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Nr 4 / Mai 2017

notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Wir setzen uns ein für die Kirche Ein Amt übernehmen /

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Seite 6

«Letzte Hilfe» leisten

Kloster Kappel aufwerten

Wie pflegt man Sterbende?

Wie sich das Kloster für mehr Gäste rüstet 1


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Schäferhündin Amica war ziemlich überstellig, als der Fotograf und ich letzthin bei Familie Nabholz in Stadel zu Besuch waren. Sie sollte unbedingt mit aufs Porträtbild, das wir von Beatrix Nabholz, ehemalige Kirchenpflegepräsidentin und aktuelles Mitglied der Kirchensynode, in der Stube machen wollten. Amica – und klar – Tiere überhaupt spielen und spielten immer schon eine wichtige Rolle im Leben der pensionierten Tierärztin. «Mir begegnet das Göttliche in der ganzen Schöpfung», sagte Beatrix Nabholz beim Gespräch am Stubentisch, während Amica vor lauter

«Warum machen sich Menschen stark für die Kirche?» Aufregung zwischen Arbeitszimmer und Stube hin- und herflitzte. Welche Rolle ihr Glaube im Leben einnimmt, und warum sie sich lange Jahre als Kirchenpflegerin und jetzt als Mitglied des Kirchenparlaments engagiert, fragten wir die Veterinärin und Familienfrau und erfuhren, dass die Kirche sie in ihrem Leben bisweilen auch wenig interessiert hätte. Sie habe deshalb Verständnis für Menschen, die die Kirche nur punktuell bräuchten. Die Frage, warum sich Menschen für die reformierte Kirche engagieren und ein Amt in der Kirchgemeinde oder auf landeskirchlicher Ebene übernehmen, stellten wir nicht nur Frau Nabholz. Im 2

Hinblick auf die nächstes Jahr anstehenden Wahlen der Kirchenpflegen, besuchten wir eine Primarlehrerin in ihrem Klassenzimmer, sprachen mit einer Landschaftsarchitektin unter freiem Himmel und mit einen auf die Empore über Gott und die Welt – und eben über die Gründe, wie und warum sie sich für die Kirche einsetzen (Lesen Sie dazu die Porträts ab Seite 8). Nirgends bekamen wir vorgefertigte Antworten. Überall setzten sich die Menschen mit ihrer eigenen Glaubensgeschichte auseinander und begründeten ihr Engagement in der Kirche auf ihre eigene Art und mit eigenen Prioritäten. Respekt dafür, dass andere Menschen es anders sehen und anders glauben, war gleichwohl überall spürbar. Die Vielfalt der Beweggründe, ihre Echtheit und Ernsthaftigkeit, haben uns beeindruckt. Sie hatten unmittelbar mit der Lebensgeschichte, den Erfahrungen aus Berufs- und Lebenswelten der jeweiligen Menschen zu tun. Das spürten wir – auch wenn wir nur für wenige Stunden für Foto- und Interviewtermin darin eintauchten. Von dieser Vielfalt lebt die reformierte Kirche, von all den Menschen, die ihre Talente und Beweggründe ganz persönlich miteinbringen. Darauf sind die Zürcher Kirchgemeinden auch nächstes Jahr wieder angewiesen, wenn einige hundert neue Kirchenpflegerinnen und Kirchenpfleger hinzustossen – und bisherige mit neuem Elan und ihren ganz eigenen Antriebskraft sich eine weitere Amtsdauer für die Kirche einsetzen.

Aktuell

Nachrichten 3–6 Best of «diesseits.ch»

Was im Blog zu reden gibt 5 Schwerpunkte

Baupläne im Kloster Kappel 6

Teilrevision Kirchenordnung: Was alles ändern soll 7

Ein Amt in der Kirche übernehmen 8

«Letzte Hilfe» leisten 10

Appetit auf Weiterbildung 11

Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Porträt: Musik und Menüs 15

Impressum / Die kleine Predigt 16

Christian Schenk Redaktor «notabene» notabene

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Kirchenrat antwortet auf Interpellation / Wohnen

im

Pfarrhaus – ein Privileg? sch. Können es sich Kirchgemeinden künftig noch leisten, ihre Pfarrhäuser wie bisher zu nutzen und zu finanzieren? Und wie lässt sich das «Privileg» heute noch rechtfertigen, dass Pfarrpersonen für die Miete generell netto 1700 Franken bezahlen? Diese Fragen stellten der Synodale Bernhard Neyer und Mitunterzeichnende dem Kirchenrat mittels einer im November 2016 eingereichten Interpellation. Die Interpellanten wollten ausserdem vom Kirchenrat wissen, welche alternativen gewinnbringenden oder sozialverantwortlichen Nutzungsmöglichkeiten von Pfarrhäusern in Betracht gezogen werden können. In seiner Antwort, die der Kirchensynode an der Sitzung vom 2. Mai vorlag, hält der Kirchenrat fest, dass das Wohnen im Pfarrhaus seit jeher «Privileg und Aufgabe zugleich» bedeutet. Pfarrhäuser waren über Jahrhunderte hinweg mehr als der Wohnsitz einer Pfarrperson. Sie waren Orte, wo sich Hilfesuchende jederzeit hinwenden konnten, und sie waren Orte des geistlichen und kulturellen Lebens. Auch wenn sich Funktion und Bedeutung des Pfarrhauses in den letzten Jahren gewandelt hätten, gibt der Kirchenrat zu bedenken, dass bewohnte Pfarrhäuser nach wie vor

einen symbolischen Wert darstellten. «Sie stehen für die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft.» Sie böten Pfarrerinnen und Pfarrern auch heute zahlreiche Möglichkeiten, Angebote zu machen, die der niederschwelligen Seelsorge und dem Gemeindeaufbau dienten. Diese Art, das Pfarrhaus zu nutzen, verlange von den Pfarrpersonen und ihren Familien die «Bereitschaft, nicht die gleichen Ansprüche an Privatheit zu stellen, wie dies in anderen Berufen selbstverständlich ist». Dieses Engagement und die im Gemeindepfarramt geltende Wohnsitzpflicht gelte es bei den vergleichsweise günstigen Wohnkosten zu berücksichtigen.

In seiner Antwort hält der Kirchenrat gleichwohl fest, dass mit dem Eigentum und Unterhalt der kirchlichen Liegenschaften teils hohe Kosten verbunden sind. Es sei abzusehen, dass mittel- und längerfristig nicht mehr alle Pfarrhäuser und Pfarrwohnungen – heute sind es rund 300 im ganzen Kanton – als Wohnmöglichkeit für die Pfarrerinnen und Pfarrer benötigt würden. Die Entwicklung einer nachhaltigen Finanzstrategie einschliesslich Nutzungs- und Ertrags-

Kirchenrat / Ressorts

Pfingstkollekte / Reformiert

Lockerung der Wohnsitzpflicht?

Mehr als wohnen: Pfarrhäuser – wie hier am Grossmünster – sind seit jeher Orte des geistlichen und kulturellen Lebens.

optimierungen im Bereich der Immobilien bildeten deshalb einen Schwerpunkt in den Legislaturzielen 2016 – 2020 des Kirchenrates. Den Ausgang der laufenden kirchenpolitischen Prozesse wie KirchGemeindePlus oder die Teilrevision der Kirchenordnung mit einer allfälligen Lockerung der Wohnsitzpflicht gilt es dabei zu berücksichtigen.

solidarisch

justiert kom. Im Rahmen der Überprüfung der seit 2015 geltenden Organisationsstruktur hat der Kirchenrat seine Ressortaufteilung justiert und die Zuständigkeiten bei den Legislaturzielen definiert. Zur Diskussion stand unter anderem die Zuteilung des Klosters Kappel. Dieses verbleibt beim Ressort «Kirche & Gesellschaft». Bei Weiterentwicklung des Bildungswesens und bei Personalentscheiden wird aber auch das Ressort «Bildung & Theologie» einbezogen. notabene

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kom. Mit der Pfingstkollekte helfen die Zürcher Reformierten mit, das Gemeindeleben von finanzschwächeren Kirchgemeinden dies- und jenseits der Grenze zu stärken. Zum Beispiel im Burgund: Dort leben reformierte Kirchgemeinden in ganz anderen Verhältnissen als in Zürich. Sie müssen sich selbständig finanzieren, ohne jegliche Unterstützung vom Staat. Bei grösseren Ausgaben stossen sie schnell einmal an ihre Grenzen. Hier springt der Protestantisch-kirchliche

Hilfsverein des Kantons Zürich ein. Aktuell begleitet er ein Umbauprojekt der reformierten Kirchgemeinde in Bourgen-Bresse. Der Verein entstand im Jahr 1843. Er half evangelischen Christen in der Innerschweiz, Kirchgemeinden zu gründen und aufzubauen. Mit den Innerschweizer und Tessiner Reformierten steht der Verein auch heute noch in Kontakt und unterstützt regelmässig Projekte. www.pkhvzh.ch

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Sozialdiakoniekonferenz / Sozialdiakone

stellten

sich der Wertedebatte rod. Freiheit oder Verlässlichkeit? Autonomie oder Zugehörigkeit? Ehrlichkeit oder Versöhntheit? Über die zentralen Wertvorstellungen des diakonischen Wirkens diskutierten am 23. März in Zürich Neumünster rund 150 Sozialdiakoninnen und -diakone aus dem ganzen Kanton. Der Stellenwert der alle zwei Jahre stattfindenden Sozialdiakoniekonferenz sei hoch, sagte Gerda Zbinden, Leiterin Diakonie und Generationen bis Ende März. Die Konferenz bilde die Kraft und Vielfalt der Diakonie ab. «Die Teilnehmenden pflegen den Fachaustausch und stärken ihre Solidarität in Vielfalt.» Letztere sei gross, da die insgesamt 180 diakonisch Mitarbeitenden in ihren Gemeinden in unterschiedlichsten Aufgabengebieten wirkten. Die Zusammenkunft ermögliche es, Ähnlichkeiten wahrzunehmen und die Perspektive der Anderen kennen zu lernen. Angestrebt werde dabei nicht etwa ein Konsens diakonischer Werte, sondern ein konstruktiver Dialog über deren situativ unterschiedliche Gewichtung.

