The Red Bulletin DE 02/24

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FOLGE DEINEM TAKT

SEINE WORTE PRÄGEN DEUTSCHRAP. HIER VERRÄT TAKT32, WIE ER SIE FINDET.

RISING GAME CHANGERS Biking, Hip-Hop, Film, Tech: 10 Newcomer, die Grenzen verschieben

THE SALEWA TREKKING COLLECTION IS ENGINEERED IN THE DOLOMITES, CRAFTED FROM NATURAL FIBERS, AT HOME IN NATURE. ANYTIME, ANYWHERE.

Contributors

ANNE WAAK

geboren in Dresden, lebt in Berlin und arbeitet als Autorin für Titel wie „Welt am Sonntag“, „Monopol“ und „GQ“. Für uns besuchte sie Takt32, als Songwriter für Größen wie Badmómzjay oder Apache 207 und als eigener Artist einer der prägendsten Player im Deutschrap, in dessen Musikstudio in Kreuzberg. Ab Seite 38

CHRIS SAUNDERS

ist ein südafrikanischer Fotograf und Filmemacher mit Wohnsitz in Paris. Seine kreative Reise begann im Kosmos der Mode und der Werbung, bevor er für verschiedene Dokumentarfilmprojekte um die Welt zog. Für uns hat er den Breaker Phil Wizard mit seiner Kamera durch Paris begleitet. Ab Seite 76

PAULINE KRÄTZIG

lebt in München und arbeitet als Autorin für Titel wie „Esquire“ oder „NZZ am Wochenende“. Für diese Ausgabe sprach sie für unsere letzte Seite mit der Moderatorin und Comedian Jeannine Michaelsen darüber, was sie in ihrer bisherigen Karriere fürs Leben gelernt hat – zum Beispiel einen Atemtrick gegen Lampenfeber. Seite 98

AUF IN DIE ZUKUNFT!

In Deutschland geht nichts mehr voran? Diese Klage können wir nicht teilen. Im Gegenteil: Für unsere Story mit dem Motto Rising Game Changers haben wir mit zehn Newcomern gesprochen, die ihre Disziplin völlig neu denken. Etwa mit Mountainbikerin Patricia Druwen, die mit 17 Jahren kühnere Tricks springt als je eine Frau vor ihr. Oder mit Maler Cevin Parker, der mit seinen innovativen Bildern eine neue Verbindung zwischen Hochkultur und Netzkultur schaft. Sie alle stehen für eine neue, tatendurstige Generation – und sie beweisen ab Seite 46: Wenn wir unsere Zukunft in die Hand nehmen, können wir Grenzen überwinden. Auch Surf-Fotograf Ted Grambeau lotet die Möglichkeiten seines Fachs neu aus. Seine überwältigenden Bilder siehst du ab Seite 24.

Bis hierher war Alltag – ab hier ist Abenteuer!

Business-Lunch: Beim Shooting in Berlin nutzten Fotograf Murat Alsan und Rapper Takt32 das Mittagessen für weitere Motive (ab Seite 38).

EDITORIAL
THE RED BULLETIN 3 MURAT ASLAN (COVER TAKT 32), LOUIS TORRES/SENSOART AGENCY (COVER ILLUSTRATION), CHRISTIAN WERNER
66 GALLERY 6 ZAHLEN, BITTE! 12 EMOJI-INTERVIEW 14 HYPE-CHECK 16 HEROES FREDERICK LAU 18 Auf Dreh, im Urlaub, über Gefängnismauern hinweg: wie der Film-Star seine Freundschaften pfegt. EÍMEAR NOONE 20 Als Komponistin hat die Irin ein neues Level erreicht: Sie entwickelt Musik für Games wie „Zelda“. KELVIN VAN DER LINDE UND RICARDO FELLER 22 Die Rennfahrer könnten unterschiedlicher kaum sein und bilden genau deshalb ein perfektes DTM-Team. PORTFOLIO MEHR MEER 24 Tauch ein in die gewaltigen Bilder von Surf-Fotograf Ted Grambeau. DEUTSCHRAP MANN GROSSER WORTE 38 Besuch bei Takt32, der für Größen wie Apache
schreibt und
Artist selbst auf der Bühne
NEWCOMER RISING GAME CHANGERS 52 Zehn Talente aus Sport, Hip-Hop, Kunst und Tech, die die Grenzen ihrer Disziplin verschieben. FILM TRÄUMEN? TRAUEN! 58 Schauspielerin, Sportskanone, Sängerin: wie Österreichs NetfixStar Valerie Huber aus jeder Chance die Rolle ihres Lebens macht. RENNSPORT STARK UNTER STROM 66 Hinter den Kulissen der ersten E-Rennboot-Meisterschaft –neue, elektrisierende Wasserwelt! BREAKING AUFS PARKETT GEZAUBERT 76 B-Boy Phil Wizard ist auf dem Weg in den Tanz-Olymp. Sein Ziel: Gold beim Breaking-Debüt in Paris 2024.
76 UND JETZT DU! REISEN 85 HÖREN 90 BIOHACKING 91 LAUFEN 92 ERLEBEN 96 IMPRESSUM 97 LETZTE SEITE 98 4 THE RED BULLETIN SHAMIL TANNA, CHRIS SAUNDERS, HILDE VAN MAS
207
als
steht.
INHALT
58 THE RED BULLETIN 5
510 PARIS/RED BULL CONTENT POOL DAVID PESENDORFER

Paris, Frankreich

DACH-GESCHOSS

In welcher Zeit Sasha Zhoya diesen Hürdenlauf absolvierte, ist nicht überliefert. Dafür, in welcher Höhe: 46 Meter. Denn das französische Ausnahmetalent sprintet hier über das Dach des Pariser Fußballtempels Stade de France. Im Sommer will der Junioren-Europameister im Hürdenlauf am selben Ort – aber 46 Meter tiefer – um eine Medaille kämpfen: bei Olympia.

Instagram: @sasha.zhoya

THE RED BULLETIN 7

Dubai, Vereinigte

Arabische Emirate

ÜBER-FLIEGER

Wer in dieser Höhe von einer Autobahnbrücke zur nächsten springt, braucht gute Nerven. Wer dabei noch gute Figur machen will, verdammt viel Können obendrauf. Monatelang hatte Fotograf Volodya Voronin diesen Shot im Kopf. Als ihn sein Kumpel Pavel Egorov dann in Dubai besuchte, war es so weit. Der Fotograf und der Prof­Freerunner vereinten Können und Nerven –danach war dieses Bild im Kasten. redbullillume.com

8 THE RED BULLETIN VOLODYA VORONIN/RED BULL ILLUME, DENIS KLERO/RED BULL ILLUME DAVID PESENDORFER

Moskau, Russland BRETT-SPIELE

Die einfachen Ideen sind oft die besten. Eine Figur in einer Lichtsäule, der Hintergrund monochrom, alles aufs Wesentliche reduziert: Fotograf Denis Klero ließ sich von einem ähnlichen Bild inspirieren. „Ich wollte die Idee weiterentwickeln“, sagt er. Die perfekte Partnerin fand er in Liliya Sukhankova, die einen ganz eigenen Mix aus Dynamik und Eleganz aufs Brett bringt. redbullillume.com

MARCOS FERRO/RED BULL ILLUME DAVID PESENDORFER

TRIP INS GRÜNE

Mitten im Regenwald Zentralmexikos errichtete ein Kunstsammler ab den 60er-Jahren einen Skulpturengarten. Für Japans Street-Trial-Star Tomomi Nishikubo wird die Parkanlage zum Biker-Märchenland. Tomomis Kreativität, mit der er die Fantasiegebilde zu seinem Playground macht, lassen seinen Auftritt zu einer Art Kunstwerk im Kunstwerk werden. redbullillume.com

San Luis Potosí, Mexiko
THE RED BULLETIN 11

MASTER OF THE METAVERSE

Im Mai feiert Mark Zuckerberg seinen 40. Geburtstag – und zwar absolut sicher! Hier steht, was der Chef des Netz-Riesen Meta allein für seine Securitys ausgibt. Und wie er auf Hawaii zum Farmer wird.

125,4

Milliarden Euro erwirtschaftete Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp, Threads) 2023, davon 97,8 Prozent mit Werbung.

5

Tage dauerte es im Juli 2023, bis die ersten 100 Millionen Nutzer die neue App Threads, Metas eng mit Instagram verknüpfte Konkurrenz zu X, installiert hatten.

19

Jahre alt war Mark Zuckerberg, als er im Jahr 2004 mit vier HarvardKommilitonen Facebook unter dem Namen Thefacebook gründete.

17, 6

Milliarden Euro bezahlte Zuckerberg 2014 für den Messaging-Dienst WhatsApp. Instagram wurde schon 2012 um 760 Millionen Euro erworben.

11.508.131

Megawattstunden Strom hat Zuckerbergs Meta 2022 verbraucht –das sind präzise 0,00686 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs.

13

Millionen Euro investiert Meta jährlich in Bodyguards und andere Sicherheitsmaßnahmen für Mark Zuckerberg.

14,9

Milliarden Euro Verlust nahm Meta 2023 in seiner Forschungseinheit Reality Lab in Kauf, um digitale Visionen voranzutreiben.

70

Solar- und 21 Windkraftwerke sowie 25 Wasseraufbereitungsanlagen versorgen Metas 21 Datencenter weltweit mit nachhaltiger Energie.

4

Mal, nämlich 2008, 2011, 2016 und 2019, schafte es Mark Zuckerberg auf die Liste der 100 einfussreichsten Menschen der Welt des „Time“-Magazins.

566

Hektar Land hat Mark Zuckerberg auf Kauai, Hawaii, erworben. Neben einer Rinderfarm lässt er ein Anwesen mit 460 Quadratmeter großem Schutzkeller errichten.

12 THE RED BULLETIN ADOBE STOCK, GETTY IMAGES HANNES KROPIK CLAUDIA MEITERT
ZAHLEN, BITTE!

DAS NEUE TURBO PORTO

Bringt alles mit. Nimmt alles mit.

SPECIALIZED.COM/PORTO
Erfahre mehr

SEI LEISE, ADITOTORO!

In diesem Interview dürfen die Befragten nur mit Emojis antworten.

Dieses Mal: Aditotoro, Schweizer Creator mit unverkennbarem Style.

Beschreib dich in 3 Emojis!

Auf TikTok unterhältst du mit Comedy – wie bist du privat?

Beschreib mal den Entstehungsprozess deiner Videos.

Was tust du, um zwischendurch auch mal abzuschalten?

Dein eigener Schlager-Song heißt „Egal“. Was ist dir wichtig?

Wie sieht’s in dir aus, wenn du negatives Feedback zu einem neuen Video bekommst?

Unter welcher Bedingung wärst du bereit, dir deinen Schnauzer abzurasieren?

Aditotoro

heißt bürgerlich Adrian Vogt und unterhält seine 2,4 Millionen Follower auf TikTok mit Comedy. Zuletzt absolvierte er einen Testlauf für die Schnitzeljagd Red Bull Can You Make It. Infos: redbull.com/canyoumakeit

14 THE RED BULLETIN

Gemeinsam für die Rückenmarksforschung.

Kieser ist in diesem Jahr offzieller Partner des Wings for Life World Run. Als Experte im Bereich Krafttraining, Muskelaufbau und Rücken hat es sich Kieser zum Ziel gesetzt, Menschen ein Stück stärker und gesünder zu machen. Deshalb unterstützen wir den Wings for Life World Run. Zusammen mit Kundinnen und Kunden und unseren Mitarbeitenden sammeln wir so viele Spenden wie möglich. Machen auch Sie mit.

#kieserxwingsforlife

Immer ein Stück stärker

DAS ORIGINAL. KRAFTTRAINING, SEIT 1967.

DER DÜSEN-JET IN DEINER HAND

Parkbank trocknen, Regentonne leeren, Auto schieben: kein Problem für Jetfynn Dry, das wohl stärkste Handgebläse der Welt. Creator Kirafn hat Wind davon bekommen und wagt den Check.

Kirafin heißt bürgerlich Jonas Willbold, ist 29 und unterhält seine 1,2 Millionen Follower auf TikTok mit ComedyFormaten. Nebenbei folgt er seiner Faszina tion für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.

Harte Schale

Die Verkleidung besteht aus Carbon.

DAS TEIL

„Vom italienischen Creator @raulstrano als Einzelstück gebaut, erzeugt das Handgebläse dank Turbine 25 Kilo Schubkraft – genug um, nun ja, jede Menge Quatsch anzustellen.“

DER HYPE

„Jedes Video des Gadgets geht viral. Highlight: 43 Millionen Views für ein TikTok-Video, in dem der Erfnder seiner Freundin die Decke vom Bett bläst. Übrigens setzt der deutsche Creator @BigBangBash seit kurzem das Gebläse ein.“

DER CHECK

„‚Das muss Fake sein‘, denken viele beim ersten Anblick. Aber ich durfte schon im Luftstrom stehen und weiß: Die Power des Gebläses ist im wahrsten Sinn mindblowing.“

Must-see-Faktor:

PERFEKT FÜR

alle, die möglichst viel aufwirbeln wollen, wie Kindgebliebene und Creators.

NICHT PERFEKT FÜR ...

Sinnsucher, die nach dem praktischen Nutzen fragen.

HYPE-CHECK
16 THE RED BULLETIN @BIGBANGBASH

Natürlich miteinander.

Natürlich erfrischend.
CH-BiO-004

FREDERICK LAU

baute sich als Einzelkind einen Freundeskreis auf, der bis heute wächst.

Hier erzählt der Schauspieler, wie schüchterne Menschen Wegbegleiter fnden. Und warum Zof der beste Beweis für Freundschaft ist.

Beweis gefällig, dass sich kaum ein deutscher Schauspieler besser mit Freundschaften auskennt als Freddy Lau? Der „4 Blocks“Star hat sogar ein Buch darüber geschrieben – mit seinem Kollegen Kida Khodr Ramadan: „Zusammen sind wir Könige. Was Männer zu Freunden macht“. Und auch sein neues Projekt greift das Thema auf. In der gerade angelaufenen Netfix-Serie „Crooks“ spielt Lau einen von zwei Gaunern, die vor kriminellen Clans fiehen und sich dabei, na klar, anfreunden. Höchste Zeit also, den Filmstar nach seinen zwischenmenschlichen Ratschlägen zu fragen.

the red bulletin: Wie wichtig sind Freunde in deinem Leben?

frederick lau: Ich könnte nicht allein sein. Als Einzelkind habe ich mir Geschwister gewünscht, umso bedeutsamer waren meine Freunde. Um im Leben zurechtzukommen, brauchst du dieses Ur vertrauen. Das Wissen, dass jemand an deiner Seite steht.

Wie lange kennst du deine heutigen besten Freunde schon?

Mit vielen bin ich aufgewachsen. Aber weißt du was, ich habe Glück: Durch meinen Job lerne ich immer wieder fantastische Menschen kennen. Und aus vielen von ihnen werden Freunde.

Wie schafst du das?

Wenn du Freunde fnden willst, solltest du dich nie verstellen. Wenn du schüchtern bist, mach nicht auf Socializer. Vertrau lieber drauf, dass irgendwann ein Mensch

kommt, der dich schätzt, wie du bist. Es gibt einen schönen Song von Udo Lindenberg, „Ein Herz kann man nicht reparieren“. Der Mann in dem Song ist schwer enttäuscht von einer Frau, aber am Ende kommt eine neue in sein Leben, die alles wieder heil macht. Genauso verhält es sich bei der Suche nach Freundschaft.

Was ist dir in einer Freundschaft wichtig?

Loyalität! Nicht nur dann am Start sein, wenn die anderen „High Times“ haben. Und: nie etwas Schlechtes auf sie kommen lassen. Es ist ja zum Sport geworden, sich über andere Leute den Mund zu zerreißen – ein absolutes No-Go für mich.

… und eine Erfahrung, die vielleicht ein Freund von dir gerade macht. Kida Khodr Ramadan muss wegen Fahrens ohne Führerschein einige Monate ins Gefängnis. In genau solchen Situationen will ich für meine Freunde da sein, statt zu sagen: „Ich halte mich von dir fern, weil du schlechte Presse hast.“ Hier gibt es keine Diskussion.

In „Crooks“ erlebst du mit deinem Kumpel eine Gefahrensituation nach der anderen. Welche Abenteuer hast du real mit Freunden überstanden?

Einmal sind wir in Malaysia herumgelaufen, auch an Orten, die nicht für Touristen bestimmt waren. Wegen eines Missverständnisses umzingelte uns eine Motorradgang. Zum Glück konnten wir die Situation klären, und danach saßen wir sogar noch mit den Jungs zusammen.

Geht es zwischen dir und deinen Freunden immer harmonisch zu?

ON POINT

Kommt aus Berlin

Ist

Nein, und das ist gut so. Ich mag keine Leute, die mir nur nach dem Mund reden. Ich liebe den Diskurs, wobei ich meine Meinung aber nicht als absolut ansehe.

34 Jahre alt

Auszeichnungen

2× Deutscher Filmpreis 1× Grimme-Preis

Durchbruch mit „Die Welle“

Erster Karriereplan Eishockey-Spieler

Kindheitsabenteuer auf Baukräne klettern

Zurück zum Alltag: Zwischenmenschliche Beziehungen verlagern sich heute immer mehr ins Virtuelle. Bei dir auch? Klar, wenn ich unterwegs bin, rufe ich immer morgens meine Familie per Videocall an. Am wichtigsten bleibt für mich aber, zusammen Dinge zu entdecken und Abenteuer zu erleben. Klar bedeutet das Aufwand, aber der lohnt sich fast immer. Als ich vor kurzem in Prag gedreht habe, ist ein Freund für ein paar Tage extra hinterhergereist –nur um mich zu besuchen.

Gibst du im Streit nach?

Nein. Wenn mir etwas am Herzen liegt, kann ich nicht cool bleiben.

Kann das eine Freundschaft beschädigen?

Nein, meine Freunde wissen, wie ich bin. Außerdem beleidige ich niemanden. Ich fnde es wichtig, zu seiner Meinung zu stehen. „Crooks“-Regisseur Marvin Kren zum Beispiel, mit dem ich Projekte wie „4 Blocks“ gemacht habe, ist ein guter Freund von mir, und bei uns läuft das wie in einer Ehe. Manchmal kommt es zu Konfrontationen, weil wir beide für unser Projekt brennen. Aber in Wahrheit ist es so: Gerade weil wir wissen, wie sehr wir uns achten, kann nichts kaputtgehen, auch wenn es mal kracht.

Instagram: @officialfredericklau

HEROES
TEXT RÜDIGER STURM FOTO STEPHIE BRAUN/NETFLIX
18 THE RED BULLETIN
„Liegt mir beim Streiten ein Thema am Herzen, kann ich nicht cool bleiben.“

Zum Freundesein gehört für Lau, auch offen zu streiten.

THE RED BULLETIN 19

EÍMEAR NOONE

wechselt zwischen den Welten! Abends gibt die Dirigentin & Komponistin zu Mozart den Takt vor, tagsüber schreibt sie selbst Klassiker: nämlich Soundtracks von Games wie „World of Warcraft“ – die sie mit Orchester auf die Bühne bringt.

Bereits Eímear Noones Kindheit war von zwei Leidenschaften geprägt: klassischer Musik und – Nintendo. Mit sieben sah sie im Fernsehen einen weißhaarigen Dirigenten, der ein Orchester leitete, und erkannte mit einem Mal ihre Bestimmung. Sie lernte zunächst die regionale „Tin Whistle“, Flöte und Klavier und studierte später Komposition am Trinity College Dublin. Mit 21 zählte Noone zu den Begründerinnen des Dublin City Concert Orchestra und dirigiert seitdem renommierte Orchester auf der ganzen Welt. 2020 war sie die erste weibliche Dirigentin, die das Orchester bei der Oscar-Zeremonie leitete. Durch die Kombination ihrer beiden Leidenschaften ist Noone zu einer der einfussreichsten Komponistinnen in der Gamingbranche geworden: Sie hat die Soundtracks zu zahlreichen Gaming-Klassikern wie „World of Warcraft“ oder „The Legend of Zelda“ komponiert – und geht damit nun auf Orchester-Konzerttour.

Und dein erster Kontakt mit einem Orchester?

