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Nr 1 / Februar 2016

notabene Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Wie weiter mit KirchGemeindePlus?

Reformprozess in Kanton und Stadt Zürich /

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Wie Zwingli auf die Leinwand kommt

Kindersingen und Städtebummel

Zu Besuch bei den Machern des Zwinglifilms

Unterwegs mit Kinder-Singleiterin und Stadtführerin Heidi Metzner 1


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser Wir seien «gefangen» in Strukturdebatten. Und, er verspüre wenig Lust, die Diskussion über Gemeindegrössen oder Liegenschaftsverwaltung journalistisch zu begleiten, schreibt «Tagi-Journalist» Michael Meier in der Gastkolumne in diesem «notabene» (Seite 5). Eingeladen, in der neuen Rubrik einen Blick von aussen auf uns Reformierte zu wer-

Aktuell weil solches eben nicht nur schaudern macht, sondern erfrischt – stellen wir uns dem auch in den nächsten Nummern. Dann werden uns auch die katholische Seelsorgerin Monika Schmid und der Kulturprofi Martin Heller den Spiegel vorhalten. Daneben beliefern wir Sie in dieser und in den folgenden Ausgaben des «notabene» wie üblich mit den Informationen, die Sie für Ihre Arbeit in der Kirche brauchen. Wir halten Sie auf dem Laufenden mit dem, was die Zürcher Landeskirche als Ganzes beschäftigt (z. B. mit dem Reformationsjubiläum – ab Seite 10) und was in Ihrer Gemeinde vor Ort und in der Region ansteht. Wir möchten zeigen, was gut und beispielhaft gelingt oder wo es harzt und klemmt. Wir stellen zur Diskussion, was in Kirchenrat und Kirchensynode zu reden gibt (eben auch die Reform KirchGemeindePlus – ab Seite 7) und laden Sie ein, das «notabene» als Plattform zu nutzen, auf der verhandelt, argumentiert, nachgedacht, ermuntert, geschmunzelt, erzählt – und manchmal auch kalt geduscht wird.

«Kalt geduscht und gut informiert ins neue Arbeitsjahr.» fen, liefert der Kirchenkenner und -kritiker in seinem Kommentar wenig Streicheleinheiten. Solche möchte ich mir und Ihnen zu einem motivierten Start in eine neues Arbeitsjahr zwar gönnen – auch weil die besagte Strukturreform uns ja tatsächlich in nächster Zeit noch einiges an Einsatz abverlangt, ob wir Lust haben oder nicht. Von einem kritischen Beobachter der Kirchen (und nicht nur der unsrigen) dürfen wir sie aber nicht erwarten. Kalte Dusche statt warmer Applaus – darauf muss man gefasst sein, wenn man sich dem Aussenblick stellt. Und

Christian Schenk Redaktor «notabene»

Nachrichten 3–6 Kolumne «Liebe Reformierte»

Aussenblick von Michael Meier 5 «Aus dem Abc der Reformation»

A wie Alltag 6 Schwerpunkte

Wie weiter mit KirchGemeindePlus? Im Gespräch mit Kirchenratspräsident Michel Müller 7–9

Reformationsjubiläum: Wie Zwingli auf die Leinwand kommt 10 – 11 Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

Porträt: Alles über Zürich 15

Impressum / Bischof zeichnet 16

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Kirchensynode / Wie

gut zeigt die Kirche ihr Profil in der Öffentlichkeit?

sch. Wie gut tritt die Landeskirche in der Öffentlichkeit in Erscheinung? Diese Frage stellte die Kirchensynode dem Kirchenrat in einem Postulat im März 2014. Der Vorstoss wurde im Hinblick auf die Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum formuliert. Die Postulanten fragten nach den Werten, für welche die Landeskirche eintritt, wie sie diese in der Gesellschaft vertritt und mit welchen Massnahmen eine bessere Medienpräsenz erreicht werden kann. Eine Antwort in Form eines ausführlichen Berichts legt der Kirchenrat dem Kirchenparlament an seiner nächsten, ordentlichen Sitzung am 5. April vor. Darin weist der Kirchenrat auf die verschiedenen Faktoren hin, die das Fremdbild und die Reputation der Kirche in

Den vollständigen Bericht finden Sie im Internet: www.zh.ref.ch/kirchensynode unter «Geschäfte der Kirchensynode».

Ihre Kirche auch ein Leuchtturm?

sch. Kirchen machen nicht nur mit Glocken, sondern oft auch mit Beleuchtung auf sich aufmerksam. Anders als beim Geläut gibt die Nachtbeleuchtung von Turm oder Kirchenschiff nur in seltenen Fällen Anlass zu Beschwerden. Gleichwohl lohnt es sich für Kirchgemeinden, ihr Lichtkonzept zu überprüfen. Die Umweltfachstelle «oeku – Kirche und Umwelt» macht darauf aufmerksam, dass sich Kirchgemeinden grundsätzlich die Frage stellen sollen, ob und wie lange ihre Kirche in der Nacht überhaupt angestrahlt werden soll – und wenn ja, wie das möglichst umweltverträglich geschehen kann. Problematisch sind Aussenbeleuchtungen, weil sie den Lebensraum von nachtaktiven Tieren wie Fledermäusen beeinträchtigen können. Je nach Lichtmittel sind Kirchenbeleuchtungen auch Energiefresser und tragen zur Lichtverschmutzung bei. Für die Anstrahlung von Kirchen können effiziente Halogen-Metalldampflampen oder Natriumdampflampen eingesetzt werden, heisst es im Umwelthandbuch notabene

nahmen eine Stärkung der öffentlichen Wahrnehmung möglich wäre, beispielsweise mit Kampagnen im Rahmen des Reformationsjubiläums, mit stärkerer Präsenz bei öffentlichen Anlässen in Gemeinden, mit intensiverer Bewirtschaftung der Neuen Medien, mit entsprechenden Weiterbildungen der Mitarbeitenden oder mit einer stärkeren Gewichtung des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit in den Kirchenpflegen.

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«Es werde grün» von oeku. Effizient und sparsam sind auch LED-Beleuchtungen. Unnötige Lichtemissionen lassen sich auch dadurch verringern, indem man die Helligkeit zurückfährt. Das für Fragen zu Lichtemissionen zuständige kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) bemüht sich ebenfalls darum, die Lichtverschmutzung zu vermindern und stellt Gemeinden Richtlinien und Merkblätter zur Verfügung. Diese sind generell auch für Kirchen nutzbar. Als leuchtendes Beispiel gelungen illuminierter Kirchtürme gilt in Zürich beispielsweise der Turm von St. Peter. Als Teil des «Plan Lumière» der Stadt Zürich wird dieser Turm mittels einer Schablone optimal ausgeleuchtet. Buchtipp: Kurt Aufdereggen et al: Es werde grün. Umwelthandbuch für Kirchgemeinden. Bern, 2015. Bezug: Tel. 031 398 23 45. www.oeku.ch Weitere Infos: www.awel.zh.ch (Suchstichwort «Lichtemissionen»)

Foto: sch

Umwelt / Ist

der medialen Öffentlichkeit prägen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Authentizität. «In der Öffentlichkeit wird bei Institutionen mit hohen ethischen Ansprüchen sehr genau beobachtet, ob diese Selbstverpflichtungen in der konkreten Arbeit und insbesondere im persönlichen Verhalten ihrer Vertreterinnen und Vertreter eingelöst werden.» Als entscheidende Faktoren nennt der Bericht auch die Qualität des Angebots, die Betriebskultur und das Erscheinungsbild. Überdies gelte es, die Gesetzmässigkeiten der Medien zu beachten. Auch wenn der Bericht festhält, dass die Reputation und Präsenz der Landeskirche in den Medien als gut zu werten ist, stimmt er mit den Postulanten darin überein, dass mit verschiedenen Mass-

Leuchtendes Beispiel: St. Peter in Zürich.

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hilft unser Hilfswerk im Nordirak

Kom. Seit Jahren unterstützt die Zürcher Landeskirche christliche und andere religiöse Minderheiten im Nahen Osten. Hauptpartner vor Ort ist die Hilfsorganisation Capni (Christian Aid Program Northern Iraq). Wie Capni arbeitet, welche Projekte es – auch mit der Spendenhilfe aus Zürich – zu Wege bringt, das zeigen eine Reihe von Kurzreportagen, die seit Anfang Jahr im Web aufgeschaltet sind. Der Filmemacher Christoph Klein war im November 2015 im Nordirak und hat im Auftrag der Zürcher Landeskirche verschiedene Hilfsprojekte besucht. Das mittlerweile grösste christliche Hilfswerk im Irak half bis vor einiger Zeit insbesondere den vielen christlichen

Videostill: Christoph Klein

Capni / So

Auch einmal unbeschwert: Kinderhort im Flüchtlingslager Sheikhan (Nordirak).

