Servus Naturwissen 2023

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NATURWISSEN

BASENFASTEN

Schlaf

Altes Kräuterwissen: Wie uns Hopfen, Baldrian und Lavendel zur Ruhe bringen

2 einfach • gesund • leben 2 GESUNDHEITS-EXTRA 2023
Sonderheft
Ein Menü für schöne Haut und starkes Haar
gut !

Eine Apotheke, die nachwächst

Sie ziehen ihre Kraft aus Sonne, Wasser, Luft und Erde. Und wenn die Zeit reif ist, konservieren wir ihre gebündelte Stärke, die uns gesund hält. Der Weg der Kräuter – von der Wiese in den Medizinschrank.

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Foto: Getty Images
SCHÄTZE DER NATUR
Text: Verena Randolf

Wie das duftet! Auf ungedüngten sonnigen Wiesen gedeihen Wildkräuter wie Wiesensalbei besonders gut. Hier nährt die volle Kraft der Elemente die Pflanzen. In der Naturapotheke gilt Wiesensalbei als entzündungshemmend.

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Nicht nur Zier. Sonnenblume, Borretsch, Storchschnabel, Kornblume, Stiefmütterchen, Essigrose, Wegwarte und Veilchen sehen schön aus –und machen gesund.

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NATURAPOTHEKE

So zart und doch so stark

Über die schmerzstillende Wirkung von Veilchen-Essig und wie Sonnenblumen-Balsam die Atemwege reinigt: acht Blumen, die nicht nur schön aussehen, sondern auch heilsam sind.

Sammle die Rosenblätter bei Tagesanbruch und lege sie über die Augen, sie machen dieselben klar und ziehen das ‚Triefen‘ heraus.“ Lange bevor die Rose ihre Karriere als Blume der Liebe antrat und mit Herzchen in den Augen zu Sträußen gebunden verschenkt wurde, galt die Blume aus der Familie der Rosaceae als wirkungsvolles Heilmittel, das bereits die oben zitierte Universalgelehrte Hildegard von Bingen (1098–1179) schätzte. Plinius der Ältere beschrieb mehr als 32 Krankheiten, die mit der Rose geheilt werden könnten, darunter Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. Und die Rose ist nicht allein.

Ihr süßer Nektar, der Blütenstaub und ein Potpourri aus verschiedensten Pflanzenwirkstoffen wie ätherischen Ölen und Farbstoffen machen Blumen und Blüten zu wertvollen Komponenten in der Naturapotheke.

Als Grundregeln im Umgang mit Blumen gelten: sauber pflücken und nicht waschen, damit Blütenstaub und Nektar nicht verloren gehen. Geerntet werden sollte an sonnigen Tagen, damit das

Aroma seine volle Wirkung entfaltet. Und: Blüten direkt nach dem Pflücken verarbeiten. Zu lange Lagerzeit tut den zarten Pflanzen nicht gut.

NACHWEISLICH HEILSAM

Wir haben acht Blumen und Blümchen gesucht, deren Heilwirkung nachgewiesen ist, die aber dennoch öfter in Blumensträußen als in Tees oder Salben landen, und einfache Rezepte gefunden, die uns helfen, gesund zu bleiben. So nutzen wir die beruhigende Wirkung des herb duftenden Storchschnabels, die schmerzstillende Wirkung des Veilchens, die zusammenziehende Wirkung der Essigrose und die entzündungshemmende Wirkung der Kornblume, um Verdauungsbeschwerden oder Hautprobleme zu lindern.

Genauso individuell wie ihre Farben, ihre Formen und ihr Duft sind auch die Wirkungsweisen der Blumen – darum ist ein Strauß aus Kornblumen, Stiefmütterchen, Rosen oder Sonnenblumen fast zu schade, um ihn bloß zur Zier in die Vase zu stellen.

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Text: Verena Randolf Rezepte: Karin Buchart Illustrationen: Andreas Leitner

REZEPTE FÜR KINDER

Wird schon wieder gut!

Die beste Medizin für Kinder sind oft ein Bussi und ein „Wird schon wieder gut!“ – aber auch die Naturapotheke hat Hilfreiches parat, wenn die Nase rinnt oder nachts Gespenster aus dem Schrank kriechen.

