Servus in Stadt & Land 3/24 AT

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Ausflug zu den Nachbarn

Das Glück ist ein Vogerl

Aufs Meer schauen in Triest

Auf der Spur von Spatz & Kiebitz

EI N FAC H GU T

LEBEN MÄRZ 03/2024

neu

e serie

5,50 EUR

Das Kräuterwissen der Apotheker teil 1

Die Lunge stärken

Ein Fest für den Frühling Traditionelle Osterrezepte, hübsche Eier für das Nesterl, die ersten Ranunkeln im Garten und in der Vase


ALTES WISSEN

Zahlenschatz aus den Bergen

Unsere Geburtszahlen legen uns bestimmte Eigenschaften in die Wiege, davon ist Servus-Mondexpertin Johanna Paungger überzeugt. Was das Tiroler Zahlenrad über unsere Stärken und Schwächen erzählt. Text: Silvia Pfaffenwimmer

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ir kommen zur Welt, ein ganzes Leben liegt vor uns. Wir wachsen auf und reifen, vieles von dem, was in uns schlum­ mert, entfaltet sich erst nach und nach. ­Verborgene Talente drängen ans Licht – oder bleiben auf ewig im Verborgenen. Denn wer kann schon in unser Inners­ tes schauen und dort auf Anhieb unsere ­Stärken und Fähigkeiten erkennen? In der Abgeschiedenheit der Tiroler Berge hat sich über die Jahrhunderte altes Wissen erhalten, das genau das verspricht: Ein Blick auf unser Geburtsdatum soll Aus­ kunft über uns, unsere Persönlichkeit und unsere Chancen im Leben geben. A ­ utorin und Mondexpertin Johanna P ­ aungger, auf­ gewachsen mit elf Geschwistern in eben­

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Illustrationen: Andreas Posselt

diesen Bergen, kennt das Tiroler Zahlen­ rad seit ihrer Kindheit, später hat sie es in zwei Büchern verarbeitet. Ihr Großvater, ein Heiler, verwendete es wie eine ergän­ zende Arznei in seinem medizinischen Schatz­kästchen und wandte es nebst ­vielen anderen naturheilkundlichen Mitteln ­intuitiv an – vor allem bei jenen, die seinen alternativen Methoden skeptisch gegen­ überstanden und oft gar nicht mitbekamen, dass sie mithilfe ihrer Geburtszahlen gerade „durchleuchtet“ wurden. Niedergeschrieben war das Wissen um das Tiroler Zahlenrad nirgends. Auch ­geredet wurde darüber nicht, erinnert sich Johanna Paungger – das System hatte in ihrer Familie nicht einmal einen eigenen

Namen. Diejenigen, die wussten, wie es funktioniert, hatten es, ohne groß nach­ zudenken, ganz selbstverständlich einfach angewendet. Man lernte durch Beobachten, Zuschauen und Zuhören, durch Versuch und Irrtum. Doch was genau gab es zu ent­ decken, was steckt hinter dem Zahlenrad? Zunächst einmal die Annahme, dass jeder Ziffer zwischen 0 und 9 eine Himmels­ richtung und eine Farbe zugeordnet ist. 6 und 1 stehen im Norden, ihre Farben sind Blau und Schwarz. 8 und 3 markieren den grünen Osten, 7 und 2 den roten Süden. 9 und 4 befinden sich im Westen, zu ihnen gehört die Farbe Weiß. 5 und 0 schließlich teilen sich den Platz in der Mitte, zu ihnen gesellt sich die Farbe Gelb. Die Ziffern und


Zahlen eines Geburtsdatums besetzen ­dieses imaginäre Rad und ergeben so die unterschiedlichsten Kombinationen. Nicht immer verteilen sie sich gleichmäßig auf alle Himmelsrichtungen: Manche Statio­ nen können ganz fehlen, andere mehrfach besetzt sein. So kristallisieren sich unter­ schiedliche Muster heraus, die wiederum für bestimmte Persönlichkeitsmerkmale stehen. In Summe gibt es 31 solcher Signaturen. UNBEKANNTE SEITEN ENTDECKEN Man solle sich allerdings davor hüten, Menschen aufgrund ihrer Geburtszahlen in Schablonen zu pressen, sagt Johanna Paungger. Wie überall in der Natur gebe es auch beim Zahlenrad keine festgefügten

