Kunst und Architektur in Mitteldeutschland - Thomas Topfstedt zum 65. Geburtstag

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Leipziger Beitr채ge zur Kunstgeschichte | 6



Nadja Horsch / Zita Ă . Pataki / Thomas PĂśpper (Hg.)

Kunst und Architektur in Mitteldeutschland Thomas Topfstedt zum 65. Geburtstag

leipzig

london


Leipziger Beiträge zur Kunstgeschichte | 6 Herausgegeben von Zita Á. Pataki und Thomas Pöpper im Auftrag des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Leipzig

Impressum Leipziger Beiträge zur Kunstgeschichte Universität Leipzig Institut für Kunstgeschichte Dittrichring 18–20 D-04109 Leipzig Internet: http://www.uni-leipzig.de/~kuge/Publikationen.php E-Mail: leipzigerbeitraege@uni-leipzig.de Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar. Das Werk und alle seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung gespeichert und in ein Netzwerk eingestellt werden. Dies gilt auch für Intranets von Bildungseinrichtungen. Umschlaggestaltung: Monique Beauvais Satz & Layout: Monique Beauvais Alle Rechte der deutschen Ausgabe © Plöttner Verlag GmbH & Co. KG Leipzig/London 1. Auflage, 2012 ISBN 978-3-86211-055-1 www.ploettner-verlag.de


Inhalt

Vorwort

8

Bruno Klein

14

Volker Seifert

22

Ernst Schubert

30

Wolfram Günther

38

Thomas Pöpper

54

Manfred Rudersdorf

64

Frank Zöllner

76

Reparatur, Denkmalpflege oder Fehlplanung? Der Wiederaufbau des Langhauses der Kathedrale von Le Mans in der Mitte des 12 . Jahrhunderts

Basenprofile im Palas der Wartburg

Die Naumburger Urkunde von 1249 und die Datierung der Skulpturen des frühgotischen Westchors des Naumburger Doms

Bauen unter den Wettinern in den Jahrzehnten um 1500 und die Frage nach der Existenz eines Landeswerkmeisters

Neues zur Bau- und Ausstattungsgeschichte von St. Wolfgang in Schneeberg / Erzgebirge im 16 . Jahrhundert

›Verspätung‹ als kultureller Prozess? Anmerkungen zur langen Vorge­­­­schichte der Leipziger Universitätsreform nach Einführung der Reformation

Architektur als Vision und Traum. Das Frontispiz bei Barbaro, Perrault und Galiani


Marco Karthe

88

Nadja Horsch

106

Peter Leonhardt

118

Dieter Dolgner

134

Elmar Schenkel

150

Jürgen Paul

160

Stefan W. Krieg

172

Angela Dolgner

186

Christoph Kaufmann

202

Hartmut Zwahr

218

Elysische Felder — Die bürgerlichen Gärten im 17 . und 18 . Jahrhundert in Leipzig

Ermenonville in Leipzig. Das Denkmal für den Bürgermeister Karl Wilhelm Müller

Leipzigs Stadtbaurat Hugo Licht. Anmerkungen zu seinem Berliner Werk

Das Landgerichtsgebäude in Halle an der Saale — ein ›Justizpalast‹ eigener Art

Seele und Stein. Architektur im Werk von Gilbert Keith Chesterton

Die evangelische Kreuzkirche in Görlitz und ihr Architekt Rudolf Bitzan

Köln und Leipzig

Der Bauhäusler Friedrich Engemann und die Architekturausbildung an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle

Stadtbaurat Walther Beyer ( 1885 — 1966 ). Ein Pionier der Nachkriegszeit

Historiker und Kunsthistoriker 1957 / 58 . Über Verletzungen, die nicht verheilten


Wolfgang Hocquél

238

Hartmut Ritschel

248

Annette Menting

260

Bernd Sikora

274

Eva-Maria Seng

286

Steffen-Peter Müller

300

Hiltrud Kier

314

Tabula gratulatoria

327

Schriftenverzeichnis Thomas Topfstedt — zusammengestellt von Zita Á. Pataki

333

Abbildungsnachweis

351

Die frühen Bauten der Leipziger Universität 1951 — 1960

Zwischen Dreieck und Stern — Variationen über ein Grundriss-Thema in der Architektur der 1960 er Jahre

