Servus Unser Garten 2024

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Sonderheft

MIT MONDKALENDER FÜRS GARTENJAHR

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GUT •

LEBEN

33 seltene Gemüsesorten Lila Spargel und weiße Tomaten pflanzen und ernten

Kleine Welt am Wasser Miniteiche für Balkon und Terrasse ∙ Auf Streifzug durchs Gartenjahr Der Charakter alter Birnbäume ∙ Saftig glänzende Süßkirschen


DIE GARTENSAISON IN BILDERN

Willkommen im neuen Gartenjahr Wie es sprießt und wuchert! Alles duftet und blüht. Hand in Hand mit der Sonne ist das Leben durchs Gartentürl hereinspaziert. Und verspricht uns jetzt ganzjährig Augenblicke voller Wonne. Text: Carolin Giermindl

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Foto: Helmut Mitter

Auf leisen Sohlen. So zog der Frühling ins Land und überwältigt uns mit seinen ­Farben und Düften. Sogar die rote Tiger­katze streift ehrfürchtig vorbei an blühenden ­Tulpen und Wolken von Vergissmeinnicht. Sie genießt die Sonne. Und den Moment.

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MONDKALENDER FÜR DEN GARTEN

Von der Aussaat bis zur Ernte Der Mond, seine Phasen und seine jeweilige Position im Tierkreis haben auch Einfluss auf unsere Pflanzenwelt, heißt es. Worauf man achten muss, wenn man sich ein kleines Paradies schaffen und üppig ernten will. Text: Andrea Maukisch-Thek Illustration: Andreas Posselt

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Die Phasen des Mondes

Seit jeher vertrauen Gärtnerinnen und Gärtner auf die Kraft des Mondes. Sie achten auf die jeweilige Mondphase und das Tierkreiszeichen, in dem der Mond steht. Denn der richtige Zeitpunkt bei der Gartenarbeit kann das Gedeihen der Pflanzen beeinflussen. Wann wird der Salat gepflanzt? Wann der Obstbaum geschnitten? Hier die wichtigsten Grund­regeln fürs Säen, Pflanzen, Düngen und Ernten mit Unterstützung des geheimnisvollen Gestirns.

Neumond ( )

Die Erde beginnt nun einzuatmen. Es heißt, in den Stunden vor Neumond macht sich bei Mensch, Tier und Pflanze eine besondere Kraft bemerkbar. Bäume beispielsweise sollten grundsätzlich nur bei Neumond beziehungsweise an den drei bis vier Tagen davor geschnitten werden, sonst „bluten“ sie zu stark aus.

Zunehmender Mond ( )

Schon wenige Stunden nach Neumond wandert der Erd­ schatten weiter, und der Mond kommt zum Vorschein: als feine Sichel anfangs. Jetzt macht sich der zunehmende Mond mit seinen wiederum spezifischen Einflüssen auf den Weg: Alle oberirdisch gedeihenden Pflanzen, sowohl Früchte als auch Gemüse, wurzeln jetzt leichter an. Grund­ sätzlich ist der zunehmende Mond oder der Vollmond die beste Pflanzzeit für Bäume und Sträucher.

Vollmond ( )

Nun hat der Mond eine Hälfte seiner Reise um die Erde ­vollendet, er steht als leuchtender Vollmond am Nacht­ himmel. Auch in den Stunden vor Vollmond macht sich auf der Erde eine besondere Wirkung bemerkbar. Jetzt ­gesammelte Heilkräuter entfalten größere Kräfte. Ebenso wie bei Neumond kommt es bei Vollmond gern zu einem Wetterwechsel. Bäume und Sträucher, die an Voll­mond ­geschnitten werden, trocknen leichter aus.

Abnehmender Mond ( )

Langsam wandert der Mond weiter – die etwa dreizehntägige Phase des abnehmenden Mondes beginnt. Viele Arbeiten in Garten und Natur sind jetzt begünstigt, beispielsweise das Zaunsetzen oder das Pflanzen von Wurzelgemüse. Unterirdisch gedeihende Feldfrüchte wurzeln nun leichter an. Wegplatten wer­ den nicht wackelig und halten auch ohne Betonbett.

