71 Erinnerungsstücke der Familie Przewirski, Foto Natalia und Ernest Dec
Österreicher geboren und hieß eigentlich
bereits in Lemberg ein sehr nachgefragter
ses aus dem Jahre 1946 gezeigt. In der
Franz von Putschegl. Später ging er nach
und respektierter Professor. In Wrocław
ersten Zeit durchliefen zahlreiche Leute
Lemberg, um an der dortigen Technischen
gehörte er zur Gruppe der ersten Dozen-
das Haus – bis zu den sechziger Jahren
Universität zu studieren, und dort kam er
ten, die die Technische Universität wieder
waren dort acht Namen verzeichnet.
zur Überzeugung, dass Lemberg und die
aufbauten. Als Fachmann für Brückenbau
PP: Hier wohnten auch viele Leute. Als
polnische Kultur das Beste waren, was
war er hoch angesehen; u.a. haben wir
Großvater mit seiner Familie einzog, wur-
ihm je begegnet war – und dass er dort
Fotos von den Arbeiten an der Grunwaldz-
den später weitere Personen zwangsweise
bleiben wollte. Seine Überzeugung war so
ki-Brücke, die er nach dem Krieg leitete.
einquartiert. Um wieder ein Einfamili-
stark, dass er die polnische Staatsbürger-
Die neuen Machthaber konnten es sich
enhaus aus dem Gebäude zu machen,
schaft annahm und seinen Nachnamen
nicht leisten, eine so wichtige Persönlich-
zwangen mein Großvater und mein Vater
änderte. Noch vor dem Studium, während
keit wie Przewirski zu beleidigen.
diese Leute später dazu, auszuziehen. Sie
seines Militärdiensts, lernte er seine zu-
PP: Besonders deshalb, weil Großvater mit
versuchten, Ersatzwohnungen für sie zu
künftige Ehefrau kennen, die Serbin Zden-
Politik nichts am Hut hatte – sie interes-
finden.
ka Groo. Eine Serbin und ein Österreicher
sierte ihn überhaupt nicht.
AP: Wir haben Skizzen, die zeigen, wie das Haus aufgeteilt war. Es ist sehr inter-
lebten nun also als polnisches Ehepaar in Lemberg. Franciszek Przewirski war
GHL: Ihr Nachbar, Herr Piotr Haśko, hat
essant zu sehen, wie das Haus den Lauf
Straßen- und Brückenbauingenieur und
mir das Melderegisterbuch seines Hau-
der Geschichte und die einzelnen Ausbau-
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