Binnenflüchtlingen, die aus Bagdad und dem Süden des Irak in die relativ sicheren Gebiete im Norden flüchteten. Das Hilfswerk hat dazu beigetragen, dass die Flüchtlinge eine neue Existenz aufbauen und ihre christliche Identität bewahren konnten. Seit dem Vormarsch der Terrormiliz IS im Sommer 2014 konzentriert sich die Arbeit von Capni auf die Nothilfe. Diese kommt insbesondere

Nothilfe: Capni richtet Notunterkünfte ein.

den vertriebenen Christen, aber auch anderen religiösen Minderheiten, darunter vor allem den Jesiden, zugute. • Filmreportagen auf: www.zh.ref.ch/hilfe/videos • Sammelkonto: PC 80-2020-8, Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich. Konto 200 51/ Bedrängte Christen

und Kirchenmusik / DachHEKS empfehlen verband wird breiter ein Nein Abstimmung / SEK

Reformierte Medien / Aus

«RP» wird «bref» sch. Im Januar ist erstmals das Magazin «bref» der «Reformierten Medien» erschienen. Die Zeitschrift vereint Journalismus aus den reformierten Landeskirchen mit längeren Berichten, Meinungen und Unterhaltung. Das farbige Magazin erscheint alle zwei Wochen und löst die Zeitschrift «Reformierte Presse» ab. Die inhaltlichen Schwerpunkte bilden weiterhin Themen aus Religion, Theologie, Kultur und Gesellschaft. «bref» legt sichtlich mehr Wert auf Gestaltung und Bildsprache und will «frisch, frech, aber auch tiefgründig» daherkommen. «bref» wird einem der nächsten «notabene» zum Kennenlernen beigelegt. Infos und Schnupperabos: www.ref.ch

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kom. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund und das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz sagen Nein zur «Durchsetzungsinitiative». Die Volksinitiative, die am 28. Februar an die Urne kommt, sei mit den rechtsstaatlichen Grundlagen der Schweiz unvereinbar, schreibt der SEK in einer Medienmitteilung. Weder die Einzelfallsituation noch die Schwere der Straftat werden berücksichtigt. Der Ausschaffungsautomatismus reisse Familien ohne Rücksicht auf Fürsorgeverhältnisse auseinander. Das HEKS wertet die Initiative als Angriff auf das humanitäre Völkerrecht. Der Vorstoss stehe in einem eklatanten Widerspruch zu den Werten und humanitären Grundsätzen von HEKS.

kom. Nachdem die Delegiertenversammlung des «Reformierten Kirchenmusikverbands Schweiz» (RKV) bereits 2014 eine Öffnung des Dachverbandes beschlossen hat, wird diese jetzt konkret. An der nächsten Delegiertenversammlung (am 28. Mai in Schaffhausen) sollen die revidierten Statuten beschlossen werden. Stimmen die Delegierten zu, wird die Beschränkung auf reine Personalverbände aufgehoben und die Sprachgrenzen fallen weg. Im Dachverband werden dann neben den bisherigen kirchenmusikalischen Berufsverbänden (kantonale Organisten- und Kirchenmusiker-Verbände) auch alle kirchenmusikalisch tätigen Gruppierungen und Einzelpersonen in der ganzen Schweiz Aktivmitglieder werden können.

www.sek.ch; www.heks.ch

Weitere Infos: www.rkv.ch

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Foto: «Tages-Anzeiger»

Leserbrief / Qualität

fördern statt Kirche

verstecken «notabene» 10/15: Leserbrief «Ab in den Papierkorb?» Jost Ohler fragt in seinem Leserbrief, ob wir uns auch schon überlegt hätten, dass das Corporate Design auch «negativen Wiedererkennungswert» haben könne. Natürlich kann es das. Aber ist es das Problem des CD, wenn die Qualität der Angebote nicht stimmt? Sollen wir aus Angst, die Angebote würden nicht zu überzeugen vermögen, tunlichst vermeiden, Kirchliches mit Kirche zu etikettieren? Geht die Forderung nicht seit Jahren grad in die umgekehrte Richtung, nämlich möglichst überall Kirche drauf zu schreiben, wo auch Kirche drin ist? Wie wichtig das ist, hat gerade die Abstimmung 2014 eindrücklich belegt. Der Weg wäre also wohl eher, an der Qualität der «minderen Angebote» zu arbeiten, als deren kirchliche Urheberschaft zu verstecken. Weiter bedauert Herr Ohler, dass das

Liebe Reformierte

CD nicht kommuniziere, «dass unsere Kirchgemeinden sich ständig neu in die Aktualität unserer Gesellschaft hinein erfinden». Ja, das kann ein CD tatsächlich nicht, und das ist auch nicht seine Aufgabe. Dafür gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten und Instrumente, die eine Kirchgemeinde nutzen kann, wenn sie denn nur will. Und schliesslich: Die Einheitlichkeit des CD bedeutet nicht eine Vereinheitlichung der Gemeinden. Es steht darum auch nicht im Widerspruch zur Vielfalt von deren Aktivitäten, wie Herr Ohler glaubt, sondern ist gerade jene Plattform, welche die Vielfalt erst sichtbar macht – denn ohne Bezugspunkt wäre sie nicht Vielfalt, sondern Chaos. Und es sind ihrerseits dann die verschiedenen Identitäten der Kirchgemeinden – Jost Ohler fordert sie zu Recht ein –, die in ihrer Summe die Vielfalt der Landeskirche bilden. Nicolas Mori, Leiter Kommunikation

«Selber denken. Die Reformierten.» Der Slogan der umstrittenen Imagekampagne aus dem Jahr 2000 hat mir immer gefallen. Weil er auf der Suche nach dem viel bemühten reformierten Profil hilfreich ist. Reformation hat mit Reflexivität zu tun, mit dem Wort und dem mündigen Individuum. Mir scheint, die Zürcher Kirche ist dabei, das aus dem Blick zu verlieren. Wohl auch, weil sie in den Strukturdebatten von KirchGemeindePlus und einer einzigen städtischen Kirchgemeinde gefangen ist. Diese werden in den nächsten Jahren viele Kräfte binden, auf Kosten der Inhalte. Als Journalist spüre ich wenig Lust, die Diskussion über Gemeindegrössen oder die optimale Verwaltung von Liegenschaften zu begleiten. Wenn schon, interessiert mich an diesem Prozess, wie sich die Reformierten als Minderheit zurechtfin-

«Die Kirche wird nicht an Strukturreformen gesunden.»

Gott tot?» Grosse Fragen für künftige Theologen sch. Zum vierten Mal laden die reformierten Kirchen und theologischen Fakultäten der Deutschschweiz zur Theologiewoche vom 18. bis 22. Juli im Kloster Kappel. Die Veranstalter werfen dabei grosse und provokativen Fragen auf, denen sie zusammen mit theologisch interessierten Jugendlichen auf den Grund gehen wollen. Ist Gott tot? Wie viel Fremdes vertragen wir? Wie perfekt muss ich sein? Als Zugpferde und intellektuelle Sparringpartner dienen auch diesmal namhafte Persönlichkeiten aus Kultur, Gesellschaft, Theologie und Naturwissenschaft. Mit dabei sind die Theologin Ella de Groot, der Islamwissenschaftler Serdar Kurnaz, der Schweizer Popmusiker Dabu Bucher (Dabu Fantastic) oder der Plastische Chirurg Urs Hug. Mit dem Campus sollen Junotabene

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dabufantastic.ch

Campus Kappel / «Ist

den, wie sie ihre Rolle und Botschaft im säkular-pluralen Umfeld definieren. Die Einwanderungsgesellschaft und ihre kulturell-religiösen Spannungen werden uns zusehends beschäftigen. Der ideale Ort der Auseinandersetzung wäre eine Stadtakademie. Es ist leider symptomatisch, wie leicht man sich von diesem Projekt verabschiedet hat. Die Erinnerung an den zugkräftigen Brand «Boldern» ist offensichtlich verblasst.

gendliche zwischen 16 und 22 Jahren aus der ganzen Schweiz für ein TheologieStudium motiviert werden. Interessierte müssen sich für die Teilnahme an der Theologiewoche bewerben.

Ein Think-Tank, der an gesellschaftlichen Brennpunkten in die Tiefe denkt, entspräche doch dem reformierten Proprium. Die reformierte Kirche wird nicht an Strukturreformen gesunden, schon weil für sie die Institution nicht heilswirksam ist. Auch nicht an «Fresh expressions», die sie der evangelikalen Event-Ästhetik entlehnt. Reformierte werden ihrer Berufung gerecht, wenn sie «selber denken».

