Bewegte Bilder und darstellende Künste

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Beschreibung des Vorhabens Bewegte Bilder und darstellende Künste

Gender

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In DIE FIBEL für Freies Theater wird eine gendersensible Sprache genutzt. Dazu aus der FIBEL

für Freier Theater: “In Rücksprache mit einer Diversitätsbeauftragten der Universität Leipzig, hatten sich die Verfasserinnen der FIBEL für ein Modell entschieden, das möglichst viele Selbstbeschreibungen zulässt. Aus diesem Grund wurde bei jedem Begriff, der natürliche Personen impliziert, an den Wortstamm ein Sonderzeichen angefügt, der als „Freiraum zur Selbstbenennung“ verstanden werden soll. So sollte der „Gender-Gap“ vermieden werden, der eine einfache Unterscheidung zwischen männlich und weiblich suggeriert. Begriffe, die Institutionen bezeichnen, wurden nicht gegendert.” Der Ansatz wurde übernommen (nicht für Zitate u.ä.”.

Werden wir demnächst Tanz als live Stream sehen, so wie wir es vom Fußball oder anderen Sportereignissen gewohnt sind? Dynamischer Schnitt mit mehreren Kameras und Effekten? (Warum) brauchen die darstellenden Künste das (nicht)? Wir erleben seit März 2020 während der Lockdowns behördlich verordnete Schließungen von Theatern, Museen und Kulturinstitutionen. Aufführungen sind kaum mehr möglich. Also wurde und wird weiter auch Tanz im Netz gestreamt. Welche Ästhetik, Kameraarbeit, Postproduktion und Technik dabei genutzt wird, kann man dort sehen. Vor 20 Jahren habe ich zum ersten Mal Tanz gefilmt. “Bewegte Bilder und darstellende Künste” sind der rote Faden meiner künstlerischen Arbeit. Im Rahmen eines Rechercheprojekts mit diesem Titel habe ich zwischen Oktober 2020 und April 2021 bei der Geschichte der bewegten Bilder “nachgesehen” und fachübergreifend Impulse aus Film und Filmkunst recherchiert: in klassischen Formaten wie Kino, TV, Dokumentationen, teils beim Dokumentarfilm, in offenen Nischenformaten des Bewegtbildes wie Titelsequenzen, in Avantgarde Filmen sowie Inszenierungen und Adaptionen für die Kamera (Dance for the Camera) sowie bei raumgreifenden Videoinstallationen, in Büchern, Essays und Artikeln zu den Themen Film-/ Kunstkritik, Film-/Kunstwissenschaft, Psychologie, Ästhetik. Tanzfilmerᐨ sind Übersetzerᐨ und Filmautorenᐨ. Darstellende Kunst ist dafür prädestiniert, über die ordentliche Videodokumentation der Aufführungen hinaus reizvolle und inspirierende eigene (Film-)werke hervorbringen. Wie kann man dorthin gelangen? Welche Wirkung will erzielt werden? Von der experimentellen Dance for the Camera Adaption bis zur sachlich-abbildenden Übertragung aus dem Theater; zur Verfügung stehenden Stilmittel und Technik bewusst und effektiv einzusetzen, dient der Gesamtvision. Auch ohne Pandemie Restriktionen empfiehlt es sich, existierende Muster unter die Lupe zu nehmen. Wie werden die Stücke gefilmt? Welche Technik führt zu welcher Ästhetik? Führt der Dreh mit mehreren Kameras und mit vielen Schnitten zu Ergebnissen, die bewusst eingesetzt werden. Was entspricht, unterstützt das Werk, was lenkt ab? Diesen Prozess anzustoßen, kann riesige Potenziale freisetzen. Ein erster Schritt kann sein, Zeit für eine gemeinsame inhaltliche Vorbereitung (mit den Videografenᐨ) einzuplanen. Referenzen aus dem Dokumentar-/ und Spielfilm und Positionen in den bildenden Künsten, die mit Video und Film arbeiten, helfen dabei, über traditionelle Macharten hinaus zu denken.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Anreize finden sich bei Portalen wie www.MUBI.com, www.UBU.com. Zeit und Budgets gemeinsam einzukalkulieren zum Drehen, sowie geeignetes Equipment zu mieten und erfahrenes Personal zu engagieren, können die nächsten Schritte sein zu authentischen Videofassungen. Ziel ist, die Integrität der künstlerischen Vision im Auge zu behalten. Dafür ist es notwendig, die Bühnenarbeiten in das andere Medium zu übersetzen. Mit einer technisch sauberen Lösung ist es noch nicht getan. Tanz und Video schaffen ihre Formen mit den Mitteln von Zeit, Raum und Bewegung. Wenn wir am Ende den "gefilmten Tanz" ohne eine eigenständige Lösung aus der Begrenzung des Theaterraums übermitteln, geht mehr verloren als die Dreidimensionalität. Es ist notwendig, den Tanz im Filmraum zu rekonstruieren.

