MILCH-SHERIFF
Der ewige Fremde
Monodram für einen Schauspieler und Orchester
Partitur
Der ewige Fremde
Monodram für einen Schauspieler und Orchester
Partitur
Monodram für einen Schauspieler und Orchester
Text: Joshua Sobol
Deutsche Fassung: Barbara Linner (2019)
für Omer Meir Wellber
Commissioned by:
Gewandhaus zu Leipzig
Teatro Massimo di Palermo
BBC Radio 3
Das Werk entstand anlässlich von Beethovens 250. Geburtstag auf Initiative des israelischen Dirigenten Omer Meir Wellber und ist diesem auch gewidmet.
Es nimmt zum Ausgangspunkt einen bemerkenswerten und relativ unbekannten Traum Beethovens, von dem er seinem Freund und Verleger Tobias Haslinger in einem Brief am 10. September 1821 berichtet.
In diesem Traum reist Beethoven, der Reisen eigentlich nicht ausstehen konnte, bis in den nahen Osten und nach Indien und wieder zurück und erreicht schließlich Jerusalem. Dort kommen ihm sein Freund Tobias und ein Kanon in den Sinn, den er mit in den Brief notiert *).
Dieser Brief nun inspirierte den israelischen Bühnenautor Joshua Sobol zu seinem Text Die Wanderschaft des ewigen Flüchtlings und der Kampf gegen die Verzweiflung, der wiederum Inspiration war für Ella Milch-Sheriffs Der ewige Fremde
Das Werk reflektiert verschiedene Facetten von Fremdheit und fragt, wer denn überhaupt als fremd angesehen werden kann. Musikalisch mischt es die verschiedenen Klänge Israels – sowohl arabische als auch jüdische – mit Musik der europäischen Welt und des alten Wien.
Beethovens Kanon ist besonders im ersten Teil der Partitur in verschiedenen Modifikationen eingeflossen, wobei er durch nahöstliche Klänge in zwei völlig unterschiedliche Welten projiziert wird; Welten, die sich begegnen, sich aber möglicherweise überhaupt nicht verbinden.
*) Kanon „O Tobias!“, WoO 182
Ella Milch-Sheriff, Oktober 2019
Uraufführungen:
(Deutsche Fassung)
20., 21. & 23. Februar 2020, Gewandhaus zu Leipzig Gewandhausorchester, Dirigent: Omer Meir Wellber, Schauspieler: Eli Danker
(Englische Fassung)
5., 6. & 7. Januar 2023, Symphony Hall, Boston (MA) Boston Symphony Orchestra, Dirigent: Omer Meir Wellber, Schauspieler: Eli Danker
Ein Mann beobachtet Menschen an einem fremden Ort. An die Küste hat das Meer ihn geworfen, versucht die Verhaltensart der Menschen dort, der Herren des Landes, Herren des Landes, Herren des Landes zu begreifen.
Ihre Gesten und das Spiel ihrer Mienen, den Blick in ihren Augen, schneidend und kalt.
Ein messerscharfer Katzenblick; messerscharfer (messerscharfer)
Katzenblick (Katzenblick)
Katzenblick.
Halten sie ihn für einen Menschenhasser? Er sieht es an den Blicken der Menschen.
Ich bin kein Menschenhasser!
Im Gegenteil! Ich liebe Menschen! Ich liebe auch Tiere, Pflanzen und Wald, Pflanzen und Wald, alle Natur.
Ich liebe das Licht der Sonne und ihre Wärme. Ich liebe den Schatten des dichten Laubs, ich liebe die Brise, die in den Blättern spielt. Ich liebe das Wasser, ich liebe den Wind. Ich liebe und ich liebe, ich liebe und liebe, ich liebe, ich liebe, ich liebe und liebe… Doch so stark meine Liebe auch ist, von eurem Hass erlöst sie mich nicht.
Du lebtest ein stilles Leben, hattest keinen Menschen auf der Welt, um mit ihm zu reden. Nicht über Freude, noch Schmerz oder Klagen. Nicht über Schaffensglück, noch Angst vor Versagen.
