WuWA - Wohnung und Werkraum

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strich in grauen Tönen weiter hervorgehoben108. In diesem Fall steht der Umgang mit Material und Farbe der expressionistischen Ästhetik von Hans Poelzig (Vier-Kuppel-Pavillon, Warenhaus an der Ofiar Oświęcimskich in Wrocław) und von Max 66

Berg (Jahrhunderthalle) näher als einem kubischen Funktionalismus, dem man das Gebäude zurechnen könnte, wenn man seine schlichte Form betrachtet. Ein völlig anderes Farbkonzept realisierte Hans Scharoun in seinem Ledigenheim. Als Architekt arbeitete er unkonventionell und unterwarf sich keinerlei Dogmatik. Er verließ die CIAM schon bald nach der Gründung und wehrte sich damit gegen den doktrinären Rationalismus von Le Corbusier und gegen die Ideologie der Internationalen Architektur. Seine architektonischen Werke sind einmalige Objekte, keine Reproduktionen der geometrischen Schemata des Internationalen Stils. Alle Entscheidungen bezüglich der Farbgebung behielt sich Scharoun ausdrücklich selbst vor. Stratigrafische Untersuchungen zeigten, dass er die Farbgebung bereits während der Ausführung änderte. Nach dieser Korrektur zeigte sich die Gebäudefassade in einem hellen („leuchtenden“) Ocker. Alle Elemente der Beplankung, die Außengeländer, die Holzfenster und -türen sowie die Metallgitter auf dem Dach des linken Flügeln waren in einer warmen

66 Ledigenheim (Haus Nr. 31) von Hans Scharoun (heute "Hotel Park"), Blick vom Garten (Süd), 2014, Foto Natalia und Ernest Dec

„mausgrauen“ Farbe gehalten. Lediglich die Balkontüren im rechten Flügel bekamen die gleiche Farbe wie die Fassade – ein helles Ocker. Die Stahlbetonkonstruktion für die Kletterpflanzen auf dem Dach des linken Flügels war orange-rot, die Stahlbetonelemente des Gebäudesockels und die Sichtbeton-Außenmauern wurden in der natürlichen Farbe des Betons gelassen.

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