Ich spielte Flöte in einer Aufführung von Jean Sibelius’ „Finlandia“, einer sinfonischen Dichtung aus der Spätromantik, in einer Kirche in Galway City an der irischen Westküste – und ich war hin und weg!

War Dirigieren dann der logische nächste Schritt?

ON POINT

Kommt aus dem 670-EinwohnerDorf Kilconnell im Westen Irlands

Liebt Mozarts Requiem

Komponierte

u. a. den Soundtrack zu „World of Warcraft“

Dirigierte als erste Frau das Orchester der Academy Awards

the red bulletin: Worin bestanden deine ersten Gaming-Erfahrungen? eímear noone: Da es in Irland viel regnet und oft Indoor-Wetter herrscht, bringen wir viele Künstler hervor – und es wird viel gezockt. Ich bin mit drei Brüdern in einem Nintendo-Haushalt aufgewachsen. Ich liebte „The Legend of Zelda“. Beim Gamen wie auch bei der Musik lässt man sich voll auf etwas ein und vertieft sich darin. Ich habe ADHS, und die einzige Entspannung ist für mich, wenn ich dirigieren kann oder an einem Kompositionsprojekt arbeite.

Als ich fünf zehn war, spielte ich in einem Konzert mit einer Militärkapelle. Der Dirigent drehte sich plötzlich zu mir um und sagte: „Du bist als Nächste dran.“ Ich sollte da rauf aufs Podium und mit den Armen herumfuchteln und meine Klassenkameraden zum Lachen bringen – aber ich werde nie vergessen, wie ich auf die Partitur schaute und mich auf einmal ganz, ganz ruhig fühlte. Alles kam in Einklang, alles verlangsamte sich. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Platz gefunden hatte.

Gewann den „Hollywood Music in Media Award“ 2014

Worauf muss man achten, wenn man den Soundtrack für ein Videogame komponieren soll? Es kommt ganz auf die Kreativen an und darauf, was sie in ihrem Plot ausdrücken wollen. Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich sage immer: Wenn Mozart heute leben würde, würde er Musik für Videogames komponieren. Es gibt Beweise dafür, dass er bewusst musikalische Rätsel und versteckte Botschaften einbaute – und auch vieles an der Vertonung von Games ist wie ein Rätsel. Wir tun im Grunde das, was Komponisten schon immer getan haben, nur dass dies nun eben die Version des 21. Jahrhunderts ist. Bei Videogames gibt es ja unzählige Einsatz-

möglichkeiten für Musik: Wenn etwa ein Player einen Raum betritt, kann Grammophonmusik erklingen oder Sounds und Melodien wie aus einem Nachtclub oder einer Hotellobby. Es macht wirklich Spaß, diese Vielfalt an Musik zu komponieren, weil ich da in allen möglichen Stilen arbeiten kann. Auf diese Weise hat sich auch viel irische Musik in „Zelda“ eingeschlichen.

Was war die größte Herausforderung deiner Karriere?

Das Ganze ist eher ein Marathon als ein Sprint. Am Anfang war die größte Herausforderung, dass ich eine Frau bin, ich musste im Musikbusiness um meine Rechte kämpfen. Ich hatte ja keinerlei Kontakte. Ich bin eine klassische Musikerin, hatte ein Stipendium fürs Konservatorium, aber ich kannte niemanden aus der Gaming- oder Filmbranche. Also musste ich mir jeden Kontakt persönlich erarbeiten.

Was können wir uns von deiner „Video Games in Concert“-Tour erwarten?

Ich frage meine Besucherinnen und Besucher immer, ob es das erste Mal ist, dass sie ein Orchester live sehen – und mehr als die Hälfte sagt ja. Ich liebe es, Leute zu sehen, die so begeistert von der Musik in ihrem Lieblingsgame sind, aber nicht wissen, dass es Millionen andere gibt, die genauso fühlen. Ich fnde es toll, dass Gaming so eine Art Gleichmacher ist: Es ist völlig egal, wo man lebt oder wie ft man ist, es gibt keine Länder- oder Kulturgrenzen. Ich bin so gerührt, wenn ich am Pult stehe und sehe, dass alle so überwältigt und dankbar sind.

Instagram: @eimearnoonemusic

HEROES
TEXT ALICE AUSTIN FOTO ANDY PARADISE
20 THE RED BULLETIN
„Was Mozart heute komponieren würde? Musik für Videogames!“
THE RED BULLETIN 21
Eímear Noone über ihren Job zwischen Klassik und Gaming

KELVIN VAN DER LINDE UND RICARDO FELLER

könnten verschiedener kaum sein. Redselig und feinfühlig der eine, verschwiegen und angrifslustig der andere. Genau deswegen bilden die DTM-Fahrer des Rennstalls ABT Sportsline ein ideales Team.

TEXT JOHANNES MITTERER

Wie sie mit 270 Sachen auf eine Kurve zurasen, wie sie im perfekten Moment bremsen, wie sie sich mit wenigen Zentimetern Abstand zum Gegner durch eine S-Kurve schlängeln: Wer Kelvin van der Linde, 27, und Ricardo Feller, 23, bei der Präzisionsarbeit unter Extrembedingungen, die sie ihren Job nennen, zusieht, erkennt auf den ersten Blick kaum Unterschiede zwischen den zwei DTM-Fahrern. Wer aber den Team-Funk mithört, bemerkt sie sofort. Kelvin ist auf Dauersendung, „ich will immer alles wissen“, sagt er, wie das Rennen läuft, wie die Gegner fahren. Ricardo hingegen: schweigt. „Was die anderen machen, interessiert mich weniger“, sagt er, „das kann ich eh nicht beeinflussen.“ Zwei Fahrer, zwei Typen, zwei verschiedene Stile hinterm Lenkrad – und gerade die machen sie als Team so stark.

Spagat auf Asphalt

Die DTM (vormals: erst Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft, dann Deutsche Tourenwagen-Masters) ist eine der traditionsreichsten Rennserien der Welt. Wenn sie am letzten Aprilwochenende in Oschersleben in die neue Saison startet, feiert sie ihren 40. Geburtstag. Und sie ist eine der härtesten. In kaum einer anderen Rennserie konkurrieren so viele Fahrer um die vorderen Plätze. Van der Linde und Feller wissen, wie schwer es ist, da zu bestehen – aber auch, wie man das schafft. Seit zwei Jahren fahren sie zusammen für das Team Abt Sportsline. Zweimal wurden sie gemeinsam Dritte in der Teamwertung. Jetzt, im dritten Jahr, wollen sie noch mehr erreichen.

Ihr Job ist ein Spagat: Sie sitzen allein im Cockpit, wollen Siege holen. Gleichzeitig fahren sie im Team, teilen sich mit dem Kollegen die Boxencrew, sollen sich bloß nicht gegenseitig die Runden kaputtmachen oder

einander gar von der Strecke schießen. Das birgt Konfiktpotenzial. Und sieht man sich Feller und van der Linde so an, stellt sich schon die Frage, warum ausgerechnet die beiden so gut zusammen funktionieren.

Ihre Karrieren verliefen völlig unterschiedlich. Van der Linde, 27, wurde in Südafrika in eine Motorsportfamilie hineingeboren, Vater, Onkel, Großvater, alle fuhren Rennen. Er habe das „so ein bisschen im Blut“, sagt er. Doch der Schritt von Südafrika nach Europa ist groß. Mit achtzehn wagt er ihn, ohne Netzwerk oder großartige Förderung. „Das war ein extremer Kulturschock.“ Die Rennszene in Europa ist größer, professioneller, schon junge Fahrer reisen oft mit eigenem Trainer über den Kontinent. Van

der Linde muss sofort abliefern, und er setzt sich durch. Mit 24 schafft er den Sprung ins DTM-Cockpit. „Ich hätte so einen Schritt vielleicht nicht gewagt“, sagt Ricardo Feller, 23. Weil es in seiner Familie keine Rennsporterfahrung gibt, auf die er hätte zurückgreifen können. „Aber ich bin rund um schöne Autos aufgewachsen“, sagt er. Sein Vater hat ein Autohaus samt Tuningfrma. Der Sohn sitzt schon als kleiner Junge im Leihkart, wird immer schneller, fährt bald auch Rennen außerhalb der Schweiz – und mit 22 in der DTM. Völlig verschiedene Wege also,

beschritten von völlig verschiedenen Typen: Van der Linde ist ein offener, lockerer Kerl, „was man bei mir sieht, kriegt man auch“, sagt er. Feller dagegen ruht in sich selbst, macht „keine Welle“, wie er sagt. Aber: „Wir passen charakterlich gut zusammen“, sagt van der Linde. „Und wir respektieren uns“, fügt Feller hinzu.

Ausgleich, wenn’s mal hitzig wird

Am Ende sind es gerade diese Unterschiede, aus denen sie ihre Stärke als Team ziehen. Sie können sich in hitzigen Phasen ausgleichen, in schwierigen anspornen, in starken befügeln. Und weil sie unterschiedliche Herangehensweisen einbringen, entwickeln sie mehr Lösungen für Probleme, als wenn alle das Gleiche denken und tun.

Beispiel Auto. Van der Linde und Feller fahren den gleichen Audi R8 LMS GT3 evo II, aber ihre Fahrstile sind so verschieden, dass sie mit sehr unterschiedlichen Set-ups an den Start gehen, Sturz, Spur, Federung anders einstellen. Van der Linde fährt sein Auto „weicher“, weil er es mit sanften Berührungen am Lenkrad steuert. Feller bevorzugt einen aggressiveren Stil, dafür braucht er ein steiferes Auto. Der positive Effekt: Die Ingenieure, bei denen die Daten und Rundenzeiten zusammenlaufen, erhalten dank der unterschiedlichen Fahrstile und Set-ups ein breites Spektrum an Informationen. So kann das Team das Maximum herausholen aus den Autos – und den Fahrern.

Was da noch geht? Wird sich zeigen. Aber eines haben beide Piloten bei allen Unterschieden gemeinsam: An einem guten Tag können sie sehr weit vorne dabei sein.

Jetzt QR-Code scannen und DTMHighlights erleben. Instagram: @ricardofeller1, @kelvinvanderlinde

HEROES
22 THE RED BULLETIN LUKAS PILZ/RED BULL CONTENT POOL, ABT SPORTSLINE
Kraft-Pakete Audi R8: 2024 kehrt Red Bull als Partner beim Team ABT Sportsline in die DTM zurück.
„Was andere machen, interessiert mich weniger.“
„Ich will im Rennen immer alles wissen.“
Ricardo Feller konzentriert sich bewusst nur auf sich selbst.
THE RED BULLETIN 23
Kelvin van der Linde informiert sich via Teamfunk über Gegner.

GEFÄHRLICHE BRANDUNG

Teahupo‘o, Tahiti, 2022

Ein Albtraum jedes Surfers: Der Peruaner Rodrigo Reinoso schaft es nicht mehr über den Wellenkamm. Die Folgen: ein Waschgang in der Riesenröhre, Prellungen und Schürfwunden. Aber auch: ein ikonisches Bild als Erinnerung.

BLAUE GIGANTEN

Wellen, so schwer wie beladene Güterzüge. Surfer in Kung-Fu-Posen. Ein unglaubliches Gespür für Licht. Willkommen in der Welt des australischen Fotokünstlers Ted Grambeau.

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TEXT SIMON SCHREYER FOTOS TED GRAMBEAU

ENERGIEENTFALTUNG

Nazaré, Portugal, 2022

Die massive Brandung von Nazaré ist weltbekannt. Hier sucht sie Einlass in einen Canyon, um wieder mit aller

Gewalt himmelwärts

auszubrechen: 25 Meter hoch reicht die Fontäne.

„Besonders gelungen fnde ich auch die Komposition der Silhouetten am Strand“, sagt Fotograf Ted Grambeau.

„Die physische Macht des Meeres fasziniert mich.“
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THE RED BULLETIN 27
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BLUETUBE

Teahupo‘o, Tahiti, 1992 Manoa Drollet im blauen Innenraum der Walze von Teahupo‘o. Manoa ist wie sein Bruder Matahi einer der legendären Surfer Tahitis. Diese Aufnahme unter der Wasseroberfäche gelang Ted, indem er sich Bleigürtel um die Hüfte schnallte, die ihn im Sog der Welle stabilisierten.

„Experimente wie dieses machen den Reiz der Fotografie aus.“

Jetzt QR-Code scannen und Surf-Action auf Red Bull TV erleben:

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VON DER LIPPE

Galápagos, Ecuador, 1995

Brad Gerlach hebt von einer Wellenlippe vor den Galápagos-Inseln ab: „Hunderte Vogelarten, eine üppige Botanik und vulkanische Landschaften prägen diesen Surf-Spot. Brad und ich wurden außerdem von zutraulichen Robbenbabys umzingelt.“

SURFARI

Mosambik, Südostafrika, 1994

Lebensgefühl pur. Ein Sonnenaufgang in Blutorange vor der afrikanischen Küste. An Bord der Yacht: ein aufgewecktes Rudel Surfer bei der Rip Curl Search, das einem brandneuen Tag entgegenfebert. Ziel der Mission: spannende Surfspots zu fnden.

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NATURVERBUNDEN

Teahupo‘o, Tahiti, 2023

Der Australier Russell Bierke ist bekannt dafür, seine Grenzen zu pushen, wo es nur geht. Hier hat er sie überschritten und wird das Augenblicke später auf dem Korallenrif unter der Welle zu spüren bekommen.

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IM GOLDRAUSCH

Nias, Indonesien, 2018 Gerade noch zum rechten Zeitpunkt droppt der Hawaiianer Mark Healy in die perfekte Welle von Lagundri auf der Insel Nias – abendliches Goldlicht obendrein. „Es war der größte Wellengang, den ich je im Indischen Ozean erlebt habe“, schwärmt Ted.

HINTEN ANSTELLEN

Teahupo‘o, Tahiti, 2006

Die Rangordnung unter Surfern ist naturgegeben. Sie darf auch von den talentierten Kids nicht durchbrochen werden: Zuerst kommen die Besten, und die anderen müssen sich in Geduld üben. Im Hintergrund rollt eine der gefährlichsten Wellen der Welt über das Rif.

IM VORTEX

Teahupo‘o, Tahiti, 2013

Mark Mathews in KungFu­Pose und in einer meisterhaften Aufnahme.

Der Innenraum des Tunnels („Barrel“ oder „Tube“ genannt; Anm.) ist so groß wie ein Apartment. Über ihm rollt die Welle von Teahupo‘o mit der Masse eines beladenen Güterzuges.

34 THE RED BULLETIN

BEFLU ¨ U ¨ U ¨ GELT DURCH DEN SOMMER. NEU

Curuba-Holunderblüte

BELEBT GEIST UND KÖRPER.

BARFUSS UNTER MONSTERN

Teahupo‘o, Tahiti, 2015 „Bevor er 2023 seine Prof-Karriere beendete, war Owen Wright auf der World Surf Tour vorn dabei“, sagt Ted, „aber für mich war es das größere Privileg, so wie hier sein elegantes Free-Surfng zu dokumentieren.“

Die Fotoausstellung

Red Bull Illume, die auch Ted Grambeaus Siegerbild zeigt, tourt bis Ende 2024 durch SES Shopping Center in Österreich, Italien und Slowenien. Alle Termine: redbullillume.com

DER FOTOGRAF

TED GRAMBEAU

Er gilt als Meister seines Fachs und als Pionier: Seit 40 Jahren ist der Australier Ted Grambeau Surf-Fotograf. Noch immer wird er seekrank, wenn er an Bord von Booten auf Wellen warten muss, doch sobald Ted die Kamera im Wasser einsatzbereit macht, geht es ihm wieder gut. Sein Lieblingsgericht ist Poisson cru, eine tahitianische Variante des gebeizten Fisches mit Kokosmilch. Gute Freunde beschreiben Ted als angenehmen Ruhepol, trotzdem ist er rastlos unterwegs zwischen Fidschi, Tahiti und Hawaii. Von dort bringt er epische Fotos mit, die vom Spirit des Surfens erzählen, von der Kraft des Wassers und von dramatischen Momenten.

Seine Aufnahme eines solchen Moments (erstes Bild in dieser Strecke) schafte es ins Finale des Red Bull Illume Image Quest 2023 und wurde Sieger in der Kategorie Energy. Auch in anderen seiner Fotos verewigt er die Welle von Teahupo‘o, Schauplatz des Surfbewerbes bei den Olympischen Spielen 2024. Nebenbei arbeitet Ted im Bereich der abstrakten Fine-Art-Fotografie. Das Motiv? Natürlich Wasser! Instagram: @tedgrambeau

36 THE RED BULLETIN

WIR LAUFEN FÜR DIE, DIE ES NICHT KÖNNEN

5. MAI 2024

SEI DABEI

100 % DER STARTGELDER FLIESSEN IN DIE RÜCKENMARKSFORSCHUNG

MANN GROSSER WORTE

Schalt-Zentrale Perfektionist

Takt32 verbringt

viel Zeit an den Reglern (re.), wie hier in den Red Bull Music Studios Berlin.

38 THE RED BULLETIN

Millionen kennen seine Texte für Badmómzjay oder Apache 207. Die wenigsten wissen, wer dahinter steckt. Takt32 ist einer der prägendsten Player im Deutschrap, weil er den Battle-Modus genauso beherrscht wie große Gefühle.

Wir haben den Rapper und Songwriter in Berlin besucht.

TEXT ANNE WAAK FOTOS MURAT ASLAN

Glänzende Aussichten Im Herbst geht Takt32 auf Tour, in Berlin wurde die Show wegen großer Nachfrage schon in eine größere Venue verlegt.

Das Trefen fndet im BeWake Studio statt, irgendwo in Berlin-Kreuzberg. Ein kleiner Raum mit einer beigen Ledersitzgruppe, auf dem Beistelltisch steht eine Flasche Champagner für die nächste Gelegenheit, bei der es etwas zu feiern gibt – einen Nummer-eins-Hit zum Beispiel. Hier ist der Ort, an dem Takt32 – dunkle Basecap zu beigem Sweater –neben seinen Gastspielen in den Red Bull Studios den Großteil seiner wachen Zeit verbringt. Und zwar zum einen als eigenständiger Künstler, der mit „On the Run“ Anfang des Jahres zusammen mit Khrome und Liquit Walker seine jüngste Single über das atemlose Leben in den Straßen der Großstadt veröfentlicht hat.

Zum anderen ist er ein begehrter Songschreiber. Von ihm stammen Zeilen wie „Und wenn ich geh, dann so, wie ich gekommen bin / Wie ein Komet, der zweimal einschlägt“, mit denen Apache 207 und Udo Lindenberg im vergangenen Jahr die Charts anführten. Millionen kennen seine Texte, die wenigsten aber wissen, wer sich dahinter verbirgt. Takt32 ist wahrscheinlich der unbekannteste Star des Deutschrap.

Aus dem Plattenbau steil nach oben Es war ein langer Weg bis hierher, und er beginnt im Plattenbauviertel Hohenschönhausen im Osten der Stadt. Dort kommt Marco Tscheschlok als zweitgeborenes Kind zweier Juristen auf die Welt. Nach der Wende dürfen die Eltern nicht mehr als Anwälte praktizieren und schlagen sich als Hilfskraft in einer Kanzlei und als Versicherungsmakler durch. Über Grafti fndet Marco zum Hip-Hop, doch statt Musik nur zu hören, will er bald auch selbst welche machen. Also kauft er sich mit gerade mal dreizehn

Jahren im Supermarkt einen billigen Laptop, funktioniert das Kellerabteil seiner Familie zum Studio um und baut seine ersten Beats. Als Vorbilder dienen ihm französische Rapper wie Booba und Ali, die damals gemeinsam unter dem Namen Lunatic auftreten. Genau dort, wo die beiden herstammen –aus den französischen Vorstädten –, landet Takt32, wie sich Marco mittlerweile nennt, dann selbst. Um seine Sportlerkarriere als Wasserballer voranzutreiben, geht er Mitte der Nullerjahre nach Frankreich. In den Banlieues von Paris, Marseille und Rennes saugt er die dortige Hip-Hop-Kultur auf, deren Musik genauso stark vom US-Rap wie von nordafrikanischen Einfüssen der Migrantenkids aus den ehemaligen französischen Kolonien geprägt ist.