Tierkreiszeichen

Wenn die Erde um die Sonne wandert, hält sich die Sonne im Laufe eines Jahres in zwölf Tierkreiszeichen auf. Die­ selben Tierkreiszeichen durchläuft auch der Mond bei ­seinem etwa achtundzwanzigtägigen Umlauf um die Erde, wobei er in jedem Zeichen nur etwa zweieinhalb Tage steht. Die zwölf unterschiedlichen Kräfte, die mit dem Mond­ stand im Tierkreis assoziiert werden, lassen sich jedoch nur selten so unmittelbar spüren wie etwa bei Vollmond. Der Einfluss auf Pflanze, Tier und Mensch ist dennoch für viele deutlich ­erkennbar, auch im Garten. Der Mond in Jungfrau beispielsweise gilt im Pflanzen­ reich als „Wurzeltag“. Alle Maßnahmen zur Förderung des Wurzelwachstums an diesen zwei oder drei Tagen sind wirksamer und erfolgreicher als an anderen Tagen.

Wurzeltag

Blütentag

Blatttag

Fruchttag

Zum Nachlesen: „Gärtnern mit der Kraft des Mondes“, von Johanna Paungger und Thomas Poppe, Servus Verlag Johanna Paungger & Thomas Poppe über das Garteln mit dem Mond – im Servus-Podcast: servus.com/mondgarten

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KOMPOST

Bodengeflüster

Wie setzt man einen Komposthaufen auf? Wie pflegt man ihn? Und wie mulcht man richtig? Ein kleiner Leitfaden für alle, die die Geheimnisse eines guten Gartenbodens lüften wollen. Text: Julia Kospach

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Illustrationen: Julia Zott


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in wahrer Gärtner, so schrieb der Schriftsteller und leidenschaft­ liche Gärtner Karel Čapek (1890–1938) ­einmal, sei weniger einer, der Blumen kultiviere, sondern vielmehr einer, der die Erde kultiviere: „Wenn er in den ­Garten Eden kommt, würde er auf­geregt schnuppern und sagen: ‚O Gott, was für ein Humus!‘“ An diesem Zitat von ­Karel Čapek lässt sich schon erkennen, welchen Stellenwert wahre Garten­ liebhaber allen Fragen rund um Kom­ post und gesunden Boden einräumen. Buchstäblich nichts geht ihnen darüber! Wenn man nun wissen möchte, wie man im eigenen Garten zu gutem Kom­ post kommt, mit dem sich der Boden stets aufs Neue verbessern und Pflanzen ein veritabler Nahrungs- und Wachs­ tumsschub gegeben werden kann, und wie man seinen Gartenboden durch ­Mulchen schützt und fördert, darf man sich vertrauensvoll an Florian Amlinger ­wenden. Der niederösterreichische ­Agrarwissenschaftler beschäftigt sich von Berufs wegen seit Jahrzehnten mit Kompost, berät und kontrolliert Kom­ postieranlagen und gibt sein Wissen in Seminaren und Kursen an Interessierte weiter. Einen Komposthaufen, sagt er, stelle man sich am besten wie ein Haus­ tier vor. Das treffe die Sache am ehesten. Warum das? „Weil er eine Art Organis­ mus bildet, in dessen Innerem Pilze und Bakterien organische Abfälle in frucht­ baren Boden umwandeln.“ Auf den nachfolgenden Seiten gibt er Antworten auf einige der wichtigsten Fragen rund um die Themen Kompost und Mulchen. ➤

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SELTENE SORTEN

In allen Farben Lila Spargel, schwarzer Paprika oder pinker Karfiol? Wunderbar! Je bunter, desto hübscher und gesünder sind Obst und Gemüse. Was ungewöhnlich farbenprächtige Pflanzen im Garten wachsen und gedeihen lässt. Text: Elke Papouschek

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bst und Gemüse enthalten nicht nur Vitamine, Mineral­ stoffe und Spurenelemente, sondern auch Pflanzenfarbstoffe – und die haben es in sich! Sie sind für Duft, Aroma und Geschmack der Pflanzen verantwortlich – und: für unser aller Gesundheit. Der wohl bekannteste Farbstoff ist Chlorophyll. Er färbt Pflanzen grün, ist an deren Photosynthese und Produktion von Sauerstoff beteiligt. Aber auch ­unseren Körper unterstützt er in Sachen Sauerstofftransport und Bildung neuer Blutzellen. Wie wir Chlorophyll auf­ nehmen? Immer dann, wenn wir grüne

