Einkauf beschaffung aktuell - Meinungsbildung

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MEINUNG

Weg mit dem Kleinzeug ALLGEMEIN Seit Jahren schimpfen Einkaufsabteilungen über fehlende Ressourcen, steigenden Kostendruck sowie steigende Komplexität der Warengruppen. Parallel dazu klagen die Einkäufer über mangelnde Anerkennung im Management, wobei gleichzeitig der Nachweis über den erbrachten Nutzen nur ausreichend geliefert wird. Es ist auch Fakt, dass in der aktuellen Marktsituation keine weiteren Ressourcen aufgebaut werden und das Management alle Hände voll zu tun hat, die hohe Volatilität der Märkte zu interpretieren und zu managen. Gerade jetzt sollte der Einkauf einen entscheidenden Beitrag leisten und mit der Strategie des „pragmatischen Zeitmanagements“ einen messbaren Nutzen erbringen. STRATEGISCH Nach dem Modell des abnehmenden Grenznutzens sollte auch im Einkauf die verfügbare Ressource dort Verwendung finden, wo der größte Hebel besteht. Das heißt, es folgt eine Konzentration auf Lieferanten, bei denen potenziell der größte Nutzen erreicht werden kann. In welcher Form (Risikobegrenzung, Einsparung etc.) ist bei dieser Betrachtung nicht relevant. Lieferanten mit potenziell geringem Nutzen werden nicht aktiv verwaltet. Entweder sie werden durch Dienstleister betreut oder passiv – also in historischer Betrachtung – verhandelt. Mit anderen Worten: Es werden hier auch keine umfangreichen Ausschreibungen durchgeführt. Generell kommen nur bei wirklich hohen Beträgen formale Ausschreibungsverfahren zum Einsatz. Ansonsten steht die möglichst schnelle und unkomplizierte Bedarfsdeckung im Vordergrund. OPERATIV Dem gleichen Modell folgt der Operative Einkauf. Weg mit dem Kleinzeug. In einem ersten Schritt muss der Automatisierungsgrad mindestens 80 Prozent erreichen. Dabei sind alle Mittel erlaubt. Entweder wird über Kataloge, Rahmenverträge, Lieferpläne, LowValue-Prozesse oder Dienstleister automatisiert. Die frei werdenden Ressourcen unterstützen den Strategischen Einkauf bei den komplexen und großen Transaktionen/Lieferanten. Auch hier wird der Nutzen maximiert. Denn in den jetzigen Zeiten muss der Einkauf den maximalen Nutzen mit den bestehenden Ressourcen erreichen. Oftmals kann dabei der Fokus auf 20 Prozent aller Transaktionen gelegt werden, die 80 Prozent des Volumens abdecken. In einigen Unternehmen mag diese Rate gar nur bei 10 Prozent der Transaktionen liegen. Parallel sollte ein effektives Einkaufscontrolling den Nachweis des erbrachten Nutzens bringen und auch das eingegangene Risiko (die anderen 80 Prozent der Transaktionen) darstellen. Nur so kann die Strategie „pragmatisches Zeitmanagement“ erfolgreich verkauft werden.

Christian Prinz zu Salm-Horstmar; Managing Partner Santiago Advisors, Willich


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