daneben die Kirchenpflege der Gemeinde Fischenthal. Das Behördenamt sei fast schon ein 20-Prozent-Job, sagt der Tösstaler. Glücklich macht ihn, dass aus seinem Einsatz etwas heranwächst: Gemeinschaft und Solidarität in einer Region, weitab vom hektischen Leben der Grossstadtregion. Hans Reiser ist eine von sechs Personen, die sich bereiterklärt haben, ihren Einsatz in der Kirchenpflege einer grösseren Öffentlichkeit bekannt zu machen und in einer Broschüre der Landeskirche für die Kirchenpflegewahlen (siehe Seite 9) von ihrer Motivation zu erzählen. Mit ihren Beweggründen geben drei Frauen und drei Männer aus verschiedenen Zürcher Gemeinden stell6

vertretend für viele andere ein Bekenntnis dafür ab, wie erfüllend und herausfordernd es sein kann, sich in einem kirchlichen Behördenamt einzubringen:

Hans Reiser, Fischenthal:

«weil die Kirche ein Tor zu Welt ist.» «In jüngeren Jahren war ich fast jeden Abend in den Dorfvereinen engagiert. Dann musste ich das alles aufgeben, weil ich als Lastwagenchauffeur arbeitete und an den Abenden meist unterwegs war. Als ich dann den Hof meiner Eltern übernommen hatte, spürte ich allmählich, dass ich mich wieder im Dorf engagieren wollte. Da kam mir die Anfrage, in der Kirchenpflege mitzumachen, gelegen. Kirche ist für mich also ein Tor zur Gemeinschaft, zum Dorf, aber auch zur Welt.»

Martina Ziegerer, Wollishofen:

«weil ich die Werte teile, für die sich die Kirche einsetzt.» «Eine allzu fleissige Kirchgängerin war ich nicht, als ich angefragt wurde, in der Kirchenpflege mitzuarbeiten. Was mich dazu bewog, mich in der Kirchgemeinde zu engagieren, ist die Tatsache, dass sich die Kirche für Werte einsetzt, die mir am Herzen liegen: das Engagement für soziale Gerechtigkeit, Friede, Solidarität, die Bewahrung der Schöpfung. Es kam mir entgegen, dass das Ressort Oekumene, Mission und Entwicklung, das für diese Bereiche zuständig ist, neu zu besetzen war. In diesem Tätigkeitsbereich der Kirche kann ich meine berufliche Erfahrung mit einbringen. Als Geschäftsleiterin von Zewo kenne ich auch den Leistungsausweis der kirchlichen Hilfswerke. Dass die Kirche einen notabene

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Unterschiedliche Lebenswelten, eigene Beweggründe und ein gemeinsames Ziel: die Kirche als Behördenmitglied zu pflegen: Hans Reiser, Martina Ziegerer, Simone Steppacher und Hansjörg Herren (v.l.).

diakonischen Auftrag hat, dass sie Hilfe leistet, das ist ein Kernthema der Kirche und hat eine lange Tradition. Und das müssen wir auch nach aussen zeigen.»

Simone Steppacher, Schwamendingen:

«weil mir das Zusammenspiel von Musik und Wort wichtig ist.» «Es war die Musik, die mich in Kontakt mit der hiesigen Kirchgemeinde brachte. Ich spiele Klavier und Orgel und habe bald einmal Vertretungen für die damalige Organistin übernommen. Es ist jetzt zwölf Jahre her, dass ich mich in Zürich Schwamendingen niedergelassen habe. Ich bin Historikerin und Sinologin und arbeite als Archivarin. Mittlerweile ist mir bewusst geworden, dass ich in der notabene

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Kirchgemeinde eine geistige und natürlich auch eine musikalische Heimat gefunden habe. Ich habe aber eine Weile gebraucht, bis der Entschluss in mir reif war, der Kirche beizutreten. Wenn ich jetzt das Amt als Kirchenpflegerin übernommen habe, dann auch deshalb, weil ich der Kirche etwas von dem zurückgeben möchte, was sie mir gegeben hat. Klar möchte ich auch die Chance nutzen, um Führungserfahrung zu sammeln. Als Kirchenpflegerin im Ressort Musik will ich dafür sorgen, dass die Musik einen wichtigen Platz im Gottesdienst behält. Musik schafft eine Verbindung zu Gott, die das Wort nicht kann.»

Hansjörg Herren, Gossau

«weil die Kirche etwas zu sagen hat.» «Ich bin überzeugt: Die Kirche hat etwas zu sagen. Sie soll furchtlos Stellung

beziehen, wenn es um Werte geht. Ich glaube, die Menschen erwarten das auch so von der Kirche, auch wenn sie dann die Position nicht immer teilen. Wenn ich heute als Behördenmitglied der Kirchgemeinde Gossau den Bereich Öffentlichkeitsarbeit leite, dann versuche ich, dafür zu sorgen, dass man die Kirche wahrnimmt. Ich will dafür sorgen, dass man erfährt, was die Kirche und ihre Akteure tun. Und ich möchte mithelfen, dass man sie auch versteht. Der Kirche bin ich seit jeher fest verbunden, als Cevi-Mitglied, später als Leiter und Jugendarbeiter. Jetzt übernehme ich in einer andern Funktion Verantwortung für die Kirche und beziehe dabei auch Erfahrungen aus meinem Berufsleben als Leiter Kommunikation im GZO Spital Wetzikon mit ein. Ich finde es wertvoll, wenn Kirchenpfleger ihre Berufserfahrung in die Behördenarbeit einfliessen lassen. Die Kirche braucht Profis mit Herz für die Kirche, mit Herz für den Glauben.» 7


Fotos: Reto Schlatter

Joachim Mantel ist Architekt und leitet das Ressort Liegenschaften der Kirchgemeinde Winterthur Stadt.

