Jugendzeitung YAEZ

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Februar 2010 kostenlos

#44

Die Jugendzeitung ioniert Wie funkt der die SS.ch18ule ite 7 Zukunft? Se

Wie Jugendliche für ihre Interessen kämpfen –   und welche Möglichkeiten es gibt, sich einzumischen

Was hast du zu sagen?  Profi-Gruscheln

Fashion Week

Welche Jobs es im Internet gibt 12

Backstage mit Designer und Model 15

Fabian Halbig Interview: Killerpilz und Vorstadtkrokodil 18


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intro 03

yaez erscheint jeden Monat (außer Schulferien) und liegt kostenlos an rund 5000 weiterführenden Schulen in ganz Deutschland aus. ISSN: 1612-8257 HERAUSGEBER: Janos Burghardt, Simon Keller, Michael Hartung REDAKTION & VERLAG: Yaez Verlag GmbH Arminstraße 15, 70178 Stuttgart Tel: (0711) 13 77 80-20 Fax: (0711) 13 77 80-22 E-Mail: redaktion@yaez.de, www.yaez-verlag.de Chefredakteur: Janos Burghardt (ViSdP) ART DIRECTOR: Simon Keller Redaktion dieser ausgabe: Janos Burghardt (verantwortlich), Simon Keller, Jochen Blind, Anne Allmeling, Ineke Haug, Gregor Landwehr, Oskar Piegsa, Michael Metzger, Sarah Stocker, Christiane Traub, Anne Ackermann, Ramona Demetriou, Maria Janine Steiner, Marcel Jäger, Max Löffler, Markus Henrik LEKTORNET (Lektorat) Illustrationen: Jakob Hinrichs, Katia Fouquet, Christoph Rauscher, Niko Burger Fotos: Jan Kopetzky (Titelfoto), Anne Ackermann, Corbis, Presse/PR HERSTELLUNG: Simon Keller AnzeigenLEITUNG: (verantwortlich für den Anzeigenteil) Michael Hartung (13 77 80-16, mh@yaez-verlag.de) verbreitete auflage: 363.115 Exemplare (IVW Q4/2009) Die Auflage wird regelmäßig von der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) geprüft. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 01.01.2010. abo/vertrieb: Tel: (0711) 13 77 80-20 Fax: (0711) 13 77 80-22 E-Mail: vertrieb@yaez.de Der Bezug der Jugendzeitung ist kostenlos.

Titelfoto für yaez: Jan Kopetzky

Druck: Bechtle Verlag&Druck, 73730 Esslingen Die Jugendzeitung yaez arbeitet mit Landesschülervertretungen und SMVen zusammen Die namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Nachdruck von Beiträgen, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags.

Inhalt dieser Ausgabe

Liebe Leserinnen und Leser, verdreckte Schultoiletten, Armut unter Schülern, Krieg in Afghanistan – es gibt vieles, über das sich Schüler in Deutschland aufregen. Doch nur wenige regen sich laut genug auf. Dabei zeigt der Janos Burghardt Chefredakteur Bildungsstreik, dass man etwas bewirken kann: Tausende Studenten sind demonstrieren gegangen und haben ihre Unis besetzt, um sich gegen eine Verschulung des Studiums durch die neuen Bachelorstudiengänge einzusetzen. Die Folge: Bildungsministerin Schavan hat angekündigt, die Bachelor-Reform nachzubessern, das Studium soll jetzt wieder flexibler werden. Ohne Bildungsstreik hätte es das nicht gegeben. Klar, andere Forderungen, wie beispielsweise die Abschaffung der Studiengebühren, wurden nicht erreicht. Aber so ist das in der Demokratie: Jeder darf seine Meinung äußern, doch wenn es für sie keine Mehrheit gibt, wird sie erstmal nicht umgesetzt. Das bedeutet: Wenn man etwas verändern will, muss man viele Leute von seiner eigenen Vorstellung überzeugen. Und dafür gibt es ganz unterschiedliche Wege, die wir in diesem Heft zeigen wollen. Gregor Landwehr hat sich mit Jugendlichen getroffen, die sich für ihre Vorstellungen und Interessen bereits einsetzen (Seite 4). Außerdem haben wir Max Löffler, den Vorstandssprecher der Grünen Jugend, gebeten, uns zu schreiben, warum es sich lohnt, in einer Partei engagiert zu sein. Und Markus Henrik, Webaktivist und Buchautor, schreibt, wie man das Internet nutzen kann, um etwas zu bewegen (Seite 6). Gefällt dir die yaez? Dann besuch uns im Internet. Du kannst auf yaez.de über Artikel diskutieren, kannst dich bei Facebook als yaez-Fan outen oder uns bei Twitter folgen. yaez.de, facebook.com/yaezde, twitter.com/yaez Viel Spaß beim Lesen!

Illustration: Jakob Hinrichs

Impressum

11 Berufswahl: Ingenieure Cover Engagement: Wie Jugendliche für ihre Interessen kämpfen....................4 Meinungen: Was würdest du als Bundeskanzler ändern?.......................5 Partei: Warum es sich lohnt, sich in Parteien zu engagieren....................6 Protest: Wie das Internet eine neue Protestkultur ermöglicht..................6 Bildungspolitik: So funktioniert die Schule der Zukunft.........................7

Rubriken+Standards Schulbuch-Check: Prüfungstipps und Inhalte für den Abschluss...........9 Schulen im Ausland: Das ägyptische Schulsystem..............................10 Berufswahl: Ingenieure haben gute Zukunftsaussichten......................11 Film: An Education, Vorstadtkrokodile 2.............................................18 Musik: Die Sugababes präsentieren sich in neuer Besetzung...................16 Impressum.....................................................................................3

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04 was hast du zu sagen? Hör mir zu! Vielen Jugendlichen bleibt neben Praktika, Auslandsaufenthalten und Prüfungsstress kaum noch Zeit, sich politisch zu engagieren

Was hast du zu sagen? Wann und wie kämpfen Jugendliche für ihre Interessen? Wer sich heute ehrenamtlich engagiert, macht dies häufig für sich selbst – die Pragmatiker sind auf dem Vormarsch Text: gregor landwehr

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Foto: jan kopetzky

teine fliegen durch die Luft, ein Auto brennt. Die Stimmung ist angespannt, jeden Moment kann es zur Eskalation kommen. Die Polizei bringt einen Wasserwerfer in Position, der Strahl lässt die Demonstranten zu Boden gehen. Als im Jahr 1968 Studenten gegen die herrschenden Verhältnisse demonstrieren, geht es dabei nicht immer gewaltfrei zu. Jetzt, gut 40 Jahre später, besetzen Studenten Hörsäle, um für mehr Mitbestimmungsrechte und bessere Studienbedingungen zu protestieren. Dabei geht es geordneter zu, vegetarisches Essen in der besetzten Uni inklusive. Und es ist keine Massenbewegung, sondern vereinzelter Protest von einer vergleichsweise geringen Zahl von Studierenden. Haben Jugendliche verlernt, sich für ihre Interessen einzusetzen? Die sogenannte Generation Praktikum begegnet der Unsicherheit mit einer hohen Leistungsbereitschaft und sammelt Bildungstitel und Zeugnisse, um die Jobchancen zu erhöhen, lautet das Ergebnis der Shell Jugendstudie. Also lieber lernen und arbeiten anstatt ehrenamtliches Engagement und Protest. Eine pragmatische Generation steht unter Druck – zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler. Von Resignation und Ausstieg könne man aber nicht sprechen, sagen sie. Vielmehr laute die Devise »Aufstieg statt Ausstieg.« Und wer etwas erreichen will, der braucht ehrenamtliches Engagement höchstens noch als Plus im Lebenslauf. Denn es hat sich herumgesprochen, dass sich bei Personalern ein Amt als Schulsprecher oder in der Kirchengemeinde gut macht.

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Denn hier lernt man schließlich das, was in der Wirtschaft gern »Soft Skills« genannt wird. Also soziale Kompetenzen wie etwa Teamfähigkeit. Aber Ganztagsschulen und verkürztes Abitur sorgen für Zeitprobleme. Wann soll man sich noch einbringen, wenn man erst um sechs nach Hause kommt und dort noch Hausaufgaben machen muss? Dieser Aspekt und der demografische Wandel machen denen zu schaffen, die auf die Mitarbeit von Jugendlichen angewiesen sind. »Viele machen als Kind mit und steigen als Jugendliche aus«, beobachtet Michael Scholl vom Bundesjugendring. Und eben diese Entwicklung wird für viele Organisationen zum Problem. »Mit 9 Jahren wurde ich Ministrant, mit 13 Jahren Oberministrant, dann habe ich Freizeiten organisiert und Kindertage veranstaltet, neben Schule, Sport und Nachhilfe. Mit 18 habe ich die 72-Stunden-Aktion bei uns vor Ort organisiert und wurde zum Dekanatsleiter des Bundes der deutschen katholischen Jugend gewählt«, erzählt der 23-jährige Erik Flügge. Doch solche Lebensläufe werden immer seltener. Denn spätestens wenn nach der Schule ein Studium oder eine Ausbildung beginnt, endet auch das Ehrenamt. Bei Erik ging das Engagement bei der Katholischen Jugend weiter, auch während des Studiums: »Ich finde es schön, heute jungen Jugendleitern auf einer Schulung beizubringen, wie man gute Jugendarbeit macht. Heute sind meine Beweggründe, dass ich Kindermitbestimmung realisieren möchte und Jugendlichen gute Lebensbedingungen sichern will.«


was hast du zu sagen? 05 Wer etwas zu sagen hat, und wer etwas verändern möchte, der könnte sich auch in einer Partei engagieren. Doch immer weniger gehen diesen Weg. Die starren Strukturen und ein möglicher Parteieintritt wirken abschreckend, ein kurzes, projektbezogenes Engagement ist meist gar nicht möglich. Der Lebenslauf von Tobias Pohl ist wohl typisch für jemanden, der sich in der Politik einbringen möchte: Aufgewachsen in Paderborn, engagiert er sich dort das erste Mal, wird Mitglied in der Jugendorganisation einer Partei. Dann folgte das Studium in Heidelberg, danach das Referendariat in Hamburg. Jetzt arbeitet Tobias in München. »Man rutscht durch die Maschen der Parteistruktur, weil Parteien sehr ortsgebunden sind«, hat er dabei festgestellt. Dabei könnte es so einfach sein: Blogger, Programmierer und Internetnutzer hatten im vergangenen Jahr ein gemeinsames Ziel: Sie wollen Bürgerrechte auch im Internet gewahrt sehen. Deshalb gründeten sie schließlich die Piratenpartei und traten bei der Bundestagswahl an. Ähnlich wie die Partei der Grünen aus der Umweltbewegung heraus entstanden ist, formte sich die Piratenpartei aus der Netzcommunity. Die Globalisierung und das Internet haben die Spielregeln in den vergangenen Jahrzehnten verändert. Zwar gibt es nach wie vor die klassischen Formen des Protests wie Demonstrationen, Streiks oder Boykotte. Und es gibt noch die klassischen Formen des Engagements. Doch das politische Engagement unter Jugendlichen lag zuletzt auf einem historischen Tief. Gerade einmal 1,5 Prozent aller Jugendlichen sind in einer Partei politisch aktiv. »Die Jugendlichen engagieren sich vor allem in Bereichen, die sie ihrem persönlichen Nahbereich zuordnen, wo sie wertvolle Erfahrungen für ihre eigene Berufsausbildung sammeln können«, so der Politikwissenschaftler Mathias Albert. Sportvereine, konfessionelle Verbände, Pfadfinder, Feuerwehren und Umweltverbände haben es daher etwas leichter, Jugendliche für ihre Arbeit zu gewinnen. Denn hier entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl, vor allem in unsicheren Zeiten. Wer sich für seine Mitmenschen einsetzt, knüpft neue Kontakte und macht Erfahrungen, die das Selbstwertgefühl steigern. »Diejenigen, die sich für andere engagieren, sind mit ihrem gesamten Umfeld glücklicher als diejenigen, die es nicht tun«, sagt der Sozialpsychologe Hans-Werner Bierhoff. Doch auch Bierhoff beobachtet, dass sich die Art des Engagements im Laufe der Jahre verändert habe. »Die Tendenz geht weg von starren Großorganisationen hin zu konkretem, zeitlich befristetem Engagement mit konkretem Erfolg«, so der Wissenschaftler. Lebenslang bei der Freiwilligen Feuerwehr – das wird es wohl immer seltener geben. •