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Lebensmittel essen, etwa Salat oder ­Spinat. Generell gilt: je bunter Obst und Gemüse, desto gesünder ist die Mahlzeit! Für die Violett- und Blaufärbung von Pflanzen sind zum Beispiel Anthocyane zuständig. Sie gehören zu den kraft­ vollsten Antioxidantien der Natur über­ haupt und binden im menschlichen Kör­ per freie Radikale. Zudem wirken sie entzündungshemmend, gefäßschützend und haben sogar auf den Cholesterin­ spiegel einen positiven Einfluss. Carotinoide wiederum zeichnen für die gelben bis orangeroten Farbtöne der Pflanzen verantwortlich. Das häufigste

unter ihnen, Betacarotin, wird in unse­ rem Körper zu Vitamin A, bekämpft freie Radikale, wirkt gegen Alterungs­ prozesse und stärkt Augen und Herz. Leuchtendes Rot hingegen entsteht durch den Pflanzenstoff Lycopin, ebenso ein Carotinoid. Er schützt unser HerzKreislauf-System und wirkt wie eine Art Sonnenschutz gegen UV-Strahlung. Also nichts wie hinaus in den Garten, auf Balkon oder Terrasse! Allein schon die Freude am Anbauen, Heranziehen und Ernten all der bunten Karotten, ­Tomaten, Beeren und Salate hält uns ­gesund und munter.


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Vitamine in Weiß

1. WEISSFRÜCHTIGE WALDBEERE „BLANC AMELIORE“ (Fragaria vesca) Weiße Erdbeersorten sind seit dem 18. Jahrhundert bekannt, werden jedoch wegen ihrer kleineren Früchte nicht in großem Stil angebaut. Dabei vertragen Allergiker weiße Erdbeeren besser, denn das allergieauslösende Protein hängt mit der Rotfärbung ­zusammen. Diese weiße Sorte wächst buschig, wird 20–30 cm hoch und eignet sich für Töpfe, Balkonkistchen, aber auch als hübscher Bodendecker.

Fotos: GAP Gardens, Flora Press

2. K AROTTE „LUNAR WHITE“ (Daucus carota) Gelb, orange, violett und sogar weiß – Karotten treiben es ganz schön bunt. Zieht man diese Sorte zur Erntezeit an ihrem Blattschopf aus dem Boden, kommen weiße Rüben ans Licht. ­K nackig, zart und süß im Geschmack, eignen sie sich ausgezeichnet zum Frischverzehr. Wie alle Karotten brauchen auch sie einen tiefgründigen, ­lockeren, sandigen Boden, dann wachsen sie schön gerade.

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3. RADIESCHEN „ALBENA“ (Raphanus sativus) Es müssen nicht immer rote Radieschen sein. Die mild-würzigen und ­kugelrunden Knollen dieser Sorte sind durchgehend weiß mit zartem Fleisch. Wer sie ab März, April 1–2 cm tief aussät, kann sie ab Mai ernten. Der Abstand zwischen den Reihen sollte rund 25 cm betragen. Wer spät im September noch einmal anbaut, kann sogar im November noch ­k nackige Vitamine ernten.

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ZAHLEN, FAKTEN & FAMOSES

Kurioses Pflanzenwissen

Warum die Karotte nicht mehr weiß ist, eine Blattlaus zum Löwen werden kann, ein Keimling mit der Wurzel nie nach oben wächst und der Apfel termingerecht vom Baum fällt. Text: Andrea Maukisch-Thek

Illustrationen: Andreas Posselt

Orange ist Trumpf Bereits Griechen und Römer schätzten die Wilde Möhre als Gemüse. Damals wuchsen die Wurzeln allerdings weiß, gelb, rot oder schwarzviolett. Orange Karotten entstanden erst im späten 17. Jahrhundert – sie wurden in den Niederlanden angeblich zu Ehren des Königs ­Wilhelm von Oranien in der Nationalfarbe seines Landes gezüchtet. Wegen ihrer leuchtenden Farbe und des ­süßen Geschmacks setzten sie sich bald überall durch.

Ein Bär von Beere

Im freien Fall Sobald ein Apfel reif ist, fällt er vom Baum. Grund d ­ afür ist nicht der Wind oder eine fixe Wachstums­zeit, sondern das Gas Ethylen, das im reifen Apfel gebildet wird. Der Apfel „schickt“ das Gas in den Baum, danach bildet dieser eine Trennschicht zwischen Apfelstiel und Zweig aus. Jetzt gibt es kein Halten mehr, der Apfel begibt sich auf Sturzflug.

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Was haben Kürbis, Tomate und Zitrone gemein? Alle drei sind botanisch gesehen Beeren, also Früchte mit einer fleischigen Fruchtwand, deren Samen innen reifen. Die größte Beere Öster­ reichs, wegen ihrer robusten Haut auch gern Panzerbeere genannt, brachte übrigens stolze 884 Kilo auf die Waage – ein Kürbis, der im Jahr 2023 im nieder­ öster­reichischen Berndorf zum Koloss heranwuchs.