Neuanfänge und Kontinuitäten in Leipzig um 1989 . Beiträge von Dietmar Fischer zu Architektur und Stadtgestaltung

Die Rettung des Leipziger Waldstraßenviertels, eine Rundfunksendung und die 1 . Leipziger Volksbaukonferenz 1990 — Erinnerungen an eine turbulente Zeit

Das Ende des Nachkriegsstädtebaus: Stadtumbau Ost — Stadtumbau West: Neue Mitte Ulm und Potsdamer Mitte

Methodikdiskussion und Denkmalpflege — Die Kategorie der Authentizität als historische Größe in der Architekturgeschichte

Die Diskussion um das Kölner Ensemble von Oper, Schauspielhaus, Opernterrassen, Offenbachplatz und Theaterplatz



Vorwort Für diejenigen, die zu sehen und gleichzeitig zu denken wissen, sind Architektur und die Qualitäten urbaner Ensembles immer schon ein Erlebnis gewesen, das sowohl mit Erkenntnis als auch mit Genuss verbunden ist. Wenn überhaupt irgendjemand den von Erkenntnisdrang getriebenen Architekturgenießer in Reinform verkörpert, dann unser verehrter Kollege Thomas Topfstedt. Die meisten von den hier versammelten Beiträgerinnen und Beiträger werden zusammen mit ihm schon einmal eine Tour durch ein Gebäude, eine Stadt oder einen Landstrich erlebt und hierbei die kurzweilige Erfahrung gemacht haben, dass Erkenntnis durchaus mit einem Genießen des Geschauten verbunden sein kann und dass hieraus eine gewisse innere Ruhe resultiert, die in wohltuendem Gegensatz zu der leicht etwas überhitzt wirkenden, in jedem Fall aber beschleunigten Diskurskultur unserer Fächer steht. Ein denkbares Itinerar mit Thomas Topfstedt durch die Kunst- und Architekturgeschichte bilden auch die Beiträge dieser Festschrift ab, die von Fachkollegen, Freunden, Schülern und Weggefährten des Jubilars verfasst wurden. Hier ist fast alles versammelt, was ihn im Laufe der letzten Jahrzehnte beschäftigt hat. Hierzu zählen die mittelalterliche Architektur in Frankreich, England und Deutschland sowie deren denkmalpflegerische Betreuung seit dem 19. Jahrhundert, vor allem aber die Kunstgeschichte in Mitteldeutschland in ihren oft dramatischen Wechseln zwischen Wandel und Kontinuität, die bis in jüngste Zeit die Geschichte eines erlebten, gelebten und nicht abgeschlossenen, ja letztlich nicht abschließbaren Diskurses ist. Daneben sind aber auch andere Facetten zu nennen, so die Landschafts- und Gartenkunst und nicht zuletzt die architektonischen Visionen. Sie sind ein bislang wenig bekannter Bestandteil der langen universitären Laufbahn Thomas Topfstedts. Gern erinnerte man sich an die gemeinsamen langen Gremiensitzungen nur, weil der geschätzte Kollege in diesen Stunden intellektueller Muße phantastische Gebäude und mit ihnen ganze Idealstädte auf dem Papier entwarf. Niemals zuvor ist deutlicher zutage getreten, dass jeder gute Architekturhistoriker im Grunde auch ein guter Architekt geworden wäre. Thomas Topfstedt wurde am 18. Februar 1947 in Erfurt geboren. Nicht zuletzt das Erlebnis der dortigen gotischen Bauwerke, in deren Maßwerkformen er sich zeichnend vertiefte, brachten ihn zum Studium der Kunst9