Text: Verena Randolf Illustrationen: Julia Zott

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WADENWICKEL bei erhöhter Temperatur

Zutaten

kühles Wasser

1 Schuss Apfelessig

2 × 2 Tücher, Wollsocken

Anwendung

Zwei Tücher im Essigwasser tränken, auswringen und auf beiden Beinen vom Fußgelenk bis unters Knie um die Unterschenkel wickeln. Anschließend die feuchten Tücher mit den trockenen

Tüchern umhüllen, Wollsocken drüberziehen und 10 Minuten wirken lassen. Mehrmals täglich wiederholen.

Die traditionellen Wadenwickel werden mit kühlem (bei kleinen Kindern lauwarmem) Wasser angewendet und sind für Kinder ab 6 Monaten geeignet. Wichtig: Die Füße müssen warm sein! Apfelessig verstärkt die Wirkung.

So ein Kind hat’s auch nicht leicht: Kaum hört die Nase auf zu rinnen, beginnt der Bauch zu zwicken. Und wenn die Kleinen gerade kein Infekt plagt, machen es sich Läuse in ihren flaumigen Locken gemütlich, oder es kriechen vermeintliche Monster unterm Bett hervor. Hinzu kommen aufgeschlagene Knie oder Schürfwunden. Und hat sich schon mal wer überlegt, wie weh es eigentlich tun muss, wenn ein gut ausgebildeter Stockzahn durch ein Kinderkiefer bricht?

Kinder sind in der Regel häufiger krank als Erwachsene, weil in ihrem erst kurzen Leben das Immunsystem seltener Bekanntschaft mit Krankheitserregern gemacht hat. Hinzu kommt, dass sich Kinder gerne ungestüm bewegen und potenzielle Stolperfallen weniger leicht ausmachen können. Spätestens im Kindergarten, wenn Viren und Bakterien über Rotznasen munter ausgetauscht werden, trösten sich Eltern mit der Erkenntnis, dass Krankheiten ein wichtiger Teil des kindlichen Entwicklungsprozesses sind.

MIT DER RICHTIGEN MEDIZIN

Weil aber Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, ist es wichtig, bei der Behandlung auf die geeignete Medizin zurückzugreifen. Oder man nützt die Kraft der Naturapotheke. Wir haben zwölf einfache Rezepte gesucht und verraten, wie Kamille, Fenchel, Johanniskraut, Ringelblume oder Arnika kullernde Kindertränchen ganz schnell trocknen und die Kleinen gesund machen.

So steht dem ungestümen Erkunden der Welt nichts mehr im Weg – weil die doch viel zu spannend ist, um krank das Bett zu hüten!

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KRÄUTERFRAU AUS SALZBURG

Volle Kraft voraus

Kräuterexpertin Sophie Winkler aus Anthering ist immer in Bewegung und verrät, wie man mit Wildpflanzen-Rezepten morgens schnell in Schwung kommt.

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Text: Silvia Pfaffenwimmer Fotos: Sophie Winkler

In aller Herrgottsfrüh Vor der Arbeit genießt Sophie Winkler den Ausblick vom Gipfel des Nocksteins ins Alpenvorland.

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HANDWERK

Ganz schön sauber

Im steirischen Obdach siedet Landwirtin Lydia Pletz Seifen. Diese pflegen nicht nur die Haut, ihr Zirbenduft beruhigt auch den Herzschlag und entspannt.

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Text: Nicole Kolisch Fotos: Michael Reidinger

Gut in Form. In den selbst gesiedeten „Zirbnsoafn“ stecken natürliche Pflanzenfette, die selbst für die tägliche Pflege empfindlicher Haut geeignet sind.

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Von Kopf bis Fuß

Fünf natürliche Rezepte für volles Haar, gesunde Zähne, zarte Haut und geschmeidige Lippen.

Rezepte: Karina Nouman, Annette Wallner und Karin Buchart

Illustrationen: Irene Sackmann

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GUT GEPFLEGT

BELEBENDE SPÜLUNG für feste Haarstruktur und Fülle

Zutaten

Zubereitung

1. Brennnesseln zerkleinern, in einem Topf mit Wasser übergießen und über Nacht stehen lassen.

2. Am nächsten Tag den Sud einmal aufkochen und 15 Minuten ziehen lassen.

Anwendung

Die Haarspülung nach dem Haarewaschen wie eine Pflegespülung ins Haar einmassieren und 5 Minuten ein wirken lassen, dann auswaschen. Ho nig nährt das Haar und macht es leicht kämmbar; Apfelessig sorgt für Glanz.