Dokumentation Auf den kommenden Seiten folgen während der Recherche entstandenen Skizzen und Notizen. Copyrights der zum Zwecke der Dokumentation fotografierten Quellen liegen bei den jeweiligen Rechteinhabernᐨ. Sollte von deren Seite der Wunsch bestehen, diese für interessierte Leserᐨ als Referenz und zur Dokumentation wiedergegebenen Stellen zu entfernen, werde ich dem unverzüglich nachgehen (in dem Fall bitte ich um Nachricht).

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Während der Recherche habe ich an einem Text geschrieben, in dem Überlegungen für die Dokumentation von Tanz auf Video zusammen gefasst sind. Es ist ein Blick auf die Umsetzung von Videodokumentationen. Videobühnenbilder und Beteiligung von Videokünstlernᐨ sowie spezielle mit und für Bewegtbild angelegte Arbeiten, die noch eine Seltenheit sind, sind von den Betrachtungen auf den folgenden Seiten ausgeschlossen. Sie stellen ein Sondermodell dar. Der Text ist in der hier vorliegenden Form noch nicht als durchgehende Arbeit angelegt, er wird von Notizen und Textfragmenten und Rechercheauszüge unterbrochen. Die Dokumentation ist Sammlung, die auch fragmentarisch, quer, nicht-chronologisch gelesen werden kann. Dieser Text, die Notizen, Fotos und Referenzen dürfen durch Dritte (auch in Auszügen) nur nach schriftlicher Freigabe durch den Autor verwendet oder veröffentlicht werden. Mein Dank gilt der Jury, die das Projekt für ein der #takecare Förderungen ausgewählt hat, Hansjerg Maier-Aichen, meinen Eltern und Geschwistern für Ihre Unterstützung, den darstellenden und bildenden Künstlernᐨ, insbesondere Uli Bernhard, Christof Köhler, Lungani Gwala, Ken Ludden und dem australischen Komponisten David W. Pyke für den inspirierenden Austausch in den letzten Monaten und allen Beteiligten, die sich dafür starkgemacht haben, dass eine solche Förderung möglich geworden ist. Darüber hinaus bin ich den vielen, zumeist öffentlich nicht in Erscheinung tretenden Beteiligten dankbar, die mitgearbeitet haben oder jetzt dazu beitragen, diese Art von künstlerischer Forschung durch ihre Arbeit zu ermöglichen. Danke. Dadurch ist auch die Realisierung dieses Projekts in der hier vorliegenden Form erst möglich geworden.

Köln, den 19. April 2021

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Film ist seit Ende des 20. Jahrhunderts, Anfang des 21. Jahrhunderts durch digitale Technik geprägt. Inzwischen hat via Streaming jedeᐨ mit dem entsprechenden Zugang zum Internet Zugriff auf diese Online Angebote. Es gibt es auf Kultur spezialisierte Kanäle, sowohl im Fernsehen als auch online Angebote. Der Markt wurde kräftig aufgemischt. Kommerzielle Streaming Anbieter bieten aufwendige, selbst produzierte Filme, Serien und Dokumentation auf ihren Kanälen an. Erschwingliche Technik hat den Protagonistenᐨ der darstellenden Künste den Einstieg in die Verfilmung ihrer Arbeit in einem Ausmaß ermöglicht, der früher unvorstellbar (weil unbezahlbar) war. Dabei helfen ihnen Filmemacherᐨ und auch Quereinsteigerᐨ. Zahlreiche, deutschlandweit tätige Produktionsfirmen mit einer Vielzahl an Mitarbeiternᐨ und entsprechender Infrastruktur bieten ihr Leistungsspektrum inzwischen auch Choreografenᐨ, Kompanien, Theatern und Tanzhäusern anbieten. Auch bei begrenztem Zeitbudgets und geringen finanziellen Mitteln von Tanz-produzierender Seite sind Videodokumentationen für darstellende Kunst ein wachsender Markt.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 charismatisch verdichtung > multicam > jump cut: nahe > grossaufnahme