«Unvermeidlich pluralistisch» Denn «Werte und Haltungen sind beweglich und lebendig», erklärte die Theologin und Pfarrerin Dörte Gebhard aus Schöftland AG in ihrem Referat mit dem Titel: «Hier stehe ich und kann auch anders» (Okko Herlyn). Als «lebendige, fortpflanzungsfähige Wesen» würden Werte seit 200 Jahren als solche besprochen und blieben nie dieselben. Die Fülle an Werten, welche heute in unseren Köpfen und Herzen hausten, sei riesig. Sie seien definierbar als «subjektiv moralisch für gut befundene Eigenschaften, die uns auf das orientieren, was wir zum Guten wollen». Als komplexe und dynamische Systeme müssten sie immer wieder neu kommuniziert werden, denn sie verstünden sich nicht von selbst, ebenso wenig ihre Rangfolge. Welcher exemplarische Perspektivenwechsel sich daraus für die Diakonie er4

geben kann, erläuterte die Dozentin für Praktische Theologie am Beispiel der in Matthäus 25, 36 genannten Krankenbesuche: «Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht.» Die biblisch geforderten Werte hätten alle ein menschenfreundliches Mass, doch werde nicht etwa verlangt, dass ein Einzelner allen zusammen helfen könne. Natürlich gebe es 100 Dinge, die gut seien, aber in einem bestimmten Moment sei es sinnvoll, sich auf ein einziges zu konzentrieren. Als zweites Beispiel nannte sie den barmherzigen Samariter aus Lukas 10: Wohl habe er am Strassenrand einen akuten Einsatz geleistet, doch der Wirt habe die langfristige Pflege des Verletzten übernommen und verdiene daher dieselbe Achtung. Dies verdeutliche: Die Wege zum Guten seien vielfältig, so die Theologin, und als Ziel sei die unvermeidliche Pluralität der Werte auszuhalten und zu fördern. Was es für die diakonische Praxis bedeutet, über Werte miteinander zu sprechen, erprobten die Sozialdiakoninnen und -diakone danach anhand von Fallbeispielen. Was heisst es, wenn eine ländliche Gemeinde in ihrem leer stehenden Pfarrhaus Asylbewerberinnen und -bewerber unterbringt, einige Dorfbewohner aber besorgt reagieren? Anhand eines Modells zur Entscheidungsfindung bearbeiteten die Gruppen ihre jeweiligen Fälle, entwarfen Szenarien, besprachen die vermuteten Konsequenzen. Dann wählten sie gemeinsam einen Weg und erwogen, was ihre Entscheidung bedeuten könnte. Sicherheit oder Zugehörigkeit? Verlässlichkeit oder Teilhabe? Die betreffenden Werte – auf bunten Papierstücken gross notiert – wurden hin- und hergeschoben und rege diskutiert. www.zhref.ch/intern/sozialdiakonie

HEKS / Für

Menschen auf der Flucht kom. Zum zweiten Mal lanciert das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) dieses Jahr die Kampagne «Farbe bekennen», um ein Zeichen der Solidarität mit Menschen auf der Flucht zu setzen. Weltweit sind heute 65 Millionen Menschen auf der Flucht – «so viele, wie noch nie zuvor», schreibt HEKS und verweist auf die menschenunwürdigen Bedingungen in den Flüchtlingslagern und auf die lebensgefährlichen Überfahrten der Flüchtlinge über das Mittelmeer. Mehr denn je sei es notwendig, ein Zeichen zu setzen und Farbe zu bekennen für Menschen auf der Flucht. Die diesjährige Kampagne startet am 8. Mai und dauert bis zum nationalen Flüchtlingstag am 17. Juni. Die Initianten wollen in dieser Zeit Begegnungen zwischen Flüchtlingen und der Schweizer Bevölkerung fördern und dafür sorgen, dass geflüchtete Menschen vermehrt Teilhabe an der schweizerischen Gesellschaft erfahren. Auf der anderen Seite sollen Einheimische die Flüchtlinge als individuelle Menschen kennen lernen und so Vorurteile abbauen und Bekanntschaften knüpfen. http://farbe-bekennen.heks.ch

Jahresbericht: Hilfe für 1,2 Millionen Menschen Das HEKS unterstützte zusammen mit seinen lokalen Partnerorganisationen im vergangenen Jahr rund 1,2 Millionen Menschen mit insgesamt 65,3 Millionen Franken. Diese Zahlen weist das Hilfswerk in seinem Mitte April veröffentlichten Jahresbericht aus. Der Anteil der Verwaltungskosten am Gesamtaufwand von 76 Millionen Franken betrug 14,4 Prozent. Damit lag HEKS auch 2016 deutlich unter dem Durchschnitt der Zewozertifizierten Non-Profit-Organisationen (21 Prozent). Alle Zahlen und Projekte auf: www.heks2016.ch

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Energiestrategie 2050 /

«oeku» empfiehlt Ja

Best of Blog /

Eintauchen auf diesseits.ch sch. Am 21. Mai stimmt die Schweiz über die Energiestrategie 2050 des Bundesrates ab. Der ökumenische Verein «oeku – Kirche und Umwelt» empfiehlt die Vorlage zur Annahme. Für die Kirchen zentrale Werte wie Gerechtigkeit, Frieden, Nachhaltigkeit, Freiheit und Sicherheit sprechen für das vom Parlament verabschiedete Gesetzespaket, schreibt oeku. Mit der Annahme der Energiestrategie leiste die Schweiz einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und für die Bewahrung der Schöpfung, ist der oeku-Vorstand überzeugt. Über 800 Kirchgemeinden, kirchliche Organisationen und Einzelpersonen unterstützen oeku. Der Verein ist über den Vorstand mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund und der Schweizer Bischofskonferenz verbunden. Aus kirchlichen Kreisen gibt es vereinzelt auch Empfehlungen für ein Nein. Die «Arbeitsgruppe Christen und Energie» lehnt das Energiegesetz ab.

Aus für Verein / Pfarr-

partnerinnen kom. 15 Jahre nach seiner Gründung ist der Verein der Pfarrpartner und -partnerinnen Zürich (PPVZ) per Ende März aufgelöst worden. Die Bereitschaft, sich ehrenamtlich einzusetzen, sei allgemein zurückgegangen, schreibt der Vorstand. Die Auflösung habe sich auch abgezeichnet, weil sich Rolle und Bedürfnisse der Pfarrpartner und -partnerinnen in den letzten Jahren stark gewandelt hätten. Der Verein hat während seines Bestehens die Vernetzung gefördert und für Themen wie Rechte und Pflichten von Partnern von Pfarrpersonen sensibilisiert. Auf nationaler Ebene bleibt die Deutschschweizerische Pfarrfrauenvereinigung als Anlaufstelle bestehen. www.pfarrfrauen.ch