Sarah Schmidt ist Kirchenpflegerin (Ressort Jugend) in Buch a. I. Die gebürtige Dominikanerin war Mitarbeiterin in einer Medizinaltechnikfirma und ist Hausfrau und Mutter.

Joachim Mantel, Winterthur:

Sarah Schmidt, Buch am Irchel:

«weil ich an der Kirche mitbauen und Spiritualität erlebbar machen will.»

«weil ich den Beton zum Bröckeln bringen will, hinter dem die Menschen versteckt sind.»

«Ich war ziemlich kirchenfern, als ich vor elf Jahren Kirchenpfleger wurde. Das Amt hat mich kirchennah gemacht, weil ich mich mit der Kirche auseinandergesetzt habe. Das tue ich immer noch, und bin in vielen Punkten auch kritisch eingestellt. Denn eigentlich bin ich mit der Religion, mit dem Spirituellen, tiefer verbunden als mit der Institution. Die reformierte Kirche gewährt mir aber eine Offenheit, in der ich mich wohlfühle. Dass ich mich für das Kirchenpflegeramt zur Verfügung gestellt habe, hat damit zu tun, dass ich der Überzeugung bin, dass es wichtig ist, sich in der Gesellschaft zu engagieren. Ich möchte, dass die Kirche näher zu den Menschen kommt. Aus meinem Be8

ruf als Architekt kann ich Erfahrungen und wesentliche Beiträge in die Gemeinde hineintragen. Ich habe Respekt vor der baulichen Tradition der Kirche, bin jedoch auch überzeugt, dass man die Räume zeitgemäss weiterentwickeln und gestalten soll. Die sinnlichen Komponenten, Material und Licht sind für mich zentrale Elemente im Kirchenbau. Die Kirche ist heute ein Ort, wo verschiedensten Aktivitäten Raum geboten wird. Diese lebendige Kirche soll bei jeder Aktivität in einen passenden Rahmen eingebettet sein. Alleine schon das Licht und die Lichtführung können Spiritualität erlebbar machen. Es geht immer wieder darum, Gott auch im Alltag erfahrbar zu machen. An einer solchen Kirche will ich mitbauen.»

«Ich will wieder etwas Neues in Angriff nehmen. Ich war jetzt einige Jahre Hausfrau und Mutter zweier Kinder. Weil sie jetzt schon grösser sind, habe ich wieder mehr Zeit. Und da engagiere ich mich gerne in der Kirche. Die Kirche ist mir persönlich wichtig, weil sie Verbindungen zwischen den Menschen ermöglicht und Gemeinschaft schafft. Auch in einem Dorf lebt man heute eher für sich. Ich will versuchen, den Beton zum Bröckeln zu bringen, hinter dem die Menschen verborgen sind. Ich gehe gerne auf Menschen zu, bin das auch so gewohnt aus meiner Heimat, der Domininotabene

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Chor-Austauschprojekt /

Broschüre Kirchenpflegen 2014 stehen Neuwahlen für die Zürcher Kirchenpflegen an. Mit einer neuen Broschüre zeigt die Landeskirche auf, wie unterschiedlich die Menschen sind, die sich für das Behördenamt zur Verfügung stellen. Sie stammen aus den verschiedensten Lebenswelten, aus unterschiedlichen Regionen, verkörpern alle Altersklassen und haben die unterschiedlichsten Beweggründe, warum sie sich für die Kirche engagieren. «Und was sind Ihre Gründe?» fragen die Macher der Broschüre am Schluss und laden Interessierte ein, sich über einen eigenen Einsatz in der Kirchenpflege Gedanken zu machen. Die Broschüre wird allen Kirchgemeinden bis Ende Monat zugeschickt. Eine elektronische Version und weitere Materialien für die Kirchenpflegewahl liegen auf der Website der Landeskirche bereit: www.zh.ref.ch /kirchenpflege

Ich bin Kirchenpflegerin

... weil ich mich einsetzen will für soziale Gerechtigkeit, für Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.

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Foto: Brigitte Trechsel

kanischen Republik. Ich habe auch hier in der Schweiz die Erfahrung gemacht, dass es nur einen kleinen Anstoss braucht, dass die Menschen etwas mehr aus sich herauskommen. Vor allem mit älteren Menschen im Dorf gelingt das gut. Ich möchte auch den Kindern zeigen, dass die Kirche etwas Lebendiges und Fröhliches ist. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Kirche zählt zu meinem Ressort. Mir ist es wichtig, dass wir die Geschichten der Bibel, die Tradition unserer Kirche weitergeben können.»