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Institutionelle Förderungen darstellender Kunst haben den Tanz auf Video momentan noch als Nebenschauplatz auf dem Schirm, in der Form der Dokumentation der Arbeiten, weniger als eigenständiges Format. Bei der bundesweit ausgeschriebene Förderung “#TakeThat" für neue Produktionen in den darstellenden Künsten für das Jahr 2021 sitzen bei den aktuellen Ausschreibungen beispielsweise gar keine Experten in den Jurys, die Produktionen für Tanz und Video beurteilen können, richtete man auf Nachfrage aus. Die Aussage: “es ist daher unwahrscheinlich, dass filmische Umsetzungen von Tanzproduktionen eine Chance hatten (Stand Oktober 2020). Das ist nicht verwunderlich, denn noch sind Tanzdokumentationen seltenst mehr als abgefilmte Aufführungen. Ambitionierte “Dance for the camera” Produktionen, in denen der Prozess des Filmemachens angewendet wird und eigenständige Werke entstehen, sind aufwendig. Sie folgen den Produktionsweisen des Filmemachens, die sich deutlich von denen der darstellenden Kunstaufführungen unterscheiden. Bewegte Bilder und darstellende Künste sind größtenteils eine Zweckgemeinschaft von kurzer Dauer. Zeit auf Vorbereitung ist rar, bei der Premiere oder zweiten Aufführung wird “mitgefilmt”. Das inhaltlich verantwortliche Leitungsteam hat für Vorbereitung oder eine Einführung in das Stück für das Film-”Team” - oft eine 1 (Wo)man show - schlichtweg keine Zeit in dieser heißen Produktionsphase. Die Filmemacherᐨ sind oft sich selbst überlassen. Zeitfenster für Proben mit der Kamera, Besprechung der Kameraarbeit in Hinblick auf die Choreografie, die für Drehs angesetzt werden, gibt es nur in Ausnahmefällen. Alle sind damit beschäftigt, die Premiere auf der Bühne vorzubereiten.

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Orphée Wiederkehrendes Motiv (nach 10 Minuten) Effekte werden genutzt, die Geschichte zu erzählen https://drive.google.com/file/d/1xKtCA9hvbRQ2JYmZpaBeWs3DIOvvu-Ou/view?usp=drivesdk Gestaltung mit Licht und Schatten sowie Musik als essenzielle Bestandteile der Geschichte verwenden

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Wenig Zeit und geringe Priorität für eine Auseinandersetzung mit der Umsetzung sieht man Videofassungen schnell an. Es ist unwahrscheinlich, dass Produzenten von Tanz, Aufführungsorte, Förderer und Filmemacher aufwendigen Videofassungen, die wie Filme produziert werden, Priorität, Zeit und Geld einräumen können. Tanzaufführungen zu adaptieren für die Kamera und im Rahmen einer Filmproduktion umzusetzen - dafür gibt es keine oder kaum Fördermöglichkeiten. Als Wirtschaftsförderung zielt die nationale und föderale Filmförderung stark auf Spielfilm ab oder vergibt in Ausnahmefällen einzelne Förderung, vor allem an namhafte, oft seit Jahrzehnten bekannte Regisseure oder solche mit entsprechender Popularität, durch Auszeichnungen oder mit Verbindungen. Der Markt ist mit zunehmende Präsenz von Streamingdienst-Eigenproduktionen zwar in Bewegung, inwiefern er sich in realistischer Reichweite für Akteureᐨ der freien Szene befindet, ist zu bezweifeln. Wer mit der Pina Bausch Stiftung arbeitet, um die Neueinstudierung des Frühlingsopfers mit afrikanischen Tänzernᐨ zu dokumentieren, kann Glück haben. Auch bei den aktuellen, größtenteils einmalig aufgesetzten Sonderfördermodellen konnte man es versuchen. Dabei gibt es einen “catch 22”: die Definition, inwiefern die filmische Umsetzung als “Neuproduktion” gilt. In der Regel werden Projekte von Förderungen in deren Regularien ausgeschlossen, wenn diese bereits begonnen haben. Existiert eine Choreografie also schon und man möchte die Videodokumentation anspruchsvoll und mit eigenem Budget umsetzen, mit einem Filmteam und eine Filmproduktion, ist unklar, ob so ein Projekt den Förderrichtlinien entspricht. In diesem Fall hilft ein Anruf bei der Förderung und führt unter Umständen zu den oben beschriebenen Erkenntnissen (“die Jury ist nicht qualifiziert für Filmprojekte”). RASTERisierung und Gestaltungsmittel analoge Kopie > Super 8 Reproduktionen vom Monitor aufnehmen?

