WuWA - Wohnung und Werkraum

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Die Werkbund-Ausstellung WuWA 1929 32 Mehrfamilienhaus von Emil Lange (links), Reihernhäuser von Ludwig Moshamer, Heinrich Lauterbach, Moritz Hadda, Paul Häusler, Theodor Effenberger. Zeichnung Łukasz Magdziarz

Mit der Breslauer Wohnungsausstellung und der Experimentalsiedlung wurde der Versuch unternommen, sich der Problematik eines funktionalen und ökonomischen Bauwesens anzunähern. Breslau hatte in den ersten Jahren nach 1918 mit großer

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Wohnungsnot zu kämpfen. Das Territorium der Stadt war sehr begrenzt, sie gehörte nach dem ersten Weltkrieg zu den am meisten übervölkerten Städten in Deutschland49. Ungenügend war nicht nur die Anzahl der Wohnungen, sondern auch ihr Zustand50. In den zwanziger Jahren verbesserte sich die Situation schrittweise. 1924 wurde der erste Generalplan für die Entwicklung der Stadt ausgearbeitet, 1926 trat die neue Bauordnung in Kraft und 1928 konnten die stadtnahen Ortschaften eingemeindet werden, wodurch das Stadtterritorium erweitert wurde und neue Gebiete für Wohnbebauungen ausgewiesen werden konnten51. Die WuWA-Ausstellung wurde also zu einem Zeitpunkt veranstaltet, an dem sich in Breslau Möglichkeiten zur Lösung des Wohnungsproblems der Stadt abzeichneten. Die Ausstellung bestand aus zwei Teilen52: zum einen

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die Mustersiedlung, zum anderen eine große Ausstellung zum Thema „Wohnung und Werkraum“ auf dem Ausstellungsgelände rund um die Jahrhunderthalle53. Der Ausstellungsteil war in den drei Hauptgebäuden des Geländes untergebracht: in der berühmten von Max Berg entworfenen Jahrhunderthalle, im Vier-Kuppel-Pavillon von Hans Poelzig und in der Messehalle von Max Berg und Ludwig Moshamer. Auf dem Freigelände um die Jahrhunderthalle wurden zusätzlich noch einige einfache Pavillons für Ausstellungszwecke errichtet.

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Wanda KONONOWICZ, Wrocław – Kierunki rozwoju urbanistycznego…, S. 16. Im Jahre 1924 lag Breslau, verglichen mit anderen deutschen Städten (Berlin, Köln, Frankfurt am Main) bei der Bevölkerungsdichte pro Hektar Gesamtfläche (116,3 – Breslau, 28,0 – Köln) sowie der bebauten Fläche (381,3 – Breslau, 221,0 – Frankfurt) an einer unvorteilhaften Position. Vgl. idem, ”Pierwszy plan generalny Wrocławia (1924) i początki kompleksowego projektowania urbanistycznego”, in: Architektura Wrocławia, t.2, Urbanistyka, Hrsg. Jerzy Rozpędowski Wrocław 1995, S. 301; ibidem, ”Wrocław w projektach urbanistycznych...”, S. 249. Ibidem, s.17. Wanda Kononowicz führt detaillierte statistische Daten aus Breslau an und stellt die Wohnungssituation der Stadt dar. 1916 lebten 76 424 Menschen in Verhältnissen, die jeder Norm spotteten, 1924 war diese Zahl auf 130 000 gestiegen. Wanda KONONOWICZ, Wrocław – Kierunki rozwoju urbanistycznego…, S. 15. Das Stadtgebiet wurde auf das 3,5-fache vergrössert. Die Siedlungsentwicklung…, S. 445–446, 451; idem, Wrocław w projektach urbanistycznych…, S. 254–257.


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