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Nr 3 / April 2012 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Was uns verbindet FCZ-Präsident Ancillo Canepa über den Mehrwert des Fussballs Seite 8

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Justizmord an Anna Göldi

Theologe im Theater

Die Fürsprache aus Zürich konnte sie nicht retten

Bühne statt Kanzel im Studienurlaub


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Auf dieses Editorial habe ich mich besonders gefreut. Erstens, weil dieses Thema in kirchlichen Zeitungen eine Rarität ist, und weil ich zweitens zu diesem Thema etwas zu sagen habe. Was heisst hier etwas? Unglaublich viel! Im Sachen Fussball bin ich der Fachmann. Da kenne ich nicht nur die groben Züge, die Strategien, die finanziellen Hinter-

der einzige Profi seines Fachs ist, der auch etwas von Baumpflege verstehen muss, weil in Aaraus Fussballarena sieben prächtige Kirschbäume gedeihen. Eben. Nun werden Sie vielleicht denken, dass das schön und gut sei, was das nun aber mit der Kirche zu tun habe. Und überhaupt, der notabene-Redaktor sei längst nicht der einzige, der sich mit Fussballwissen brüste könne. Fussballexperten, davon gebe es in jedem Haushalt, auf jedem Pausenplatz und in jedem Büro mehr als genug. Und das rund um den Erdball. Da haben Sie natürlich Recht. Und genau darin liegt ein möglicher Anknüpfungspunkt für die Kirche. Vielleicht hatte der FCZ-Präsident Ancillo Canepa Recht damit, als er kürzlich vor versammelten Kirchenpflegen auf Boldern sagte, Fussball sei einer der grössten gemeinsamen Nenner, den die Welt habe (Seite 7). Mag sein, dass er das weibliche Interesse am Geschehen rund um den Ball überschätzt. Mag sein, dass er in seiner Begeisterung dazu neigt, die negativen Begleiterscheinungen kleinzureden. Aber wenn er darauf hinweist, dass der Fussball die Kraft habe, die unterschiedlichsten Menschen zusammenzubringen, dann werden ihm dies die Millionen von Fussballexperten bestätigen. Wenn Integration aber ein Thema ist, das Fussball und Kirche teilen und bewirtschaften, und wenn daraus auch in Zürich ein gemeinsames Projekt (etwa in der Fanarbeit oder der Gewaltprävention) entstünde, dann wäre dies eine Freude. Für mich besonders, weil dann wieder ein Fussball-Editorial fällig wäre.

«Fussballexperten gibts mehr als genug, rund um den ganzen Erdball.»

gründe, die gesellschaftlichen Dimensionen, nein auch die Finessen, das Drumherum, Persönliches und unglaublich viel Unnötiges: Zum Beispiel könnte ich erzählen, dass ich mit dem einstigen Bayern-Star und zukünftigen Ex-Trainer von GC, Ciriaco Sforza, schon Fussball gespielt habe, und zwar barfuss. Dass ich als junger und übereifriger Journalist mit dem ziemlich redseligen ehemaligen Natispieler Alain Sutter einmal ein Interview geführt habe, das nach der Niederschrift einen Artikel über gut und gern achtzehn Seiten ergeben hätte. Dass ich weiss, dass der Platzwart des Stadions Brügglifeld vielleicht weltweit 2

Aktuell

Kurznachrichten 3–6

Kolumne «Wer’s glaubt» 5

Brennpunkte

Mehrwert Fussball – Ancillo Canepa an den Kirchenpflegetagungen 7

Anna Göldi: Justizmord und die vergebliche Hilfe aus Zürich 8 – 10

Theater und Theologie: Ein Pfarrer bringt zwei Welten zusammen 10 – 11 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

kreuz & quer: Laute Stille in Knonau 15

Denkzettel / Impressum 16

Christian Schenk Redaktor «notabene» notabene

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Foto: sch

Abschaffung Kirchensteuer für Unternehmen / Initiative kom. Die Initiative zur Abschaffung der Kirchensteuerpflicht für Unternehmen kommt vors Volk. Die Jungfreisinnigen reichten am 16. März einen entsprechenden Vorstoss mit den nötigen Unterschriften ein. Die Reformierte und die Katholische Kirche im Kanton Zürich zeigen sich in einem ersten gemeinsamen Communiqué zuversichtlich, dass sich die Mehrheit der Zürcher Stimmbürgerinnen und Stimmbürger des gesamtgesellschaftlichen Nutzens der Kirchensteuer für Unternehmen bewusst ist. Auf Anhieb erstaune die Initiative nicht, weil sie populäre Forderungen bediene und weil der Ruf nach Steuerentlastung in angespanntem wirtschaftlichem Umfeld plausibel scheine. Das Hauptargument der Initiative lautet, dass eine Firma gar nicht Mitglied einer Kirche sein könne und darum auch nicht bei der Verwendung der Gelder mitbestimmen könne. Dieser Umstand verletze die religiöse Neutralität. Diese Begründung, so heisst es in

der Stellungnahme der Kirchen, sei aus zwei Gründen unhaltbar: «Gemäss Kirchengesetz unterliegen die Beiträge des Staates und die Kirchensteuern der Unternehmen einer negativen Zweckbindung, d.h. sie dürfen nur für die Bereiche Soziales, Bildung und Kultur verwendet werden. Es fliesst also kein Geld von Firmen für ‹kultische Zwecke› der Kirchen, weshalb die Frage der religiösen Neutralität gar nicht tangiert wird. Zudem greift das Argument insofern zu kurz, als Firmen beispielsweise auch keine Kinder haben und bei den Belangen der Schulgemeinde nicht mitreden können, die Volksschulen aber trotzdem finanziell mittragen.»

Kleiner Spareffekt für Firmen Über die Verwendung der Steuererträge legen die Kirchen gesamthaft Rechenschaft ab. und zeigen, was mit den Steuermitteln der Unternehmen für die Gesamtgesellschaft geleistet wird. Die Initianten rechnen vor, dass die

kommt vors Volk Wirtschaft mit der Abschaffung der Kirchensteuer um jährlich 100 Mio. Franken entlastet werden könnte. Seitens der Kirchenleitung weist man darauf hin, dass für die einzelnen Firmen die Belastung von durchschnittlich 1 Prozent des Ertrags bzw. weniger als 1 Promille des Gesamtaufwands minim sei und die wirtschaftliche Situation einer Unternehmung nicht effektiv beeinflusse. Für die Kirchen sind diese Mittel jedoch von Bedeutung. Ihr Anteil an den Gesamteinnahmen liegt bei beiden Kirchen insgesamt bei rund 30 Prozent. Falls diese Mittel in der Kasse fehlen, ist die Kirche zu massiven Einsparungen und zum Abbau ihrer Dienstleistungen und der Finanzierung sozial tätiger Organisationen gezwungen. Ob der Staat dann dort einspringen würde, ist fraglich. Und wenn er es täte, hätte dies eine zusätzliche Steuerbelastung für alle zur Folge. Die Stellungnahme im Wortlaut: www. zh.ref.ch

Richtlinien Baubeiträge / Wie

viel darf der Umbau kosten?

Der Kirchenrat hat neue Richtlinien für Baubeiträge erlassen und diese auf den 1. Oktober 2011 in Kraft gesetzt. Die Richtlinien wurden vor kurzem als Folgeerlass zur landeskirchlichen Finanzverordnung in der kantonalen Gesetzessammlung veröffentlicht. Sie legen fest, welche Voraussetzungen Kirchgemeinden erfüllen müssen, damit ihnen für

Renovationen, Um- und Neubauten von Kirchen, Pfarrhäusern und Kirchgemeindehäusern aus dem Baubeitragsfonds Leistungen ausgerichtet werden. Bei Pfarrhäusern und -wohnungen werden Standards definiert, die bezüglich Grundflächen, Raumvolumen sowie Ausbau- und Komfortstufe zu erfüllen sind. Barbara Mathis

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Die Richtlinien (181.132) unter: www.zh. ref. ch > Handlungsfelder > Gemeindeaufbau und Leitung > Recht > Gesetze und Erlasse > Loseblattsammlung (LS). Bestellungen: Tel. 044 258 92 52, doris. helm@zh.ref.ch

