WuWA - Wohnung und Werkraum

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Ledigenheim (Haus Nr. 31) von Hans Scharoun (heute "Hotel Park"), Blick vom Garten (Süd), 2014, Foto Natalia und Ernest Dec

Im Inneren des Gebäudes gebrauchte der Architekt für die Gemeinschaftsräume (Foyer, Restaurant) starke, gesättigte Farben. Die Halle ist ganz auf ein tiefes Blau gestellt, in das die blanken Stahlrohrsessel silberne Reflexe werfen. Im Restaurant dominiert Rot in vielen Tönen109. In den Wohnungen verwendete Scharoun zwei Versionen einer Palette aus Pastellfarben, die durch die hölzernen und verchromten Elemente der Innenausstattung zusätzlich akzentuiert wurden. Das Farbkonzept seiner Breslauer Realisierung ähnelt der Farbgebung in Scharouns bildnerischen Werken. Nach seiner Breslauer Zeit übersiedelte der Architekt nach Berlin. Dort entstanden zahlreiche Aquarelle seiner architektonischen Visionen – mit einer ähnliche Farbpalette, die sich somit durch sein gesamtes Schaffen hindurchzieht. Das Ledigenheim von Scharoun kann wohl am ehesten der deutschlandweiten Bewegung „Die Farbige Stadt“ zugerechnet werden. Hans Scharoun, Theo Effenberger,

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Moritz Hadda und Hermann Wachlich waren zur Zeit der Ausstellung Abteilungsteiler der Baupolizei in Breslau, die für die Farbgebung der Stadt verantwortlich waren110. Die zweite Hälfte der zwanziger Jahre war die Periode eines förmlichen „Schreis nach Farbe“, der noch aus dem Expressionismus hervorging: Farbe wurde weithin als architektonisches Ausdrucksmittel benutzt. In Deutschland bekamen damals über eine Million Gebäude ein neues Farbgewand111.

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5. Die Mustersiedlung WuWA

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Edith RISCHOWSKI, op.cit., S. 410. Dies ist die einzige Information in der Literatur über die Farbgebung im Inneren dieses Gebäudes. Anna MARKOWSKA, op.cit., S. 49–50. Adolf Rothenberg schrieb 1927 in der Ostdeutschen Bau-Zeitung Breslau in seinem Artikel ”Das farbige Breslau”: ”Unsere Stadt marschiert gerade an der Spitze in Deutschland, wenn es um die farbliche Gestaltung der Straßen und Plätze geht.”


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