ATLAS ePartizipation: Demokratische Stadtentwicklung

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Das anschliessende Übertragen der Beiträge aus den Dialogboxen generiert allerdings einen gewissen Aufwand. Je nach Art des Projekts und der gesuchten Ideen eignen sich allenfalls unterschiedliche Tools, um den Transfer der Daten von Vor-Ort-Eingaben zu unterstützen. Eine direkte Zusammenführung von kurzen, freitextlichen Beiträgen aus dem Projektgebiet und den Online-Eingaben wurde in Brisbane mit der Anwendung DISCUSSIONS IN SPACE realisiert. Auf Grossbildschirmen vor Ort wurde das Online-Portal gezeigt, und die Teilnehmenden konnten zu den jeweiligen Themen an die angezeigte Nummer per SMS Beiträge einsenden, die innerhalb von Sekunden auf der Plattform erschienen. Dank der nahezu flächendeckenden Verfügbarkeit des mobilen Internets können heutzutage entsprechende Eingaben auch online über mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets erfolgen. Gerade bei Stadtplanungsprojekten mit einem oder mehreren begrenzten Projektperimetern, wie es beim Schwedenplatz der Fall ist, macht es möglicherweise Sinn, eine MARK-A-SPOT-Anwendung, die für mobile Endgeräte optimiert ist, für das Kartieren von Ideen vor Ort einzusetzen. Statt der häufig als Hintergrundkarten verwendeten Google Maps würde sich das Einbinden eines hochaufgelösten Arealplans, gegebenenfalls mit den projektierten Bauten, als Kartierungsgrundlage anbieten, was im Vergleich zu Standardlösungen natürlich einen Mehraufwand bedeuten würde. Damit auch Personen, die nicht geübt sind, Pläne und Karten zu lesen, ihre Ideen problemlos einbringen können, könnte auch eine statische Google-Street-View-Ansicht in Blickrichtung angeboten und die automatische GEOLOKALISIERUNG des Endgerätes in der Anwendung implementiert werden. Die Teilnehmenden könnten sich so mit ihren Geräten über den Platz bewegen und am gewünschten Ort eine Notiz auf dem Plan absetzen. Die Vor-OrtPräsenz der Veranstaltenden, die Fragen zum Projekt und zum Partizipationsverfahren beantworten und gegebenenfalls die Bedienung der Anwendung erläutern, steigert die Bereitschaft der Passantinnen und Passanten mitzumachen. Um auch Personen ohne Smartphone oder Tablet zu berücksichtigen und als Blickfang für Vorbeigehende, könnte darüber hinaus ein grosser Touchscreen zum manuellen Kartieren von Ideen angeboten werden. Nach Abschluss der ersten Konsultationsphase im Verfahren Zukunft Schwedenplatz hat ein Team von Expertinnen und Experten die Ergebnisse dieser Phase sowie Analysen der Fussgängerbewegungen und die Resultate Funktions- und Sozialraumanalyse des Bereichs Schwedenplatz-Morinplatz zusammengeführt. Für jeden Platzbereich wurden die wichtigsten Themen definiert. Anhand dieser Zwischenergebnisse erfolgte eine zweite Konsultation, in der die Partizipierenden zur Priorisierung der Themenbereiche aufgerufen waren. Die Auswahlkriterien, die eingesetzten technischen Hilfsmittel und die Entscheidungswege im Prozess, der zur Definition dieser Themenbereiche geführt hat, sind auf der Online-Plattform nicht dokumentiert. Die Auswertung der Ideeneingaben kann sehr aufwändig sein, insbesondere wenn die Eingaben wie im Fall Schwedenplatz nicht thematisch strukturiert, sondern offen und zahlreich sind. Um aus wenig strukturiertem Text die wichtigsten Themen zu extrahieren, können zum Beispiel Tools eingesetzt werden, die thematisch geordnete Word Clouds generieren. Eine ähnliche Funktion bietet zum Beispiel DITO 6.0. Andererseits bieten einige der Tools, die sich für die Ideensammlung eignen, die Möglichkeit, Eingaben mit Tags zu versehen, nach denen die Ideen gefiltert und sortiert werden können (z.B. IDEASCALE).

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Abbildung 23 Zukunft Schwedenplatz – mischen Sie mit!, https://schwedenplatz.wien. gv.at/site/der-schwedenplatz/ sozialraumanalyse/ umgestaltung/

Während rund zwei Wochen konnten die Teilnehmenden die Themen in den vier Platzbereichen mit Punkten bewerten. In dieser Bewertungsphase besuchten über 9000 Personen die Seite und es wurden über 2200 Bewertungen abgegeben. Vor Ort konnten die Vorschläge an zwei Tagen am Dialogtisch im Bürgerbus diskutiert werden. Die Phase der Bewertung könnte in ähnlicher Weise elektronisch unterstützt werden wie die Ideeneingabe, indem eine Applikation für mobile Endgeräte mit einem Location based Service den Teilnehmenden bei der Begehung des Platzes ortsbezogen Ideen und Visualisierungen zur Umgestaltung anzeigt. Die Anwendung BEPART zum Beispiel bietet entsprechende Funktionalitäten, wobei auch 3D-Modelle und AUGMENTED-REALITY-Ansichten eingebunden werden können, falls entsprechende Visualisierungen vorhanden sind. Die Nutzenden können mit dieser Anwendung Kommentare und Bewertungen zu den kartierten Projekten abgeben. Eine Diskussion zur Umgestaltung des Schwedenplatzes wurde nach dem Ende der ersten Konsultationsphase im Rahmen einer Podiumsveranstaltung geführt, an der unter anderem die Ergebnisse aus der ersten Konsultationsphase präsentiert wurden. Das Ergebnisprotokoll der Podiumsveranstaltung wurde auch online zur Verfügung gestellt. Eine andere Möglichkeit, die Lücke zwischen Vor-Ort-Teilnehmenden und OnlinePartizipierenden zu schliessen, wäre, die Veranstaltung als Webcast auf der Online-Plattform anzubieten. Um Rückfragen der Online-Partizipierenden zu beantworten, hätte ein LIVE-CHAT zwischen Teilnehmenden, Experten und Politikern abgehalten werden können. Eine erste Beurteilung der gewählten Themenbereiche durch die Teilnehmenden an der Podiumsveranstaltung wäre mittels mobiler Endgeräte über die RATING-Funktionalitäten der Partizipationsplattform möglich, sofern die Plattform für die Nutzung auf mobilen Endgeräten optimiert ist. Letzteres ist mittlerweile bei vielen Partizipationstools Standard. Mit einer Anwendung 75


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