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Pfarrwahlen / Mehr

als eine Formsache

sch. Premiere für die Zürcher Kirche in Sachen Pfarrwahlen. Erstmals seit der der Einführung der neuen Kirchenordnung mussten sich die rund 360 Gemeindepfarrerinnen und Gemeindepfarrer im Kanton an der Urne der Bestätigungswahl stellen. Bisher wurden Pfarrerinnen und Pfarrer alle sechs Jahre in stiller Wahl bestätigt. Zur Urnenwahl kam es nur, wenn eine sie mittels Unterschriftensammlung gefordert wurde. Mit einer Ausnahme sind am 11. März alle Amtsinhaber vom reformierten Stimmvolk für weitere vier Jahre in ihrem Gemeindepfarramt oder in ihrer Ergänzungspfarrstelle bestätigt worden. Zu einer Abwahl kam es einzig in der Kirchgemeinde Rafz. Dort hatten unzufriedene Gemeindemitglieder bereits im Januar zur Abwahl aufgerufen. Den allermeisten Pfarrerinnen und Pfarrern stellten die Stimmberechtigten indes ein gutes Zeugnis aus. Ja-Stimmen-Anteile

von über 90 Prozent waren in den meisten Bezirken keine Seltenheit. Einige wenige Pfarrerinnen und Pfarrer mussten mit Zweidrittel- oder Dreiviertel-Zustimmungen ein Popularitätstief zur Kenntnis nehmen. Der Kirchenrat hat der Pfarrschaft in einem Brief zu den ausgezeichneten Ergebnissen der Wahlen gratuliert. Es sei wichtig, auf eine Pfarrschaft zählen zu können, die um das Vetrauen ihrer Gemeinden weiss. Die Urnenwahl bedeutet für die Gemeinden höhere Kosten. Gerechtfertigt sind sie – so argumentierte man bei der Einführung des neuen Modus im Kirchenparlament – durch die bessere demokratische Legitimierung und durch die öffentliche Wahrnehmung. Letztere scheint bestätigt durch ansprechende Wahlbeteiligungen. Die Stimmbeteiligung erreichte in den Landgemeinden zwischen 35 und 50 Prozent. In der

Stadt Zürich nahm rund ein Drittel der Stimmberechtigten die Chance wahr, zu ihren Seelsorgern Ja oder Nein zu sagen. Der Kirchenrat wird die Wahlen analysieren: Stimmen Kostenaufwand und Effekt? Wie gehen Pfarrschaft und Kirchgemeinden mit sozusagen anonymen Nein-Stimmen um? Muss der Synode eine Änderung des Wahlverfahrens vorgeschlagen werden? Trotzdem meint Kirchenratspräsident Michel Müller: «Die Wahl der eigenen Geistlichkeit war eines der ersten Anliegen der Reformation und ist bis heute in der Kantonsverfassung verankert. Sie steht für eine öffentlich verantwortete Religion und legitimiert das Zürcher Zuordnungsmodell. Gewählte Verkündigerinnen und Verkündiger des Wortes Gottes empfangen auf diese Art den evangelischen Auftrag, die Gemeinde und die Gesellschaft zu trösten, zu mahnen und zu ermutigen.»

Alle Zürcher Kirchenbehörden treffen sich zum «Gemeinsam Kirche pflegen» Kirchenpflege-Forum 2012 /

Das gab es vorher noch nie. Am 8. September 2012 treffen sich die Zürcher Kirchpflegerinnen und Kirchenpfleger zu einem einmaligen Behördentag. Gastgeber ist der Kirchenrat. Das Zusammentreffen der Kirchenbehörden aus den 176 Ortsgemeinden und den drei fremdsprachigen Kirchgemeinschaften der Landeskirche steht unter dem Titel «Gemeinsam Kirche pflegen». Sich als Teil der ganzen Kirche erfahren zu können und daraus Ermutigung und Kraft zu schöpfen, das ist laut der Organisatoren Motivation für den Grossanlass, der im Kongresshaus in Zürich stattfinden wird. «Wir wollen an gemeinsamen Erfahrungen anknüpfen und die Gemeinschaft unter den rund 1250 Mitgliedern in diesem Laien-Amt 4

fördern», sagt Samuel Jakob, Leiter der Behördenschulung. In der Begegnung miteinander soll nach einer gemeinsamen Vision einer lebendigen reformierten Kirche gefragt werden. Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft (u. a. SEK-Ratspräsident Gottfried Locher) werden Impulse für die Gespräche liefern. «Im Hauptreferat wird es um die Begriffe Freiheit und Solidarität gehen, die auch im neuen Legislaturprogramm des Kirchenrates im Zentrum stehen, und darum, wie sie in der Kirche unserer Zeit zum Tragen kommen», skizziert Andreas Jakob, Leiter Gemeindeentwicklung, die inhaltliche Stossrichtung. Abgeschlossen wird das KirchenpflegeForum 2012 mit einem Gottesdienst mit Abendmahlfeier im Grossmünster. Die

Leitungsgruppe erhofft sich noch weitere Gewinne: Für das Reformationsjubiläum 2019 sollen Erfahrungen gesammelt und die gemeinsamen Kräfte für die Zukunft gestärkt werden. Das Kirchenpflege-Forum wurde in den letzten sechs Jahren in den vier Handlungsfeldern und in regionalen Abenden jeweils im Herbst durchgeführt. Dort standen der Austausch und die Weitergabe von Fachwissen für die verschiedenen Ressortverantwortlichen im Zentrum. Im Jahr 2013 soll diese bewährte Form weitergeführt werden. Das diesjährige Kirchenpflege-Forum beginnt um 9.30 Uhr und endet um 16 Uhr. Infos zum Tagesprogramm und Anmeldung auf: zh.ref.ch/forum12.

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Leserbriefe / «Evangelisch

Beim Studieren eines Titelbildes 1/12: Titelbild Der Zweimaster ist menschenleer. Ist die Brigg verlassen worden, ist es ein Geisterschiff oder gar ein Piratenschiff ? Es könnte auch sein, dass die Crew sich zurückgezogen hat, um zu beraten, welches Sinus-Milieu die Ehre haben soll, sich von diesem schmucken Segler als lieu d’église ansprechen zu lassen. Offenkundig aber ist der Segler ein Werbeträger. Das Produkt scheint klar zu sein: «reformierte Kirche», aber der Hersteller, woher das Produkt kommt, bleibt offen. Die Marke hat augenscheinlich das Logo gewechselt, ihre frühere Herkunftsangabe – «evangelisch» – scheint über Bord gegangen zu sein. Ruedi Wäffler

Verfügung statt Arbeitsvertrag 2/12, S. 3: Personalverordnung Verträge werden von Partnern gegenseitig abgeschlossen. Verfügungen werden von einer Amtsstelle einseitig erlassen. Der Ersatz der Arbeitsverträge durch Verfügungen ist in meinen Augen eine schlimme Begriffswahl, die Machtausübung und Anspruch auf Gehorsam ausdrückt. Das ist ein Rückfall ins vorreformatorische Mittelalter! Es ist für mich unverständlich, dass der einfache, klare, allseits verständliche Begriff «Arbeitsvertrag» ohne Not im Kübel der Vergangenheit versenkt wird. Und ich wünsche mir, dass die Landeskirche wieder zu partnerschaftlichen Verträgen zurückfindet. Felix Geering, Illnau

Für die Sache Gottes in Brand setzen 2/12, S. 6 und S. 11: «Glauben12» und «Evangelisch evangelisieren» Aus dem Beitrag von Pfrn. Denise Schlatter lese ich heraus, dass es den Veranstaltenden von «Evangelisch evangelisieren» wichtig ist, dass wir als Verkündigende uns vom Wort Gottes immer neu entzünden lassen und dieses feurig weitergeben. Es stimmt: Wenn die Kirche ein für alle offenes Haus sein notabene

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über Bord?»

soll, dann muss der Ofen umso heisser brennen, damit die Menschen in ihr Gottes Wärme und Liebe erfahren. Es ist dabei wichtig, dass wir uns bewusst bleiben, dass es nicht wir selber sind, sondern der Heilige Geist, der Menschen für die Sache Gottes in Brand setzt. Emil Brunner hat diese Tatsache in «Mein Glaube» so formuliert: «Wie das Feuer um sich greift – was aussieht wie Feuer, aber nicht um sich greift, ist wahrscheinlich bengalische Beleuchtung – , so muss auch das vom Heiligen Geist geweckte Leben um sich greifen und alles mit seinem Brennen anstecken.» An dieser Ansteckung hat es beim Kurs Glauben12 offensichtlich gemangelt, sonst wäre das Interesse auch heute noch so gross, wie dies beim AlphaliveKurs der Fall ist. Viele Antworten von Glauben12 finde ich treffend und hilfreich. Ich begreife aber nicht, warum bei Glauben12 der Heilige Geist ein solches Schattendasein fristet. Warum wird die Geistesgabe der Prophetie ganz abgeschafft, samt dem Teufel, den Dämonen und den Engeln? Ein solch «entmythologisierter» Glaube kann ja nichts und niemanden mehr in Brand setzen! Hanspeter Nüesch, Leiter von Campus für Christus