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Erlöse uns von dem Bösen von Stephan Jütte Für den aufgeklärten Geist ist klar: Das Böse gibt es nicht. Nicht, dass wir nicht von Bösem betroffen wären: üblen Krankheiten, übler Nachrede, übler Gesinnung, üblen Aboverträgen, Naturkatastrophen oder Kriegstreibereien. Aber das sind nicht Folgen eines substanziellen Bösen, das in der Welt als eigene Macht wirksam wird und sich darin formiert. Es sind halt Krankheiten, moralische Defizite, Erziehungsmängel, gierige Managementpraktiken, Folgen der Plattentektonik oder Auswüchse des – wahlweise westlichen oder allgemein despotischen – Imperialismus. Wo Luther noch allenthalben den Teufel persönlich am Werk sehen konnte, diagnostizieren wir Krankheit. Krank ist das neue Böse. Und das Sprachspiel der Pathologie hat jenes des Bösen abgelöst: Wer etwas Böses sagt oder schreibt, ist krank. Wer rassistisch ist, hat ein krankes Menschenbild. Aboverträge mit Kleingedrucktem sind die Folge eines kranken Kapitalismus. Naturkatastrophen der Selbstschutz des Planeten gegen das ihn krankmachende Virus Mensch. Kriege die Folge kranken Machtstrebens. Im Kern ist das gut. Denn Kranke kann man heilen. Man kann versuchen, durch Bildung, Psychotherapie, Resozialisierung und Aufklärung die Krankheit zu lindern und dem Kranken Besserung zu verschaffen. Man könnte. Oft aber bezieht sich das Sprachspiel der Pathologie gar nicht auf solch hehre Absichten, sondern will nur markieren, dass etwas oder jemand von der Norm abweicht. Gerade in den Sozialen Me-

dien ist die Diagnose selten mit aufrichtigem Mitleid, sondern meistens mit beissender Häme verbunden. Auch die mediale Hetzjagd im Fall Carlos hatte zu keiner Zeit ein besseres Therapiesetting zum Ziel, sondern Ausgrenzung und Strafe. Es ist zweifellos eine Errungenschaft moderner Pädagogik und des Strafrechts, den Menschen entdiabolisiert zu haben. Nur so können Menschen einander helfen, sich zu entwickeln, psychische Defizite zu bearbeiten und aufhören, sich selbst und andere zu verteufeln. Aber etwas ist bei diesem Übersetzungsprozess auf der Strecke geblieben. Und dieses Defizit wird vor allem in den Sozialen Medien sicht- und hörbar: Die Lasten sind zu einseitig verteilt. Wenn wir den Anderen, den Gestörten, den Unterentwickelten oder Ungebildeten pathologisieren, meinen wir implizit immer, dass der gefälligst selbst dafür sorgen soll, dass er wieder normal wird. Er darf sich Hilfe holen. Aber er muss es schon wollen. Das paulinische Konzept, das mit dem Bösen rechnet, bietet eine weitere Möglichkeit: «Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!» (Röm 12, 21). Die Verantwortung für die Integrität der Gemeinschaft liegt hier nicht beim Bösen, beim Feind, sondern bei jedem einzelnen Betroffenen.

«Krank ist das neue Böse.»

Weiterlesen und mitdiskutieren auf: www. diesseits.ch

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Umbau Kloster Kappel /

Klosterbezirk aufwerten

Im Kloster Kappel stehen umfangreiche Umbauarbeiten an. Die Kirchensynode befindet in der Sommersession über einen Kredit und stellt damit erste Weichen.

sch. Das Kloster Kappel ist Ort für Rückzug und Ruhe, bietet als Bildungshaus der Zürcher Landeskirche ein reiches theologisches und kulturelles Programm und gilt gleichzeitig als Topadresse für Tagungen und Seminare. Um die Klosteranlage in Stand zu halten und für ihre verschiedenen Aufgaben zu stärken, sind in nächster Zeit umfangreiche Sanierungs- und Umbauarbeiten geplant. Dazu legt der Kirchenrat der Kirchensynode noch diesen Sommer einen Kreditantrag im Rahmen von 3,1 Millionen Franken zur Genehmigung vor. Damit sollen unter anderem das aus den achtziger Jahren stammende Flachdach über der Küche saniert und eine Terrasse für die Bewirtung der Gäste im Freien gebaut werden, die bisher nur im Klosterkeller bewirtet werden konnten. Die Bedienung der Terrasse erfolgt über einen Warenlift, der zu diesem Zweck umgebaut werden muss. Durch den Bau der Terrasse mit rund 80 Sitzplätzen wird ein Mehrwert geschaffen, der dem Wunsch vieler Gäste Rechnung trägt, bei schönem Wetter im Freien zu sitzen. Auch die Wiederbelebung der Klostergärten sind ein wichiger Teil des Sanierungsprogramms. Im Süden soll vor dem Konventsgebäude ein so genannter Lustgarten mit Kräutern errichtet werden, im Südwesten ein ProSpecie-RaraSchaugarten, ähnlich wie auf Schloss Wildegg. Auch der Kreuzgang soll mit einem Brunnen im Zentrum neu gestaltet werden.

Revitalisierung Die Renovation des Flachdachs und die Aufwertung der Gärten und des Gastronomiebetriebs mittels Terrassenbau fallen in die Zuständigkeit der Landeskirche. Darüber hinaus bestehen für die Klosterdomäne als Ganzes weitere Umbau- und Revitalisierungspläne. Bauherr 6

Sanieren und revitalisieren: Baupläne für die Klosteranlage in Kappel a. A.

für diese Projekte ist der Verein Kloster Kappel, dem die dreizehn Kirchgemeinden des Bezirks Affoltern sowie die Zürcher Landeskirche angehören. Der Verein ist Eigentümer der Domäne, ausser der Klosterkirche und dem Pfarrhaus, die dem Kanton Zürich respektive der Kirchgemeinde Kappel gehören.

Unterstützung vom Lotteriefonds Der Verein Kloster Kappel hat bereits im Jahr 2011 das «Programm Revitalisierung und Entwicklung Kloster Kappel» mit dem Ziel lanciert, die Anlage angesichts des wachsenden Besucherstroms aufzuwerten und die Infrastruktur zu erneuern. Der Lotteriefonds des Kantons Zürich machte seinerzeit die Durchführung eines Architekturwettbewerbs zur Bedingung für eine Unterstützung des Vorhabens. Mit Unterstützung des Lotteriefonds wurde in der Folge ein internationaler Architekturwettbewerb durchgeführt, aus dem das Projekt «Intra Muros – Extra Muros» als Sieger hervorgegangen ist. Dieses sieht vor, die Klosteranlage klarer zu gliedern, unter anderem durch die Ergänzung der beste-

henden Umfassungsmauer aus dem 18. Jahrhundert. Der eigentliche Klosterbezirk mit seinen gemeinschaftlichen Nutzungen soll damit im historischen Sinn von seinem Umland abgegrenzt werden. Die teilweise Wiederherstellung der barocken Klostermauer im Norden und Nordosten, die in der Öffentlichkeit für Widerspruch gesorgt hat, soll dabei nicht dazu dienen, das Kloster von seiner Umwelt zu trennen, schreibt der Kirchenrat. Vielmehr soll die Stellung des Klosterbezirks in der Landschaft unterstrichen und der Übergang von aussen und innen, von Konsum und Kontemplation unterstrichen und ausserdem der Verkehr um das Areal beruhigt werden. Die Bauvorhaben der Landeskirche und jene des Vereins Kloster Kappel müssen aufeinander abgestimmt werden. Der Verein geht heute davon aus, dass er dem Lotteriefonds bis Ende 2017 ein Gesuch auf Unterstützung unterbreiten kann. Ohne dessen Unterstützung vermag der Verein Kloster Kappel das Bauvorhaben nicht zu stemmen. Da die vorgesehenen Bauarbeiten mit Emissionen verbunden sind und Küche notabene

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und Restaurant zeitweise nicht benutzbar sein werden, ist eine temporäre Schliessung des Seminarhotels und Bildungshauses voraussichtlich im Sommer 2018 erforderlich.

Kirchenordnung wird revidiert Vernehmlassung /

Seit Mitte April läuft die Vernehmlassung zur Teilrevision der Kirchenordnung. Eine der Änderungen betrifft die Zuteilung der Pfarrstellen und die Wohnsitzpflicht.

Kommentar:

«Chance nutzen» Das Kloster Kappel steht für eine offene, dienstleistungsorientierte und lebensbejahende Landeskirche. Die spirituellen, theologischen und kulturellen Angebote stossen auf grosses Interesse. Der Bereich Hotellerie und Gastronomie erfreut sich grosser Nachfrage und wirtschaftet seit Jahren erfolgreich. Dies soll auch in Zukunft so bleiben. Gelingen kann das nur, wenn die gesamte Klosteranlage aufgewertet und deren Infrastruktur erneuert wird. Weder der Verein Kloster Kappel als Besitzer des Areals noch die Landeskirche sind hierzu finanziell in der Lage. Der Lotteriefonds des Kantons Zürich hat seine Unterstützung von der Durchführung eines internationalen Architekturwettbewerbs abhängig gemacht. Nun soll der als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgegangene Entwurf mit Unterstützung des Kantons realisiert werden. Das von der Landeskirche geplante Bauvorhaben verbindet verschiedene Teilprojekte und Interessen. Die Sanierung des Flachdachs und diejenige der barocken Klostermauer sind aus baulichen Gründen kurz- bzw. mittelfristig erforderlich. Die Errichtung einer Terrasse für die Bewirtung der Gäste ist aus betrieblichen Gründen erwünscht. Indem die Landeskirche schliesslich die drei Klostergärten im Einklang mit dem siegreichen Wettbewerbsprojekt realisiert, trägt sie wesentlich dazu bei, die Attraktivität der gesamten Domäne langfristig zu stärken. Für das Kloster Kappel stellt das Programm «Revitalisierung und Entwicklung» eine einzigartige Chance dar. Diese Chance gilt es zu nutzen. Stefan Grotefeld, Leiter Abteilung Lebenswelten