Welche Dinge würdest du ändern, wenn du für einen Tag Bundeskanzler wärst?

Darius, 18

Ich würde die deutschen Truppen aus Afghanistan abziehen, außerdem würde ich die Mehrwertsteuer wieder auf 16 Prozent senken und es müsste ein ganz klares Verbot gegen die private Nutzung von Dienstwagen geben.

Steffi, 14

Ich würde dafür sorgen, dass es mehr Jobs und weniger Arbeitslose gibt und würde mich für Gleichbehandlung aller Menschen und gegen Rassismus einsetzen.

Engagement in Zahlen

14 Prozent der 18- bis 25-Jährigen haben in Deutschland ein Ehrenamt. Pro Woche wenden sie dafür fast fünf Stunden auf. Bei den Parteien hat die Grüne Jugend nur rund 6500 Mitglieder. Bei der Jungen Union, der Jugendorganisation der CDU, sind es 127.000. Im Onlinenetzwerk Facebook hat die Junge Union aber nur 2800 Anhänger. Zum Vergleich: Der Schauspieler Matthias Schweighöfer hat 21.000.

Friedrich, 13

Ich würde die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmittel für Schüler kostenlos machen, außerdem würde ich die Schulzeit wieder auf 9 Jahre erhöhen und dafür an den einzelnen Tagen weniger Unterricht stattfinden lassen.

Jennis, 15

Ich würde strengere Kontrollen für die Jugendschutzgesetze durchsetzen. Es sollte darauf geachtet werden, dass Jugendliche unter 16 Jahren maximal bis 24 Uhr ausgehen dürfen und dass Rauchen und Solarium erst ab 18 erlaubt sind.

Fotos: Anne Ackermann

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illustration: katia fouquet

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ngagieren kann man sich so ziemlich überall: in der Schule, in Umweltverbänden, Religionsgemeinschaften oder Sportvereinen. Warum also ausgerechnet zu einer politischen Jugendorganisation gehen? Ganz einfach: Nirgends sonst gibt es die ganze Fülle an Themen. Außerdem kann man so ganz direkt Einfluss auf die Politik nehmen, auch ohne Mitglied einer Partei zu sein. Wer die Situation an der Schule verbessern will, geht in die Schülervertretung. An Hochschulen gibt es Fachschaften oder seit einigen Monaten den Bildungsstreik. Egal ob Naturschutz, Frieden oder mehr Demokratie – inzwischen existiert für fast jedes Anliegen ein Bündnis oder Verein. Viele engagieren sich ganz bewusst für ein sehr spezielles Thema. Aber wohin geht man, wenn man das Bildungssystem insgesamt falsch findet? Jede halbwegs große Partei hat einen eigenen Jugendverband. Dort sind nicht nur die Haare weniger grau als in den Parteien, die meisten Jugendverbände bieten vor allem ziemlich einfache und unverbindliche Möglichkeiten zum Mitmachen. Man muss nicht erst eintreten – wer mitmachen will, macht einfach mit. Jugendverbände sind nicht so angepasst, decken dafür aber die komplette Themenpalette ab: Klimaschutz, Bildung und Netzpolitik in einem. Die konkrete Politik wird in Deutschland nicht von Vereinen und Bündnissen gemacht, sondern von Parteien. Man muss das nicht gut finden, und inzwischen mischen zum Glück auch viele verschiedene Organisationen und Verbände mit. Trotzdem macht es auch Spaß, die Politik in den Parteien direkt zu beeinflussen. Auch hier helfen die Jugendverbände, denn oft muss man nicht Parteimitglied sein, kann aber trotzdem mitentscheiden. Ganz besonders gilt das natürlich für die kleineren Parteien, in denen die Strukturen nicht so festgefahren sind, die noch keine so lange Geschichte haben und in denen junge Menschen oft willkommen sind. Letztlich muss jeder selbst wissen, ob er sich lieber auf ein Thema bezogen oder allgemein politisch engagieren möchte. Oder einfach ausprobieren: Ich war auch erst bei verschiedenen Vereinen und beim SPD-Nachwuchs – gelandet bin ich schließlich beim Jugendverband der Grünen. •

Max Löffler, 21 Bundesvorstandssprecher der GRÜNEN JUGEND www.gruene-jugend.de, Twitter: @mloeffler

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Wie das Internet eine neue Protestkultur ermöglicht

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a, ja. Früher war doch alles besser! Da ging man zum Demonstrieren noch auf die Straße. Manchmal zog man sich dabei auch noch nackig aus, um Aufmerksamkeit zu erregen, bevor man sich irgendwo zwecks einer Blockade anketten ließ. Heutzutage lassen wir uns lieber vom PC fesseln und bleiben daheim. Angezogen. Die meisten jedenfalls. Aber sind wir deswegen von vornherein teilnahmslos und unpolitisch? Keineswegs! Noch nie waren die Voraussetzungen besser, sich in kürzester Zeit mit den verschiedensten Menschen ortsunabhängig über alle denkbaren Themen auszutauschen. Während die Bundesparteien einen Rückgang ihrer Mitgliederzahlen beklagen, sind politische Online-Bewegungen auf dem Vormarsch: Sei es die Organisation »Campact«, die im Netz Protestaktionen plant, um bei aktuellen Debatten mitzumischen oder »Avaaz«, die mit Unterschriftenlisten im Millionenbereich als globale Stimme für eine gerechtere Welt eintreten möchte. Das Internet hat die Entfernung zu den Konfliktregionen dieser Welt verringert und damit die Möglichkeiten zur individuellen Einflussnahme deutlich erhöht. Der Iran hat gezeigt, welch hohe Bedeutung einem Web-2.0-Tool zuteil werden kann. Weltweit solidarisierten sich Tausende Twitter-User mit der iranischen Oppositionsbewegung und passten ihre Orts- und Zeiteinstellung so an, als würden sie sich selbst in Teheran aufhalten. Die Idee dahinter war, die von dort aus Kommunizierenden vor spionierenden Sicherheitsbehörden zu schützen. Neben dem globalen Einmischungspotenzial spielt jenes auf lokaler Ebene eine ebenso große Rolle: Mit Carrotmob.org lassen sich beispielsweise gezielt Flashmobs organisieren, um den Klimaschutz vor Ort nachhaltig zu verbessern. Die unterschiedlichen Beispiele weisen auf den ausgeprägten Pioniergeist hin, mit dem die neue Online-Bewegung in alle gesellschaftlichen Bereiche vordringt. Sie befindet sich erst an ihrem Anfang und ermöglicht jedem von uns, flexibel, demokratisch und losgelöst von engen Parteienkorsetts politisches Engagement an den Tag zu legen. Es besteht die großartige Chance, sich ihr anzuschließen und ein Teil der »Generation Protest 2.0« zu werden. •

Markus Henrik, 27 Webaktivist und Buchautor (»Copy Man«, Eichborn) www.markushenrik.de, Twitter: @markushenrik

Fotos: Privat (1), Detlef Trost (1)

Warum es sich lohnt, sich in Parteien zu engagieren


Marode Schulen, unmotivierte Lehrer, überfüllte Klassen: An unserem Bildungssystem muss sich einiges ändern. Ob Ganztagsschule, Gemeinschaftsunterricht, Glück als Schulfach – wir zeigen, welche Themen die Bildungsdebatte dieses Jahr beherrschen werden

texte: Michael metzger

illustration: jakob hinrichs

lalt wie die Bi womöglich so r schon de in Der Streit ist K n lle selbst: So dungspolitik schule, Realppen – Haupt ru G n? ei dr in früh geteilt werde ymnasium – h gelic ög m schule und G ie w sie so lange t Oder sollen i aber möglichs rrichtet, dabe te un am eit setzt rz Zu meins n? de er fördert w h, individuell ge Lösung durc nschaftliche ei m g ge e ufi di hä n sich hule weil Hauptsc auch deshalb, ben. In Bayern ha uf R en ht einen schlec erden die ürttemberg w r Berliund Baden-W de t, nn n umbena t- und Hauptschule am Haupt-, Ges n zule ner Senat legt hu sc ar nd zu Seku eich gl Realschulen es ll so Hamburg sammen. In itig geze ch ei gl en orm mehrere Ref r sechsten bleiben bis zu ben: Schüler rundschuG men in der Klasse zusam heißt. Anle hu sc ar Prim le, die dann nsam eine ei m ge nnen sie schließend kö e di verschiee besuchen, Stadtteilschul . Die besten et et bi sse an dene Abschlü auch in Berlin ings werden Schüler allerd s Gymnasium weiterhin da und Hamburg besuchen.

Vorbei die Zeiten, in denen der 13-Uhr-Gong den Schultag beendete. Ganztagsschulen sind auf dem Vormarsch, und der Unterricht dauert oft bis in den Abend hinein. Wie langweilig wäre das, wenn weiterhin nur Deutsch, Mathe, Englisch und andere herkömmliche Fächer auf dem Plan stünden? Deshalb wird in der Schule jetzt fürs Leben gelernt. Vereine und Verbände werden in Schulen integriert, Wahlfächer wie Rudern oder Selbstverteidigung, Astronomie oder Töpfern sind längst Alltag geworden – an manchen Schulen existieren sogar Fächer wie Medien- oder Umwelterziehung, Benehmen oder Glück. Der Unterricht, da scheinen sich alle einig, soll heute ganz pragmatisch auf den Alltag vorbereiten. Nur als eine Berliner Hauptschule mal »Hartz-IV-Unterricht« einführen wollte, gab es einen Aufschrei in der Bevölkerung.