Grosse Resonanz auf va bene 2/12, S. 6: «Für ältere Menschen da sein» Ich freue mich über den Artikel im notabene zu dem Projekt va bene – besser leben zuhause. Wir haben im Institut Neumünster viel Energie, Know-how und Sorgfalt in den Aufbau dieses Projekts gesteckt und ich finde es ganz beeindruckend, auf welche Resonanz wir damit stossen – bei den Kirchgemeinden und in der Oeffentlichkeit. Beim Lesen des Artikels kommt gut zum Ausdruck, was das Ziel des Projektes ist und dass der Grundgedanke, den wir von Anfang an hatten, nämlich vorhandene Ressourcen koordiniert zu nutzen und keine neue, teure Struktur aufzubauen, sich in der Praxis bewährt. Anemone Eglin, Institut Neumünster

«Wer’s glaubt …» Kolumne /

«Ich glaube! Hilf meinem Unglauben!» (Mk 9,24) Wer kann schon behaupten, mit dem Glauben Berge versetzen zu können (1Kor 13,2)? Wer allzu vollmundig mit dem eigenen Glauben prahlt, bringt sich schnell einmal in Verdacht, den Glauben als eine Leistung anzusehen, die Gott geschuldet wird: Gottes Zuneigung müsse man sich mit Glauben verdienen – und wer nicht glaubt, wird vom Leben gestraft. Ist das so? «Ich kann halt nicht glauben. Das ist einfach so», klingt umgekehrt gelegentlich fast wie ein kokettes Spiel mit dem Unglauben. Manche fühlen sich ganz wohl in ihrer kritischen Distanz, andere sehnen sich nach einer Gottesbegegnung, durch die – wie bei der Bekehrung des Paulus (Apg 9,3–19) – mit Lichtvision und ansprechendem Hörerlebnis ein Glaubensauftakt möglich wird. Beeindruckend ist für mich aber das kleine Wörtchen «hilf». Denn dieses Wort weist mich auf Mehreres hin: Wer andere um Hilfe bittet, weiss sich nicht allein – weder im Glauben, noch im Unglauben – weiss sich vielmehr von einer Gemeinschaft getragen und begleitet, die beim Glauben hilft und den Zweifel ertragen hilft. Wer um Hilfe bitten kann, weiss, an wen er oder sie sich richten kann mit dieser Bitte: In Mk 9,24 ist Jesus der Adressat der Bitte um Hilfe; wer Jesus Christus um Hilfe anruft, vertraut darauf, dass Jesus Christus für die Beziehung sorgt – gerade da, wo eigenes Dazutun unmöglich ist. Jesus Christus verträgt Beziehungskrisen, mangelndes Vertrauen, ja Abwendung – und verspricht Kontinuität. Wer um Hilfe bittet, geht davon aus, dass Glauben eingeübt werden kann. Nicht nur Meditationstechniken, sondern auch Glaube ist ein Prozess, der bewusst lernbar ist! Angela Wäffler-Boveland

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Kirchensynode / Bildungsaufgaben kom. Der Studienbereich des Tagungszentrums Boldern wird in die Bildungsabteilung der Landeskirche integriert. Dies beschloss die Kirchensynode an ihrer Frühjahrsversammlung am 13. März. Gleichzeitig überwies sie eine Motion, die den Kirchenrat beauftragt, ein umfassendes Bildungskonzept zu erarbeiten. Es wurde wie erwartet eine emotionale Debatte. In etlichen Voten wurde auf die Verdienste von Boldern hingewiesen, auf die gesellschaftlich wichtigen Impulse, die in den vergangenen 60 Jahren vom Tagungs- und Studienzentrum ausgegangen sind. Und es wurde bedauert, dass diese Tradition nun zu einem Ende

besser koordinieren

kommt. Letztlich war der Entscheid aber deutlich: Mit 100 zu 4 Stimmen bestätigte das Kirchenparlament die Integration des Studienbereichs von Boldern in die Landeskirche. Ein Antrag der Religiös-sozialen Fraktion, die Massnahme auf ein Jahr zu befristen, wurde abgelehnt. Der Trägerverein von Boldern stimmte der Aufgabe des Studienbereichs bereits im Dezember zu. Zu diesem Schritt führten finanzielle Schwierigkeiten des Tagungszentrums. Die Synodalen bemängelten während der Debatte um Boldern, dass die Bildungsaufgaben der Landeskirche zurzeit «mangelhaft koordiniert» sind. Sie

überwiesen deshalb eine Motion der Kommission, die das Boldern-Geschäft vorberaten hatte. Die Motion beauftragt den Kirchenrat, ein Bildungskonzept zu erarbeiten, das u.a. Auskunft geben soll über «künftige Bildungsstrategien und Bildungsinhalte». Kirchenratspräsident Michel Müller begrüsste den Vorstoss grundsätzlich, wies aber darauf hin, dass die Bildungsaufgaben der Landeskirche schon in der neuen Kirchenordnung festgehalten seien. Der Antrag des Kirchenrates, die Motion in ein Postulat umzuwandeln, fand keine Mehrheit.

Sihlcity / Fünf

Jahre

Kirche im Shoppingcenter

Notfallseelsorge / 146

Mal im Einsatz

kom. 146 Mal standen Seelsorgerinnen und Seelsorger bei Notfällen im letzten Jahr im Einsatz. Dies schreibt die Notfallseelsorge Kanton Zürich NFSZH in ihrem Jahresbericht. Damit ist die Zahl der Einsätze im Vergleich zum Vorjahr erneut gewachsen. Bei den meisten Fällen handelte es sich um aussergewöhnliche Todesfälle, darunter 26 Suizide. Zunehmend wird die Notfallseelsorge auch für andere Notfälle, bei Unfällen ohne Todesfolge und Beratungen nach traumatogenen Erlebnissen gerufen, meldet 6

der operative Leiter, Pfarrer Jürg Wichser. Die 2005 ins Leben gerufene Vereinigung wurde anfänglich hauptsächlich von der reformierten Landeskirche getragen. Seit 2011 beteiligt sich die katholische Kirche hälftig an den Kosten. Seit Anbeginn steht die NFSZH für alle von Notfällen betroffenen Menschen bereit, unabhängig von deren religiöser, weltanschaulicher Ausrichtung. www.nfszh.ch

kom. Die Sihlcity-Kirche im gleichnamigen Einkaufs- und Freizeitzentrum gibt es wie das Zentrum seit fünf Jahren. Im Jahr 2011 führten die Seelsorger der Sihlcity-Kirche etwa 800 Gespräche und Beratungen. Zugenommen haben im Vergleich zum Vorjahr zwar nicht die Gespräche, wohl aber die längerfristigen Begleitungen im Sinne des Mottos: «Halt machen – Halt finden.» Nach fünf Jahren könne nun langsam «die wechselvolle, aufwändige StartupPhase verlassen und in die Konsolidierungsphase hineingetreten werden», heisst es im Jahresbericht. Der Personalbestand wurde um insgesamt 40 Stellenprozente reduziert. Künftig vertreten sich die Seelsorgenden der drei städtischen Trägerschaften gegenseitig und leisten auch vermehrt Predigttätigkeit in städtischen Kirchgemeinden sowie in der Spitalseelsorge. Eine wichtige Rolle spielen in der Sihlcity-Kirche neben den professionellen Seelsorgenden auch zahlreiche Freiwillige. notabene

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Ancillo Canepa an den Kirchenpflegetagungen

Mehrwert Fussball Gebetsteppiche in der Kabine, Kapellen im Stadion und die Integrität im Fussballgeschäft. An den Kirchenpflegetagungen auf Boldern stellte sich der FCZ-Präsident Ancillo Canepa der Wertedebatte. Von Christian Schenk

Es geht schnell und unsentimental zu und her im Fussballgeschäft. Am Samstag, 10. März, diskutiert FCZ-Präsident Ancillo Canepa an den Kirchenpflegetagungen über Werthaltungen und wie sich diese mit dem Erfolgsdruck in der Fussballwelt vertragen. Drei Tage später verkündet der FCZ-Chef vor den Medien die Entlassung des Trainers Urs Fischer. Ein Personalentscheid, wie er im Fussball bei fehlendem Erfolg an der Tagesordnung ist. Und im Fall Fischer eine Entlassung, die Experten längst für überfällig hielten und der der Betroffene selbst bereits zuvorkommen wollte. Dem FCZ-Präsidenten fällt sie gleichwohl schwer. Im Interview vor der Kamera holt er tief Luft, spricht von einem gemeinsam gefällten Entscheid des Verwaltungsrates und energisch davon, dass man beim FCZ nicht hinter dem Rücken eines amtierenden Trainers dessen Nachfolger suche. Das wäre unfair und unkorrekt einem loyalen Mitarbeiter gegenüber. Integrität, das sei für ihn der wichtigste Wert, hatte der langjährige Wirtschaftsanwalt und heutige FussballClub-Präsident 72 Stunden vorher dem Kirchenpublikum anvertraut. Das heisse auf Züritütsch: «niemer verseckle».