Grundsätze, die man nur auswendig zu ­lernen brauche. Vielmehr sei es eine Mög­ lichkeit, unbekannte, vielleicht auch un­ gelebte Seiten an sich zu entdecken und sich weiterzuentwickeln. Sind eine oder mehrere Himmels­ richtungen unbesetzt, könnte das ein ­A nreiz sein, diese Lücke zu füllen – etwa, indem man sich mit Menschen umgibt, die die fehlenden Zahlen in ihrem Geburts­ datum mitbringen. Es soll auch helfen, mit Farben gegenzusteuern, sei es bei der Wahl der Kleidung, in der Wohnung oder mit einem bunten Zettel, auf den man die fehlenden Ziffern schreibt und den man bei sich trägt. Das Ganze soll übrigens auch umgekehrt funktionieren: Hat man viele

gleiche Zahlen im Geburtsdatum, kann man diesen Überhang ausgleichen, in­ dem man bewusst auf die Farben dieser Himmelsrichtung verzichtet. Die Zahlen des Geburtsjahres haben übrigens mehr Gewicht als jene des Ge­ burtsmonats oder des Geburtstags: Ihre „Himmelsrichtung“ sollte wirklich gelebt werden. Die Zahlen des Jahrtausends und des Jahrhunderts spielen bei der Be­ rechnung des persönlichen Zahlenrads ­dagegen keine Rolle – sie wirken auf die ganze Menschheit ein und werden des­ halb vernachlässigt. Auch für den Fall, dass sich jemand in seinen Geburtszahlen überhaupt nicht wiedererkennt, hat Johanna Paungger ➤

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REZEPTE MIT TRADITION

Verpackte Köstlichkeiten

Bei einer Osterjause darf vielerorts ein Schinken im Brotteig nicht fehlen. Wir haben zusätzlich Huhn, Lamm, Weißwurst und eine pikante Eierfüllung eingebacken. Text: Uschi Korda

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Rezepte: Alexander Rieder

Fotos: Ingo Eisenhut


OSTERSCHINKEN im Brotteig

Am Karsamstag geweiht, am Oster­ sonntag gegessen, deshalb heißt der Osterschinken auch Woachfleisch, was nichts – wie gerne ver­mutet – mit seiner Weichheit zu tun hat, ­ sondern mit der Weihe. Wichtig ist, das Geselchte vor dem Umwickeln gut trocken zu tupfen, da sonst der Brotteig beim Backen gatschig wird.

Zutaten für einen großen Osterschinken Zeitaufwand: 11/2 Stunden plus 31/2 Stunden zum Teiggehen Für den Brotteig 260 g Roggenmehl (Type R960) 60 g Roggenvollkornmehl 180 g Weizenmehl (Type W700) 80 g Weizenvollkornmehl 21 g frische Germ 200 ml lauwarmes Wasser 150 ml Schwarzbier 40 g flüssiger Dinkelsauerteig 11 g feines Salz Für den Osterschinken 2 Lorbeerblätter 1 TL Pfefferkörner 4 Pimentkörner 4 Wacholderbeeren 1 Prise Salz 1 Zwiebel 1 kg Teilsames (Selchbraten vom Schweinsschopf)

Zubereitung 1. Mehlsorten in einer Schüssel gut mischen. Germ in etwas Wasser auflösen, mit den restlichen Zutaten zum Mehl geben und gut vermengen. 2. Brotteig durch Ziehen, Falten und Kneten 15 Minuten lang verarbeiten. Teig in eine Schüssel setzen, mit einem feuchten Tuch bedecken und 3 Stunden gehen lassen. 3. In einem schmalen hohen Topf 2 l Wasser mit Gewürzen und einer ungeschälten halbierten Zwiebel aufkochen. Fleisch einlegen und 1 Stunde weich kochen. ­Anschließend im Sud lauwarm abkühlen lassen. 4. Die dunkle Selchhaut vom Schinken schneiden und das Fleisch sehr sorgfältig trocken tupfen.

5. Brotteig auf einer gut bemehlten Arbeits­ fläche mit den Händen zu einem passen­ den Rechteck ausziehen. Schinken darauf­ setzen, mit Teig umhüllen und mit der Teignaht nach unten auf ein bestaubtes Backpapier setzen. Mit Kümmel bestreuen und mit einem trockenen Tuch bedeckt 30 Minuten gehen lassen. 6. Backrohr mit einem Backblech oder Back­ stein auf 230 °C Heißluft vorheizen. 7. Schinken im Brotteig mit dem Backpapier auf das heiße Backblech ziehen und Ofen­ türe sofort schließen. Temperatur auf 200 °C senken und Schinken 40 Minuten backen. Mit Kren, Essiggurkerln und Senf servieren.