Hujambo klingt weiter Letztes Jahr tourte ein Chor aus Tansania auf Einladung der Landeskirche durch die Schweiz. Seine Lieder klingen bis heute nach. kom/pde. Ein Chor aus Tansania war auf Einladung der Zürcher Landeskirche, in Zusammenarbeit mit mission 21, von Mai bis Juni 2012 auf Tournee in der Schweiz. In 15 Konzerten und sechs Gottesdiensten sowie mit einem Auftritt in der Zürcher Kirchensynode begeisterten die zwanzig afrikanischen Sängerinnen und Sänger einige Tausend Personen und vermittelten etwas von ihrer afrikanischen Kultur und Spiritualität. Gegen 400 Freiwillige engagierten sich in diesem Projekt. Das Programm für die Gäste aus Tansania war intensiv. Ausser dem Pfarrer waren alle zum ersten Mal in Europa, hatten weder Pass noch Koffer und mussten viele Eindrücke verarbeiten. «Wir werden verändert nach Hause kommen», sagten die Sänger kurz vor der Heimreise. «Die Schweiz werden wir nicht mehr vergessen.»

und Sänger überall in die Herzen des Publikums zu singen. Das Budget konnte eingehalten werden. Dank den unerwartet hohen Kollekten resultierte sogar ein Überschuss von rund 16 000 Franken, der in einen Fonds für musikalische Projekte in der Moravian Church in Tansania einbezahlt werden konnte. Damit ist das Projekt «Hujambo Afrika» aber nicht abgeschlossen. Was bleibt, ist unter anderem eine grössere Solidarität mit der Arbeit von mission 21 am Beispiel von Tansania. Geplant ist 2013 eine Reise nach Tansania mit der Herrnhuter Missionshilfe in Bad Boll. Bleibend ist auch eine musikalische Hinterlassenschaft: Der Chor hat eine Musik-CD aufgenommen, die man bei mission 21 bestellen kann.

Ins Herz gesungen

Musik-CD Hujambo Afrika

In Schweizer Kirchgemeinden vermittelte der Chor anschaulich die Realität von weltweiter Kirche. Speziell waren die Auftritte im Zentrum für Migrationskirchen in Zürich-Wipkingen und im Zürcher Rathaus (vergl. «notabene» 6/2012). Mit ihren rhythmischen Gesängen vermochten sich die Sängerinnen

Die CD kostet CHF 20.– (exkl. Porto), davon kommen CHF 15.– der Arbeit von mission 21 und der Moravian Church in Tansania zugute. Zu bestellen bei: Christine Lehni, Tel. 061 260 22 36, material@mission-21.org www.mission-21.org/shop

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«Ich stelle lieber Fragen, als so zu tun, als ob ich die Antworten hätte»

Felix Reich, «reformiert.zürich» /

«Es gibt kein Thema, das uns nichts angehen würde», sagt Felix Reich über die Themenpalette in der Zeitung «reformiert.» Entscheidend sind für den Zürcher Redaktionsleiter die Fragen der Menschen und ein eigener Zugang: ob zur Abzocker-Initiative, zu explodierenden Gesundheitskosten oder einem atheistischen Pfarrer.

Dem Chefredaktor einer Bezahlzeitung geben Leserzahlen und der Batzen in der Kasse Auskunft darüber, ob sein Blatt auf Kurs ist. Wie wissen Sie, dass «reformiert.» auf gutem Weg ist?

Ich war vorher in der Redaktionsleitung einer Tageszeitung. Ehrlich gesagt, tappt man trotz verlässlicher Auflagezahlen manchmal auch dort im Nebel, wenn man Rückgänge erklären muss. Das heisst ja nicht unbedingt, dass man einen schlechten Job macht. Es können Trends sein, die man nicht beeinflussen kann. Indikatoren haben natürlich auch wir beim «reformiert.»: Wir geben alle vier Jahre eine Leserbefragung in Auftrag, die detaillierte Ergebnisse zum Leseverhalten liefert. Auch persönliche Kontakte zu Leserinnen und Lesern sowie Kirchgemeinden sind uns wichtig.

Gut zwei Dutzend Gemeinden haben sich gegen ein Abo für ihre Mitglieder entschieden. Was heisst das für Sie?

Dass wir den Kontakt nie abbrechen lassen dürfen und mit gut recherchierten, relevanten Inhalten überzeugen müssen. Es muss unser Anspruch sein, dass die Gemeinden uns nicht aus Pflichtgefühl abonnieren, sondern aus der Überzeugung, dass die Landeskirche eine Publikation braucht, die über die Gemeindegrenzen hinaus Themen behandelt, die Menschen zum Nachdenken anregt und herausfordert. Nervt es Sie, dass es nicht die Leser und Leserinnen selbst sind, die darüber entscheiden?

Es ist natürlich eine Herausforderung, dass unsere Leserschaft, die schon hete-

Redaktionsleiter «reformiert.zürich» Felix Reich (1977) studierte Germanistik und Geschichte an den Universitäten Zürich und Berlin. Für die Tageszeitung «Der Landbote» arbeitete er fast zehn Jahre lang in der Redaktion: zuerst als Musikjournalist und Lokalredaktor, später als stellvertretender Blattmacher und Reporter und zuletzt als Leiter des Bundes Stadt Winterthur und Kultur. Im April 2012 übernahm Felix Reich die Leitung von «reformiert.zürich». Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Zürich.

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rogen genug ist, nicht direkt über ein Abonnement entscheidet, sondern die Kirchgemeinde. Dafür schätze ich die Freiheit, nicht vom unberechenbaren Werbemarkt abhängig zu sein. Verpflichtet fühlen wir uns der Leserschaft. Werden wir gelesen, haben wir auch in den Gesprächen mit den Gemeinden bessere Karten. Wie können Sie die fehlenden Kirchgemeinden ins Boot holen?

Zentral ist für mich die Botschaft, dass die Kirche mehr ist als nur die eigene Kirchgemeinde. Wir gehen der Frage nach, was die reformierte Kirche ausmacht und zusammenhält, welche Fragen spirituell interessierte Menschen bewegen. Das findet sonst nirgendwo in den Medien statt. Leserumfragen zeigen, dass «reformiert.» auch von einem kirchenfernen Publikum gut gelesen wird. Wie wichtig ist es, dass die Zeitung sich nicht nur an Kircheninsider richtet?

