notabene 1/2012

Page 1

Nr 1 / Februar 2012 Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche

Auf Kurs mit neuen Segeln «notabene» im neuen Look der Landeskirche Seite 7

Seite 10

Popmusik ist nicht unheilig...

Herzerwärmende Werte

...aber der Groove im Gottesdienst will gelernt sein

Wertedebatte und Herzlichkeits-Offensive an den Kirchenpflegetagungen


Editorial / Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser, Sie halten die erste Ausgabe unserer Mitarbeitendenzeitschrift in Händen, die im neuen Erscheinungsbild der Landeskirche gestaltet ist. Wir freuen uns, dass nun auch das «Flaggschiff» der internen Kommunikation im neuen Kleid daherkommt. Gleichzeitig haben wir die Gelegenheit

werden, denn wir können und wollen es uns nicht leisten, bestehende Vorräte an Broschüren und Drucksachen einfach zu entsorgen, weil das Corporate Design nicht mehr stimmt. Seit Jahresbeginn wird in den GKD aber nichts mehr im alten Erscheinungsbild produziert. Insgesamt dauert der Umsetzungsprozess in den GKD schon über ein halbes Jahr. Rechnet man den Aufschalttermin des Internetauftritts der Landeskirche im Dezember 2010 dazu, ist es sogar mehr als ein Jahr. Was nach fehlendem Durchsetzungswillen oder mangelnder Organisation aussehen könnte, hat durchaus System: Die Landeskirche hat nicht die Kapazitäten, eine solche Umstellung über Nacht vorzunehmen. Die Schritt-für-Schritt-Umsetzung entspricht unseren Möglichkeiten. Das Gleiche gilt auch für die Kirchgemeinden: Es besteht nicht nur eine fünfjährige Frist – was einige für viel zu kurz und andere für unprofessionell lang halten –, bis die Umstellung erfolgt sein muss, sie kann zudem auch gestaffelt erfolgen. Sie können dort beginnen, wo ein Produkt, z.B. der Internetauftritt oder die Neuzuzügerbroschüre, ohnehin neu konzipiert werden muss oder wo vielleicht – wie beim Briefpapier – der Vorrat zur Neige geht. Die Einführung des neuen Erscheinungsbildes war von zahlreichen theologischen, ästhetischen und formalen Debatten begleitet, in denen auch Skepsis zum Ausdruck kam. Umso mehr hat uns die ebenfalls vorhandene Begeisterung gefreut. Regelrecht überrascht worden sind wir vom Ansturm umsetzungsfreudiger Kirchgemeinden (S. 3). Das macht uns Mut, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen!

«Jetzt kommt auch das Flaggschiff der internen Kommunikation im neuen Kleid daher» genutzt, um ein paar generelle Anpassungen vorzunehmen: Durch eine grosszügigere Gestaltung wird die Lesefreundlichkeit erhöht, beispielsweise durch die veränderten Spaltenbreiten. Die bewährte Aufteilung in einen Aktuell-, einen Hintergrund- und einen Service-Teil bleibt bestehen, wird aber konsequenter gehandhabt. Mit der Umstellung von «notabene» ist die Umsetzung des neuen Erscheinungsbildes in den Gesamtkirchlichen Diensten (GKD) weitgehend abgeschlossen. Was noch fehlt, sind Gebäudebeschriftungen und spezielle Varianten in der Anwendungs-Software. Das heisst nun nicht, dass Sie keine Produkte im alten Erscheinungsbild mehr erhalten 2

Aktuell

Kurznachrichten 3–7

Kolumne «Wer’s glaubt» 5

Brennpunkte

«Popmusik ist nicht unheilig»: Der Groove der neuen Kirchenmusik 7–9

«Mehr Lehrstellen, bitte!» Wie Kirchgemeinden jungen Menschen eine Berufschance eröffnen 9

Umarmungen und andere Wertsachen – Wertedebatte an den Kirchenpflegetagungen 10 – 11

Rubriken

Themen und Termine 12 – 14

Stellenmarkt 14

kreuz & quer: Networking hinter dem Bachtel 15

Denkzettel / Impressum 16

Nicolas Mori, Leiter Kommunikation notabene

1 / 2012


Erscheinungsbild /

sch. Über vierzig Kirchgemeinden im Kanton Zürich arbeiten bereits mit dem neuen Erscheinungsbild der Landeskirche. Rund Zweidrittel der 180 Gemeinden haben mit der Planung begonnen, um sich das neue Kleid für die eigenen Bedürfnisse masszuschneidern. Das ist der Stand neun Monate nach der Einführung der neuen Vorgaben des Corporate Design (CD) der Landeskirche. Fünf Jahre haben die Gemeinden Zeit, sich mit dem neuen Kleid der Landeskirche vertraut zu machen. Dutzende haben sich aber regelrecht ins neue Tenue gestürzt. Der Fachbereich Kommunikation, der die Gemeinden bei der Umstellung berät, hat alle Hände voll zu tun. Bereits in den ersten Monaten besuchten fast 100 Mitarbeitende und Behördenmitglieder aus den Zürcher Gemeinden die Einführungskurse für die CD-Umstellung. Mittlerweile stehen ne-

Illustration: Daniel Lienhard

Frischer Wind und neue Segel

Das Schiff der Landeskirche neu getakelt. Die Fahrtrichtung bleibt.

ben dem Manual Vorlagen für Flyer, Plakate, Briefe und Präsentationen bereit. Die neue Wortmarke ist dabei das augenfälligste Markenzeichen. Sie bildet in ihrer einheitlichen Erscheinung die Klammer zur Landeskirche und betont gleichzeitig den Ortsnamen der Kirchgemeinde. Times und Neue Helvetica (resp. Arial) geben den Texten der Kirche ein einheitliches Gesicht. Die Umstellung wird auch in den Gesamtkirchlichen Diensten der Landeskirche schrittweise vollzogen: Die Website zh.ref.ch trägt den Look seit

Budget 2012 / Kirchensynode

sch. Der Kirchenrat hat seinen Sparkurs im Voranschlag 2012 fortgesetzt und sowohl bei den eigenen Posten wie auch bei den Beiträgen nochmals den Rotstift angesetzt. Die Kirchensynode ist ihm an ihrer letzten Sitzung am 6. Dezember gefolgt und hat Gegenanträge auf Sparverzicht abgelehnt: Auf Antrag der Synodalen Rita Famos, Uster, diskutierte die Kirchensynode am Beispiel des Kantonalverbandes des Blauen Kreuzes, ob der jährliche Beitrag von 30 000 Franken ganz gestrichen werden soll, nachdem er schon für 2011 halbiert worden war. Famos gab zu bedenken, dass der Alkoholismus immer noch das Suchtproblem Nummer 1 sei. Kirchenrätin notabene

1 / 2012

Dezember 2010, bereits umgestellt sind auch Jahresbericht und Briefschaften und seit dieser Nummer auch die Mitarbeitendenzeitschrift «notabene». Sämtliche neuen Druckerzeugnisse verwenden seit dem Jahreswechsel die neuen Vorgaben des CD. Printprodukte im alten Erscheinungsbild werden aber nicht vernichtet, sondern aufgebraucht. Kontakt und Beratung: Simone Strohm, Öffentlichkeitsarbeit Kirchgemeinden. Tel. 044 258 92 15. simone.strohm@zh.ref.ch. Vorlagen auf: zh.ref.ch/kommunikation

bleibt auf Sparkurs

Gysel entgegnete, dass überall in der Landeskirche gespart werde, bis an die Schmerzgrenze beispielsweise auch in der Spitalseelsorge. Die Kirchenrätin hielt ausserdem fest, dass das Blaue Kreuz in Form von Kollekten aus den Kirchgemeinden weiterhin Geld von der Landeskirche bekomme. Die Synodalen folgten dieser Argumentation und bestätigten die Streichung des Beitrags, obschon das Budget 2012 der Zentralkasse einen Ertragsüberschuss von rund 2,4 Mio. Franken vorsieht. Unberücksichtigt ist bei diesem Betrag aber die schwierige Situation bei der Beamtenversicherungskasse (BVK), deren Sanierung die Landeskir-

che in den kommenden Jahren voraussichtlich mehrere Millionen Franken kosten könnte. Zum vorgesehenen Ertragsüberschuss trug auch bei, dass ein Antrag des Kirchenrates – nicht mehr benötigte Rückstellungen über zwei Mio. Franken in einen Fonds zu geben – abgelehnt wurde. Der Fonds sollte für Lohnmassnahmen verwendet werden. Die nächste Synodensitzung findet am 13. März statt. Haupttraktandum ist die Zukunft von Boldern, beziehungsweise die Integration des Studienbereichs in die Gesamtkirchlichen Dienste. Beginn: 8.15 Uhr, Rathaus Zürich.