Teilnahmebedingungen und Anmeldung: www.campuskappel.ch

Michael Meier ist Theologe und beim «Tages-Anzeiger» für kirchliche und religiöse Themen zuständig.

Lässt sich auf theologische Diskussionen ein: Zürcher Popmusiker Dabu Bucher.

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Interreligiöser Dialog / Zehn

Sätze zum

Zusammenleben kom. Wie leben wir zusammen in einer multireligiösen Umwelt? Wie suchen wir das Gespräch und wie gestalten wir die Begegnung mit Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften? Auf diese Fragen geben die Berner Landeskirchen in einer Ende 2015 veröffentlichten Stellungnahme Antwort. In «10 Sätze zum Zusammenleben in der multireligiösen Gesellschaft» nehmen die reformierte, die katholische und die christkatholische Kirche Stellung für die Religions-

Aus dem Abc der

Reformation A wie Alltag

Reformierte haben immer Gottesdienst. Ihr Glaube nimmt nie Ferien. Schlimm? Nein. Religion ist für sie kein Konsumartikel und kein Accessoire, sondern ein Lebensentwurf. Er betrifft alle Lebensbereiche. Wie? Am Sonntag dient ihnen Gott mit seinem Wort. Im Alltag dienen sie Gott mit ihrer Arbeit. Am Sonntag ist die Pfarrperson dran: Sie interpretiert das Wort gegenüber dem Leben und das Leben gegenüber dem Wort. Das eine nicht ohne das andere, immer hin und her. Im Alltag ist der Einzelne dran: Er entfaltet die Begabungen, die ihm sein Schöpfer geschenkt hat, und zwar an dem Ort, wo dieser ihn hinstellt. So heiligt sich der Einzelne im Gottesdienst seines Alltags. Er tut seine Arbeit nicht zuerst für die Bank oder fürs Prestige, sondern soli Deo gloria: dankbar seinem Schöpfer zur Ehre.

statt Leidenschaft in der Beziehung?

Obwohl jede zweite Ehe geschieden wird, ist der Wunsch vieler Menschen nach einer lebenslangen Verbindung ungebrochen. Dabei führen die hohen Erwartungen an Glück, Aufgehobensein und Leidenschaft in der Beziehung zwangsläufig zum Scheitern. Was ist nun das Geheimnis einer gelingenden langjährigen Partnerschaft? Der PaarImpuls-Tag vom 12. März 2016 lädt Paare dazu ein, dieser Frage gemeinsam nachzugehen. Arnold Retzer, Paartherapeut und Autor, setzt als leidenschaftlicher Redner den Hauptimpuls der Veranstaltung und plädiert für mehr Realismus in der Liebe. Zum vierten Mal veranstalten die Paar-

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beratungsstellen des Kantons Zürich einen PaarImpuls-Tag. Nach dem Referat haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich in einem Workshop ihrer Wahl mit einem Beziehungsthema auseinanderzusetzen: Was bedeutet uns unsere Liebesbeziehung? Wie wollen wir diese gestalten? Welche Werte sind uns wichtig? Welche Ressourcen haben wir? Und welche Stolpersteine? Auch für das leibliche Wohl und die Betreuung der Kinder wird am PaarImpulstag gesorgt. 12. März, 9.30 bis 13.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: www.paarimpuls.ch

Foto: Oliver Thaler / pixelio.de

Matthias Krieg, Stabsstelle Theologie, klärt wichtige, vergessene oder selten gehörten Begriffe der Reformation. Von A wie Alltag über B wie Bekenntnis bis zu Z wie Zbredig ga.

Download: www.forum-der-religionen.ch

PaarImpuls-Tag 2016 / Vernunft

So ist der Sonntag zwar heilig, weil Gott Lebenswichtiges zu sagen hat. Der ganz normale Alltag aber ist die Zeit der Heiligung. Jede Frau und jeder Mann kann heilig sein. Wie sehr, kann ohnehin nur Gott entscheiden. Weil jeder begabt ist, zählen für den Heiligenschein der Reformierten nicht die Grösse der Leistung oder der Glanz des Wunders. Nein, es zählt schlicht, dass einer aus seiner Begabung etwas macht und dabei vor Glück seinen Schöpfer lobt. Woher die Reformierten das alles wissen? Am Sonntag erfahren sie es aus der Predigt. Der Sonntag motiviert für den Alltag. Das Lebensgut des Alltags kommt am Sonntag zur Sprache. Das Glaubensgut des Sonntags bewährt sich im Alltag. Christsein ist ein Lebensentwurf. Auch in den Ferien.

freiheit und für friedliche, lebensdienliche Religionen und gegen Menschenrechtsverletzungen, Extremismus und Gewalt im Namen von Religionen. Die Publikation soll zu einem friedlichen Zusammenleben zwischen den Angehörigen verschiedener Religionen und Kulturen beitragen. Sie wird auch vom Zürcher Forum der Religionen unterstützt und vertrieben.

Nicht immer nur Händchen halten: Manchmal ist in Paarbeziehungen mehr Realismus gefragt.

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Foto: Reto Schlatter

KirchGemeindePlus /

«Engagement für die Zukunft der Kirche»

Wie weiter mit KirchGemeindePlus? Am 24. November hat die Kirchensynode Stellung bezogen zur Marschroute von «KirchGemeindePlus», wie sie ihr der Kirchenrat in Form einer Postulatsantwort vorgelegt hatte. Das Kirchenparlament hat die Vorlage zurückgewiesen und mittels einer Motion vom Kirchenrat mehr Klarheit und mehr Mitsprache bei konkreten Teilzielen des grossen Reformprozesses der Landeskirche verlangt. Die Rückweisung wollten die Synodalen mehrheitlich nicht als Absage an die in zahlreichen Regionen bereits weit fortgeschrittenen Verhandlungen zu Zusammenschlüssen von Kirchgemeinden verstanden wissen (vergleiche dazu auch «notabene» 10/2015). Das bestätigten sie an der nächsten Sitzung am 1. Dezember auch mit der Zustimmung zu einem Kredit in der Höhe von 500 000 Franken, der dazu dient, Kirchgemeinden im Fusionsprozess zu unterstützen. Gleichwohl stellt sich die Frage, wie der Kirchenrat den Entscheid des Kirchenparlaments deutet – ob er Kurskorrekturen vornehmen will und welche Schritte für die Landeskirche und für die Kirchgemeinden in ihrem Neufindungsprozess geplant sind.

Wie ist der Entscheid der Kirchensynode zu KirchGemeindePlus zu werten? Braucht es Kurskorrekturen? Und welche Schritte stehen im Prozess an? Kirchenratspräsident Michel Müller nimmt Stellung. Von Christian Schenk

Michel Müller, seit der Debatte der Kirchensynode sind zwei Monate vergangen. Wie deuten Sie aus dieser zeitlichen Distanz die Rückweisung des kirchenrätlichen Berichts?

Dank der vermittelnden Rolle der vorberatenden Kommission wurde die Debatte nicht allzu emotional. Es entstand kein Scherbenhaufen, sondern eine gemeinsame Haltung zum Weitermachen am Prozess. Was ich bedaure ist, dass man den kirchenrätlichen Bericht inhaltlich gar nie richtig diskutiert hat. Meinen Sie damit die Auseinandersetnotabene

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zung über die Form der Kirchgemeinden als Rahmenorganisation?

Ja, darüber wurde nicht diskutiert. Indem die Kirchensynode vom Kirchenrat einen Zusatzbericht verlangt hat, wird sie sich dann dazu äussern müssen. Wir sind daran, das noch deutlicher auszuformulieren. Im Wesentlichen bleiben wir aber beim vorgezeigten Weg. Die Kirchensynode hat mehr Mitsprache gefordert und dem Kirchenrat Aufgaben zur Klärung auferlegt. Wie schnell können Sie diese liefern?

Wir haben die Hoffnung, dass wir be-

reits für die Sommersynode Ergebnisse vorlegen können. Aber der Zeitplan ist ambitioniert, und es kann zu Verzögerungen kommen. War es nicht sowieso der Wunsch der Kirchensynode, mit der Rückweisung des Geschäfts das Tempo zu drosseln?