Das ist ganz entscheidend. Ich halte es für eine der wichtigsten Aufgaben von «reformiert.», auch jene Menschen zu erreichen, die noch Mitglied der Kirche sind, aber sonst nicht in Kontakt mit ihr stehen. Wenn es uns gelingt, für diese Menschen eine Brücke zu sein und ihre Interessen an ethischen und spirituellen Fragen via Briefkasten aufzunehmen oder wachzuhalten, bleiben wir für die Kirche unverzichtbar. Mit den Begriffen kirchennah und kirchenfern habe ich allerdings Mühe. Woran misst man das denn? Ich masse mir kein Urteil an. Ich notabene

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Zeitung für 719 000 Reformierte «reformiert.» ist ein Kooperationsprojekt der ehemaligen Aargauer, Bündner und Zürcher «Kirchenboten» sowie des einstigen Berner «saemann». Seit 2008 erscheint «reformiert.» monatlich (in Zürich vierzehntäglich) mit einer Auflage von 719 932. Zusammen mit der jeweiligen lokalen Gemeindeseite erreicht die Zürcher Ausgabe über 245 000 Haushalte. Nachfragen und debattieren: «reformiert.»-Seite im Internet.

habe drei kleine Kinder und kann deshalb zurzeit leider nur selten in den Gottesdienst. Bin ich deshalb kirchenfern? Ich hoffe nicht. In der reformierten Kirche bestimmt der Einzelne die Distanz zur Kirche und nicht die Kirche von einem Zentrum aus.

Was wäre denn die Alternative? Zu sagen: Das ist Gnade! Ich finde es interessanter, sich dem Begriff aus verschiedenen Richtungen zu nähern. Wir wollen auch in theologischen Fragen eine – zuweilen kontroverse – Debatte ermöglichen.

«reformiert.» will also nahe an den Mitgliedern sein. Wie halten Sie es mit der Nähe zur Institution und ihren Leitungsgremien?

Ist das typisch reformiert? Statt nur von der Kanzel herunterpredigen zum Selberdenken animieren?

Unsere redaktionelle Unabhängigkeit ist unbestritten. Gleichzeitig gehört es zu unserer Pflicht, über wichtige Ereignisse und Strömungen in der Landeskirche zu berichten. Wir sind eine Mitgliederzeitung. Ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Kirche ist mir wichtig. Das schliesst eben gerade nicht aus, dass wir in einem Kommentar auch einmal das Vorgehen des Kirchenrats kritisieren. Wo ich mich zuhause fühle, wage ich auch Kritik. «Was heisst Gnade?», «Wie viel darf ein Leben kosten?», «Wem spenden Sie?» – das waren Umfragen, die Ihr Blatt in den letzten Monaten zum Thema gemacht hat. Sie schauen den Menschen offenbar gern auf den Mund.

Ich höre gern eine gute Predigt. Ein Pfarrer weiss, dass er damit nicht die letzten Antworten liefern kann und dass man sich den Fragen im Evangelium auch immer wieder neu nähern muss. Und eine Predigt animiert ja hoffentlich ebenfalls zum Selberdenken. Auch wir haben unsere Kanzel: Auf der Frontseite der Gnade-Nummer stand ein Leitartikel zur Papstwahl aus reformierter Sicht. Die Frage, wie viel ein Leben kosten darf, müssen hingegen wir als Gesellschaft beantworten. Da interessiert mich die Meinung der Prämienzahler mehr als jene selbsternannten Experten. Deshalb haben wir in einer repräsentativen Umfrage durchaus unbequeme Fragen nach Eigenverantwortung und Solidarität gestellt.

Ist das auch bei politischen Themen wie Abzocker-Initiative, arbeitsfreier Sonntag oder Asylgesetz das journalistische Credo?

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Bericht und Kommentar. Ich möchte den Lesern nicht Positionen in Berichten unterjubeln. Das entspricht nicht journalistischen Standards. Zu den Themen, die Sie zitieren: Die Flüchtlingsfrage betrifft christlich denkende Menschen unmittelbar, evangelischer geht es fast nicht. Aber ich will den Menschen nicht sagen, dass sie nur gute Christen sind, wenn sie so oder so abstimmen. Das finde ich anmassend und gefährlich. Was sind denn die Kriterien, um politische Themen ins Blatt zu setzen?

Es gibt eigentlich kein Thema, das uns per se nichts angehen würde. Es ist die Frage, ob wir einen Zugang finden, der etwas mit unserem Profil zu tun hat. Wir haben beispielsweise die Abzocker-Initiative nicht einfach in einem Pro und Kontra abgehandelt. Wir haben versucht, die Initiative in einen grösseren Zusammenhang zu stellen: nämlich in den Kontext der Frage nach der Gerechtigkeit und des Teilens. 11


Leichte Unterhaltung und Sport findet man wenig im «reformiert.». Wäre es nicht auch mit People-Geschichten möglich, auf wesentliche Fragen zu stossen und dabei andere Lesermilieus zu erreichen?

Boulevard können andere besser. Aber wenn wir einen eigenständigen Zugang

Trotzdem, Sie gewähren eine Plattform für gewagte religiöse Thesen?

Ich verstehe das Buch von Klaas Hendrikse als eine Provokation, der wir uns stellen sollten. Dass ihn im St. Jakob 320 Leute sehen wollten, zeigt, dass er einen Nerv getroffen hat. Die Auseinandersetzung mit ihm kann hilfreich sein, sich selber wieder in seinem Glauben zu verorten. Nochmals: Thematisieren heisst nicht gutheissen! Es gibt übrigens auch Leser, die es unhaltbar finden, wenn wir mit Christoph Blocher über seine Kindheit im Pfarrhaus sprechen. Das Gespräch mit ihm und Ex-Tagesschau-Moderator Heinrich Müller war für mich durchaus eine People-Geschichte, die Sie zuweilen vermissen.

