Servus in Stadt & Land 02/24 AT

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Die ersten Frühlingsboten Der Mann mit der Maske Wunder aus der Blumenzwiebel Tiroler Brauchtum, neu belebt

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LEBEN FEBRUAR 02/2024 5,50 EUR

Die Heilkraft des Badens Glücksgefühle und ein starkes Immunsystem

Auf Waffeln gebaut

Knusprige Torte, cremige Schnitten: süße Rezepte für den Fasching


SERVUS IM FEBRUAR

Lutschen oder zerbeißen? Das ist eine Geschmacksfrage. Auch, welchen Zuckerln man nicht und nicht widerstehen kann. Eine süße Geschichte über köstliche Klassiker und Österreichs ruhmreiche Hersteller. Text: Harald Nachförg

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Fotos:Crea Foto: Vorname Via - Antonia Nachname Berger

Fröhliches Naschwerk Seidenzuckerl, saure Drops, Geleefrüchte, Zuckerstangerl, Schlecker … Wenn einem da nicht das Wasser im Mund zusammenläuft!

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NATURWISSEN

Die Heilkraft des Badens Dass Anwendungen mit Wasser gesund sind, wussten schon die alten Römer. Sie suchten ihre opulenten Badeanstalten nicht bloß zum Zwecke der Reinlichkeit auf, sondern auch, um diverse Beschwerden zu lindern. Text: Verena Randolf

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Illustrationen: Andreas Posselt


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n jungen Jahren befiel Sebastian Kneipp (1821–1897) die Schwindsucht, gegen die er in alten Büchern nach Lin­ derung suchte. So entdeckte der Natur­ heilkundler aus Bayern eine Schrift, in der die Wirkung kalter Bäder gepriesen wurde. Und was er auf den vergilbten Sei­ ten las, sollte ihm später das Leben retten. Zu Kneipps Zeit hatte das Baden als Heilverfahren schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Baden ist mehr als bloß Körperreinigung. Wasser kann anregen oder entspannen, erfrischen und beleben, aber auch Beschwerden und Schmerzen lindern. Seine wohltuenden Qualitäten wussten schon die alten Römer zu schätzen, die Fleisch und Wein recht zugeneigt waren und opulente Bade­ anstalten aufsuchten, um unter anderem ihre Gicht zu lindern. ZUM HEILEN UND ZUM REINIGEN Temperaturreize – das ist heute wissen­ schaftlich bestätigt – sind der Schlüssel, in dem die Heilkraft des Badens liegt. Sie machen unter anderem das Eisbaden so gesund: Der Wechsel von heiß auf kalt zieht die Blutgefäße zunächst zusammen, bevor sie sich – nach Ende des Kältereizes – wieder weiten. Dieser Prozess fördert die Durchblutung, regt Kreislauf, Nerven­ system und Stoffwechsel an und kann ­langfristig die Abwehrkräfte stärken. Über die Haut werden während des Badens zudem Schadstoffe ausgeschieden, stärkende Stoffe aus Badezusätzen ➤

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SÜSSE REZEPTE

Auf Waffeln gebaut

Sie sind die Stütze vieler Backwerke: Zwischen einer Schicht aus Waffeln verbinden sich mollige Cremen zu einem besonderen Genuss. Zudem knacken unsere Schnitten und Oblaten beim Reinbeißen so wunderbar. Text: Uschi Korda

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Rezepte: Alexander Rieder

auchzart und so knusprig, dass es bei jedem Bissen knackst und grammelt – allein damit bereiten Oblaten und Waffeln großes Vergnügen. Von der Füllung, mit der sie verschmelzen, gar nicht zu reden. Seit dem 9. Jahrhundert sind Waffeln in Frankreich und Belgien bekannt, wo sie ver­ mutlich in Klöstern gebacken wurden, zunächst als Hostien und Oblaten. So verbreiteten sie sich als Festtagsgebäck und bald auch als beliebtes Volksgebäck an Kirtagen in Nord­ europa. Bereits ab dem 13. Jahrhundert gab es dort eine eigene Waffelbäckerzunft.