3


wem gehören eigentlich die Lutheraner?

Foto: PiIXELIO

Kircheneintritt / Zu

sch. Was tun eigentlich deutsche Zuwanderer in Sachen Kirchenmitgliedschaft in der Schweiz? Anders als in Deutschland erfolgt eine Kirchenmitgliedschaft nicht automatisch durch die Einwohnerkontrolle. Für die Katholiken unter den Einwanderern ist die Sache klar: römisch-katholisch bleibt auch in der Schweiz römisch-katholisch. Wohin wenden sich aber die evangelischen Zuzüger, um sich am neuen Wohnort auch kirchlich zu beheimaten? Innerhalb der Evangelischen Kirche Deutschlands finden sich verschiedene Konfessionen: Lutherische, reformierte und unierte Kirchgemeinden. Unierte Kirchgemeinden sind Zusammenschlüsse aus ursprünglich reformierten und lutheri-

schen Gemeinden. Vielen Deutschen ist diese Unterscheidung kaum mehr bewusst. Vielfach begnügt man sich dort mit dem Etikett: Evangelisch. In der Schweiz ist die Situation eine andere: Hier hat sich die reformierte Tradition nach den Lehren der Schweizer Reformatoren durchgesetzt. Die Lutheraner bilden in der Schweiz eine sehr kleine Minderheit. Eine Lutherische Kirche gibt es in der Stadt Zürich. Sie zählt rund 1500 Mitglieder (www.luther-zuerich.ch). Wer sich der lutherischen Kirche, vor allem auch mit ihren liturgischen Eigenheiten, verbunden fühlt, schliesst sich hier an. Wenn sich Zuzüger aber als evangelisch empfinden und nicht explizit am lutherischen Bekenntnis hängen, ist es sinnvoll, sich bei der Einwohnerkontrolle als evangelischreformiert eintragen zu lassen und die Kirchenmitgliedschaft in der Kirchgemeinde am Wohnort zu beantragen.

Renovation Kloster / Kappel

4

wird vom Schweizer Hotellerieverband mit dem Label «unique» zertifiziert. Die in die Jahre gekommenen Gästezimmer des Hotels genügten den Bedingungen für eine Unique-Zertifizierung nicht mehr, weshalb auch die einer Erneuerung unterzogen wurden. Die Investitio-

Infos unter: zh.ref.ch/kommunikation/ Projekte. Formulare für den Kircheneintritt: zh.ref.ch/kircheneintritt

nen in diesem Bereich beliefen sich auf 970 000 Franken. Zur Wiedereröffnung lädt das Kloster Kappel am 26. Februar zu einem «Kappeler Sonntag» ein. Die Gäste erwartet ein farbiges Programm mit einem Gottesdienst, Führungen durch die erneuerten Bereiche, einem Konzert und einer Vernissage. Infos unter Tel. 044 764 88 10, oder www. klosterkappel.ch Foto: zVg

sch. Sieben Wochen war das Kloster Kappel wegen Bauarbeiten geschlossen. In dieser Zeit wurden die Hotelküche renoviert und die 74 Gästezimmer neu möbliert. Am 26. Februar wird das Bildungshaus wiedereröffnet. Für Hotelküchen wird mit einer Lebensdauer von 15 Jahren gerechnet. Die Klosterküche war fast 30 Jahre alt. Höhere Gästezahlen sowie die heute üblichen Ansprüche an eine gepflegte Speisekarte sowie die Vorschriften betreffend Hygiene und Arbeitssicherheit waren weitere Gründe für die Sanierung. Für die Renovation der Hotelküche und des Klosterkellers, des eigentlichen Restaurants des Klosters Kappel, wurden 2.8 Mio. Fr. investiert. Das Kloster Kappel

kocht modern

Dies entspricht auch dem gängigen deutschen Kirchgemeindeprinzip. Nur dann können sie die kirchlichen Handlungen vor Ort beanspruchen. Aus theologischer und kirchenrechtlicher Sicht ist dieser Schritt unproblematisch: Lutherische und reformierte Kirchen anerkennen gegenseitig die volle Kirchengemeinschaft. Der Kirchenrat hat die Einwohnerkontrollen der Gemeinden über diese Regelungen für lutherische Neuzuzüger informiert. Einzelne Kirchgemeinden sind in dieser Sache auch selber aktiv geworden und informieren evangelische und lutherische Einwanderer aus Deutschland in ihrer Gemeinde direkt. Wallisellen hat eigens ein Informationsblatt dafür entworfen.

Gastronomie wieder auf dem neusten Stand: Die Hotelküche im Kloster ist frisch renoviert.

notabene

1 / 2012


Leserbrief zur Milieustudie /

Mitglieder sind keine Kunden

Zum Erbe unserer reformierten Tradition gehört die Betonung des Wertes des Einzelnen, des Individuums. Neuerdings haben Vordenker unserer Kirche ein Marketing-Instrument entdeckt, das die Mitglieder unserer Kirche als Kunden (und damit als Mittel zum Zweck) betrachtet und sie als Typen zusammenfasst. Das ist für eine reformierte Kirche fragwürdig. Die Rede ist von den Milieus, in die das Markt- und Sozialforschungs-Unternehmen SINUS die Gesellschaft seit dreissig Jahren unterteilt. Von diesem Instrument und den Ergebnissen der bei diesem Institut in Auftrag gegebenen «Milieustudie zh.ref.ch» versprechen sich die Promotoren offensichtlich Orientierung, mannigfaltige Besserung und höhere Milieusensibilität («notabene» 10/2011). Mit Interesse, aber ohne die geringste Überraschung habe ich in der Presse von den Ergebnissen der Sinusstudie gelesen: Nur in wenigen Milieus ist die Kirche fester Bestandteil des Lebens – wer hätte das zu vermuten gewagt! Christoph Wehrli schreibt am Schluss seines Be-

richts in der «NZZ»: «Die beziehungsstiftende Rolle der Kirche gilt zwar als zentral. Aber die christliche Deutung der Milieus wie überhaupt die theologische Ausgestaltung und Begrenzung des Marketingmodells bleibt offenbar vorerst den Anwendern überlassen.» Ich stelle fest: Kritiklos, ohne klärende Debatte wird ein fragwürdiges Instrument empfohlen und unter der Hand in laufende Verfahren eingeführt. Wie ich erfahre, soll bis im Sommer ein Begleitband zur Milieustudie erarbeitet werden, der Kirchgemeinden und Berufsleute anleiten soll, dieses Instrument auch zu benutzen. Kirchenratspräsident Michel Müller sagt in «reformiert.»: «Wir haben bewusst ein mehrstufiges Verfahren gewählt. So können sich die Leute neugierig darauf einlassen. Auch bietet sich dadurch noch ein halbes Jahr Zeit, um Detailverbesserungen an der Studie vorzunehmen.» Ich frage mich, was mit Detailverbesserungen gemeint sein könnte und stelle zweitens fest: Dem Publikum wird die Studie nur in kommentierter und «verbesserter» Form zugemutet. Da hört man zwar: «Selber denken – die Reformierten». Aber man bekommt den Eindruck, als Esel eingeschätzt zu werden. Paul Leuzinger (Reflexionsgruppe a-sinus) Diskutieren Sie mit! Senden Sie Ihre Anregungen, Kritik und Leserbriefe an: notabene@zh.ref.ch

Interreligiöser Runder Tisch / «Mit

Multikulti

lässt sich gut leben» «Die Schweiz ist heute unwiderruflich multikulturell und multireligiös. Und die Bevölkerung lebt gut damit.» Diese Bilanz zieht der Interreligiöse Runde Tisch im Kanton Zürich und ruft in seinem Neujahrsbrief dazu auf, die Gastfreundschaft zwischen den Menschen verschiedener Religionen aufrechtzuhalten und zu verstärken. Die Vertreter von christlichen, muslimischen, jüdischen und buddhistischen Religionsgemeinnotabene

1 / 2012

schaften im Kanton Zürich unter dem Vorsitz von Kirchenratspräsident Michel Müller zeigen sich überzeugt davon, dass Ängste durch menschliche Begegnungen und mehr Wissen übereinander abgebaut werden können. Das Befremden gehöre beim Befreunden aber durchaus dazu.