Über 7000 Ganztagesschulen haben in den vergangenen sieben Jahren Fördergelde r der Bundesregierung abgerufen. Die Zahl der bundesweit existierenden Ganztagsschulen dürfte weitaus höher liegen. Damit ist klar: Der Stundenplan der Zukunft endet nicht 1 Uhr mittags, stattdessen wird der Unterricht bis in den Abend hinein fortgese tzt. In sogenannten »offenen Ganztagsschulen« ist das Lernprogramm am Nachmittag für Schüler freiwill ig, in den »gebundenen Ganztagsschulen« müssen die Schüler den ganzen Tag über in der Schule bleiben. Viel en Familien kommt’s entgegen: Sind die Sprösslinge von früh bis spät in der Schule, können beide Elternte ile arbeiten. Auch alleinerziehende Eltern werden so entlastet.

Ob Nanotechnologie oder Klimaforschung, das Programmieren von Homepages oder das Zusammenlöten von Computerchips: Ohne Naturwissenschaften geht im 21. Jahrhundert kaum etwas. Der Schulunterricht der Zukunft gehört deshalb der Mathematik und Informatik, den Naturwissenschaften und der Technik. MINTInitiative heißt deshalb ein Programm, in dem sich zahlreiche Verlage und Unternehmen für eine Stärkung solcher Schulfächer einsetzen. In Zukunft werden Naturwissenschaften mehr Platz im Stundenplan einnehmen, dabei aber nicht trocken sein: In den Laborräumen wird es zischen und dampfen, wenn Experimente auf der Tagesordnung stehen. Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft werden außerdem den Schülern erklären, an welchen Problemen Ingenieure in naher Zukunft feilen. Schüler sollen so zu kleinen Forschern werden, um den kommenden Herausforderungen gewachsen zu sein. Hoffentlich verlernen sie vor lauter Rechnen nicht das Lesen und Schreiben.

lisierung die Globa d n u l e g u o, dass ist eine K . Kein Wunder als mn Die Welt e lt Klassenzi r aufzuha n auch die u die n e n nicht meh rd re u u w lt Jahren lt der Ku n a e lf n e ie g V n a h ie d verg ayerisc en ht. In den zifixen in b ru K n mer erreic vo g es einen erechtigun tiert, in Berlin gab chen Existenzb u k is n christli mmern d flichtende leer rp Klassenzi n ve e r rd e e b cheid ü erorts w ts ch n n a se m lk o rä d V un ebets unterricht, imische G sl u m ls Religionsu a e nd Experi Schulräum Schulen si . e ft n ch u stehende ts k u u e Z aft der richtet. D h e sc rg ll e h se n e e e m lern die G r Kulturen ume für chiedliche mentierrä rs nseitig e te g n e u g n e nsch und sich n e h e img Junge Me zu in m nftig e e inander u n wird kü o rse, ti u hier, mite k ra g ch te len: Spra eren. In u ti p ch S ze k e n a vo zu abe rogramm tigere Aufg hlichter-P sc it e tr mer wich i. S er zu be rricht od en Teil da Ethikunte inen groß e te u e h n o tragen sch


08 schule

Die Arbeit ist das Vergnügen Internationale Workcamps erweitern den Horizont und sind eine Alternative zum Touristen-Urlaub

W

enn Perdita Burkert Englisch-Vokabeln lernt, dann muss sie an Arno aus Georgien denken, der mit den drei Worten »coffee«, »tea« und »beautiful« seine ganze Konversation bestreiten kann. Steht sie am Herd ihres Elternhauses, kommt ihr die Französin Caroline in den Sinn, die ihr beigebracht hat, wie man Omelette brät. Beide hat die

sein, das Reinigen eines Bachlaufs oder – wie im Fall von Perdita Burkert – ein Jugendprojekt mit armenischen Kindern. Für die Verpflegung und Unterbringung sorgt der Veranstalter, die Reisekosten übernehmen die Teilnehmer. Die Arbeitszeit bewegt sich meist zwischen vier und sechs Stunden pro Tag – es bleibt also genügend Zeit, all die neuen Erfahrungen auch zu verarbeiten.

Die Gruppen sind international zusammengewürfelt, sodass die Teilnehmer gleich mehrere Kulturen kennenlernen 19-Jährige vergangenes Jahr in einem Workcamp der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) in Armenien kennen gelernt. Wenn sie an die drei Wochen zurückdenkt, gerät sie ins Schwärmen: »Das war der beste Sommer, den ich je hatte. Ich bin mit Leuten aus der ganzen Welt zusammengekommen und hatte unglaublich viel Spaß.« Workcamps bieten vor allem die Möglichkeit, mit jungen Leuten aus anderen Ländern und Kulturen in Kontakt zu kommen. Für die Dauer von zwei bis vier Wochen kümmern sich die Teilnehmer um ein gemeinnütziges, nicht kommerzielles Projekt. Das kann die Restaurierung eines Jugendzentrums

Die Gruppen mit 15 bis 25 Teilnehmern sind international zusammengewürfelt, sodass die Teilnehmer gleich mehrere Kulturen kennenlernen. Das bedeutet auch, dass sich durch gemeinsame Aktivitäten Einblicke in andere Mentalitäten und Lebensumstände ergeben: Beim Kochen, Arbeiten und Aufräumen sind die Eindrücke von den kulturellen Hintergründen der anderen besonders intensiv. Perdita Burkert erinnert sich an den Abend, als Arno erzählte, wie er seinen besten Freund beim russischen Einmarsch in Georgien verloren hat. »Das war ein ganz komisches Gefühl, weil die Opfer solcher Geschehnisse sonst für einen selbst so

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Text: INEKE HAUG

weit weg sind.« Besonders beliebt bei den Jugendlichen sind europäische Länder wie Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Die meisten Organisationen bieten aber auch Workcamps in Asien, Nord- oder Südamerika an. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 18 und Mitte 20, für junge Erwachsene gibt es außerdem die Möglichkeit, ein Workcamp zu leiten. Die damals 23-jährige Lisa Germeroth betreute im vergangenen Sommer ein Umweltprojekt der ijgd auf der Insel Sylt. Die Gruppe baute Sandfangzäune und pflanzte Strandhafer an. »Es war eine große Herausforderung, ein Team mit Menschen aus der ganzen Welt zu leiten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Danach hatte ich das Gefühl, dass ich an der Aufgabe total gewachsen bin«, sagt sie. In Deutschland gibt es eine Vielzahl an gemeinnützigen Organisationen, die Workcamps mit verschiedenen Schwerpunkten anbieten. Bei den meisten, wie beispielsweise dem Service Civil International (sci), stehen interkultureller Austausch und Völkerverständigung im Vordergrund. Unter www.traegerkonferenz.de findest du eine Übersicht aller gemeinnützigen Organisationen, die Workcamps veranstalten. • www.ijgd.de, www.ivs-gb.org.uk, www.volksbund.de/ Jugend_Schule/workcamps, www.workcamps.de


schule 09

Der

Schulbuch-Check

Marcel Jäger hat sich durch aktuelle Schulbücher gelesen. Drei Nachhilfe-Werke kann er empfehlen

Prüfungen bestehen

Abi-Lernbox

Realschulabschlussprüfung 2010

Lernblockaden und Prüfungsangst können die Vorbereitung auf die große Abschlussprüfung zu einem echten Problem werden lassen. Dabei lässt sich mit der richtigen Vorbereitung und einer guten Einstellung die Zeit durchaus effektiv nutzen. Der Ratgeber »Prüfung bestehen« von Bettina Geuenich ist meines Erachtens die Pflichtlektüre für alle, die sich mit der Prüfungsvorbereitung überfordert fühlen. In einzelnen Kapiteln, von »Besser lernen« bis »Prüfungsangst abbauen«, gibt sie wertvolle Tipps für die Prüfungsvorbereitung, erklärt, warum Zeitmanagement so wichtig ist und wie sich das Lernen strukturieren lässt. Darüber hinaus geht sie den verschiedenen Prüfungsängsten auf den Grund, und es gibt für jeden die passenden Tipps, um sich nicht mehr von seinen Ängsten bestimmen zu lassen. Als hilfreichen Zusatz gibt’s am Ende jedes Kapitels eine Checkliste, die einem die wichtigsten Punkte noch mal vor Augen hält. Das Buch ist für mich rundherum gelungen und wird jedem eine große Hilfe sein, der schon bei dem Gedanken an die Prüfung kalte Füße bekommt. Der Ratgeber kostet 3 Euro und erscheint im compact Verlag. •

Lernstoff zu sortieren und auf die richtige Länge zu kürzen, ist oftmals eine große Herausforderung. Vor allem wer gerade auf eine Prüfung lernt, hat nicht selten erst einmal einen riesigen Berg vor sich, den es abzutragen gilt. »Womit fang ich an? Was gehört zu welchem Thema? Was ist wichtig, was nicht?« Wem es genauso geht, dem kann ich die Abi-Lernbox nur wärmstens empfehlen. Auf 100 zusammengefalteten Karteikarten im A6-Format stehen die typischen Abi-Aufgabenstellungen zu allen prüfungsrelevanten Themen. Auf der Rückseite gibt’s dann die ausführlichen Antworten dazu. Das Tolle an den Karten ist, dass sich im Innenteil eine ausführliche Infoseite befindet, mit der sich die wichtigsten Inhalte schnell überblicken lassen. Zum ausführlichen Aneignen eines Themas ist der Innenteil sicher nicht geeignet – zum Nachschlagen jedoch ideal. Wer sich also schon durch die Bücher gewälzt hat und nun systematisch den Stoff wiederholen möchte, dem wird die Abi-Lernbox bei der Vorbereitung zum Abitur bestimmt nützlich sein. Die Abi-Lernbox von Klett gibt es für Deutsch, Mathe, Biologie und Geschichte für 19,95 Euro. •

Für alle, die dieses Jahr ihren Realschulabschluss machen, hat Cornelsen einen sehr guten Trainingsband herausgebracht. Dieser gliedert sich in kurze Erklärungen der einzelnen Themen mit anschließenden Übungsaufgaben. Positiv fällt auf, dass es sowohl Aufgaben für die Grundlagen als auch Übungen auf Prüfungsniveau gibt. So kannst du dich erst in das einzelne Thema einarbeiten, um danach in die Prüfungsaufgaben einzusteigen. Dadurch hast du die Möglichkeit, bei Themen, in denen du schon fit bist, sofort mit den schwierigen Aufgaben zu starten. Alle Übungen lassen sich mit dem beigelegten Lösungsheft überprüfen – damit ist das Trainingsheft ideal fürs Lernen daheim. Wer mit dem strukturierten Lernen seine Schwierigkeiten hat, dem hilft die Übersicht am Anfang des Buches: Dort lässt sich der Lernerfolg super kontrollieren und sie hilft dir, den Überblick zu behalten. Den Trainingsband gibt es für die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, jeweils für die Prüfungsfächer Mathe, Deutsch und Englisch und kostet jeweils 8,95 Euro. •

Marcel hat im Frühjahr 2009 das Abitur geschrieben. Jetzt macht er ein Praktikum bei yaez. Seinen Schulbuch-Check kannst du dir auch online als Video anschauen. Dort siehst du seine Büchertipps und kannst darüber diskutieren. Einfach auf www.yaez.de den Webcode @schulbuch44 eingeben.