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kom. Die Teilrevision der Kirchenordnung der Landeskirche erfolgt aus mehreren Gründen: Einerseits erfordern das neue Gemeindegesetz und die Teilrevision des staatlichen Kirchengesetzes Anpassungen, anderseits werden durch die vermehrte Zusammenlegung von Kirchgemeinden («KirchGemeindePlus») Änderungen nötig. Gleichzeitig bietet die Überarbeitung Gelegenheit, Regelungslücken zu füllen und Bestimmungen zu präzisieren. Insbesondere will der Kirchenrat bei einzelnen Fragen, beispielsweise bei der Ressourcenzuteilung, im Blick auf die unterschiedliche Situation grösserer und kleinerer Kirchgemeinden mehr Fairness walten lassen. Insgesamt sind die Änderungen aber überschaubar, auch wenn die Teilrevision umfangreich daherkommt. Die Änderungen der nun vorgelegten Teilrevision betreffen hinsichtlich des Projekts «KirchGemeindePlus» das Verfahren für Gemeindezusammenschlüsse und Gebietsänderungen, die in der jetzigen Kirchenordnung nur rudimentär geregelt sind. In Anlehnung an das neue Gemeindegesetz ist für die Kirchgemeinden eine Regelung zu schaffen, die für Sicherheit im Vorgehen sorgt.

Pfarrstellen Vorgesehen ist weiter, dass den Kirchgemeinden vom Kirchenrat künftig nicht mehr ordentliche Pfarrstellen und Ergänzungspfarrstellen zugeteilt werden. Vielmehr entscheiden die Mitgliederzahl jeder Kirchgemeinde und die besonderen Verhältnisse in der Kirchgemeinde über ihr Gesamtpfarrstellenpensum, das sie auf einzelne Pfarrerinnen und Pfarrer verteilt. Komplizierte Splittingmodelle sollen wegfallen, stattdessen gelten für alle Pfarrerinnen und Pfarrer diesel-

ben Anstellungsbedingungen. Zudem soll in grösseren Kirchgemeinden die Wohnsitzpflicht für gewählte Pfarrerinnen und Pfarrer gelockert werden, indem nur noch eine Pfarrerin oder ein Pfarrer verpflichtet sein wird, in der Kirchgemeinde zu wohnen.

Mitgliederzeitung Als weitere neue Regelung sollen Taufen, Trauungen und Abdankungen künftig auch ausserhalb einer Kirche möglich und nicht nur ausnahmsweise erlaubt sein. Schliesslich soll die Zeitung «reformiert» künftig allen Mitgliedern der Landeskirche kostenlos zugestellt werden. Damit würde eine in der Kirchensynode hängige Motion umgesetzt. Die Vernehmlassung für die Teilrevision der Kirchenordnung läuft bis zum 12. Juli 2017. Zur Vernehmlassung eingeladen sind die kirchlichen Behörden, einzelne staatliche Stellen sowie die kirchlichen Berufsverbände. Die Auswertung soll Ende August 2017 abgeschlossen sein. Darauf basierend wird der Kirchenrat die Revisionsvorlage überarbeiten und Ende Jahr zuhanden der Kirchensynode verabschieden. Voraussichtlich im April und Mai 2018 wird die Kirchensynode den kirchenrätlichen Antrag in mehreren ausserordentlichen Synodeversammlungen beraten und zuhanden der obligatorischen Volksabstimmung unter den stimmberechtigten Mitgliedern der Landeskirche verabschieden. Die Volksabstimmung ist für das dritte Quartal 2018 vorgesehen. Alle Unterlagen auf: www.zhref.ch/vernehmlassung

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Behördenwahlen 2018 /

Wir setzen uns ein für die Kirche 2018 stehen Neuwahlen für die Kirchenpflegen an. In den Kirchgemeinden sind Menschen gefragt, die sich an ihrem Ort und in ihrer Region neu für die reformierte Kirche stark machen wollen. Eine Broschüre zeigt auf, was es heisst, ein Amt in der Kirche zu übernehmen.

sch. Rund 1500 Behördenmitglieder sind es insgesamt im Kanton, die sich in einem Amt für die Kirche einsetzen: als Kirchenpfleger in Gemeinde und Bezirk, als Mitglied einer Rechnungsprüfungskommission oder als Mitglied in der Kirchensynode, dem Kirchenparlament der Zürcher Landeskirche. Alle vier Jahre stehen Neuwahlen an, bei denen immer auch wieder neue Kandidatinnen und Kandidaten gesucht werden. Ein Jahr vor dem Wahltermin der Kirchenpflegen im Frühling 2018 sind die Verantwortlichen in den Kirchgemeinden deshalb jetzt daran, Bisherige und Neue für ein Engagement für die Kirche zu motivieren und Interessierten aufzuzeigen, was es heisst, ein Amt in der Kirche zu übernehmen. Am besten gelingt dies, wenn aktive Behördenmitglieder selber schildern, mit welchen Beweg8

gründen sie sich für die Kirche stark machen, welche Akzente sie setzen möchten und welche Aufgaben in der nächsten Amtsperiode zu bewältigen sind. Eine neu aufgelegte Broschüre der Landeskirche zeigt anhand verschiedener Porträts auf, mit welchen Zielen und Motivationen sich Menschen für die reformierte Kirche einsetzen. Diese stammen aus unterschiedlichen Regionen und Lebenswelten. Die Gründe, warum sie ein Amt übernommen haben, sind so verschieden wie die Menschen selbst. Allen ist jedoch gemeinsam, dass sie sich für die Kirche einsetzen wollen, ihr ein Gesicht und Gepräge geben. Drei von ihnen erzählen.

Engagieren sich in einem kirchlichen Amt: Lehrerin Tanja Häne, Musiker Andreas Wildi, Tierärztin Beatrix Nabholz.

«... für eine Kirche, die sich stets erneuert.» Andreas Wildi:

«Mein Weg in die reformierte Landeskirche war nicht vorgezeichnet. Ich bin in einer neuapostolischen Gemeinde aufgewachsen und erst viel später Mitglied der reformierten Kirche geworden. Heimisch habe ich mich dort aber schon länger gefühlt – auch durch meine Mitarbeit als Kirchenmusiker. Dass ich mich in – und für – die reformierte Kirche engagiere, liegt wesentlich daran, dass sie eine undogmatische Kirche ist, die Raum für Vielfalt lässt. Ich glaube, dass überlieferte Werte die Eigenverantwortung nie ersetzen können, wohl aber helfen, Verantwortung zu übernehmen. Kirche ist vor allem dann glaubhaft, wenn sie sich stets erneuert und verschiedene Standpunkte als Bereicherung sieht. Dafür setze ich mich in der Kirchensynode ein. Wichtig ist mir auch, dass ich dort für die Musikkultur unserer Kirche einstehe. Musik hat etwas Verbindendes unter den Menschen, sie hat auch eine transzendente Wirkung und ist vielleicht die reinste Sprache der Seele. Mit Musik feiern wir das Leben in notabene

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Broschüre: «Ich setze mich ein für die Kirche» Auf zwanzig Seiten zeigt die neu aufgelegte Broschüre, was es heisst, ein Behördenamt für die Kirche zu übernehmen. Sie zeigt Anforderungen, Aufgaben und Wirkungsfelder namentlich von Kirchenpflegen, aber auch von anderen Ämtern innerhalb der Landeskirche. Sie wird Ende Monat allen Kirchgemeinden zugestellt. Eine elektronische Version liegt bereits jetzt bereit: www.zhref.ch/kirchenpflege

Kirchenpflege-Wahlen 2018 Unterstützende Materialien der Landeskirche, rechtliche Hinweise und anregende Beispiele zum Suchen und Finden neuer Behördenmitglieder im Downloadordner unter www.zhref.ch/kirchenpflege Kontakt: Behördenschulung (Abteilung Kirchenentwicklung), peter.wilhelm@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 89

Behördenwechsel – aus der Sicht der Verwaltung Ein Kurs zeigt auf, wie Mitarbeitende in den Kirchgemeindeverwaltungen die Behörden bei der Amtsübergabe unterstützen und den Transfer von Wissen sicherstellen können. Leitung: Bernhard Neyer (VPK), Barbara von Gunten (VPK). 1. September 2017. Info und Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch

verschiedenen Formen, mit trendigen, aber auch zeitlosen Klängen.» Andreas Wildi ist Kirchenmusiker in Zürich Fluntern und Mitglied der Kirchensynode, dem Parlament der Zürcher Landeskirche.