«Wer’s glaubt …» Kolumne /

Wahre Religion findet man im Jeansladen Die Frage ist geklärt! Nach Jahrhunderten voll Theologengezänk, Bibliotheken voll Papier wissen wir, welches die wahre Religion ist. Wer hätte das vorgestern gedacht? Als Taliban die Buddhas von Bamyan sprengten, Islamisten ägyptische Christen ausräucherten? Wer hätte gedacht, dass ohne Konferenzen sich offenbaren könnte, welche Religion die wahre ist? Nun wissen wir es: Sie heisst «True Religion» und sie ist eine Jeansmarke! Man kann sie anziehen, wenn der Body passt. Dann kleidet sie. Man kann sie sich zur zweiten Haut machen, wenn der Bodymassindex stimmt. Dann verkörpert sie sich. Man kann sie anziehend auf der Strasse tragen, wenn das Label sichtbar bleibt. Dann folgen ihr die Blicke. Wahre Religion ist die angesagte Passform, ob straight leg (CHF 699) oder skinny (CHF 509). T Teure Männermodelle, zugegeben. Aber eine Religion zu haben, war schon immer teurer, als keine zu haben. Und erst noch eine echte True Religion? Wer würde in seiner Freude nicht hingehen und alles verkaufen, was er hat (Mt 13,44 – 45)? True? Echt? Was ist echt in einer Welt voller Fälschungen? Was zählt wirklich, wenn alles möglich scheint? Was hält sein Versprechen in einem Äther, der vor Gequassel niemals schweigt? Weniger um wahre Religion geht es, die man sich aussucht, wie heute alles wählbar und konsumierbar ist. Eher um Sehnsucht nach Echtheit, nach Verlässlichem und Währendem, nach einer Haut, in der man gerne steckt und mit der man sich gerne zeigt. Oder gar eine Sehnsucht, mit Unvergänglichkeit bekleidet zu werden (1Kor 15,53)? Der Denim zerfällt, das Label verblasst. Angesagt ist Echte Religion. Matthias Krieg

Alle Infos auf: www.rundertisch.ch

5


Öffentlichkeitskampagne /

Wie gut war das Glücksspiel wirklich? sch. Das Kirchenglücksspiel war ein Erfolg. Dieses Fazit zogen die Verantwortlichen der Öffentlichkeitskampagne bereits im letzten Herbst (vergl. «notabene» 8/2011). Die reinen Nutzungszahlen stellten der Kampagne ein gutes Zeugnis aus: 136 000 Mal versuchten Menschen mit den ausgeteilten oder elektronischen Losen das Glück – nicht für sich selbst, sondern für Projekte der Kirchgemeinden. Mit einem Rücklauf von 13 Prozent der verteilten Lose hat die Kampagne ihre Ziele im Vergleich zu üblichen Werten bei solchen Werbeaktionen übertroffen. Neben der quantitativen Auswertung liegt jetzt auch eine Gesamtanalyse der Kampagne vor. Darin kommen auch die beteiligten Gemeinden zu Wort. Von den 140 Kirchgemeinden aus den vier Kantonalkirchen, die bei der Kampagne mitgemacht haben, haben 83 an der

Gemeinden ziehen Bilanz: Kosten-Nutzen-Bilanz gut; Timing und Standaktionen eher mässig.

Umfrage teilgenommen. Sie geben der Aktion gesamthaft die Note 4,6 (auf einer Skala von 1 bis 6). Als gut taxierten die Teilnehmenden die Informationsbroschüre und die Unterstützung durch die Informationsdienste bei der Planung und Durchführung der Kampagne. Nicht überall überzeugend war das Timing der Aktion: Durch den späten Einstieg der Landeskirchen Bern-Jura-Solothurn und Zürich im Herbst 2010 war der Zeitraum für die Vorbereitung für die Kirchgemeinden zu knapp. Mässig beurteilten die Kirchgemeinden auch den Erfolg der Standaktionen (Note

4,1). Auf die Frage «Würden Sie bei einer nächsten Kampagne wieder mitmachen?» sagten die Kirchgemeinden im Durchschnitt «eher ja». Ein positives Fazit zogen die Verantwortlichen aus der Kosten-NutzenRechnung: Für einen bescheidenen Aufwand von insgesamt 200 000 Franken hat die Kampagne eine sehr grosse Wirkung entfaltet. Vor allem auch das Echo in den Medien kann sich sehen lassen. Der Schlussbericht kann bestellt werden unter info@zh.ref.ch

für Kloster Mor Gabriel überwiesen

«reformiert.» / Felix Reich

sch. Die Landeskirche hat dem Kloster Mor Gabriel in Ostanatolien 73 000 Franken Spendengelder überwiesen. Der Betrag dient der Unterstützung des Klosters für seine Aufwendungen rund um die Gerichtsverfahren, die gegen das 1600-jährige Kloster laufen. Seit Jahren wird gegen das assyrische Kloster in der Türkei prozessiert und seine Legitimität in Frage gestellt («notabene» 7/11). Die Landeskirche hat letztes Jahr ein Sammelkonto für Spenden und Kollekten eingerichtet. Bis Oktober 2011 gingen Spenden in der Höhe von über 100 000

kom. Felix Reich, Sohn des ehemaligen Kirchenratspräsidenten Ruedi Reich, übernimmt ab April die Leitung der Zürcher Redaktion von «reformiert.» Felix Reich war seit 2002 Redaktor beim Winterthurer «Landboten». Er studierte an der Universität Zürich Germanistik, ist 34 Jahre alt, verheiratet, hat eine Tochter und wohnt mit seiner Familie in der Stadt Zürich. Felix Reich übernimmt die Stelle von Jürgen Dittrich, der nach zwei Jahren als Leiter die Redaktion in Zürich verlässt. Jürgen Dittrich kehrt in den Pfarrberuf zurück.

Bedrängte Christen / Spendengelder

6

Franken ein. Neben dem Betrag für die Gerichtskosten hat der Kirchenrat weitere je 10 000 Franken für einen Ausbildungsfonds für Jugendliche und für den Bau einer Solar-Heizung im Kloster gesprochen. Drei von vier Prozessen hat das Kloster im Tur Abdin im vergangenen Jahr letztinstanzlich verloren. Damit fallen rund 90 Prozent des Klostergrundstücks an den türkischen Staat. Das Kloster hat dagegen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg Klage eingereicht.

neuer Chef

notabene

1 / 2012


Foto: sch

Bach oder Pop? Beides! Kirchenmusiker Eugenio Giovine bringt neuen Groove in die Zwinglikirche.

Kirchenmusik /

«Pop ist nicht unheilig» Pop- und Jazzmusik sind in reformierten Gottesdiensten willkommen. So steht es in den Legislaturzielen des Kirchenrates. Damit die Soundqualität stimmt, setzt die Landeskirche auf gute Ausbildung. Die Reformierten auf dem Weg zu einem neuen Groove. Von Christian Schenk

«‹Du bist heilig› kann man auch im Bossa-Nova-Stil singen», sagt der Kirchenmusiker Eugenio Giovine und greift in die Tasten des schwarzen Flügels in der Zwinglikirche. Die Bänke sind leer, und durch die runden Fenster fällt nur noch Dämmerlicht. Und trotzdem füllt sich der Kirchenraum jetzt mit südlicher Sonne und brasilianischer Wärme. Eunotabene

1 / 2012

genio Giovine gleitet über die Tastatur, singt den Refrain mit sicherer Stimme und stampft den jazzigen Rhythmus mit seinem Fuss dazu. Der Kirchenliedklassiker ist kaum wiederzuerkennen. Er hat seine majestätische Würde eingebüsst und wiegt sie dafür mit Lebendigkeit und Lebensfreude auf. «Popmusik ist weder heilig noch unheilig», sagt der

Kirchenmusiker und Chorleiter, «sie hat die gleiche Berechtigung, im Gottesdienst gespielt zu werden, wie ein Orgelstück von Bach». Das gelte auch für andere Musikstile, von Volksmusik über Jazz, zu Rock und Hip-Hop – das alles dürfe in der Kirche vorkommen. Sagts und stimmt ein in ein «Nada te turbe», das mit einem Salsa-Groove unterlegt ist 7


und schon wieder vielmehr in die Beine geht, als man dies einem Kirchenlied zutraut.

Kein Abgesang auf die Orgel Spielt hier jemand die klassische Kirchenmusik an die Wand? Singt hier einer am Flügel mit Popmelodien und Jazzrhythmen den Abgesang auf Orgel und Choral? Eugenio Giovine winkt ab. Der Mann, der hier am Flügel sitzt, ist selber Organist mit Konzertdiplom und seit Jahren Kantor und Kirchenmusiker mit Leib und Seele. Daran ändert auch sein späteres Studium an der Jazzschule nichts. Musikstile gegeneinander auszuspielen ist seine Sache nicht. Heute allerdings ist er quasi von Amtes wegen Fürsprecher für den vermehrten Einzug neuer Musik in die Kirche. Eugenio Giovine ist Mitarbeiter der Landeskirche im Fachbereich Musik und damit betraut, Popular- und Jazzmusik in die Zürcher Kirchen zu bringen – ein bereits vor vier Jahren ausdrücklich formuliertes Legislaturziel des Kirchenrates.