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Gaston Bachelard: In der Poesie ist das Nicht-Wissen eine Grundbedingung; wenn es beim Dichter Handwerk gibt, dann in der subalternen Aufgabe, Bilder miteinander zu verbinden. Aber das Leben des Bildes ist ganz in seinem Aufblitzen enthalten, in jener Tatsache, dass ein Bild alle Gegebenheiten der Sensibilität übertrifft.

Man sieht also, dass Werk erhebt sich so hoch über das Leben, dass das Leben es nicht mehr erkennt. Jean Lescure sagt vom Maler: >>Lapicque fordert vom schöpferischen Akt, dass er ihm ebenso viel Überraschung bietet wie das Leben.<< Die Kunst ist also eine Verdopplung des Lebens, sie wetteifert mit dem Leben in der Erzeugung von Überraschungen, die unser Bewusstsein erregen und es vor Schläfrigkeit bewahren. Lapicque schreibt (zitiert von Lescure): >> Wenn ich zum Beispiel den Flußübergang bei Auteuil male, dann erwarte ich von meiner Malerei, dass sie mir ebensoviel Unvorhergesehenes zuträgt - obgleich von andrer Art - wie der wirkliche Vorgang beim Rennen, den ich gesehen habe. Es kann nicht einen Augenblick lang in Frage kommen, ein Schauspiel, dass bereits der Vergangenheit angehört, getreu wiederzugeben. Aber ich muss es ganz und gar nacherleben, und zwar in einer neuen und malerischen Weise, und indem ich dies tue, mir die Möglichkeit eines neuen Schocks verschaffen.<< Und Lescure schließt: >> Der Künstler schafft nicht wie er lebt, er lebt wie er schafft.<< Der zeitgenössische Maler betrachtet also das Bild nicht mehr als einfachen Ersatz für eine sinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit. Rosen, gemalt von Estir: schon Proust sagte, sie seien >>eine neue Zuchtform, mit der dieser Maler, wie ein erfinderischer Gärtner, die Familien der Rosen bereichert hat<<.

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STREITRAUM: »CORONA UND DIE KULTUR«*, Carolin Emcke im Gespräch mit Stephan Behrmann (Geschäftsführer Bundesverband Freie Darstellende Künste / Sprecher Allianz der Freien Künste) Thomas Kufus (Filmproduzent und Geschäftsführer der zero one film) und Anna Prohaska (Sopranistin).

https://youtu.be/rPNfXIIXM4Q zur PRÄSENZ / KONSERVE Anna Prohaska (Sopranistin 47:10 Wir sind ja immer nur, als Musiker, sage ich jetzt mal, als Musiker oder als Sänger, ein Medium zwischen Komponist, oder Librettist, Poet und dem Publikum. Das heißt durch uns fließt dieser kreative Prozess durch. Wir sind ja nicht kreative Künstler in dem Sinne, dass wir immer unsere eigenen Songs singen oder so, sondern wir versuchen, diese Mozart Arie oder das Schubert Lied oder das moderne Stück von einem neuen Komponisten ans Publikum zu bringen und das ist Kommunikation und das funktioniert nur bedingt oder eigentlich sehr schlecht aus der Konserve.

52:47 Dass Kunst und Kultur auch so oftmals einfach unter diesem Unterhaltungsbegriff abgestempelt wird, und nicht als Notwendigkeit der Formung und der Bildung und der Regeneration der Gesellschaft gesehen wird

Wie notwendig und welche Gefahr ist es, die Bühne digital zu präsentieren? Carolin Emcke: Als wie riskant haben sie dieser Strategie empfunden? Worüber man skeptisch sein könnte, nämlich, dass man in dem Versuch, unbedingt die Wertigkeit der Kultur zu beweisen, unbedingt zu zeigen, welchen Wert sie hat, sich durch eben die Häufigkeit und das Kostenlose des Angebotes sich selbst entwertet hat.