Ein Meer voller Grashalme Was schätzen Sie: Wie viele Grashalme wachsen in Ihrem Garten? Auf einem Quadratmeter Golf­rasen sind es bis zu 200.000 Halme. Im Privat­garten sind es ein Bruchteil davon, nämlich 20.000 bis 40.000 Halme pro Quadratmeter.

Linksherum, rechtsherum

Gefräßige Blattlaus-Löwen Blattläuse sind die Lieblingsmahlzeit aller Marienkäfer. 50 bis 150 Läuse frisst ein einziger Käfer am Tag. Ebenso Appetit auf die lästigen Blattläuse haben auch die Larven der Marienkäfer, die sogenannten Blattlauslöwen. Sie vertilgen bis zu ihrer Verpuppung insgesamt etwa 600 Läuse.

Viele Kletterpflanzen winden sich um eine Stütze, einen Stab oder eine Schnur. Die Botanik unterscheidet dabei zwischen Linkswindern und Rechts­ windern. Stangenbohnen, Ackerwinde und viele andere drehen sich stets links­herum nach oben, also gegen den Uhr­zeiger­sinn. Einige wenige Winde­ pflanzen, wie Hopfen oder Geißblatt, drehen sich dagegen ausschließlich im Uhrzeigersinn gen Himmel. Warum das so ist? Die Drehrichtung ist genetisch festgelegt.

Weise Wurzeln Warum weiß so ein kleiner Keimling eigentlich, dass die Wurzel nach unten und der Trieb nach oben wachsen muss? Die Wissenschaft spricht hier vom Gravitropismus. Die Wurzel wächst der Schwer­kraft entgegen, während sich der Spross genau umgekehrt orientiert; er wächst stets ent­ gegen der Schwerkraftrichtung, also gerade nach oben, und das selbst auf steilen Hängen.

Spätzünder Walnuss Walnussbäume werden seit der Antike geschätzt, gelten doch ihre Früchte als Fruchtbarkeitssymbol. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass man von einem einzigen Nussbaum 50 Kilo Nüsse ernten kann. Allerdings hat er seine besten Erntejahre erst in einem Alter von fünfzig Jahren.

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MINITEICHE

Kleines Wasserreich, großes Vergnügen Sogar auf Balkon und Terrasse lässt sich mit wenig Aufwand und der richtigen Pflanzenauswahl eine grüne, blühende Wasserwelt erschaffen. Gärtnermeisterin Helga Lechner verrät, wie es geht. Text: Carolin Giermindl Fotos: Michael Reidinger

Eine Wanne voll Leben. Feiner Sprühregen benetzt Teich und Weiße Seerose. Auf ihren Blättern landen gern Insekten. Dahinter: Blutweiderich in Purpur.

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UNGEBETENE GÄSTE

Auf Schneckenjagd Gefräßige Plagegeister, allen voran die Spanische Wegschnecke, treiben nachts gnadenlos ihr Unwesen im Garten. Mit welchen Mitteln man den Raubtieren einigermaßen Paroli bietet. Text: Carolin Giermindl Illustrationen: Daisy Gold

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rion vulgaris heißt die Plage. Und wenn das heurige Gartenjahr so feuchtnass beginnt wie das vergangene, dann läuft der Spanischen Wegschne­ cke, so nennt man die gefräßigste aller Schne­cken mit Trivialnamen, schon jetzt das Wasser im Mund zusammen. Ob zartes Salat­pflänzchen, feiner Kohlrabi­ spross, erste Kürbisblätter – nichts ist vor dem nachtaktiven Kriechtier, das langsam alle ­anderen Nacktschnecken verdrängt, s­ icher. Im letzten Jahr war es zum Haareraufen. Wer verhängnisvoller­ weise abends noch schnell Salatpflänz­ chen oder vorgezogene Petersilie ins

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Beet pflanzte und kurz angoss, damit ­alles schön wurzelt, den empfing bereits Stunden später das nackte Grauen: an­ gebissen, alles weggefressen, überall nur noch armseliges Gerippe. Hilfe! Mit ihrer Raspelzunge – man könnte sie mit einer klitzekleinen Käsereibe vergleichen – raspelt sich das schleimige Weichtier die Blätter fein und macht ­damit zarten Pflänzchen Bissen für ­Bissen den Garaus. IGEL UND KRÖTE GRAUST ES Und die größte Misere: Dieses zügellose Schlemmermaul hat keine natürlichen

