Ročenka 2004 - 2005

Page 96

Galéria – Ročenka SNG 2004–2005 die Aristokraten auf der linken Seite des Königs – somit wurde an die Schattenseite der ungarischen Oberschicht angespielt, an die Kräfte, die sich mit den westlich-christlichen Werten der angevinischen Politik nicht identifizieren konnten. Die im Text besprochene heidnische Vergangenheit der ungarischen Oberschicht wurde auch durch Kontraste im Schwerpunkt der Bildkompositionen verurteilt: wenn der heilige Ladislaus gegen Salamo kämpfte, stand ein Engel mit feurigem Schwert auf seiner Seite, und nicht auf der Seite des zwar de iure legitimen, aber problematischen, u.a. auch mit dem Kaiser auf eine unwürdige Weise verbündeten König. Wenn aber Attila gegen den Papst Leo kämpfte, half ein ähnlicher Engel nicht dem heidnischen Agressor, sondern dem kirchlichen Würdenträger. Die Bilder des Ladislauskampfes findet man im 14. Jh. auch an der Landhaus-Wänden einiger Dorfkirchen. Dort wurden sie einem anderen Publikum vorgestellt, weswegen auch andere Bedeutungsschichten zum Worte kamen. Versprachen sich die Aristokraten vom Heiligen noch vor seiner posthumen Interzession eine Hilfe in ihren militärischen Kämpfen, so sahen die einfachen Bewohner des Landes im bewaffneten Ritter vor allem einen vorbildlichen Beschützer der Christen gegenüber jeder äusserlichen Bedrohung. Sie konnten wohl hoffen, von dem Heiligen mal ebenso gerettet werden, wie einst das entführte Mädchen. Die Bilder antworteten also gleichzeitig auf verschiedene Bedürfnisse, womit sie einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der sozialen Kohäsion leisteten. Deutsch vom Autor

95


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.