Das sehe ich nicht so. In den Voten kam überall zum Ausdruck, dass man den Prozess weiter vorantreiben will. Als Bremsmanöver ist der Entscheid der Kirchensynode nicht zu verstehen. Natürlich kann es sein, dass es Leute gibt, die darauf hoffen, dass man den Prozess 7


stoppen kann, indem man dem Kirchenrat zusätzliche Aufgaben auferlegt. Aber ich bin überzeugt, dass eine Mehrheit weitermachen will. Ich sehe auch nicht, inwiefern durch Abwarten etwas besser wird. Im Gegenteil: die Handlungsspielräume werden enger. Dass die Kirchensynode zusätzliche Fragen geklärt haben will, verstehe ich auch als Willen zur Fortsetzung. Was heisst das für die Gemeinden? Abwarten oder weitermachen?

Wer im Hinblick auf die Amtszeit der Kirchenpflegen 2018 bis 2022 eine neue

werden oder sich verweigern. Es geht um die Solidarität in der gesamten Landeskirche, darum, dass die Kirchgemeinden nicht nur ihre Gemeinde im Blick haben, sondern auch ihre Region und den ganzen Kanton. Wie sich die Kirchgemeinden bei der Gestaltung organisieren, ist ihnen im Rahmen der Kirchenordnung selbst überlassen. Die Stadt Zürich nimmt die Autonomie wahr und schlägt ein hohes Tempo an. Was heisst das für die Landeskirche?

In erster Linie ist es ein Ansporn und ein Auftrag für uns, das so zu begleiten, dass die Kirchensynode es am Schluss genehmigen kann. Der Kirchenrat muss auf eine Lösung hinarbeiten, die nicht nur in der Stadt funktioniert. Insofern haben wir auch gewisse Bedenken, dass Vorentscheide getroffen werden, die die Zukunft in enge Bahnen leiten, statt Freiraum schaffen.

«Als Bremsmanöver ist der Entscheid der Kirchensynode nicht zu verstehen.» Gemeinde haben will, der muss weitermachen, sonst reicht die Zeit nicht. Man muss dies tun, wie wenn man auf dem Computer im Hintergrund ein neues Betriebssystem herunterlädt – und dabei gleichzeitig auf der Oberfläche im Alltag weiterarbeitet. Dann entscheidet die Kirchensynode, ob wir es tatsächlich installieren können. Mit der Zustimmung zum Rahmenkredit für die externe Beratung für den Prozess in den Kirchgemeinden gibt die Kirchensynode bereits jetzt das Signal und die Unterstützung, den Prozess weiter voranzutreiben. Damit sind die Gemeinden autonom in ihrer Prozessgestaltung. Dem steht die Forderung der Kirchensynode gegenüber, dass der Kirchenrat Vorgaben entwickeln soll, damit der Prozess einheitlich verläuft...

Dadurch, dass die Gemeinden bereits am Arbeiten sind, hat der Kirchenrat einen gebundenen Auftrag, diese zu unterstützen. Die Gemeinden müssen Aussicht auf Erfolg haben. Sie brauchen Rechts- und Prozesssicherheit. Deshalb ist es richtig, dass die Kirchensynode, die ja letztlich entscheidet, bereits jetzt die nötigen Fragen stellt, ob alle Kirchgemeinden mitziehen, ob nicht Gemeinden vergessen gehen, im Stich gelassen 8

Wo konkret?

Dort, wo es um den Einbau von mittleren Strukturen geht – also das Modell der Kirchenkreise wie es jetzt in Planung ist. Braucht es denn bei einer solch grossen Stadtgemeinde nicht eine Substruktur?

Das Problem ist, dass man mit Kirchenkreisen nicht eine Sub-, sondern eine Mittelstruktur konstruiert. Wir stellen uns eine Stadtkirchgemeinde mit fünfzig oder mehr Kirchenorten vor. Der grosse Rahmen einer Kirchgemeinde soll mehr Nähe und Freiraum vor Ort ermöglichen. Deshalb gilt es, das Modell der Kreise genau zu prüfen, was es bringt, und wo es verkompliziert. Das gilt übrigens auch für Landgemeinden.

die Grenzen aus Sicht der Mitglieder viel fluider. Da kann man sich leichter thematisch und persönlich profilieren. Auch die Grössenordnungen sind andere. Der weitläufige Bezirk Andelfingen zählt insgesamt 16 000 Mitglieder – gegenüber 88 000 in der Stadt Zürich. Dafür sind es die Leute auch gewohnt, dass es nicht alles in Fussdistanz gibt. Man muss also die Zusammenschlüsse auf dem Land anders denken. Deshalb hat der Kirchenrat auch Abschied genommen von den einst formulierten Richtzahlen der künftigen Gemeinden. Der Kreis des Zusammenschlusses muss einfach gross genug sein, damit er Freiraum für die Zukunft eröffnet. Eine der treibenden Kräfte hinter der Reform ist der Spardruck. Auch deshalb will die Kirchensynode wissen, wie viel man damit spart. Kann man diesen Spareffekt beziffern?

Nein. Aber Achtung, da besteht ein Missverständnis. Der Kirchenrat hat immer betont, dass das Sparen nicht das Ziel der Reform ist. Sparen müssen wir sowieso. Durch den Mitgliederverlust gehen die Mittel zurück – das ist Fakt. Die Frage ist: Wie gehen wir damit um? KirchGemeindePlus ist eine Möglichkeit, mit dem Sparzwang konstruktiv umzugehen, nämlich nicht nur an jedem einzelnen Ort, sondern in einem grösseren Zusammenhang. Und das funktioniert?

Ja. Davon sind wir überzeugt, und das wurde auch letzthin bei der Zuteilung der Pfarrstellen wieder deutlich: Bei

«Sparen ist nicht das Ziel der Reform. Sparen müssen wir sowieso.»

Muss man die Zusammenschlüsse auf dem Land nicht generell anders angehen, weil die Voraussetzungen schon geografisch andere sind?

Natürlich spielt die Geografie auf dem Land eine grössere Rolle. In der Stadt und auch in den Agglomerationen sind

Kürzungen in einzelnen Gemeinden stösst man schnell an harte Grenzen, weil die Gemeinden ja alle ihren Grundauftrag erfüllen müssen. Nur wenn man die Gemeinden grösser fasst, nimmt der Aufwand für die Erfüllung des Grundauftrags ab und sparen wird kreativer. notabene

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Ich bin beeindruckt davon, wie praktisch in allen Gemeinden die Menschen auf dem Weg sind, verhandeln und sich engagieren. Und das ist nicht einfach nur eine Zusatzleistung für eine Strukturreform, sondern eine Aktivierung des Gemeindelebens, ein Engagement für die Zukunft der Kirche. Das weckt viele auf, bringt die Kirche ins Gespräch – untereinander und in der Öffentlichkeit. Das weiss ich sehr zu schätzen. Ein Zweites: Die Leute sollten sich nicht allzu lange mit der Reformarbeit beschäftigen müssen, damit die Motivation nicht verloren geht. Deshalb ermutige ich zu Entscheidungen. Das bringt Entlastung und macht frei für den Dienst an den Menschen.

Fotos: Reformierter Stadtverband

KirchGemeindePlus fordert den Mitarbeitenden und Behörden einiges ab. Wie nehmen Sie deren Motivation wahr?

Schritt für Schritt zusammenwachsen: Grossgruppenkonferenzen in der Stadt Zürich.

Reform Stadt Zürich / Die

Stadtgemeinde

in der Testphase

Unterstützung der GKD Seit 1. Februar ist der Theologe Matthias Bachmann Projektbeauftragter KirchGemeindePlus. Er übernimmt diese Aufgabe von Frieder Furler, der dem Projekt bis Ende Juni 2016 zur Verfügung stehen wird. Projektleiter bleibt Thomas Schaufelberger. Bachmann hat bei den Reformierten Medien den Bereich Internet aufgebaut. Zuletzt verantwortete er die theologische Nachwuchsförderung der Deutschschweizer Kirchen. In der neuen Funktion leitet er ein Team von sechs Mitarbeitenden, die den Prozess KirchGemeindePlus unterstützen. Zurzeit läuft die Wiederbesetzung von Stellen, die zusätzliches Knowhow in Projektmanagement und Organisationsentwicklung ins Team bringen. In einer Folgenummer zeigen wir, wie dieses Team Ihre Kirchgemeinde unterstützen kann. matthias.bachmann@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 35 www.kirchgemeindeplus.ch