Wie kritisch oder wie ambivalent oder wie gut haben sie diese Phase empfunden? Thomas Kufus (Filmproduzent und Geschäftsführer der zero one film) : Ob sie sich entwertet hat, ist glaube ich eine Frage der Perspektive, da würden glaube ich sehr viel social media affine Menschen überhaupt nicht von Entwertung, sondern von Bereicherung sprechen, würde ich mal sagen. Das ist natürlich auch eine Generationsfrage. Ich sprech jetzt mal aus meiner Generation, der jetzt nicht so social media affin ist. Schon das eine oder andere aber jetzt nicht ständig. Das ist nicht mein entscheidender RESONANZRAUM. Da habe ich andere, eben auch die öffentlichen, auch das Kino. Das Theater, Konzerte, und das ist schon, find ich, wenn mans dann auch wirklich, vielleicht ein paar Wochen geht es noch, aber wenn mans dann irgendwann merkt, über einen längeren Zeitraum, über die Strecke, wie sehr dieser Reiz fehlt. Dieser Reiz, der Auseinandersetzung, des Austausches, des kritischen Diskurses, um es mal so zu sagen, der ist einfach in der Öffentlichkeit ein anderer, als wenn man ihn privat für sich oder mit den engsten Vertrauten führt. Das ist ein großer Unterschied finde ich und den habe ich auch auf die lange Strecke jetzt deutlich vermisst und bin auch stark bekümmert, ob der auch angesichts der massiven starken digitalen Streaming Medien, die ja sowieso im Aufwind waren, den das ganze ja auch eher Wasser auf die Mühlen eigentlich war, diese ganze Pandemie, wie weit der auch noch einmal in einem gewissen Zustand zurückkommt, den wir gewohnt sind und geliebt haben. --- Diese Dokumentation (auch in Auszügen) darf nur mit schriftlicher Freigabe des Autors verwendet/ veröffentlicht werden --Pipo Tafel . Diplom Medienkünstler . Darmstädter Str. 2 . D - 50678 Köln . www.pipotafel.com

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Netztheater - Positionen, Praxis, Produktionen: 71 Friedrich Kirschner Teilhabe als Notwendigkeit: Theater als Raum pluraler Gemeinschaften

Entzerrung von Zeit und Raum Ein herkömmlicher Theaterbesuch besteht aus sehr viel mehr als nur dem Wahrnehmen der eigentlichen Aufführung. Von der Akquise der Theaterkarten bis hin zum gemeinsamen Kaltgetränk nach der Vorstellung ist gegenwärtig sehr viel soziale Rahmung verloren gegangen. Gerade dieser – oft nicht als künstlerischer Aufgabenbereich wahrgenommenen – Rahmung müsste besondere Aufmerksamkeit zukommen. Gerade hier gilt es Räume zu schaffen, die eine Breite gesellschaftlicher Verhandlung über die Dramaturgie des gemeinsamen Erlebens und Erlebthabens befördern. Hinzu kommt eine neue Ökonomie der Aufführungsbesuche generell. Volle Häuser wird es zunächst einige Zeit nicht mehr geben. Die Intensität des eigentlichen Theaterbesuchs und die Durchdringung zumindest eines Teils des eigenen sozialen Umfeldes mit gemeinsamem Wissen über das gemeinsam Erlebte ist als konstituierendes Elemente schwächer geworden.

Eben hier können Formate ansetzen, die den Ausstrahlungsformen vernetzter Kanäle zuträglicher sind. Instagram-Stories (oder Weblogs, Twitter-Accounts und viele weitere Kanäle) können in kurzen Szenen über lange Zeiträume auch große Bögen erzählen, sofern sie nicht versuchen, die Intensität eines Bühnentextes zu übertragen, sondern sich die Wahrnehmungsqualität des Kanals aneignen. Sie können, häppchenweise, Welten aufbauen und Figuren durch Situationen transportieren, ähnlich wie es Serienformate bereits seit geraumer Zeit tun. Durch Konstanz und Langatmigkeit entwickelt sich eine andere Form der Vergemeinschaftung – durch gemeinsames, geteiltes Wissen über einen langen Zeitraum kann man ebenso eine Beziehung zu Figuren aufbauen, sie mit der eigenen Lebensrealität abgleichen und mit Freund/innen diskutieren, wie durch die uns naheliegende Verdichtung einer dramatischen Situation innerhalb weniger Stunden.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Netztheater Positionen, Praxis, Produktionen Frank Rieger Arbeit in interdisziplinären Teams: Aus der Frühzeit von Mixed-Reality Projekten

