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Vorwort des Autors

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Katharina Berkmüller-Stutz stand in der historischen Rückschau lange Zeit im Schatten ihres Mannes. Wir bestaunten seine Zeichnungen und Aquarelle und erfreuten uns an der biedermeierlich heilen Welt des 19. Jahrhunderts. Ihre Gedichte fanden hingegen nie ein vergleichbares öffentliches Interesse, zumal die meisten Leserinnen und Leser Katharinas handgeschriebene Deutsche Kurrentschrift kaum zu entziffern vermochten.

Nunmehr sind sämtliche Texte transkribiert und es ist an der Zeit, die Schriften von Katharina Berkmüller näher zu betrachten und ihr literarisches Lebenswerk zu würdigen. Zwei Leitfragen stehen auch hier wieder im Vordergrund: Was sagen uns heutigen Leserinnen und Lesern die Gedichte aus dem 19. Jahrhundert? Darüber hinaus interessiert uns die Person der Katharina Berkmüller. Wer war sie und wie hat sie gelebt?

So einfach die Fragen, so anspruchsvoll die Suche nach Antworten. Das beschauliche Lesen der Gedichte wird unvermittelt zur intensiven Recherche. Zeile um Zeile, Schicht um Schicht müssen die Inhalte aus den verknappten Formulierungen der Poesie aufgespürt und allfällige Hinweise auf Katharina als Person und auf ihr Leben herausgefiltert werden.

Auch wenn manche Fragen offen bleiben, vermögen die im Ortsmuseum Wängi überlieferten Dokumente durchaus Aufschluss über die Zeit des 19. Jahrhunderts, die damaligen Gepflogenheiten und die spezielle Situation von Katharina an der Seite ihres Gatten Alphons zu geben. Wir erkennen ganz allmählich, wie sie ihr Leben mit all seinen Freuden und Rückschlägen gemeistert hat. Und wir stehen schliesslich mit grossem Respekt vor ihrem literarischen Lebenswerk.

Die Spurensuche hat sich trotz aller offen gebliebenen Fragen gelohnt. Entstanden ist ein eindrückliches Lebens- und Zeitbild, irgendwo zwischen Biographie und Chronik. Überzeugen Sie sich selbst!

Ernst Trachsler Frühjahr 2022