WuWA - Wohnung und Werkraum

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50 Kindergarten (Haus Nr. 2) von Paul Heim und Albert Kempter. Zeichnung Łukasz Magdziarz

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49 Kindergarten (Haus Nr. 2) von Paul Heim und Albert Kempter, Ansicht vom Spielplatz (Süd), 1929, Postkarte, Architekturmuseum Wrocław, Bauarchiv der Stadt Wrocław

Schlesiens nicht bekannt, das Haus von Heim und Kempter stellte den Versuch dar, diesen Gebäudetyp im spezifischen Klima Ostdeutschlands zu testen85. Paul Heim und Albert Kempter waren gleichzeitig auch die Architekten des innovativen Kindergartens (Nr. 2) nach Fröbel und Montessori86, der für 60 Kinder ausgelegt war. Der eingeschossige Bau mit Holzfassade verfügte über einen zentral gelegenen großen Spielsaal, belichtet über ein Oberlicht, das über das flachgeneigte Dach hinausragte. Um diesen Hauptraum herum waren Räume für Gruppenaktivitäten angeordnet. Die Form des Kindergartens wurde maßgeblich von den neuen pädagogischen Methoden bestimmt, die seinerzeit in Deutschland populär wurden. Das Wohnungsangebot der Mietshaustypen wurde durch eine Reihenhausgruppe ergänzt (Nr. 9–22): kleine Wohneinheiten mit Flächen zwischen 45 m2 und 90 m2, wobei die beteiligten Architekten jeweils zwei oder drei nebeneinander liegende Einheiten entwarfen. Es sind Lösungen, die man zum Typus „Existenzminimum“ zählen kann, der sich in der Zwischenkriegszeit in Deutschland verbreitete. In der Eckeinheit von Emil Lange werden vier Wohnungen pro Geschoß von einer gemeinsamen Treppe bedient, wodurch 40% der Verkehrsflä-

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5. Die Mustersiedlung WuWA

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Adolf ROTHENBERG, op.cit., S. 342; Georg MÜNTER, op.cit., S. 443. Vgl. Paul HEIM: ”Das Laubenganghaus”, in: Breslauer Illustrierte Zeitung, 1929, Sonderausgabe ”Wohnung und Werkraum”. In: Lubomir ŠLAPETA, Vladimir ŠLAPETA, op.cit., S. 1432. Guido HARBERS: ”Wohnung und Werkraum. Werkbund-Ausstellung Breslau 1929”, in: Der Baumeister, B. 27, Nr. 9, 1929, S. 298. Es war ein Kindergarten, der nach den modernen pädagogischen Methoden von Fröbel und Montessori konzipiert war. Die Fröbel’sche Methode (Friedrich Wilhelm August Fröbel, 1782-1852, deutscher Pädagoge, Schüler von Johann Heinrich Pestalozzi, dessen pädagogische Ideen er in Deutschland verbreitete) ist ein Ansatz der Vorschulerziehung, der auf der Metapher beruht, dass die Schule ein Garten und das Kind eine Pflanze ist, der Erzieher wiederum ein Gärtner, der die (Kinder-) Pflanze pflegt und ihre Entwicklung erleichtert, ihren natürlichen Trieben gemäß. Fröbel legte sehr viel Wert auf eine vielseitige und harmonische physische, geistige und moralische Entwicklung des Kindes. Er erfand die ”Kindergärten”, die den Kindern das geben sollten, was ihnen die Familie zuhause nicht bieten konnte – vor allem die Förderung von Aktivität und Selbstständigkeit und die Gewöhnung an das Zusammensein mit anderen Gleichalterigen. Bevorzugte Mittel der Erziehungsarbeit waren Bewegungsspiele, Gesang und Handarbeiten. Eine große Rolle


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