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10 schule SCHULEN IM AUSLAND: ÄGYPTEN

Ohne Nachhilfe läuft nichts

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Überfüllte Klassenräume, schlecht ausgebildete Lehrer: Das Bildungssystem in Ägypten hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Die Leidtragenden sind die Schüler: Zwei Drittel von ihnen sind auf Nachhilfe angewiesen – wenn ihre Eltern sich den Extra-Unterricht leisten können Text: Anne allmeling

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eigentlich müssten ständig neue Schulen gebaut, Ausbildungsplätze geschaffen und Universitäten gegründet werden. Doch das Geld, das Ägyptens Regierung im Bildungsbereich investiert, reicht hinten und vorn nicht. Die Folge: überfüllte Klassenräume, schlecht ausgebildete Lehrer, ein niedriges Bildungsniveau. Staatlichen Zahlen zufolge können rund 17 Prozent der Männer und 41 Prozent aller Frauen in Ägypten weder lesen noch schreiben. Keine Überraschung angesichts der Tatsache, dass sich außerhalb der großen Städte wie Kairo oder Alexandria oft 60 Schüler in einem Klassenraum drängen. Gute Fachkräfte unterrichten lieber in den zahlreichen Privatschulen oder in den reichen Golfstaaten, wo sie besser bezahlt werden. Die ägyptische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Zugangsmöglichkeiten zur Schulbildung und die Qualität der Bildung entscheidend zu verbessern. Die langfristig angelegte Initiative »Bildung für alle« soll sicherstellen, dass bis 2015 alle Kinder in Ägypten die Grundschule abschließen. Jungs und Mädchen werden (an dieser Schule) getrennt unterrichtet: Schülerin an der islamischen Talla al Kamal-Schule in Kairo Wer auch die Abschlussprüfungen nach dem elften Schuljahr schaffen will, ist meist auf Nachhilfe angewiesen. Etwa zwei Drittel der ägyptischen Sie haben die Erfahrung gemacht, dass selbst eine Schüler nehmen das in Anspruch – diejenigen, die gute Schulbildung noch lange keine Garantie dafür es sich leisten können. Dabei geht es im Unterricht ist, später eine Arbeitsstelle zu finden. vor allem darum, Inhalte auswendig zu lernen. Die Kein Wunder in einem Land, in dem jeder Zweite Schüler müssen meist ihren Stoff büffeln, ohne jünger als 20 ist. Ägypten hat knapp 80 Millionen über ihn nachzudenken. Kritische Nachfragen sind Einwohner; wegen des hohen Bevölkerungswachsunerwünscht. Denn der Staat ist von echter Demotums kommen alle neun Monate sogar noch einmal kratie noch weit entfernt – und das macht sich auch rund eine Million Ägypter hinzu. Eine gewaltige im Bildungsbereich bemerkbar. • Herausforderung für das Bildungssystem, denn

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Foto: Thomas Hartwell/Corbis

er in Ägypten zur Schule gehen darf, hat Glück: Längst nicht alle Mädchen und Jungen im Land nehmen am täglichen Unterricht teil. Die ersten fünf Schuljahre sind zwar verpflichtend und nahezu kostenlos. Viele Eltern aber wollen lieber, dass ihre Kinder zu Hause bleiben und ihnen bei der Arbeit helfen – vor allem in ländlichen Gegenden.


berufswahl 11

BRANCHENZOOM: INGENIEURE

Windräder und Wasseranlagen Wer sich für ein Ingenieurstudium entscheidet, muss viel investieren: Die Lernbelastung ist enorm. Doch es winken exzellente Jobaussichten. Und die Umwelt kann man nebenbei auch noch retten Text: anne allmeling illustration: jakob hinrichs

V

iel freie Zeit hat Valentino Nadale nicht. Seit der 22-Jährige in Stuttgart Mechatronik studiert, ist sein Terminplan immer gut gefüllt: mit Vorlesungen, Lerngruppen und jeder Menge Hausaufgaben. »Mathe ist besonders schwer«, sagt Valentino, der im Gymnasium in Mathematik immer gute Noten hatte. »Die Mathematik in unserem Studium hat nichts mehr mit der in der Schule zu tun – sie ist einfach viel schwieriger.« Drei Semester Mechatronik, einer Kombination aus Maschinenbau und Elektrotechnik, hat er bereits hinter sich. »Allein schafft man das nicht«, erzählt Valentino und lacht: Er hat mit vier Kommilitonen eine Lerngruppe gegründet. Die Studenten treffen

sich regelmäßig, lernen für Klausuren und bleiben auch am Wochenende über Skype in Kontakt, wenn es an die Hausaufgaben geht. Valentino ist froh darüber – schließlich sind die fünf Studenten inzwischen richtig gute Freunde und helfen sich nicht nur in Sachen Studium. Beim Umzug in die neue Wohnung hatte Valentino gleich Unterstützung, und auch sonst verbringen die fünf gerne ihre Freizeit zusammen – sofern sie nicht sowieso gerade zusammen Mathe büffeln. »Unsere Klausuren liegen immer in den Semesterferien«, erzählt Valentino. »Von Ferien merkt man also nichts.« Acht Stunden pro Tag Lernen ist dann angesagt – oder ein Wochenende, an dem alle bei einem Kumpel übernachten und sich möglichst in-

tensiv auf die Klausuren vorbereiten. Ziemlich viel Arbeit – aber Valentino weiß genau, warum er sich für Mechatronik entschieden hat. »Die Jobauswahl ist riesig«, sagt der Student. »Überall werden Ingenieure gesucht, zum Beispiel in der Automobilindustrie.« Kurt Eikemeier von der Bundesagentur für Arbeit bestätigt das. »Ingenieure haben sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt«, sagt Eikemeier, »egal in welcher Berufsgruppe. Das ist so, und dabei wird es trotz der Krise auch in den nächsten Jahren bleiben.« Gute Aussichten also für Valentino. Er weiß noch nicht genau, in welchem Bereich er später arbeiten möchte. »In der Entwicklung vielleicht«, überlegt er. »Vor allem die Automobilbranche >> yaez


12 berufswahl

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Gruscheln für den Geldbeutel Das Social Web hat sich längst zum ernst zu nehmenden Arbeitgeber entwickelt Text: christiane traub

Die wichtigsten Versicherungen für Azubis Azubis brauchen neben der Krankenversicherung vor allem zwei Policen: Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Darauf weist der Bund der Versicherten (BDV) in Hamburg hin. Andere Policen wie Privathaftpflicht oder Rechtsschutz seien in der Regel überflüssig, weil die Auszubildenden über ihre Eltern mitversichert sind. Grundsätzlich sollte nach Singletarifen gefragt werden, die in der Regel weniger kosten. Azubis sind in einer gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichert, sie können die Kasse aber frei wählen. Tun sie das nicht rechtzeitig, treffe der Chef die Entscheidung. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte so früh, so hoch und so lange wie möglich abgeschlossen werden, rät der BDV. Allerdings würden Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen wie starken Sehproblemen meist nicht versichert. Eine Unfallversicherung sei deshalb sinnvoll, weil sie rund um die Uhr und weltweit gelte, also auch in der Freizeit. (dpa) •

Oliver Skopec hat beim SchülerVZ gearbeitet

Wer sich, statt zu lernen, schon wieder auf SchülerVZ erwischt, kann daraus auch seinen Beruf machen. Ob als Community-Manager, Blogbetreiber oder Start-up-Gründer – das Social Web ist zum ernst zu nehmenden Arbeitgeber geworden. »Das Internet ermöglicht es, relativ leicht selbständig zu werden und ohne Festanstellung Geld zu verdienen, beispielsweise als Blogger«, sagt Oliver Skopec, der als zuständiger Manager das Netzwerk SchülerVZ aufgebaut hat. »Einen Blog kann man über Plattformen wie Blogger.com sogar kostenlos betreiben, und durch Anzeigen oder Einladungen zu Veranstaltungen, auf denen man als Experte spricht, lässt sich dann Geld verdienen.« Um mit einem Blog erfolgreich zu sein, müsse man viel Herzblut investieren, sich thematisch gut auskennen und ständig auf den Blog aufmerksam machen, erklärt Skopec. »Egal wo man postet, twittert oder taggt – überall muss der Link zum eigenen Blog auftauchen.« Tino Keller ist einen anderen Weg gegangen: Er hat mit Freunden das Netzwerk Spickmich gegründet. Dort können Schüler ihre Lehrer benoten. Mittlerweile stellt er selbst Mitarbeiter ein: »Wir haben Mitarbeiter für die Programmierung und das Webdesign, im kaufmännischen Bereich für die Betreuung der Anzeigenkunden und in der Redaktion für den Nutzerkontakt und die Inhalte.« Das erfolgreiche Start-up bildet auch aus – aktuell zum Fachmann für Bürokommunikation und zum Medienkaufmann Digital und Print. Wer einmal für ein Internetunternehmen gearbeitet hat, dem ermöglichen sich gute Chancen auf einen Job in einem anderen Bereich. »Heutzutage ist Internetkompetenz in vielen Berufen gefragt«, so Skopec. Er muss es wissen: Seit er aufgehört hat, bei SchülerVZ zu arbeiten, kann er sich vor Angeboten kaum retten. Jetzt konzentriert sich der 24-Jährige wieder auf das Studium, das er für seine Arbeit unterbrochen hatte. »Es werden gezielt junge Mitarbeiter gesucht. Ihnen traut man online einfach mehr zu. Aber bei all den Chancen sollte man darauf achten, dass man auch eine solide Ausbildung macht.« • www.studivz.de/jobs, www.spickmich.de

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Besser schick bewerben Jugendliche, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben, sollten gut überlegen, was sie anziehen wollen. »Lieber etwas zu schick als zu lässig«, rät Annedore Bröker von der Arbeitsagentur in Hamburg. Wer nicht sicher ist, was gut ankommt, kann Freunde oder Eltern um Rat fragen. »Wer ins Handwerk will, muss nicht unbedingt ein Sakko tragen«, sagt die Berufsberaterin. Aber für Kaufleute oder in der Bank ist das schon besser. (dpa) •