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Fotos: Ingo Eisenhut

In Österreich und Süddeutschland waren später vor allem die Karlsbader Oblaten heiß begehrt. Sie wurden vom Wiener Bäcker Otto Sacher (nicht verwandt mit der Tortendynastie) ab 1912 in der noblen Gesellschaft etabliert, die in Karlsbad und Marienbad kurte. Diese brachte das feine Gebäck mit nach Wien, wo Herr Sacher beim Naschmarkt bald eine eigene Manufaktur einrichtete. Der winzi­ ge Laden existiert noch heute, die Oblaten hei­ ßen jetzt allerdings „Original Wiener Oblaten“. Hergestellt wie eh und je aus ungesäuertem Teig, der weder Zucker noch Ei enthält.


OBLATENTORTE Zutaten für 1 Torte Zeitaufwand: 1 Stunde plus 2 Stunden zum Kühlen Für die Creme 1 Vanilleschote 400 ml Milch 2 Pkg. Vanillepuddingpulver 80 g Zucker abgeriebene Schale von 1 Bio-Zitrone 2 Dotter 200 g weiche Butter 150 g weiche Nougatmasse 8 Oblaten (18 cm Durchmesser) mit Haselnussfüllung 60 g weiße Schokoglasur 60 g Feinkristallzucker 8 Walnusshälften

Zubereitung 1. Für die Creme Vanilleschote längs hal­ bieren und das Mark auskratzen. Milch mit Vanillepuddingpulver in einem Topf verrühren. Zucker, Vanilleschote und -mark, Zitronenschale und Dotter zufügen und unter ständigem Rühren behutsam ­er­hitzen. Pudding 1 Minute köcheln, dann zugedeckt auf Zimmertemperatur ab­ kühlen lassen. 2. Butter und Nougatmasse mit dem Handmixer luftig-cremig rühren. 3. Pudding löffelweise mit dem Hand­mixer kräftig rührend unter die Nougat­butter schlagen und alles zu einer feinen Creme verrühren.

4. Vanille-Nougat-Creme auf 7 ­Oblaten ­streichen und diese zu einer Torte aufeinanderschichten. 5. Die letzte Oblate mit weißer Schokoglasur dünn überziehen und auf die Torte setzen. Oblatentorte 2 Stunden kalt stellen. 6. Zucker in einer schweren Pfanne zu Karamell schmelzen. Walnüsse nach und nach in das Karamell tunken und auf Backpapier trocknen lassen. Eine Gabel in das restliche Karamell tauchen, herausziehen und mit schnellen, schwungvollen Bewegungen feine Zuckerfäden erzeugen. 7. Oblatentorte mit Walnüssen und Zuckerfäden garnieren.

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Schluss mit lustig. Wenn der Fasching zu Ende geht, schaltet das Leben einen Gang zurück. Zuvor wird die Fastenzeit aber mit köstlichen Fischsalaten eingeläutet.

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GUTES IM FEBRUAR

Fischlein, deck dich!

Aus einem alten Fastenbrauch wurde im Lauf der Zeit ein kulinarischer Lichtblick. Wir machen unseren Heringsschmaus aber auch mit heimischer Forelle, Saibling und Zander. Text: Nina Kaltenbrunnner

Rezepte: Alexander Rieder

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in Widerspruch, der Tradition hat: Alle Jahre wieder biegen sich am Ascher­ mittwoch die Tische unter einer Fülle von Fischgerichten – dem sogenannten Herings­ schmaus. Das fröhliche Fischessen läutet den Beginn der vierzigtägigen Fastenzeit bis zum Osterschinken ein, hat aber mit Verzicht wenig im Sinn. Zum Glück war der Klerus in derlei Angelegenheiten schon immer erfinderisch: Ist Askese angesagt, kommt statt Fleisch eben Fisch auf den Tisch, der als „kaltblütig“ nicht unter die strengen Fastenregeln fällt. Mittlerweile ist der Heringsschmaus neben Spargelzeit, Martinigansl und Wildwochen ein Fest, das einen Höhepunkt im Küchenjahr bildet. EIN FASTENBRAUCH IM WANDEL Die Geschichte rund um den Genuss von saurem Fisch zu Fastenbeginn geht bis ins Mittelalter zurück. Hering war damals im Überfluss vorhanden und spielte nicht nur als Handelsgut und Zahlungsmittel, sondern auch als Lebensmittel eine wichti­ ge Rolle. Er war sehr gefragt, weil günstig, in Salzlake gereift und dadurch lange halt­ bar; außerdem wurde er als höchst wirk­ sames Mittel in der Volksmedizin geschätzt. Man schrieb dem Hering die Heilung von vieler­lei Krankheiten zu und aß sogar seine Gräten, weil man sich davon eine darm­ reinigende Wirkung erhoffte. ➤