Kümmelsamen zum Bestreuen

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FRÜHLINGSGETRÄNKE

Gesunder Geist aus der Flasche

Mit ersten Farbtupfern in Wald und Wiese läuten sie die warme Jahreszeit ein. Wir verarbeiten Veilchen, Löwenzahn, Brennnesseln und frühe Wildobstblüten zu wohltuenden Getränken und Essenzen. Text: Nina Kaltenbrunner

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Rezepte: Alexander Rieder

Fotos: Ingo Eisenhut


LÖWENZAHNBLÜTEN-ESSIG Zutaten für ca. 750 ml Essig Zeitaufwand: 10 Minuten plus 2 Wochen zum Ziehen

3. Löwenzahnblüten-Essig ca. 2 Wochen bei Raumtemperatur ziehen lassen.

30 Löwenzahnblüten 250 ml klarer Apfelessig

4. Essig zuerst durch ein Sieb passieren und anschließend durch ein feines Teesieb filtern.

Zubereitung 1. Die gelben Blütenblättchen von den Löwenzahnblüten zupfen und in ein Einmachglas mit ca. 300 ml Inhalt geben.

5. Löwenzahnblüten-Essig in eine ­ sterile Flasche abfüllen. Nach Bedarf ein paar Tropfen davon in ein Glas Wasser träufeln – so entsteht ein ­reinigendes Erfrischungsgetränk.

2. Mit Apfelessig übergießen und gut verschließen.

Passt auch wunderbar zu Wildkräutersalaten und Spargelsalat.

Löwenzahnblüten enthalten verdauungsfördernde Inhaltsstoffe, deren Wirkung durch den Apfelessig verstärkt wird.

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HAUSBESUCH IN DER STEIERMARK

Im Haus des Elfenkönigs

Wer suchet, wird gefunden. So jedenfalls erging es den Brüdern Georg und Matthias mit der Bergvilla Oberon in Bad Aussee. Ob da wohl Shakespeares Elfenkönig seine Hand im Spiel hatte? Text & Fotos: Yvonne Oswald

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Lichtdurchflutet. In der Veranda, im Ausseerland auch Brückl genannt, sitzt man gerne beisammen, der Ausblick ist herrlich. Linke Seite: Matthias (links) und Georg in dem Haus, „das uns gefunden hat“, wie sie sagen.

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DEKORIEREN

Mit hübschen Eiern fröhlich feiern Wenn Ostern ins Haus steht, wird gefärbt und geschmückt, bemalt und beklebt: Heuer versteckt der Osterhase ovale Schönheiten aus dem Zwiebelbad oder mit gepressten Blumen verziert. Text: Alice Fernau

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Fotos: Michaela Gabler


SCHMUCKES NESTERL ��

Die Eier im Zeitungsmantel sind dekorativ und sogar im nächsten Jahr wieder ein Blickfang: Tapetenkleister an­rühren, Zeitungspapier in kleine ­Stücke reißen und mit Kleister ­bestreichen. Das geleerte Ei rundum damit bekleben und trocknen lassen. Die Vorlage fürs Papiervogerl gibt es auf servus.com/papiervogel

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GARTENBLUMEN

Die Rosen des Frühlings Ranunkeln bringen das Kunststück zuwege, gleichzeitig fantastische Beet-, Topf- und Vasenblumen zu sein. Wer ein paar Pflegetipps beherzigt, wird mit seidig weichen, zart duftenden Kugelblüten in voller Pracht belohnt.

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anunkeln machen es einem wirklich leicht, sich Hals über Kopf in sie zu verlieben, nicht umsonst werden sie „Rosen des Frühlings“ genannt. Die Schönen vereinen ein ganzes Bündel an wunderbaren Eigenschaften in sich: Sie haben seidenweiche, bauschig gefüllte, kugelige Einzelblüten an oft sehr langen, geraden Stielen; sie duften zart nach Zitrus, blühen fleißig und sind gleichermaßen fantastische Beet-, Topf- und Vasenblumen. Abgesehen davon bieten sie ein tolles Farb- und Sortenspektrum, das von Weiß-, Gelb-, Orange- und Rosatönen über viele Schattierungen von Rot und Violett bis zu Brombeerfarben und Braun reicht. Viele dieser Farbtöne sind intensiv leuchtend und warm zugleich. Es gibt zweifärbig blühende Ranunkeln, dazu Ranunkeln mit gerüschten oder andersfarbigen Blütenrändern und sogar rein grün blühende Exemplare. Wer so