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Perspektivwechsel “Die präzise Koordination von Techies und Medien- und Kunstschaffenden war auch damals schon eine der großen Herausforderungen. Ein gutes gegenseitiges Verständnis für Ziele, Prioritäten, Ressourcen-Limitationen, Methoden, Arbeits- und Denkweisen zu entwickeln, war oft frustrierend schwierig, insbesondere weil die zu verwendenden Technologien noch nicht einmal richtig existierten, sondern erst entwickelt wurden. Eine gute Methode, um dieses Verständnis deutlich zu verbessern, wurde im Laufe des Projektes erfolgreich ausprobiert, wenn auch zu spät und nicht in genügendem Umfang: für ein paar Tage «hospitieren» bzw. «Praktikum» in der jeweils anderen Domäne machen. Der Erklär- und Betreuungs-Aufwand dafür scheint initial erstmal hoch, macht sich aber im weiteren Projektverlauf enorm positiv bemerkbar. Es ist dabei nicht unbedingt nötig, dass Künstler/innen programmieren lernen (auch wenn das natürlich ein noch tiefergehendes Verständnis für Problemlagen und Schwierigkeiten erzeugt). Genauso wenig müssen Coder/innen ein Schauspiel- oder Dramaturgie-Studium absolvieren. Es hilft aber ungemein, den Arbeitsalltag, den Jargon, die Entscheidungswege und Planungs- methoden der anderen Teams selbst miterlebt zu haben. Plötzlich verstehen Künstler/innen, warum Software-Bugs priorisiert werden und nicht alle sofort behoben werden können, und Coder/innen entwickeln zum Beispiel ein Verständnis dafür, warum Medien- und Theatermenschen immer und immer wieder proben wollen. Und oft ergeben sich daraus gegenseitige Befruchtungen. Coder/innen können gute Ideen für Inhalte haben. Regieassistent/innen können dank ihrer ständigen beruflichen Erfahrung mit großen Egos unterschwellige Persönlichkeitskonflikte erkennen und auflösen, die auch in Tech-Teams nicht selten die Arbeit behindern. Künstler/innen haben oft ein besseres intuitives Gespür dafür, welche User-Interface-Konzepte tatsächlich funktionieren und welche nicht. Je mehr sich die Grenzen zwischen den Teams auflösen, je weniger jede Seite eifersüchtig über ihr Territorium wacht, je mehr Mut zum gemeinsamen Experiment, desto besser wird das Ergebnis.”

Versteht mich bitte recht: Theater braucht Digitalität nicht, um zu funktionieren. Theater funktioniert mindestens seit zweieinhalbtausend Jahren, und es funktioniert extrem gut. Außer es gibt gerade Lockdowns. Oder die Gesellschaft wird zunehmend von digitalen Inhalten geprägt. «Aber die physische Kopräsenz!», werdet ihr sagen, ja, diese Kopräsenz, die gibt es bei TikTok natürlich nicht. Die Videos sind aufgenommen, wir rezipieren die Inhalte in unserer eigenen, geschützten Umgebung, wir sind nicht «in der Situation».

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021

Pour Rohmer, tout le monde avait

<< cinéma, art du temps>>, alors il répondait : << non, art de l’espace >>. dit:

Film, bewegte Bilder, ist ein magisches Medium. Es erlaubt uns, eine Situation einzufrieren, den Moment festzuhalten und zu konservieren. Wir können vor der Aufnahme so lange daran arbeiten am Licht, an den Einstellungen, der Performance der Darstellerin*innen, und den vielen Hundert Details, von den vielen Hundert Personen, die bei zuweilen bei Filmproduktionen involviert sind - bis der Regisseur seine künstlerische Vision realisiert sieht. Erschwingliche, hoch entwickelte Filmtechnik, ermöglicht uns als Endverbraucher*innen inzwischen Zugang und Einstieg in die Filmproduktion in nie vorher dagewesener Weise. Früher konnte man das Ergebnis nicht beim Drehen sehen, es war notwendig, 1 ½ Tage zu warten, bis der Film entwickelt war und Film war teuer. Die neuen Kameras ermöglichen heute, die Ergebnisse sofort zu sehen. Ich blicke auf den Vorschaumonitor der Kamera und sehe das Bild, wie es aufgezeichnet wird. Durch die Möglichkeit, Aufnahmen sofort zu kontrollieren und bei Bedarf zu löschen, kann ich unendlich viel Material aufnehmen. Im Schnitt entsteht daraus der Film. Früher wurde das Filmmaterial zusammen geklebt. Das erforderte beim Editing, genau zu wissen, wie der Schnitt aussehen soll. Das ist heutzutage nicht mehr notwendig, “hier liegt ein wesentlicher Vorteil der neuen Techniken, bietet der digitale Schnitt neue Möglichkeiten zum Austesten von Bildkombinationen, handelt es sich doch zunächst nur um die virtuelle Montage” (Peter Riedel, MEDIENwissenschaft 2/2005). Heute, 2021, ermöglicht uns das Internet, die Bilder in Echtzeit auf der ganzen Welt auszustrahlen. Parallel können Hunderte Millionen Menschen die bewegten Bilder sehen, gleichzeitig. --- Diese Dokumentation (auch in Auszügen) darf nur mit schriftlicher Freigabe des Autors verwendet/ veröffentlicht werden --Pipo Tafel . Diplom Medienkünstler . Darmstädter Str. 2 . D - 50678 Köln . www.pipotafel.com

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 BROKEN SCREEN Doug Aitken > Eija-Liisa Athila

so if experience is nonlinear and fragmented, isn't the beauty of dance in the theatre follows linearity and by breaking it through editing we let this rare beauty go? is dance on stage really an offer for an analogue alternative to digitally fragmented media and does it need to be translated as such? FILMEN ANALOG ZUR NATUR DES MEDIUMS = NOEDITING? und wenn editing, dann zu wissen, was ich damit mache ? = editing motivated through what the stage proposes: auftritt einer neuer Person, der Schauspieler dreht sich beim Geräusch um, hin zu dieser Person ? that means we need to analyse the whole piece for such incidents. it basically and simply means, again, take time, understand the context, research your topic before filming it, analyze it, work the outcome of this and search for the corresponding way that suits it when translating into the moving image - which after all is a language itself with its own rules and habits of perception in the viewer , so every decision will also have an impact on the subject that is filmed, how that will be perceived. +++ it's not about rules what can and can't be done it's about the reasons what was done on stage that causes options and requires means to translate this into another medium on film , so every project has its own requirements, and it deserves that . ***i haven't though yet about camerawork so let's talk first about editing - it brings in the world of film language and that needs to be considered what it does to the viewer's perception of the artists (who's behind the dance creation or theater or opera) statement

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Vom Klang unzeitgemäßer Maschinen https://www.deutschlandfunkkultur.de/der-koelner-komponist-und-musiker-florian-zwissler-vom.3819.de.h tml?dram:article_id=457040 ab 5 Min vor Ende der permanente technische Fortschritt birgt jedoch große Nachteile. Allzu häufig treibt er die Musik vor sich her und versetzt sie in Zugzwang. +++ das zeigt, dass man immer noch Neues entdecken kann, wenn man sich nicht vom Zwang der technologischen Möglichkeiten vor sich hertreiben lässt

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 S. 95 Levinson-Digital McLuhan-A Guide To The Information Millenium

>>> From Cliche To Archetype (with Wilfred Watson) +++ die größte Gefahr sind Klischees aus Werbung und Fernsehen, die in die Dokumentation von Tanz übernommen werden, unreflektiert - Ausnahme ist die bewusste Verwendung +++ Wie kommt also dazu? 1. BEOBACHTEN 2. FRAGEN 3. ZUHÖREN diese drei Schritte als Präfix gehen, bevor irgendetwas gefilmt wird, dadurch verarbeitet man und entwickelt die eigene künstlerische Vision, weil nicht das Gerät, die Technik, die Kamera zwischen mir und der Kreation buchstäblich im Wege steht - denn so kann ich nicht sehen - die Kamera sieht und ich sehe die Kamera und ihren Blick - was ist mein Blick muss also vor dem Blick mit der Kamera kommen - jemand, der kommt und direkt durch die Kamera blickt, wird niemals sehen, was jemand beobachtet mit seinen Augen. WARUM??? +++ weil das Sehen im Raum anders ist als das Sehen auf einem Bildschirm.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 +++ everything is based on artistic vision and it take and artist to communicate it in another medium +++ >>> GASTON LACHAISE what is his way of creating presence and dealing with the body and is there anything in filming the relates to this