In seine Zeit in Frankreich fallen die gewaltsamen Proteste gegen Polizeiübergrife und, etwas später dann, gegen eine Arbeitsmarktreform der Regierung. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen zwischen der Polizei und Demonstrierenden an den Schulen und Unis, aber auch in den Hochhaussiedlungen der Vorstädte. „Die Musik wurde damals politisiert“, erinnert sich Takt32. „Sie lief auf den Demos, wurden aber auch dazu benutzt, um sich vor den Randalen aufzuheizen. Hip-Hop war der Soundtrack der Proteste, als hätte jemand dafür komponier t.“ Hier fängt er an, eigene Texte zu schreiben. Nach dem Abitur zieht es ihn erneut weg

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Als 13-Jähriger will Marco selbst Beats basteln und baut das Kellerabteil zum Studio um.
In Berlin steigt er in die Battle-Rap-Szene ein. Der Modus: jeder gegen jeden.

Fingerübungen

Am Klavier im Studio testet Takt32 neue Melodien.

aus Berlin. Er landet in der 300.000-EinwohnerStadt St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, wo ihm ein Sportstipendium ein kostenloses Studium ermöglicht. Wieder hat er ständig mit Musik zu tun. „Während Hip-Hop in Deutschland und Frankreich noch Nischenmusik war, war er in den USA schon voll präsent.“ Die Open-Bar-Kultur der Stadt, die es jedem mit genug Mut erlaubt, eine Bühne zu betreten und zu performen, half ihm dabei, seine RapSkills zu entwickeln. Genau wie der Umstand, dass niemand seine deutschen Texte verstand, sondern es erst mal allein auf seinen Flow ankam.

Zurück in Berlin, steigt Takt32 in die Battle-Szene der Hauptstadt ein. In den 2010er-Jahren fndet zweimal im Monat eine Veranstaltung namens „Rap am Mittwoch“ statt, bei der alle, die nach Rang und Namen streben, gegeneinander antreten. Bis heute fndet sich auf YouTube ein Video aus dem Jahr 2013, das die Begegnung zwischen Takt32 und dem Mainzer Separate zeigt. Von der ersten Minute an ist klar, wer das Battle für sich entscheiden wird.

Schlag auf Schlag mit Kool Savas

Von da an geht es Schlag auf Schlag: Zusammen mit seinem Kumpel fx gründet Takt32 das Label Kiezkunst, auf dem seine Alben bis heute erscheinen. Er lernt Jumpa kennen, der sein Debüt „Gang“ produziert. Kool Savas entdeckt ihn als Back-up-Rapper, es folgen drei Jahre Tour. Der befreundete Rapper ist es auch, der ihn dazu ermutigt, seine Songwriting-Fähigkeiten für andere einzusetzen. Im Jahr 2018 ist es dann so weit: Takt32 schreibt den ersten Text für Fler, zehn weitere sollen folgen. Das erste Mal lebt er nicht mehr von der Hand in den Mund. Der erste große Erfolg stellt sich jedoch ein, als er beginnt, für Rapperinnen zu arbeiten. Sein erster Nummer-eins-Hit wird „Highway“ für Katja Krasavice und Elif. Ganze acht Wochen lang führt der Song die Spitze der Charts an. „Das Arbeiten mit Rapperinnen ist eine interessante Nische für mich“, erzählt er. „Wenn ich für andere schreibe, versuche ich, mein Ego, so gut es geht, zu vergessen. Dann geht es nur um den Song und darum, eine bestmögliche Form der künstlerischen Freiheit zuzulassen.“ Dazu kommt, dass er bei auf Frauen gemünzten Zeilen wie „Meine Brüder schauen von oben zu / Ich schwöre, ich mach euch stolz“, geschrieben für Krasavice, oder „Top zwei in Sachen Sexappeal / Nach diesem Jahr bin ich die Beste hier“ für Badmómzjay nicht Gefahr läuft, sie anschließend selbst performen zu wollen.

Seine Karriere als Rapper und die als Songschreiber gehören dabei für ihn untrennbar zusammen. Der Umstand, dass er beim Schreiben für andere

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Er schreibt für Wincent Weiss, tourt mit Savas. Schreibt einen Nummer-1Hit für Elif und Katja Krasavice.

Künstler mit Biss Berlin-Wedding bezeichnet Takt32 als seine Hood. In diesem FalafelLaden ist er Stammgast.

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gezwungen ist, neue Blickwinkel einzunehmen, bringt ihn auf Ideen für seine eigenen Texte. Vielleicht ist die Musik, die er unter seinem Namen veröfentlicht, auch darum so vielseitig. Auf seinem 2023 erschienenen Album „Unlösbare Gleichung“ beweist er, dass er nicht vergessen hat, wie BattleRap geht, viel öfter aber zeigt er sich kritisch, zum Beispiel gegenüber dem branchenüblichen Geprotze, wer das meiste Geld hat. Die Stimme dunkel, legt er in vielen Stücken eine große Sensibilität an den Tag; ab und zu rappt er ein paar Zeilen auf Französisch – eine Reminiszenz an seine Zeit in den Banlieues. Das wahrscheinlich beste Stück des Albums, „ Als dein Kind“, eröfnet mit einem 1960erJahre-Sample und lässt bis zuletzt in der Schwebe, wem die Hassliebe gilt, von der er hier erzählt: einem Freund aus Kindheitstagen, einem Elternteil, einer Frau? Erst ganz am Ende wird klar: Es geht um Berlin. „Du bist meine Liebe, auch wenn’s Schmerzen mit sich bringt / Du bist die Stadt, die mich gemacht hat, und ich sterbe als dein Kind“.

Hits im Pingpong-Verfahren

So viel zu seinen eigenen Themen. Wie aber funktioniert das Schreiben für andere? „Meistens ist es so, dass wir uns zusammen hinsetzen und schauen, dass wir gemeinsam einen musikalischen Weg fnden“, erklärt Takt32. Danach gebe es diejenigen, die ihm vollends vertrauten und den weiteren Prozess an ihn abgäben, oder die, die im Pingpong-Verfahren weiter mit ihm am Song arbeiteten. Dabei sei es wichtig, dass sein Gegenüber sich ihm öfne. Je mehr, desto besser. „Meine erfolgreichsten Songs sind die, bei denen der Künstler oder die Künstlerin mich unter die Oberfäche gelassen und mir ihr

Dem üblichen Geprotze der Szene stellt Takt32 Songs entgegen, die oft auch sensibel sind.
„Musikalisch geht es mir darum, etwas Zeitloses zu schaffen.“

emotionales Ich gezeigt hat.“ Musik sei schließlich nichts anderes als ein Weg, Gefühle zu transportieren. Seine Aufgabe sei dabei die eines Sprachrohrs. Auf die Frage, was einen erfolgreichen Song ausmacht, sagt er: „Der beste Text wirkt nicht, wenn der Performer nicht gut ist. Damit meine ich nicht, dass jemand technisch versiert sein muss, sondern dass er oder sie Ausstrahlung braucht, um das Ganze authentisch rüberzubringen.“

Apropos Gefühle: Wie sieht er als jemand, der seit mehr als zehn Jahren Teil der Branche ist, deren Entwicklung? „Hättest du früher einen Song über deine depressive Phase geschrieben, hättest du die Konsequenzen daraus schnell körperlich gespürt. In der Generation von Leuten wie Badmómzjay ist so was viel akzeptierter. Das hat auch mir die Augen geöfnet und mich für solche Themen sensibilisier t.“ Wie in weiten Teilen der Gesellschaft habe auch im Hip-Hop ein Bewusstseinswandel stattgefunden. Nichtsdestotrotz handele es sich nach wie vor um ein männerdominiertes Genre, in dem Frauen, die erfolgreich sein wollen, sich als maskulin geltende Codes und Sprechweisen zu eigen machen müssen.

Angesichts von sechs Nummer-eins-Hits mit Künstlerinnen und Künstlern wie Loredana, Badmómzjay, Katja Krasavice und Apache 207 sowie fünf eigenen Alben: Wo will der prägende Player im Deutschrap als Nächstes hin? Im Herbst steht erst einmal seine Tour an, die ihn durch Deutschland und bis nach Österreich und in die Schweiz führen wird. Zu Hause in Berlin wurde das Konzert wegen der anhaltenden Nachfrage gerade in eine größere Venue verlegt. „Musikalisch geht es mir sowohl im Schreiben auch als in meiner eigenen Musik nach wie vor darum, etwas Zeitloses zu schafen. Songs, die man auch in 20 oder 30 Jahren noch hör t.“ So, wie es ihm mit „Komet“ schon gelungen ist. Wie heißt es da an einer Stelle? „Ich will ein’n Fußabdruck von mir, stärker als die Zeit“. Wir werden ganz sicher noch viel von Takt32 hören.

@takt32_official
Instagram:
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Styling: Stefanie Ganschow Hair & Make-up: Melanie Schöne/ Agentur Nina Klein

Immer verbunden Takt32 mit Smartphone an einem U­Bahnhof in Berlin­Wedding

LEVIN LIAM, 24, HIP-HOP-ARTIST PATRICIA DRUWEN, 17, MOUNTAINBIKERIN

CEVIN PARKER, 35, MALER ELSA VAN DAMKE, 30, REGISSEURIN

TIM TRAMNITZ, 19, RENNFAHRER ANNABELL VACANO, 22, GRÜNDERIN

BILLA JOE, 27, RAPPER … ANDERS VEJRGANG, 18, E-SPORTLER …

ILONA HARTMANN, 34, AUTORIN … LUKAS RÖHLE, 29, GRÜNDER

Eine Bikerin, die innovative Sprünge wagt, ein Maler, der Farben fühlt, ein Hip-Hop-Artist, der die MusikGiganten austrickst: Hier sind 10 Rising Game Changers, die ihre Disziplin neu denken.

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TEXT MARC BAUMANN, LISA HECHENBERGER, JOHANNES MITTERER, MAXIMILIAN REICH, DANIEL SCHIEFERDECKER ILLUSTRATION LOUIS TORRES

Wenn die Musikbranche will, dass du zu ihrem Vorteil viral gehst, deine Lieder als Soundschnipsel für TikTokChallenges funktionieren und du deine Kunst auf Streamingdiensten für wenig Geld raushaust, was machst du dann als junger Sänger? Genau das nicht. Levin Liam hat große Teile seines ersten Albums nur auf Kassette rausgebracht. Also auf diesen rechteckigen kleinen Kunststofgehäusen mit Magnetband im Inneren, die kein nach 1990 geborener Mensch mehr abspielen kann. Gewagt, aber auch cool. Den heute üblichen aus zehn bis zwölf Playlist-optimierten Einzelsongs zusammengestellten Alben stellt er liebevoll arrangierte, miteinander verwobene Gesamtkunstwerke entgegen. Er dreht Musikvideos mit Zeitlupe und 90erJahre-Optik. Und er liebt Skits – kurze satirische, hörspielartige Einspieler in Songs, etwa von Til Schweigers legendärem Talkshow-Satz: „Ich verurteile jetzt nicht alle Intellektuelle, ich beachte mich selbst als intellektuell.“

Levin Liam kriegt man in keine Schubladen gepresst. Er spielt Violine und Klavier, singt melancholisch über die Liebe („Vergiss mich nicht zu schnell“), tritt aber auch auf RapFestivals auf, rappt bisweilen selbst und hat Features mit Trettmann und OG Keemo. Ach ja, eigentlich ist er Schauspieler. Schon mit dreizehn war er im Kinoflm „Wolfskinder“ in der Hauptrolle zu sehen, später spielte er lange

im „Tatort“ den Sohn eines Kommissars. Im Schauspielstudium übt er das Singen, merkt, er kann es ganz gut. Sein Erfolgsgeheimnis liegt ofen da: seine Stimme, die sofort ins Ohr geht und da auch bleibt, unvergesslich, im besten Sinne. Melodisch singt er, hoch und irgendwie nuschelnd. Er klingt dabei fast gleichgültig, aber seine Sätze sind das Gegenteil: tiefsinnig, melancholisch und nachdenklich, auch mal frech und angrifslustig. Einzigartig. Ob er damit über Indie-Instrumentals singt oder rappt, ist egal, was dabei rauskommt, ist am Ende immer Kunst. Levin Liam ist ein Multi-Artist nach Lehrbuch, Pharrell-WilliamsStyle. Er schreibt seine Songs selber und produziert sie auch. Er hat einen eigenen Stil, wahrscheinlich wäre er auch zum Designer fähig. Will heißen: Da kommt sicher noch einiges.

Erleb Levin open air: splash! Festival 4. – 6. Juli; SUPERBLOOM München 7. – 8. September; Lollapalooza Berlin 7. – 8. September

Hip-Hop LEVIN LIAM
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Sie jagt über die Rampe, schießt meterhoch in die Luft, legt einen Rückwärtssalto hin und dreht gleichzeitig das Lenkrad ihres Bikes dreimal um die eigene Achse – Backfip Triple Barspin nennt sich das Kunstwerk, das Patricia Druwen beim Swatch Nines 2023 in den Himmel des Sauerlands malte. Ein Sprung, den vor ihr keine Frau gelandet hatte. Ein World’s First. Mal wieder. Tricks zu präsentieren, die man bislang nur von Männern sah, ist für die 17-jährige Slopestyle-Mountainbikerin nichts Neues. Sie ist Vorreiterin einer Generation von Bikerinnen, die mit ihren Stunts in völlig neue Dimensionen vorstößt, auch weil sie sich wenig um Konventionen rund um Geschlecht und Alter schert und sich schon immer an den Jungs orientierte. „Für mich spielt das keine Rolle“, sagt die Bergisch-

Mountainbiken

PATRICIA DRUWEN

Gladbacherin. „Ich feiere sehr, wie andere Frauen fahren. Mich inspirieren aber dann doch die Slopestyle-Jungs noch mehr.“ Und die sind auch von ihr beeindruckt: „Patricia ist eine fantastische Fahrerin“, lobte sie SlopestyleAss Erik Fedko. „Ich habe noch nie ein Mädchen getrofen, das so motiviert ist. Sie will immer neue Tricks lernen und noch höher springen. Ich bin wirklich begeistert!“

Seit Patricia 2019 auf einem Citybike ihren ersten Wheelie ausprobierte, pusht sie ihre Limits. Knife wie Barspins (360-Grad-Drehung des Lenkers) probierte sie so lange im heimischen Garten, bis sie saßen. Dann wollte sie mehr. „In meinem Bike-Freundeskreis gab es ein paar Jungs, die älter und schon viel weiter waren als ich“, erzählt sie. „Mein Ziel war es, sie so lange nachzuahmen und so lange zu üben, bis ich besser war als sie.“ Check.

Mittlerweile war sie bei Events wie dem Red Bull District Ride dabei und wurde 2023 zum „Rookie of the Year“ der Freeride Mountain Bike World Tour gewählt. Auch weil sie die Balance aus Furchtlosigkeit und Besonnenheit fndet. „Angst ist das Schlechteste,

Auf Instagram zeigt dir Patricia ihre Tricks: @patricia_druwen

49 FINN BÜNDERT, SWATCH NINES/RED BULL CONTENT POOL

CEVIN PARKER

Glaubt man Instagram, geht es Cevin Parker ziemlich gut. Hier ein Foto am Strand mit Baby und Frau, ein schönes Paar, sie gut gebuchte DJ und er Künstler-Shootingstar. Oder die Lobeshymne des renommierten Kunstmagazins „AD“ über seine Arbeit, die er stolz postet. Und dort der McLaren-Sportwagen, den er, der Autofan, bemalen durfte. Er selbst hat einen Porsche mit Surfbrett auf dem Dach, macht Urlaub auf Bali und dabei einen Heiratsantrag. Dieser glückliche Mann erklärt seine Kunst so: „Ich bin innerlich immer noch ein trauriges Kind.“

Es gibt ihn also noch, den Jungen aus armen Verhältnissen mit Wachstumsstörungen, der mit zwölf Jahren erst einen Meter groß war und keine Freunde fand. Wen die Welt da draußen nicht haben will, der sucht in der Welt da drinnen seinen Platz, in Tagträumen, die Cevin bis heute liebt. Seine Kunstprojekte heißen „Dream Land“, „Dream World“, „Behind a Dream“. Über pastellfarbene Leinwände zieht er Acryl-Farbstreifen in Neonfarben. Das Sanfte trift das Elektrisierende.

Im Lockdown postet er, damals noch im Infuencer-Marketing tätig, ein erstes Bild. Er hat auch Glück beim Timing: Die Galerien haben geschlossen, und die Kunstbranche weicht auf Social Media aus, wo sie Cevin Parkers Gemälde entdeckt. Nur drei Jahre später stellt er auf der Art Miami aus, einer der wichtigsten Kunstmessen der Welt. Er bedient gekonnt die altehrwürdige Welt der Kunstgalerien und Museen, hat aber auch Erfolg in der firrenden Welt der Infuencer. Mal nimmt er

dafür Pinsel, er spielt aber auch mit Augmented Reality. Das Kind aus dem Plattenbau schaft es, eine Brücke zu bauen, über die Hochkultur und Netzkultur einander begegnen können. Er, der Selfmade-Künstler ohne künstlerische Ausbildung, der von sich sagt: „Ich male wie ein Kind.“ Seine Bilder aber begeistern die Käufer. Rosa ist die dominierende Farbe seiner Gemälde, er interessiert sich sehr für Farbpsychologie. Rosa ist für ihn Sanftheit und frei von Genderklischees. Wie wird sich Cevin Parkers Kunst verändern, jetzt, wo der Rastlose und Außenseiter als Familienvater endlich Ruhe und privates Glück gefunden hat? „Ich bin gespannt“, sagt er. Wir auch.

Schau dir Cevins Kunst an: Affordable Art Fair Berlin

11. – 14. April; Discovery Art Fair, Köln & Cologne Art Week 25. – 28. April

Kunst
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ELSA VAN DAMKE

Elsa van Damke kann sich unsichtbar machen. Dafür muss sie nur ihre Schuhe mit den Plateausohlen ausziehen, schon sind ihre 1,58 Meter am Filmset nicht mehr zu sehen. „Dann gucken alle über mich hinweg, nur mein Regieassistent weiß immer, wo ich bin – er sagt, er spürt meine Aura.“

Das mit der Aura gefällt van Damke, denn sie ist mit einer esoterischen Mutter aufgewachsen. Sternzeichen sind ihr wichtig, ihres ist Fische, denen man Einfühlungsvermögen nachsagt. „Man kann auch empathisch Tabus brechen“, sagt die 1994 geborene Berlinerin, und Tabus brechen will sie unbedingt. „Im Filmbusiness wird oft

nach unten getreten – ich versuche, nach oben zu treten“, sagt van Damke und lacht. Ihre Mission: feministische, inklusive Stofe über marginalisierte Gruppen zu drehen – die aber „absolut mainstreamig und komisch bis tragikomisch verpacken“. Die Ausgegrenzten auf die große Leinwand bringen, aber dabei nicht den Spaß der breiten Masse der Zuschauer vergessen.

Sie mag die Filme von Karoline Herfurth und Greta Gerwig („Barbie“). Und sie folgt ihren Vorbildern bereits: Noch vor Abgabe ihrer Masterarbeit an der Filmhochschule drehte sie ihre erste RTL­Serie. Die Handlung: Die Hauptdarstellerin Amelie entwickelt nach einer Vergewaltigung Superkräfte und kämpft als feministische Superheldin actionreich und humorvoll gegen alte weiße Männer. „Radikaler Stof“, sagt sie, ihre Serie ist fertig, und die männlichen RTL­Chefs, die sie abgenommen haben, fanden die Arbeit erfreulich gewagt.

„Ich hofe, ich werde mal dazu beigetragen haben, dass Filme als Teamarbeit gesehen werden und der Mythos vom Regie­Genie endet“, so die Regisseurin, die sich früher schon auch für genial hielt, wie sie zugibt. Sie möchte Vier­Tage­Wochen beim Dreh, faire Arbeitszeiten, Kinder am Set. Wie das Gegenteil aussieht, hat sie bei ihrer Superheldinnen­Serie erlebt: nur 21 Drehtage für 120 Minuten Film und sie neu im Regiestuhl einer millionenschweren Produktion. Da mussten alle Grenzen überschreiten – das soll nicht wieder vorkommen. Und doch blickt sie, gerade dreißig geworden, wehmütig zurück auf den Irrsinn am Set: „Ich werde vermutlich nie wieder so frei sein und entscheiden dürfen wie jetzt.“

Elsas Serie (Arbeitstitel: „Von einer, die auszog, das Fürchten zu lehren“) startet noch 2024 auf RTL+.