Feinde! Weder Igel, Kröte, Drossel noch Blindschleiche – allesamt ansonsten tüchtige Schneckenvertilger – wagen sich an diese Art der Nacktschnecken. Warum? Weil die Spanische Weg­ schnecke – die übrigens gar nicht aus Spanien kommt, sondern sich vermut­ lich über Frankreich oder die Schweiz in den 1960er-Jahren via Gemüsetrans­ port bei uns eingeschlichen hat – derart zähen, bitteren Schleim absondert, dass es nicht nur dem rosa Haustier mit Rin­ gelschwänzchen und drei Buchstaben graust, sondern a ­ llen Tieren. Lediglich – und jetzt kommt die frohe Botschaft! –


einem Tier nicht: der Indischen Laufente. Ob ganze Schnecken oder Schnecken­ eier – diese engen Verwandten unserer Stockenten halten den ganzen Tag lang mit gestrecktem Kopf Ausschau nach den lichtscheuen Raubtierchen. Ihrer gestrengen Patrouille entgeht nichts. Unter Brettern, Steinplatten oder Holz­ stapeln: In jedem Unterschlupf stöbern sie die Spanische Wegschnecke auf. Denn die rückgrat­losen Invasoren ver­ stecken sich tagsüber gern abseits ihrer nächtlichen T ­ atorte an schattigen, dunklen Plätzen. Sonne nämlich ist Gift für sie. Die entzieht den schleimigen

Dünnhäutern zu viel Feuchtigkeit, in praller Sonne würden sie ­relativ rasch vertrocknen. SIE FINDEN JEDES SCHLUPFLOCH Die Indischen Laufenten – sie sind übri­ gens Angehörige der Pinguinenten – wissen um die Schwäche der Kriechtiere für Schatten. Und mit ihrem ausgepräg­ ten Geruchssinn wittern sie die dunklen Aufenthaltsorte der Plagegeister schon von weitem. Klitzekleines Problem mit den charmanten Tieren, wegen ihrer Körperform auch Flaschenenten ge­ nannt: Sie wühlen und graben gern in

der Erde. Daher gilt: Sind frisch gesetzte Pflanzen im Gemüsebeet, bleibt ihnen der Zutritt besser verwehrt. Erst wenn alles fest angewurzelt ist, dürfen die langhalsigen Gartenbewohnerinnen schonungslos über die ungebetenen Gäste – und vor allem: d ­ eren Gelege – herfallen. Mit jedem Schneckenei, das sie verspeisen, kriecht im nächsten Frühjahr ein fresswütiger Nachwuchs weniger Richtung Gemüse. Apropos Familienbande: Schne­ cken gehören zu den Weichtieren, lateinisch mollusca, das sich vom ­griechischen malakós ableitet und ➤

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DAS PRINZIP WALDGARTEN

Es geht drunter und drüber

Beschirmt und beschützt von mächtigen Baumkronen wächst es sich besonders gut. Wer den wenig beachteten Platz unter Bäumen mit den richtigen Kräutern und Beeren bepflanzt, darf sich über zusätzlichen Genuss und Ertrag freuen. Text: Elisabeth Ruckser Illustrationen: Daisy Gold

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en Gemüsegarten? Kennt jeder. Darin wird in sonniger Lage und nährstoffreicher Erde Gemüse aller Art anbaut. In einem Bauerngarten wiederum gibt’s zusätzlich zu Gemüse und Salat frische Kräuter und bunte Blumenrabatten – was dort aber nicht wächst: Bauern. Und so ähnlich ist es auch mit einem Waldgarten. Damit ist kein Garten im Wald gemeint, man schaut sich dabei vielmehr das harmonische Miteinander der Pflanzen ab, die sich auf geniale Weise den Lebensraum Wald teilen. Und kopiert dies, etwa auf dem kaum genutzten Platz unter Bäumen im Garten. Denn sogar unter dem dichtesten Blätterdach im Wald sprießt es noch zu ebener Erde. Die Pflanzen wachsen dort allesamt in Stockwerken überein­ander und nützen dabei räumliche und zeitliche Lücken. Im Frühling e­ twa, wenn die Sonne noch vor dem Blattaustrieb der