Felix Reich: «Thematisieren

list gearbeitet. Ich empfand es aber immer als grosses Privileg, dass ich mich mit dem, was mein Vater in der Kirche gemacht hat, identifizieren konnte: mit seiner Art der Theologie und Liturgie, mit seinem Kirchenverständnis.

kurz gefragt – kurz geantwortet

heisst nicht gutheissen.»

Wen möchten Sie gern einmal vors Mikrofon?

finden, kann ich mir auch eine Sportgeschichte vorstellen. Übrigens haben wir eben die Gretchenfrage einem GC-Fussballer gestellt.

Blixa Bargeld, Frontmann der Band Einstürzende Neubauten, würde ich gern die Gretchenfrage stellen. Und mit dem GC-Fussballer Toko habe ich (als bekennender GC-Fan) eben einen Wunschkandidaten interviewt.

Letzthin luden Sie zur Podiumsdiskussion mit Klaas Hendrikse, der sich als atheistischen Pfarrer bezeichnet. Liegt das drin?

Unbedingt. Wobei für mich die Einbettung entscheidend war. Wir feierten nicht einfach die Sensation, dass sich ein Pfarrer als Atheist bezeichnet, sondern hinterfragten seine Thesen und diskutierten sie kontrovers.

Apropos Pfarrhaus. Ihr Vater, Ruedi Reich (1945–2012), hat als Pfarrer und Kirchenrat die Zürcher Kirche in den letzten Jahren geprägt. Wo sehen Sie die Parallelen der beruflichen Laufbahnen?

Lange gab es keine. Ich habe aus Liebe zur Literatur Germanistik studiert und schon während des Studiums als Journa-

Wohin führt Sie Ihre Wunschreportage?

Auf den Zürichsee, morgens um drei mit einem Fischer. Und in den Speisewagen für eine Reise von Romanshorn nach Genf. Und was darf am Zwingli-Jubiläum 2019 auf keinen Fall fehlen?

Milchsuppe und das «reformiert.»

Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst

Diakonie & Seelsorge

Popularmusik in der Kirche Grooviges Begleiten am Klavier. Die Teilnehmenden lernen popularmusikalische Lieder variantenreich begleiten. Im Einzelunterricht werden Liedbegleitungen eingeübt. Berücksichtigt wird vor allem das Jugendliederbuch «rise up». Leitung: Eugenio Giovine.

Für den Abschluss meiner Lebensreise Ein Weg, mit dem eigenen Sterben bewusst umzugehen. Mitarbeitende und Freiwillige von Kirchgemeinden erhalten die Gelegenheit, sich mit kirchlichen Impulsen zu einer heutigen «ars moriendi» aus der Perspektive des hohen Alters auseinanderzusetzen: Was bedeutet eine Patientenverfügung für den Betroffenen, und welche Herausforderungen

Ab 19. August. 11 Montagslektionen. Reformierte Kirche Effretikon. Anmeldung: dorathea. morf@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66

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stellen sich seinem Umfeld, der Familie, den Ärzten und Pflegenden? Leitung: Vreni Burkhard (Alter und Generationenbeziehungen), Heinz Rüegger (Institut Neumünster).

meinde. Leitung: Gerda Zbinden.

17. Juni, 17 bis 20 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: vreni.burkhard@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 95

«Mir alles scheissegal!» Adoleszenz am Abgrund – Fehlende Leistungsbereitschaft oder Entwicklungsdefizite? Tagung der streetchurch. Erklärungsansätze für psychosoziale Krisen junger Erwachsener und Strategien im Umgang damit.

Familien und Kirche in Beziehung Intervisionsgruppe für Mitarbeitende in Sozialdiakonie und Pfarramt: Neue Handlungsoptionen für die Tätigkeit mit Schwerpunkt «Familie und Generationen» in der Kirchge-

Ab 11. Juni, 9.30 Uhr. Weitere Daten nach Absprache. Hirschengraben 50, Zürich.

12. Juni, 14 bis 16.30 Uhr. streetchurch, Badenerstrasse 69, Zürich. Anmeldung: www.streetchurch.ch/tagung

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Bildung & Spiritualität Engagement & Religion

oder Gebeten der grossen Religionen zu lauschen, Erklärungen dazu zu hören und dabei einen Einblick in verschiedene Glaubenswelten zu erhalten. Jeder Gastgeber wird aufzeigen, wie seine Religion den Hörsinn ansprechen kann. Die Veranstaltungsreihe schliesst mit einem Adventsgottesdienst, in welchem sich Stimmen aus 35 Nationen in einem Halleluja vereinen. www.forum-der-religionen.ch

«Wie lebt es sich in Zürich?» Ein Kurs über Alltagswissen für seelsorgerisch tätige Personen aus religiösen Gemeinschaften. Das Zürcher Forum der Religionen veranstaltet einen Kurs für Personen, die in religiösen Gemeinschaften tätig sind. Tagung «Zivilgesellschaftliche Potenziale religiösen Engagements». Die Tagung verfolgt zwei Ziele: Sie möchte informieren über Formen und Ausmass des religiösen Engagements und damit auf seine Bedeutung auch in Bereichen der säkularen Gesellschaft aufmerksam machen. Darüber hinaus will sie Beiträge liefern und Anregung geben für die Frage, wie ein religiöses zivilgesellschaftliches Engagement in kirchlich-institutionellen Kontexten, aber auch in ausserkirchlichen Bereichen der Gesellschaft als Potenzial für eine Kirche der Zukunft genutzt werden kann. Leitung: Jeannette Behringer, Antonius Liedhegener. 23. Mai, 9 bis 19 Uhr. Zunfthaus zur Schneidern, Zürich. Anmeldung: sara.ejiro@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 83

