WuWA - Wohnung und Werkraum

Page 45

21

39 40

Ibidem. Dass in Breslau früher als in Stuttgart über die Organisation einer Wohnungsausstellung mit Mustersiedlung nachgedacht wurde, scheint wenig wahrscheinlich zu sein, da über die Stuttgarter Pläne schon lange im Voraus in der Fachpresse berichtet worden war. Die zur Teilnahme an der Ausstellung ”Die Wohnung” eingeladenen Architekten mussten davon viel früher gewusst haben, schon wegen des zeitlichen Vorlaufs, der für die Vorbereitung der Realisierungen nötig war. Die Teilnahme der zwei Breslauer Architekten Adolf Rading und Hans Scharoun an der Ausstellung in Stuttgart trug sicherlich zu persönlichen Kontakten und zum Informationsfluß nach Breslau bei. Heinrich Lauterbach schrieb den Brief an Vladimir Šlapeta vierzig Jahre nach der Stuttgarter Ausstellung. Vielleicht wurden die Fakten durch die Zeit verwischt – oder vielleicht hatte er den Wunsch, sich die Autorenschaft dieser interessanten Idee anzueignen. In ”Schlesiens Handwerk und Gewerbe” (B. 10, Nr. 25, 1929, S. 289) wurde dazu geschrieben, dass ”...nach dem guten alten Brauch die Vaterschaft einer jeden Idee so lange abgelehnt wird, bis es sich ergibt, ob diese ein Erfolg war. Es wird bereits jetzt darüber diskutiert, wer Anspruch auf den Ruhm des Initiators erheben kann. Wie und wo die Idee zur Organisation dieser großen Ausstellung entstand, wird sich vielleicht irgendwann später klären”.

3.3 Lauterbach und Rading Es fehlen glaubwürdige Daten zur Anfangsphase der Planung für die Breslauer Ausstellung33, zur Auswahl der Architekten sowie zur Auswahl des Geländes 34. Die Breslauer Bauverwaltung war fortschrittlichen architektonischen Konzepten gegenüber nicht besonders wohlwollend eingestellt. Mit dem Rücktritt Max Bergs 35 vom Amt des Stadtbaurats im Jahr 1925 hatte die Breslauer Bauverwaltung einen prominenten Befürworter des „Neues Bauens“ verloren. Bekannt ist, dass es ab Herbst 1927 Verhandlungen mit der Stadtverwaltung gab. Dabei stieß man auf eine Reihe von Hindernissen, die Kompromisse notwendig machten. Hans Poelzig übernahm dabei die Rolle des Mediators 36. Es sind starke Kämpfe im Parlament und in der Presse ausgetragen worden, bevor man mit der Umsetzung des Ausstellungsplans begann, aber letztendlich, trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation, fiel die Entscheidung zugunsten der Finanzierung der Ausstellung37. Initiator war Heinrich Lauterbach, Gründer und Vorsitzender des Schlesischen Landesverbands des Deutschen Werkbunds38. In einem Brief von Lauterbach an Vladimir Šlapeta (Prag, 17. Oktober 1967) lesen wir: (…) dafür schlug ich die Ausstellung WuWA vor, mit der Werkbund-Ausstellungssiedlung (…). Ich faßte die Idee schon, bevor ich etwas von der Stuttgarter Ausstellungssiedlung am Weißenhof 1927 erfahren hatte39. Es kann also sein, dass die Idee der Breslauer Ausstellung gleichzeitig oder früher als die Idee der Stuttgarter Wohnsiedlung entstand, was jedoch eher unwahrscheinlich ist40.

WuWA 1929 2014 45


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.