geschichte, Kunsterziehung, Geschichte und der Vor- und Frühgeschichte, welches er 1970 mit dem Staatsexamen als Dipl.-Kunsterzieher an der damaligen Karl-Marx-Universität Leipzig abschloss. In der Folge wurde er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Städte­bau und Architektur der Bauakademie der DDR zu Berlin (1970–1975), dann als wissenschaftlicher Assistent (1975–1980), später als Oberassistent (1980–1985) am Fachbereich Kunstwissenschaft der Sektion Kulturund Kunstwissenschaften der Karl-Marx-Universität beschäftigt. Seine Leidenschaft für die städtebauliche Ensemble-Forschung dokumentieren sowohl seine kunsthistorische Dissertationsschrift (›Grundlinien der Entwicklung von Städtebau und Architektur in der Deutschen Demokratischen Republik 1949–1955‹), mit der er 1980 zum Dr. phil. promoviert wurde, sowie jene magistrale Qualifikationsschrift, die den zeitlichen Rahmen der Dissertation konsequent weitet und mit der er 1984 zum Dr. sc. phil. promoviert wurde (›Abriss der Städtebaugeschichte der DDR von der Mitte der 1950er bis zum Beginn der 1970er Jahre‹). Seit Erhalt der Facultas docendi 1984 lehrte er – in wechselnden Positionen und mit unterschiedlichen Amtsbezeichnungen – an der Leipziger Alma Mater, zunächst als Dozent für Architekturgeschichte an der Sektion Kultur- und Kunstwissenschaften (bis 1988), dann als ordentlicher Professor für Sozialistische Gegenwartskunst und ab 1991 – nach Umwandlung des akademischen Titels in Dr. phil. habil. durch den Universitätssenat – als Professor für Kunstgeschichte an der neuformierten Fakultät für Kultur-, Sprach- und Erziehungswissenschaft. 1993 wurde er zum Professor für Kunstgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts an die heutige Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften der Universität Leipzig berufen. Das hiesige Institut für Kunstgeschichte leitete und prägte er von 1990 bis 1993 als kommissarischer Leiter und von 1993 bis 1996 als geschäftsführender Direktor. Auf Fakultätsebene nahm er die Ämter des Dekans (1997–1998) und des Prodekans (1998–1999) wahr. Sein nationales und internationales Renommee als Spezialist für mitteldeutsche Architekturgeschichte begründen nicht zuletzt seine zahlreichen Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen, beispielsweise in der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (seit 1995), in der Sächsischen Akademie der Künste /Klasse Baukunst (seit 1996), im Denkmalrat für Sachsen (1998–2005) sowie in der Kommission für die Kunstgeschichte Mitteldeutschlands der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (seit 2006). Topfstedts wissenschaftliche Verdienste stehen mit diesem Cursus honorum sowie mit der im Anhang des vorliegenden Buches zusammengestellten Bibliografie eindrucksvoll vor den Augen des Fachpublikums. 10


Diese Festschrift wird von derzeitigen und ehemaligen, jedenfalls ›nachwendezeitlichen‹ Kollegen Thomas Topfstedts herausgegeben. Nicht Dankbarkeit im Sinne eines Lehrer- bzw. Doktorvater-/Schüler-Verhältnisses, sondern kollegiale Verbundenheit mit dem Jubilar, also nicht akademische Pflichtschuldigkeit, sondern ein echtes persönliches Bedürfnis ist ihr Grund. Der Fokus dieses Vorwortes soll daher auf etwas Anderes als die schiere Wissenschaftlichkeit gelenkt werden, gewissermaßen auf anek­ dotische Nebenschauplätze des Hochschullehrerdaseins – kurz, auf die ›fröhliche Wissenschaft‹ als Lebensform. Denn auch außerhalb der Fachkreise ist Thomas Topfstedt keine unbekannte Größe. Weil er seinen stupenden Wissensschatz immer gerne (mit-)teilt, sei es in Vorträgen, in Gastbeiträgen, in Diskussionsrunden, in allgemein-wissenschaftlichen Artikeln oder sei es sogar ganz unprätentiös zwischen Tür und Angel im Büro oder im Gehen auf der Straße, also wegen seiner stets an der Sache und ihrer Vermittlung orientierten Haltung, ist er ein allseits geschätzter und dabei allzeit freundlicher Gesprächspartner. Doch nicht nur seine Freude am Austausch, sondern auch Thomas Topfstedts ›Hunger nach Bildern‹ sind am Institut für Kunstgeschichte nahezu legendär. Was die reich bestückte Diathek und die digitalen Bildarchive nicht vorhalten, kann bzw. konnte man fast sicher bei ihm finden. Ebenso umfangreich wie seine Sammlung von Fotoabzügen, Diapositiven und Bilddateien ist übrigens seine Kollektion von Postkarten. Keinem Studierenden des Leipziger Instituts blieb sie unbekannt: Sie ist so groß (und zugleich so ›kreativ‹ sortiert), dass in jeder Zwischen- oder Abschlussprüfung immer neue Zufallsfunde zu Tage traten und die entscheidenden Impulse für das diskursive Prüfungsgespräch setzten. Wir haben diesem durchaus originellen Prüfungsstil mit dem Cover dieser Festschrift ein kleines Denkmal setzen wollen. Thomas Topfstedt als ›Jäger und Sammler‹ von Bildern bzw. Abbildungen zu bezeichnen, ist also nicht verfehlt (wer einmal einen Stadtspaziergang mit ihm unternommen hat, weiß, wie schnell er en passant einige Dutzend Fotos schießt). Doch ist dies nicht seine einzige Leidenschaft. Jazz, die gesamte Literaturgeschichte von Prosa und Lyrik, Theater und Cabaret sowie Oper, philosophische Lesungen, das Reisen zu entlegenen unbekannten gleichwie das Verweilen an liebgewonnenen Orten, aber auch das Musizieren (er ist kein übler Gitarrist) und neuerdings das Sporttreiben – all diese (und viele weitere) Neigungen und Interessengebiete machen ihn zu einem der Letzten seiner Art, zu einem profunden Spezialisten, aber auch zu einem ebenso soliden wie lebensfrohen Generalisten, ja Universalisten.