Fotos: Ingo Eisenhut

Kleine Heringskunde Hering (Clupea) Grüner Hering: fangfrischer, roher Hering Vollhering: besonders fetter Fisch, kurz vor dem Ablaichen Ihle: fettarmer Hering nach dem Ablaichen Matjeshering: Jungfisch vor der Laichreife, besonders mild und zart (Saison: Mai) Salzheringe: Fische, an Bord ausgenommen, in Salz oder Lake eingelegt und so konserviert Bückling: in Salz eingelegter, anschließend geräucherter Hering Bismarckhering: in Essig, Wein, Zwiebeln und Gewürzen marinierte Filets Russen: Heringe ohne Kopf, aber mit Schwanzflosse; in ZwiebelKraut-Marinade eingelegt Rollmops: entgrätetes Filet, mit Zwiebeln und Gurkerln eingerollt, in Gewürzsud eingelegt

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DEKORIEREN

Ein Hauch von Rosé

Aus selbsttrocknendem Ton lassen sich die schönsten Dinge für zu Hause machen. Mit naturfarbenem Bast kombiniert, bekommen Untersetzer und Gefäße das gewisse Etwas. Text: Alice Fernau

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FESCHE FRANSEN

Fotos: Taverne Agency / Lisanne Helling

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Für die Teller und Schüsseln den lufttrocknenden Ton in einer Stärke von ca. 3 mm ausrollen. Einen Teller verkehrt auf die Fläche legen, rundum ausschneiden und die Kanten mit etwas Wasser abrunden. Dann mit einer Stanze regelmäßig Löcher bohren, trocknen lassen und mit Bastfransen verzieren.

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HANDWERK IN SALZBURG

Von der Liebe zum Leder

Der schwere, herbe Duft ihres Arbeitsmaterials stimmt sie fröhlich. Wenn ihre Schuhe Gefallen finden, ist sie glücklich. Und wer Bernadette Baldauf in ihrer Werkstatt im Kleinarltal besucht, ist es auch. Text: Christoph Frühwirth

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Fotos: Franz Gerdl


Freude an der Aufgabe. Das Leder liegt vorbildlich, straff und faltenfrei am Leisten. Der Schuh wird schön – und Bernadette ist glücklich.

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BRAUCHTUM IN TIROL

Der Mann mit der hölzernen Maske In Mils schnitzt Lukas Pittl Larven für die Matschgerer – ungestüme Figuren, die in der Fasnacht den Sieg des Lichts über das Dunkel des Winters feiern. Text: Verena Randolf

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Fotos: Sebastian Gabriel


Naturtalent. Lukas Pittl ist eigentlich gelernter Zimmermann. Mit dreißig fand er den Weg zum Schnitzen, wurde Bildhauer und so der wichtigste Larvenmacher in Mils, der auch mit dem Pinsel gut umgehen kann.

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HEIMATLEUCHTEN IN BAYERN

Neue Welt vorm großen Wald

Fantastische Ruhe, sanfte Hügel, grenzenlose Weite: Schon Adalbert Stifter liebte den einsamen Landstrich nah an der Grenze zum Mühlviertel und zu Böhmen. Eine Winterreise nach Breitenberg, ins tiefe Niederbayern. Text: Carolin Giermindl

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Fotos: Mirco Taliercio


Wo die Musi spielt Franziska Seibold (links) und Anna Silbereisen mit ihren „Steirischen“ vor einem alten Getreidespeicher. Die zwei sind exzellente Musikerinnen.

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