Popmusik ist ich-bezogener Bei der Umsetzung gilt es zahlreiche Hürden zu nehmen. «Pop und Jazz sind ursprünglich ja nicht für die Kirche geboren», sagt Eugenio Giovine. Damit die neuen Klänge in die Kirche passen, müssten auch die Texte stimmen. Man müsse sich auch bewusst sein, dass Pop-

musik ich-bezogener funktioniere und weniger die Gemeinschaft im Auge habe. Dafür sei sie näher bei den Leuten, im wahrsten Sinne des Wortes: Klavier und Band sind im Kirchenschiff mitten in der Gottesdienstgemeinde und nicht abgehoben auf der Empore. Das heisst für die Kirchenmusiker auch, sich mehr zu exponieren, sich direkter in den Gottesdienst einzubringen, «und das in einer neuen musikalischen Sprache, die man von Grund auf lernen muss», sagt Giovine. Für die Werke von Bach habe er Jahre des Studiums und der Übung gebraucht. Um Popmusik mitreissend spielen zu können, brauche es auch ein entsprechendes Engagement. «So simpel, wie einige Leute meinen, ist gute Popmusik eben nicht.» Eugenio Giovine plädiert deshalb für eine gute Schulung, damit die neue Musik im Gottesdienst auch funktioniert. Im Rahmen seines Auftrags für die Landeskirche bietet er hier selbst auch Unterrichtsstunden an. Seit kurzem können Kirchenmusiker ausserdem an der Zürcher Hochschule der Künste eine zweisemestrige Diplomweiterbildung für Pop- und Jazz-Musik in der Kirche absolvieren (siehe Kasten). Wenn Pop, dann professionell, ist das Credo. Dafür hätten die Leute nämlich ein sehr feines Gespür, sagt Giovine. Ins Wippen kommt man nur, wenn der Groove stimmt.

Jazz- und Popklänge sind im Gottesdienst willkommen. Der neue Groove will aber gelernt sein.

8

Diplom für Jazz und Pop in der Kirche Für Kirchenmusiker besteht seit letztem Jahr die Möglichkeit, sich in einem CAS-Lehrgang für Jazz und Pop weiterzubilden. Der Diplomkurs, getragen von der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und der Zürcher Landeskirche, richtet sich an diplomierte Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker. Ziel der zweisemestrigen Ausbildung ist die Erweiterung der Kompetenzen im Jazz- und PopBereich. Infos: Beat Schäfer, Fachstelle Musik, Hirschengraben 50, Zürich oder ZHdK: Sekretariat Weiterbildung Musik. Tel. 043 446 51 78. Der nächste Kursstart ist auf Ende August 2012 geplant.

Kernliederliste zum Gesangbuch Egal ob poppig oder klassisch: Singen gehört zur Kirche, und besonders zur reformierten. Die Palette ist breit – von mittelalterlichem Gregorianik-Feeling über die klassischen Choräle aus der Reformationszeit, bis zu groovigen neuen Geistlichen Liedern. Singen heisst aber auch: zusammen singen. Und dazu braucht es bei aller Vielfalt eine Verständigung über ein Repertoire, damit die Gemeinsamkeit eine Chance hat. Dafür wurde eine Kernliederliste konzipiert: Sie will mit insgesamt 50 Liedern als Einstiegsplattform dienen und als Einladung, sich auf das Gesangbuch einzulassen: Wer diese Lieder lernt, hat die Chance, ihnen wieder zu begegnen und damit am Zusammen-Singen teilzuhaben. Die Kernliederliste gibts als Poster und Buchzeichen und als Pdf unter: www.kernlieder.ch

notabene

1 / 2012


«Das Beste, was man den Jungen anbieten kann»

Lehrstellen /

Rund ein Dutzend Kirchgemeinden im Kanton Zürich bilden Lehrlinge aus. Es dürften ruhig doppelt so viele sein, findet Manfred Fasel. Als Geschäftsführer des BerufslehrVerbunds Zürich kämpft er für die Integration von Jugendlichen ins Berufsleben und weibelt für die Schaffung von Lehrstellen. Von Christian Schenk

Kevin Meichtry schliesst diesen Sommer seine Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt ab. In den vergangenen drei Jahren hat der 19-Jährige sein Metier in der Kirchgemeinde Seuzach gelernt. Gartenpflege, Unterhalt von Heizungs-, Sanitär- und Elektroanlagen, Reinigung: In all diesen Bereichen hat ihn sein Lehrmeister, Thomas Schuppisser, eingeführt. «Heute arbeitet Kevin selbständig. Er ist mir eine grosse Hilfe», sagt Schuppisser. Der Hauswart der Kirchgemeinde hat sich vor drei Jahren persönlich dafür eingesetzt, dass man einen Lehrling einstellt. Bis dahin war das in Seuzach noch kein Thema. Im Berufslehr-Verbund Zürich (BVZ) ist man froh, dass reformierte Kirchgemeinden im Kanton in den letzten Jahren mehr Lehrstellen geschaffen haben. Nicht nur für Fachpersonen Betriebsunterhalt, sondern auch für Büroassistentinnen. Gegenwärtig sind es 13 Auszunotabene

1 / 2012

bildende, die in Zürcher Kirchgemeinden eine Lehre machen. Dazu kommen die KV-Lehrstellen, die die Gesamtkirchlichen Dienste anbieten und die Lehrstellen für Köche und Betriebspraktiker im Kloster Kappel. Manfred Fasel, Geschäftsführer des BVZ, hofft aber auf Zuwachs. Die Zahl dürfe ruhig verdoppelt werden, findet er. Schliesslich ist er es, der jedes Jahr Dutzende Schulabgängerinnen und Schulabgänger zu betreuen hat, die trotz Vermittlung des Verbundes keine Stelle finden. «Das Beste, was man einem jungen Menschen anbieten kann, ist doch eine Lehrstelle», sagt Fasel.

Mehr als Goodwill Dass die Schaffung von Lehrstellen nicht nur ein Akt des Goodwills ist, kann man sich in Seuzach bestätigen lassen. Die Erfahrungen mit dem jüngs-

ten Mitarbeiter seien für die ganze Gemeinde positiv, betont Thomas Schuppisser. Kevin Meichtry vermöge als Berufsmann zu überzeugen, und er werde auch als Mensch sehr geschätzt. Nebst dem fachlichen Können zählt im Hausdienst einer Kirchgemeinde die soziale Kompetenz. Man arbeitet eng mit dem Pfarrteam, Diakonen, Katechetinnen und Sigristen zusammen, assistiert in der Kirche bei Hochzeiten und Abdankungen und im Gemeindesaal an Konzerten und kirchlichen Anlässen. Und wie steht es mit dem Betreuungsaufwand für einen Lernenden? «Das gibt schon Arbeit», sagt Thomas Schuppisser, «aber so ein junger Mensch gibt uns im Team der Mitarbeitenden auch viel zurück.» Als Lehrmeister kann Schuppisser ausserdem auf die Unterstützung des Berufslehr-Verbunds zählen. Denn eigentlich ist sein Lehrling beim BVZ unter Vertrag. Die Stiftung zahlt den Lohn, überwacht die Leistungen in der Berufsschule und regelt alle personalrechtlichen Fragen. In der Regel bildet die BVZ ihre Lehrlinge im Verbund mit verschiedenen Betrieben aus, so dass die Lernenden nach einem Jahr bereits weiterziehen. So oder so: Vom administrativen Aufwand ist man befreit, wenn man die Lehrstelle in Zusammenarbeit mit dem BVZ aufbaut. Für kleinere Gemeinden kann dieser Support den Ausschlag dafür geben, dass man den Schritt für die Einrichtung einer Lehrstelle wagt. Dass eine Lehre bei einer Kirchgemeinde auch aus Sicht der Auszubildenden eine gute Sache ist, bestätig Kevin Meichtry gern: «Kann ich empfehlen. Die Lehrstelle ist interessant, vielseitig, anspruchsvoll.» Gute Aussichten also, zumindest für seinen Nachfolger. Die Kirchgemeinde Seuzach hat bereits wieder eine Lehrstelle ausgeschrieben.