FCZ als Schmelztiegel Ob eine Entlassung fair sei, ein Resultat gerecht, ein Salär angemessen, das sind Wertefragen, die in der Fussballwelt von Fans und Medien täglich aufgeworfen werden. Entsprechend sattelfest und engagiert zeigte sich Canepa auf dem Podium in Boldern. «Der Fussball ist ein Spiegel der Gesellschaft.» Alle Gesellnotabene

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schaftsschichten seien vertreten, Menschen aller politischen Couleur und aller Nationen begeisterten sich für das Spiel. Ein Fussballstadion biete Platz für Emotionen. Auch negative, das gebe er zu, allerdings sei der Prozentsatz derer, die gewalttätig würden – entgegen der Wahrnehmung der Medien – verschwindend klein. Er ärgere sich darüber, dass die negativen Schlagzeilen dominierten, wenn über die gesellschaftliche Bedeutung des Fussballs gesprochen würden. Und er fahre aus der Haut, wenn die Fans der Südkurve im Letzigrund kollektiv als Hooligans gestempelt würde. Dort stünden auch Lehrer, Staatsanwälte und Ärzte mit dem FCZ-Schal. «Im Kanton Zürich ist der FCZ der grösste gesellschaftliche Schmelztiegel überhaupt.» Die Jugendarbeit in der Juniorenabteilung, die sozialen Projekte für Behinderte oder die Trainingscamps in Afrika, die der FCZ leiste, all das komme selten zur Sprache und erhalte von der Politik kaum Unterstützung.

Gemeinsamer Nenner «Fussball ist der grösste gemeinsame Nenner in der Gesellschaft», proklamierte Canepa und überzeugte damit auf Boldern mindestens die Hälfte des Publikums, das männliche. Wenn der gebürtige Richterswiler mit italienischen Wurzeln auf die Integrationskraft des Fussballspiels zu sprechen kam, gaben ihm auch die Zuhörerinnen Recht. Im FCZ spielen praktizierende Muslime mit Christen unterschiedlicher Konfessionen in einer Mannschaft. Im Wäscheraum auf dem Trainingsgelände werde

nicht selten ein Gebetsteppich ausgerollt, erzählt Canepa. Das sei kein Problem für ihn. Ob er sich auch vorstellen könne, in einem neuen Zürcher Fuss-

«Im FCZ spielen praktizierende Muslime mit Christen in einer Mannschaft.» ballstadion eine Kapelle einzubauen, fragte daraufhin Moderator Matthias Krieg. Nichts dagegen, antwortete Canepa, allerdings solle ein solcher Raum allen Religionen offen stehen. Für ihn, der katholisch habe aufwachsen «müssen» und in der Kirche mehr Frust als Lust erlebt habe, stünden nicht christliche Werte im Vordergrund, sondern solche, die menschheitsübergreifend seien. Trotzdem, eine Zusammenarbeit mit den Kirchen, gerade im Bereich der Integrationsarbeit oder der Gewaltprävention, könne er sich gut vorstellen. «Und wer weiss», sagt Canepa vor den Kirchenpflegerinnen und Kirchenpflegern, «wenn ich solche Lieder in der Kirche hätte singen dürfen, wie Sie das an dieser Tagung tun, wäre ich vielleicht auch einer Kirche erhalten geblieben». Werte-Barometer: Welche Werte an den Kirchenpflegetagungen sonst noch hoch im Kurs waren, lesen Sie auf www.zh.ref.ch/werte. Auch Ihre Hitliste der Werte ist gefragt!

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Foto: www.theatertours.eu

Die Fürsprache aus Zürich konnte sie nicht retten

Anna Göldi /

1782 wurde Anna Göldi in Glarus nach einem Hexenprozess und einem unter Folter erzwungenen Geständnis zum Tode verurteilt und enthauptet. Zürich machte sich damals stark für die Magd. Vergeblich. Ein Gedenkanlass im Juni im Grossmünster erinnert an das dunkle Kapitel der Hexenverfolgung. Von Christian Schenk

Dass es im Prozess gegen die Magd Anna Göldi 1782 nicht mit rechten Dingen zuging, wusste man schon damals. Und nicht nur Glarus. Vor allem in Zürich verfolgte man das zwielichtige Verfahren im Nachbarkanton aufmerksam und mit wachsender Besorgnis. Schliesslich war Anna Göldi nicht Glarnerin, sondern eine Zürcherin. Wie der Buchautor und Journalist Walter Hauser in Erinnerung ruft, stammt Anna Göldi aus der zürcherischen Herrschaft SaxForsteck, zu der Teile des Sanktgaller Rheintals gehörten. Die der Hexerei bezichtigte Magd war also eine Zürcher Untertanin und zugleich Mitglied der evangelischen Landeskirche von Zürich. Dieser Zürich-Bezug der Anna Göldi, die vom Glarner Landrat 2008 offiziell rehabilitiert wurde, soll dieses Jahr verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Am 13. Juni findet der Anna-Göldi-Gedenktag nicht in Glarus, sondern im Zürcher Grossmünster statt. Und während des ganzen Jahres führt 8

die Anna-Göldi-Stiftung in Zürich verschiedene Veranstaltungen durch. Walter Hauser, Stiftungsgründer und Autor des Sachbuchs «Der Justizmord an Anna Göldi», weist darauf hin, dass Zürich neben Glarus und Werdenberg den engsten Bezug zu Anna Göldi hatte und dass Göldi weit über Glarus hinaus zur nationalen Symbolfigur geworden sei.

und fast unbegreiflichen» Methoden. Die Vorverurteilung in dieser Annonce sollte bezeichnend sein für den Verlauf des Prozesses. Auf Grund des Steckbriefs wurde Anna Göldi wenige Tage später verhaftet, und sie sollte die in der Zeitung formulierten Anschuldigungen später unter Folter eingestehen.

Schande für Reformierte Fahndung in der Zürcher Zeitung Am 9. Februar 1782 erscheint in der «Zürcher Zeitung» ein Steckbrief von Anna Göldi, ihr genaues Signalement und der Hinweis auf hundert Kronenthaler Belohnung, die «der löbliche Stand Glarus, evangelischer Religion» denjenigen anbietet, «welche nachbeschriebene Anna Göldin entdecken und der Justiz einbringen». Die Gesuchte hätte, so konnte man im Fahndungsinserat weiterlesen, «eine ungeheure That gegen ein unschuldiges acht Jahre altes Kind verübt» und dies mit «geheimen

In Zürich behielt man das Geschehen im Auge. Auch der Pfarrer des Grossmünsters und Vorsteher der Zürcher Kirche, Johann Rudolf Ulrich, beobachtete den sich abzeichnenden Justizmord mit Sorge, wie ein Briefwechsel belegt. Der Zürcher Antistes schrieb an seinen Glarner Amtskollegen, den in den Prozess involvierten Pfarrherrn und Camerarius Johann Jakob Tschudi, und bekundete seine Besorgnis anhand einiger Fragen: «Ist es wahr, dass es in Glarus Leute gibt, die behaupten, eine Magd habe einem Kind eine grosse Menge Stecknanotabene

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Anna Göldi war eine Zürcherin (hier inszeniert von Margrita Wahrer an einer Theatertour auf dem Lindenhof). Eine Gedenkfeier im Grossmünster und zahlreiche Veranstaltungen in Zürich erinnern an den letzten Hexenprozess, dem die Dienstmag in Glarus zum Opfer fiel.

«Erinnerung schärft den Auftrag» Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist über den Wert von Schuldbekenntnissen, das Kapital der Erinnerung und die Hexenprozesse von heute. Christoph Sigrist, wie wichtig ist für Sie das Gedenken an Anna Göldi?

Erinnerungen sind ein symbolisches Kapital der Kirche. Die Erinnerung an die Opfer von Rassismus, von Diskriminierung, von Willkür nährt den Auftrag der Kirche, noch wachsamer zu sein und für jene Partei zu nehmen, die Opfer solcher Ungerechtigkeiten werden. Die Erinnerung schärft unseren Auftrag. Ihr Vorgänger als Grossmünsterpfarrer hat sich damals für Anna Göldi eingesetzt. Was bedeutet das für Sie?

deln und eiserne Nägel beigebracht? Ist es wahr, dass auch Männer von Rang und Namen sich von diesem albernen Gedanken leiten lassen? Ist es wahr, dass die unglückliche Person in Gefahr ist, durch die Hand des Scharfrichters das Leben zu verlieren?» Grossmünsterpfarrer Ulrich warnte eindringlich davor, «in unserem aufgeklärten Jahrhundert», den Aberglauben erneuern zu wollen. Dies sei dann nicht nur eine Schande für Glarus, sondern für die gesamte Eidgenossenschaft und insbesondere auch für die reformierte Kirche. Skeptisch zeigte sich auch die weltliche Obrigkeit in Zürich. Walter Hauser weist nach, dass auch der zuständige Zürcher Landvogt die Rechtmässigkeit des Prozesses bezweifelte. Die Vorwürfe bezeichnet er als «Blendwerk» und als «unbegreiflich».

