Ročenka 2004 - 2005

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Galéria – Ročenka SNG 2004–2005

traggeber der Figur von Salomea kommt das Glogauer Kapitel, eventuell der Sohn von Salomea, Heinrich III. (gest. 1309) in Frage.24 Dieser Herzog hat auch das Zisterzienserkloster in Leubus in seine Obhut genommen. Mit den Zisterzienser kann man die oben genannte, verschollene Madonnenfigur verbinden, weil sie sich bis zum II. Weltkrieg in der Pfarrkirche des Leubuser Städtchen befand. Die Madonna aus Uloža (heute gegen Ende des 13. Jahrhunderts datiert) hat wiederum einen starken, unleugbar lang andauernden Einfluss auf das lokale Milieu, insbesondere in Kleinpolen, ausgeübt. Als die sie nachahmenden Figuren darf man die kleinpolnischen Madonnen aus Nowy Sącz/Sandez (Nr. I) und aus Dąbrowa Tarnowska,25 wie auch die Zipserinnen aus Stražky/Nehre und eine viel jüngere aus Vyšné Ružbachy/Ober Rauschenbach, ansehen.26 Die Möglichkeit des Einflusses einer Elfenbeinstatuette auf das Zipser Urbild nicht entwertend,27 muss man doch bei der jetzigen Datierung mit einer schnellen und weiten Stilvermittlung rechnen. Meiner Meinung nach sollte man einen etwas längeren Vermittlungsweg, z. B. über einen Wanderkünstler, der über einen Vorrat von Modellen (Zeichnungen, Abgüsse) verfügte, nicht ausschließen. In einem solchen Fall ist der schlesische und besonders österreichische Raum immer von großer Bedeutung. Für die Figuren in den östlichen Grenzländern

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KĘBŁOWSKI, Janusz: Posąg księżny Salomei głogowskiej. In: Studia Muzealne 5, 1966, S. 19-48. Die von BACHMANN 1969 (zit. Anm. 21), S. 420, Anm. 38 vorgeschlagene Datierung auf 2. V. des 14. Jhs. ist bestimmt zu spät. Eine überraschend nahe, nur seitenverkehrte Analogie für die Gewandkomposition und Gesten der Glogauerin bildet die Statue der hl. Luzie in Montecastello in der Nähe von Pontedera aus der 1. Dekade des 14. Jhs., vgl. COLLARETA, Marco: Immagini di devozione tra scultura e pittura. In: Sacre Passioni. Scultura lignea a Pisa dal XII al XV secolo. Hg. Mariagiulia BURRESI. Milano 2000, S. 51f. mit Abb. 23 BIEDERMANN, Gottfried: Katalog. Alte Galerie am Landesmuseum Joanneum. Mittelalterliche Kunst. Graz 1982, S. 199-203. SCHULTES 1998 (zit. Anm. 21), S. 33, hier mit dem Vorschlag einer möglichen Entstehung noch vor 1297. SCHWEIGERT, Horst: Admonter Madonna. In: Gotik. Geschichte der bildenden Kunst in Österreich. Bd. 2. Hg. Günter BRUCHER. München – London – New York 2000, S. 328f. 24 KĘBŁOWSKI 1966 (zit. Anm. 21), S. 38, 48. KARŁOWSKA-KAMZOWA, Alicja: Sztuka Piastów Śląskich w średniowieczu. Znaczenie fundacji książęcych w dziejach sztuki gotyckiej na Śląsku. Warszawa – Wrocław 1991, S. 30, 103. 25 DUTKIEWICZ 1949 (zit. Anm. 14), S. 128f., 135f. mit Abb. auf S. 249, 268. 26 Vgl. HOMOLKA 1975 (zit. Anm. 19), S. 14f., 18f. 27 Z. B. war das Motiv des vom Kind zusammengefassten Schleiers für nordfranzösische Marienfiguren des frühen 14. Jhs. geradezu formelhaft, vgl. BERGMANN, Ulrike: Schnütgen-Museum. Die Holzskulpturen des Mittelalters (1000–1400). Köln 1989, S. 237 mit Berufung auf SUCKALE, Robert: Studien zu Stilbildung und Stilwandel der Madonnenstatuen der Ile-de-France zwischen 1230 und 1300. München 1971, S. 191 mit Beispielen.

8. Madonna von Neusandez (Nr. II). Um 1300. Foto: Archiv des Autors

Darstellung der Glogauer Herzogin Salomea bezeichnet wird. [Abb. 7] Üblicherweise datiert man diese seit Janusz Kębłowskis Monographie auf die Zeit um 1290. Als formale Quelle, mehr noch, als den direkten Werkstattzusammenhang zeigte er die Statuetten des Retabels am Hochaltar der Marburger Elisabethkirche.22 Es scheint, dass für die „Salomea“ das Datum „um 1300“ richtig ist. Für die Glogauer Skulptur könnte man auch die Holzfigur der Admonter Madonna (spätestens um 1300–1310) in Erwägung ziehen.23 Als möglicher Auf51


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