Film
THE RED BULLETIN 51 MARCUS MAINZ, MITCH STÖHRING/@MITCHOMATICO

Motorsport

TIM TRAMNITZ

Große Karrieren à la Sebastian Vettel lassen sich nicht voraussagen. Zu vielfältig sind die Faktoren im Motorsport: körperliche Entwicklung, mentale Stärke, technische Änderungen, Glück bei der Vergabe der wenigen Fahrersitze. All das weiß der 19-jährige Tim Tramnitz, weswegen er weniger von Formel-1-Trophäen träumt und sich auf seine erste Saison in der Formel 3 konzentriert. Und doch lässt sich so viel festhalten: 2024 ist Tim eines der aufregendsten Rennsport-Talente. Durch sein Leben ziehen sich zwei Konstanten: Er ist oft der Jüngste und noch

öfter der Schnellste. Mit neun gewinnt er die Nord-Meisterschaft im Kart, mit zwölf die ADAC Kart Academy. Mit siebzehn wird er in zwei Rennserien Vizemeister. Im vergangenen Herbst dann der Wechsel ins Juniors Team von Red Bull Racing.

Was Tim auszeichnet? Fokus und Kontrolle, zwei zentrale Skills, die Fahrer gewöhnlich erst im fortgeschrittenen Alter meistern, beherrscht Tim schon heute wie ein Großer. „Ich habe einen ruhigen Charakter“, sagt er. Dank akribischer Vorbereitung stellt sich Tim schneller auf neue Rennserien ein als andere. Ein Talent, das schon bald wieder gefragt sein könnte.

News, Fotos, Hintergründe –auf seiner Website findest du alles zu Tim: tim-tramnitz.de

In der Münchner Residenz spielt das Orchester Beethovens Symphonie No. 6. Der Dirigent wedelt mit dem Taktstock, die Geiger streichen hingebungsvoll ihre Saiten, während du dir Chips in den Mund schiebst. Naschen im Konzertsaal? „Atopia“ macht’s möglich – per VR-Brille. Die Idee dazu stammt von Annabell Vacano.

Die 22-Jährige lernte am Salzburger Mozarteum Geige, nun will sie Kunst mit den technischen Möglichkeiten von High-End-Games für eine neue Generation attraktiv machen. Du kannst einen Avatar einrichten und mit anderen etwa eine Ausstellung entdecken. Ein dreidimensionaler Sprach-Chat, der seine Lautstärke an die Distanz

anpasst, ermöglicht Raumklang, ein digitaler KI-Guide beantwortet Fragen. Kein Vergleich zu den digitalen Galerien, die in der Anfangszeit des Metaverse entstanden und graphisch eher an Handy-Games erinnerten.

„Wir legen einen ganz anderen Schwerpunkt auf die Darstellung der Performances und Exponate“, erklärt Annabell. Ende des Jahres soll „ Atopia“ online gehen. 20 Institutionen wie der Gropius Bau in Berlin und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sind bereits an Bord.

Für mehr Eindrücke von Annabells Vision geh auf: atopia.space

52 THE RED BULLETIN DUTCH PHOTO AGENCY/RED BULL CONTENT POOL, ATOPIA SPACE GMBH, NICO KRAMER

Deutschrap BILLA JOE

Soest ist nicht Atlanta. Mönchengladbach auch nicht. Und doch liegt im Scheitelpunkt dieser beiden Städte in Nordrhein-Westfalen die Wiege des derzeit freshesten Rap-Sounds des Landes. Denn Billa Joe, 27-jähriger Rapper aus der Scorpion Gang von Hip-Hop-Koryphäe Summer Cem, ist in Soest aufgewachsen und hat dort zur Musik gefunden. „Ich hab zwar studiert, aber eigentlich nur, um meine Eltern zu beruhigen“, lacht er. „Musik war das Einzige, was ich immer machen wollte.“ Logisch, dass Billa Joe seinen Wohnsitz daher sofort nach Mönchengladbach verlegte, als er von Summer

Cem das Angebot bekam, Teil von dessen Scorpion Gang zu werden. Und jetzt, kurz nach der Veröfentlichung seines Debütalbums „LONGSTORYSHORT“, ist Billa Joe ohne Frage deren Aushängeschild. Im Zusammenspiel mit den hauseigenen Produzenten, darunter Geenaro, Ghana Beats und Vogue, krempelt der Artist das hiesige Hip-Hop-Game auf links – und zwar mit einer fast schon unverschämt anmutenden Lockerheit. Denn Billa Joe ist zwar Perfektionist, aber die damit verbundenen Anstrengungen hört man nicht. Man nehme nur mal einen Song wie „OUSSIDE“. Darauf fext Billa auf den zeitgeistigen Jersey-Club-Drums wie ein Berserker, singt sich aber parallel dazu in ein samtweiches Bassbett aus Melodien, in das man sich fallen lassen will, um nie wieder aufzustehen.

In Sachen Vibe, Ästhetik und Attitude ist Billa Joe im Hier und Jetzt. Dazu kombiniert er seine frühen Einfüsse durch Rapper wie 50 Cent und Cam’ron mit dem, was ihn bei modernen Rappern wie dem Franzosen Tiakola oder Dave aus dem UK catcht, zu etwas ganz Neuem, Eigenem. Mit anderen Worten: Billa Joe betritt Neuland im Deutschrap. Er baut Tracks, die den Maßstäben der internationalen CoreSzene genügen – und diese in Zukunft sogar prägen könnten. Nur logisch, dass Billa Joe sich lautstark als „Trapstar“ inszeniert. „Heute respektieren sie meinen Hustlе / Von Meetings in Weidengasse zum Liеbling der breiten Masse“, rappt er darauf. Und man muss wahrlich kein Hellseher sein, um zu ahnen, wie recht er damit hat.

Hör Billa Joes Album „LONGSTORYSHORT“ bei Spotify und Co oder kauf es im Bundle auf: scorpiongang.com

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E-Sports

ANDERS VEJRGANG

Zugegeben, einen Club-Weltmeister und zweifachen Deutschen Meister im Fußballsimulator „FIFA“ als „aufstrebendes Talent“ zu bezeichnen wirkt auf den ersten Blick, als würde man Tom Holland einen Nachwuchsschauspieler nennen. Was man bei den Erfolgen aber leicht übersieht: Anders Vejrgang ist gerade mal achtzehn. Er darf erst seit zwei Jahren bei ofziellen „FIFA“-Turnieren antreten. Der Däne steht also noch immer eher am Anfang seiner Karriere, und die Experten sind sich sicher: In den kommenden Jahren kann dieser zierliche Junge den E-Sport dominieren.

Im Alter von sieben spielt Anders in einem Einkaufszentrum zum ersten Mal „FIFA“. Mit elf fegt er den damaligen dänischen Meister Frederik Fredberg mit 4:1 von der Konsole. Er unterschreibt daraufhin zunächst beim

E-Sports-Team von Aalborg, wo sein Trainer von Anders’ Talent schwärmt, die Spielzüge der Gegner vorhersehen zu können wie ein Schachspieler. Mit vierzehn wechselt er zu RBLZ nach Leipzig und hält den Rekord in der Weekend League, in der jedes Wochenende die besten Spieler der Welt gegeneinander antreten: 536 Siege in Folge. Ex-Weltmeister Mohammed „MoAuba“ Harkous gibt in Minute 79 gegen ihn auf, da steht es 6:0 für den Dänen.

Anders, der sonst eher zurückhaltend ist, bezeichnet sich in einem Interview als besten Spieler der Welt. Arrogant fanden das einige in der Szene. Immerhin hatte er zu dem Zeitpunkt noch keinen Titel gewonnen. Man könnte es aber auch als mentale Stärke bezeichnen. Seine Mutter erzählt, dass Anders schon als Kind in allem, was er tat, der Beste sein wollte. „Er glaubt immer, dass er gewinnt“, erzählt sie. In einer Sportart, in der es wie in kaum einer anderen auf geistige Fitness ankommt, könnte Anders’ außergewöhnliches Mindset, gepaart mit seinem Talent den Weg in eine einzigartige Ära ebnen. Für den Erfolg trainiert er vor Wettkämpfen mehrere Stunden am Tag. Am 25. Januar 2022 wurde Anders sechzehn und ist seitdem für alle Turniere spielberechtigt. Noch im gleichen Jahr gewann er seine erste Deutsche Club-Meisterschaft. Die zweite folgte im Jahr drauf, genauso wie der WM-Titel. Seine Gegner sollten also gewarnt sein

Für Infos rund um Anders und RBLZ Gaming geh auf: rbleipzig.com

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NORMAN KONRAD, LENNY ROTHENBERG

Literatur

ILONA HARTMANN

„Warum heißt es Fritteuse und nicht Satisfryer?“ Solche humorvollen Fragen und Kommentare postet Ilona Hartmann seit 2012 auf X (ehemals Twitter) und schuf damit einen der smartesten Gag-Accounts in Deutschland. Fast 27.000 Menschen lachen dort über die Posts der 33-Jährigen. Dabei ist sie sogar noch viel besser, wenn man ihr mehr Platz zum Schreiben lässt als 280 Zeichen.

2020 veröfentlichte die WahlBerlinerin ihren Debütroman „Land in Sicht“, eine Geschichte über eine junge

Frau, die ihren Vater auf einer Passau–Wien–Passau-Schifsreise kennenlernt, der dort als Kapitän arbeitet. Das erzählt sie so geistreich, dass selbst Charlotte Roche („Feuchtgebiete“) zugab: „Ich grusele mich vor dem großen Talent der Ilona Hartmann.“

Im Februar dieses Jahres schoss Ilona nun mit „Klarkommen“ ihr zweites Buch nach, über das Erwachsenwerden einer jungen Frau, das einfach nicht so glamourös ausfallen will, wie die Hauptfgur sich das vorgestellt hat. Und genau das ist es, was Hartmann auszeichnet: die Normalität. Die Hauptfgur erlebt weder Drogenabstürze noch Sexorgien, wie sonst üblich in solchen Geschichten, und der Vater steuert kein AIDA-Kreuzfahrtschif nach New York, sondern schippert über die Donau.

Ilona Hartman wagt es, Realismus in das Coming-of-Age-Genre einzuführen, das sonst für gewöhnlich überquillt vor Exzessen. Endlich mal ein authentisches Generationenporträt, das trotzdem nie langweilig wird, weil Ilona es mit klugen und humorvollen Beobachtungen kommentiert. In einer Zeit, in der sich beinahe unser ganzes Leben auf Social Media abspielt und jeder versucht, sich als möglichst außergewöhnlich darzustellen, sind die Bücher von Ilona Hartmann eine willkommene Gegenbewegung hin zu ein bisschen mehr Bodenständigkeit.

Ilonas zweiter Roman „Klarkommen“ erschien im Ullstein Verlag (192 Seiten, 22 Euro)

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Soziale Medien

LUKAS R Ö HLE

Gründer-Team

Niklas Brackmann, Fiete Grünter, Lukas Röhle (von links)

Real Madrid-Star Jude Bellingham hat einen Marktwert von 180 Millionen Euro. Der von Lukas Röhle beträgt 670 Euro. „Ich bin wahrscheinlich der günstigste Fußballspieler der Welt“, erzählt der Spieler des Kreisligisten FC Calcio Colonia mit einem Grinsen – und schiebt zu seiner Verteidigung hinterher, dass ein Kreuzbandriss seine Karriere seit Oktober lahmlegt. Immerhin: So hat der 29-Jährige noch mehr Zeit, sich der Erneuerung des Amateurfußballs zu widmen.

2021 kündigte der BWLer seinen Job bei einem KI-Start-up und entwickelte mit seinen Freunden Fiete Grünter und Niklas Brackmann die App „Prematch“: eine Online-Plattform mit Daten zu beinahe allen Amateurspielerinnen und -spielern in Deutschland,

von der Regionalliga bis runter in die Kreisliga. Die Spieler sehen gebündelt News und Posts zu ihrem Verein, erhalten ein eigenes Profl, können checken, wer es besucht, und untereinander Spielstatistiken vergleichen. Dazu kommt der eingangs erwähnte Marktwert, den die Plattform für sie generiert und permanent aktualisiert.

Aus Bundesliga-Kabinen ist bekannt, wie gerne die Profs ihre Daten auf Portalen wie Transfermarkt oder ihre Spielstärke in Games vergleichen. Indem „Prematch“ die Daten der Hobbykicker entsprechend aufbereitet, erhöht es den Reiz des Rasensports für die Generation „FIFA“. „Wir machen quasi den Hobbykicker zum Starspieler“, sagt Lukas. Unterstützt wird er von kompetenten Investoren, darunter Jürgen Klopp mit seinem Family Ofce, Serge Gnabry, David Raum und E-Sports-Pionier Ralf Reichert, der 2000 die ESL, den größten E-SportsTurnier-Veranstalter der Welt, gründete. Aber um die Stars soll es hier ja ausnahmsweise mal nicht gehen

Check deinen Wert als Kicker oder hol dir News zu deinem Verein und hol dir „Prematch“ in deinem App-Store.

56 THE RED BULLETIN FLORIAN SCHNACKEN

METERMACHER

DEIN DIGITALER SPORTCOACH

Meter für Meter zum besseren Ich: Mit individueller Zielsetzung, Expertentipps und einer sportlichen Community erreichst du spielend deine persönlichen Ambitionen – sei es für ein aktives Leben, mehr Fitness oder ein gesundes Körperbewusstsein. Entdecke, wie der VIACTIV MeterMacher dich zu einem dynamischen Lebensstil inspiriert und fordere dich selbst heraus!

Meter sammeln Fortschritt messen Über dich hinaus wachsen Mehr entdecken auf metermacher.de

Schauspielerin, Sängerin, Autorin, Aktivistin, Filmemacherin, Taekwondo-Kämpferin … Wie Österreichs Netfix-Star

Valerie Huber aus jeder Chance eine neue Rolle für ihr Leben formt.

TRÄUMEN?

INTERVIEW WALTRAUD HABLE
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FOTOS HILDE VAN MAS

TRAUEN!

Spiegel der Seele „Viele Dinge gleichzeitig zu machen gibt mir ein Gefühl von Lebendigkeit“, sagt Valerie Huber.

ie Rolle der Infuencerin Vanessa in der Netfix­Serie „Kitz“ katapultierte sie unter die drei meist gegoogelten Österreicherinnen und Österreicher. Weil sie die Fassade der oberfächlichen Instagram­Blondine gekonnt gesprengt hatte: Valerie Huber, 28, Schauspielerin. Und viel, viel mehr.

Auch nach „Kitz“ ist die gebürtige Wienerin, die großteils in Afrika (Uganda und der Elfenbeinküste) und in den USA (Washington, D. C.) aufwuchs, aus den Online­Suchanfragen nicht wegzudenken. Denn diese Frau Huber hat ein Motto: Probier alles, was dich reizt.

Ja, sie ist Schauspielerin. So war sie in der ServusTV­ Produktion „ Das Netz – Prometheus“, im US­Remake des Til­Schweiger­Films „ Head Full of Honey“, im Epos „Chasing the Line“ sowie in der Krimikömodie „Pulled Pork“ zu sehen. Aber: Sie singt jetzt auch. Unter dem Künstlernamen Valeh hat sie drei poplastige Singles samt Videos an den Start gebracht: „Want You“, „Otherside“ und „Hell“. Und als ob das nicht genug wäre, ist Valerie Huber nebenbei Skilehrerin, Schwarzgurt­Trägerin im Taekwondo, Dokumentarflmerin und Aktivistin.

Aber wie macht sie das? Und warum? Für unsere Bildstrecke performte sie noch im Fotostudio in Wien. Fürs Interview brauchte es dann aber eine Satelliten­Internetverbindung. Denn Valerie Huber war uns schon wieder ein paar Flugmeilen voraus – diesmal im südamerikanischen Ecuador.

the red bulletin: Valerie, wir er reichen dich auf einem Expeditionsschif vor den Galapagos-Inseln. Wie kommt’s?

valerie huber: Ich bin hier, weil ich für zwei Monate an einem Dokumentarflm mitarbeiten darf – es geht darum, wie sich Klimawandel und

Plastikmüll auf die Seelöwen auswirken. Gestern ist die Crew mit einem Schlauchboot rausgefahren und wäre aufgrund der Wellen fast gekentert. Man weiß nie, wie das Wetter hier umschlägt, das ist teilweise echt abenteuerlich.

Du hast dich kürzlich zum ersten Mal als Sängerin präsentiert. Andere würden eine Promo-Tour machen. Solltest du nicht in Wien sein, um die Werbetrommel für deine Musik zu rühren?

Ich sollte wahrscheinlich Promo machen, stimmt schon. Aber die Chance, bei diesem Projekt mitzumachen, war einmalig. Es sind Top­Leute an Bord, ich kann hier überall reinschnuppern – und viel für künftige Dokus lernen.

Keine Angst, dass die Musikkarriere stockt, wenn du nicht dranbleibst?

Diese drei Singles rauszubringen und mit der Welt zu teilen war wichtig für mich. Weil das Leben nun mal zu kurz ist, um nur von etwas zu träumen – und es dann nicht zu tun. Ich bin da aber ohne große Erwartungen rein, obwohl Musik ein Teil von mir ist. Mir ist durchaus klar: Wenn man in etwas so richtig gut und erfolgreich sein will, dann muss man seine komplette Energie reinstecken. Denn von dort, wo die Energie hinfießt, kommt sie auch zurück. Aber natürlich ist das schwierig, wenn man am liebsten alles gleichzeitig tun würde.

Wird’s nicht manchmal zu viel?

Im Gegenteil, viele Sachen gleichzeitig zu machen gibt mir so ein Gefühl von Lebendigkeit. Das war schon als Kind so. Mit zehn stand ich regelmäßig für die Kinderserie „Tom Turbo“ vor der Kamera. Letztlich war ich in der Schule feißiger und besser – so viel Energie habe ich daraus gezogen.

Farben & Feelings

Wie im Leben schlüpfte Valerie auch im Shooting in verschiedene Rollen. Von oben links im Uhrzeigersinn: ekstatisch mit Spitze, angriffslustig in Streetwear, happy an der Gitarre, markant mit Muster.

„ALS TEENAGER HABE ICH MICH AN DEN SPRUCH GEHALTEN: WAS WÜRDEST
D
60 THE RED BULLETIN
DU OHNE ANGST TUN? DENN ANGST EXISTIERT NUR IM KOPF.“

Was fndest du in der Musik, was dir das Schauspiel nicht geben kann?

Das sind ganz unterschiedliche Arten von Kreativität. Als Schauspielerin sagt man Texte auf, die jemand anders geschrieben hat. Erntet man Kritik, dann kann man sich immer auf das Drehbuch oder auf die Regie rausreden. In der Musik hingegen habe ich die Möglichkeit, selbst etwas zu erschafen und mein Innerstes preiszugeben. Momentan bin ich klassisch in Richtung Rock/ Pop unterwegs, da geht’s um klassische Themen wie Liebe. In Zukunft möchte ich defnitiv auch kritischere Texte machen.

Wo wir schon beim Thema Interessenvielfalt sind: Du hast auch ein Studium der Politikwissenschaften begonnen. Warum hat letztlich das Schauspiel das Rennen gemacht?

Gute Frage. Einer der Gründe war, dass ich mir am Anfang in der Schauspielschule schwergetan habe. Alle waren unnahbar und schwarz angezogen, typische Schauspielstudenten. Und dann kam ich, frisch aus Amerika – dieses Extrovertierte, die bubbly personality, ich habe da nicht wirklich reingepasst. Ich war kurz davor, abzubrechen, aber die Direktorin der Schule meinte, sie sehe etwas in mir. Also blieb ich und ließ das Studium.

Die Direktorin schien den richtigen Riecher gehabt zu haben. Hast du – trotz deiner Erfolge mit Serien wie „Kitz“ – die Entscheidung je angezweifelt?