Verhängnisvolles Angebot Die Mahnworte aus Zürich sollten Anna Göldi nichts helfen. Auch nicht das Angebot der Zürcher Obrigkeit, Anna Göldi nach Zürich zu überführen und die drohende Todesstrafe in eine Haftstrafe umzuwandeln, deren Kosten die Zürcher ebenfalls übernehmen wollten. Glarus lehnte ab. Zeitgenössische Beobachter mutmassten damals gar, dass das gutgemeinte Angebot der Zürcher Anna Göldi erst recht zum Verhängnis geworden sei. Die Glarner Obrigkeit hätte befürchten müssen, dass man in Zürich den Prozess neu aufgerollt hätte und danotabene

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Die Intervention ist für mich ein Symbol für eine gesellschaftsrelevante Wirkung von Kirche – im Geiste auch der Aufklärung. Vergessen darf man dabei nicht, dass auch die Zürcher Kirche sich in Sachen Hexenprozesse mit schwerer Schuld beladen hat. Die Zürcher Kirche hat sich 2001 auch diesem Kapitel gestellt und sich dazu bekannt. Was helfen Schuldbekenntnisse für Sachen, die unsere Vorfahren verbrochen haben?

Ein Schuldbekenntnis zeigt, dass man nicht dem Auftrag des Evangeliums entsprochen hat. Man zeigt, dass man Fehler zugeben kann. Denken Sie auch an die Täuferprozesse. Im Rahmen der Feierlichkeiten um Heinrich Bullinger hat sich die Zürcher Kirche 2004 zu dieser Schuld bekannt. Und das wurde zum Türöffner für die Kontakte zu den heutigen Täufergemeinden. Die Erinnerung hat immer eine Wirkung in die Zukunft. In welche Richtung?

Eine Kirche, die meint, es ginge sie nichts an, was die Gesellschaft mit den Menschen macht, entspricht nicht ihrem Auftrag. Aus diesem Grund ist eine Kirche immer politisch. Sie ist es auch, wenn sie schweigt. Die Kirche hat eine Kraft in der Gesellschaft, die auch einmal gegen den Strich bürstet. Das ist reformiertes Erbe. Und das ist auch etwas, was jener Pfarrer Ulrich mit seiner Fürsprache für Anna Göldi gelebt hat. Diese Haltung berührt mich sehr und gibt mir Kraft für Mutanfälle. Gegen welche Hexenprozesse müssen wir heute antreten?

Überall dort, wo Menschen an den Pranger gestellt werden, wo Menschen verteufelt werden, müssen wir dagegenhalten. Und das passiert überall: in der Familie, in der Politik, der Wirtschaft, in den Medien. Und auch in der Kirche.

Anna Göldi in Zürich

Theater-Touren

• Gedenktag: 13. Juni, 18 Uhr. Grossmünster Zürich: Mit Giusep Nay (alt Bundesgerichtspräsident), Betty Legler (Musikerin), AnnaGöldi-Stiftung.

Öffentliche Theatertouren zu Anna Göldi in Zürich in Zusammenarbeit mit Zürich Tourismus: Sa, 28.4. 19 Uhr; So, 20.5. 19 Uhr; Mi, 13.6. 19 Uhr; Fr, 27.7. 19 Uhr; So, 9.9. 18 Uhr; Mi, 24.10.18 Uhr. Treffpunkt: Lindenhof Zürich. 23 Franken. www.theatertours.eu info@dienaerrintanzt.de www.zuerich.com.

• Vorträge und Führungen in Zürich mit Walter Hauser und Nicole Billeter: 30. 5.; 3. 7.; 7. 8.; 4. 9.; 2. 10.: www.annagoeldi.ch • Buchtipp: Walter Hauser: Der Justizmord an Anna Göldi. Limmat Verlag, 2007.

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bei Sachen ans Tageslicht gekommen wären, die die Kläger und die Gerichtsbarkeit in arge Nöte und Erklärungsnotstände gebracht hätte. In Glarus ging dann alles ganz schnell: Am 6. Juni 1782 verurteilte der evangelische Glarner Rat Anna Göldi zum Tod. Am 13. Juni wurde die 48-Jährige enthauptet.

Hexenprozesse in Zürich Dass weltliche und kirchliche Obrigkeiten in Zürich diesen letzten Hexenprozess, den Europa erleben sollte, zu verhindern suchten, ist löblich. Es macht allerdings nicht vergessen, dass auch Zürich am dunklen Kapitel der Hexenverfolgung mitgeschrieben hat. 81 Jahre vor der Ermordung Göldis wurden nach einen Hexenprozess in Wasterkingen sieben Frauen und ein Mann hingerichtet. Der Vorsteher der Zürcher Kirche von damals, Antonius Klingler, ist dem Hexenwahn in diesem Prozess von 1701 nicht entgegengetreten. Er hat ihn, das zeigen die Quellen, im Gegenteil noch gefördert. 300 Jahre später, 2001, gedachten Ruedi Reich, damaliger Kirchenratspräsident, und Justizdirektor Markus Notter an einer Feier der Opfer von Wasterkingen. Beide betonten die historische Schuld, der sich Kirche und Staat stellen müssten. Wenn am 13. Juni dieses Jahres in Zürich der ermordeten Anna Göldi gedacht wird, steht sie auch als Mahnmal für die Opfer von Wasterkingen und für all jene, die dem Hexenwahn und der Willkür der Obrigkeit in jener Zeit zum Opfer gefallen sind.

Ein Theologe in der Theaterwelt Studienurlaub /

Theater und Theologie – das ist für Adrian M. Berger eine ganz passende Verbindung. Der Winterthurer Spitalseelsorger hat als Dramaturgie-Hospitant während seines Sabbaticals auf und hinter der Bühne viel für seinen Berufsalltag dazugelernt. Von Delf Bucher

Im Eingangsbereich zu den Probebühnen im Schiffbau des Schauspielhauses begrüsst Regisseur Philippe Besson den Winterthurer Spitalpfarrer Adrian Berger. Besson will gerne noch mit Berger über eine Predigt reden, die dieser ihm zu lesen gegeben hat. Religiöse Botschaften, das ist ungewohnt für Besson. «Ich bin in der DDR gross geworden. Ein Heidenkind sozusagen», sagt er mit einem Lachen. Als er nun das Jugendstück «Der Hund mit dem gelben Her10

zen» inszenierte, trat ausgerechnet in der Hauptrolle ein Herr G. Ott auf. Besson, das «Heidenkind», wie auch die Dramaturgin Petra Fischer waren froh, dass Berger zur biblischen Schöpfungsgeschichte theologische Inputs gab. G. Ott ist nämlich ein Erfinder und Erschaffer. Adrian Berger ist jetzt noch erstaunt, mit welcher Offenheit und welchem Interesse das Ensemble seinen Ausführungen folgte. Zwei Stunden lang informierte der Pfarrer die Theaterleute über notabene

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Foto: Delf Bucher

Spitalpfarrer Adrian Berger an der Kasse des Schiffbaus. Der Theologe ist während seines Studienurlaubs in die Welt des Theaters eingetaucht.

jahre Bergers auf zwölf. Und nach zwölf Dienstjahren sieht die Zürcher Kirchenordnung für die Pfarrpersonen einen Studienurlaub von einem halben Jahr vor. Der Spitalpfarrer, der schon in der Winterthurer Spitalkirche «KunstGottesdienste» organisierte, wollte in seinem «Sabbatical» Theologie und Theater miteinander in Beziehung setzen. Im Januar 2012 – der Studienurlaub war schon zu Ende – erinnerten sich die Theaterleute beim Erarbeiten des Jugendstückes wieder an den Pfarrer, der vor drei Monaten eine Dramaturgie-Hospitanz am Schauspielhaus machte. Und damit hat sich Bergers Vorstellung von einem modernen Pfarrer erfüllt: Als Theologe im Gespräch zu sein und aus der Kirche heraus auf die Marktplätze zu treten. Berger ist überzeugt: «Wir dürfen als Pfarrerinnen und Theologen nicht warten, bis die Leute zu uns kommen, sondern wir müssen vermehrt auf sie zu gehen.»

Merlin und die Erbsünde

die Genesis, wies auf den theologischen Stolperstein der Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott hin, und danach sagten die Schauspieler: Sie könnten ihm gerade noch einmal so lange zuhören.