Bafög: Finanzhilfe für Studenten Rund 333.000 der insgesamt zwei Millionen Studenten haben 2008 finanzielle Unterstützung nach dem Bundes-Ausbildungsförderungs-Gesetz (Bafög) erhalten. Hinzu kamen rund 250.000 Schüler, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen und meist in speziellen Fachschulen oder Weiterbildungseinrichtungen unterrichtet werden. Das Bafög wird abhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt. Der Höchstsatz für Studierende, die über eine eigene Wohnung verfügen, beträgt derzeit 648 Euro monatlich (einschließlich der Zuschüsse für Miete und Krankenkasse). Das Geld wird je zur Hälfte als Zuschuss und als zinsfreies Darlehen ausgezahlt. Etwa jeder zweite Bafög-Empfänger unter den Studierenden erhält heute diesen Höchstsatz. Die durchschnittliche Förderung erhöhte sich laut dem neuen Bafög-Bericht der Bundesregierung auf 398 Euro monatlich. Im Jahr zuvor waren dies noch 375 Euro – eine Folge der Bafög-Anhebung zum 1. Januar 2008. Bafög gibt es seit 1971. Ziel des Gesetzes war es damals, auch durchschnittlich begabten jungen Menschen aus ärmeren Elternhäusern ein Studium zu ermöglichen. (dpa) •


berufswahl 13

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Studie: Bachelor-Ingenieure werden akzeptiert

interessiert mich.« Mit der Entscheidung will sich Valentino aber noch Zeit lassen. Eine, die sich längst für die Automobilbranche entschieden hat, ist Stephanie Noack. Die 34-Jährige arbeitet in der Abteilung Umweltstrategie der Forschung von Volkswagen (VW). In der Konzernzentrale in Wolfsburg kümmert sich Noack vor allem um Fragen, die Umwelt und Nachhaltigkeit beim Autobau betreffen. Schon zu Schulzeiten war Stephanie Noack in einer Umweltgruppe aktiv. Nach dem Abitur hat sie sich dann für den Studiengang Wasserwirtschaft an der Technischen Universität Dresden eingeschrieben, einem umweltorientierten Ingenieurstudium. »Man wird zum Generalisten ausgebildet«, erzählt Stephanie Noack. »Das hat den Vorteil, dass man

»Man wird zum Generalisten ausgebildet« überall mitreden kann.« Noch während des Studiums hat sie ein Praktikum bei einem Wasserverband gemacht und ein Semester in Finnland verbracht. Nach ihrem Uniabschluss arbeitete Noack erst einmal für verschiedene Ingenieurbüros, bevor sie dann, »durch einen Zufall«, wie sie sagt, bei VW in Hannover landete. Dort kümmerte sie sich um die Wasser- und Abwassertechnik, also um Fragen rund um das Wasser, das für den Autobau benötigt wird. Vor sieben Jahren wechselte sie dann in die Zentrale nach Wolfsburg. Die wichtigste Voraussetzung für ihren Job? »Man muss sich für Autos begeistern können und sich mit dem Produkt identifizieren«, sagt Stephanie Noack. Um als Ingenieur im Umweltbereich erfolgreich arbeiten zu können, komme aber noch ein weiterer Punkt hinzu: »Durchhaltevermögen«, sagt Stephanie Noack und lacht. »Was die Umweltverträglichkeit betrifft, muss man immer am Ball bleiben und Überzeugungsarbeit leisten – damit bei der täglichen Arbeit alle darauf achten und auch mal unkonventionelle Wege gehen.« Keine leichte Aufgabe in einem Unternehmen, das allein in Wolfsburg 45.000 Menschen beschäftigt. Bis sich Valentino Nadale eine Stelle sucht, wird es noch ein wenig dauern. Wenn alles gut läuft, schließt er sein Mechatronik-Studium im Sommer 2010 mit einem Bachelor of Science ab – und schließt vielleicht noch einen Master-Studiengang an. Trotz des vielen Lernens würde er sich noch einmal für Mechatronik entscheiden. »Am Anfang muss man sich durchbeißen«, sagt Valentino, »das Schwierigste ist aber die Umstellung auf das ganze Lernen. Davon darf man sich nicht abschrecken lassen.« •

Immer mehr Unternehmen, die Ingenieure beschäftigen, geben Nachwuchskräften mit Bachelor-Abschluss eine Chance. Bei den großen Betrieben ab 250 Mitarbeitern stellen schon ein Drittel Bachelor-Ingenieure ein. Entsprechende Ergebnisse einer gemeinsamen Studie über Akzeptanz und Chancen für Ingenieure unter anderem mit Bachelorabschluss veröffentlichten der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) am Donnerstag in Düsseldorf. Dafür waren bundesweit 1753 Unternehmen befragt worden, die Ingenieure beschäftigen. Insgesamt stellten fast elf Prozent der Firmen Bachelor-Ingenieure ein. Der Bachelor-Studiengang dauert in der Regel nur sechs Semester. (dpa) •

Gute Berufsaussichten für Elektro-Ingenieure Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik werden nach wie vor gesucht. Nach einer Umfrage des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) in Frankfurt unter 1300 Mitgliedsunternehmen haben Hochschulabsolventen und Young Professionals nach wie vor gute Berufsaussichten. Das gaben 97 Prozent der befragten Firmen an. Insbesondere in den Bereichen E-Mobility und E-Efficiency würden trotz Wirtschaftskrise Elektroingenieure gebraucht. Einzelne Unternehmen der Automobilindustrie suchten sogar verstärkt entsprechend qualifizierte Fachkräfte. So rechnen 93 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass sich die Konkurrenz um Fachkräfte der Elektro- und Informationstechnik noch verschärfen wird. (dpa) •

Viele Schüler unterschätzen Ingenieursfächer Schüler haben oft falsche Vorstellungen von Technikfächern. So unterschätzen viele die Anforderungen eines Ingenieursstudiums. Das ergibt sich aus einer Studie im Auftrag des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf, für die rund 3000 Schüler und mehr als 6200 Studenten befragt wurden. Demnach klaffen die Erwartungen der Schüler und die Erfahrungen von Studenten weit auseinander, wenn es um die Anforderungen des Studiums geht. Besonders unterschätzen Schüler demnach die Menge an Lesestoff und Theorie, die es in Technikfächern zu bewältigen gilt. Auch der Leistungsdruck und die Belastung durch Prüfungen ist nach Erfahrung der Studenten weitaus höher als von vielen Schülern angenommen. Mehr als 30 Prozent brechen ein Ingenieursstudium den Angaben zufolge in den ersten Semestern ab. (dpa) •

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14 berufswahl

Der »Ökodesigner« Schöne Produkte, die ökologisch vertretbar sind? Der »Ökodesigner« entwirft genau solche Produkte und hilft damit, die Welt ein bisschen besser zu machen Text: Sarah Stocker Es gibt wohl wenige Menschen, die einen Stempel aus Schuhsohle benutzen. Schon mehr Leute tragen vermutlich eine Tasche aus alten Segelboot-Segeln oder benutzen andere ökologische Produkte. Doch schon in naher Zukunft wird sich das vielleicht ändern. Denn an der privaten Kölner Design-Schule »ecosign/Akademie für Gestaltung« kann man seit einigen Jahren den Studiengang Nachhaltiges Design studieren. Die Designer, die dort ausgebildet werden, entwerfen Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen oder Abfallprodukten und gestalten Kampagnen und Printmedien, die auf ökologische Themen aufmerksam machen. »Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr aktuell und betrifft uns alle«, erklärt der angehende Designer Michael Marks. »Wir als zukünftige ›Ökodesigner‹ können einen Beitrag dazu leisten, Produkte, Printmedien und Informa-

tionskampagnen so zu gestalten, dass sie umweltverträglich sind.« Aus diesem Grund achten »Ökodesigner« stets darauf, ihre Produkte und Kampagnen möglichst ökologisch und ökonomisch zu gestalten. »Unsere Generation trägt die Verantwortung dafür, wie nachfolgende Generationen leben werden«, erklärt Michael Marks. Genau aus diesem Grund hat er sich der Student vor sechs Semestern an der Akademie in Köln beworben. Nach seinem Studium will er sich auf jeden Fall selbständig machen und

als Designer arbeiten. »Ich möchte meine eigenen Idee umsetzen«, erzählt der 24-Jährige, »ich arbeite schon seit ungefähr anderthalb Jahren in diesem Bereich. Vor kurzem habe ich zum Beispiel Illustrationen zu einem Wasser-Aktionstag gemacht.« Er fände es aber auch interessant, für eine soziale Einrichtung zu arbeiten, in der Menschen mit Behinderung unter Anleitung grafisch arbeiten. »Die Aufgabe der Betreuung könnte ich mir dort auch gut vorstellen.« Den Designern von morgen stehen also viele Türen offen, und genauso vielfältig sind die Projekte, an denen sie arbeiten. Wer davon träumt, einmal durch nachhaltiges Design die Welt ein bisschen zu verbessern, der sollte sich am besten an der ecosign in Köln bewerben. Denn die Akademie ist die einzige in ganz Deutschland, an der man Design mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit studieren kann. Angehende Designer, die sich an der ecosign bewerben wollen, müssen auf jeden Fall ein Abitur oder einen Fachhochschulabschluss besitzen, auch eine abgeschlossene Berufsausbildung wird unter Umständen anerkannt. Zudem müssen Bewerber an einem Vorstellungsgespräch und einem Bewerbungstag an der Akademie teilnehmen. Wer sich lieber an einer staatlichen Universität oder Fachhochschule bewerben möchte, kann sich dort auch für einen ganz »normalen« Designerstudiengang einschreiben. • www.ecosign.net, www.herrmarks.de

Mechanik   trifft Elektronik Bei der Ausbildung zum Mechatroniker spielt der Umweltschutz eine wichtige Rolle Text: ineke hAUG

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Philip Bosse macht eine Ausbildung zum Mechatroniker und entdeckt dabei den Umweltschutz für sich

Philip Bosse gefällt vor allem der Bereich der Elektrotechnik: Stromkreise berechnen, Motoren wechseln oder instand setzen, elektrische Fehlersuche, das sind die Aufgaben, die ihn während seiner Ausbildung immer wieder fasziniert haben. Ein anderer Aspekt, der sich durch seine komplette Ausbildung gezogen hat, ist das Umweltschutz-Management. Das Unternehmen legt großen Wert darauf, das Thema Umwelt- und Klimaschutz zu einem festen Bestandteil der Ausbildung zu machen. Das fängt schon bei der Mülltrennung an: »Wenn wir zum Beispiel mit Batterien oder anderen giftigen Stoffen arbeiten, dann wird auch besprochen, wie sie gelagert und später entsorgt werden«, sagt Philip Bosse. »Wir wollen, dass unsere Auszubildenden verantwortungsbewusst handeln, nicht nur untereinander, sondern auch, wenn es um die Umwelt und den Klimaschutz geht«, bestätigt Ulrich Sievers, Leiter des Aus- und Fortbildungszentrums.