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kom. Der Zusammenschluss der 34 Kirchgemeinden zu einer Kirchgemeinde Stadt Zürich nimmt weiter Form an. Die Mitglieder der Zentralkirchenpflege (ZKP) haben am 4. Dezember einen richtungsweisenden Entscheid in der Umsetzung der neuen Strukturen gefällt. Die Grundstruktur sieht auf der legislativen Ebene neben den Stimmberechtigten ein städtisches Kirchenparlament vor. Die geplante Kirchenpflege ist für den Vollzug der ihr übertragenen Geschäfte der Kirchgemeinde verantwortlich und übt somit die exekutive Funktion aus. In Anbetracht der Grösse sei es sinnvoll, weitere Gremien und Organe wie eine Konferenz der Kirchenkreispräsidien, eine zentrale Dienstleistungsstelle und Fachkommissionen einzusetzen, schreibt der Stadtverband in der Medienmitteilung. Für den weiteren Aufbau der Führungsorganisation werden im Sinne einer Planungsvorgabe zehn Kirchenkreise vorgegeben. Aufgabe der Kirchenkreise sei es, basierend auf den lokalen Kirchen am Ort und am Weg das kirchliche Leben vor Ort um-

zusetzen. Weil dieser Weg ein Novum sei, bedürfe es einer Testphase. Um rasch Erfahrungen mit dem Innenleben eines Kirchenkreises zu sammeln, sollen deshalb bis im Sommer in drei Kirchenkreisen die Eckwerte und Knackpunkte herausgeschält werden. Provisorische Kirchenkreise • Fraumünster, Grossmünster, Predigern, St. Peter • Enge, Leimbach, Wollishofen • Friesenberg, Im Gut, Sihlfeld, Wiedikon • Aussersihl, Hard, Industriequartier • Oberstrass, Paulus, Unterstrass, • Wipkingen «Ost» • Balgrist, Fluntern, Hottingen, Neumünster, Witikon • Albisrieden, Altstetten • Höngg, Oberengstringen, Wipkingen «West» • Affoltern, Oerlikon, Matthäus, Seebach • Hirzenbach, Saatlen, Schwamendingen Aktuelle Infos zur Reform in der Stadt Zürich und zu den Ergebnissen der 4. Grossgruppenkonferenz auf: www.kirchenreform-zh.ch

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Reformationsjubiläum /

Wie Zwingli auf die Leinwand

Soll Zwingli auf der Leinwand sterben? Welche Rolle spielt seine Frau? Und wie nah bleibt man bei den Fakten? Besuch bei den Machern des Zwingli-Films. Von Christian Schenk

Zwingli kommt ins Kino. Nicht als Dokumentation, nicht als religionspädagogisches Lehrstück, sondern als Spielfilm für ein breites Publikum. So viel ist seit letzten Sommer bekannt, ebenso, dass die renommierte Produktionsfirma CFilms den Streifen fristgerecht zum 500-Jahr-Jubiläum des Zürcher Reformators Ende 2018 auf die Leinwand bringen will. Es ist Mitte Dezember 2015. In einem schmuck renovierten Altbau im Zürcher Seefeld lädt Produzentin Anne Walser zur Arbeitssitzung. An den Wänden hängen die Filmplakate, die daran erinnern, dass es das Unternehmen versteht, viel beachtete Produktionen in die Schweizer Kinos zu bringen: «Akte Grüninger», «Nachtzug nach Lissabon», «Dr Golie bin ig». Am Tisch sitzen die Drehbuchautorin Simone Schmid, der designierte Regisseur Stefan Haupt (letzthin ausgezeichnet für «Der Kreis») und Anne Walser.

Todes-Szene «Wir diskutieren gerade, ob Zwingli im Film sterben soll», sagt die Produzentin mit einem Lächeln, lässt die Frage dann aber – wie fast alle zu Inhalt und Schauplätzen – offen. Alles ist noch im Entstehen, kann heute an diesem Tisch noch geändert werden und ist schlicht zu früh, um kommuniziert zu werden. Ob der grauslige Tod des Reformators im 10

Schlachtgetümmel von Kappel dereinst ins Bild kommt, gar die Vierteilung seiner Leiche? Man kann und darf es also noch nicht wissen. Nur so viel: Die Fachkompetenz für die filmische Umsetzung von solch schauderhaften Szenen liesse sich in dieser Runde abrufen. Simone Schmid gehört bei der Schweizer Krimiserie «Der Bestatter» zum Team der Drehbuchschreiber. Auf ihrem Laptop flimmert an diesem Nachmittag aber nicht Stoff für einen Prime-Time-Krimi, sondern der Skript-Entwurf über das Leben und Wirken einer historischen Figur, die vor einem halben Jahrtausend von Zürich aus der Reformation zum Durchbruch verholfen und Kirche und Gesellschaft weltweit verändert hat.

Zwingli gegen Abzocker Mit den Ideen und dem Leben dieses Mannes, seiner Frau Anna, seinen Liebschaften, seinen Weggefährten und Kontrahenten hat sich die 36-jährige Journalistin in den letzten Monaten intensiv beschäftigt. Sie hat sich durch Geschichtsbücher und Biografien gewühlt, Schriften des Reformators gelesen und immer wieder gestaunt über den Mann aus dem 16. Jahrhundert. So ganz anders, als ihn die Klischees beschreiben, habe sie diesen Zwingli kennen gelernt: Da gelten beispielsweise die Reformatoren gemeinhin als Wegbereiter des Kapi-

talismus – und da lese sie in den Quellen, wie heftig Zwingli den «Abzockern» seiner Zeit entgegentritt. Zwingli als Revolutionär und Kapitalistenschreck? Man wird sehen, wie viel von dieser Facette auf die Leinwand kommt.

Mann mit Leidenschaft Und wie ist es mit dem anderen und berüchtigtsten aller Zwingli-Klischees: der Sittenstrenge und Spassphobie, die man dem Reformator bis heute übel nachredet? Hier darf man von der Filmcrew einen Kurswechsel erwarten – und nicht nur, weil ein emotionalerer Zwingli sich besser vermarkten lässt und dichterische Freiheiten natürlich auch im Kinometier erlaubt sind, wie Anne Walser betont. Das auch. Aber ebenso, weil die Quellen alles andere als eine spröde Persönlichkeit vom berühmtesten aller Zürcher Pfarrer zeichnen. «Zwingli ist leidenschaftlich, sinnlich, musikalisch. Er hat die Frauen gern. Sexualität spielt eine grosse Rolle, und der Mann ist hyper-intelligent, eigensinnig und oft auch widersprüchlich», so charakterisiert Simone Schmid die historische Figur. Stoff für grosses Kino und eine grosse Rolle. Wer sie besetzen wird? Kein Kommentar natürlich auch hier. Das Projekt Zwingli-Film bleibt zu diesem Zeitpunkt also ein Geheimnis. Dass es die Produktion aber tatsächlich in drei Jahren auf die Leinwand schafft notabene

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kommt Zwingli kommt 2019 ins Kino: Die Macher sind jetzt schon überzeugt, dass der Reformator das Zeug zum Leinwandhelden hat.

und nicht an den Hürden der Finanzierung strauchelt, daran lässt Produzentin Anne Walser keine Zweifel aufkommen. «Das Interesse ist sehr hoch», versichert sie, Zwingli sei eine national bedeutsame Persönlichkeit und die Story auch nach 500 Jahren noch topaktuell. Das alles

stimme sie optimistisch. Und wenn ihre Arbeit und diejenige der Drehbuchautorin und des Regisseurs gelängen, dann dürfe man für einen breiten Erfolg – gerade bei diesem Projekt – ja auch noch ein wenig beten.

Die Zwingli-Macher und die Rolle der Kirche Der Regisseur Stefan Haupt ist Filmemacher und Regisseur und wohnt in Zürich. Bekannt wurde er einem breiten Publikum durch seinen Dokumentarfilm «Elisabeth Kübler-Ross – dem Tod ins Gesicht sehen» von 2002. 2015 gewann er mit «Der Kreis» den Schweizer Filmpreis und zahlreiche Preise an internationalen Festivals. Die Autorin Simone Schmid ist Reporterin beim Tages-Anzeiger und arbeitet seit zwei Jahren als Drehbuchautorin, unter anderem auch für die Schweizer TV-Produktion «Der Bestatter». Nach ihrem Studienabschluss in Geografie, Ökologie und Geologie stieg Schmid in den Journalismus ein und arbeitete unter anderem auch längere Zeit für die «NZZ am Sonntag». Die Produzentin Anne Walser ist Geschäftsleitungsmitglied und Mitinhaberin der C-Films AG. Die Zürcher Firma produziert Kino-, Fernseh- und Dokumentarfilme. Seit «Lüthi & Blanc», «Grounding» oder «Mein Name ist Eugen» zählt sie in der Schweiz zu den wichtigsten der Branche. Zu den jüngsten Erfolgen zählen «Dr Goalie bin ig» (2014) und «Schellen-Ursli» (2015). Die Rolle der Kirche Der Anstoss und die Idee für einen Zwinglifilm kam vom damaligen Beauftragten der Landeskirche für das Reformationsjubiläum, Martin Breitenfeldt. Er fand mit seinem Aufruf an die Filmschaffenden Gehör bei der Filmproduktionsfirma Eikon in Deutschland (bekannt für ihre Koproduktion des Luther-Films) und bei den Zürcher Filmemachern von C-Films. Aus dem Jubiläumsfonds der Landeskirche ist dann auch ein Zustupf an die Finanzierung des Drehbuchs geflossen. Mitsprache an der Story hat sich die Kirche damit nicht erkauft, sagt Martin Breitenfeldt. Das sei auch nie das Ziel gewesen. Die Verantwortung liegt ganz in den Händen der Produktionsfirma, die dafür sorgen will, dass der Film ein breites Publikum anspricht.

