WuWA - Wohnung und Werkraum

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Das Einfamilienhaus von Heinrich Lauterbach fand große Beachtung: (...) Dieses Haus ist dem modernen Menschen auf den Leib geschnitten. Nichts Pathetisches oder Anmaßendes darin. (…) Dies Haus regt an, entspannt, macht ruhig und wieder frisch zur Arbeit149. Ansehen genoss auch das Haus von Gustav Wolf (Nr. 32/33) mit seiner schlichten äußeren Form – …(es) lässt in jedem Zuge den erfahrenen Baukünstler erkennen150. Von den einen wurde dieses Haus als das einzige von künstlerischem Wert und in allen Details ausgefeilt gelobt, von den anderen wurde ihm Mangel an Phantasie und Leichtigkeit vorgeworfen151. Der Hausfrauen-Bund beurteilte die Innenausstattung positiv und lobte die schlichten Möbelformen, die guten Materialien und die an die kleinen Räume angepassten Größenverhältnisse der Ausstattung152. Nach 1929 standen nicht mehr so sehr formale, sondern ökonomische Fragen im Vordergrund. Ähnlich wie bei anderen Mustersiedlungen wurde in Breslau die Vorgabe, preiswerte Wohnungen anzubieten, nicht erfüllt. Neue Techniken, die noch in der Erprobungsphase waren, taugten nicht für preiswertes Bauen. Die Baukosten der Prototypen, die zwar zur Massenproduktion bestimmt waren, für die es aber noch keine industrielle Fertigung oder „Hausfabriken“ gab, waren weit höher als die Baukosten bei der Anwendung traditioneller Methoden. Die Kosten einiger Häuser übertrafen alle Erwartungen. Eine Kostenanalyse des Einfamilienhauses von Heinrich Lauterbach zeigte beispielsweise, dass dieses Haus für den Personenkreis, für den es bestimmt war, schlicht zu teuer war153. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hatte das Zweifamilienhaus von Gustav Wolf154. Als die insgesamt teuersten Gebäude erwiesen sich die Realisierungen von Adolf Rading und Hans Scharoun – sie verschlangen über die Hälfte der Summe, die für die gesamte Siedlung zur Verfügung stand. Hierbei können die Daten nur geschätzt werden, denn die Ausstellungsleitung entschloss sich, die realen Baukosten nicht zu veröffentlichen, um die zukünftigen Bewohner der teureren Wohnungen nicht abzuschrecken. Man berechnete

87 Einfamilienhaus Nr. 37 von Ludwig Moshamer, Ansicht der Eingangsseite (Nord), 1929, "Schlesische Monatshefte", 1929, S. 291

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6. Zeitgenössische Meinungen zu den Bauten der WuWA-Siedlung

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86 Reihenhaus Nr. 15 von Heinrich Lauterbach, Schlafzimmer der Hausherrin, 1929/1930, Architekturmuseum Wrocław, Mat IIIb 1037-2


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