Philip Bosse räumt ein, dass er sich vor seiner Ausbildung mit diesem Thema nie bewusst auseinandergesetzt hat, jetzt sei umweltbewusstes Denken aber ganz selbstverständlich geworden: »Nicht nur bei der Arbeit, sondern auch zu Hause achte ich jetzt viel mehr darauf, Müll zu trennen oder Energie zu sparen.« Was jeder einzelne Auszubildende im Betrieb lernt, versucht E.ON auch im Großen umzusetzen: Bei der Abfallentsorgung hat sich der Konzern hohe Umweltstandards auferlegt. Der Abfall wird nicht in Deponien gelagert, wo er ins Grundwasser gelangen könnte, sondern thermisch behandelt, das heißt, schon während der Verbrennung werden die chemischen Schadstoffe zerstört oder dem Stoffkreislauf entzogen. Die Energie, die bei der Verbrennung frei wird, kann von E.ON weiter genutzt werden – so leistet die thermische Behandlung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. • www.eon.com

Fotos: Unternehmen (1), Privat (1)

Der 19-jährige Philip Bosse macht eine Ausbildung zum Mechatroniker beim Energiekonzern E.ON in Helmstedt. Noch zu Schulzeiten hat er dort ein dreiwöchiges Praktikum absolviert. Dort bekam er Einblick in verschiedene Bereiche des Unternehmens und durfte auch selbst kleine Installationen anfertigen. Da er technikbegeistert war und sich auch für Elektrotechnik interessierte, beschloss er, sich nach seinem Realschulabschluss für einen Ausbildungsplatz als Mechatroniker zu bewerben. Zwölf Bewerbungen hat er insgesamt losgeschickt – dass es ausgerechnet bei E.ON geklappt hat, freute ihn besonders, schließlich kannte er das Unternehmen schon: Mechatroniker sind die Schnittstelle zwischen Mechanik und Elektronik, häufig kommt auch noch der Bereich Informations- und Steuertechnik dazu. Sie bauen mechanische und elektronische Komponenten zu komplexen Systemen zusammen, installieren Steuerungssoftware und halten Systeme instand. Voraussetzung für den Beruf des Mechatronikers ist mindestens ein Hauptschulabschluss, die dreieinhalb-jährige Ausbildung teilt sich zwischen Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Gute Noten in mathematisch-technischen Fächern, Technikverständnis und handwerkliches Geschick sind die Voraussetzung, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen.


mode 15 Für junge Designer, wie dem Duo Johanna Perret und Tutia Schaad, ist die Fashion Week die Chance, ihre Mode einem großem Publikum zu präsentieren

Schick in Berlin Heiße Mode bei eisigen Temperaturen: Designer und Models aus der ganzen Welt machen Berlin für eine Woche zur Modehauptstadt Texte und fotoS: Ramona Demetriou

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töckelschuhen im Schnee, Sonnenbrillen bei Minus acht Grad und eine Herde von Boulevard-Journalisten, die Prominente jagd. Immer Ende Januar steht die Hauptstadt für vier Tage auf dem Kopf. Der Grund? Es ist Fashion Week in Berlin und jeder, der Mode liebt, streicht sich diesen Termin in seinem Kalender rot an. Denn in diesen vier Tagen zeigen hauptsächlich nationale, aber auch internationale Designer, was in der kommenden Saison hot oder not ist. Böse Zungen vergleichen das Modespektakel, das zweimal im Jahr in einem großen Zelt mitten in Berlin stattfindet, gerne mit einem Zirkus, bei dem der Laufsteg zur Manege wird und die Designer zu Schaustellern. Und klar, einige Designer stellen lieber sich selbst, anstatt ihre Mode, in den Mittelpunkt. Doch in erster Linie bietet die Fashion Week deutschen Designern eine Plattform ihre neuen Kollektionen einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Veranstaltet wird die Modewoche, die neben Berlin auch in Metropolen wie Paris, New York und London stattfindet, von der internationalen Agentur IMG – das ist die Agentur, bei der auch einige Gewinnerinnen von »Germany’s Next Topmodel« unterschrieben haben. »Die Fashion Week funktioniert eigentlich ganz einfach: Wir versuchen namhafte Designer auf die Fashion Week zu bekommen, um das Medieninteresse zu wecken. Gleichzeitig nehmen wir aber auch junge Designer wie das Duo Johanna Perret und Tutia Schaad auf und geben ihnen damit die Möglichkeit, ihre Stücke vor viel Presse und Prominenz zu zeigen«, erklärt Maia Guarnaccia,Vizepräsident von IMG Fashion in Europa. Auf die Frage, wie viel es einen Designer kostet seine aktuelle Kollektion auf der Fashion Week zu präsentieren, antwortet Guarnaccia mit einem Lächeln: »Den jungen Designern kommen wir sehr entgegen.« Dass eine Veranstaltung wie die Fashion Week für die noch nicht etablierten Modeschaffenden wichtig ist, beweist der Berliner Jungdesigner Sam Frenzel. Er gewann in der Sommer-Saison 2009 den Award für junge Designer aus Deutschland und durfte diese Saison seine Kollektion in einer eigenen Schau vorstellen. Der Berliner sagt dazu: »Seit meiner Schau steht mein Telefon nicht mehr still. Es ist unglaublich und großartig.« • www.fashion-week-berlin.com

War da noch was?

Im März geht Heidi Klum mit ihrer Casting-Sendung »Germany’s Next Topmodel« bereits in die fünfte Runde. Die Einschaltquoten sind gigantisch, doch der Erfolg in der Mode-Welt bleibt wohl aus. Auf den Laufstegen der Fashion Week in Berlin sind Heidi Klums Entdeckungen nicht weiter aufgefallen, dafür aber daneben – als VIP-Gäste im Zuschauerraum.

Topmodel mit 19 Mit 16 fing sie an zu modeln, nach dem Schulabschluss hat sie daraus dann ihren Beruf gemacht: Ali Lagarde ist Topmodel geworden und läuft auf der Fashion Week in Berlin Wie bist du Model geworden? Ich habe mich mit 16 bei einer Agentur in Dallas bevorben. Eigentlich wollte ich mich dort als Schauspielerin vorstellen, aber die Agentur hat mich dann als Model unter Vertrag genommen. Ich bin weiter zur Schule gegangen und habe immer kleine Jobs nach Schulschluss und an den Wochenenden angenommen. Wie hat dein Umfeld reagiert, als du dich entschieden hast, nach dem Schulabschluss Profimodel zu werden? Meine Eltern waren der Meinung, dass es okay ist, solange ich finanziell nichts drauflegen muss. Meine Freunde fanden es alle sehr witzig. Und was die Schule betrifft: Ich kann nicht sagen, dass ich durch den Job als Model besonders viele Neider hatte. Meine Schulzeit verlief trotz des außergewöhnlichen Jobs recht normal.

Seit drei Jahren arbeitet die 19-jährige Ali Lagarde schon als Model, sie ist bei IMG unter Vertrag. Die Fashion Week ist für sie ihre erste große Schau

Wie hast du dich vor deinem ersten Laufstegjob gefühlt? Ich arbeite ja erst seit sieben Monaten als Vollzeitmodel und hatte hier in Berlin meine ersten Jobs auf dem Laufsteg. Ich muss sagen: Die Castings, das Warten und die Anproben sind für mich viel nervenaufreibender als der Moment auf dem Laufsteg. Die kurze Zeit im Rampenlicht genieße ich immer sehr. Was hältst du von Fernsehformaten wie »Germany’s Next Topmodel« oder »Die Model WG«? Auf der einen Seite ist es ganz gut, dass solche Formate gezeigt werden. Durch solche Schaus sehen die Leute vor dem Fernseher, dass Model sein mehr bedeutet, als nur kurz vor der Kamera zu posieren und ein paar nette Bilder zu machen. Es bedeutet wirklich harte Arbeit. Auf der anderen Seite wiederum stellen solche Sendungen den Einstieg und Werdegang eines Models etwas verzerrt dar. Die ganzen Castings bei den Designern sind in Realität sehr viel anstrengender. Ich hatte für die Fashion Week in Berlin beispielsweise 14 Castings und laufe jetzt für sieben Schauen. Die Jobs kommen nicht so einfach, wie es im TV gezeigt wird. Was sind die Trends in den kommenden Monaten? Die Farbe Schwarz ist sehr populär. Bei einigen Designern sind die Schnitte geradlinig und der gesamte Look geht eher ins Derbe. Andere Designer arbeiten mit ganz soften Stoffen und Farben. Generell ist die deutsche Mode aber wie die Menschen, die hier leben. Sie ist präzise und sehr gut verarbeitet. Man findet keinen handwerklichen Fehler und es steckt viel Detailtreue in den Stücken. Was trägst du privat am liebsten? Ich trage am liebsten mein weites T-Shirt mit einer Grafik drauf. Dazu ziehe ich meine bequemen Stiefel an. Ich liebe Stiefel!

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Der Name bleibt Die Sugababes präsentieren sich Anfang März mit einem neuen Album und einem neuen Gesicht. Damit wurde die ursprüngliche Besetzung nun vollständig ausgetauscht TextE: Ramona Demetriou

landeten mit der ersten Single einen Top-Ten-Hit in England, Deutschland sowie Neuseeland und wurden für die beliebten BRIT-Awards nominiert. Und obwohl das erste Album der Gruppe noch drei weitere Hits bescherte, schien der Erfolg nicht den Vorstellungen der Plattenfirma gerecht zu werden. Der Vertrag mit der Girlband wurde im Jahr 2001 nicht verlängert. Die Sugababes wechselten zu ihrer heutigen Plattenfirma Universal, und die wechselte erst einmal das Konzept. Das erste Sugababe, die rothaarige Siobhán Donaghy, musste gehen. Schnell war mit der überaus attraktiven Sängerin Heidi Range, die mit der erfolgreichen Girlband Atomic Kitten bereits Chartluft schnuppern konnte, ein adäquater Ersatz gefunden. Mit Heidi und den restlichen Babes veröffentlichte Universal dann 2002 das Album »Angels With Dirty Faces«, was dem Trio zum internationalen Durchbruch verhalf. Das folgende Studioalbum »Three« stand dem in nichts nach. Aus dem vierten Album »Taller in More Ways« wurde im Oktober 2005 die Single »Push the Button« auf den Markt gebracht, die ohne Umschweife an die Spitze der europäischen Charts schoss. Die nachfolgende Auskopplung »Ugly« war weniger erfolgreich. Die Single wurde nicht weiter promotet, und Mutya Buena verließ die Gruppe »freiwillig« und natürlich »ausschließlich aus persönlichen Grün-

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den«. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Mit der neuen und, wen wundert’s, ebenfalls sehr attraktiven Sängerin Amelle Berrabah nahmen die Sugababes nach der Veröffentlichung eines Best-of-Albums und einer Tournee im Jahr 2007 das Hitalbum »Change« auf. Der Song »About You Now« brach Rekorde und hielt sich vier Wochen an der Spitze der UK-Charts. Dem darauf folgenden Album mit dem Titel »Catfights und Spotlights« wurde von der Öffentlichkeit jedoch kaum Beachtung geschenkt. Es war das Album mit den schlechtesten Verkaufszahlen seit Beginn der Karriere des Trios. Die Folgen sind bekannt: Keisha Buchanan wurde durch Jade Ewen ersetzt, die, passend zum Rest der Gruppe, ebenfalls mit Attraktivität überzeugt. Der neue Sound auf dem Album »Sweet 7« klingt elektrisch, sehr sexy und hat die Absicht, auch in den US-Charts mehr Beachtung zu finden. Ob die neue Bandbesetzung Angst vor der Zukunft hat? Aber warum sollte sie, schließlich hat es schon mehrfach geklappt. •

