Diplomarbeit gemacht. Danach wollte ich in Deutsch-
vier Kinder. Es war alles sehr gut organisiert. Wir waren
land promovieren.
in einer Ganztagsschule, und abends zu Hause haben wir uns alle getroffen und von dem erzählt, was wir tagsüber
Warum in Deutschland?
erlebt hatten. Meine Mutter hat mich später, als ich mein
Weil die Universität Heidelberg, wo ich dann promoviert
erstes Kind in Deutschland bekam und die Probleme
habe, weltweit in der Astronomie einen sehr guten Ruf
im Beruf anfingen, völlig unverständig gefragt: Warum
hat. Ein zweiter Grund war, dass ich die deutsche Spra-
musst du dich in Deutschland zwischen Forschung und
che liebe und Deutsch die Sprache der Philosophie ist –
Kindern entscheiden? Ihr hatte sich die Frage, ob sie ih-
ich wollte Kant immer gerne im Original lesen.
ren Beruf für die Kinder aufgebe, nie gestellt.
Sie kamen Ende der 1980er-Jahre von Venezuela
Wie ist es Ihnen ergangen?
nach Deutschland. Wie war das für Sie persönlich?
Die Wissenschaft, insbesondere die Astronomie, erfor-
Es war ein Schock. Ich war die einzige weibliche Dok-
dert viel Einsatz, viel Zeit – und es gibt einen starken
torandin in der Landessternwarte auf dem Königstuhl,
Konkurrenzdruck. Nach meiner Promotion habe ich bis
auch im benachbarten Max-Planck-Institut für Astro-
Ende der 1990er-Jahre in der Landessternwarte König
nomie gab es damals keine einzige Frau. Ich kam ja aus
stuhl im Sonderforschungsbereich „Entwicklung von
einem sogenannten Macho-Land … Und ich dachte mir
Galaxien“ wissenschaftlich gearbeitet und war beteiligt
nur: Was ist denn hier los?
an einem großen Forschungsprojekt der Europäischen Südsternwarte ESO. Spätestens nach dem zweiten Kind
Wie war die Situation in Venezuela?
und wegen des damaligen Mangels an Kinderbetreu-
Ich hatte bis dahin keine Erfahrungen dieser Art gemacht.
ung sah ich keine Chance mehr, da mitzuhalten. Für
Meine Mutter war Professorin für Biologie und hatte
mich gab es damals keine Möglichkeit, beide Bereiche
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