Eine Lehrstelle einrichten Die Stiftung Berufslehr-Verbund Zürich bildet gemeinsam mit rund 180 Lehrbetrieben Lernende in der Stadt und Region Zürich aus. Der BVZ vermittelt die Lernenden, übernimmt die Administration und koordiniert die Institutionen, die an der Ausbildung beteiligt sind. www.berufslehrverbund.ch

9


Umarmungen und andere Wertsachen Werte-Debatte an den Kirchenpflegetagungen /

Nächstenliebe, Respekt oder Freiheit? An den Kirchenpflegetagungen auf Boldern diskutieren Behörden und prominente Gäste, an welchen Werten sich die Kirche orientieren soll. Eine Gruppe von Konfirmanden ging die Sache anders an: Sie plädierte schlicht und eindrücklich für gelebte Wärme und Herzlichkeit. Von Christian Schenk

Stellen Sie sich vor: Sie warten am Bahnhof Stadelhofen und plötzlich werden Sie von vier Teenagern gefragt, ob sie Sie kurz umarmen dürfen. Es gehe um etwas mehr Herzlichkeit in der Gesellschaft, und das Ganze wolle man filmisch festhalten. Vielleicht würden Sie kopfschüttelnd die Flucht ergreifen – oder aber sich auf das Experiment einlassen. Eine grosse Mehrheit entschied sich nach kurzem Überlegen für die Umarmung. Frauen, Männer, Jugendliche, Filmschauspieler und sogar Polizisten liessen sich auf das Experiment ein. Man kennt das Motiv aus der amerikanischen «Free-Hug»-Bewegung, bei der Aktivisten auf offener Strasse den Passanten eine Gratis-Umarmung anbieten. In der Stadt Zürich, die auf der Hitliste der Freundlichkeit noch kaum von sich reden gemacht hatte, war diese Aktion überraschend neu und zeitigte bemerkenswerte Ergebnisse. Die Filmsequenzen ergaben zusammen einen 4-minütigen Film, der an der Einstiegsveranstaltung der Kirchenpflegetagungen auf Boldern gezeigt wurde. Hinter dem Filmprojekt mit dem Titel «1 Grad wärmer» steht eine Gruppe Konfirmanden aus Illnau-Effretikon. Es ist ihr Beitrag zur Wertediskussion, der sich die über 700 Behördenmitglieder und Mitarbeidenden aus den Zürcher 10

Kirchgemeinden an den traditionellen Tagungen an sieben Wochenenden von Januar bis März stellen. Die Herzlichkeitsoffensive liess niemanden kalt: die Macher selbst nicht (siehe Interview), die überraschten Passanten nicht und auch nicht die Tagungsteilnehmer, die sich an zwei Tagen mit dem Thema Werte auseinandersetzten und den Film mit Schmunzeln zur Kenntnis nahmen. Spontanumarmungen zwischen den inhaltsschweren Workshops und Referaten sorgten im Nachgang zum Kurzfilm auf Boldern immer wieder für Lacher und Erleichterung.

Kapitalismus-Kritiker. Der Fall habe das ganze Spektrum der Meinungen und Werteprioritäten in der Kirchenlandschaft aufgezeigt. Die Frage habe Mitglieder zum Kirchenaustritt bewogen, andere dafür zum Eintritt. Für Michel Müller stand ausser Frage, dass sich die Kirche in öffentliche Debatten einmischt. Das brauche Mut und gleichzeitig Fingerspitzengefühl. Welche Werte man höher gewichte, zeige sich erst an solch konkreten Fällen. Es gelte in jedem Fall, die Glaubwürdigkeit zu wahren und nicht nur Position zu beziehen, sondern auch entsprechend zu handeln.

Kirchen sollen sich einmischen

Wir sind keine Werteagenturen

Bei Herzlichkeitsbekundungen und Wohlfühlübungen beliessen es die Tagungsteilnehmenden und -leitenden nicht. Sowohl Kirchenratspräsident Michel Müller als auch Moderator Matthias Krieg wiesen in ihren Einführungsreferaten am 13. Januar darauf hin, wie wichtig es sei, sich als Vertreterinnen und Vertreter der Kirche in die aktuellen Diskussionen um Werte in der Gesellschaft einmischen. Und diese gibt es derzeit zuhauf: Michel Müller nannte als Beispiel die Occupy-Bewegung und die umstrittene Parteinahme der Kirchgemeinde Aussersihl zu Gunsten der

«Wie kann es sein, dass man zu politischen Fragen ganz gegensätzlicher Auffassung sein kann und beide Positionen mit christlicher Ethik begründen kann?», fragte eine Teilnehmerin später im Plenum und sprach genau dieses Dilemma an, das Christen unterschiedlicher politischer Gesinnung seit jeher aushalten müssen. Stefan Grotefeld, Theologe und Leiter der Fachstelle Gesellschaft und Ethik der Landeskirche, lieferte in seinem Grundsatzreferat Deutungshilfen: «Kirchen sind keine Werteagenturen», sagte der Theologe und Fachspezialist für Ethik, auch wenn die notabene

1 / 2012


«Dürfen wir Sie umarmen?» Konfirmanden als Botschafter für mehr Herzlichkeit. Zu sehen auf youtube unter dem Titel «1 Grad wärmer».

Gelegenheit für die Kirche gerade wieder einmal günstig erscheine, sich als moralische Autorität zu profilieren. Schliesslich sei das Misstrauen gegenüber denen, die Verantwortung tragen, nach dem Fall Hildebrand und dem Fall Wulff besonders gross und der Ruf nach verlässlichen Werten wieder einmal laut. Die Aufgabe der Kirche aber bestünde nicht darin, den gesellschaftlichen Werten auf die Sprünge zu helfen, warnte Grotefeld. Was aber dann? Soll sich die Kirche bei strittigen politischen Fragen raushalten? In der Politik wird diese Forderung immer wieder laut, wenn sich die Kirche, wie zum Beispiel bei der MinarettInitiative, eindeutig positioniert. Grotefeld hielt fest, dass im Fall des Minarettsverbots aus seiner Sicht ein klarer Positionsbezug gerechtfertigt gewesen sei. In der Tagespolitik sei aber oft auch ein anderer Weg angezeigt: «Für die eigenen, christlichen Werte ein-

zustehen, kann für eine Kirche auch etwas anderes bedeuten als Parteinahme – nämlich eine Prüfung des Problems im Lichte eben dieser Werte.» Den Kardinalsweg sieht Grotefeld im Verstehen, im Verkörpern, im Vermitteln und im Vertreten. Man müsse sich klar werden, welche Werte uns als Christinnen und Christen leiten, auch wenn man sich dabei nicht auf einen einheitlichen christlichen Wertekatalog mit fixen Prioritäten werde einigen können. Dabei spiele die Bibel und die Bindung an die Tradition eine grosse Rolle. Die Kirche soll sich also einmischen, aber «nicht als moralische Besserwisserin, sondern als kompetente Gesprächspartnerin, die nicht ständig auf Sendung ist, sondern die bereit ist, anderen zuzuhören.» Und im Sinne der Konfirmanden aus Illnau-Effretikon müsste man hinzufügen, die ihre Werte auch im Alltag ganz einfach und herzlich lebt.

Kirchenpflegetagungen 2012 An der Wertediskussion beteiligen sich auch prominente Köpfe u. a. aus Politik, Wirtschaft und Sport: FCZ-Präsident Ancillo Canepa, Regierungsrätin Regine Aeppli, Dietrich Pestalozzi, Verwaltungsratspräsident des Stahltechnikunternehmens Pestalozzi, SVPKantonsrat Gregor A. Rutz, SEKRatspräsident Gottfried Locher, Ethik-Professor Johannes Fischer und die Medienforscher Vinzenz Wyss und Carmen Koch. Detailprogramm, Referate und Filme auf: www.zh.ref.ch/werte

Heizen mit Herzlichkeit Die Konfirmanden Severin Lutz und Mike Morf über das Film- und Umarmungsprojekt, das Zürich und die Kirchenpflegetagungen auf Boldern um ein Grad herzlicher machte. Wie reagierten die Menschen auf Eure Umarmungsoffensive?

Was hat das Filmprojekt bei Ihnen selbst ausgelöst?

Mike Morf: Am Anfang getrauten Sie sich manchmal nicht so. Die meisten liessen sich aber überzeugen. Sogar ein Polizist im Streifenwagen. Severin Lutz: Einige, die uns bei der Aktion beobachteten, warteten regelrecht darauf, dass wir sie auch umarmten. Eine etwas ältere, fast schon verwahrloste Frau wollte nicht, dass wir filmten. Die Umarmungen hat sie aber sichtlich genossen, und sie zog danach ganz beglückt weiter.

Severin Lutz: Es brauchte am Anfang viel Mut, um die Menschen anzusprechen. Das ist ja auch ein wichtiger Wert. Mit der Zeit hat uns die Sache aber so gefallen, dass wir fast süchtig danach wurden (lacht). Mike Morf: Spannend war auch, hinter der Kamera zu stehen und die Leute zu beobachten. Wir wollten den Menschen eine Freude machen. Und das gelang in den meisten Fällen. Und es hat einfach Spass gemacht.

notabene

1 / 2012

Wie sind Sie während der Planung darauf gekommen, das Thema Wert auf diese Weise zu inszenieren?