Ja, ich denke, das tut man ständig in diesem Beruf. Vielleicht ist es mit Ende zwanzig auch normal, dass man sich hinterfragt: Was mache ich überhaupt mit meinem Leben? Ich beobachte das auch in meinem Freundeskreis. Man denkt so Sachen wie: Ich könnte gerade etwas tun, was wirklich einen Nutzen hat. In Afrika Schulen bauen zum Beispiel. Aber stattdessen mache ich etwas, was mir Spaß macht, aber

niemandem zugutekommt. Ich habe auch hinterfragt, ob ich gewisse Rollenbilder, die oft im Fernsehen gezeigt werden, wirklich bedienen möchte.

Zu welchem Schluss kommst du?

Dass ich sie nicht bedienen will. Junges blondes Mädchen – um in den deutschen Markt überhaupt erst mal reinzukommen, habe ich anfangs eben viele dieser Charaktere gespielt. Davon konnte ich mich mittlerweile distanzieren. Und ich beginne zu sehen: Die Plattform, die ich durch die Schauspielerei habe, kann ich auch nutzen. Um etwa auf sozialpolitische Themen aufmerksam zu machen, was mir sehr wichtig ist. Ich wurde neulich von einem Verlag gefragt, ob ich nicht ein Sachbuch schreiben möchte – und tue dies gerade auch. Darüber, wie die junge Generation inmitten der multiplen Krisen dieser Welt überlebensfähig bleiben kann. Doch es ist schon paradox: Mein Vater etwa wurde nie gefragt, ob er ein Buch schreiben möchte – er ist Afrika-Experte, hat richtig große Projekte bei der Weltbank mitentschieden. Da stellt sich schon die Frage: Warum hören wir – jetzt bei der Klimadebatte – nicht den Menschen zu, die sich wirklich auskennen, den Wissenschaftlern und Experten?

Stimmt es, dass du auch den schwarzen Gürtel in Taekwondo hast?

Ja, mein Papa war früher Taekwondo-Trainer –so haben sich auch meine Eltern kennengelernt. Ich habe schon als Kind damit begonnen und mit sechzehn den schwarzen Gürtel gemacht.

Was hat die Kampfkunst dich fürs Leben gelehrt?

Respekt. Achtsamkeit. Vor allem aber Selbstsicherheit: Zu wissen, wie ich mich im Notfall wehren kann – auch wenn ich es bisher zum Glück nicht gebraucht habe –, lässt mich ganz anders auftreten. Vor allem Männern gegenüber. Sagen wir so, ich lasse mich nicht schnell einschüchtern.

VALERIE HUBER, 28

Ist: Schauspielerin, Sängerin Geboren in: Wien Aufgewachsen in: Afrika, den USA

Ein Tick von mir ist: Lippen zu beißen. Mache ich ständig. Keine Ahnung, warum. Diese Superkraft hätte ich gerne: Fliegen! Als Kind hatte ich oft Träume, in denen ich fliegen konnte. Das war für mich das größte Freiheitsgefühl.

Kopf oder Bauch?

Ich wäre gerne mehr Bauchmensch, bin aber zu sehr Kopf.

Dabei vergesse ich die Zeit: bei einem tiefgründigen Gespräch und einer menschlichen Connection.

„WAS ICH AUS MEINER KINDHEIT IN AFRIKA MITGENOMMEN HABE: DAS GEFÜHL VON
COMMUNITY.
LIEBE UND WÄRME, DIE ICH DORT ERFAHREN DURFTE.“
DIESE
62 THE RED BULLETIN

Gold & Silber Selbstsicherheit

vor der Kamera –Huber jobbte auch schon als Model.

Diese Selbstsicherheit, viele unterschiedliche Projekte zu wagen – ist die auch dem Kampfsport zuzuschreiben?

Eher der Erziehung durch meine Eltern. Sie haben mir beigebracht, dass ich alles schafen kann, wenn ich möchte. Wobei mir durchaus klar ist: Ich bin extrem privilegiert aufgewachsen. Nur ein weißer Mann hat mehr Privilegien als ich. Die ersten Jahre meines Lebens waren wir ja wie gesagt in Afrika – an der Elfenbeinküste und in Uganda. Dort habe ich früh mitbekommen, wie viel Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der Welt herrscht. Das hat mir aber auch aufgezeigt, dass es eine Verschwendung wäre, wenn ich mein Privileg nicht nutzen oder nicht versuchen würde, meine Träume zu leben und der Welt etwas zurückzugeben. Weil ich eben die Chance habe, das zu tun. So viele andere haben die nicht.

Ist das zu deinem Credo geworden?

Ja. Auch wenn ich nicht immer alles in letzter Konsequenz durchziehe – da gibt es wesentlich planvollere Menschen als mich. Aber prinzipiell denke ich schon: Go for it! Denn was hat man schon zu verlieren, in einem Sozialstaat wie Österreich zumindest. Als Teenager habe ich mich immer an den Spruch gehalten: Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest? Denn Angst existiert nur im Kopf.

Und – was würdest du tun?

Schwierig. Vielleicht nach Los Angeles ziehen, weil man dort die Schauspielerei noch mal auf einem anderem Level betreiben kann. Vor der Pandemie war das auch mein Plan. Ich habe mir damals das Visum organisiert, musste dann aber zurück.

Was hält dich ab vom Zweitversuch?

Ich schätze, ich bin nicht naiv genug, zu glauben, dass ausgerechnet ich es schafen würde. Der Markt ist dort so unfassbar hart. Es gibt tausende andere talentierte, hübsche junge Menschen da drüben – und ich habe gesehen, dass die meisten eben auch scheitern. Insofern stehe ich derzeit vor der Frage: Glaube ich wirklich so hofnungsvoll und fest an diesen Traum, dass ich alles dafür in Kauf nehmen will? Oder führe ich hier weiter, was ich angefangen habe?

Der Gedanke an L. A. taucht aber immer wieder auf. Mal schauen.

Was ist das Wichtigste, was du aus deiner Kindheit in Afrika mitnimmst?

Das Gefühl von Community. Diese Liebe und Wärme, die ich von den Menschen dort erfahren durfte, war unglaublich. Sie haben mich nie

„EINE MEINER GRÖSSTEN ERKENNTNISSE: WENN DU ETWAS WILLST, FRAG DANACH. DU BEKOMMST ES ÜBERRASCHEND OFT.“

spüren lassen, dass ich anders bin. Als wir nach Österreich zurückgekommen sind, war das erst mal ein Kulturschock. Eine meiner ersten Erinnerungen ist: Ich gehe als Achtjährige in Wien auf der Straße, und ein Mann kommt auf dem Rad vorbei und schreit in meine Richtung: „Das ist der Radweg, G’schissene!“ Es war mir schnell klar, das ist eine andere Welt.

Mit welchen Attributen würdest du dich selbst vorstellen? Spontan. Willensstark. Kreativ.

Was bringt einen weiter – Fragen zu stellen oder zuzuhören?

Hängt das nicht zusammen? Also erst Fragen stellen und dann zuhören. Fragen zu stellen ist aber schon ein wichtiger Punkt. Eine meiner wahrscheinlich größten Erkenntnisse der letzten Jahre ist: Wenn du etwas willst, dann frag danach. Du wirst überrascht sein, wie oft du es auch wirklich bekommst. Das beginnt bei ganz banalen Sachen. Wenn ich im Flugzeug eingequetscht zwischen zwei Leuten sitze und sehe, dass weiter vorne ein Fensterplatz frei ist … Man denkt erst: Es sind eh nur ein paar Stunden, bloß keine Extrawurst verlangen. Aber mittlerweile sehe ich: Oft ist es den Leuten, die man fragt, total egal, sie sagen: „Ja, klar, setz dich um.“ Fragen kostet nichts, aber im besten Fall hat man dann ein ganz anderes Erlebnis.

Als Schauspielerin kannst du in viele Rollen schlüpfen. Welche willst du privat mehr ausleben?

Es ist Zeit, auch die ruhigere Seite in mir zu entdecken – und auch mal ein Schweigekloster oder irgendwas in die Richtung zu probieren. Und weil ich merke, dass ich mit zunehmendem Alter ernster werde, will ich mir eine gewisse Leichtigkeit bewahren. Aber vor allem will ich daran arbeiten, in mehr Lebensmomenten glücklich zu sein.

Styling: Julia Philippitsch

Hair & Make-up: Nadine Mayerhofer

Lila Outfit: Anzug: Hisu Park, Top: Monki, Boots: J. W. Anderson via LISKA, Ringe: Wanda Studios, Ketten: VXXXVY und Mussels and Muscles

Outfit Wolke: Tüllcape: Nicolas Dudek, Mesh Bra: Rendl, Gliederkette: Perlensau, Gürtel als Kette: Wolfmich, Stiefel: Stradivarius, Stutzen: Stylist’s Own

Sporty Outfit: Jogginghose und Vintage-Bikerjacke: Adidas via Wolfmich, Boxschuhe: Burggasse 24, Schmuck: VXXXVY

Outfit Rock it, Baby: Shorts: J. W. Anderson via LISKA, Vintage-Top: Paloma Wool via Wolfmich, Ohrringe hängend und Kette lang: VXXXVY, Ohrring Drop: Mussels and Muscles, Ringe: Wanda Studios, Krawatte: Stylist’s Own, Jeans Heels: Public Desire

Outfit Jeanne d’Arc: Anzug silber: Jennifer Milleder, Top: Weekday, Swarovski, Perücke: Discocaine, Glass

Earcuffs: Mussels and Muscles

Outfit Modern African: Anzug: Wendy Jim, KettenBH, Ringe und Herzkette: VXXXVY, Perlenkette: Schmiede Bosslau

@valerie__huber
Instagram:
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UFO AUF STEUERBORD!

Sieht aus wie frisch aus dem All gelandet – und fiegt unter Strom übers Wasser: Die neue Boot-Rennserie E1 testet das „RaceBird“, ihren progressiven Aqua-Boliden. Und castet unter Spitzensportlern die neuen Piloten. Im Bootcamp – endlich einem, das den Namen verdient!

TEXT TRISTAN KENNEDY FOTOS SHAMIL TANNA
66 THE RED BULLETIN
Starker Strom Ein Testlauf auf dem Lago Maggiore – das RaceBird nähert sich als erstes Elektroboot der 50-Knoten-Grenze. GEORGE MONK

Aus-Flug

Und mit einem Mal passt die Bezeichnung besser denn je: Das RaceBird schwebt über die Wasseroberfläche.

unächst sprang er mit seinem Rad aus einem Hubschrauber auf das 321 Meter hohe Gebäude des Hotels Burj al Arab in Dubai. Dann vollführte er Vorwärtssalti in einem eigens gestalteten Skatepark, der unter einem hochschwebenden Heißluftballon baumelte.

Jetzt aber steht dieser Kriss Kyle – mit seinen 31 Jahren einer der besten BMX-Freestyler seiner Generation – in einem Freizeitzentrum barfuß auf beigen Fliesen, am Rande eines Schwimmbeckens, und hat Angst, richtig große Angst. Groß genug, um es ofen zuzugeben. „Ich kann ja nicht einmal besonders gut schwimmen“, sagt er leise. Und leicht bibbernd.

Was ist es nur, das dem Schotten, der doch immerhin aus den rauen Geflden Bravehearts kommt, so zusetzt? Die maßstabsgetreue Glasfaserkopie eines Rennbootcockpits, ein Trainingsgerät, in dem Kyle gleich einen sogenannten Tunktest durchführen wird, sprich: simuliertes Kentern. Kopfüber, unter Wasser und mit einem Fünfpunktgurt an seinem Sitz festgeschnallt, wird er nach der Notluftzufuhr greifen –und dann möglichst ruhig bleiben, während sich das gesamte Cockpit mit Wasser füllt. Was ihm wiederum die Möglichkeit geben wird, die Klappe zu öfnen und zu entkommen. Wenn alles klappt.

Warum setzt sich jemand wie er, ein fächendeckend tätowierter Vollprof mit Erfahrung und Routine in seinem Sport, dieser Art von Psychofolter aus? Während er noch ein paar Minuten braucht, um sich mental zu pushen, versucht es Powerboating-Trainerin Claire Toohey zu erklären: „Wenn er’s nicht schaft, kommt er nicht auf das Boot. So einfach ist das.“

„Das Boot“, von dem Toohey spricht, wurde auf den klangvollen Namen „RaceBird“ getauft und ist das weltweit erste vollelektrische Rennboot – und

gleichzeitig das erste, das mit Hydrofoils arbeitet: fügelartigen Ausbuchtungen, die das Boot komplett aus dem Wasser heben, wenn es Speed aufnimmt. Erdacht von der norwegischen Yachtdesignerin Sophi Horne, bildet dieses futuristische emissionsfreie Geschoss – halb Boot, halb der X-Wing-Fighter aus „Star Wars“ – die Grundlage für die neue Rennserie E1, die das Ziel verfolgt, die Welt des Bootrennsports zu revolutionieren. Und revolutionieren ist e-volutionieren.

Nadal, Perez und Drogba – die Glam-Crew

Die Performance des RaceBird hat der E1, neben ihren ökologischen Vorzügen, einiges an Interesse von Menschen eingebracht, die man nicht mit dem Bootrennsport in Verbindung bringt. Tennismegastar Rafael Nadal, American-Football-Quarterback Tom Brady und die ivorische Fußballlegende Didier Drogba haben sich alle als Teambesitzer angemeldet. Auch Formel-1-Fahrer Sergio Pérez von Red Bull Racing ist an Bord. Sogar Salsa-Schwerenöter Marc Anthony und DJ-Superstar Steve Aoki sind als Teambesitzer mit dabei. „Wenn man zusieht, wie diese elektrischen Powerboote dahinfiegen, einfach in der Luft schweben, dann ist das buchstäblich wie ein direkter Blick in die Zukunf t“, schwärmt Aoki.

Fliegender Wechsel

BMX-Freestyler

Kriss Kyle kurz vor seinem ersten Date mit dem Wasserboliden

THE RED BULLETIN 69 GEORGE
Z
MONK

Doch nicht nur die hochkarätige Riege der Teambesitzer macht die E1 zu einer einzigartigen Meisterschaft, hinzu kommt das Auswahlverfahren für die Piloten und Pilotinnen: Jedes Team muss einen Mann und eine Frau ins Rennen schicken. Und dafür wurden im Herbst des Vorjahres 44 Sportprofs aus den unterschiedlichsten Disziplinen in eine einzigartige Trainingsakademie eingeladen, wo sie nun um einen Platz im Starterfeld kämpfen. Schwedische Rallyefahrerinnen, kuwaitische Jetski-Champions und sogar ein spanischer Le-Mans-Veteran: Sie alle haben sich an der Trainingsbasis am Lago Maggiore nordwestlich von Mailand versammelt. Und bisher haben alle den gefürchteten Tunktest bestanden. Bis auf einen.

Kriss Kyle kann den Moment nicht weiter hinauszögern. Also klettert er in die Cockpit-Imitation und schnallt sich an. Doch schon ein paar Sekunden später ist alles überstanden. Fluchend und triefend lässt er sich auf die Seite fallen, lächelt dabei aber, bevor er hinaustapst, um sich umzuziehen. Erst jetzt zeigt ihm Trainerin Toohey die Aufnahme eines früheren Tunktests, bei dem die spanische Motorradmeisterin Laia Sanz sich in ihrem Gurt verhedderte und gerettet werden musste.

Der E1-Zirkus kam erstmals im April 2023 an den Lago Maggiore, als eine Test- und Trainingsbasis am Ostufer in der Marina di Verbella eingerichtet wurde. Und neben all den Freizeitbooten hier in der Marina sieht das RaceBird aus, als wäre es frisch aus dem All gelandet. Aber auch die Lernkurve bei der E1Trainingsakademie ist ziemlich steil: Den Kurs, der innerhalb von nur fünf Tagen zu absolvieren ist, hat Claire Toohey beinhart konzipiert.

Los geht es ganz trocken in einem Klassenzimmer, wo die Prüfl inge grundlegende Fähigkeiten wie Anlegen und Knotenbinden lernen. Anschließend besteigen sie erst ein Freizeitboot, dann ein leistungsstarkes Rennsportgeschoss namens Puma und schließlich: das RaceBird. „Unter normalen Umständen würde man nie so einen schnellen Sprung machen“, sagt Toohey. „ Es ist, als würde man heute den Führerschein machen, morgen in einen Ferrari steigen und übermorgen Formel 1 fahren.“

Nur die zischende Gischt, sonst Stille Doch heute und jetzt steht Kriss Kyle auf einem Holzsteg, zieht sich einen orangefarbenen Jumpsuit über und rückt den weißen Sturzhelm auf seinem Kopf zurecht. Wer nicht genau hinsieht, könnte ihn für Luke Skywalker halten. Die Foils bleiben untergetaucht, als Kyle erstmals am Steuer des RaceBird aus der Marina fährt, einem laut tuckernden Hilfsboot hinterher. An dessen Steuer sitzt Lino di Biase, ein grauhaariger Rennbootveteran und Gewinner mehrerer Weltmeisterschaften. Neben ihm analysiert Race Engineer Dean Clark – ähnlich wie in der Formel 1–eine verwirrende Menge an Echtzeitleistungsdaten. Als der Konvoi die Küste hinter sich gelassen hat, drückt Trainerin Mathilda Wiberg den Sprechknopf auf ihrem Headset: „Okay, Kriss, du kannst loslegen.“

Und wie! Das Boot erhebt sich aus dem See und schwebt, der Luftraum zwischen der Rumpfunterseite und der Wasseroberfäche ist sofort sichtbar. Doch anders als bei allen anderen Powerbooten, die je gebaut wurden, fehlt praktisch jegliches Motorengeräusch. Nur die zischende Gischt zerreißt die Stille.

„Mein Job ist klar definiert: Dieses Ding muss ‚Wow!‘ werden.“
SOPHI HORNE, DESIGNERIN DES RACEBIRD

Volle Deckung

Ein letztes Schutzelement wird fixiert.

Ein Großteil des Serviceteams hat Formel-1-Erfahrung.

Voll konzentriert

Vicky Piria kommt vom Autorennsport – nun debütiert sie als Testpilotin des RaceBird.

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„Wir setzten auch intern auf beinharte Konkurrenz.“
MATHILDA WIBERG, POWERBOOT- MEISTERIN

Traditionell fnden Powerboot-Rennen ja auf ofenem Wasser statt, weit weg vom Ufer. Die E1-Boote hingegen können viel küstennäher unterwegs sein, und das, so das Kalkül, zieht auch ein größeres Publikum an. Bei acht konkurrierenden Teams gehen immer vier Boote jeweils unmittelbar nacheinander ins Rennen, das verspricht ein actiongeladenes Spektakel – und perfektes Lobbying für vollelektrische Wasserfahrzeuge.

Die erste Saison besteht aus sieben Rennen und führt in legendäre Küstenstädte wie Monte Carlo, Genf und Rotterdam. Das große Finale steigt dann im November in Hongkong. In Venedig, wo der Wettbewerb im Mai Station macht, hat der Bürgermeister schon versprochen, ausnahmsweise das strikte Geschwindigkeitslimit von 20 km/h aufzuheben. Und all das ist freilich nicht möglich ohne trainierte und rennbereite Pilotinnen und Piloten.

Also zurück zu Kandidat Kriss Kyle. „Man spürt es körperlich, wenn man auf eine Welle trift“, japst Kyle nach dem ersten Durchgang. „Es ist die pure Anspannung! Ich habe mich am Steuer festgekrallt. Es hat lange gedauert, bis ich das Boot im Grif hatte – aber wenn man dann eine gute Runde hat, fühlt sich das großartig an. Es ist genau so, als ob ich mich mit dem Mountainbike in eine enge Kurve legen und die Böschung entlangrasen würde.“

Ein Schnabel, spitz wie eine Nadel

Hochgefühl Geradlinig und martialisch wie eine Rakete – doch im Alltag liebt es das RaceBird eher kurvig.