«... für eine Kirche, in der man frei denken kann.» Beatrix Nabholz:

«Ich bin zwar seit meiner Kindheit gut verwurzelt in der Kirche, habe diese Wurzeln auch geschätzt und darin Halt und Orientierung gefunden, brauchte dann aber die Kirche als Gemeinschaft nicht besonders. Mir begegnet das Göttliche in der Schöpfung und bei den Menschen. Als unsere Kinder getauft wurden, kamen wir wieder näher in Kontakt mit der Kirche. Daraus hat sich später eine Anfrage für die Kirchenpflege ergeben. Dieses Amt habe ich kurze Zeit in Hombrechtikon und später an meinem heutigen Wohnort Stadel angenommen. Hier übernahm ich auch während acht Jahren das Präsidium der Kirchenpflege. Es war mir immer wichtig, den Kontakt notabene

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zu den Menschen zu pflegen, auch die Zusammenarbeit mit den politischen Behörden, und so für Akzeptanz der Kirche am Ort zu sorgen. Ich stehe ein für eine liberale Kirche, die die Menschen nicht einengt und bedrängt. Die liberalen Kräfte der reformierten Kirche sind manchmal eher unsichtbar. Es sind Menschen, die die Kirche nur punktuell brauchen, sich deswegen aber nicht vorwerfen lassen müssen, sie seien zu wenig gläubig. Als Mitglied der Kirchensynode möchte ich mich für sie stark machen.» Beatrix Nabholz, pensionierte Tierärztin, ist Mitglied der Kirchensynode, ehemalige Kirchenpflegerin in Stadel und Hombrechtikon.

Tanja Häne: «... damit

die Kirche ein Ort der Besinnung bleibt.» «Ich bin konfessionslos aufgewachsen. Die Fragen nach dem Sinn des Lebens und nach den Werten haben mich aber früh interessiert. Und mich nie ganz losgelassen. Zu glauben gelang mir jedoch

lange nicht, auch wenn ich es wollte. Erst vor sechs Jahren begann für mich ein Prozess, der mich auch näher an die Kirche heranbrachte. In jener Zeit lernte ich – auch durch die Begleitung einer Pfarrerin – das Leben Jesu und die Bibel besser kennen. Sie wurde mir zum Rettungsanker. Ich lese bis heute regelmässig darin, erfahre immer neue Sichtweisen, schöpfe Kraft daraus und kann mich auf Jesus und sein Wort berufen. Mit der Kirche wurde mir ein Ort der Zuflucht geschenkt. Jetzt habe ich die Ressourcen und die Kraft, etwas davon weiterzugeben, damit auch andere Zuflucht erfahren können. Als Kirchenpflegerin bin ich Teil einer bunten Gemeinschaft von Menschen. Das erlebe ich als sehr bereichernd. Die Kirche hat unschätzbar viel zu bieten: im sozialen Bereich, in der Flüchtlingsarbeit, in der Altersarbeit. Kirche ist Bildung pur, setzt ethische Pfeiler. Kirche lebt aber auch von menschlicher Nähe. Kirche muss unmittelbar erlebbar sein, dann kann sie viel bewirken.» Tanja Häne ist Primarlehrerin in Hedingen, Mutter von zwei Kindern im Alter von 9 und 11, Kirchenpflegerin in Aeugst am Albis mit Ressort Religionspädagogik und Erwachsenenbildung.

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Kurs zu Palliative Care /

«Letzte Hilfe» leisten

Menschen am Lebensende achtsam begleiten – wie geht das? Was kann man tun als Laie? Was gilt es zu beachten? Auf diese Fragen hält der in Deutschland entwickelte Kurs «Letzte Hilfe» Antworten bereit, den die Zürcher Landeskirche nach den Sommerferien in den Kirchgemeinden anbieten und so an die Basis bringen will. Federführend wirken Eva Niedermann, die in der Abteilung Kirchenentwicklung für Alter und Generationen verantwortlich ist, und Matthias Fischer, zuständig für Palliative Care und Spiritual Care in der Abteilung Spezialseelsorge. Sie sind beauftragt, in einem Pilotprojekt interessierte Kirchgemeinden für Palliative Care zu sensibilisieren. Zwar setze diese Bewegung in der Schweiz spät ein, sagt Theologe Fischer, doch könne sie so von den Erfahrungen der nordeuropäischen Länder und insbesondere Deutschlands profitieren; dort haben bereits über 1500 Personen den Kurs besucht.

Kultur der Sorge Auch in der Schweiz sei das Interesse gross, sagt Eva Niedermann. Die Pflegefachfrau mit einem MAS Palliative Care hatte in der Landeskirche bisher das Engagement für diesen besonderen Betreuungsansatz vermisst, der sich an den Bedürfnissen der Betroffenen und deren Angehörigen orientiert und eine «Kultur der Sorge» vermittelt. Dabei entspreche dieser Ansatz dem diakonischen Konzept der Wertschätzung gegenüber 10

älteren und hochbetagten Menschen. Zudem sei er gesamtkirchlich spannend, ergänzt Fischer: «Im Raum der Kirche lädt uns dieses Projekt ein, gemeinsam Menschen in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zu umsorgen, und zwar ganzheitlich: geistlich-seelsorgerlich- diakonisch.» An der spezialisierten Palliative Care in Spitälern und Pflegezentren sei die kirchliche Seelsorge seit langem beteiligt. In einem nächsten Schritt soll nun diese palliative Grundhaltung an die Basis getragen werden. Denn: «Es braucht das bürgerschaftliche Mittragen aller», sagt Eva Niedermann. «Wie können wir diesen Raum des Umsorgens in die Gemeinden bringen?», laute daher ihr Auftrag.

Einmaleins des Sterbens Entsprechend versteht sich der eintägige Letzte-Hilfe-Kurs nicht als Ausbildung für Pflegekundige. Vielmehr sensibilisiert er Jüngere und Ältere für die Begleitung von Menschen am Lebensende und lädt ein, über das Thema Sterben nachzudenken. Er vermittelt Laien das Einmaleins der palliativen Versorgung, indem er ihnen zeigt, was sie konkret tun können. Denn «wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun», wie ein Sachbuch titelt. In vier Modulen wird gezeigt, wie Sterbeprozesse ablaufen, welche medizinischen und ethischen Entscheidungen zu treffen sind, wie Beschwerden gelin-

Foto: Shutterstock

Erste Hilfe kennt jeder. Wie aber steht es um die letzte Hilfe? Bei der Begleitung schwer erkrankter oder sterbender Angehöriger herrscht oft Ratlosigkeit. Hier setzt der Kurs «Letzte Hilfe» an. Die Zürcher Landeskirche bietet ihn erstmalig in der Schweiz an. Von Madeleine Stäubli-Roduner

dert und Trauerrituale gestaltet werden. «Letzte Hilfe» ermutigt zudem, sich bei der Begleitung schwerstkranker Angehöriger von Fachpersonen unterstützen zu lassen. Der niederschwellige und kostenlose Kurs will auch die Kultur der Ehrenamtlichkeit fördern.

Letzte-Hilfe-Kurse für Kirchgemeinden Die Idee für Kurse in «Letzter Hilfe» stammt von Palliativ- und Notfallmediziner Georg Bollig, der in Dänemark, Norwegen und Deutschland wirkt (www.letztehilfe.info). Als offizielle Kooperationspartnerin in der Schweiz bekräftigt die Zürcher Landeskirche ihre Absicht, einen Beitrag zur Sensibilisierung der Bevölkerung für Palliative Care zu leisten. Eva Niedermann und Matthias Fischer werden die Kurse nach den Sommerferien in Kirchgemeinden anbieten. Ein exemplarischer Inhouse-Kurs für Interessierte aus Kirchgemeinden findet am 10. Juni am Hirschengraben 50 in Zürich statt. Anmeldungen: dorathea.morf@zh.ref.ch Tel 044 258 92 66

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«Bildungkirche» /

Appetit auf Weiterbildung

Weiterbildung ist nicht immer leicht in den Berufsalltag einzuplanen. Um à jour zu bleiben, ist sie aber unabdingbar und eine Quelle der Inspiration. Das neue Programm von «Bildungkirche» will genau dafür sorgen. Von Esther Derendinger

Die Ausgangslage für Weiterbildung im Beruf ist für Mitarbeitende der Kirche gut: Mit bis zu fünf Weiterbildungstagen pro Kalenderjahr und einer grossen Auswahl an subventionierten Angeboten sind die Voraussetzungen für ein lebenslanges Lernen eigentlich gegeben. «Berufliche Pflichten und Weiterbildung unter einen Hut zu bringen, fordert jedoch auch viele kirchliche Mitarbeitende heraus: «Im Pfarramt sind die Präsenzzeiten hoch. Das Fehlen am Arbeitsplatz braucht eine sorgfältige Planung, und die Absenzen müssen durch das Team aufgefangen werden», sagt Rudi Neuberth, Leiter Personalführung Pfarrschaft der Zürcher Landeskirche. Trotz teilweise herausfordernden Rahmenbedingungen nutzen Pfarrerinnen und Sozialdiakone ihren Weiterbildungsanspruch. «Die meisten sind weiterbildungshungrig», sagt Neuberth. Ihm sei es wichtig, dass die Weiterbildungen mit einer langfristigen Perspektive geplant würden. Sie seien Teil der Laufbahnentwicklung. Mittels Standortgesprächen und Potenzialanalysen hilft er dabei, das richtige Angebot zu finden, damit Mitarbeitende auch langfristig über die nötigen Kompetenzen verfügen.