Kein banales Alltagsgespräch: „Wie hast du heut‘ Nacht geschlafen, was hast du geträumt und was machst du heut‘ Abend?“ Einfach nur so zu reden, Gedanken auszutauschen mit einem menschlichen Wesen.
Die Sprache der Menschen rings um dich ist Gewisper von Insekten im Gras, das Seufzen der Bäume im Wind, die Brandung der Wellen im Meer, das Blöken von Vieh von weit her.
Meiner Mutter Sprache ist begraben in mir.
Ihre Stimme ruft in der Stille nach mir:
„Mein Sohn, wo bist du?
Wo bist du, mein Sohn?
Mein geliebter Sohn“,
ruft sie aus meinem Innern heraus wie aus bracher Erde. Blumen der Schönheit erklingen im Wind, Stimmen verlorener Menschen in einer schriftlosen Sprache.
In einer Sprache ohne Worte erzählt er von der Sehnsucht des Herzens. Und seine Hand ausgestreckt etwas zu fassen, das lebendig und war atmend.
Seine Hand kehrte leer zurück zu ihm.
Wo die Sprache der Worte ihr Ende findet, bricht der Körper sein Schweigen, bricht die sprechende Stimme, spricht der Körper seine Sprache.
Taucht die Augen in Tränen, setzt die Knochen in Brand, tost das Blut in den Adern, lässt die Glieder tanzen zum Rhythmus des pochenden Puls‘. Schlägt der Takt in den Schläfen, schließt die sehnenden Augen, lässt die Toten wiederauferstehen im Traum. Im Traum! Gibt ihnen ihre Stimmen wieder, die Stimmen explodierender Freude!
Du allein in dunkelster Nacht, du allein warst du mir ein Stern.
Du allein.
Du warst mein einziges Licht im Leben in einer gottlosen Welt.
Ein Mann beobachtet Menschen an einem fremden Ort...
Piccolo
Flöten I/II
Oboen I/II
Englisch Horn
Klarinetten (B) I/II (II. auch Bassklarinette)
Fagotte I/II
Hörner (F) I/II
Trompeten (C) I/II
Pauken
Schlagzeug (1 Spieler*in):
große Trommel, Darbuka (oder ein anderes ähnliches Instrument), Glockenspiel, Peitsche, Guiro, Becken, Tempelblock, Triangel
Violinen I
Violinen II
Violen
Violoncelli
Kontrabässe
Dauer: ca. 18’30’’
For more than 200 years, Edition Peters has been synonymous with excellence in classical music publishing. Established in 1800 with the keyboard works of J. S. Bach, by 1802 the company had acquired Beethoven’s First Symphony. In the years following, an active publishing policy enabled the company to expand its catalogue with new works by composers such as Brahms, Grieg and Liszt, followed in the 20th century by Richard Strauss, Arnold Schoenberg and John Cage.
Today, with its offices in Leipzig, London and New York publishing the work of living composers from around the world, Edition Peters maintains its role as a champion of new music. At the same time, the company’s historic and educational catalogues continue to be developed with awardwinning critical and pedagogical editions.
Seit über 200 Jahren steht die Edition Peters für höchste Qualität im Bereich klassischer Notenausgaben. Gegründet im Jahr 1800, begann der Verlag seine Tätigkeit mit der Herausgabe von Bachs Musik für Tasteninstrumente. Schon 1802 kamen die Rechte an Beethovens erster Sinfonie hinzu. In der Folgezeit wuchs der Katalog um neue Werke von Komponisten wie Brahms, Grieg und Liszt sowie – im 20. Jahrhundert – Richard Strauss, Arnold Schönberg und John Cage.
Als Verleger zahlreicher zeitgenössischer Komponisten aus aller Welt ist die Edition Peters mit ihren Standorten Leipzig, London und New York auch weiterhin Anwalt neuer Musik. Zugleich wird das Verlagsprogramm im klassischen wie im pädagogischen Bereich kontinuierlich durch vielfach preisgekrönte Ausgaben erweitert.