Rasch wird’s schneller. Und heikler. Der Clou bei der Geschwindigkeitsmaximierung besteht darin, dass das RaceBird, etwa beim Wenden, durchgehend auf den Foils fiegt – und das erfordert einen heiklen Balanceakt mit dem Strompedal: Ist man zu langsam unterwegs, generiert man nicht genug Auftrieb. Steigt man zu fest aufs Pedal, erzeugen die Foils zu viel Auftrieb: Wenn sie nämlich zu nah an die Oberfäche geraten, funktionieren sie nicht mehr, und das Boot plumpst in einem bombastischen Bauchklatscher wieder aufs Wasser.

Schnurgerade auf und ab zu cruisen ist eine Sache, doch sobald Kyle versucht, die Kurven zu nehmen, verliert er das Gleichgewicht. Der Rumpf schmettert zurück auf die Wasseroberfäche und schickt eine riesige Sprühwolke nach oben, das Boot hüpft hoch und runter wie ein Delfn. Im Hilfsboot sitzt indes Wiberg, die Trainerin, und lacht still in sich hinein. „Ich kann Kriss schimpfen hören, dabei hat er gar nicht auf ‚Sprechen‘ gedrückt“, sagt sie dann.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 Knoten (92 km/h) kann das RaceBird mit herkömmlichen Rennbooten in einem geradlinigen Wettrennen nicht mithalten – aber die E1 interessiert sich nicht für gerade Linien, sondern für die Schnörkel. Ihre Stärke liegt in der Manövrierbarkeit und in efzientem Kurvenfahrverhalten – wie Kyle es gerade zu beherrschen versucht. Und darin, dass ein Rennen dadurch dynamischer wird. In Kombination mit dem fast auf null gedimmten Sound ergibt das einen Wasserboliden, der die See- und Meeresfora deutlich weniger stört als übliche Schnellboote und auch Stränden und historischen Gebäuden in Wassernähe kaum zusetzt.

Aber wer steckt hinter dem RaceBird? Die erst 28-jährige norwegische Designerin Sophi Horne und ihr Start-up Seabird. „Meine ursprüngliche Inspiration waren die Vögel“, sagt sie. „Daher kommt die ganze Aerodynamik – da ist der Schnabel des Vogels, spitz wie eine Nadel, und die Flügel als die Foils.“

Im Januar 2019 unterbreitete Horne ihre Idee Alejandro Agag, dem Gründer zweier bestehender E-Automobil-Rennmeisterschaften, der Formel E und der Geländeversion Extreme E: Das ehemalige Mitglied des Europäischen Parlaments, Schwiegersohn des früheren spanischen Ministerpräsidenten José María Aznar, versammelt in seinem dicken Adressbuch die Größen aus Sport und Politik. Und nunmehr auch Horne. Einige Monate später meldete er sich bei ihr und bot ihr eine Investition an. Mit Agags Hilfe rekrutierte Horne für ihr junges Start-up Personal, dazu gehörte auch Agags guter Freund Rodi Basso als technischer Leiter. Basso, ausgebildeter Raumfahrtingenieur, hatte – wie passend – bei der NASA gelernt und – noch passender – in der Formel 1 gearbeitet.

Die E1-Meisterschaft, ein Gemeinschaftsprojekt von Basso als Geschäftsführer, Agag als Vorsitzendem und Horne als führender Gestalterin, war letztendlich Bassos Idee. Vergleichbar mit elektrischen Rennwagen, die die Entwicklung handelsüblicher E-Autos vorantreiben, werde so „die Elektrifzierung der Marinebranche beschleunigt“, argumentierte er.

Die einzige Ansage von Alejandro und Rodi lautete: Mach das Ganze ‚Wow!‘“, sagt Horne und lacht.

Und bald schon wurde der Prototyp von Wow zu Wasser gelassen. In Verbindung mit Bassos Ingenieurkünsten und Agags Status im E-Rennsport erregte er schnell die Aufmerksamkeit der Investoren. Kaum ein Jahr verging, da hatte der PIF, Saudi-Arabiens

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GEORGE MONK
„Beim

Driften hätte es

mich

fast

auf

den Kopf gestellt.“

Auto im Sinn

Extreme-E-Fahrer

Timmy Hansen vor seinem Erstversuch mit dem RaceBird. „Ich habe probiert, es wie meinen Rallycross-Wagen zu fahren“, sagte er danach. Was für ein Fehler!

Fonds für öfentliche Investitionen, bereits einen großen Anteil an der Meisterschaft erworben. Dem PIF, der bereits hohe Summen in saudische Fußballvereine investiert und Stars wie Cristiano Ronaldo gekauft hat, wird Sportswashing vorgeworfen, also viel Geld in Athletik aller Art zu stecken, um von der dürftigen Menschenrechtsbilanz des Königreichs abzulenken. Auch Greenwashing­Vorwürfe wurden erhoben. Professor Carlos Duarte, ein Meeresbiologe, der in Saudi­Arabien arbeitet, nimmt zur Kenntnis, dass da eine gewisse Skepsis an der Umweltbilanz der Serie unvermeidlich ist. Die E1 verteidigt er dennoch uneingeschränkt.

„Wir müssen uns zusammenreißen, um den Klimawandel in den Grif zu kriegen, und das Einzige, was viele von uns eint, ist der Sport“, sagt er. Vor der E1 hat er schon mit anderen Sportgremien wie dem Olympischen Komitee Spaniens gearbeitet. Lange Jahre der Erfahrung hätten ihm gezeigt: „Wenn ein Sportheld über den Klimawandel spricht, kommt die Botschaft viel besser an.“ Und Agag fügt hinzu: „Rechnet man die Reichweite der Teilnehmenden und der Teambesitzer ein, haben wir bald mehr als eine Milliarde

Follower in den sozialen Medien.“ Jetzt muss die E1 nur noch Erfolg haben. Und Mathilda Wiberg, die 20­jährige schwedische Powerboot­Meisterin, hat die Aufgabe, den Kandidatinnen und Kandidaten des Piloten­Castings so richtig auf Steuermann zu bringen und sie mit allem vertraut zu machen, was sie über Rennboote wissen müssen – besonders, da das oft alle bisherigen sportlichen Grenzerfahrungen sprengt.

„Ich habe versucht, damit zu fahren wie mit meinem Rallycross­Wagen“, sagt der schwedische ExtremeE­Fahrer Timmy Hansen über seine erste Fahrt im Puma­Übungsboot. „Ich bin mit ordentlicher Aggression in die Ecke reingefahren und habe versucht, ein bisschen zu driften, aber ofenbar war das viel zu viel. Ich hätte mich fast auf den Kopf gestellt.“ Als er zum ersten Mal das RaceBird in Betrieb nimmt, schaft es Hansen nicht, einige dramatische Bauchklatscher zu vermeiden. „Es ist völlig anders als Autofahren und braucht richtig viel Übung“, bilanziert er.

Wie mit 200 km/h auf dem holprigen Highway Ja, dieses wundersame Wasserwesen ist schwerer zu fahren, als man ihm ansieht. Und es fühlt sich auch viel schneller an, als es wirklich ist. „Stell dir vor, du fährst mit dem normalen Auto 200 km/h auf einer holprigen Autobahn – genauso fühlt sich das an bei 40 Knoten. Und wenn man runterknallt, ist das ziemlich heftig“, sagt Hansen. Dennoch: Schon bald hat er den Dreh raus, und bis zur letzten Runde des Tages ist er bei „Torque Map 5“ angelangt, der schnellsten Einstellung des RaceBird.

Die Trainingstage hier am Lago Maggiore haben ihren eigenen, natürlichen Rhythmus. Er ist dadurch vorgegeben, dass das RaceBird nach jeder Stunde auf dem Wasser neu aufgeladen werden muss. Zwischen den Durchgängen haben die Prüflinge Zeit, sich über das Erlebte auszutauschen. „Du warst schnell“, sagt Kyle zu Hansen. „Vielleicht zu schnell“, antwortet dieser. Koketterie unter Konkurrenten – beide wissen, bald könnten sie Gegner sein. Denn Wiberg, die Ausbildnerin, sagt, bis jetzt hätten alle sie sehr beeindruckt: „Die Autorennsportler wie Timmy er fassen rasch, wie man am schnellsten um die Kurve kommt, dafür balanciert Kriss ganz ausgezeichnet auf den Foils, was wahrscheinlich dem entspricht, wie er das Gleichgewicht auf seinem Bike hält.“

Den angehenden Pilotinnen und Piloten kommt zugute, dass das Boot, ähnlich einem Düsenjäger, elektronisch gesteuert ist. Das Fly­by­Wire­System erfordert keine besondere Körperkraft, daher können Männer und Frauen ebenbürtig gegeneinander antreten. Außerdem erfolgt die Steuerung angenehm intuitiv, mit violetten und grünen Leuchttasten erinnert das Steuer eher an einen XBox­Controller. „Trotzdem ist es ganz anders als alles, womit ich je in meinem Leben gefahren bin“, sagt Lucas Ordóñez, ehemaliger Le­Mans­Teilnehmer und selbst Bootseigner, der mit Kyle und Hansen trainiert. Und auch er stimmt in den Chor der Verwunderung ein: „Das Ding hat mit Bootfahren nichts mehr zu tun. Das ist Fliegen.“

Vicky Piria, eine weitere Auszubildende, weiß, was es heißt, neue Fahrzeuge in Betrieb zu nehmen: Sie ist bei Formel­3­ und GT­Meisterschaften ebenso angetreten wie bei der mittlerweile eingestellten W­Serie

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Vogel gelandet

Mit geöffnetem Cockpit ruht das RaceBird auf dem Wasser – erst frischer Strom, dann wieder Sturm.

rein für Frauen. Doch auch sie hat Respekt vor etwas derart Neuem, zumal da bei den eigentlichen Rennen ein Boot gegen drei andere Boote ins Rennen geht, die alle nach vorn drängen. „Das Überholen bereitet mir Sorgen, die Gefahr des Kontakts“, sagt sie. „ Es wird echt noch mal aufregender, wenn wir dann von anderen Booten umgeben sind.“

Piria hat Erfahrung mit Unfällen bei hoher Geschwindigkeit. Im Vorjahr brach sie sich das Steißbein, als bei 260 km/h die Radaufhängung ihres GT-Wagens versagte. „Sobald ich die Bremsen berührte, war das Auto vollständig unkontrollierbar“, erinnert sie sich. Für ihre Eltern ist ihre Bewerbung für die E1 allerdings noch beunruhigender: „Sie haben Sorge wegen der Kombination aus Elektrizität und Wasser.“

Dabei war die naheliegende Frage, wie man eine Starkstrombatterie gefahrlos zu Wasser lässt, relativ schnell geklärt, wie Ingenieur Dean Clark erklärt: Die

Batterie sei „eine Box in einer Box“, die an acht Verankerungen in einem eigenen Karbonfasergehäuse hängt. Die richtige Form für die Foils zu fnden, habe hingegen Jahre gedauert. Die ersten Versionen seien einfach an den Rumpf eines bereits vorhandenen Bootes geschraubt worden. „Wir nannten es ‚Frankie‘ – kurz für Frankenstein“, erinnert sich Designerin Sophi Horne. „Hübsch war es wahrhaftig nicht.“

Die aktuellen RaceBirds sind im Gegensatz dazu pure Geschmeidigkeit – selbst dann, wenn sie, manchmal noch in Einzelteilen, darauf warten, zusammengesetzt zu werden: Die riesige Lagerhalle befndet sich eine kurze Fahrt von Marina di Verbella entfernt. Hier herrscht geschäftiges Treiben: Ein hochqualifziertes Team umschwirrt fünf neue Karbonfaserrümpfe so emsig wie Mechaniker beim Boxenstopp. „90 Prozent der Leute waren vorher bei der Formel 1, der Formel E oder in Le Mans“, sagt der technische Betriebsleiter Chris Bluett. Ob die Pilotinnen und Piloten den gleichen Grad an Kompetenz erlangen werden, ist noch ofen – aber Claire Toohey, die Powerboating-Trainerin, ist zuversichtlich. „Die sind alle gewohnt, in kurzer Zeit viel Information aufzunehmen.“

Gottlob, endlich – Boot im Lot

Es ist Kyles vierte und letzte Runde in dem RaceBird. Er hat sich als vielversprechender Kandidat hervorgetan: Elegant fiegt er übers Wasser, bedient die Steuerelemente und hält das Boot im Lot. Selbst Mathilda Wiberg, die Powerboot-Meisterin im Hilfsboot, ist beeindruckt. „ Alle haben am Ende des Trainings ein wirklich hohes Niveau erreicht“, sagt sie. „Das war unser Ziel für die Rennserie. Wir wollen von Anfang an eine beinharte Konkurrenz.“

Schon bald werden die Mechaniker das Boot wieder aufladen müssen, um es für die nächsten Teilnehmenden fertig zu machen. Kyle, Ordóñez und die anderen haben ihr Basistraining nun bald hinter sich. Sie werden in ihren rasanten Alltag zurückkehren und nicht wissen, ob sie je wieder einen Fuß auf das RaceBird setzen dürfen. Die Zusammenstellung der Teams steht noch bevor, Zeitpläne und Verträge müssen noch ausgehandelt werden. Die endgültige Aufstellung ist noch lange nicht entschieden.

Draußen auf dem Lago Maggiore dreht Kyle seine fnale Schleife, während Lino di Biase, Bootstechniker und Ikone des Powerboat Racing, gebannt auf die Stoppuhr schaut. Er hat die Rundenzeiten aller TestRacer gemessen und ausgewertet. Noch ehe Kyle an Land geht, entweicht dem Italiener ein melodiöses „È bravo, questo ragazzo“. Mehr Applaus geht nicht.

Der Sprung ins Team bleibt Kriss Kyle dennoch verwehrt. Beim ersten Rennen der UIM E1 World Championships Anfang Februar in Dschidda, SaudiArabien, gewinnt Team Brady. Für Kyle war es dennoch eine einzigartige Erfahrung. „ Es ist schon cool, zu den Leuten zu gehören, die überhaupt als Piloten infrage kommen – total neu und einmalig“, sagt er. Obwohl er kein großer Freund des Wassers ist, denkt er nun darüber nach, sich ein Boot zu kaufen. „Womöglich sogar ein elektrisches.“ Das nennt man in der Branche dann wohl fiegenden Wechsel.

Mehr Infos: e1series.com

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DIE WENDE DES WIZARDS

Von den Straßen Vancouvers tanzte er sich in den Kreis der besten Breaker der Welt. Doch in ihm rumorte es: „Du bist nicht gut genug, verdienst keine Siege.“ Bis B-Boy Phil Wizard die Choreografe seines Lebens änderte – und so zum Favoriten für Olympia wurde.

TEXT ZOEY GOTO FOTOS CHRIS SAUNDERS
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Bewegtes Leben

Der kanadische B-Boy Philip Kim, in der Szene als Phil Wizard bekannt, beim Shoot in Paris

Alors en danse! Wenn im Sommer in Paris zum ersten Mal ein Olympiasieger im Breaking gekürt wird, gehört Phil zu den Gold-Kandidaten.

Härte

kennt er, Härte kann er. Nun entwickelt er einen Sinn für Freiheit.

Seine grelle Jacke in Lila-Rot und die leuchtend helle Wollmütze, die er sich tief ins Gesicht gezogen hat, sind die einzigen Farbtupfer inmitten einer brutalistischen Großstadtarchitektur. Phil Kim, in der BreakingSzene als Phil Wizard berühmt, sind die Strapazen der letzten Monate kaum anzumerken, als ich ihn zum Interview trefe. Dabei ist das Leben eines Breaking-Profs, das ihn rund um den Globus von Battle zu Battle führt, unglaublich anstrengend.

Der Wizard strahlt Leichtigkeit aus, als er uns da vor der Kulisse des Wohnparks Orgues de Flandre, Paris, federnden, hüpfenden Schrittes entgegenmovt. Rechtzeitig zum Fotoshooting bricht die Sonne durch, als müsste sie diesen Magier ins Rampenlicht rücken. Der sucht und fndet vor der Kamera seinen Rhythmus, immer im Takt der Beats, die blechern aus einem mitgebrachten Lautsprecher dröhnen. Immer mehr Passanten halten an, um den jungen Mann zu beobachten, der hier wie beiläufg die wildesten Verrenkungen raushaut. Was die wenigsten von ihnen wissen: Der Straßenkünstler ist Olympiateilnehmer.

Es ist Oktober 2023, und in Paris steigt das 20. Red Bull BC One World Final, der größte Breaking-Wettbewerb der Welt. Das Gipfeltrefen einer bunten, dynamischen, lautstarken Subkultur, zu deren herausragenden Vertretern Phil Wizard gehört. Wenn Breakdance im kommenden Sommer hier in der Stadt erstmals olympisch sein wird, wird der 26-jährige Kanadier ein heißer Medaillenkandidat sein. Vor nicht einmal fünf Jahren war er hier in Paris in der ersten Runde ausgeschieden. Heute ist er Teil der Red Bull BC All Stars, einer exklusiven Crew, bestehend aus den weltbesten Tänzern.

Sein erster Move? Blenden wir zurück auf die Straßen von Vancouver, Phils Heimatstadt. Im zarten Alter von elf Jahren hatte ihn dort eine Performance der Now or Never Crew, des Fixsterns der örtlichen Hip-Hop-Szene, wie aus dem Nichts in ihren Bann gezogen. Was für ein Zufall: Ausgerechnet eines der Crewmitglieder leitete wenig später einen Workshop in Phils Schule – was diesen dazu inspirierte, sich für ein Tanzcamp anzumelden. So weit, so leichtfüßig. Doch Phil fand eine weitere, in seinen Worten „nicht ganz so coole“ Inspiration: die romantische, etwas klischeehafte Tanzflmreihe „Step Up“. Als wir zwischen den Fotos eine kurze Pause einlegen, gibt

er zu: „Es ist mir etwas peinlich, aber ich habe dieses kitschige Zeug geliebt. Als Kind denkt man zuerst einmal nur: ‚Wow, die tanzen im Regen – wie cool ist das denn?!‘“ Choreografe und Kreativität hätten ihn am Anfang viel mehr fasziniert als das Breaken an sich, sagt er. „Ich war ein lebhaftes und fantasievolles Kind. Ich habe viele Animes und Superheldenflme geschaut und getan, als wäre ich ein Teil dieser Geschichten.“

Es begann mit den Heartbreakern – doch bald gab es nur noch Breaking: Der Teenager Phil schaute statt Animes YouTubeVideos der angesagtesten Breaker und holte sich bei den großen Crews aus Vancouver Tipps, wie man am schmalen Grat zwischen kreativer Selbstverwirklichung und kommerziellem Erfolg trittsicher wird. Davon abgesehen war Phil auf sich allein gestellt. Denn je tiefer er in die Breaking-Szene eintauchte, desto weniger Rückhalt spürte er von daheim. „Meine älteren Brüder haben im Versicherungsgeschäft und als Juristen Karriere gemacht“, sagt er. „Ich war der Außenseiter. Der Druck war auch deshalb so groß, weil ich aus einer Einwandererfamilie komme.“

Kampf gegen den eigenen Kopf Als Phils Mutter mit ihm schwanger wurde, lebte die Familie noch in Korea. Noch vor seiner Geburt emigrierte sie mit Phils Vater und den Söhnen nach Kanada. „Meine Eltern haben viel dafür geopfert, um in Kanada ein neues Leben zu beginnen. Sie wollten die größtmögliche Sicherheit für ihre Kinder“, sagt Phil und wirkt nachdenklich. „Nicht nur für meine Eltern, auch für mich selbst war die Entscheidung hart, ganz andere Wege zu gehen und eine Karriere als Breaker einzuschlagen.“

Um seine Familie zu beruhigen, schrieb sich Phil für ein Psychologiestudium ein. Doch schon nach einem Semester war für ihn Schluss. „Ich habe das Studium sein lassen, weil ich ein anderes Ziel vor Augen hatte: das Red Bull BC One in Los Angeles, die Vorqualifkation für die World Finals. Ich dachte mir: Wenn ich dieses Event tatsächlich gewinne, lasse ich alles stehen und liegen und versuche mein Glück mit Tanzen.“ Das Risiko zahlte sich aus. Phil Wizard holte in Kalifornien auf Anhieb den Titel – der Grundstein für ein Leben als Prof-Breaker war gelegt.