Brennnessel

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für eine Anwendung 1 Handvoll getrocknetes Brennnesselkraut 250 ml kaltes Wasser 1 EL Honig 1 EL Apfelessig

FASTENMENÜ

Essen, das schön macht

Sich einen Tag pro Woche basisch zu ernähren schützt vor Übersäuerung. Warum das für den Körper so wichtig ist und wie es Haare, Haut und Nägel stärkt. Wir servieren drei feine Gerichte.

Foto: StockFood
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Text: Verena Randolf

Basenförderndes Gemüse

1. Ihre kräftige Farbe verdankt die Süßkartoffel dem hohen Anteil an Carotinoiden, die auch beim Menschen für frische Farbe im Gesicht sorgen.

2. Zwiebeln, insbesondere rote, sind reich an Antioxidantien, die hauteigene Regenerationsprozesse unterstützen.

3. In dunkelgrünen Blattsalaten (im Bild Asia-Salat) stecken Vitamine der B-Gruppe, die brüchigen Haaren und Nägeln helfen.

4. Knollensellerie sorgt für eine straffe Silhouette: Das Gemüse ist leicht verdaulich und hilft gegen Blähbauch.

5. Das Allicin in Knoblauch hilft, Hautunreinheiten vorzubeugen.

6. Karotten begünstigen die Keratinbildung – wichtig für gesunde Nägel und Haare.

7. Weißkraut enthält viele Ballaststoffe, mit denen unser MagenDarm-Trakt gut zu tun hat – wir fühlen uns länger satt und essen weniger.

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Die Kraft des Urkorns

Warum Dinkel, Hirse, Einkorn und Emmer so gesund sind und welche Kraft in den wiederentdeckten Körnern steckt.

Gesunde Vielfalt. Getreide, wie es schon vor tausenden Jahren verwendet wurde. Im Uhrzeigersinn von links oben: Waldstaude, Emmer, Buchweizen, Einkorn, Dinkel und Einkorn-Mehl.

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Fettreiches Wildfleisch mit Einkorn – das soll Ötzis letzte Mahlzeit gewesen sein: Der Gletschermann hatte sich ein nahrhaftes Gericht zubereitet, bevor er vor 5.000 Jahren in den Ötztaler Alpen starb. Noch älter als die Eismumie selbst ist aber die Geschichte des Einkorns, das bei den Menschen der Jungsteinzeit auf dem Speisezettel stand: Bereits vor 12.000 Jahren dürfte es im Orient angebaut worden sein; damit ist Einkorn eine der ältesten kultivierten Getreidearten. Der Legende nach liebte auch Julius Cäsar Gebäck aus dem nussig­würzigen Getreide. Im Laufe der Jahrhunderte geriet Einkorn in Vergessenheit; andere Getreidearten wurden gekreuzt und für den Anbau optimiert. Heute taucht das ursprüngliche, wenig züchterisch bearbeitete Urkorn wieder vermehrt auf. Sein gesundheitlicher Mehrwert ist mittlerweile gut erforscht und hoch geschätzt: Alte Getreidesorten sind die gesündere Alternative, aber warum eigentlich?

URSPRÜNGLICH UND GESUND

Einkorn, Emmer, Dinkel, Hirse, Waldstaudenroggen – jede dieser Getreidearten wurde im Laufe der Jahrtausende durch Auslese weitergezüchtet, aber weit nicht so intensiv wie etwa Weizen. Ihre Nährstoffzusammensetzung und typischen Merkmale sind erhalten geblieben. So haben die alten Arten

Servus 89 Foto: Ingo Eisenhut

Mit Blick zum See

Rund um die Trumer Seen radeln wir von Kräutergarten zu Kräutergarten –die Hügel rauf und wieder runter. Wir pausieren beim Waldbaden, lernen, wie Fichtenzapfen müde Beine munter machen, und fragen uns, welches Kraut wohl gegen Muskelkater gewachsen ist.

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AUSFLUG NACH SALZBURG
Text: Verena Randolf Fotos: Nadine Poncioni

Los geht’s! Julia Mauberger (links) und Sarah Seidl testen für uns die Radwege im Trumer Seenland. Von Mattsee aus radeln wir am Obertrumer See (links) vorbei auf der 35 Kilometer langen Kräutergarten-Runde.

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