Servus in Stadt & Land 07/23 DE

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Paradies für Schmetterlinge

Lieblinge des Sommers

Vom Wald in die Küche: Herzhafte Pfifferling-Rezepte

Welche Blumen sie in den Garten locken Ferien wie damals Der Charme alter Badehäuser Sommerfrische im Allgäu Sture Esel, fröhliche Menschen DE 5,50 EUR CH 7,90 CHF ES/IT/LU 5,50 EUR JULI 07/2023
EINFACH • GUT • LEBEN

Der zauberhafte Charme alter Badeanstalten

Sie sind mondäne Kulissen. Von zeitloser Eleganz. Und sie atmen Geschichte. Alte Badehäuser aus Holz – Lustbarkeiten längst vergangener Tage. Text: Harald

SERVUS IM JULI
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Nachförg

Nostalgisches Flair. In den erfrischenden Quellen des Fischauer Thermalbads nahe Wiener Neustadt schwammen schon der Adel und das aufstrebende Bürgertum der Belle Époque.

Sie sind Relikte einer längst vergangenen Epoche. Sie erinnern an Zeiten, in denen Frauen noch mit Beinkleidern und Männer mit einteiligen Badeanzügen ins Wasser sprangen. Und sie werden heute wieder geschätzt und, wo es noch nicht geschehen ist, schleunigst restauriert und auf Hochglanz gebracht: alte Badeanstalten beziehungsweise Badehäuser.

Ein Begriff, der im ursprünglichen Sinn zwar eine andere Bedeutung hatte – damit waren nämlich Einrichtungen gemeint, in denen man aus hygienischen oder gesundheitlichen Gründen Bäder nehmen konnte. Mit der Errichtung erster Flussbäder gegen Ende des 18. Jahrhunderts allerdings galten auch Schwimmbäder als Anstalten.

Eine ganz besondere ist etwa das Thermalbad in Bad Fischau in Niederösterreich. 1771 errichtet, tauchte zuerst vor allem der Adel ins 19 Grad kühle Quellwasser, bevor knapp hundert Jahre später auch das aufstrebende Bürgertum das Badevergnügen für sich entdeckte. Erzherzog Rainer (1827–1913) ließ das Bad schließlich zu einer Kuranstalt ausbauen und die hölzernen Kabinen in der typischen „LaubsägeOptik“ der Jahrhundertwende errichten.

Wie zu Kaisers Zeiten fühlt man sich in Österreich auch im Thermalbad Vöslau, in dem die Ursprungsquelle des bekannten Mineralwassers sprudelt. Die historischen Kabanen und Appartements sind bis heute elegante Symbole der Sommerfrische. Dass hingegen im Mili – es thront auf Stelzen im Bodensee – ursprünglich Soldaten ausgebildet wurden, kommt einem erst in den Sinn, wenn man den alten, vollständigen Namen kennt: Militärbad Bregenz.

Jedes der historischen Bäder – das Werzers am Wörthersee zum Beispiel oder das Aeschacher Bad in Lindau – entfaltet seinen ganz speziellen Reiz. Es sind märchenhafte Anlagen, die ins Heute herübergerettet wurden. Und die mit ihrem zauberhaften Charme nicht nur Nostalgiker erfreuen.

Vielleicht liegt das ja auch an der Magie, die den alten Umkleidekabinen innewohnt. Der herrliche Geruch von warmem Holz, das mollige Halbdunkel, durchstochert von gleißend hellen Sonnenstrahlen, in denen kleine Staubflankerln tanzen – das alles vermag einen blitzschnell zurück in die Vergangenheit zu führen.

Und lässt Badetage wiederauferstehen, in denen es oft nur ein einziges Problem gab: die Entscheidung zwischen Dolomiti, Brauner Bär, Sandwich und dem legendären Ed von Schleck.

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Foto: Imago Images

Unsere Kräuterfrauen

Ihr Leben, ihre Weisheiten, ihre Rezepte

Aufgesammelt. Alles, was Nicole Maurer für ihre Kräuterküche braucht, findet sie in nächster Nähe. Gleich hinter dem Haus beginnen Wiese und Wald.

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ja, selbst die uneingeladenen Pflänzchen, die aus den Fugen im Gemüsegarten lugen, liefern die Zutaten für ihre Kräuterküche.

Nicoles Partner Willi, ihre Neffen und Arbeitskolleginnen – die gebürtige Sächsin arbeitet als Intensivkrankenschwester –sind willige Verkoster ihrer Eigenkreationen. Mittlerweile füllen die Rezepte sogar ein gedrucktes Buch.