Erykah Badu

»New Amerykah Part II – Return of The Ankh« Die Grammy-Preisträgerin Erykah Badu wird häufig als »Queen of Neo-Soul« gerühmt. In Amerika ist die Sängerin bereits seit ihrem Debütalbum »Baduizm« aus dem Jahr 1997 ein großer Star. In Deutschland konnte sie mit Titeln wie »You Got Me« und »Love of My Life (An Ode to HipHop)« bereits Achtungserfolge erzielen. Ihr mittlerweile fünftes Studioalbum »New Amerykah Part II – Return of The Ankh« kommt am 12. März auf den Markt. Es ist Teil einer Trilogie und der Nachfolger von »New Amerykah Part I – 4th World War«. Themen des anstehenden Albums sind Liebe und Beziehung. Badu sagt zu den Ansätzen der beiden Werke: »Im ersten Teil habe ich mich umgeschaut, was politisch und gesellschaftlich um mich herum in der Welt passiert und davon erzählt. Im zweiten Teil sehe ich in mich hinein und beschreibe, was in mir vorgeht.« •

Fotos: Universal (2)

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m 5. März erscheint das siebte Album des beliebten Trios. Es trägt den Titel »Sweet 7«. Und für alle, die sich fragen, wem das unbekannte Gesicht auf dem Cover gehört: Das ist Jade Ewen, die Neue. Sie tritt in die Fußstapfen von Keisha Buchanan. Mit Keisha geht nun auch das letzte Bandmitglied der Originalbesetzung. Ihren unfreiwilligen Ausstieg nach elf Jahren verkündete die Sängerin über Twitter. Und da 140 Zeichen sehr wenig sein können, postete Keisha ihre Erklärung dort in 15 Tweets. Das offizielle Statement der Plattenfirma Universal war weniger emotional. Es umfasste twitterkompatible 51 Zeichen und lautete: »Die aktuelle Besetzung der Sugababes löst sich auf.« Warum sollte sich Universal auch in lange Erklärungen verstricken – schließlich hat das Projekt Sugababes bis jetzt jede Neubesetzung gut überstanden. Somit hat auch Jade Ewen in ihrer Zeit als Zuckerpüppchen gute Chancen auf internationale Charterfolge und Medienpreise. Denn mit den Sugababes hat Universal erfolgreich eine Marke etabliert, bei der die Sängerinnen lediglich in die Statistenrolle schlüpfen. Was die zukünftige Karriere von Keisha Buchanan betrifft: Es könnte schwierig werden. Denn nur wenige erinnern sich an all die ehemaligen Sugababes, die auf der rasanten Fahrt in Richtung Charts-Spitze an der Wegstrecke zurückgelassen wurden. Deshalb an dieser Stelle eine kurze Historie des süßen Trios. Mit ihrer ersten veröffentlichten Single »Overload« starteten die Freundinnen Keisha Buchanan, Mutya Buena und Siobhán Donaghy im Jahr 2000 unter dem Bandnamen Sugababes vor allem in ihrem Heimatland Großbritannien durch. Drei durchschnittlich aussehende Mädchen mit einem Sound, der cool und erwachsen klang. Auffällig erwachsen für eine Gruppe, deren Altersdurchschnitt gerade mal bei 16 Jahren lag. Doch die drei jungen Sängerinnen brachten ihre Songs überzeugend rüber und


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Schweinereien auf YouTube Junge Musiker nutzen die Schweinegrippe als virale Strategie, um einen Internet-Hit zu landen Text: oskar piegsa

illustration: CHRISTOPH RAUSCHER

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yan Erwin hockt in seinem Studentenzimmer, schlägt auf die Stahlsaiten einer Gitarre und singt in seine Webcam. »In den heutigen Zeiten müssen wir ganz besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen«, grölt der 19 Jahre alte Amerikaner mit ansteckender Begeisterung auf Englisch. Dabei trägt er einen weißen Mundschutz, wie man ihn manchmal in Krankenhausserien sieht. Es ist April 2009, und seit einiger Zeit wird in den USA immer aufgeregter über die Schweinegrippe berichtet, über die sich Ryan Erwin mit seinem Musikvideo lustig macht. An dem Tag, an dem er seinen »Swine Flu Song« auf YouTube veröffentlicht, wird der erste amerikanische Schweinegrippe-Todesfall gemeldet. Im Süden Kaliforniens, wo auch Erwin herkommt und poppige Punkbands wie Green Day, NoFX und Blink 182, deren Sound er nachmacht, ist ein zweijähriges Kind nach einem Familienurlaub in Mexiko an der Neuen Grippe gestorben. »Ich weiß, dass die Schweinegrippe ein ernstes Thema ist«, sagt Ryan Erwin später. »Aber als ich den Song geschrieben habe, dachte ich darüber einfach nicht nach.« Der 19-Jährige war nicht allein mit seinem Musikvideo. Im vergangenen Sommer erkrankten immer mehr Menschen in den USA und in anderen Ländern an dem Virus und durften ihre Häuser nicht mehr verlassen. Und immer mehr Gesunde griffen zu Gitarre und Webcam und stellten Dutzende Schweinegrippe-Songs ins Netz. Auf YouTube häuften sich eigene Kompositionen und Parodien der Songs von James Blunt, den Jonas Brothers und der 80er-Jahre-Rockband REO Speedwagon. Der Ton ist dabei durchweg respektlos: Eine Handpuppe

Den geschmacklosen Humor, der alle diese Videos auszeichnet, kann man als eine Art der Selbstverteidigung deuten, gegen die Ängste, die im Fernsehen und in den Zeitungen angesichts der Grippe geschürt werden. Manchmal, wenn man Angst hat, ist schließlich nichts so erleichternd wie laut zu lachen. Aber gleichzeitig ist grenzwertiger Humor im Internet eine erfolgreiche Werbestrategie –

Dass Leute zur Gitarre greifen und Lieder über politische Themen singen, hat eine lange Geschichte namens Putnam Pig rappt über einen Beat des Sängers Billy Joel: »Schweine sind gar nicht schuld an der Schweinegrippe!« Ein paar Klicks weiter hat sich ein dicker Südstaatler eine Gitarre um den Bierbauch geschnallt und singt über das Virus: »Du hast es von einem Freund, der es von einem Freund hat, dessen Mutter rumgevögelt hat.« Sogar der britische Rapper Mike Skinner, bekannt als The Streets, veröffentlicht ein Video, in dem Szenen alter, trashiger Zombiefilme gezeigt werden, während Skinner übertrieben bedrohlich rappt: »Er ist hinter dir her, und er hat die Schweinegrippe!«

oft werden Videos bekannt, die man bloggt, twittert oder mailt, stets mit dem Hinweis: Guckt mal, wie bescheuert. Oder: Guckt mal, wie saukomisch. Werbefachleute vergleichen diese Art der Verbreitung von Videoclips ironischerweise mit Viren: Sie werden ansteckend verbreitet und erreichen von dem einen zum anderen immer mehr Menschen. Solche »virale Strategien« sind ein beliebtes Mittel, um im Internet viele Leute zu erreichen und – zumindest kurzzeitig – berühmt zu werden. Musiker wie OK Go, Arctic Monkeys und Lily Allen wurden so ganz ohne große Plattenfirmen und

Werbekampagnen bekannt. Und diese »virale Strategie« ist es auch, die die Schweinegrippe-Sänger von anderen Musikern unterscheidet, die über aktuelle Themen singen. Denn dass in Amerika Leute zur Gitarre greifen und Lieder über soziale und politische Themen singen, die viele Menschen betreffen, hat eine lange Geschichte. In den Dreißigerjahren zog zum Beispiel Woody Guthrie als arbeitsloser Landstreicher durch die Staaten und schrieb Lieder über das Elend, das er unterwegs erlebte. Später wurde er mit diesen Songs bekannt. In den Sechzigerjahren sangen Joan Baez und Bob Dylan über und gegen den Vietnamkrieg. Und bis heute singen Punkbands und Liedermacher über Krieg, Armut und Elend – Themen, die man sonst nur aus den Medien kennt. Während es diesen Musikern aber darum geht, Menschen zum Nachdenken zu bringen, hatten die Schweinegrippe-Sänger wie Ryan Erwin eine andere Idee: Sie wollten berühmt werden. »Die Songidee kam mir, weil ich dachte, dass man bestimmt leicht ins Fernsehen kommt, wenn man einen Song über die Schweinegrippe macht«, gibt Ryan Erwin zu. »Jeder hat Infos zu dem Thema bei Google gesucht, und das Fernsehen hat 24 Stunden am Tag darüber berichtet – deshalb habe ich das ausprobiert.« Fast 30.000-mal wurde der »Swine Flu Song« abgerufen. Das ist nicht besonders viel, wenn man es mit den ganz großen YouTube-Hits wie Tilman, der Skateboard fahrenden Bulldogge, oder Charly, dem bissigen Baby, vergleicht. Aber es ist ein sehr gutes Ergebnis für jemanden, der zum ersten Mal ein Video ins Netz stellt. Vor allem wurde Ryan Erwins Lied tatsächlich schnell vom Fernsehen aufgegriffen, das kontinuierlich über das Virus berichtete und deshalb ständig neues Sendematerial brauchte. »Am am nächsten Tag lief mein Video schon im TV«, sagt Ryan Erwin. »Und später habe ich Fanpost von Leuten aus Ungarn, Frankreich und Spanien bekommen!« Von seiner persönlichen MySpace-Seite hat Erwin den Schweinegrippe-Song mittlerweile allerdings wieder gelöscht. Er ist zufrieden mit seinem ersten Internet-Hit, möchte den richtigen Durchbruch aber lieber mit etwas ernsthafterer Musik schaffen. Mit Freunden von der Uni spielt er heute in der Pop-Punk-Band Small City Calling – und singt nun über Liebe und das Leben im Süden Kaliforniens.•

Die Links zu den YouTube-Videos auf www.yaez.de Webcode: @schweinegrippensongs

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»Freundschaft ist megawichtig« Fabian Halbig über seinen neuen Film »Vorstadtkrokodile 2« – und was ihn auf dem Boden hält interview/texte: jochen blind Vor knapp einem Jahr war Fabian Halbig, Schlagzeuger der Punkrock-Band »Killerpilze«, erstmals auf der Kinoleinwand zu sehen: In der gleichnamigen Verfilmung des Jugendbuchklassikers »Vorstadtkrokodile« spielte er das Bandenmitglied Kai. Auch in der Fortsetzung ist der 17-Jährige wieder mit dabei.