Mike Morf: Es gibt ja viele Werte und wir haben auch andere Ideen gehabt und auch umgesetzt. Dies schien uns eine der spannendsten. Severin Lutz: Der Film heisst ja «1 Grad wärmer». Wir wollten die manchmal etwas unterkühlte Erwachsenenwelt mit etwas Herzlichkeit aufwärmen. Ich glaube, das ist uns gelungen.

11


Themen und Termine

Verkündigung & Gottesdienst Evangelisch evangelisieren zwischen Ost und West

Peter und Paul (römischkatholisch). Jeden Donnerstag in der Augustinerkirche (Münzplatz / Bahnhofstrasse). 12.15 bis 12.45 Uhr. Tel. 044 211 12 76. www.haltestille.ch. lars.simpson@christkath-zuerich.ch

Religion auf Radio Zürisee

Tagung zum Thema Kommunikation des Evangeliums als Kernaufgabe der Gemeinde. Der Kirchenrat hält in den Legislaturzielen fest, dass «Mission, Evangelisation und Gemeindeaufbau (...) für das kirchliche Leben neu zu erschliessen und für die Arbeit in der Gemeinde fruchtbar zu machen sind». Gesucht ist eine Spiritualität, in der die Sehnsucht nach Konkretion und das Bedürfnis nach Diskretion zusammenfinden. Durch Erfahrungsaustausch und Impulse lernen wir das Evangelium buchstabieren. 1. Mai, 9 bis 21 Uhr. Bullingerkirche, Bullingerplatz 1, Zürich. Programm und Anmeldung: www.zh. ref.ch/handlungsfelder/gl/ gemeindeaufbau/schulung

Am Aschermittwoch, 22. Februar, 12.15 Uhr findet in der Augustiner Kirche in Zürich ein ökumenischer Auftakt zur Kampagne statt. www.rechtaufnahrung.ch

Gott und die Welt sind jeden Morgen während rund vier Minuten Thema auf Radio Zürisee. Produziert wird die Rubrik «Über Gott und d’ Wält» vom Medienverein ökumenische Arbeitsgemeinschaft Zürisee. Sämtliche Beiträge gibts auch in einem Webarchiv zu hören: www.gott-und-welt.ch

Diakonie & Seelsorge Brot für alle / Fastenopfer – Kampagne 2012 Der Fokus der Kampagne in der diesjährigen Fastenzeit richtet sich auf das Thema Gleichbe-

Innehalten mitten in Zürich Unter dem Titel «Haltestille Bahnhofstrasse» finden Menschen jeglichen Alters und unabhängig ihrer Konfession oder Religion jeweils am Donnerstag über Mittag in der Augustinerkirche einen Ort der Kraft, Stille und Begegnung. Träger des ökumenischen Projekts, das Mitte Januar gestartet wurde, sind die drei Stadtzürcher Kirchgemeinden Augustiner (christkatholisch), St. Peter (reformiert) und St. 12

rechtigung: 70 Prozent der weltweit Hungernden sind Frauen, obwohl sie gerade in den Ländern des Südens für die Nahrungsmittelproduktion zuständig sind. Hauptgrund dafür ist, dass sie weniger Zugang haben zu wirtschaftlichen, politischen und sozialen Ressourcen. Das diesjährige Thema der Kampagne lautet deshalb: «Mehr Gleichberechtigung heisst weniger Hunger». Die Agenda stellt u.a. sechs Frauen aus drei Kontinenten vor, welche mit Fantasie und Energie Projekte zur besseren Nahrungsproduktion lanciert haben.

Umgang mit versteckten Wünschen und Bedürfnissen Weiterbildung für Freiwillige und Besuchsdienst-Leistende: Immer wieder werden Wünsche und Bedürfnisse in Form von unausgesprochenen Erwartungen an uns herangetragen. Dies zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren, ist das Ziel des Kurses. Leitung: Elisabeth Rüegg 7./14./21. März, drei Mittwochnachmittage, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Fachstelle Freiwilligenarbeit, Tel.: 044 258 92 56, freiwilligenarbeit@zh.ref.ch

Fragen – schweigen antworten Weiterbildung für Freiwillige und Besuchsdienst-Leistende: Wie stelle ich Fragen? Wie verhalte ich mich beim Schweigen? Wie sehen gute Antworten aus? In der Auseinandersetzung mit dem eigenen Kommunikationsverhalten kann die Gesprächsfähigkeit erhöht werden. Leitung: Margret Surdmann. 8./22./29. März, Drei Donnerstagvormittage, jeweils von 9 bis 12 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: Tel: 044 258 92 56, freiwilligenarbeit@zh.ref.ch

Intervisionsgruppe «va bene – besser leben zuhause» Die Teilnehmenden unterstützen sich gegenseitig in ihrer Arbeit als Verantwortliche von Pilotgemeinden des Projektes «va bene

– besser leben zuhause». Leitung: Vreni Burkhard. Jeweils dienstags, 14.15 bis 16 Uhr: 24. Januar / 17. April / 26. Juni / 18. September / 13. November. Hirschengraben 50, Zürich. Infos: vreni.burkhard@ zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 95.

«Hujambo Afrika» – Chöre bauen Gemeinde Begegnungsprojekt zwischen schweizerischen Kirchgemeinden und der «Moravian Church in Tanzania». Ein Chor aus Tansania ist diesen Sommer auf Tournee in der Schweiz. Das Projekt, getragen von der Zürcher Landeskirche und Mission 21, soll die Begegnung und den Austausch mit Christinnen und Christen aus Tansania ermöglichen. Dabei spielt das Lied eine besondere Rolle. Die Lieder der Moravian Church sind ansprechend, lebendig und ihre Spiritualität geht zu Herzen. Die Chorsängerinnen und -sänger aus Ostafrika sind vom 26. Mai bis 22. Juni unterwegs in Zürich, Bern und Graubünden. Im Vorfeld findet eine Tagung zum Hintergrund des Projekts statt: 24. März, 14 bis 17 Uhr, Hirschengraben 50, Zürich. www.zh.ref. ch/oeme

Bildung & Spiritualität Ringvorlesung zu Gerhard Ebeling Reflexion über Sinn und Bedeutung der Theologie als Wissenschaft in Universität und Gesellschaft. Ab 21. Februar bis 29. Mai, jeweils dienstags, 18.15 bis 20 Uhr. KOL-F-121. Universität Zürich.

Frauentreff Winterthur Zmorgen und Referat: Eine Prinzessin im Kloster Töss. Referentin: Dr. Magdalen BlessGrabher, Historikerin. 25. Februar, 9 Uhr. Hotel Krone, Marktgasse 49, Winterthur. Fr. 20.–. www.vefz.ch

Frauentreff am Lindentor Artemis, Aphrodite & Co. Psychologisch präzis widerspiegeln die olympischen grienotabene

1 / 2012


chischen Göttinnen die ganze Bandbreite fraulicher Charaktere. Wir erkennen uns darin selbst. Referentin: Dr. Magdalen Bless-Grabher, Historikerin. 29. Februar, 9 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Fr. 15.–. www.vefz. ch

Beraten: Professionell und Persönlich Das Seminar bietet die Möglichkeit, die eigene Beratungspraxis zu reflektieren, mit professionellen Modellen abzugleichen und sich auf die eigenen beraterischen Fähigkeiten zu besinnen. Es richtet sich an Mitarbeitende aus verschiedenen Tätigkeitsfeldern, die Einzelne beraten und begleiten und ihre Beratungskompetenz erweitern wollen. Leitung: David Keel. 23. März, 20. April, 1. Juni, 29. Juni und 14. September, 9.15 bis 17 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. www.zh.ref.ch/eb-th.

Gut zusammenarbeiten Intensiv-Seminar. Mit anderen Menschen gemeinsam Ideen entwickeln, Projekte planen, Anlässe gestalten oder Organisationen leiten, kann befriedigend sein – wenn die Zusammenarbeit klappt. Dass sie das tut, ist nicht (nur) Glückssache. Wo Menschen zusammen arbeiten tragen alle Beteiligten dazu bei, sowohl in der Rolle der Leitung wie in der Rolle der Teilnehmenden. In diesem Langzeitkurs ist es möglich, in einer Ausbildungsgruppe Methode und Haltung der TZI anwenden zu lernen. Kursleitung: David Keel und Brigitte Schäfer. Kursblöcke zwischen Juni 2012 und September 2013 vorwiegend im Kloster Kappel. www.zh.ref. ch/eb-th

Bibliodrama leiten lernen Ausbildungskurs zur Bibliodrama-Leitung. April 2012 bis Mai 2014. Bibliodrama ist ein Wechselspiel, in dem sich Menschen und biblische Texte begegnen. Der Text inspiriert die Spielenden. Er wandelt sie, wird aber auch selbst durch die Spielenden verwandelt. Die Veranstaltung richtet sich an Mitarbeitende, die Bildungsveranstaltungen mit Erwachsenen und Jugendlichen gestalten, notabene

1 / 2012

einen lebendigen Zugang zu biblischen Texten suchen und sich auf die Dynamik einer Gruppe und Prozesse persönlicher Entwicklung einlassen. Leitung: Bruno Fluder und Verena Hofer.