„Unsere Vorfahren wussten noch um den Wert der Wildkräuter. Leider ist vieles in Vergessenheit geraten“, sagt Nicole. Und so begann sie, diesen Schatz vor ihrer Haustür Stück für Stück zu heben. Heute kann sie so gut wie jedes Kraut benennen, nicht

zuletzt aufgrund ihrer guten Beobachtungsgabe: „Ich bin nicht so der sportliche Typ. Ich gehe langsam, dafür sehe ich mehr“, sagt Nicole und schmunzelt.

Für vieles braucht sie gar nicht weit umherzustreifen. Schafgarbe und Löwenzahn etwa wachsen auf einer naturbelassenen Wiese gleich hinter dem Haus. Der Sommer hat hier schon ein wenig Braun ins satte Grün gepinselt, ein paar kleinere Obstbäume spenden lichten Schatten.

Nicole bückt sich ins hohe Gras und kappt einen blühenden Schafgarbenstängel. Die Schafgarbe, erzählt sie, sei eine herbe Schönheit, aufrecht, stolz, wild

und frei. Ihre Blüten sind zart, die Blätter und Stängel filigran und gleichzeitig kratzig. „Die kannst du nur schwer brechen“, sagt Nicole. Nicht zuletzt deshalb gehört die Schafgarbe zu ihren Lieblingskräutern. Wie gut, dass sie auch noch Entzündungen hemmt, entkrampft und beruhigt.

Gleich nebenan räkelt sich ein langer Beifuß in der Sonne. Wie die Schafgarbe ist auch er voller gesunder Bitterstoffe, die die Gallenproduktion und generell die Verdauungssäfte anregen. Allerdings wirkt er auch wehentreibend, weshalb Schwangere auf ihn verzichten sollten. Früher war diese Wirkung aber mitunter durchaus

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Sommerküche. Wenn Nicole zur Wiesenpizza lädt, sind ihr Neffe Casimir (ganz rechts) und sein Freund Arthur schnell zur Stelle. Auch Nicoles Partner Willi genießt die Abende am Feuer.

GARTENBESUCH IN NIEDERBAYERN

So süß duftet der Juli

Ilse Sartor kombiniert in ihrem romantischen Garten im Passauer Land mutig Kräuter wie Mädesüß und Blutweiderich mit Phlox und Hortensien. Und was passiert? Die Sommernächte duften berauschend.

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Text: Ruth Wegerer Fotos: Helmut Mitter
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Kleine Liebelei. Die Wilde Möhre (Daucus carota) hat ihren Weg von der Wiese in den Garten gefunden. Hier gedeiht sie neben gelb-orangem Sonnenhut. Dolden- und Korbblütler ergänzen sich gut.

Sie sind von zarter Schönheit und nicht von ungefähr Symbol für die Leichtigkeit des Sommers. Wer Schmetterlinge dabei beobachtet, wie sorglos sie in den Tag hineintänzeln, dem scheint die Welt voll Wonne. Zumindest für den winzigen Augenblick eines Flügelschlags.

Um das fröhliche Schauspiel fliegender Schmetterlinge möglichst oft aus nächster Nähe betrachten zu können, schadet es nicht, ein paar Lieblingsgewohnheiten der lebenslustigen Luftikusse zu kennen. Erstens: Schmetterlinge fühlen sich magisch von leuchtenden Farben anzogen. Eine Phloxblüte in Pink, purpur- und lilafarbene Witwenblumen oder sattblau blühende Kornblumen stechen ihnen auf der täglichen Nektarsuche sofort ins Facettenauge. Aber auch dem süßem Duft von Lavendel, Sommerflieder oder Kartäusernelke können sie schwer widerstehen. Schwupps, kaum auf der Blüte gelandet, wird der spiral förmige Rüssel ausgerollt und die feine Zuckerlösung begierig aufgesaugt. Bis zu 3.800 Schmetterlingsarten bevölkern Bayern, so viele Lebensräume wie hier finden sie kaum anderswo im Land.

Und obwohl die große Mehrheit davon –etwa 3.600 Arten – zu den Nachtfaltern zählt, beglücken uns immerhin noch unglaubliche 200 Falterarten bei Tageslicht mit ihren leichtflügeligen Tanzkünsten. Wer Schmetterlingen ein buntes, reichhaltiges Nektarangebot auf Balkon, Terrasse oder im Garten bereitstellt, bekommt auch bald viele von ihnen zu Gesicht.

