„Jetzt wird es grundsätzlich!“, sagt Sabine Ludwigs,
Schon während des Studiums hat sie in wissenschaft
streift die Handschuhe ab und wechselt vom Labor ins
liches Arbeiten hineinschnuppern können und war
Arbeitszimmer. Dort schaltet sie den Bildschirm über
davon sehr angetan: sich Experimente ausdenken, sie
ihrem Schreibtisch an: Er zeigt Aufnahmen von bunten
praktisch ausführen, die Ergebnisse interpretieren,
Kugeln, die sich zu einer Art Perlenkette aneinander
mit Kollegen diskutieren – etwas Neues schaffen. Das
reihen. Die Kugeln, erklärt die Chemikerin, sind sogenannte Monomere, immer gleich aussehende, stetig wiederkehrende Bauteile, die sich zu einer langen Schnur – einem Polymer – verbinden. Elektrisch leitende Kunststoffe sind ebenfalls Polymere. Damit sie elektrischen Strom leiten können, müssen sie jedoch speziell „zubereitet“ werden, beispielsweise indem
wurde
„Ich bin einfach immer konsequent drangeblieben.“
man Jod hinzufügt. Diese
Nach
zu der
ihrer
Welt.
Doktorarbeit
verbrachte sie zwei Jahre im Cavendish Laboratory der Cambridge University, Großbritannien, eine weitere sehr wichtige Entwicklungsphase, und wechselte danach an die Universität Freiburg. Dort habe sie „ideale Voraussetzungen für eigene Forschungsarbeiten angetroffen“. Wichtige Sti-
„Verunreinigung“ bewirkt, dass sich Elektronen entlang
pendien, auch eines der Baden-Württemberg Stiftung zur
der Polymerkette bewegen: Es fließt elektrischer Strom,
Habilitation, ebneten ihr den weiteren Weg.
der Kunststoff wird elektrisch leitend. Dass Kunststoffe dazu imstande sind, haben Wissenschaftler bereits Ende
Weil sie gleichermaßen Freude und Erfolg in Forschung
der 1970er-Jahre entdeckt (siehe auch Infokasten „Noble
und Lehre hatte, bewarb sie sich auf die freie Professo-
Vordenker“). „Das war damals eine wissenschaftliche
renstelle der Stuttgarter Universität. Insgeheim habe sie
Revolution“, sagt Sabine Ludwigs.
sich schon gefragt, ob das vielleicht nicht doch ein wenig früh sein könnte: „Aber man hat mich genommen.“ Dass
Zu jener Zeit wurde Sabine Ludwigs gerade in Köln ge-
sie das überraschte, glaubt man ihr heute noch. Und
boren. Sie wuchs in Bayreuth auf, interessierte sich auf
auch, dass sie sich unbändig darüber gefreut hat.
dem Gymnasium vor allem für Sprachen und Musik und erhielt erst ab der elften Klasse Unterricht in Chemie. Die
Ein aufregendes Jahr folgte. Einige der Freiburger Mit-
Kombination aus Experiment und Theorie habe ihr ge-
arbeiter gingen mit ihr nach Stuttgart, weitere wurden
fallen, und weil sie gerne beruflich „etwas Praktisches“
eingestellt, sie schrieb Konzeptpapiere, beantragte Sach-
machen wollte, entschloss sie sich, Chemie zu studieren.
mittel, traf unzählige Entscheidungen, von den Gerät-
Eine Zeit lang, gesteht sie, habe sie auch mit Jura gelieb-
schaften für das Labor bis hin zur Farbe des Teppichs
äugelt, sich dann aber doch von den „dicken juristischen
im Büro. Mittlerweile ist die großzügige Etage im achten
Wälzern in den Bibliotheken“ abschrecken lassen. Ihren
Stockwerk des Chemiegebäudes im Pfaffenwaldring 55
Entschluss für das Chemiestudium habe sie fortan nie
komplett eingerichtet, in jedem Labor, in jedem Zimmer
mehr infrage gestellt, obwohl sie viel nacharbeiten muss-
wird gearbeitet, und Sabine Ludwigs sagt: „Jetzt können
te. „Ich bin einfach immer konsequent drangeblieben“,
wir uns ganz auf die Forschung konzentrieren und junge
sagt Sabine Ludwigs. Sie studierte an der Universität von
Leute in Chemie ausbilden.“
Bayreuth, machte dort ihr Diplom und promovierte in physikalischer Chemie. Ihr Thema waren schon damals die Polymere.
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