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Foto: Miriam Trescher/pixelio.de

Kappeler Kirchentagung 2016 Bis Mitte März finden im Kloster Kappel die Kappeler Kirchentagungen zum Thema Reformationsjubiläum statt. An fünf Wochenenden treffen sich insgesamt rund 700 Mitglieder von Kirchenpflegen und Mitarbeitende aus allen Zürcher Kirchgemeinden und beschäftigen sich in Workshops und Diskussionsforen mit der Frage, wie das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation gefeiert werden kann und welche Impulse davon ausgehen. Infos: www.zh.ref.ch/kirchentagung

Wegweiser für das Reformationsjubiläum Wie feiern wir das Reformationsjubiläum? Antworten auf diese Frage gibt auch das Konzept, das der Beauftragte für das landeskirchliche Reformationsjubiläum, Michael Mente, verfasst hat. Eine Kurzfassung in Broschürenform hält fest, was es zu feiern gibt, wozu man es tut und mit wem zusammen die Zürcher Reformierten die Jubiläumsjahre begehen wollen. Download: www.zh.ref.ch/refjubilaeum

Biografie: Prophet, Ketzer, Pionier? Die Macher des Zwinglifilms werden sich ihre dichterischen Freiheiten nehmen. Wer genau wissen will, welche Erkenntnisse die Wissenschaft über den Reformator gewonnen hat, der greift zur neusten Biografie, die der Zürcher Professor für Kirchen- und Reformationsgeschichte, Peter Opitz, 2015 vorgelegt hat. Dem Zwingliforscher gelingt es, das Denken und Wirken des Reformators verständlich und auf hundert illustrierten Seiten nachzuzeichnen. Peter Opitz: Ulrich Zwingli. Prophet, Ketzer, Pionier des Protestantismus. TVZ, 2015. 119 Seiten, Fr. 22.80.

Alles Zwingli oder was? Referat und Diskussion. Mit Peter Opitz, Michael Mente und einem Grusswort von Kirchenratspräsident Michel Müller. 16. März, 18 bis 20 Uhr. Grosser Saal, Hirschengraben 50, Zürich

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Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst Grooviges Begleiten am Klavier Frühjahrskurs. Popularmusik in der Kirche. Im Einzelunterricht werden Liedbegleitungen eingeübt. Berücksichtigt werden vor allem die Jugendliederbücher «rise up» und «rise up plus». Eigene Lieder können eingebracht werden. Leitung: Eugenio Giovine Start: 29. Februar. Neun Lektionen montags. Ref. Kirche Zürich Affoltern. Anmeldung: esther. lingg@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 34

Diakonie & Seelsorge «care@home» Fachtagung Pro Senectute. Wenn wir älter werden, sind wir in den meisten Fällen auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen – seien dies Angehörige oder professionelle Betreuungskräfte. Die Sorge um andere gewinnt mit zunehmender Alterung der Gesellschaft an Bedeutung. 24. Mai. Kongresshaus Biel. Infos und Anmeldung: www. prosenectute.ch/careathome

«Tschüss, ich geh in den Krieg» Fachtagung «Interreligiöse Friedensarbeit» von Mission 21 zum Thema: Fundamentalismus vorbeugen – was hilft gegen religiöse Radikalisierung? Wie kann verhindert werden, dass Menschen auf die schiefe Bahn religiöser Radikalisierung kom-

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men? Die Fachtagung verbindet die Perspektive eines Schweizer Muslims mit der eines christlichen Missionswerks. Gelingt Prävention, wenn sie bei den Müttern ansetzt? Welche Orientierung gibt die Forschung zu Interventionsmodellen in der Schweiz? 29. Februar, 9 bis17 Uhr. Missionsstrasse 21, Basel. Anmeldung: www.mission-21.org/fachtagung

Werktag für Basare In verschiedenen Ateliers können neue Werkideen ausprobiert und umgesetzt werden. Aktive aus den Kirchgemeinden tauschen Erfahrungen und Ideen miteinander aus. Leitung: Judith Gysi. 6. März, 8.45 bis 16.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: www.zh.ref.ch/werktag

Unabhängig im Alter Besuchsdiensttagungen 2016. Die Teilnehmenden vertiefen ihr Wissen über die Gründe von problematischem Konsum und erkennen die Signale zur Frühintervention. Referat: «Unabhängig im Alter – massvoller Umgang mit Alkohol & Medikamenten». Domenic Schnoz, Leiter Zürcher Fachstelle zur Prävention des Alkohol- und Medikamenten-Missbrauchs. Workshops und Interaktives Theater «Grüner Veltliner». Leitung: Silvia Nigg Morger. 6. April, 9 bis 16.15 Uhr. Helferei, Kirchgasse 13, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66. Diese Besuchsdiensttagung wird wiederholt am 23. Juni, am 4. Oktober sowie am 1. Dezember.

Bildung & Spiritualität Geschenkte Worte: Passt die Bibel an den Kühlschrank? Der Kurs vermittelt durch gemeinsames Ausprobieren und gemeinsame Reflexion eine neue Methode für Gruppen, Worte der Bibel zu teilen und mit ihnen Erfahrungen im Alltag zu machen. Leitung: Brigitte Becker. 8. Februar und 29. Februar, jeweils 18.30 bis 20.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Anmeldung: petra.huettner@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 80

Zukunftsfähig werden: Energiestrategie 2050 und die Rolle der Kirche Die im Dezember 2014 beschlossene Strategie formuliert ehrgeizige Ziele für die Schweiz, die durch die Ergebnisse der Klimakonferenz in Paris unterstrichen werden. Wie kann die Kirche zu einem Pionier in der Umsetzung werden und welche besonderen Chancen ergeben sich durch Kooperationen mit weiteren gesellschaftlichen Akteuren auf lokaler Ebene? 18. März, Zentrum Karl der Grosse, Zürich. 13.30 bis 17 Uhr. Anmeldung: brigitte.langhart@zh.ref.ch

Evangelischer Theologiekurs Grundwissen Theologie Der Evangelische Theologiekurs vermittelt Wissen und bietet Raum für persönliche Reflexion: Er verschafft Überblickswissen und unternimmt Tiefenbohrungen. Der

Kurs umfasst fünf Hauptbereiche: Bibel kritisch lesen; Theologie hinterfragen; Kirchengeschichte reflektieren; Ethik diskutieren; sich über Religionen orientieren: Der Evangelische Theologiekurs ist ein Projekt der wtb Deutschschweizer Projektstelle für Erwachsenenbildung der Evangelisch-reformierten Landeskirchen. Er wird in verschiedenen Regionen der Deutschschweiz angeboten. August 2016 bis Juli 2019 in Zürich. Informationsabend: 31. März, 19 bis 20.30 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. www.zh.ref.ch

«Andersworte» – die Bibel verstehen Wie waren die Texte der Bibel zu ihrer Zeit gemeint und wie begegnen sie uns heute? Willkommen sind alle interessierten Menschen, die neugierig darauf sind, die Hürden zum Textverständnis zu nehmen, die Tiefen eines Bibeltextes auszuloten, von einander zu lernen und überraschende Perspektiven kennen zu lernen. Leitung: Angela Wäffler-Boveland. 10. März, 18 bis 21 Uhr. Weitere Termine bis Dezember. Anmeldung: info@lindentor.ch, Tel. 044 258 92 17. www.wtb.ref.ch

Gemeindeaufbau & Leitung Werben für die Kirche Wie können Kirchgemeinden oder Pfarreien Erkenntnisse und Erfahrungen aus der «welt-

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lichen» Öffentlichkeitsarbeit zeitgemäss und effizient nutzen? Der Kurs vermittelt Basiswissen der Kommunikation und ermöglicht den Einstieg in die gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Die Teilnehmenden lernen, wie man Kommunikationsaktivitäten plant, und erhalten Hinweise von Fachleuten aus der Praxis. Leitung: Nicole Zeiter, dipl. PR-Beraterin SPRV. 7. / 8. März und 10. / 11. April 2016. Hirschengraben 66, Zürich. Anmeldung und Infos: www.paulus-akademie.ch www.zh.ref.ch/kommunikation