Theater und andere Marktplätze Wie aber kam es zu der raren Begegnung von Theater und Theologie? Vergangenes Jahr summierten sich die Dienstnotabene

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Das Faszinierendste aber während seines Praktikums war für Adrian Berger, die Entstehung des grossen Theaterprojekts «Merlin», das er von der Probe bis zur Premiere mitverfolgte. «Da wird ausprobiert, was funktioniert und was nicht. Der ganze Vorgang kommt mir vor wie bei einem Bildhauer, der aus einem Steinblock eine Skulptur schafft.» Und Berger war jetzt aufgefordert, theologisch das Böse zu deuten. Bei Regisseur Christian Stückl traf er nicht wie bei Besson auf einen Heidenmenschen, sondern einen katholisch geprägten Theatermann. Stückl ist schon als Kind auf der Bühne der Oberammergauer Passionsspiele gestanden, hat nun als renommierter Regisseur das Passionsspektakel seines Heimatdorfes refor-

miert. Mit ihm diskutierte Berger Fragen der Sünde, die Gründe für das Scheitern von Utopien oder die schrille Differenz zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte – Themen, die beim gesellschaftskritischen Tankred Dorst im Stück «Merlin» eine wichtige Rolle spielen.

Radikale Empathie Tief beeindruckt war Berger davon, wie die Schauspielerinnen und Schauspieler bis in die letzte Nervenverästelung in ihre Rollen hinein schlüpften, wie sie sich mit ihrer Mimik, Gestik und Sprache zu einem Anderen verwandelten. «Jeder Schauspieler muss in sich Resonanz finden, von dem, was er spielen will», sagt Berger. Das ist auch in der Rückschau eine seiner wichtigsten Erfahrungen, die er in seinen Berufsalltag des Spitalseelsorgers mitnehmen will: das empathische Einlassen auf das Gegenüber. Natürlich ist sich Berger bewusst: Der Schauspieler schlüpft auf der Bühne in die Rolle des Anderen und ist danach wieder sein eigenes Ich. Der Seelsorger am Krankenbett aber muss zeitgleich eine radikale Empathie zu seinem Gegenüber aufbauen und auch wieder in Distanz gehen, um sich nicht mit dem Schicksal des Patienten zu identifizieren. «Die Unterscheidung des Ich und Du muss gewahrt bleiben, damit echte menschliche Nähe wachsen kann», umschreibt er den Balanceakt. Das zweite Ziel von Bergers Studienurlaub, der von ihm erträumte Dialog mit Kunst und Künstlern ist ebenfalls ins Laufen gekommen. Die «Heidenkinder» und Theater-Leute haben weiter Interesse an einer Zusammenarbeit mit Berger. Schon hat der Chefdramaturg des Schauspielhauses für eine Produktion angefragt, ob er das Thema Habgier biblisch durchleuchten mag. 11


Von den Jahreszeiten Vertrauen lernen: Auch in der tiefsten Verzweiflung bleibt das Bedürfnis nach Hoffnung. Der Kreislauf der Natur zeigt den Weg zurück ins Vertrauen und in den Sinn des Lebens.

Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst Hochschulgottesdienste Zum Semesterthema «Mensch im Bild». Predigt: Friederike Osthof. 22. April, 20. Mai, jeweils 11 Uhr. Predigerkirche, Zürich. Weitere Veranstaltungen: www.hochschulforum.ch

Evangelisch evangelisieren zwischen Ost und West Tagung. 1. Mai, 9 bis 21 Uhr. Bullingerkirche, Bullingerplatz 1, Zürich. Programm und Anmeldung: www.zh. ref.ch/handlungsfelder/gl/ gemeindeaufbau/schulung

Kirchenmusiktag in Zürich mit Jürg Kienberger

sche Komiker Jürg Kienberger gewonnen werden. Der Kirchenmusiktag ist ein Angebot an alle, die mit Kirchenmusik zu tun haben – unabhängig von Ausbildungsstand, Beschäftigungsumfang und Tätigkeitsprofil sowie über Konfessions- und Kantonsgrenzen hinaus.

gut ausgebildete Frauen und Männer gehören. Ein Ausbildungskurs bietet die Grundlage für die Mitarbeit im Team: Die Teilnehmenden lernen eine Beziehung am Telefon herzustellen; das Anliegen des Anrufenden zu erfassen; ein Gespräch zu strukturieren. Dauer der Ausbildung: ein Jahr.

22. Juni. Ab 9 Uhr. Kirchgemeindehaus Paulus, Scheuchzerstrasse 180, Zürich. Infos und Anmeldung: www.zkmv.ch. Kontakt: Peter Freitag (Tel. 079 640 97 72)

Beginn: Januar 2013. Kontakt: Dargebotene Hand, Zeltweg 27, Zürich. Tel. 043 244 80 80. zuerich.143.ch

Diakonie & Seelsorge Für sich sorgen und für andere da sein Weiterbildung für Freiwillige und Besuchsdienste. Ein offenes Ohr und Herz zu haben gelingt dann, wenn wir mit uns selber liebevoll umgehen. Gut für sich sorgen lernen und andere Menschen unterstützen, ist das Ziel dieses Kurses. Leitung: Rita Dünki-Arnold. 11. Mai, 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: freiwilligenarbeit@ zh.ref.ch. Tel. 044 258 92 56

Bereits zum dritten Mal organisiert der ZKMV (Zürcher Kirchenmusikerverband) 2012 ein zentrales Weiterbildungs-Angebot mit zahlreichen unterschiedlichen Themen. Neben den fachlichen Aspekten, also einem vielseitigen, attraktiven Angebot an Workshops und Referaten, bietet der Kirchenmusiktag auch die Chance, die Vernetzung des Berufsstandes voranzutreiben, gemeinsam über aktuelle Entwicklungen und Ideen zu diskutieren und Kollegen und Kolleginnen kennenzulernen. Als besonderer Gast für die morgendliche Auftaktveranstaltung konnte der unlängst mit dem Kabarettpreis «Salzburger Stier» ausgezeichnete musikali-

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Ausbildungskurs Dargebotene Hand

Chöre bauen Gemeinde Begegnungsprojekt zwischen schweizerischen Kirchgemeinden und der «Moravian Church in Tanzania». Ein Chor aus Tansania ist diesen Sommer auf Tournee in der Schweiz. Die Chorsängerinnen und -sänger aus Ostafrika sind vom 26. Mai bis 22. Juni unterwegs in Zürich, Bern und Graubünden.

Bauen für alle? Soziale Nachhaltigkeit in der Architektur: Die Alterung der Gesellschaft stellt auch die Architektur vor neue Herausforderungen. Sie muss sich zunehmend darüber legitimieren, dass sie sozial nachhaltig ist und sich an einen breiten Kreis von Nutzern, darunter auch Menschen mit Behinderung oder alte Menschen, richtet. Referierende: Daniel Grob, Stadtspital Waid; Joe Manser, Architekt, Gemeinderat SP Zürich; Ulrike Rau, Architektin und Mitinhaberin des Büros raumkonzepte in Berlin; Anne Uhlmann, Architektin. 7. Mai, 19 bis 21 Uhr. Volkshaus, Stauffacherstrasse 60, Zürich. www.paulus-akademie.ch

www.zh.ref.ch/oeme

Feste feiern HEKS-Reise nach Palästina-Israel Kein Konflikt schürt die Emotionen, auch hierzulande, so sehr wie jener zwischen Israel und Palästina. Die Reise mit Angela Elmiger von HEKS und Matthias Hui von OeME Bern – zwei Personen mit langjähriger Erfahrung im Kontakt mit der dortigen Bevölkerung – gibt Einblick in das Leben diesseits und jenseits der israelischen Sperranlage mit Besuchen von verschiedenen Projekten und Gesprächen mit den Menschen vor Ort. 3. bis 15. September 2012. Infos: www.zh.ref.ch/kairos-palaestina, oder bei HEKS: Regula Demuth, Tel. 044 360 88 07

Täglich wenden sich rund hundert Personen an die Dargebotene Hand, sei es per Telefon oder Internet. Das niederschwellige Angebot ist kostenlos, rund um die Uhr verfügbar. Dies ermöglicht ein Freiwilligenteam, zu dem 94 erprobte und

Ab 19. April, jeweils alle zwei Monate von 14 bis 17 Uhr. Brahmsstrasse 32, Zürich. www.efz.ch

Bildung & Spiritualität Gesprächsnachmittag für verwitwete Frauen

Die Veranstaltungsreihe des «Zürcher Forum der Religionen» gibt Einblicke in religiöse Feiertage von Hindus, Buddhisten, Juden, Christen und Muslimen. Fünf Abende mit Einführung, Gespräch, Musik und festtäglichem Brauchtum: • 13. April: Tamilische Hindus feiern Neujahr. • 4. Juni: Tibetische Buddhisten begehen ihren heiligsten Tag. • 12. Juli: Juden gedenken der Zerstörung des Jerusalemer Tempels. • 24. August: Christkatholiken feiern den Gedenktag des Heiligen Augustinus. • 24. November: 10. Tag im Muharram, erster Monat des islamischen Kalenders. www.forum-der-religionen.ch