Der erste Kursabend findet am Dienstag, 28. Mai 2013 statt. www.forum-der-religionen.ch

Gruppenprozesse begleiten Der Ausbildungkurs bietet eine anerkannte Weiterbildung für die Erwachsenenbildung in kirchlichen Arbeitsfeldern. Leitung: David Keel, Brigitte Schäfer. Ab 24. Juni. Kurswoche im Kloster Kappel. Anmeldung: Chantal Hürlimann, Tel. 044 258 92 17, info@lindentor.ch

Neue Bilderbücher fürs Fiire mit de Chliine Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über die neuesten, fürs Fiire mit de Chliine geeigneten Bilderbücher. Leitung: Stephanie Gysel (Religionspädagogik Vorschulzeit). 29. Mai, 19.30 bis 21.30 Uhr. Relimedia, Gemeindestrasse 11 / Zeltweg 21, Zürich www.relimedia.ch

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Lieder-Repertoire rpg Die Teilnehmenden gewinnen Sicherheit im Singen der Lieder aus den Lehrmitteln des rpg. Sie kennen verschiedene Möglichkeiten, diese Lieder zu gestalten und in der Arbeit mit Kindern umzusetzen. Leitung: Anita Steiner (Lehrerin, Chorleiterin), Marianne Barth (Musikpädagogin), Sabine Stückelberger (Ausbildung Katechetik). 2 Studientage: 14. und 21. Juni, jeweils 8.30 bis 16.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Katja Martin, Tel. 044 258 92 93, katechetik@zh.ref.ch

Einführung in die Kirchengeschichte Zeitreise durch das Christentum. Die Teilnehmenden erhalten einen Überblick über die Epochen der Christentumsgeschichte. Leitung: Michael Baumann (Pfarrer, Kirchenhistoriker), Sabine Stückelberger (Ausbildung Katechetik). 28. Juni und 5. Juli, 8.30 bis 16.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Katja Martin, Tel. 044 258 92 93, katechetik@zh.ref.ch

Gemeindeaufbau & Leitung

Ab 3. Juli. Der Kurs umfasst insgesamt 10 Kurstage. Anmeldung: Tel. 044 258 92 17, info@lindentor.ch

Treffpunkt Katechetik Miteinander unterwegs. Die Katechetinnen und Katecheten erhalten Inputs rund um den

Ab 3. Juni. Alle Daten und Orte auf: www.zh.ref.ch/kirchenpflege Auskunft: edwin.blumer@zh.ref. ch, Tel. 044 258 92 36

Zum Leben ermutigen (TZI) – Biographiearbeit praktisch Im eigenen Leben den roten Faden erkennen. Leitung: Annemarie Reber Kaestli und Brigitte Schäfer.

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6. Juni, 18 bis 21 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Iris Gerber, Tel. 044 258 92 45, katechetik@zh.ref.ch

Kirchenpflege-Forum 2013 Die jährliche Weiterbildung für Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger in den vier Handlungsfeldern Verkündigung und Gottesdienst, Diakonie und Seelsorge, Bildung und Spiritualität und Gemeindeaufbau und Leitung. Die Forumsveranstaltungen finden in den Bezirken (Winterthur, Bülach, Horgen, Uster) und am Hirschengraben 50 in Zürich statt.

Klangfenster

Das Zürcher Forum der Religionen lädt ein zur Veranstaltungsreihe «Klangfenster». An fünf Abenden bietet sich die Gelegenheit, Klängen, Gesängen

Unterricht. Die gemeinsamen Gespräche dienen der Vernetzung und der Stärkung in ihrem beruflichen Einsatz. Leitung: Katharina Sigel.

Spannend schreiben Wie erreichen wir das Ziel, dass unsere Texte (Jahresbericht, Internet, Flyer, reformiert.lokal) gelesen werden? Sie kennen unterschiedliche Textsorten und üben, komplexe Inhalte verständlich und lesefreundlich auf den Punkt zu bringen. Leitung: Christian Schenk. 7. Juni, 9 bis 13 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 91 40, gemeindedienste@zh.ref.ch

Beziehungen aufbauen, klären, entwickeln Gute Beziehungen in der Freiwilligenarbeit brauchen eine klare Kommunikation und eine geklärte Haltung. In diesem Kurs lernen Sie, Spannungen in Beziehungen zu verstehen und auch in schwierigen Situationen konstruktiv zu reagieren. Leitung: Christina Christen (Beraterin, Supervisorin). Ab 17. Juni, 4 Montagvormittage, jeweils 9 bis 12 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 66 (Dorathea Morf), freiwilligenarbeit@zh.ref.ch

Besuchsdiensttagung: Psychische Krisen und Spiritualität im Alter Besuchsdienst- und «va bene»Freiwillige erfahren, wie psychische Krisen entstehen und sich im Alter auswirken können. Es werden Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und der Gerontologie vermittelt. Zudem wird aufgezeigt, was Betroffenen hilft, in ein zufriedenes Leben zurückzufinden. Die Teilnehmenden befassen sich mit der Bedeutung von Spiritualität im Alter und den spirituellen Herausforderungen. Vormittag: Fachreferate von Jutta Stahl und Anemone Eglin, Nachmittag: Workshops mit Fachpersonen aus der Praxis. Leitung: Barbara Hitz (Fachstelle Freiwilligenarbeit). 24. Juni, 9 bis 16 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: Tel. 044 258 92 66 (Dorathea Morf), freiwilligenarbeit@zh.ref.ch