Trends zeichnen sich ab Im Pfarramt wird es zunehmend Spezialisierungen geben. Rudi Neuberth sieht den Weiterbildungsbedarf deshalb insbesondere bei der interdisziplinären Teamfähigkeit, bei der Alltagsorganisanotabene

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tion und dem Selbstmanagement. «Ein Pfarrer muss auch ein Entrepreneur sein, unkonventionelle Ideen entwickeln und erfassen können, was eine neue Kirche braucht: So genanntes «double listening», doppeltes Hinhören auf Gott und die Menschen, und tiefes Hinhören («deep listening») sind notwendig, ist er überzeugt. Entsprechend werden bei A+W Ausund Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer auch die Weiterbildungsprogramme entwickelt. «Wir können uns nicht mehr einfach nur überlegen, was wir nächstes Jahr anbieten wollen», sagt der Weiterbildungsbeauftragte JacquesAntoine von Allmen von A+W: «Es geht für uns viel mehr darum, genau hinzuhören, was die Gemeinden brauchen. Aus diesen Erkenntnissen entwickeln wir unsere Angebote.» Bereits heute zeichnen sich Trends ab. Stark nachgefragt werden Aus- und Weiterbildungen im Bereich Spiritualität wie geistliches Führen und Leiten. Dazu gehören spirituelles Begleiten, Pilgerwesen, Exerzitien und im weiteren Sinne auch Coaching.

Kraft schöpfen Amtsmüde ist Beat Hofmann auch nach über 20-jähriger Tätigkeit im Pfarramt nicht. Zurzeit leitet er die deutschsprachige Kirchgemeinde Vevey-MontreuxAigle. Er weiss für sich die Kraft- und Inspirationsquelle Weiterbildung zu nutzen. So schöpft er sein Weiterbildungskontingent jährlich aus und kam auch

schon in den Genuss der ersten Hälfte seines sechsmonatigen Sabbaticals. Er verbrachte ein Semester an der Universität Greifswald, wo er sich den Themen Fresh expressions und praktische Theologie widmete. «Weiterbildungen inspirieren und motivieren mich. Sie öffnen den Horizont, um innovative Kirche nicht nur zu denken, sondern auch umzusetzen.» Das sei sogar schon der Gemeinde aufgefallen, seine Predigten seinen anders geworden, frischer eben.

Bildungkirche Programme 2018: Aus- und Weiterbildungen für Pfarrerinnen und Pfarrer und Sozialdiakoninnen und -diakone. Zwei Kursprogramme, beide voll mit überraschenden, inspirierenden und lehrreichen Aus- und Weiterbildungsangeboten. Pfarrerinnen und Pfarrer in den ersten fünf Amtsjahren wählen ihre Weiterbildungen aus dem WeA-Programm 2018. Alle anderen finden ein breit gefächertes Kursangebot an Tagungen, mehrtägigen Seminaren, über Coachings bis hin zu Sabbaticals oder CAS-Lehrgängen. Bildungkirche.ch ist das Aus- und Weiterbildungsportal für kirchliche Mitarbeitende in der ganzen Schweiz. www.bildungkirche.ch

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Themen und Termine

20. Mai, 9 bis 16 Uhr. Technoparkstrasse 1, Zürich. Anmeldung: annemarie.huber@zh.ref.ch Tel 044 258 92 76

Kirchenpflege-Forum: Ressort Freiwillige Die Teilnehmenden setzen sich mit der Frage auseinander, wie in grösseren Kirchgemeinden eine attraktive Freiwilligenarbeit gelingen kann. Und sie pflegen den Erfahrungsaustausch über die Arbeit im Ressort. Leitung: Fränzi Dürst

Einführung in die Kirchengeschichte Zeitreise durch das Christentum. Der Kurs schlägt einen Bogen von den Anfängen erster christlicher Gemeinden im 1. Jahrhundert über die Zeitalter des Mittelalters und der Reformation bis zur heutigen

Foto: zhref.ch

Foto: flickr.com/zhrefch

Kirchenpflege-Forum: Musik und Gottesdienst Die Teilnehmenden setzen sich mit Fragen rund um die Feier des Abendmahls auseinder und pflegen den Erfahrungsaustausch über die Arbeit im Ressort. Leitung: Jacques-Antoine

Facebook in der Praxis Vom Einrichten der FacebookSeite bis zum Redaktionsplan für einen erfolgreichen Start. Gemeinsam erstellen wir für

Grooviges Begleiten am Klavier, Herbstkurs Die Teilnehmenden lernen in 11 Montagslektionen in Einzelunterricht, popularmusikalische Lieder stimmig und variantenreich zu begleiten. Im Einzelunterricht werden Liedbegleitungen eingeübt. Berücksichtigt werden vor allem das Jugendliederbuch «rise up» und «rise up plus». Eigene Lieder können eingebracht werden. KlavierKenntnisse sind vorausgesetzt. Leitung: Eugenio Giovine

17. Juni, 9 bis 16 Uhr. Technoparkstrasse 1, Zürich. Anmeldung: annemarie.huber@zh.ref.ch Tel 044 258 92 76

8. Juni, 8.30 bis 16 Uhr Blaufahnenstrasse 10, Zürich Anmeldung: 044 258 92 36 edwin.blumer@zh.ref.ch

20. Mai. Diakoniewerk Neumünster, Zollikon

19. Juni, 18 bis 21 Uhr, Hirschengraben 7, Zürich Anmeldung: 044 258 92 15 simone.strohm@zh.ref.ch

Facebook für Fortgeschrittene Wie Sie mit weniger Aufwand mehr Menschen mit Ihren Botschaften erreichen. Auf Basis der Auswertung Ihrer Facebook-Seite (durch uns) eruieren wir, welche Inhalte interessieren, wann Sie publizieren sollten und welche Zielgruppe Sie erreichen. Zusätzlich erkunden wir die Werbemöglichkeiten auf Facebook. Leitung: Barbara Roth

Den Gemeindekonvent leiten Es geht in dieser Veranstaltung darum, die persönliche Rolle und Aufgabe als Gemeindekonventsleiter zu klären und Hilfestellungen zur Gestaltung einer motivierenden und zielgerichteten Konventskultur zu erhalten. Leitung: Mathias Burri und Peter Wilhelm

Präsidienkonferenz 2017 Treffen der Präsidien der Kirchenpflegen, Stadtverbände Zürich und Winterthur, Bezirkskirchenpflegen und Diakonatskapitel mit dem Kirchenrat.

Lebenslang Mitglied bleiben Die Mitgliederpflege wird sorgfältig weiterentwickelt. Welche Massnahmen des Projektes «Lebenslang Mitglied bleiben» eignen sich für Ihre Gemeinde oder Region? Wie setzen Sie sie um? Welche Ressourcen benötigen Sie und welche Ziele setzen Sie sich? Leitung: Simone Strohm und Referenten

16. Juni, 9 bis 12 Uhr Hirschengraben 7, Zürich Anmeldung: simone.strohm@zh.ref.ch

1. Juni, 18.45 bis 21.15 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung: 044 258 92 36 edwin.blumer@zh.ref.ch

18. Mai, 18.45 bis 21.15 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung: 044 258 92 36 edwin.blumer@zh.ref.ch

2 Studientage: 16. Juni und 23. Juni, 8.30 bis 16.15 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung: katechetik@zh.ref.ch Tel 044 258 92 93

Arbeiten mit «PostCard Creator» Mit Postkarten leicht Kontakt zu Mitgliedern aufnehmen. Direkt am Laptop gestalten die Teilnehmenden Postkarten und lernen das Internetangebot kennen. Leitung Jeanine Zaalberg, Product Manager Direct Marketing

Kirchenpflege-Forum: Ressort Kommunikation Die Teilnehmenden setzen sich mit der Frage auseinander, wie Menschen für eine Mitwirkung in der Kirchenpflege gewonnen und motiviert werden können. Sie pflegen den Erfahrungsaustausch über die Arbeit im Ressort. Leitung: Simone Strohm, Christian Schenk

2 Studientage: 12. Mai und 19. Mai, 8.30 bis16.15 Uhr Hirschengraben 50, Zürich Anmeldung: katechetik@zh.ref.ch 044 258 92 93

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8. Juni, 8.45 bis 21.15 Uhr Kirchgemeindehaus Winterthur Seen, Kanzleistrasse 37 Anmeldung: 044 258 92 36 edwin.blumer@zh.ref.ch

Ab 21. August. Ref. Kirche Zürich Affoltern. Anmeldung: esther.lingg@zh.ref.ch Tel 044 258 92 34

Evangelischer Theologiekurs Grundwissen Theologie Christlicher Glaube und Geschichte, Kirchen und Ethik

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Lieder-Repertoire rpg Lieder aus den Zürcher Unterrichtshilfen minichile, 3. KlassUnti, Club 4 und JuKi kennenlernen. Sich ein Repertoire an kreativen und spielerischen Gestaltungsmöglichkeiten aneignen und ausprobieren. Leitung: Anita Steiner, Marianne Barth, Sabine Stückelberger

Zeit. Leitung: Michael Baumann (Pfarrer und Kirchenhistoriker), Sabine Stückelberger (Ausbildung Katechetik).

von Allmen, Eugenio Giovine

Ihre Kirchgemeinde eine Facebook Seite, planen was wann publiziert wird und machen die ersten Posts. Wir zeigen, wie Sie die Seite mit wenig Zeitaufwand pflegen können.