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Bibliodrama leiten lernen Ausbildungskurs zur Bibliodrama-Leitung. April 2012 bis Mai 2014. Leitung: Bruno Fluder und Verena Hofer. Kursbeginn: 23. April. Kloster Kappel. Anmeldung: chantal. huerlimann@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 17. www.zh.ref.ch/eb-th

Familien einbeziehen und Paare stärken Wie gelingt es, Familien vermehrt ins Gemeindeleben einzubeziehen und mit ihnen auf dem Weg zu sein? Eine Tagung des Landeskirchen-Forums. 2. Juni, 9.30 bis 15.50 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. Kosten: Fr. 80.– inkl. Mittagessen. Anmeldung: www.lkf.ch/familie

Treffpunkt Katechetik – miteinander unterwegs! Mit dem erstmaligen Anlass soll eine Serie eröffnet werden, die zweimal im Jahr Katechetinnen zusammenführt zum Austausch, zur Vernetzung, zur Stärkung und zum Spass. 5. Juni, 18.15 bis 21 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: iris.gerber@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 45

Überführung der Stellen in den landeskirchlichen Einreihungsplan. Leitung: Harry Nussbaumer. 10. Mai, 18.15 bis 21.15 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: edwin.blumer@zh.ref.ch

Unsere Botschaften und Werte vermitteln Wie bringen wir unsere Inhalte an die Öffentlichkeit? Leitung: Simone Strohm. 26. Juni, 17.30 bis 20.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66

12. April oder 22. Mai, 19 bis 21.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: schulung@vpk-zh.ch

Workshop zur Überführung der Löhne notabene

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29. April, 17.15 Uhr

Vernissage «Vier Schalen: Hoffnung, Frieden, Glück und Freiheit», Papierkunst von Mirjam Thomen-Lepek.

reichhaltigem Kursangebot. 23. bis 27. Juli Auskunft/Anmeldung für alle Kurse: Tel. 044 921 71 71 www.boldern.ch

Von und für Gemeinden

29. April, 15.30 Uhr

Meditation für Frauen in der zweiten Lebenshälfte Die Wende nach Innen. D. Held.

Pilgersternwanderung in der Johannisnacht

4. bis 6. Mai

Leben in der eigenen Handschrift Schreibwerkstatt für Frauen. E. Spinner.

Kloster Kappel Heilend berühren Die Kraft unserer Hände. E. und R. Timm. 21. bis 22. April

Kalligrafie Schreiben, Gestalten und Experimentieren. H. Beer.

4. bis 6. Mai

Mit Kreistänzen das Leben feiern Lilian Boss-Hofstetter. 6. Mai, 9.30 Uhr

Frauen im Gespräch Auseinandersetzung mit Themen, die das Leben bringt. M. Surdmann.

27. bis 29. April

Start: 8. Mai

Samstagseminare «Wort und Antwort»

Gruppe Atem Klang Insel der Ruhe, wo Heilung und Wandlung möglich wird. V. B. Gohl.

Gemeindeaufbau & Leitung Umsetzung der Personalverordnung in den Kirchgemeinden Im Kurs des Verbands des Personals Zürcherischer ev.-ref. Kirchgemeindeverwaltungen VPK werden die einzelnen Schritte bei der Umsetzung der PVO in den Kirchgemeinden vorgestellt. Es wird erklärt, welche Beschlüsse gefällt und welche Massnahmen eingeleitet werden müssen. Es werden Vorlagen und ein praktisches Hilfsmittel für die Verwaltung von Personaldaten zur Verfügung gestellt. Referenten: Bernhard Neyer, Dieter Schuler, Esther Ramirez.

Daniela Cammarano, Violine; Lesungen: Markus Sahli; Eintritt frei/Kollekte.

Start: 11. Mai

KlosterTage zu Pfingsten «Was für eine Farbe hat dein Glaube?» Für alle, die die Festtage individuell gestalten und gleichzeitig in Gemeinschaft verbringen möchten. Leitung: Pfrn. Elisabeth Wyss-Jenny.

Für die kürzeste Nacht des Jahres laden die Kirchgemeinden Zürich Aussersihl, Neumünster, Kappel, Affoltern am Albis und die Pilgergruppe Zug ein zu einer Pilgersternwanderung. Die Pilgergruppen machen sich in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni auf den Weg zum Kloster Kappel. In Zürich startet die Gruppe um 19.30 Uhr beim Offenen St. Jakob am Stauffacher. Ankunft im Kloster Kappel: 4 Uhr. Anschliessend liturgische Feier und Morgenessen.

Ferien am Luganersee auch mit kleinem Budget

25. bis 28. Mai

Haben Sie den Wunsch, sich wieder einmal mit zentralen Fragen des christlichen Glaubens auseinanderzusetzen? Dann ist dies ein passendes Angebot. Mit grundlegenden Referaten wird an vier Samstagen in die jeweiligen Themen eingeführt. In den Gruppenarbeiten besteht die Möglichkeit, das Gehörte im Gespräch zu vertiefen. Die Seminare können einzeln besucht werden.

Auskunft/Anmeldung: Tel. 044 764 88 10 www.klosterkappel.ch

Boldern «Mass-voll» – fair und gendergerecht wirtschaften Leitung: Brigitte Becker und Monika Frieden. 17. bis 20. April Boldern, Männedorf

Start: 28. April

Musik und Wort Michele Pentrella, Klavier und

Ab ins Grüne! Kurs- und Erlebniswoche für Menschen mit Behinderung. Mit

Grosse Ferienträume, kleines Budget: Im Evangelischen Zentrum für Ferien und Bildung in Magliaso sind auch Gäste willkommen, die über wenig finanzielle Mittel verfügen, um ein paar Tage auszuspannen. Möglich machen dies einerseits die fairen Preise der Ferienanlage und andererseits ein Sozial-

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fond, der allfällige Finanzierungslücken stopfen kann. Ein Ferienaufenthalt am Luganersee ist im Centro Evangelico auch für kinderreiche Familien möglich, wie die «IG Familie 3 plus» – Interessengemeinschaft für Familien mit drei und mehr Kindern – bestätigt. Beliebtes Ziel ist das Ferienzentrum, das heute im Besitz des Zürcher Stadtverbands ist, nach wie vor für Konfirmanden- und Seniorengruppen wie auch für Sportund Schulklassen. Einzelgäste und Familien nutzen das Angebot des Zentrums mehrheitlich in der Sommersaison. Eine behindertengerechte Infrastruktur macht das Zentrum auch für Menschen mit Behinderungen zu einem beliebten Ferienort. Anfragen für Ferienpläne sowie Interesse an der Alimentierung des Sozialfonds sind willkommen bei: Evangelisches Zentrum für Ferien und Bildung, Via Bosconi 11, 6983 Magliaso. Tel. 091 606 14 41. www.centro-magliaso.ch

Stellenmarkt Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim Buch am Irchel, 70% Dorf, 70% Ellikon an der Thur, 70% Fehraltorf, 50%, EPS* Fehraltorf Greifensee Greifensee, 30%, EPS Herrliberg Hombrechtikon Horgen Kyburg, 60% Mönchaltorf Ottenbach Regensdorf Rheinau, 70% Rümlang Rümlang, 30%, EPS Seuzach Stäfa Turbenthal Wallisellen, 50%, EPS Winterthur Seen Winterthur Seen, EPS, 50% Zürich Balgrist Zürich Industriequartier, EPS, 50% Zürich Industriequartier Zürich Oerlikon *Ergänzungspfarrstelle 14

1.08.13 1.08.09 1.09.11 1.05.11 1.05.11 1.09.11 1.07.12 1.07.12 1.10.12 1.07.10 1.07.12 1.07.12 1.09.11 1.10.12 1.10.10 1.07.12 1.03.12 1.07.12 1.09.11 1.10.12 1.07.12 1.03.11 1.01.11 1.08.12 1.07.12 1.09.11 1.09.11 1.08.12

Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stellen

Bei Dir ist die Quelle des Lebens

Trotzdem reden

Bibliothek h50 Kamishibai-Bildkartensets

Das Erzählen mit dem japanischen Holztheater Kamishibai eignet sich sehr gut für den kirchlichen Unterricht auf den Stufen «Fiire mit de Chline» und «Kolibri». In der Bibliothek h50 stehen mittlerweile 16 verschiedene Kamishibai-Bildkartensets und vier Holztheater zur Ausleihe bereit. Das Team der Bibliothek h50 (Peter Ernst Bernoulli, Renate Fiebig und Susanne Fretz) berät Sie gerne bei der Wahl der Bilder und des dazu passenden Theaterkoffers. Alle Informationen zur Bibliothek h50 unter: www.bibliothekenderkirchen.ch

Bücher & Medien Buch-Präsentation Gerhard Ebeling Albrecht Beutel: Gerhard Ebeling. Eine Biographie. Tübingen, 2012. Musikalische Umrahmung durch Bläsertrio «Trio Poetico». Gerhard Ebeling (1912–2001) hat die deutschsprachige evangelische Theologie nach 1945 massgeblich gestaltet. Als führender Lutherforscher, Hermeneutiker, Dogmatiker und Fundamentaltheologe prägte er über Jahrzehnte hinweg die Konturen und Konstellationen theologischer Sachreflexion. 6. Juli, 11.15 Uhr, anschliessend Apéro. Theologische Fakultät, Kirchgasse 9, Zürich, Raum 200.