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schön und eigenwillig ist, darf es sich auch erlauben, etwas zart besaitet zu sein. Ihre Achillesferse nämlich ist die Kälteempfindlichkeit. Sie sind sozusagen nur halb winter­ fest. Wenn sie sich prächtig entwickeln sollen, brauchen sie besonderen Schutz. Alles unter minus 4 Grad Celsius macht ihnen mit Sicherheit den Garaus. Besser also, man lässt sich nicht zu früh dazu verleiten, fixfertig vorgezogene Ranunkeln im Topf – sie werden oft schon zeitig im Jahr als Bepflanzung für Balkon- und Fensterkisterl angeboten – mit nach Hause zu nehmen: Ein einziger frostiger Tag, und die ganze Pracht ist dahin. DIE WILDFORM KOMMT AUS DEM SÜDEN Die Wildform von Ranunculus asiaticus aus der weitläufigen Familie der Hahnenfußgewächse, die nicht gefüllt, sondern einfach rot blüht, stammt nämlich aus der Wärme

des östlichen Mittelmeerraums. Eiseskälte ist ihnen aus ihren Heimatgegenden zwischen Ägypten, Zypern, Israel und dem Iran unbekannt. Im 16. Jahrhundert kamen die ersten Ranunkeln über die Türkei nach Europa, wo sie umgehend Bewunderer fanden: „Prangt mit den Farben Aurorens, Ranunkeln, Tulpen und Astern“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe. Und auch wenn sich ausgerechnet der gartenaffine Dichterfürst nicht so ganz restlos begeistert von ihnen zeigte – „Keine lockt mich, Ranunkeln, von euch, und keine begehr ich; / Aber im Beete vermischt, sieht euch das Auge mit Lust“ –, seine Zeitgenossen waren es dafür umso mehr. Ranunkeln wurden heftig gezüchtet und gesammelt. Vor allem im 18. Jahrhundert trug man sie – genauso wie etwa Nelken – zu großen, viel bestaunten ➤

Fotos: ddp Images, Gartenbildagentur Friedrich Strauss

Text: Julia Kospach


Langlebige Freude Was für ein herrlicher Strauß! Als Schnittblumen halten Ranunkeln bis zu zwei Wochen. Hier verzaubern sie mit Traubenhyazinthen, Hasenglöckchen und kleiner Zierquitten-Blüte.

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GARTENBESUCH IN BAYERN

Frühling zieht sein blaues Band

Bienen summen um ein Meer voller Blausterne, Hühner picken rund ums Haus. Der Winter ist vorbei, und Angelika und Konrad Seilbeck aus Wiesent freuen sich aufs Umgraben, Pflanzen und Ernten. Text: Angelika Jakob

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Fotos: Evi Pelzer


Frühlingsbunt. Links wachsen Blausternchen am Fuß eines Apfel­ baumes. Rechts: Die Wege aus Jura­ stein hat der Gartenbesitzer selbst verlegt, der Rosenbogen aus Holz fügt sich gut in den naturnahen Garten ein.

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HANDWERK IM BURGENLAND

Der Ort, an dem die Zeit stillsteht Wie Goldschmied Josef Lackner in seiner Werkstatt in Bildein aus einer simplen Silberplatte wunderhübsche Becher formt – und dabei ein bisschen die Zeit anhält. Text: Verena Randolf

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Fotos: Nadine Poncioni


Voller Leidenschaft Der Goldschmied Josef Lackner klopft zurzeit am liebsten filigrane Becher aus Silber­ platten, deren Fertigung nicht nur Geschick, sondern auch Ausdauer erfordert.

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Grandios. Blick vom Molo Audace auf die Piazza dell’Unità d’Italia, den größten Platz Europas direkt am Meer.

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AUSFLUG NACH TRIEST

Aufs Meer schaun

Wer sich Zeit nimmt für die einstige Hafenstadt der Monarchie, kann in Triest einiges entdecken. Ein Spaziergang zwischen alter Kaffeehauskultur, kleinen Manufakturen und wiederbelebten Traditionen. Text: Uschi Korda

Fotos: Philipp Horak

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