Kurse & Weiterbildungen

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Geruchssinn im Fokus der SchöpfungsZeit 2017. Die Bibel und die Kirchengeschichte sind voll von Düften und Gerüchen. Bis heute riechen Kirchen je nach Konfession anders – für unsere Beheimatung spielt dieser «Stallgeruch» eine wichtige Rolle. In der SchöpfungsZeit kann der urtümliche Geruchssinn erforscht werden. Zu den Unterlagen gehört eine Arbeitsdokumentation (Fr. 12.–, verfügbar ab Ende Mai) mit Predigtimpulsen, liturgischen Texten und Liedern, Exkursionen und Aktionen mit Kindern und Jugendlichen. Im Magazin finden sich Fach- und Erlebnisbeiträge zum Geruchssinn aus persönlicher, theologischer und ökologischer Sicht. Das Magazin erscheint Anfang Mai. (Einzelbestellung Fr. 5.–).

beziehen sich auf die Bibel; die christliche Religion steht im Kontext der Weltreligionen. Sie entdecken Zusammenhänge und Entwicklungen – bis in die Gegenwart. Eine Gruppe von maximal 20 Erwachsenen trifft sich drei Jahre lang wöchentlich, um Informationen aus der Forschung und eigene Beobachtungen zu reflektieren. Die Teilnehmenden eignen sich ein Grundwissen der Theologie in den Bereichen Bibelwissenschaft, Glauben, Geschichte, Ethik und Religionswissenschaften an. Der Evangelische Theologiekurs versteht sich nicht als Glaubenskurs. Ab 26. August 2017 bis Juli 2020 wöchentlich am Dienstag, 18.30 bis 21.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. www.zhref.ch/angebote/bibelund-theologie Anmeldung/Kontakt: lebenswelten@zh.ref.ch 044 258 92 17

www.oeku.ch

Reformationssonntag imJubiläumsjahr Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) lädt die Mitgliedskirchen ein, am diesjährigen Reformationssonntag, am 5. November, den Gottesdienst mit einer gemeinsamen Jubiläumsliturgie zu feiern. Die Zürcher Landeskirche nimmt diesen Impuls auf und feiert am 5. November um 17 Uhr einen Landeskirchlichen Festgottesdienst in der Pauluskirche in Zürich. Gleichzeitig lädt der Kirchenrat die Kirchgemeinden ein, ihre Gottesdienste am Reformationssonntag ebenfalls mit der Liturgie des SEK zu feiern. Als Auftakt zum Gottesdienst schlägt die Arbeitsgruppe vor, die Feier mit einem «Thesenanschlag» an der Kirchentüre beginnen zu lassen.

Krisenbegleitung im Stadtspital Triemli Zürich Die Freiwilligen der Krisenbegleitung haben eine anspruchsvolle Aufgabe: Sie begleiten zweimal im Monat eine Nacht lang unruhige, ängstliche und selten auch sterbende Patientinnen und Patienten. Neue Interessenten sind jetzt gesucht. Bevor sie ihre Tätigkeit beginnen, werden sie an einem Wochenkurs auf den Einsatz vorbereitet. 18. bis 22. September Weitere Informationenauf www.triemli.ch/kribe

Veranstaltungen

Zum Auftakt der Reihe widmen sich die Teilnehmenden dem muslimischen Gebot des Fastens und setzen sich mit der Bedeutung des Ramadans auseinander. Sie werden anschliessend das wichtige familiäre und gesellschaftliche Ereignis des Fastenbrechens (Iftar) miterleben und traditionelle Speisen geniessen können. 6. Juni, 20 Uhr. Dzemat der Islamischen Gemeinschaft Bosniens in Schlieren, Infos und Anmeldung unter: www.forum-der-religionen.ch/gaumenfreuden

Foto: zVg / Carter Family

Foto: oeku.ch

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Das Forum der Religionen lädt zu einer Veranstaltungsreihe mit Fastenbrechen, Neujahrsgerichten und Speiseopfern. An fünf Abenden sind die Teilnehmenden zu Tisch geladen bei Muslimen, Buddhisten, Hindus, Juden und Christen.

www.kirchenbund.ch/de/themen/ reformationssonntag Ansprechperson der Zürcher Landeskirche: jacques-antoine. vonallmen@zh.ref.ch Tel 044 258 91 74

Himmelsduft und Höllengestank – SchöpfungsZeit 2017 Mit dem Slogan «Himmelsduft und Höllengestank» ist der

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Gaumenfreuden der Religionen

Die Reformierten Wurzeln der Country Music Vortrag und musikalische Hörproben. Die musikalische Tradition des südlichen AppalachenGebirges ist eine der am meisten gefeierten aller Musikgenres der USA. Sie ist die Mutter von Country und Bluegrass, eine einzigartige, wahrhaftig amerikanische musikalische Sprache. Ihre Ursprünge sind eine faszinierende Vermischung europäischer und afri-

kanischer Traditionen. Die Musik der schottisch-reformierten Migranten veränderte sich durch die Berührung mit der Kultur der afrikanischen Sklaven. Mit Musikprofessor William Lawing (North Carolina). Leitung und Übersetzung: Catherin McMillan, Botschafterin Reformationsjubiläum 2. Juni, 19.30 bis 21.30 Uhr Kulturhaus Helferei (BreitingerSaal), Kirchgasse 13, Zürich

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Kloster Kappel Auskunft / Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 info@klosterkappel.ch www.klosterkappel.ch

Mehr Zeit mit Zen Achtsamkeit, Konzentration und Beruhigung der Emotionen. Hans-Peter Dür

Kappeler Singwoche 2017 ... die Welt hebt an zu singen ... (J. v. Eichendorff). Eva Rüegg 16. bis 22. Juli

Kalligrafieworkshop zur Humanistischen Kursive und zum Bibelschreibprojekt (2011 – 2019). Schreiben und Gestalten. Hansulrich Beer 5. bis 6. August

19. bis 21. Mai

Musik und Wort «Wermi, Troscht u Liebi» – Der Jodlerklub «Echo vom Rüttihubel» aus Düdingen (FR) singt unter der Leitung von Natascha Monney Jodellieder aus der Feder verschiedener Komponisten. Weitere Mitwirkende sind das Jodlerduett «Natascha und Maruschka» und das Schwyzerörgeliduo Mosimann– Thürler. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. Eintritt frei / Kollekte 28. Mai, 17.15 Uhr

Musik und Wort zu Pfingsten Collegium Vocale und Collegium Musicum Grossmünster. Leitung: Kantor Daniel Schmid: «Lutherische Messe g–Moll», Kantate «Alles nur nach Gottes Willen ». Lesungen: Pfrn. Elisabeth Wyss–Jenny.

Pilgertipp Pilgerzentrum St. Jakob www.jakobspilger.ch

Auf dem Hugenotten- und Waldenserpfad 8. Etappe Tagespilgern: Yverdon – Estavayer 6. und 8. Mai

9. Etappe: Estavayer – Cudrefin 3. und 5.Juni Abfahrts- und Besammlungszeiten auf www.jakobspilger.ch

Hochsensibilität und Selbstmitgefühl Feinfühlig – und dennoch stark. Silke Collins-Tracey

Immer der Muschel nach An diesem Pilgertag pilgern Sie in einer geführten Gruppe auf einem Abschnitt des Jakobswegs in der Schweiz. Der Hauptweg führt von Rorschach nach Genf. Weiter gibt es in vielen Regionen Zubringerwege, welche in die Hauptroute einmünden. Anmeldung bis 17. Mai Detailflyer mit allen Etappen auf

17. bis 18. Juni

www.jakobspilger.ch

4. Juni, 17.15 Uhr

Johannisnacht In der (fast) kürzesten Nacht unterwegs zum (fast) längsten Tag. Eine Pilgersternwanderung ins Kloster Kappel

Aus dem Refo-Shop

17. bis 18. Juni

In der Wurzel liegt die Kraft «An den Früchten erkennt man den Baum.» (Matthäus 12, 13). Henriette Meyer-Patzelt 23. bis 25. Juni

Tai Ji – achtsam im Leben Meditation in Bewegung Christoph Endress 30. Juni bis 2. Juli