Alle Kurse und Events auf www.zh.ref.ch/termine

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Kloster Kappel Musik und Wort Collegium Vocale und Collegium Musicum unter der Leitung von Daniel Schmid: Mehrchörige Musik zu Pfingsten. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei/Kollekte. Anschliessend Möglichkeit zum festlichen Abendessen (Fr. 45.–; Anmeldung Tel. 044 764 88 10). 19. Mai, 17.15 Uhr

Musik und Wort Jodlerklub Echo Baarburg, Ramon Imlig, Alphorn, und Peter Fröhlich, Orgel. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. 26. Mai, 17.15 Uhr

Stimme, Spiegel meiner Seele Atem, Körper und Stimme. Verena-Barbara Gohl. 1. bis 2. Juni

Magie der Farben Mit Kreistänzen das Leben feiern. Lilian Boss. 3. Juni

Zeichnen als Weg geschärfter Wahrnehmung Frische Erfahrungen im Umgang mit dem ursprünglichsten gestalterischen Mittel. Marcus Watta. 7. bis 9. Juni

Abendrundgang durch den Klostergarten Thema: Mischkulturen. Mit Fragerunde im Klostercafé. Christine Schmid, Leiterin Garten. 7. Juni, 17 Uhr

Paartag im Kloster Kappel Das 2x1 der Liebe. Hans-Peter Dür. 8. Juni

Foto: Stefan Kubli

Verschlungene Wege

Peter Stamm erzählt Liebesgeschichten. Das Seminar besitzt zwei Ziele: Zum einen will es

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auf das erzählerische Werk von Peter Stamm hinführen, zum andern legt es Gewicht auf die Darstellung der Beziehungen in Peter Stamms Romanen. Leitung: Peter Wild. 8. bis 9. Juni

Von & für Gemeinden Feststimmung am Zürichberg

Lesung mit Peter Stamm Es ist von Vorteil, sich rechtzeitig einen Platz zu reservieren. Eintritt: Fr. 10.–. 9. Juni, 15.30 Uhr

LAufmerksamkeit Ein Pilgerweg von Zürich nach Kappel. Treffpunkt: Grossmünster. Infos: Pilgerzentrum St. Jakob, Tel. 044 242 89 15. 15. Juni, 9.30 Uhr

Spiritualität und Leiberfahrung Den Körper von innen her wahrnehmen. Doris Held. 14. bis 16. Juni

Viele Wege führen zum Höheren Selbst Mystik- und Bewusstseinsseminar für Männer. Claude Weill. 14. bis 16. Juni

«Was gibt es da zu lachen?» Kann man Humor verstehen, und wenn ja – warum nicht? Gianni Assetta. 21. bis 26. Juni

Die Natur als Kraftquelle für die Paarbeziehung Neue Impulse finden – gestärkt weitergehen. Antoinette Brem und Marie-Louise Pfister. 22. bis 26. Juni

Pilgersternwanderung Johannisnacht In der (fast) kürzesten Nacht unterwegs zum (fast) längsten Tag. Eine Pilgersternwanderung zum Kloster Kappel, organisiert von den Kirchen Affoltern am Albis, Hausen am Albis, Muri, Oberrieden, Wädenswil, Zug, dem Pilgerzentrum St. Jakob Zürich und vom Kloster Kappel. Wir feiern die Johannisnacht u.a. mit einem Johannisfeuer vor dem Kloster um 4 Uhr und einer Liturgischen Feier in der Klosterkirche (Detailflyer)

Im Juni wird die alte Kirche in Fluntern 250 Jahre alt. Die Geschichte des historischen Gebäudes ist eng mit der Entwicklung des gesamten Zürichbergs verbunden. Grund genug, zum runden Geburtstag ein grosses Fest für alle Bewohner des Stadtteils zu organisieren. Vielfältig ist das Programm, das Festorganisation und Kirchenpflege Fluntern auf die Beine gestellt haben. Während den drei Tagen kommen Zuhörende und Zuschauende in den Genuss von Auftritten, die man eher in anderen Stadtkreisen erwarten könnte als am zurückhaltenden Zürichberg. Ein breites Spektrum wird geboten: von Hip Hop bis Klassik, vom Kinderprogramm bis zum Nachtgottesdienst.

Stellenmarkt Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim Buchs Bülach, 50% Dietikon Dübendorf Ellikon an der Thur, 70% Feuerthalen Hinwil Kilchberg Kyburg, 60% Rafz Regensdorf Rümlang Rümlang, 30%, EPS* Rüti Sitzberg, 60% Wallisellen Turbenthal Winterthur Stadt, 50%, EPS Zell Kollbrunn Zürich Höngg Zürich Höngg Zürich Im Gut Zürich Industriequartier, 50%, EPS Zürich Industriequartier Zürich Seebach

1.08.13 1.07.12 1.04.13 1.12.12 1.06.13 1.05.11 1.08.13 1.08.10 1.08.13 1.07.12 1.08.12 1.10.10 1.03.12 1.07.12 1.08.13 1.07.13 1.07.13 1.07.12 1.05.13 1.01.13 1.01.13 1.05.13 1.07.14 1.09.11 1.09.11 1.02.14

*Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten der Landeskirche und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stellen

21. bis 23. Juni. Zürich Fluntern. Alle Infos: www.250jahre.ch

200 Jahre reformierte Kirche Schwerzenbach Jubiläumswochenende mit Konzerten, Geschichten zur Kirche, Cabaret «Chilemüüs», Kinderprogramm und Festgottesdienst. Alle Infos: www.schwerzenbach.ch/kirche

22./23. Juni

Auskunft/Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

notabene

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Was steckt hinter der verpackten Ladenkirche? Im Mai öffnet die neue Kirchenfiliale in Schwamendingen ihre Türen.