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Der weite, über den Tellerrand hinausgehende Blick haftet bei wirklich großen Geistern nicht selten am Unscheinbaren und Skurrilen. Mit Hingabe und liebevoller Sympathie hat Thomas Topfstedt einmal anlässlich eines Vorgespräches zu einer wissenschaftlichen Tagung (über den sogenannten Dom St. Marien in Wurzen, 2006) im Vorübergehen die Auslage eines Wurzener Fleischers fotografiert. Den dort präsentierten, in Topfstedts eigener Fotografie konservierten »Wurststrauß« überreichen wir unserem Kollegen hiermit symbolisch zurück: Möge die Vielfalt der kunsthistorischen und außer-kunsthistorischen Lebenswelten seinen ›Hunger‹ stillen und ihm weiterhin reichlich Nahrung für sein Betrachten, Denken, Reden und Schreiben – sowie für seine Fotosammlung bieten.

Diese Festschrift wäre natürlich ohne zahlreiche Helfer niemals zustande gekommen. Für die unabdingbare ›ideelle Unterstützung‹ zeichnete erneut – und leider wohl zum letzten Mal – die großzügige Hand Uwe Lösers vom Dezernat 1 der Universität Leipzig verantwortlich; sehr hilfsbereit auf diesem und anderen Gebieten war zudem Wolfgang Hocquél von der Kulturstiftung Leipzig. Die zahlreichen fotografischen Arbeiten erledigte in gewohnter Zuverlässigkeit Martin Weicker, bei den wie immer in allerletzter Sekunde anfallenden Korrekturarbeiten halfen Johannes Gebhardt und Marie-Louise Monrad Møller. Eine diskrete Koordination des Projekts mit dem Decknamen ›FSThT‹ leistete die Institutssekretärin Karin Schumann. Eine glückliche Fügung stellte ferner der Umstand dar, dass die heiße Phase der Buchherstellung in das Dekanat von Frank Zöllner, Fachkollege und Freund Thomas Topfstedts, fiel. Auch die per12


sönliche Bekanntschaft des Verlegers Jonas Plöttner mit dem Jubilar war dem Unterfangen durchaus zuträglich. Und zu guter Letzt: Die erfahrene Setzerin und Layouterin dieses Buches, Monique Beauvais, hatte als Studentin in Topfstedts Vorlesungen gesessen. Alle Genannten haben durch ihr Mitwirken ihre Verbundenheit mit Thomas Topfstedt zum Ausdruck gebracht. Dafür sei ihnen an dieser Stelle herzlich gedankt. Leipzig, im Februar 2012

Die Herausgeber

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