Weiss, Rosita Serrapica.

Kursbeginn: 23. April. Ausbildungsort: Kloster Kappel. Anmeldung und Infos: chantal. huerlimann@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 17. www.zh.ref.ch/eb-th

3. bis 4. März

Gemeindeaufbau & Leitung Neue Freiwillige gewinnen Freiwilligenverantwortliche in Kirchgemeinden stehen vor der Herausforderung, neue Freiwillige mit attraktiven Projekten zu gewinnen. Welches sind die Botschaften, die neugierig machen? Welche Kanäle gibt es? Was machen interessante Projekte aus? 15. März, 9 bis 13 Uhr. Anmeldung: Fachstelle Freiwilligenarbeit, Tel: 044 258 92 56, freiwilligenarbeit@zh.ref.ch

PR-Austauschapéro – Mitgliederbindung Den Mitgliedern Sorge tragen: Wie stellen wir eine nachhaltige Verbindung her zu unseren Mitgliedern? Wo liegen Potenziale in der Kommunikation? Leitung: Maja Graf, Simone Strohm.

2. bis 4. März

Das Zwei mal Eins der Liebe Kompetenztraining nach Paarlife Uni Zürich. Hans-Peter Dür, Melanie Bischofberger-Wirz.

Neben der Werbung für unsere Veranstaltungen geht manchmal die Kommunikation der kirchlichen Werte vergessen. Diese attraktiv zu vermitteln ist anspruchsvoll. Im Kurs erhalten Sie Ideen zur Intensivierung der inhaltlichen Diskussion sowohl in der Presse, als auch auf den Gemeindeseiten reformiert.lokal und im Internet. Leitung: Simone Strohm. 26. Juni, 17.30 bis 20.30 Uhr. Hirschengraben 50, Zürich. Kosten Fr. 50.– inkl. Verpflegung. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66.

27. März, 16 bis 19 Uhr. Anmeldung: Tel: 044 258 92 56, freiwilligenarbeit@zh.ref.ch

Unsere Botschaften und Werte vermitteln Wie bringen wir unsere Inhalte an die Öffentlichkeit?

9. bis 11. März

Gott sehen Gottesbilder in der Kunst. Johannes Stückelberger. 9. bis 11. März

Timeout im Kloster Stille Tage für Männer. Christoph Walser. 13. bis 16. März

Yoga – Hinführung zur Meditation Körperarbeit und Konzentration. Jacqueline Zehnder-Quarella. 16. bis 18. März

Kloster Kappel Yoga und Singen Die Befreiung des inneren Sängers. Angela Croce, Tanya Birri.

Die Seele wiederentdecken Weg zu den verlorenen Seelenerfahrungen in den alten Weisheiten. Annie Berner-Hürbin. 16. bis 18. März

24. bis 26. Februar

Kloster Kappel Tag

Am Steuer deines Lebensschiffs Persönliche Antworten auf Lebensfragen. Gion Chresta. 17. bis 18. März

22. März, 17.30 bis 20.30 Uhr. Hirschengraben 7, Zürich. Anmeldung: dorathea.morf@zh.ref.ch, Tel. 044 258 92 66.

Impulsveranstaltung für Besuchsdienstleitende In der Betreuung von Freiwilligen im Besuchsdienst kann es immer wieder schwierige Gesprächssituationen geben. Wie bringe ich Kritik an oder fordere jemanden zum Rücktritt auf? Insbesondere bei langjährigen Freiwilligen ist dies ein heikles Thema. Fallsituationen werden diskutiert mit Organisationsberater Christian Bünck.

Timeout statt Burnout Verschnaufpause und Kräftemanagement für Männer. Christoph Walser, Kaspar Zürcher.

Oberton-Gesang Das sphärische Spektrum der Stimme. Dana G. Stratil. Wiedereröffnung nach dem Umbau (siehe Bericht Seite 4). 26. Februar, 9.30 bis ca. 20 Uhr

«Kein Jota soll verloren gehen …» – Ausstellung Erste Bilder der kalligraphischen Bibelabschrift des Klosters Kappel. Vernissage: 26. Februar, 15.30 Uhr. Ausstellung täglich von 8 bis 22 Uhr bis 10. April

Musik und Wort «berner in fusion» spielt Choräle und Kirchenlieder im modernen Jazzgewand.

23. bis 25. März

Gott, meine Stimme will zu dir Bibel mit Stimme, Leib und Seele. Bruno Fluder, Brigitte Schäfer. 23. bis 25. März Auskunft/Anmeldung: Tel. 044 764 88 10 www.klosterkappel.ch

Boldern

26. Februar, 17.15 Uhr

Kirchenpflegetagungen 2012

Heilen in der Gruppe Leichtigkeit und neue Perspektiven erfahren. Matthias A.

13./14. Januar, 20./21. Januar, 27./28. Januar, 3./4. Februar, 9./10. März, 16./17. März , 23./24. März. Alle Tagungen sind aus-

13


gebucht. Infos und Downloads: www.kirchenpflegetagungen.ch

Stellenmarkt

Neuland erkunden – Die eigenen Grenzen erfahren und erweitern Tagung für Menschen mit Behinderung, Angehörige, Fachleute und weitere Interessierte. Leitung: Franziska Felder, Walter Lüssi, Renate Rubin.

Vakante Pfarrstellen Altikon-Thalheim Buch am Irchel, 70% Dättlikon, 70% Dietlikon, 60%, EPS* Dorf, 70% Ellikon an der Thur, 70% Fehraltorf, 50%, EPS Fehraltorf Greifensee Greifensee, 30%, EPS Herrliberg Hombrechtikon Horgen Kyburg, 60% Mönchaltorf Niederhasli-Niederglatt Niederweningen Ottenbach Regensdorf Rheinau, 70% Rümlang Rümlang, 30%, EPS Seuzach Stäfa Turbenthal Uster Uster, EPS, 100% Wallisellen, 50%, EPS Zürich Albisrieden, EPS, 50% Zürich Altstetten Zürich Balgrist Zürich Industriequartier, EPS, 50% Zürich Industriequartier Zürich Oerlikon

25. bis 26. Februar.

Spurwechsel – Ressourcen für eine neue Zukunft

Seminar für Männer. Als Mann lebt man im Spannungsfeld von Beruf, Partnerschaft oder Familie und Eigenwelt. Veränderungen im einen Lebensbereich wirken sich auch auf die andern aus. Sie beeinflussen die Gesundheit, das seelische Gleichgewicht und die Lebenslust. Ein äusseres Ereignis kann zum Innehalten zwingen, aber auch innere Entwicklungen können einladen, die eigene Lebenssituation zu überdenken und nach neuen Orientierungen zu suchen. Leitung: Franz Eidenbenz, Christoph Walser. 30. März, 17.45 Uhr bis 1. April, 13.30 Uhr.