Lebensweltorientierte Öffentlichkeitsarbeit Unterschiedliche Lebenswelten nutzen verschiedene Kommunikationsinstrumente in ihrem Alltag. Um sie zu erreichen gilt es, sie dort wahrzunehmen, wo sie sind, und ihnen in ihren Gewohnheiten entgegenzukommen. Die einen erreichen Sie mit einem lebendigen Facebook-Auftritt und die anderen mit einer attraktiv gestalteten Postkarte an einem Marktstand. Praxisnahe Übungen zeigen, wie milieugerechtes Marketing gelingen kann. Leitung: Erik Senz, Matthias Krieg. 8. April, 9 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: annemarie.huber@zh.ref.ch, Tel. 044 258 91 40

Neue Formulare für den Kirchenein- und -austritt Für Kircheneintritt und Kirchenaustritt sowie Nichzugehörigkeiterklärungen sind neue Formulare als Download verfügbar: 1. Kircheneintritt 2. Kircheneintritt (gleichzeitiger Eintritt in eine fremdsprachigen Kirchgemeinschaft) 3. Kirchenaustritt 4. Nichtzugehörigkeit Die Formulare 1 und 2 sind für eintrittswillige Personen bestimmt, die diese selber herunterladen oder von einer Pfarrperson oder der Kirchenpflege

zum Ausfüllen erhalten. Die Formulare 3 und 4 sind ausschliesslich für die Kirchenpflegen bestimmt, die mit diesen Formularen einen Kirchenaustritt oder eine Nichtzugehörigkeit zur Landeskirche bestätigen und weitermelden. In den Formularen mussten die Zustelladressen an den Kirchenrat angepasst werden. Ausserdem werden in den Eintrittsformularen neu zusätzlich Telefonnummer und E-MailAdresse erfragt. Bei den Formularen Austritt und Nichtzugehörigkeit wird präzisiert, dass religionsunmündige Kinder nur dann mit den Eltern austreten, wenn dies ausdrücklich so bestimmt wird. Damit soll verhindert werden, dass Kinder, die gemäss Art. 24 Abs. 1 lit. b KO auch selbstständig Kirchenmitglieder sein können, beim Austritt ihrer Eltern automatisch der Landeskirche verloren gehen. www.zh.ref.ch/kircheneintritt www.zh.ref.ch/handlungsfelder/ gl/kirchenaustritt

Foto: Paul Senn, FFV, Kunstmuseum Bern, Dep GKS.©GKS

Verdingkinder – Welche Rolle spielten die reformierten Kirchen? Bis in die 1980er Jahre haben die fürsorgerischen Zwangsmassnahmen in der Schweiz viel Leid verursacht. Erst seit einigen Jahren haben die Behörden angefangen, dieses dunkle Kapitel der Schweizer Geschichte aufzuarbeiten. Welche Rolle die reformierten Kirchen in der damaligen Heim- und Verdingkinderpraxis gespielt haben, wurde bislang nie grundlegend untersucht. Die Tagung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes will diese nötige Arbeit im Rahmen einer Tagung lancieren. Sie steht allen Interessierten offen. 21. März, 9 bis 17 Uhr. Kirchgemeindehaus Paulus, Freiestrasse 20, 3012 Bern. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.kirchenbund.ch/de/verdingkinder

Von & für Gemeinden Ferien in Randolins Der Verband der Stadtzürcher Kirchgemeinden ist – im Rahmen einer Stiftung – Eigentümer des Dreisternehotels «Randolins» in St. Moritz. Die familienfreundliche Anlage am Suvretta-Hang wartet mit frisch renovierten Gästehäusern und Familienstudios auf. Mitarbeitende der Landeskirche erhalten 10 Prozent Rabatt auf Direktbuchungen der neuen Familienstudios oder der Familiensuite während der Wintersaison 2015/16. Davon ausgeschlossen ist die Periode vom 13.02. bis 28.02.2016. Randolins wurde 1954 auf Initi-

ative von Hannes Studer, damals Pfarrer in Schwamendingen gekauft und diente lange Zeit als Ferienort für Kirchgemeinden und Konfirmandenlager. Später war das Ferienzentrum im Besitz des Vereins für evangelische Heimstätten Zürich.

neu, auch für Glaubende reformierter Konfession.

Berghotel Randolins. Via Curtins 2, St. Moritz. Tel. 081 830 83 83, www.randolins.ch

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Kloster Kappel Durchkreuztes Leben Ein Kreuzweg von Sieger Köder – überraschend aktuell und

7. Februar bis 28. März, täglich geöffnet von 8 bis 22 Uhr

Die Seele wiederentdecken Der Weg zu faszinierenden Erfahrungen vom Menschsein. Annie Berner-Hürbin.

Kalligrafie – Norm und Eigen-Art Klassische Schriften individuell akzentuieren. Hansulrich Beer. 12. bis 14. Februar

Kreistänze zum Sonnenuntergang Lob der Schöpfung. Rita Kaelin-Rota. 20. bis 21. Februar

Vernissage «Flüchtlinge… wohin…» Eine Installation von Peter Heusi, Rifferswil. 28. Februar, 15.30 Uhr. Ausstellung täglich geöffnet bis 28. März, von 8 bis 22 Uhr

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Musik und Wort mit «tacchi alti» Volksmusik aus aller Herren Länder mit Musik von Berio, Bartók, Dvořák u. a. Lesungen: Pfr. Markus Sahli. 28. Februar, 17.15 Uhr

Meditative Kreistänze Frühlingserwachen. Annekäthi Aerni. 6. März

Das Zwei mal Eins der Liebe Das perfekte Paargewitter. Hans-Peter Dür. 19. bis 20. März

KlosterTage zu Ostern: Durchkreuztes Leben «... ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten». Für alle, die die Festtage individuell gestalten und gleichzeitig in Gemeinschaft verbringen möchten. Leitung: Pfr. Markus Sahli und Pfrn. Elisabeth Wyss-Jenny. 24. bis 27. März

Systematische Theologie im 20. Jahrhundert Verschiedene theologische Ansätze der neueren Theologie. Thomas Maurer. 2. bis 3. April Anmeldung: Tel. 044 764 88 30 www.klosterkappel.ch

Buchtipp: Alles hat seine Zeit sch. Als man Kurt Marti für das Patronat der Kampagne «Alles hat seine Zeit» anfragte, lehnte der damals schon über 92-jährige Theologe postwendend ab.

«Hier in meinem Pflegeheim tut man vieles, um uns zu aktivieren. Doch wenn man mich fragt, kann ich nur antworten: Ich möchte nicht aktiviert, ich möchte in Ruhe gelassen werden.» Und das bezog Kurt Marti eben auch auf jene Anfrage. Eine bezeichnende Episode für das hohe Alter, festgehalten in der Sammelschrift, die im Nachgang zu dieser Kampagne erschienen ist. Zum Glück für die Leserschaft liess sich Marti immerhin zu einem längeren Interview bewegen, in dem er schonungslos über sein hohes Alter erzählt: vom Gefühl des Verlassenseins, vom sehsüchtigen Warten auf den Tod, aber auch von den Fragen zur Theologie, zu den Bildern von Gott, die in ihm die Argumentationslust immer noch wecken. Im kleinen Büchlein kommen neben Kurt Marti noch einige Persönlichkeiten zu Wort, die Gewichtiges, Tröstendes, Ernüchterndes und Bewegendes zum Thema Hochaltrigkeit beizusteuern haben. Judith Giovanelli-Blocher, Adolf Muschg oder Leni Altwegg gehören dazu. Sie alle erzählen ungeschminkt, was es für sie heisst, im hohen Alter zu leben, Rückschau zu halten auf ein langes Leben und vorwärts zu schauen auf eine kurze Zukunkft. Ergänzt und um eine andere Perspektive erweitert werden diese Texte von Bildern und Skizzen der Malerin Vroni Grütter-Büchel. Sie hat ihre Mutter im Alter gemalt.

ten, hochintelligenten Männer mit eiskaltem Herz, wie man sie von James Bond kennt. Auch der Ort des Satzes erinnert an 007: das hochmodern ausgestattete und abgeschottete Zentrum eines Unternehmens in Zürich Binz, politisch begrüsst, da es der Stadt verspricht, auf einem Wirtschaftsfeld der Zukunft die Nase ganz vorn zu haben. Nichts fehlt, was ein Krimi dieser Tage so hat. Noch ein Krimi also von schon so vielen? Achim Kuhn ist ein deutscher Pfarrer in der Zürcher Kirche. Das macht diesen Krimi zum Sonderfall und Spezialvergnügen. Dem liebenswürdigen Hang zur allzu helvetischen Recherche verdankt das Buch viel vergnügliches Lokalkolorit. Wer Zürich kennt wird von Seite zu Seite Vertrautes entdecken, sich zu Hause fühlen, bis in Gesichter hinein ahnen, wer da Vorbild war. Plötzlich spielt man als Leser mit, weil die eigene Umgebung, auch Theologie und Kirche ihren Part haben. Der Krimi geht den brisanten Themen des Altwerdens und der Demenz nach, der Hochaltrigkeit und des Sterbetourismus, der Käuflichkeit des Lebens und der Angst vor Vergänglichkeit und Tod. Er wirft Fragen nicht moralisch und belehrend auf, sondern betroffen und nachdenklich, nachdem sich das Kriminalistische des Krimis längst ausgetobt hat. Matthias Krieg

Monika Stocker, Kurt Seifert (Hg.): Alles hat seine Zeit. Ein Lesebuch zur Hochaltrigkeit. TVZ, 2015. 128 Seiten, 24.80 Fr.

