Peter Vahlefeld »Monet-Manet-Money«

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Blue Chips oder Lightly Salted Peter Vahlefelds intuitives Interesse an Malerei mischt sich mit dem Interesse an

ihrer immer stärkeren Mediatisierung. Was ist ihr eigentlicher Wert und nicht nur ihr

monetärer Preis und ihre bildnerische und verbale Präsenz in den Medien? Kunst und

Kommerz waren immer untrennbar verbunden, Kirche und Establishment ermöglichten

nach ihrem Gutdünken die zuweilen feudale künstlerische Existenz. Heute bestimmt ein Netzwerk öffentlicher Sammlungen, etablierter Privatsammler, Kritiker und Galeristen

über erfolgreiche Künstlerkarrieren. So wird wie in vielen kreativen Berufen die ständig nachwachsende Avantgarde beobachtet, gefiltert und partiell aufgesaugt, bis sie

irgendwann mit dem neuen Etikett Mainstream und um ihre Unabhängigkeit gebracht, Eingang in die etablierte Kunstwelt findet.

Aktuell sind zwei der fünf ikonischen „Sonnenblumen“ van Goghs in der National

Gallery in London nach 65 Jahren wieder dort gemeinsam zu sehen. So wie ihnen geht es

vielen Werken großer Museen. Sonnenblumentassen, T-Shirts, Schals, Kühlschrankmagnete, Mauspads und unzählige andere Merchandising-Produkte werden mit dem medial

tausendfach multiplizierten und komplett ausgelutschten Motiven verkauft. Mit einer leichten Gänsehaut und der schaurig-schönen Freude am Bizarren stellt man sich den Akt der Selbstverstümmelung eines der mittlerweile teuersten Künstler der Moderne vor. Das menschliche Drama hinter den Arbeiten ist widersprüchlich recherchiert und

interpretiert und wurde schon früh aus strategischen Gründen frisiert. Kurz vor der ersten

Delle des Kunstmarktes Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zahlte der japanische Yasuda Konzern schon 1987 unfassbare 72 Millionen Mark für die „Sonnenblumen“ des niederländischen Nationalheiligtums und legte noch einen Anbau des Amsterdamer Museum drauf.

Der unvoreingenommenen Beziehung Bild-Betrachter beraubt, verschlissen

und ausverkauft, ist das nur ein Beispiel, wie Kunst als teure Marke mit hohem

Wiedererkennungswert dem wirtschaftlichen Überleben oder Wachsen Ihrer Häuser dienen muss. Symbolverlust und totale Entzauberung sind die Folge. Teuer im Sinne immer neuer

Kunstmarktrekorde bezeichnet dabei nicht mehr den echten Wert eines Kunstwerkes. Eben jenen Wert, der in der Faszination des Betrachters liegt. In seiner individuellen Begegnung mit dem Bild. Vor dem er, ergriffen oder verzaubert, schockiert oder begeistert innehält und verweilt. Vor welchen Bildern geht es uns als Betrachter noch so? Sind es nicht nur

noch die Bilder der Avantgarde, die wir noch nicht kennen und die uns an nicht-etablierten Orten begegnen? Sind nicht die Arbeiten international bekannter Künstler zur Marke


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