Unter diesem Titel hat Pfarrer Arnold Steiner aus Winterthur Veltheim Predigten aus den letzten Jahren zusammengestellt und als Buch herausgegeben. Das Wort ist dem 36. Psalm entnommen. Und den reformierten Christinnen und Christen in Veltheim ist es als Inschrift in ihrer Kirche vertraut. Von den achtzehn Predigten zu alt- und neutestamentlichen Texten und Liedern aus dem Reformierten Gesangbuch sind je sechs den Themen Sehnsucht nach Licht, Bewährung im Leid und Auferstehen zugeordnet. Klar und bodenständig, in gepflegter Sprache und doch schlicht kommen die Predigten daher. Sie zeichnen sich aus durch Weitblick und die genaue Wahrnehmung dessen, was ist – in der grossen Welt, in der Schweizer Gesellschaft, im Leben einzelner Menschen. Steiner versteht es auch, Fremdes und Schwieriges in biblischen Texten zu entschlüsseln und zu erhellen. Das wirkliche Leben ist gegenwärtig. Arnold Steiners Predigten verdienen es, neu gelesen und auch über die Grenzen seines kirchlichen Wirkungskreises hinaus verbreitet zu werden. Prof. Dr. Christoph Führer

Seit den neunziger Jahren ist das Gebiet der Unterstützten Kommunikation (UK) in Fachkreisen bekannt. Jetzt haben die Filmemacher Tula Roy und Christoph Wirsing dank einer Anregung aus der Praxis und in Zusammenarbeit mit Dorothea Lage vom Institut Integration und Partizipation der Hochschule für soziale Arbeit FHNW zu diesem Thema einen leicht verständlichen Dokumentarfilm realisiert. Im Film lernen wir Menschen kennen, die aus ihrem Leben berichten, obwohl sie keine Lautsprache besitzen. Sie drücken sich aus mit Piktogrammen, Gebärden oder äussern ihre Wünsche und Visionen mit Hilfe des Computers mit Sprachausgabe, dessen Bedienung per Augensteuerung erfolgt. Der Film richtet sich an Betroffene, ihre Bezugspersonen und Fachpersonen und will das Thema in breiten Kreisen der Gesellschaft bekannt machen. Trotzdem reden. Unterstützte Kommunikation. Ein Film von Tula Roy und Christoph Wirsing. DVD. Fr. 20.– (plus Porto). Bestellen bei: tularoy@bluewin.ch Infos: www.trotzdem-reden.de Die DVD kann auch in der Bibliothek h50 ausgeliehenn werden.

Arnold Steiner: Bei Dir ist die Quelle des Lebens. 18 Winterthur–Veltheimer Predigten zu Sehnsucht, Leid und Auferstung. Frommverlag, 2011. 156 Seiten, Fr. 45.90.

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kreuz & quer

Laute Stille in Knonau

Die Stille hat einigen Knonauern den Schlaf geraubt. 5 Uhr in der Früh und kein Glockengeläut – unerhört! Das gab es letztmals wohl 1922, als man die neuen Glocken in den barocken Kirchturm hinaufzog, und vorher vielleicht seit Jahrhunderten nicht. Dass das Schweigen der Glocken in Knonau viele Menschen wachrütteln würde, das war insgeheim die Hoffnung der Kirchenpflege. Bruno Grob, ihr Präsident, hat das Husarenstück, wie er es schmunzelnd nennt, im letzten Jahr angeregt. Man stand schliesslich unter Druck. Eine kleine Gruppe neu Zugezogener forderte von der Kirchenbehörde ziemlich forsch und ultimativ, das Frühgeläut im Dorf zu unterbinden. Nach dem unangekündigten Schweigen der Glocken meldeten sich dann auch die Liebhaber des Morgengeläuts zahlreich und laut zu Wort. Bei weitem nicht nur Alteingesessene pochten in Knonau darauf, die Tradition nicht sang- und klanglos dem Bedürfnis nach Stille zu opfern – notabene in einem Dorf unmittelbar an der Autobahn. Die Lösung im Glockenstreit brachte dann eine offene Kirchgemeindeversammlung, in der man den guteidgenössischen Kompromiss anvisierte: Seit letztem Dezember bimmelt die Betzeitglocke im südlichsten Dorf des Säuliamts immer noch jeden Morgen, allerdings erst um sechs. Schlafen können jetzt beide Parteien wieder etwas besser. notabene

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Die Episode ist bezeichnend für die Herausforderungen, dem sich das ehemalige Bauerndorf heute stellen muss. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt. Zürich ist mit der Fertigstellung der Autobahn noch näher gerückt. Und die Agglomeration Zug, die aus allen Nähten platzt, ist in Sichtweite. «Das Dorf ist noch intakt», sagt Pfarrer Thomas Maurer, aber es sei nicht leicht, all die Neuankömmlinge in der Gemeinde zu integrieren. Die Kirche, bis heute geprägt von bäuerlicher Tradition, spiele dabei eine wichtige Rolle. Allerdings sind die Neu-Knonauer, Arbeitspendler in Zürich und Zug, mehrheitlich katholisch oder konfessionslos. Viele der Angebote, die die Kirche ausschreibt, sind denn auch ökumenisch und suchen die Vernetzung mit den Nachbargemeinden: Man feiert das Pfingstfest zusammen, lädt alle ein zum Chilbi-Gottesdienst, begeht zusammen die Fastenzeit und trifft sich zum Suppentag. Wenn Pfarrer Maurer, selbst auch ein Zugezogener aus Basel, zur Kino-Kirche oder einer seiner Bildungsreisen einlädt (dieses Jahr gehts nach Israel und Palästina), ist das nie eine geschlossene reformierte Gesellschaft. Auch als Seelsorger im Dorf frage er nicht als erstes nach der Konfession, sondern wolle Anlaufstelle für alle Menschen sein. Das Pfarrhaus, erbaut als Zehntenge-

Foto: sch

Das Rauschen der Autobahn am Dorfrand überhört man in Knonau geflissentlich. Dafür gibt der Klang der Kirchenglocken im ehemaligen Bauerndorf zu reden. Sogar wenn sie nicht läuten. Von Christian Schenk

bäude in der Landvogtei Knonau, war und ist denn auch ein offenes Haus, das nicht nur dem Pfarrer eine Wohnung bietet, sondern der ganzen Dorfgemeinde Räume zur Verfügung stellt. Heute ist beispielsweise die Bibliothek hier eingerichtet. Und im Erdgeschoss lagert der Dorfbeck sein Mehl. Noch bis in die 50er Jahre diente der Keller als Turnhalle. Bruno Grob hat in den kühlen Katakomben des Knonauer Pfarrhauses als Bub noch am Barren und am Pferdbauschen geschwitzt. Heute schwitzt er, wenn er als Kirchenpflegepräsident daran denkt, dass das wunderbare, aber renovationsbedürftige historische Gebäude vom Kanton an die Kirchgemeinde überschrieben werden soll. Die Unterhaltsrückstände liegen bei über 700 000 Franken, der Kanton allerdings will als Mitgift nur gerade 250 000 Franken lockermachen. Nicht gerade ein freundliches Angebot vom Kanton, finden Pfarrer und Präsident. Doch die Knonauer werden sich zu wehren wissen. Sie haben schon ganz andere Konflikte zu lösen gewusst – ganz still.

kreuz & quer Mit der Rubrik «kreuz und quer» nimmt «notabene» Sie mit auf eine Tour de Zurich der kirchlichen Art.

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NOTABENE / Denkzettel

P. P.

8001 Zürich

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch / notabene, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Herausgeber Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Kommunikation Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7200 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 4 / 2012 (Mai, Woche 18) Nr. 5 / 2012 (Juni, Woche 23) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild: Fussball, und was uns sonst zusammenhält. Foto: S. Hofschlaeger / PIXELIO

Absender: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Ev.-ref. Landeskirche, Zentrale Dienste Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Eine Illustration von Daniel Lienhard. Mehr zum Thema Kirche und Fussball lesen Sie auf Seite 7.


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