Was bietet eine Ladenkirche feil?

Foto: sch

kreuz & quer

Im Mai öffnet in Zürich eine «Ladenkirche». Eigentümerin ist die reformierte Kirchgemeinde Schwamendingen. Das Sortiment der neuen Kirchenfiliale ist so bunt, wie man es von einem Quartierlädeli erwartet. Von Christian Schenk

Zwischen Aufgabe und Neueröffnung liegen keine 10 Kilometer. In Wollishofen will die Kirchgemeinde eine ihrer Kirchen weltlichen Nutzern überlassen («notabene» 1/13), in Schwamendingen eröffnet man zur gleichen Zeit eine neue Filiale. Ladenkirche heisst das Konzept, das die Kirchgemeinde Schwamendingen zusammen mit einer ökumenischen Trägerschaft im Mai dieses Jahres umsetzen will.

auf, statt den Abbau zu verwalten.» Möglich wird der Aufbruch der Kirche in Schwamendingen, weil sich auch der Stadtteil im Norden rasant entwickelt. Der einst belächelte Agglo-Kreis wächst und verdichtet sich zusehends. Beim Kreis 12, so schreiben es die Zeitungen, denkt man nicht mehr zuerst an Harry Hasler, sondern an einen Stadtteil, der immer urbaner und attraktiver wird. In diesem Umfeld, am Rand einer Wohn- und Gewerbeüberbauung bei der Tramhaltestelle Luegisland, öffnet demnächst die Ladenkirche ihre Türen. Hinter den grossen Fensterfronten im Parterre des siebenstöckigen Wohngebäudes treffen die künftigen Besucher auf einen gastlichen Raum, Sitzgruppen, eine Spielecke und eine offene Küchenzeile mit Bar und Esstischen. Zur Grundausstattung gehört auch ein abtrennbarer Gesprächs- und Ruheraum. Und damit

«Wir haben hier die Möglichkeit, die Kirche neu zu denken.» Abbau dort, Aufbau hier: Hanna Kandal, Pfarrerin in Schwamendingen und Mitinitiantin der LadenkirchenIdee, ist sich der Gegenläufigkeit bewusst. Die Ladenkirche ist für sie gerade deshalb ein starkes Zeichen der Hoffnung: «Wir haben hier die Möglichkeit, die Kirche neu zu denken. Wir bauen notabene

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die Ladenkirche ihren Namen auch wortwörtlich verdient, bietet ein kleiner Verkaufsstand eine Auswahl an Produkten aus fairem Handel feil. In der Ladenkirche arbeitet eine Sozialdiakonin vollzeitlich und ein Pfarrer mit einem 50-Prozent-Pensum. Hinter den Tresen sollen aber nicht nur die Kirchenprofis stehen, sondern auch eine Gruppe von Freiwilligen. Den Ladenkirchen-Betreibern ist die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Gruppierungen aus dem Quartier wichtig. Es soll ein Ort werden, wo die Kirche als zugänglich, gastfreundlich und offen erlebt wird, sagt Hanna Kandal, ein Ort, «wo Menschen willkommen sind, die den Schritt über eine Kirchenschwelle sonst nie wagen würden». Diese Kirche ohne Schwelle ist ein Traum, den man in Schwamendingen schon seit langem zu realisieren hoffte. Bereits in den 1950er Jahren betrieb die Kirchgemeinde im Quartier Roswise ein Begegnungszentrum, das dann aber 2008 einer Überbauung weichen musste. Im Gegenzug bot die Baugenossenschaft Vitasana der Kirche das Ladenlokal zur Nutzung an. Für die Pionierarbeit mit der Ladenkirche ist die Finanzierung nun für mindestens drei Jahre gesichert, weil die Kirchgemeinde Schwamendingen den Erlös aus dem Verkauf der Liegenschaft Roswise für das neue Projekt einsetzen darf. Wie soll man sich den Betrieb in der Ladenkirche vorstellen? Welches Sortiment findet man vor? In Stein gemeisselt ist da noch nichts. Erst wolle man konkrete Erfahrungen sammeln und offen sein für Impulse der Ladenkunden, sagt Hanna Kandal. Wichtig ist der Pfarrerin aber für die künftige Kundschaft folgendes Credo: «Sie treten ein und finden einen Raum für Begegnung und Gespräch, für Spiel und Bildung, für Beratung und Seelsorge. Immer hat jemand Zeit für Sie.» Infos: www.kircheschwamendingen.ch und www.ladenkirche.ch

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NOTABENE / Cartoon

P. P.

8001 Zürich

Absender: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Ev.-ref. Landeskirche, Zentrale Dienste Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Wie Kirchenpfleger und Kirchenpflegerinnen die Kirche am Laufen halten. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 6.

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch / notabene, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Herausgeberin Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Kommunikation Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 5 / 2013 (Juni, Woche 24) Nr. 6 / 2013 (Juli/August, Woche 29) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild: Martina Ziegerer: eine von über 1200 Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger in der Zürcher Landeskirche. Foto: Reto Schlatter, Zürich


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