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Doch dafür musste er sich erst gegen den schwierigsten Gegner überhaupt durchsetzen – seinen eigenen Kopf. Während er andere mit seinen Moves beeindruckte, musste Phil sich immer wieder und wieder selbst davon überzeugen, gut genug für die ganz große Bühne zu sein. „Es war ein täglicher Struggle. Ich fragte mich stets, ob ich beim Breaken bleiben sollte“, erinnert er sich an seine schwierigste Phase.

Er zog wieder bei Mama und Papa ein und verdiente sich als neues Mitglied der Now or Never Crew, mit der er auf Firmenfeiern und Hochzeiten tanzte, ein paar Dollar dazu. Neben den Shows ging er bei kleineren Wettkämpfen an den Start und etablierte sich allmählich als fester Bestandteil von Vancouvers Hip­Hop­Szene. „ Damals habe ich viele Kämpfe mit mir selbst ausgefochten, um herauszufnden, was ich tun wollte“, sagt er. „Rückblickend glaube ich gar nicht, dass ich der talentierteste Tänzer war. Ich war sicher nicht der Junge, bei dem sich alle einig waren, dass er es schaft. Aber ich habe mich Schritt für Schritt hochgearbeitet, weil ich mit Leidenschaft bei der Sache war.“

Choreografe einer Wandlung

Die harte Arbeit beschränkte sich bei weitem nicht auf Moves und Beats. Viel schwieriger war es für Phil, seine Mentalität umzukrempeln. Denn was ihn jahrelang kleingehalten hatte, war er selbst. „Es gab Competitions, in denen ich unter einem starken Hochstapler­Syndrom litt. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich ein Betrüger und würde anderen etwas vormachen. Selbst wenn ich im Halbfnale stand, hatte ich das Gefühl, den Sieg nicht zu verdienen. Und dann stürzte alles auf mich ein.“

Mangelndes Selbstvertrauen und großer Ehrgeiz verbanden sich zu einer toxischen Mischung, die Phils Leistung und mentale Gesundheit verschlechterte. „Ich musste gewinnen, um weiterzukommen, und irgendwann genug Geld verdienen, um davon leben zu können. Deshalb hatte jedes Event für mich eine riesengroße Bedeutung. Entsprechend down war ich, wenn ich verlor. Aber auch wenn ich gewann, machte ich mir selbst das Leben schwer. Dann hatte ich eben dieses Gefühl, nicht meine beste Leistung abgerufen zu haben.“

Battle gewinnen – kein Problem.

Den Wettkampf genießen? Das ist Next Level.

Wizard erkannte, dass er in sämtlichen Belangen lockerer werden musste. Er ging in sich und lernte, eine gesunde Distanz zum Wettkampf zu bewahren, anstatt ständig zu grübeln. „Es ging darum, Erwartungen zu vergessen – die eigenen und jene von außen – und den Moment zu genießen“, erklärt er die Choreografe seiner Wandlung. „Ich meditiere nicht, aber ich versuche schon, den Moment bewusst wahrzunehmen, präsent zu sein und mit einer positiven Einstellung in jeden Wettkampf zu gehen. Ich habe lange gebraucht, um das zu verinnerlichen. Das Hochstapler­Syndrom kommt und geht, auch heute noch. Aber meine Lebensphilosophie ist, dass ich eben nicht alles kontrollieren kann. Ich versuche jetzt, mir in den Wettkämpfen mehr Freiheiten zu nehmen.“

Vancouver chillt, die Welt bebt

Allein im Jahr 2023 hat er vier Goldmedaillen auf dem Circuit der Weltelite ertanzt. Die fndet rund um den Globus statt, in Südkorea zum Beispiel, Brasilien, Portugal oder England. Phil konnte in diesem Jahr kaum länger als eine Woche in seiner Heimat verbringen. Wenn er es nach Vancouver schaft, reduziert er seine sozialen Kontakte deshalb auf ein Minimum. „Das ist meine Zeit zum Abschalten, Chillen und Schlafen“, sagt er. „ Zu Hause bin ich kein besonders lustiger Mensch. Die aufregenden Sachen mache ich lieber unterwegs.“

Und wie! Denn das hier ist Paris, und am nächsten Tag machen sich Wizard und eine kleine kanadische Clique auf den Weg zum Cent Quatre, einem ehemaligen Beerdigungsinstitut aus dem 19. Jahrhundert. Heute ist die frühere „ Fabrik der Trauer“, wie sie genannt wurde, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst: eine der Eventlocations für die BC One World Finals.

Die Luft ist zum Schneiden dick, die Atmosphäre ist, und das ist wohl der größte Unterschied zu früher, an diesem Abend so richtig lebendig. Hunderte Menschen

Moving On Up

Phil Wizard beim Red Bull BC

One World Final 2023 in Paris.

1 Sein Achtelfinal-Auftritt gegen B-Boy Amaro (li.)

2 Die Jury entscheidet mit vier zu eins für Wizard.

3, 4 Wizard performt im Halbfinale.

5 Seine Freude über den Einzug ins Finale

6 Der Final-Showdown steht an: Wizard gegen Hong 10

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strömen ins Studio in Erwartung, dass vor ihren Augen Breaking-Geschichte geschrieben wird. Auch ein Vertreter von Guinness World Records ist vor Ort, zu erkennen am förmlichen Outft.

Ein B-Boy nach dem anderen tritt an, um einen „Double Airfare“ zu meistern – eine spektakuläre Figur, bei der die Breaker ihr ganzes Gewicht auf eine Hand verlagern, sich zu einer Ganzkörperdrehung in die Luft katapultieren und dann auf der anderen Hand landen. „ Ein übermenschlicher Kraftakt, den noch niemand auf der Welt bei einer ofziellen Veranstaltung gezeigt hat!“, überschlägt sich der Moderator. Darf der herausgeputzte Mister Guinness schon jetzt den Notizblock zücken?

Als Erster betritt Monkey King aus Taiwan die Matte, um die sich ein Kreis aus Zuschauern versammelt hat. Er schraubt sich wie ein Korkenzieher hinauf – aber statt eines Weltrekords wird er letztendlich nur einen gebrochenen Finger verbuchen.

Zwischen Leistung und Lifestyle Wizard ist nur hier, um die Cypher zu beobachten, einen Contest, bei dem BreakerFormationen nacheinander antreten und improvisieren. Auf den Plattentellern der DJs drehen sich Old-School-Scheiben, zu deren Klängen die Breaker ihre Körper rhythmisch verformen. In diesem Kosmos, mitten in der Community, wirkt Phil völlig entspannt. Hier ist er eine Celebrity. Begeistert springt er von seinem Platz auf und zückt sein Handy, um besondere Moves festzuhalten. Wenn er das Ergebnis danach auf Social Media postet, verfasst er Lobeshymnen auf die Konkurrenz.

Ja, die Breaker und Hip-Hopper sind eine solidarische, eng verbundene Gemeinschaft. Doch wenn es darum geht, dass Breaking in diesem Jahr eine olympische Disziplin sein wird, scheiden sich die Geis-

ter. Puristen fürchten, dass sich Breaking, ursprünglich kreatives Ventil für die marginalisierte migrantische Jugend New Yorks, von seinen subkulturellen Wurzeln entfernt. Wizard dagegen betrachtet die Entwicklung überwiegend positiv. „Natürlich wird sich so einiges ändern, und das macht viele nervös. Die Atmosphäre ist jetzt schon wettbewerbsorientierter, die Veranstaltungen werden ernster“, sagt er. „Sicher steht jetzt der Sport im Vordergrund, aber es gibt dahinter immer noch eine Kultur. Die Underground-Szene wird es immer geben –man kann immer noch Jams veranstalten, und die Leute werden kommen.“

Denn wie für viele andere ist Breaking auch für Wizard in erster Linie Kunst, und dennoch: „Ich trainiere 20 bis 25 Stunden pro Woche, wenn ich zu Hause bin“, sagt er. „ Ich gehöre zur jüngeren Generation, die sich mehr um ihren Körper kümmert, um länger durchzuhalten zu können.“

Breaking hat seine Identität verändert. Aber auch Wizard selbst gesteht, dass er innerlich zwischen den Stühlen steht, seit er 2022 Mitglied der Red Bull BC One All Stars wurde – und damit ein ganz großes Ziel erreicht hatte: „Klar, ich will BC One oder die Olympischen Spiele gewinnen, das wäre natürlich großartig“, sagt er. Doch nach all seinen Siegen im Vorjahr fel er wieder auf den Dancefoor der Tatsachen zurück. „Ich hatte das Gefühl, dass ich karriere mäßig fast alles erreicht hatte, was ich wollte“, sagt er. Hatte sich der Magier noch satt gesiegt? Denn auf einmal schlich sich da – erst

Und da war sie wieder, diese bohrendste aller Fragen: Was kommt als Nächstes?

sanft, dann fast schon bohrend – wieder diese eine unverwüstliche Frage ein: „Und was kommt als Nächstes?“ Nicht an Titeln, an Emotionen.

Die Antwort fand Phil Wizard in seiner neuen Mentalität. Ehrgeizige Ziele, Pläne und Strategien waren gestern, nun konzentriert er sich auf Ausdruck und Kreativität. „In Wettkämpfen bin ich auf einem hohen Niveau, aber künstlerisch bin ich noch lange nicht am Ende“, sagt er. „Wenn ich mich ansehe, sehe ich Mängel und Blockaden. Jetzt geht es darum, meine Entwicklung voranzutreiben, einen Sinn für Freiheit zu entfalten und neue Moves zu fnden. Es gibt noch so viel zu tun.“ Und diese Selbstkritik ist keine Koketterie. Denn Phil will den Flow genießen und mit einem guten Gefühl aus jeder Runde hervorgehen. „ Das ist eigentlich unmöglich“, gibt er lachend zu, „aber genau das motiviert mich.“

Der stille Sieg des Zweiten

Doch jetzt ist Showtime, und die Motivation wächst wie von selbst: Red Bull BC One

World Final – und zwar das Finale des Finales: Wizard steht im Scheinwerferlicht von Roland Garros, wo jedes Jahr die French Open der besten Tennisspieler stattfnden, um hier seine veränderten Ansprüche erstmals auf die Probe zu stellen. Nach einem intensiven, vier Stunden dauernden Wettbewerb, in dem 16 B-Boys und 16 B-Girls gegeneinander antreten, hat er es in die allerletzte Runde geschaft und trift dort auf seinen alten Freund Hong 10: einen südkoreanischen B-Boy, der für seine enorme Ausdauer bekannt ist.

Head Spins, Freeze-Posen und die präzise Fußarbeit sind spektakulär genug. Aber noch beeindruckender ist der Spaß, mit dem Phil bei der Sache ist. Bei guten Moves applaudiert er seinem Kontrahenten, umarmt ihn sogar zwischen den Runden. Als Hong 10 letztendlich zum Sieger erklärt wird, freut sich Wizard sichtlich mit ihm. „Wir hatten von Anfang an vereinbart: ‚Wir trefen uns im Finale‘“, sagt er. „Ich wollte einfach Spaß beim Battle haben. Vor allem wollte ich aber zeigen, dass es auch auf der größten Bühne der Welt einfach nur um die Liebe zum Breaken geht.“

Hong 10 gewinnt am Ende den Titel, aber Wizard hat erreicht, was er einst für unmöglich hielt: loszulassen und den Job zu genießen. „Früher fanden die Kämpfe in mir selber statt, aber das passiert mir nicht mehr“, sagt er. Diesmal ist Phil Wizard Zweiter geworden und hat doch gewonnen.

Langsam erlöschen die Lichter von Roland Garros. Drinnen düster, draußen düster – nur einer, der weiterhin brennt.

Instagram: @philkwizard

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Gute Lage

Wer alle Erwartungen abstreift, weiß Phil heute, ist frei, den Moment zu genießen.

MUST-HAVES

1 WANDERPROFI

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Zwischen Wolken und Wasser: Skyrunner Rémi Bonnet zeigt uns sein Tessin.

Dein Guide für ein Leben abseits des Alltäglichen REISEN, HÖREN, OPTIMIEREN, KAUFEN – UND ERLEBEN!
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UND JETZT DU!

Rémi Bonnet, 29

Der Schweizer ist einer der besten Skibergsteiger und Bergläufer der Welt.

RUNNER’S HIGH

Trail-König Rémi Bonnet scheint die Berge hochzufliegen. Auf diesen Traumpfaden im Tessin hebt er am liebsten ab.

Das Tessin ist wie geschafen für Bergläufer. Mischwälder, Hügelkämme und schrofe Berge bieten eine enorme landschaftliche Vielfalt.

Ein Netz von 1400 Kilometern Trails durch unterschiedlichste Terrains sorgt für eine breite Vielfalt an Herausforderungen. Abgesehen vom hohen Trainingspotenzial bietet das Tessin auch ein ästhetisch besonderes Erlebnis: Die perfekt instand gehaltenen Trails der Region Ascona-

Locarno führen vorbei an Bergseen, Wasserfällen und traditionellen Bergdörfern. Und wo immer ihr auf den Ridges, den schmalen Graten dieser Gegend, unterwegs seid: Die stille Präsenz des Lago Maggiore ist immer spürbar. Diese Nähe schlägt sich auch im sanften Klima und in der hohen Luftqualität nieder: Lungen in love!

Ich möchte hier genauer auf den Trail zwischen der Cimetta und der Alpe Nimi eingehen, eine anspruchsvolle

dreistündige Tour, die nur zwischen Juni und Oktober möglich ist. Wir starten in Muralto auf etwa 200 Metern über dem Lago Maggiore und gewinnen rasch und stetig an Höhe. Unser erster Zielpunkt ist die Cardada-Cimetta-Gondelstation. Von hier aus zieht der eigentliche Vallemaggia-Trail, auf den ich gleich näher eingehe, nach Norden.

Auf höchstem

Niveau: Die Wirtsleute der Nimi­Hütte versorgen Remi mit hausgemachtem Ziegenkäse und Gnocchi.

REISEN
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STEFAN KUERZI

Etappenziel: Rémi erreicht die Capanna Nimi, eine Alp auf 1718 Metern.

Theoretisch kann man auch die Bergbahn bis hierher nehmen (€ 32), aber ich gehöre zu den Menschen, die es sich nicht gern einfach machen.

Ein Tipp zwischendurch: Wenn ihr im Berglauf noch nicht viel Erfahrung habt und euch die Grundkondition erst erarbeiten müsst, dann würde ich euch den Weg bis hierher empfehlen. Er ist etwa sieben Kilometer lang und in eineinhalb Stunden machbar. Ihr könnt dann einfach mit der Seilbahn wieder zurück ins Tal schaukeln. Eine weitläufgere Variation bietet der Cardada Loop. Da seid ihr etwa weitere drei Stunden unterwegs, und der Weg bringt euch wieder zurück zur Talstation in Orselina, Locarno.

Doch zurück zu unserem Trail: Dieser heißt Via Alta Vallemaggia (abgekürzt VAVM), führt über 200 Kilometer um das Maggia­Tal, ist zum Teil exponiert (Schwierig­

keitsgrad T3 bis T5, wenn auch mit Ketten gesichert) und nur mit mehreren Übernachtungen machbar. Wir wollen auf ihm nur eine gemütliche, etwas mehr als zehn Kilometer lange Tagesetappe laufen. Los geht’s!

Ab der Bergstation der Gondel (1646 m) ziehen wir weiter bergauf, durch Wälder und Wiesen. Nach dem Gipfelhaus der Cardada lassen wir

auf 1718 Metern, die unsere Herberge (€ 32) für heute Nacht sein wird. Auf dem mit blauen Punkten markierten Weg halten wir uns nach Norden und meist direkt am Gratverlauf, passieren die Cima della Trosa (1869 m) und den Aussichtspunkt Madone. Später nehmen wir in der Südwestfanke des Pizzo d’Orgnana (2210 m) die ausgeschilderte Abzweigung nach

die Baumgrenze unter uns, es geht über die Kuppen und Senken des Grates zwischen den Tälern Vallemaggia und Verzasca. Keine Angst, der Pfad (Schwierigkeitsgrad T4) setzt hier nie wirklich aus. Jedoch solltet ihr schwindelfrei sein und über Trittsicherheit verfügen. Diese Strecke ist ein guter Test, ob ihr die mentale Stärke habt, die für die gesamte Via Alta Vallemaggia notwendig ist.

Unser Tagesziel ist die Capanna Nimi, eine Steinhütte

links, also nach Nordwesten, über den Passo di Nimi und die Cima di Nimi (2191 m) hinab zur Alpe Nimi. Immer wieder zieht Nebel über die Steilhänge und Gratkanten. Wenn es regnet, ist auf dem rutschigen Gras erhöhte Vorsicht geboten.

Die Alpe Nimi, im Jahr 1742 errichtet, ist eine Ziegenalp mit Gästebetrieb. Hier werden wir von den Wirtsleuten herzlich empfangen und freuen uns über einen Aperitif mit Ziegenkäse, mariniertem Paprika,

Fußbad mit Panorama: Rémi spannt auf der Alpe Nimi aus.
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knusprigem Brot und später über Gnocchi, Desserts und Kuchen – alles selbst gemacht!

Dabei schweift der Blick über den Lago Maggiore. Das Monte-Rosa-Massiv ist an diesem Tag leider in Nebel gehüllt. Die Hütte bietet achtzehn Schlafplätze, und es empfehlt sich – gerade im Sommer – zu reservieren.

Sie ist übrigens auch in gut vier Stunden von Gordevio direkt aus dem Tal darunter zu erreichen. Ihr könnt diesen Weg am nächsten Tag als Abstieg nehmen und mit dem Bus wieder nach Locarno fahren –oder ihr lauft denselben Weg über den Grat wieder retour. Auf dem Trail werdet ihr sicherlich mit Ziegen Freundschaft schließen. Seid nett zu ihnen und beobachtet sie gut, denn sie sind die wahren Meister unter den Bergläufern!

Eine weitere Route, die ich euch noch kurz vorstellen möchte, ist der Valle Verzasca Trail. Start ist beim Stau-

damm, von dort zieht sich eine 24 Kilometer lange, sehr schöne Strecke durch den Wald und durch die verstreuten Siedlungen von Vogorno.

Ein echter Hingucker ist das Dorf Lavertezzo, bekannt für seine doppelbögige Steinbrücke. Ihr könnt dort wieder umkehren. Oder: Ihr setzt euren Lauf fort, über Brione entlang des Sentiero per l’arte

mit seinen zeitgenössischen Skulpturen, bis nach Sonogno. Von hier fährt ein Postbus zurück zum Taleingang.

Bonus-Tipp für eine steilere Herausforderung: Ihr lauft von Frasca (885 m) ganz hinten im Val Verzasca über knapp 1000 Höhenmeter hinauf zum idyllischen Bergsee von Efra. Falls ihr diesen eher steilen Trail wählt, gelangt ihr mit Auto oder Postbus bequem bis zum Ausgangspunkt Frasca. Oder ihr joggt zum Auslaufen einfach zurück.

Mehr über Rémi: redbull.com Instagram: @remi_bonnet

Zielwasser: Abkühlung am Lago Maggiore

SO KOMMST DU HIN

Von Norden führt die A2 durch den Gotthardtunnel ins Tessin. Mit dem Zug geht es direkt von Zürich, Basel oder Luzern nach Locarno. Rémi Bonnet: „Locarno ist mit seiner mediterranen Architektur und seinem sanften Klima eine besonders charmante Stadt.“ Übrigens: In der Weinbar Isolino gibt es köstliche Bruschette. Das beste Eis und künstlerisch angerichtete Desserts bekommt ihr im Al Porto Café Lago. ascona-locarno.com

UND DAS MUSS MIT

Rémis Check-List

„Eineinhalb Liter Wasser, ein kleines Erste-Hilfe-Set, Windjacke und ein paar Snacks für den Blutzucker. Dünner Schlafsack, Smartwatch mit Kompass. Socken und T-Shirts zum Wechseln bei einer Übernachtung in der Berghütte. Handschuhe, die eure Hände schonen, wenn ihr euch an Eisenketten zur Sicherung festhaltet. Und natürlich TrailrunningSchuhe mit gutem Profil.“

REISEN
Rémi läuft über Stock und Stein – buchstäblich.
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Locarno Ascona TESSIN Bern Schweiz STEFAN KUERZI SIMON SCHREYER

DEIN LAUF DEIN BEAT EIN ZIEL

Am 5. Mai 2024 fndet der Wings for Life World Run statt. Philips Sports Headphones unterstützt den globalen Laufevent als Partner – und dich dabei, dein persönliches Ziel zu erreichen.