Kappeler Klostertage «Betet ohne Unterlass!» Freundeskreis Kloster Kappel 30. Juni bis 3. Juli

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Buchtipp: Bündner Reformation in packender Romanform

Sowohl der SEK als auch die Zürcher Landeskirche haben in ihren jeweiligen Online-Shops zahlreiche Materialien zum Reformationsjubiläum ausgestellt. Unter anderem einen Projekt-Ständer mit individuellem Logo als Informationsträger für Publikationen, Jasskarten, Zündhölzer, Münzen, Broschüren, Tassen und Brillenputztücher. Anklicken und bestellen auf: www.ref-500.ch/de/shop www.zhref.ch/themen/reformationsjubilaeum/refo-shop

sch. Die grossen Ideen der Reformationszeit Anfang des 16. Jahrhunderts bewegen die Menschen nicht nur in den städtischen Zentren. Auch im Engadin findet der neue Glaube schon früh Widerhall – und natürlich auch Widerstand. Einer der ersten Fürsprecher der Reformation in dieser Region ist Philipp Gallicius, geboren im Val Müstair, später Kaplan und reformierter Pfarrer an verschiedenen Orten im Graubünden. Schon als Achtjähriger muss der kleine Philipp als «unnützer Esser» die Familie verlassen und sein Glück in der Fremde suchen. Als junger Erwachsener kehrt er zurück, reich an Erfahrungen und mit den reformatorischen Ideen im Gepäck, die damals die Welt bewegten und die herrschende Ordnung ins Wanken brachten. Die Autorin Beatrice Schaerli-Corradini nimmt die Lebensgeschichte des Engadiner Reformators als Ausgangspunkt für einen packenden Roman. Gut vertraut mit den Quellen jener Zeit nähert sie sich den historischen Figuren gekonnt und einfühlsam und nimmt die Leserinnen und Leser mit in ein bewegendes Kapitel Reformationsgeschichte Beatrice Schaerli-Corradini: Mustopf. Ein Historischer Roman aus dem Engadin der Reformationszeit. Literareon im Herbert-Utz-Verlag, 2017. 340 Seiten, 16.80 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder unter www.literareon.de

Buchtipp: Von Menschen nach der Lebensmitte sch. Er kenne zwei Perspektiven, wenn er sein Leben zu bilanzieren versuche: die Perspektive, die von Zufriedenheit und Dankbarkeit geprägt ist; und jene grüblerische, fast verzweifelte Sichtweise, die all die Niederlagen und Verletzungen registriert. Dies sagt ein pensionierter Rechtsanwalt. Der 67-Jährige ist einer von zwölf Personen, die sich in diesem Buch zu ihrem Leben befragen lassen und offen und echt darüber berichten, was in ihrem Leben gelungen und was missraten ist und was ihnen im Jetzt und im letzten Lebensabschnitt noch wichtig und erstrebenswert erscheint. Claude Weil hat die Porträts zusammengetragen und zu einer spannenden Lektüre gebunden. Wer sie liest, gelangt zu vielen Einsichten für die Bewertung und Wertschätzung des eigenen Lebens und erfährt, dass all die «In-die-JahreGekommenen» eine Vielfalt von hoffnungsvollen Möglichkeiten im Umgang mit ihrem Älterwerden gefunden haben. Claude Weil: In Glücksmomenten bin ich weder jung noch alt. Zwölf Porträts von Menschen nach der Lebensmitte. Edition 8, 2017. 152 Seiten, Fr. 23.–

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Musik und Menüs Porträt /

Martin Rabensteiner ist Organist der Kirchgemeinde Adliswil und ein leidenschaftlicher Gourmet-Koch: Aufwändig und exquisit kocht er für ausgewählte Freunde. Text und Foto: Viviane Schwizer Pendelt zwischen Kochherd und Orgel: Kirchemusiker Martin Rabensteiner.

Küche und elektronische Hausorgel sind in Martin Rabensteiners Single-Wohnung in Adliswil nur wenige Meter voneinander entfernt. Das passt, denn der Organist verbringt an diesen beiden Schauplätzen viele Stunden in grosser Konzentration. Doch beginnen wir von vorn: Aufgewachsen ist der 32-jährige Musiker in einer Handwerkerfamilie in Bozen im Südtirol. Sein Dialekt lässt immer noch auf seine Herkunft schliessen. Als der Bub zehnjährig war, schaffte seine katholische Heimatpfarrei eine Orgel an, die jedoch niemand spielen konnte. Kurzerhand motivierte ihn seine Mutter, Orgelstunden zu nehmen. Damit war der Anfang der Musikkarriere des Sohnes gemacht. Nach dem Gymnasium studierte dieser in Weimar, Amsterdam und Wien die Orgel. Nach Abschluss des Studiums arbeitete Organist Rabensteiner an einer ersten Stelle in Luzern.

Lehàr und Hansi Hinterseer Seit sechs Jahren wirkt er nun hauptsächlich in der reformierten Kirchgemeinde Adliswil, wo er sich wohl fühlt. Er ist aber in kleinen Pensen an vier weiteren Stellen tätig. Martin Rabensteiner spielt etwa an hundert Abdankungen im Jahr, was ihm den Spitznamen «Grabsteiner» eingetragen hat, wie er schmunzelnd erzählt. Hauptsächlich spielt er Klassisches, auf Wunsch aber auch Jazz, Pop, Rock und auch Schlager. So kam es schon vor, dass er an einer Beerdigung notabene

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auf der Orgel Lieder von Hansi Hinterseer oder «Meine Lippen, sie küssen so heiss» von Franz Lehàr vortrug.

Kalbsbäggli an Trüffel-Jus In der Freizeit ist Martin Rabensteiner leidenschaftlich Hobbykoch. Etwa zehnmal im Jahr lädt er zwei bis drei Gäste ein, die er dann mit einem Vier- bis Siebengänger hochkarätig bekocht. Er habe schon eine lange Warteliste für seine Einladungen, gibt er preis. Als ich mich telefonisch mit dem jungen Mann verabrede, hat er gerade eine Tomatenessenz auf dem Herd. Etwa sechs Stunden werde diese köcheln, erzählt er. Er müsse aber nicht dauernd danebenstehen, sondern könne im Wohnzimmer nebenan sowohl tagsüber wie nachts mit Kopfhörern an seiner Orgel üben. Detailliert erklärt Rabensteiner weiter: Er sei auch bewandert in Fisch-, Kalbs- oder Geflügelfonds. Seine Gerichte kreiert er nicht selber, sondern kocht sie nach bestehenden Rezepten. Die Menüs stellt er selber zusammen. Er setzt auf qualitativ hochstehende Produkte, die für den Erfolg entscheidend seien. So ist es für ihn selbstverständlich, dass er oft in Delikatessen-Geschäften einkauft oder für besondere Zutaten weit reist. Auf Geschmacksverstärker verzichtet er ganz. Hingegen stehen etwa

90 verschiedene Spirituosen in seiner Küche. Die Liste von Martin Rabensteiners Gerichten ist lang und lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Er beschreibt seinen anisgebeizten Thunfisch, den er mit einer Avocadocrème und Mangogelee serviert, redet von seinem während drei Stunden geschmorten Kalbsbäggli an einem Trüffel-Jus und von seinen Jakobsmuscheln mit roten Crevetten, die er mit einem Rüebli-Vanille-Confits und Kaffir-Fumet reicht. Besonders beliebt sei seine pochierte Fois-gras an balsamico extra vecchio und karamellisierten Piemont-Haselnüssen. Auch diverse Nachspeisen stehen auf seiner Best-of-Liste: Traditionell ist seine «Heisse Liebe», eine von Hand gegossene Kugel aus Schokolade gefüllt mit hausgemachter Vanilleglace, Schlagrahmcreme auf Schokocremesockel, garniert mit Mandelcrumble. Beim Servieren wird die Schokokugel mit heisser Himbeersauce übergossen. Martin Rabensteiner plant ein Menü jeweils zwei bis drei Monate im Voraus, die eigentliche Vorbereitungs- und Kochzeit beträgt rund zwanzig Stunden. Natürlich will der Organist, dass «der Output seiner Kochkunst zufriedenstellt». Am Schönsten findet er aber, «wenn sowohl an der Orgel wie in der Küche unter meinen Händen etwas Faszinierendes entsteht». 15


AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

«notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8024 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Autorinnen und Autoren Madeleine Stäubli-Roduner (rod), Nicolas Mori (mo), Esther Derendinger Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare. Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli und Dezember . Nächste Ausgabe Nr. 5/2017 (Juni, Woche 22) Nr. 6/2017 (Juli-August, Woche 27) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web: www.zhref.ch / notabene

Titelbild Kirchenpflegerinnen, Kirchenpfleger und Mitglieder der Kirchensynode - engagieren sich in einem Amt für die Kirche. Fotos: Reto Schlatter

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Hirschengraben 7, 8024 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Hirschengraben 7, Postfach 673, 8024 Zürich

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