WITWENBLUME UND DISTEL

Eine Pflanze, die wie ein Magnet auf Schmetterlinge wirkt, ist die Witwenblume. Ihre zart gefärbte, große Blüte, die sich aus vielen winzigen Einzelblüten zusammensetzt, steht nicht nur bei Tagpfauenauge, Schachbrettfalter, Großem Ochsenauge oder Kleinem Fuchs hoch im Kurs. Insgesamt an die 56 Tagfalterarten sollen sich an ihren Blüten und Pollen laben. Damit die Wildblume gut im Garten oder Topf gedeiht, braucht sie einen sonnigen Standort und trockenen, nährstoffarmen Boden. Dann blüht sie von Mai bis August.

Auch sämtliche Disteln, egal ob sattblaue Kugeldistel, silbrig-blauer Mannstreu oder lila Kratzdistel, zählen zu den

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Tankstelle in Himmelblau. Ein Schachbrettfalter labt sich am Nektar einer Kornblume.

Heute bleibt die Küche kalt

Wenn draußen die Temperaturen steigen, muss langes Köcheln am Herd nicht unbedingt sein. Vier Ideen für ein leichtes Menü.

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SOMMERREZEPTE
Text: Uschi Korda Rezepte: Alexander Rieder Fotos: Ingo Eisenhut

GEEISTE TOMATENSUPPE mit Honig-Aprikosen

Kühl und fruchtig. Ein Klassiker aus den südlichen Ländern, der auch bei uns immer beliebter wird. Dafür muss der Herd nur wenige Minuten zum Blanchieren der Tomaten aufgedreht werden. Am besten nimmt man Tomaten mit wenigen Kernen, zum Beispiel Ochsenherz- oder Eiertomaten.

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HAUSBESUCH

Geliebtes Mauerwerk

Doris Rüggeberg wünschte sich eine Wohnung mitten in Salzburg –und einen Garten und schöne Aussicht wollte sie auch. Und sie fand, was sie suchte: am Kapuzinerberg hinter der alten Stadtmauer.

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Text & Fotos: Yvonne Oswald

Lieblingsplatzl Doris unter dem efeuumrankten Holunder im Garten (links). Im Bild der gemütliche Essplatz in der Wohnküche. Die Malerei stammt von einer Freundin.

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Abends am See

Die blauen Stunden sind die schönste Zeit für ein entspanntes Picknick am Wasser. Bemalte Kissen, hübsche Blumen und zarte Lampions verwandeln auch einen Steg in ein kuscheliges Platzl.

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DEKORIEREN
Text: Alice Fernau Fotos: Michaela Gabler

BLÜHENDES BLUMENKISTL

Eine alte Obstkiste lässt sich im Handumdrehen zum praktischen Picknick-Kistl umgestalten, in dem Proviant und auch noch eine Decke für schöne Stunden Platz haben.

Nicht einmal auf Blumenschmuck muss man verzichten: Einfach Reagenzgläser mit Draht an den Sprossen befestigen und mit Wasser befüllen. Blumen rein – fertig!

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BRAUCHTUM IN KÄRNTEN

Gailtaler Ritterspiele

Juchatzen, Tanzen, Kufenstechen: In Nötsch geht’s rund, wenn im Juli Kirchtag ist. Da wird gesungen und getanzt, und auf Norikern reitende Burschen schlagen dem Fass buchstäblich den Boden aus.

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Text: Achim Schneyder Fotos: Mirco Taliercio

Kraft und Geschick. Mit Draufdreschen allein ist es nicht getan, die jungen Männer –wie hier Manuel Glantschnig – wissen genau, an welcher Stelle sie die Kufe im Idealfall treffen wollen.

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Wie im Bilderbuch

Grüne Wiesen, lichte Wälder und kleine Dörfer umgeben den Niedersonthofener See (Bild). Im Hintergrund: die Allgäuer Alpen.

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Sommerfrische im Allgäuer Seenland

Um den Niedersonthofener und den Sulzberger See liegt Musik in der Luft: Alphornbläser spielen mitten im Wasser, ein Handörgelibauer tüftelt am perfekten Ton, und Kühe bimmeln die schönsten Melodien ins Land.

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AUSFLUG INS OBERALLGÄU
Text: Carolin Giermindl Fotos: Bernhard Huber
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