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Bäume im April bis zum Boden durchdringt, machen sich Bärlauch und Waldmeister breit. „Das ist das Prinzip des Waldgartens“, sagt der Präsident des Österreichischen Waldgarten-Instituts, Permakultur-Aktivist Bernhard Gruber. Seit Jahren schon beschäftigt er sich mit dieser Anbauform. Vieles davon hat er bereits als Kind in der Kleinstlandwirtschaft seines V ­ aters gelernt, der in den 1990er-Jahren den ersten Waldgarten Österreichs angelegt hat. IN ETAGEN GÄRTNERN IST URALT Die Idee des stockwerkartigen Anbaus stammt ursprünglich aus den Tropen, ist dem Etagensystem des Regenwaldes nachempfunden und so alt wie die Menschheit selbst, sagt Bernhard Gruber. „Schon die ersten Jäger und Sammler haben ihre Wege essbar gestaltet und Haselnüsse, Bucheckern oder Eicheln

gezielt auf ihren Routen ausgebracht, damit sie auf späteren Wanderungen Zugriff darauf hatten.“ Aber auch in gemäßigten Zonen wie bei uns ist es möglich, den Platz unter Baumkronen zum Anbau von Kräutern, Beeren, Büschen zu nützen. Der Begriff Waldgarten bezeichnen nämlich einen reichen Garten Eden, der das ganze Jahr zum Pflücken, Naschen, Ernten einlädt. Wir haben beim Experten Bernhard Gruber nachgefragt, welche Pflanzen sich gut kombinieren lassen und worauf man achten sollte, wenn man unter Apfel-, Nuss- und Zwetschkenbaum pflanzen und ernten will.

Wissenswert. Verein Österreichisches Waldgarten-Institut: Infos, NetzwerkTreffen, Führungen durch den Wald­ garten unter waldgarteninstitut.at


Wo und wie wird gepflanzt? • Man pflanzt in der sogenannten Baumtraufe. Das ist jene Fläche auf dem Boden, die in etwa so groß ist wie die Krone oben. Das ist auch der Bereich, in dem bei Regen noch Wasser vom Baum tropft. • Für die richtige Aufteilung der neuen Bodenpflanzen am besten zuerst einmal alles, was man setzen möchte, rund um den Baumstamm noch im Container aufstellen. So findet man den geeigneten Platz (entweder eher nordseitig = mehr Schatten; oder im sonnigeren S ­ üden) und kann die n ­ ötigen Pflanz­­ abstände einhalten. Empfehlung von Bernhard Gruber: „Es funktioniert oft auch, enger zu setzen als in der Fach­literatur an­gegeben.“ • Unterscheiden muss man, ob es sich um die Neupflanzung eines Baumes handelt oder ob nachträglich zu einem bereits bestehenden Baum gepflanzt wird. Beim nachträglichen Anbau sollte man darauf achten, dass man die Wurzeln des Baumes nicht verletzt. Ein Tipp, wenn man den Baum neu pflanzt: Zugleich einen Weinstock direkt mit ins Pflanzloch setzen – die beiden vertragen sich bestens. Bäume wurzeln in etwa eineinhalb Meter Tiefe, die Wurzeln der Weinreben reichen bis in acht Meter Tiefe. • Der Anbau von Kräutern oder Beeren statt Wiese kann auch den Ertrag der Obstbäume steigern, weil Gras nicht unbedingt ein freundlicher Nachbar ist. Bernhard Gruber: „Die Wiese sendet B ­ otenstoffe aus, die das Wachstum anderer Pflanzen hemmen, auf diese Weise verteidigen Gräser ihren Lebensraum.“

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DEKORIEREN

Zauberhafter Lichtertanz

Wenn es langsam dunkel wird im Garten, sorgen Kerzen, Laternen und Feuerschalen für eine ganz besondere Stimmung. Es knistert romantisch. Wie man mit einfachen Mitteln die schönsten Szenerien arrangiert. Text: Alice Fernau

Blütenkugel. Dünnes Pappmaché aus Seidenpapier, mit gepressten Blumen bestückt, macht diesen zarten Lampion zu einem hinreißenden Blickfang. Das Teelicht im Inneren ist in einem kleinen Glas gesichert, damit das Papier kein Feuer fängt.

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Schlichte Lichtgestalten Fotos: GAP Gardens, Flora Press

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Leere Glasflaschen sind im Handumdrehen zu Kerzenleuchtern umfunktioniert und lassen sich gut am Tisch verteilen. Am besten sieht es aus, wenn man unterschiedliche Formen und Höhen verwendet, aber in einer Glasfarbe bleibt. Das bringt Ruhe und Abwechslung zugleich.

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