Achim Kuhn: Ewig sollst du leben. Kriminalroman. JordanVerlag, Zürich 2015. 205 Seiten, Fr. 19.80.

Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim-Ellikon 1.08.13 Bachs, 60% 1.03.15 Bäretswil, 50% 1.04.15 Bülach 1.11.14 Dübendorf 1.09.15 Herrliberg, 80% 1.07.16 Hinwil 1.04.15 Hinwil, 30%, Projektergänzungspfarrstelle

1.07.16

Neftenbach, 50%, EPS* 1.08.15 Rümlang 1.03.12 Rümlang, 30%, EPS 1.07.12 Sitzberg, 60% 1.07.16 Schlatt, 60% 1.04.15 Wetzikon 1.05.15 Winterthur Seen 1.01.15 Winterthur Stadt 1.07.16 Zell Kollbrunn, 50%, EPS 1.04.15 Zürich Affoltern, 50%, EPS 1.10.15 Zürich Albisrieden 1.12.16 Zürich Industriequartier 1.09.11 Zürich Industriequartier, 50%, EPS 1.09.11 Zürich Oberstrass, 50 % EPS 1.05.16 Zürich Wollishofen, 20%, EPS 1.08.13 *Ergänzungspfarrstelle

Weitere Stellen für kirchliche Berufe im Web Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stelle

Buchtipp: Ewig sollst du leben Was ist schon dieses bisschen Geld gegen so viel mehr Leben. Wir besiegen die Vergänglichkeit, den Verfall des Körpers. Wir schenken Leben. Was wie ein Werbespot klingt, ist das ethische Thema, eingewoben in die klassische Struktur eines Kriminalromans. Der diese Sätze sagt, ist das Superhirn des Bösen, einer dieser aalglat-

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Alles über Zürich Porträt /

Stadtführerin Heidi Metzner weiss so ziemlich alles über Zürich – seit neuestem auch, wie man die Kleinsten in der Kirche zum Singen bringt. Von Christian Schenk

Es gibt wahrlich angenehmere Ausgangslagen für eine Stadtführung als die heutige: Das Wetter ist eisig, die Strassen sind mit Einkaufstouristen überfüllt und das Publikum ist eine GymiKlasse aus dem Welschen, deren Lehrerin die Tour – pädagogisch wertvoll – auf Deutsch gebucht hat. Heidi Metzner schart die Klasse unter dem grossen Engel im Zürcher Hauptbahnhof ein erstes Mal um sich und erzählt von den ersten Dampfeisenbahnen, die hier Ende des 19. Jahrhunderts ein- und ausgefahren sind. Die Stadtführerin spricht langsam und begleitet ihre Sätze mit grossen Gesten und bühnenreifer Mimik. Das zappelige Publikum spitzt tatsächlich die Ohren und lässt sich von Heidi Metzner mit charmanten und pikanten Episoden in die Gründerzeit von Zürich zurück versetzen: Hier seien damals brave protestantische Zürcher in den Zug nach Baden gestiegen, um im katholischen Bade- und Kurort einmal tüchtig «die Sau rauszulassen». Die Teenager schmunzeln und folgen nach dem ersten Exkurs bereitwillig zum nächsten Posten, der weitere verführerische Geschichten verspricht: das Schaufenster der Confiserie Sprüngli.

Für Shopper und Jogger Dass Heidi Metzner die Tonart trifft und ihre Stadt auch unter erschwerten Bedingungen zu vermarkten weiss, hat mit viel Erfahrung in diesem Metier zu tun. Die Mutter zweier Söhne im Kinnotabene

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dergartenalter hat ein Diplom der Tourismusfachschule im Sack, arbeitete bei Swissair und Swiss, führte internationale Ferien-Touren und machte sich vor einigen Jahren zusammen mit einer Kollegin selbständig als Stadtführerin in Zürich. Das Zwei-Frau-Unternehmen bietet neben den klassischen Stadttouren auch Shopping- oder Joggingrundgänge an, zeigt Neuzuzügern die Vorzüge ihres neuen Reviers oder Nachtschwärmern die Ausgehmeilen der Stadt. Beim Präsentieren und Inszenieren ihrer Touren profitiert die Zürcher Unterländerin mit brasilianischen Wurzeln auch von ihrer langjährigen Bühnenerfahrung bei der erfolgreichen Theatergruppe Take Five.

Singen mit Müttern und Kindern Kommt Heidi Metzner mit einer Gruppe an einer der Stadtkirchen vorbei, kann sie nicht nur deren kunstgeschichtlichen Merkmale erklären, sondern weiss auch News und eigene Erfahrungen vom Innenleben der Zürcher Kirche zu berichten. Nach der Geburt ihrer Söhne kam sie nämlich vor vier Jahren wieder näher in den Kontakt mit ihrer Kirchgemeinde. In Zürich-Balgrist besuchte sie das Eltern-Kind-Singen und entschloss sich bald dazu, solche Anlässe selbst mitzuleiten. Nach dem Abschluss des dafür angebotenen Leiterkurses bringt sie nun Mütter mit ihren Kleinen in Zürich-Balgrist und Zürich-Matthäus regelmässig zum Singen und knüpft mit am Bezie-

Ob Dutti, Sprüngli oder Zwingli: Heidi Metzner weiss Bescheid und führt liebend gern durch ihre Stadt.

hungsnetz, das junge Eltern in den Stadtquartieren miteinander verbindet und im Alltag trägt.

Tipps für Teenies Heute gilt es allerdings, die Teenager weiter bei Laune zu halten. Die Gruppe macht Halt in der Schlüsselgasse vor dem St. Peter. Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler ist hier geboren und Anhaltspunkt für ein Kapitel Wirtschaftsgeschichte, das auch für Kids aus der Romandie von Interesse ist. Kurz und träf muss es allerdings sein, Heidi Metzner weiss es. Es ist bitterkalt, und mit der Dämmerung schieben sich bei den jungen Gästen die Pläne für die Nacht in der fremden Stadt vor das Interesse an der Vita von Dutti. Heidi Metzner hat dafür Verständnis – mehr noch: Sie entlässt die Schar kurze Zeit später am Weihnachtsmarkt im Niederdorf mit guten Wünschen und mit einer ganzen Reihe von heissen Tipps für einen gelungenen Ausgang in der Zwingli-Stadt.

Eltern-Kind-Singen Die Landeskirche bietet regelmässig Eltern-Kind-Leiterausbildungen an. Leitung: Marianne Barth, Musikpädagogin. Der nächste Kurs startet am 2. September. Infos und Anmeldung: annemarie.huber@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 76.

Zürich erkunden Unterwegs mit Heidi Metzner: www.visitzurich.ch

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AZB CH-8001 Zürich P. P. / Journal Post CH AG

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig als Mitglieder in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Herausgeberin Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Abteilung Kommunikation (kom), Hirschengraben 7, 8001 Zürich Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Tel. 044 258 92 97, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat franziska.schellenberg@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Autorinnen und Autoren Nicolas Mori (mo). Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 2/2016 (März, Woche 10) Nr. 3/2016 (April, Woche 14) Redaktionsschluss: am 15. des Vormonats «notabene» im Web www.zh.ref.ch / notabene

Titelbild: Grossgruppenkonferenz zur neuen Struktur der Kirchgemeinde der Stadt Zürich. Foto: © Reformierter Stadtverband

Absender: notabene Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Evang.-ref. Landeskirche, Kommunikation Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Mehr zum Drehbuch des geplanten Zwingli-Spielfilms lesen Sie ab Seite 10.


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