WuWA - Wohnung und Werkraum

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Mehrfamilienhaus Nr. 7 von Adolf Rading, Ansicht von der Straßenseite (Nordost), 1929, "Architektura i Budownictwo", 1929, S. 325

gen mit gleicher Fläche (57 m2). Die Farbgebung spielte in diesem Haus eine wichtige Rolle als Element der Form oder sogar als Mittel zur Artikulation von Funktionsbereichen in den Wohnungen – teilweise wurde die Funktion eines Wohnbereichs eher durch farbliche Differenzierung deutlich als durch eine Unterteilung mit Trennwänden82. Eine Reihe von Räumen war der gemeinschaftlichen Nutzung gewidmet, als Ausdruck des Konzepts „Haus=Gemeinschaft“. Die Breslauer Realisierung von Adolf Rading sollte ein Prototyp sein, der sich zur Vervielfältigung in Massensiedlungen mit hoher Bebauung eignete83. Möglicherweise inspirierten sich sowohl Hans Scharoun als auch Adolf Rading an den amerikanischen Lösungen des sogenannten „boarding house“ oder „apartment house“ oder an den Konzepten der „Häuser-Kommunen“ in der UdSSR. Gustav Wolf schlug ein Gebäude mit mehreren Treppenhäusern vor (Nr. 3–6). Die Absicht des Architekten war, Etagenwohnungen zu entwerfen, die gleichzeitig die 82

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Edith RISCHOWSKI: ”Das Wohnhaus als Einheit. Häuser und Räume der VersuchsSiedlung Breslau 1929”, Innen-Dekoration, B. 40, 1929, S. 410. Beate SZYMANSKI: ”Der Architekt Adolf Rading (1888–1957) – Arbeiten in Deutschland bis 1933.” München 1992, S. 141–147. Den Plan einer ganzen Wohnsiedlung, bestehend aus Hochhäusern mit einem Grundriss, der identisch mit dem des WuWA-Ausstellungshauses war, fertigte Rading bereits 1928 an. Dies erklärte Gustav WOLF zu seinem Projekt in der ”Breslauer Illustrierten Zeitung” 1929, Sonderausgabe ”Wohnung und Werkraum”. In: Lubomir ŠLAPETA, Vladimir ŠLAPETA, op.cit., S. 1432.

Vorteile eines Einfamilienhauses besaßen, dank eines separaten Eingangs für jede Wohnung, einer eigene Treppe und eines eigenen Kellers84. Alle Räume hatten eine für ihre Funktion minimale Größe – das Gebäude sollte ein Musterbeispiel funktionaler Raumaufteilung darstellen. Alle Wohnräume wurden auf der Südseite angeordnet, Küchen und Bäder dagegen auf der Nordseite. Das Laubenganghaus von Paul Heim und Albert Kempter (Nr. 1) bietet den Vorteil, dass hier die Flächenanteil der Erschließung stark reduziert werden konnte: ein Treppenhaus erschließt in jedem Geschoß sechs Wohnungen, die an einem Laubengang liegen. Die Wohnfläche aller Wohnungen beträgt zusammengenommen 12×48 m2 und 6×60 m2. Die Laubengänge liegen auf der Westseite, die Wohn- und Schlafräume gehen nach Osten. Der Typ eines Laubenganghauses war vorher in der Architektur

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