USA 2009, 115 Minuten, R: Nancy Meyers, D: Meryl Streep, Alec Baldwin, Steve Martin, Hunter Parrish, John Krasinski, Daryl Sabara; Kinostart: 21.01.2010

Deutschland 2009, 90 Minuten, R: Christian Ditter, D: Nick Romeo Reimann, Fabian Halbig, Leonie Tepe, Manuel Steitz, Nora Tschirner, Smudo, Esther Schweins; Kinostart: 21.01.2010

»An Education« Der Weg der 16-jährigen Jenny (Carey Mulligan) scheint vorgezeichnet: Die Musterschülerin soll nach Oxford gehen und englische Literatur studieren, um danach Lehrerin zu werden. Viel mehr ist für eine kluge Frau im Jahre 1961 nicht drin. Doch dann tritt der überaus charmante David (Peter Sarsgaard) in ihr Leben – und alles wird anders. Denn er gehört zur Londoner Jeunesse dorée: Tolle Autos, teure Restaurants, Kunstauktionen und Wochenenden auf dem Land sind für ihn und seine Freunde eine Selbstverständlichkeit. Jenny bricht aus dem öden Reihenhausleben in der Provinz aus und entdeckt die weite Welt. Doch Zweifel nagen an ihr: Woher hat ihr Freund bloß sein ganzes Geld? Ist wirklich alles eitel Sonnenschein? Bis sie diese Fragen beantworten kann, muss Jenny viel Lehrgeld bezahlen. Es ist ein schmerzhafter Prozess. Der Film nach einem Drehbuch des britischen Bestseller-Autoren Nick Hornby (»High Fidelity«, »About a Boy«) bietet kluge Unterhaltung – nicht zuletzt dank der überzeugenden Leistungen des Schauspielerensembles. • Großbritannien 2009, 95 Minuten, R: Lone Scherfig, D: Carey Mulligan, Alfred Molina, Dominic Cooper, Emma Thompson, Peter Sarsgaard; Kinostart: 18.02.2010

»Wenn Liebe so einfach wäre«

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Fotos: Verleih (3)

Meryl Streep gehört zu den besten Schauspielerinnen unserer Zeit. Filme mit ihr sind zumeist Hit-Garanten – ob »Jenseits von Afrika«, »Die Brücken am Fluss«, »The Hours«, »Der Teufel trägt Prada«, »Mamma Mia!« oder zuletzt »Julie & Julia«. Bereits 15-mal wurde die USAmerikanerin für den Oscar nominiert, immerhin zweimal konnte sie die begehrte Trophäe gewinnen. Nun ist sie in der kurzweiligen Komödie »Wenn Liebe so einfach wäre« zu sehen. Sie spielt darin Jane Adler, Mutter dreier erwachsener Kinder und erfolgreiche Geschäftsfrau. Mit ihrem Ex-Mann Jack (Alec Baldwin) pflegt sie einen freundschaftlichen Umgang. Dieser hat inzwischen eine viel jüngere Frau geheiratet, die ein Kind von ihm will. Doch nach einem feuchtfröhlichen Abend landet das geschiedene Paar in der Kiste – und plötzlich ist Jane die »andere Frau«. Allerlei Turbulenzen sind da garantiert, auch weil der liebenswerte Adam (Star-Komiker Steve Martin) ihr den Hof macht. Der charmant inszenierte Film ist ein Feuerwerk der guten Laune. •

»Vorstadtkrokodile« ist ein Buch aus dem Jahre 1976. Was macht die Geschichte immer noch aktuell? Die Erlebnisse der Bande sind nicht nur eine platte Abenteuergeschichte, sondern haben viel Tiefsinn. Natürlich wurde alles in die Jetztzeit adaptiert. Es werden aber nach wie vor Werte vermittelt, die immer aktuell sein müssen und werden. Welche Werte sind das? Die »Vorstadtkrokodile« stehen für einen besonderen Zusammenhalt, für Toleranz: Es ist ein Behinderter dabei, ein Ausländer und ein Stotterer. Aber es ist egal, wo du herkommst oder welchen Fehler du hast. Entscheidend ist, wie du bist. Auch in echt sind wir alle total unterschiedlich, eine richtig bunte Truppe. Aber wir verstehen uns sehr gut. Welche Rolle spielt deine Figur Kai innerhalb der Jugendbande? Kai ist der Denker, der Kontrollfreak, der Computerspezialist. Er hat scharfe Eingebungen und ein waches Auge. Damit macht er seine körperliche Benachteiligung wett. Kai sitzt im Rollstuhl. Du spielst ihn nun schon zum zweiten Mal. Wie hast du dich darauf vorbereitet? Vor dem ersten Teil hatte ich mit dem Mitarbeiter einer Unfallklinik zwei Tage lang ein Rollstuhltraining. Und dann habe ich eben in meiner Freizeit viel geübt. Hat das deine Sichtweise auf Menschen mit Behinderung verändert? Nicht unbedingt verändert, weil es für mich schon immer normal war, Menschen mit Behinderung zu treffen. Aber natürlich kann man sich besser in sie hineinversetzen, wenn man zwei Monate lang täglich in einem Rollstuhl sitzt. Auch das Thema Arbeitslosigkeit spielt eine große Rolle... Ja, die Eltern von zwei Bandenmitgliedern sind davon bedroht. Ich finde es gut, dass Jugendliche durch den Film ein bisschen was über die Wirtschaftskrise und ihre Folgen mitbekommen – und lernen, dass sich niemand schämen muss, weil der Vater oder die Mutter ihre Arbeit verloren hat. Das zeigt der Film ohne erhobenen Zeigefinger. Wie wichtig ist Freundschaft für dich? Freundschaft ist megawichtig. Erfolg, Ruhm und Geld machen dich nicht glücklich, wenn du keinen Halt im Leben hast. Deshalb gehe ich auch gern in die Schule, weil ich da meine ganzen Kumpels treffe. Gerade nach Dreharbeiten oder einer Tournee gibt mir das auch immer viel Bodenhaftung, wenn ich wieder was anderes mitbekomme. Denn natürlich verändert man sich auch durch den Erfolg. Meine Kumpels sagen mir das sehr offen und direkt – und holen mich dadurch runter. Fühlst du dich eigentlich eher als Musiker oder als Schauspieler? Natürlich ist die Schauspielerei eine coole Erfahrung, und wenn mal wieder eine tolle Filmrolle reinkommt, spiele ich sie wohl auch. Ich sehe mich aber ganz klar als Musiker, denn das mache ich am leidenschaftlichsten. Unser neues Killerpilze-Album erscheint am 19. März, ab Anfang April sind wir dann auf großer Tour. Darauf habe ich schon richtig Bock!


pausenhof 19

Mein erstes Mal Daniel ist mit einem Bungee-Seil von der Brücke gesprungen, Larissa hat sich ein Tattoo stechen lassen und Sophia hat zu viel getrunken – für alles gibt es ein erstes Mal. Wir haben mit Daniel, Larissa und Sophia gesprochen Daniel Ritter hat den großen Sprung gewagt. 210 Meter in die Tiefe ging es, als er in Südafrika zum ersten Mal das Bungee Jumping ausprobierte. »Mein Reisegefährte hat mich dazu gebracht«, erinnert sich der 26-Jährige, »als ich da oben stand, ging mir ganz schön die Pumpe.« Die größte Überwindung war der Absprung. In der Luft habe man dann ein unglaubliches Gefühl der Freiheit: »Man gibt alle Kontrolle aus der Hand, man fühlt sich wie ein Vogel.« Dann geht es im freien Fall abwärts. »Das ist Adrenalin pur«, schwärmt Daniel. Unten angekommen, schnellt man die Hälfte der gefallenen Strecke wieder hoch. »Wenn man beim Hochschnellen den Peak erreicht, erlebt man einen Moment völliger Schwerelosigkeit«, erklärt der Hannoveraner, »da spürt man eine ganz komische Mischung aus Faszination und Schiss in der Hose.« Viel überlegen könne man in dem Moment aber gar nicht, weil es gleich wieder abwärts geht – bis man langsam auspendelt. »Es war ein tolles, verrücktes Erlebnis«, betont Daniel. Er sei aber keinesfalls ein Bungee Jumping-Freak geworden. • Text: Jochen Blind

Tattoo stechen: Verbindung fürs Leben

Tattoos faszinieren Larissa Marin schon seit sie denken kann, aber erst vor zwei Monaten hat sie das richtige Motiv gefunden – und »ja« gesagt, zu einer Verbindung, die ein Leben lang halten soll. »Mein Herz und meine Seele« steht jetzt in filigranen Buchstaben auf ihrer rechten Fessel, und »jedesmal, wenn ich mir meinen Fuß anschaue, macht mich das glücklich«, sagt die 19-Jährige. Eingefallen ist ihr der Satz ganz spontan, »auf einmal war er in meinem Kopf und hat mich nicht mehr losgelassen«, erinnert sie

sich. Ganz schnell hat Larissa dann im Tattoo-Studio angerufen und einen Termin vereinbart, damit sie gar nicht erst Zeit hatte, es sich anders zu überlegen. »Zur Verstärkung habe ich meine beste Freundin mitgenommen, ich war total aufgeregt und wollte es einfach nur hinter mich bringen.« So schlimm wie befürchtet war es dann aber gar nicht: » Ich hatte mir höllische Schmerzen ausgemalt, es hat dann aber nur ein wenig gebrannt, so wie wenn man in eine Brennnessel tritt.« Angst, dass sie und ihr Tattoo sich eines Tages auseinander leben, hat sie nicht. »Der Spruch wird mir immer gefallen, weil er ganz persönlich ist und nur mit mir zu tun hat.« • Text: Ineke Haug

Grenzen: »Nie wieder Alkohol!«

»Papa halt an!« – »Warum?« – »Ich muss spucken!«. Die letzte Kurve war für Sophia Schäfer (Name geändert) einfach zu viel gewesen. Dabei hatte der Abend vielversprechend angefangen: Auf einer Geburtstagsparty wollte Sophia endlich ihrem heimlichen Schwarm Michael ihre Liebe gestehen. Angekommen, tranken alle schon Bier, auch Sophia hatte sofort eine Flasche in der Hand und begann sich Mut anzutrinken. Leider beachtete Michael sie kaum, und so tröstete sich Sophia mit einem weiteren Bier. Als sie dann zu Hochprozentigem überging, war ihr Schicksal eigentlich schon besiegelt: Es dauerte nicht lange, und sie war so betrunken, dass sie es gerade noch vor die Tür schaffte, dort setzte sie sich hin und wartete, bis sie abgeholt wurde. Im Auto ihres Vaters konnte sie ihren Magen nicht mehr unter Kontrolle halten, er musste anhalten. Die peinliche Situation vor Papa und der extreme Kater am nächsten Tag ließen Sophia das erste Mal in ihrem Leben schwören: »Nie wieder Alkohol!« • Text: Christiane Traub

illustration: niko burger

Bungee Jumping: Der Sprung in die Tiefe

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