«Mass-voll» – fair und gendergerecht wirtschaften Fortbildung für Pfarrpersonen und andere Interessierte. Seminar der a+w. Das Konzept der Wirtschaftsalphabetisierung und die Brille des 5-SektorenModells der Gesamtwirtschaft wollen uns schlauer machen bei unserem Umgang mit dem, was wir haben. Leitung: Brigitte Becker und Monika Frieden. 17. bis 20. April. Boldern, Männedorf. Auskunft/Anmeldung für alle Kurse : Tel. 044 921 71 71 www.boldern.ch

14

1.08.13 1.08.09 1.08.11 1.08.11 1.09.11 1.05.11 1.05.11 1.09.11 1.07.12 1.07.12 1.10.12 1.07.10 1.07.12 1.07.12 1.09.11 1.09.11 1.02.10 1.10.12 1.10.10 1.07.12 1.03.12 1.07.12 1.09.11 1.10.12 1.07.12 1.04.12 1.07.11 1.03.11 1.09.11 1.01.12 1.07.12 1.09.11 1.09.11 1.08.12

*Ergänzungspfarrstelle Offene Stellen in den Gesamtkirchlichen Diensten und den Kirchgemeinden finden Sie auf: www.zh.ref.ch/stellen

Bücher & Medien

«Im Namen Gottes»

Der Schutz der Einfältigen

sch. Im September war es zehn Jahre her, seit Selbstmordattentäter zwei Flugzeuge ins World Trade Center in New York gelenkt und über 3000 Menschen in den Tod gerissen haben. Der Anschlag brachte die Religionen – insbesondere den Islam – unter Generalverdacht. Schliesslich handelten die Attentäter aus ihrer Sicht im Namen Gottes. Das ist der Ausgangspunkt eines Schauspiels von Peter-Adrian Cohen, das zum 10. Jahrestag des Terroranschlags in verschiedenen Städten aufgeführt worden ist. In Zürich half die Landeskirche mit, das Stück auf die Bühne zu bringen. Jetzt liegt es auch als DVD vor. Die Inszenierung des SechsPersonen-Stücks ist extrem nüchtern. Die Schauspieler schlüpfen in die Rolle eines Pfarrers, eines Rabbis, eines Muslims, eines Bischofs und einer Psychoanalytikerin und versuchen aus ihrer Warte mit der Unmenschlichkeit des Menschen fertig zu werden und die Rolle der eigenen Religion zu reflektieren. Die Fragen nach Gott stellen sich auch die Menschen in den einstürzenden Türmen, die hilflosen Retter und die Angehörigen, die via Mobiltelefon den Tod ihrer Liebsten miterleben müssen.

Theologische Forschung kümmert sich wenig um Menschen mit geistiger Behinderung. Umso verdienstvoller ist, dass Edgar Kellenberger in akribischer Kleinarbeit biblische Texte dahingehend auslotet, was sie über geistige Behinderung auszusagen vermögen Auf Anhieb ist der Befund nicht wirklich ergiebig. Dies auch, weil die Unterscheidung von normbegabten Menschen und Menschen mit geistiger Behinderung ein Konstrukt der Neuzeit darstellt und in einer weniger komplexen Gesellschaft gewisse Formen von Behinderung Menschen nicht aus dem sozialen und wirtschaftlichen Gefüge ausschliessen müssen. Die Beachtung oft nur beiläufiger Bemerkungen, die Auswertung von Personennamen und der Einbezug von schriftlichen und archäologischen Quellen aus dem orientalischen Umfeld vermitteln jedoch Einblicke in die Lebensumstände von Menschen mit geistiger Behinderung in biblischen Zeiten. Edgar Kellenberger verbindet seine Erkenntnisse mit persönlichen Erfahrungen und schlägt den Bogen zu aktuellen Fragestellungen. Walter Lüssi

DVD. «Im Namen Gottes» – NineEleven. Eine Reflexion über Religion und Gewalt. Regie: Peter Holliger. Produktion: Philippe Dätwyler. Hg.: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich. Bestellen: unter info@zh.ref.ch zum Preis von Fr. 20.–. (inkl. Versand).

Edgar Kellenberger: Der Schutz der Einfältigen. Menschen mit einer geistigen Behinderung in der Bibel und in weiteren Quellen. Zürich 2011, 183 Seiten, Paperback mit Abbildungen, Fr. 32.–.

Frühling in der Bibliothek h50 Suchen Sie Unterrichtsideen für die Frühlingszeit, dann werden Sie in der Bibliothek am Hirschengraben 50 fündig. Eine vielfältige Auswahl an Bilderbüchern und Materialien zum Thema Frühling steht für Sie zur Ausleihe bereit. Das Team der Bibliothek h50 (Peter Ernst Bernoulli, Renate Fiebig und Susanne Fretz) freut sich auf Ihren Besuch. Alle Informationen: www.bibliothekenderkirchen.ch

notabene

1 / 2012


Networking hinter dem Bachtel

kreuz & quer /

Ein guter Draht zu den Vereinen ist auf dem Land der Schlüssel für Gemeindeaufbau. Auch in Fischenthal. Die Landfrauen und die Harmoniemusik sind in der Kirche genauso gefragt wie die Jugend-Bigband und der Samariterverein. Vereinsmeierei? Von wegen: milieusensibles Networking! Von Christian Schenk

«Ja, wir sind schon Traditionalisten. Wir stürzen uns nicht gleich auf alles Neue», sagt Andrea Gerber und nimmt einen Schluck Milchkaffee. Man hätte hier im neu eröffneten Café der Konditorei Voland durchaus auch einen Latte macchiato bestellen können, aber eben. Sie wisse, dass einige Leute die Fischenthaler als «Chnuschtis» betiteln würden, als ein eigenes Völkchen, das weit hinter dem Bachtel lebt. Die Kirchenpflegerin erzählt das alles mit einer natürlichen Gelassenheit, die dem Anwurf der Provinzialität nicht einmal zu trotzen braucht. Man kennt hier seine Stärken – und ist sich seiner Möglichkeiten bewusst. Zu den Möglichkeiten im Gemeindeaufbau in der Kirchgemeinde Fischenthal gehört das reiche Vereinsleben. In der flächenmässig grössten Gemeinde des Kantons Zürich, zu der auch Steg und Gibswil gehören, zählt man gegen vierzig Vereine: vom Armbrustverein über den Club der Ungeküssten bis zum Verein zur Erhaltung der Drechslerei Kleintal. In den Vereinen spielt sich ein Grossteil des gesellschaftlichen Lenotabene

1 / 2012

bens ab. Und daran kann die Kirche anknüpfen, sagt Andrea Gerber: Am Erntedankgottesdienst sorgen die Landfrauen für die Dekoration in der Kirche und laden nach der Feier zu einem kleinen Markt mit regionalen Produkten ein. Die Jugend-Bigband gestaltet einen Gottesdienst mit, ein anderes Mal sorgt das Chelleländer Jodlerchörli für urchige Klänge in der Kirche. Am Feldgottesdienst ist die Harmonie-Musik mit von der Partie, und auf Altersreisen darf man auf die Unterstützung des Frauen- und Samaritervereins zählen. Die Kirche, namentlich das Pfarrehepaar Regula Studer und Peter Schafflützel, agieren hier als Networker, sie schaffen Beziehungen und binden die Menschen mit ihren Talenten mit ein. Wenn man in der Stadt Zürich derzeit an Konzepten einer milieu-orientierten Kirche tüftelt, setzt man das auf eigene Weise hinter dem Bachtel ganz selbstverständlich um. «So sind wir dann halt manchmal etwas skeptisch, was grosse Konzepte anbelangt», sagt Andrea Gerber. Das sei

kein Anti-Züri-Reflex, sondern eben auch Kenntnis der eigenen Ressourcen und ein Vorbehalt gegenüber zu viel administrativem Aufwand. Andrea Gerber weiss, wovon sie spricht. Die Familienfrau bewältigt mit einem 20-ProzentPensum das Sekretariat und engagiert sich neben der Arbeit in der Kirchenpflege beim «Fiire mit de Chliine». Die Sekretariatsarbeiten für die Kirche erledigt Andrea Gerber von zu Hause aus. Da redigiert sie auch das Mitteilungsblatt der Kirchgemeinde «Nöis us de Chile», berichtet vom Weekend des Teeny-Clubs, vom Abendlager der Jungschar, und lädt ein zum Weihnachtsmusical oder zum Suppenzmittag. Die Kirchennews werden dann in alle Haushalte in Fischenthal versandt. Es müssten doch alle wissen, was in und um die Kirche läuft, sagt Andrea Gerber: «Es sind schliesslich auch immer alle eingeladen.»

kreuz & quer Von Feuerthalen bis Hütten, von Niederweningen bis Fischenthal. Mit der Rubrik «kreuz und quer» nimmt «notabene» Sie mit auf eine Tour de Zurich der kirchlichen Art. Wir besuchen Zürcher Kirchgemeinden und treffen dort Menschen, die uns von ihrem Gemeindeleben erzählen: von ihren Freuden und Sorgen und von dem, was sie einzigartig macht.

15


NOTABENE / Denkzettel

P. P.

8001 Zürich

Absender: Ev.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Adressberichtigung melden an: Ev.-ref. Landeskirche, Zentrale Dienste Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich

Eine Illustration von Daniel Lienhard.

Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten. Redaktion und Gestaltung Christian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97 www.zh.ref.ch / notabene, notabene@zh.ref.ch Redaktionssekretariat Helena Klöti, helena.kloeti@zh.ref.ch Tel. 044 258 92 13

Herausgeber Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Kommunikation Druck Robert Hürlimann AG, Zürich Auflage 7000 Exemplare Erscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar. Nächste Ausgaben Nr. 2 / 2012 (März, Woche 10) Nr. 3 / 2012 (April, Woche 14) Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats

Titelbild Das neue Erscheinungsbild kleidet künftig auch das «notabene». Illustration: Daniel Lienhard


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.