Musik und Laufen gehören einfach zusammen. Menschen zu motivieren, sich körperlich und geistig gesund zu halten, treibt auch Philips Sports Headphones als Global Partner des Wings for Life World Run an. Das gemeinsame Ziel ist es, eine Heilung für Rückenmarksverletzungen zu fnden. Aus der Neurowissenschaft ist zudem bekannt, dass wir unsere Bewegungen instinktiv an den Takt der Musik anpassen. In diesem Zusammenhang hat Philips Sports Headphones die kabellosen Open-Ear-Sportkopfhörer entwickelt. Sie sind nicht nur superleicht und robust, sondern sorgen dafür, dass du alles hörst, was um dich herum passiert – ohne auf detailgetreuen Klang mit satten, klaren Bässen zu verzichten. Perfekt auch für den Wings for Life World Run App Run.

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DER MODUS

Der Startschuss fällt weltweit um 11 Uhr UTC. Nach 30 Minuten beginnen die „Catcher Cars“ damit, die Teilnehmer von hinten einzuholen. Wer als letzter überholt wird, gewinnt.

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DIE JÄGER

Die Catcher Cars erhöhen kontinuierlich ihre Geschwindigkeit. Wird ein Läufer überholt, scheidet er aus. Dabei wird automatisch seine erreichte Laufdistanz erfasst.

DIE STRECKEN

Es gibt sieben Flagship Runs, verteilt auf sechs Kontinente. Alternativ kann man über die Wings for Life World Run App von überall auf der Welt starten.

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DIE MISSION

100 % aller Startgelder fießen in die Rückenmarksforschung und unterstützen das gemeinsame Ziel der Heilung von Querschnittslähmung.

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Fergie GLAMOROUS (2007)

„Der Song ist so zeitlos! Ich liebe die Energie, die Fergie in ihn legt. Er ist die Momentaufnahme eines guten Lebens und funktioniert aus unglaublich vielen Blickwinkeln. Ich war hin und weg, als ich ,Glamorous‘ zum ersten Mal gehört habe. Es gibt nichts Vergleichbares. Für mich klingt es so, als würde Fergie mit diesem Lied den Frieden für uns alle herbeisingen.“

Mariah

IT’S LIKE THAT (2005)

„Mariah ist eine Königin – sie verkörpert das Wort ‚Glamour‘ und schert sich gleichzeitig wirklich um nichts. Als der Song herauskam, hatte ich das Gefühl, beim Zuhören mit ihr zu feiern. Der Text handelt davon, so zu sein, wie man ist, und stolz darauf zu sein. Dazu passt auch, dass der Sound unverwechselbar klingt. Zuerst denkst du: ‚Was ist das?‘ Und dann: ‚Das ist wunderschön.‘“

TANZEN, SCHLAFEN, FEIERN, LEBEN!

Geboren in Simbabwe, erfolgreich in L. A.: Rap-Rebellin Tkay Maidza über vier Songs, die sie als Künstlerin geprägt haben.

DDer QR-Code führt zur Podcast-Playlist von und mit Tkay Maidza auf Spotify.

er rasante Flow, der Genregrenzen sprengende Sound, der spektakuläre Style: Takudzwa Victoria Rosa – kurz Tkay – Maidza ist eine Urgewalt. Geboren in Harare, Simbabwe, aufgewachsen in Westaustralien, ist die 28-Jährige heute in Los Angeles zu Hause. Karrieren als Tennisspielerin oder Architektin ließ sie sausen, um die Welt mit ihren Rap-Experimenten zu erobern. Mit ihrem zweiten Album „Sweet Justice“, produziert von Grammy-Gewinner Kaytranada, ist Maidza nun endgültig in der globalen Musik szene angekommen. Sie verbindet Hip-Hop, R&B, Funk und IndustrialPop zu eingängigen Hooklines, garniert mit einer Prise Drama. Hier stellt sie vier Tracks vor, die ihren eigenen Stil erst möglich gemacht haben.

The Internet GIRL (2015)

„Tanzen, einschlafen, Bücher lesen, den Haushalt erledigen – wenn diese Musik läuft, fällt mir alles leichter. Und nicht nur das: Tatsächlich war die ruhige Energie dieser Band auch ein wichtiger Leitfaden für meine eigenen Songs. Warum ich den Track ‚Girl‘ ausgewählt habe? Weil er im Club genauso gut funktioniert wie zu Hause im Wohnzimmer – unbedingt ausprobieren!“

Janet Jackson

IF (KAYTRANADA REMIX) (2012)

„Wie Kaytranada hier den Hit von Janet Jackson remixt, hat mich umgehauen. Das erinnert mich an die unschuldigen Anfänge der elektronischen Musik, als noch niemand wusste, was ein Produzent ist, und die Produzenten sich noch nicht als Künstler verstanden. Ich hatte Glück, mit Kaytranada an meinem Album arbeiten zu können. Niemand klingt wie er.“

HÖREN
Acht Jahre nach ihrem Debüt hat Tkay Maidza mit „Sweet Justice“ ihr zweites gedroppt. Instagram: @tkaymaidza Carey
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WENN DIE SEELE TENNIS SPIELT

Stell dir vor, du verfolgst ein Match: Ball links, Blick links, Ball rechts, Blick rechts. „So verarbeitest du Niederlagen“, sagt Biohacker Andreas Breitfeld.

Das Leben mag es gern paradox: Es pfastert den Weg zu Erfolgen mit Rückschlägen. Entscheidend ist also nicht, Niederlagen zu verhindern, das schafen wir ohnehin nicht. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen. Eine Möglichkeit wäre, von kleinen Kindern zu lernen. Die kapieren, dass eine Niederlage (wie jene gegen die Schwerkraft beim Gehenlernen) die Basis für jede Verbesserung darstellt: hinfallen, aufstehen, weitertapsen, hinfallen – gehen! Wir Erwachsenen aber machen’s nicht so geschickt: Wir verknüpfen unsere Fails mit negativen Gefühlen, wir bewerten, analysieren und zergrübeln sie. Um dieser Bewertungsfalle zu entgehen, hole ich mir mittlerweile Hilfe aus der Psychologie – und zwar bei einer Technik, die sogar geeignet ist, Traumata zu ver­

PHÄNOMEN DOPPELBLICK

Anfang der 1990er­Jahre bemerkte US­Psychologin Francine Shapiro, dass die Ängste und Sorgen im Gefolge ihrer Krebsdiagnose während Spaziergängen deutlich abnahmen. Sie begann zu forschen und fand heraus: Das hatte nicht nur mit der Natur an sich zu tun, sondern auch damit, dass Shapiro abwechselnd ihr linkes und rechtes Umfeld beachtete.

arbeiten und Angststörungen zu heilen. Die Technik heißt EMDR (übrigens die Abkürzung für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“, auf Deutsch „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung“) und funktioniert ein bisschen so wie ein Tennisspiel, von der Seite aus beobachtet: Ball links, Ball rechts, Ball links …

Die Augenbewegungen lösen Reaktionen in gewissen Hirnarealen aus. Daraus entstand eine Behandlungsmethode, bei der Klienten mit ihrem Blick dem Zeigefnger des Therapeuten folgen; und dieser Zeigefnger bewegt sich horizontal vor ihren Augen. Was mache ich also nach einer Niederlage? Ich gehe in die Natur und blicke dabei möglichst stark übertreibend abwechselnd zur Seite – als würde ich von der Seitenlinie Tennisspielern zusehen. Klappt bevorzugt im Wald ohne Zeugen. Links, rechts, links, rechts – bis der Schmerz der Niederlage nachlässt.

Andreas Breitfeld ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München. Biohacking umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.

Die Biohacking-Praxis ist der PerformanceLifestyle­Podcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR­Code scannen und reinhören.

BIOHACKING
THE RED BULLETIN 91 PRIVAT
Ć
Wer oft und schnell hin und her schaut, kriegt bessere Laune.
ANDREAS BREITFELD
BRATISLAV MILENKOVI

HEISSE SOHLEN

Wer laufend in die Outdoor-Saison startet, ist mit diesen Teilen gut beraten: federleicht und bequem zugleich.

CODE RED

ASICS METASPEED SKY PARIS

Sticht ins Auge und pusht den Fuß: Das gebogene Sohlendesign spart bei jedem Schritt Energie, der Asicsgrip Außensohlengummi verbessert die Strapazierfähigkeit und den Grip. € 250; asics.com

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Hier ist Fitspritzen ausnahmsweise okay: Für ultimative Softness auf Asphalt injiziert Brooks Stickstof in die Zwischensohle seines innovativen Laufschuhs für Herren. € 180; brooksrunning.com

LÄUFT UND LÄUFT UND LÄUFT

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Auf dem gestochen scharfen AMOLEDTouchdisplay lassen sich unter anderem die Geschwindigkeit, Distanz und Herzfrequenz ganz leicht ablesen. Akkulaufzeit: bis zu elf Tage! Ab € 279,99; garmin.com

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LAUFEN
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WILLKOMMEN IN DER MATRYX

MERRELL MTL LONG SKY 2 MATRYX

Profs nehmen mit dem TrailrunningSchuh an Contests teil. Das Obermaterial ist aus mit Kevlar verstärkten Matryx Stof, der für Langlebigkeit sorgt und die Dehnbarkeit verringert. € 170; merrell.com

LEICHTE SCHICHT

PACE LAUFSHIRT

Mit einem PolyesterMesh-Gewebe für Komfort und Frische und einem refektierenden Wings for Life World Run-Logo auf der Brust ist dieses leichte Performance Shirt die perfekte Schicht für deinen Lauf. € 39,95; redbullshop.com

TEMPO FÜR

DIE TRAILS

DYNAFIT ALPINE PRO 2

Mit diesen GeländeAllroundern bist du in Rekordzeit auf dem Gipfel – egal wie der Untergrund aussieht. Eine neue Zwischensohle ist vor allem auf Tempo ausgelegt. € 180; dynaft.com

THE RED BULLETIN 93

NO BAD HAIR DAY BUFF SPEED CAP

Ultraleicht und einfach verstaubar: Diese Basecap lässt sich zusammenfalten, ohne die Form zu verlieren. One size, weitenregulierbar, unisex und sportlich­lässig. € 34,95; buf.com

CRASH-FEST

GLORIFY G23 KRAFT RUNNERS EDITION

Federleicht, in Sekunden anpassbar und vor allem unzerbrechlich: Diese Merkmale zeichnen die Sportbrillen des österreichischen Labels aus. Ab € 189; glorify.com

TROCKEN-BAU

SCOTT KINABALU 3

Der Gore­Tex­Laufschuh mit seiner Konstruktion aus wasserdichtem Material und seiner vielseitigen Trail­Außensohle sorgt für maximale Dämpfung. € 184,95; scott-sports.com

Diese Edition entstand in Partnerschaft mit der Lauf-Community KRAFT Runners.

UNDER PRESSURE

STOX LAUFSOCKEN MEN

Länger laufen, sich schneller regenerieren: Die Stox Laufsocken halten trocken und reduzieren mit ihrer Kompressionstechnologie das Risiko von Schienbeinschmerzen und Muskelermüdung. € 49,95; stoxenergy.com

LAUFEN
94 THE RED BULLETIN

REVOLUTIONÄR FÜR ULTRA-TRAILS

LA SPORTIVA PRODIGIO

Jedes Detail dieses Schuhs erfüllt die Bedürfnisse der anspruchsvollsten Läufer: große Zehenbox, atmungsaktives Obermaterial und optimale Ergonomie für Stabilität und Schutz. € 160; lasportiva.com

GUT VERSORGT IST HALB GEWONNEN

CAMO CORAL

24BOTTLES URBAN

Diese 0,5­Liter­Trinkfasche aus Edelstahl mit ihrer weiten 3,3Zentimeter­Öfnung ermöglicht bequemes Trinken. Die Flasche behält oder verleiht keinen Geschmack. € 20; 24bottles.com

24Bottles mit auslaufsicherer Silikondichtung, Handwäsche empfohlen

Jetzt probieren!
THE RED BULLETIN

LÄUFT BEI UNS!

Charity-Run, trampen, feine Bike-Termine: Diese Events bringen dich garantiert voran.

5 MAI

WINGS FOR LIFE WORLD RUN

Mehr erreichen, als man für möglich gehalten hätte, und die Rückenmarksforschung supporten: Darum geht es bei diesem außergewöhnlichen Charity-Lauf. Einerseits, weil dich die Ziellinie in Form des sogenannten Catcher Cars einholt und so für Extra-Motivation sorgt. Andererseits, weil 100 Prozent aller Einnahmen in die Forschung zur Heilung von Querschnittslähmung fießen. Von Australien über Brasilien bis Deutschland starten hunderttausende Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichzeitig – entweder mit der App oder bei einem der großen Flagship Runs. QR-Code scannen und zum Beispiel für den Lauf in München anmelden.

Lauffest für alle: Start zum Wings for Life World Run im Münchener Olympiapark 2023

21

BIS 28. MAI

RED BULL CAN YOU MAKE IT?

Sieben Tage Zeit und Red BullDosen als einziges Zahlungsmittel: Das sind die Regeln der wohl lustigsten Schnitzeljagd des Planeten. Dreier-Teams aus der ganzen Welt versuchen, sich auf diese Weise aus allen Himmelsrichtungen nach Berlin durchzuschlagen. Wer die Nase vorn hat oder vielleicht in der Provinz feststeckt, kannst du per Live-Tracking verfolgen: redbull.com

1

MAI

RADKLASSIKER

ESCHBORN–FRANKFURT

Diese Legende ist für alle da: Beim Radklassiker Eschborn–Frankfurt, der seit 1962 steigt, starten Profs und Amateure. Während sich die Elite der UCI WorldTour rund 200 Kilometer durch den Taunus quält, zwei Anstiege am Feldberg und drei am Mammolshainer Stich bewältigt, können Hobbyradler auf verkürzter Strecke dieselbe Rennluft schnuppern. Eschborn bei Frankfurt am Main, eschborn-frankfurt.de

7

BIS 8. MAI

OMR FESTIVAL

Wie können wir im digitalen Universum das Beste aus unseren Möglichkeiten machen? Dazu sprechen auf diesem Festival Stars wie Kim Kardashian oder Rick Rubin. Zudem treten Musik-Acts wie Ski Aggu auf. Großartige Speaker erwarten dich auch in der Red Bull Unforseen Area –dazu gibt’s außergewöhnliche Angebote für Gamer und Podcaster sowie zwei Afterpartys. Messe Hamburg, omr.com

ERLEBEN 96 THE RED BULLETIN MARC MÜLLER FOR WINGS FOR LIFE WORLD RUN, JULIAN HUKE/OMR

17

BIS 19. MAI BUTCHER JAM

Hüpfburg, E-Sport, Knotenschule, Kugelrollenbahn, Bungee-Trampolin, Punkrockyoga, Grafti-Showcase, Clownerie, Feuershow – wer sich bei dieser Veranstaltung langweilt, dem ist nicht zu helfen. Ach ja, eigentlich handelt es sich um einen internationalen BMX-Contest in Disziplinen wie Street, Dirt und Highest Air. Flensburg, sportpiraten.com

1

JUNI

EUROBIKE BMX FESTIVAL

Bevor sich auf dieser internationalen Messe alles um die Zukunft des Zweirads dreht, lernen die Bikes beim zugehörigen BMX-Festival schon mal fiegen. Hier fnden Wettbewerbe in der Bowl- und in der Street-Disziplin statt, dazu zeigen die Profs bei akrobatischen Flatlandshows, dass man mit dem BMX sogar tanzen kann. Frankfurt Hafenpark, eurobike.com

2

JUNI

FIM HARD ENDURO

RED BULL ERZBERGRODEO

Steiler wird’s nicht: HardEnduro-Spezialisten wie Manuel Lettenbichler sind unwegsames Gelände gewohnt, doch dieses legendäre Rennen verlangt auch ihnen wirklich alles ab. QR-Code scannen und live dabei sein oder später on demand schauen.

Herausgeber

Andreas Kornhofer

Chefredakteur

Andreas Rottenschlager

Textchef

David Pesendorfer

Executive Creative Director

Markus Kietreiber

Creative Directors

Erik Turek (Ltg.), Kasimir Reimann

Grafik

Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Miles English, Kevin Faustmann-Goll, Carita Najewitz, Tara Thompson

Fotoredaktion

Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör

Chefin vom Dienst

Marion Lukas-Wildmann

Managing Editor

Ulrich Corazza

Global Content

Tom Guise (Ltg.), Lou Boyd

Publishing Management

Sara Car-Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Melissa Stutz

Head of Media Sales & Partnerships

Lukas Scharmbacher

Art Direction Commercial

Peter Knehtl (Ltg.), Lisa Jeschko, Martina Maier, Julia Schinzel, Florian Solly

Head of Publishing Operations

Sigurd Abele

Direct to Consumer Business

Peter Schiffer (Ltg.), Marija Althajm, Melanie Schmid, Yoldaş Yarar (Abo)

Retail & Special Projects

Klaus Pleninger, Florian Pötzelsberger

Herstellung & Produktion

Veronika Felder (Ltg.), Martin Brandhofer, Walter

O. Sádaba, Sabine Wessig

Lithografie

Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailovic, Josef Mühlbacher Sales Operations & Development

Anna Schönauer (Ltg.), Manuela Brandstätter, David Mühlbacher, Monika Spitaler

Finanzen

Ziga Balic, Nora Kovacs-Horvath Projektmanagement Publishing

Katrin Dollenz

Assistant to General Management

Sandra Stolzer

General Manager Red Bull

Media House Publishing

Stefan Ebner

Redaktionsanschrift

Am Grünen Prater 3, A-1020 Wien

Tel.: +43 1 90221-0; redbulletin.com

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Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht

Salzburg, ATU63611700

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Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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Branden Peters

IMPRESSUM
THE RED BULLETIN 97 HANS FRIEDRICH, JÖRG MITTER/RED BULL CONTENT POOL

KLEIN BISSCHEN WEISER MIT ...

JEANNINE MICHAELSEN

Im TV bändigt sie Joko und Klaas. Auf der Bühne erzählt sie die besten Storys ihrer Karriere. Hier erklärt die Moderatorin, was sie vom Leben gelernt hat.

Wir solten viel mehr Nachsicht mi uns haben.

Zwischen

„lauten“ Charakteren setze ich mich mit der Taktik meines Biolehrers durch: Ich rede leise.

Für spontane Gäste hab ich immer eine Tüte Linsenchips und Hummus-Dip zu Hause.

Immer darauf zu achten, dass alle um dich herum glücklich sind, führt vor allem dazu, dass du selbst unzufrieden wirst.

Solange man seinem Herzen und seinem Bock folgt, gehen der Weg und das Glücksgefühl wahrscheinlich kurvig, aber tendenziell nach oben.

Reden wir einfach nicht mehr so viel über alte Rollenbilder, erzählen wir lieber neue, unsere eigenen Geschichten.

Die einfachste Art, die Wel ein bisschen besser zu machen, ist: hinzuschauen.

Schreien ist wahnsinnig befreiend. Also: gesund schreien aus dem Körper, nicht aus dem Hals.

Meine Strategie gegen Anspannung, bevor ich auf die Bühne gehe, ist Box Breathing:

4 Sekunden einatmen,

4 Sekunden Atem anhalten,

4 Sekunden ausatmen,

4 Sekunden anhalten –

30 Sekunden lang. Das holt den Puls runter.

JEANNINE MICHAELSEN

geboren in Troisdorf bei Köln, führt als Moderatorin lässig und unterhaltsam durch TV-Shows, Podcasts und Streaming-Formate – zuletzt etwa bei Red Bull Gameball Royale. Seit 2023 tritt sie mit eigenem Bühnenprogramm auf. Instagram: @frau_michaelsen

LETZTE SEITE 98 THE RED BULLETIN MORITZ „MUMPI“ KÜNSTER PAULINE KRÄTZIG
DAS JAHRESABO 6 Ausgaben The Red Bulletin FÜR NUR € 14 , 90 getredbulletin.com HIER ABO HOLEN!
30 JAHRE. NO BULLSHIT. KTM.COM Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis. Foto: R.Schedl
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