Tanzfilmerᐨ als Landschaftsmalerᐨ: von der Dienstleitung weg hin zu einer Form der eigenen Handschrift Stellen wir uns vor, die Filmemacherᐨ treffen die Auswahl an Aufführungen, die sie filmen anhand der Sinnhaftigkeit und des Reizes, diese Stücke zu filmen, so wie die Lumière Brüder ihre Motive aussuchten. Gäbe es Videografenᐨ, die ein so spezifischer Stil auszeichnen würde wie es bei darstellenden Künstler*innen der Fall ist? Auch wenn die Abhängigkeiten vom gefilmten Inhalt bestehen bleibt, eröffnet es Denk- und Handlungsspielräume hin zu individuellen Profilen. Etwas Eigenes kann entstehen, wenn man die Wahl hat.

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How To Put A Boat In A Bottle Zu ihrer Videoarbeit von 1995 schreibt die Künstlerin Tacita Dean in einem 2000 vom MACBA veröffentlichten Künstlerbuch (Museu d’Art Contemporani de Barcelona): >> I never could express the story of Starhole Bay within the narrative of Girl Stoaway. However, a year later, I worked with the old sailor from St. Ives and a friend from Lamorna to buid a model of the Herzogin Cecilie to put in a dimple bottle. The desire was very simple: to bring the boat back to life and seal up her story like a tableau or still by putting the cork in. << Der Videomitschnitt ist eine Übersetzung der Aufführung im Raum und im besten Fall eine gelungene Übersetzung in den Filmraum. Die Erfahrung der Realität kann nicht reproduziert werden. Durch Kameraarbeit und Postproduktion wird für die Zuschauerᐨ entschieden, wie die Aufführung gesehen wird. Das Kamerauge egalisiert die Vielzahl der Perspektiven und reduziert diese auf eine Sichtweise. Bei dieser Interpretation, Übersetzung, Rekonstruktion erfolgen den Konventionen des anderen Mediums entsprechend Umformungen. Vorhandene Atmosphären werden bewusst oder unbewusst umgedeutet. Das Proszenium im Theater, als Vorderteil der Bühne, zwischen Vorhang und Orchester, hinter dem sich in Deutschland der eiserne Vorhang befindet, rahmt das Bild der Bühne. Beim Kamerabild entscheidet der Kameraausschnitt über die Kompositionen des Bildes. Die Bilder, die für den Gesamtausschnitt der Bühne geschaffen wurden, werden neu kompensiert, sobald die Kamera durch Zooms und Schwenks die Starrheit der festen Einstellung verlässt. Neue Choreografien von Bild und Ton werden geschaffen. Das kann den Inszenierungen in ihrer Bühnenform zuträglich und auch zum Nachteil sein. Aufführungen erfahren damit durch die filmischen Fassungen eine Konservierung. Die Vorstellung an dem Tag - in Form dieser Vorstellung - wird in Einzelbildern eingefroren.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Der vorliegende Mitschnitt wird zum absoluten Abbild. Das ephemere, einmalige Ereignis, dem man beiwohnt, wird damit fixiert. Kann hier noch von “liveness” als genuin die darstellende Kunstform bestimmender Faktor gesprochen werden? Selbst beim aufwendig produzierten Multikamera Livestream übernehmen die Kameraperspektive(n) die Regie. Wenn uns die Bilder von Helmkameras, Drohnen, Megazoomoptiken oder Heckkameras bei Fußballspielen oder Autorennen näher ans Geschehen bringen, dirigieren andere für uns die Betrachterᐨperspektive (Kameraleute, Bildregie, Tonmänner und -frauen etc.); wir, als Zuschauende, werden ersetzt vom Kameraauge.

Marshall McLuhan - The Medium is the Massage: until writing was invented, man lived in acoustic space, boundless, directionless, horizontless, in the dark of the mind, in the world of emotion, by primortial (ursprünglich, psych: primitiv) intuiition, by terror. speech is a social chart of this bark. welche Rolle spielt der Horizont bei der Aufnahme im Theater mittels Video? it was a thing, it could be seen. now came the distinction between being and meaning.

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Georg Baselitz und Alexander Kluge: Gespräch https://youtu.be/X6dgwDHTnn0

1:00 Das ist ein kurzer Film von drei Minuten Länge. Der hat den Titel “die russischen Seelen zeigen mit ihren Wurzeln himmelwärts.” Das ist ein Grundgedanke, würde ich mal so sagen, ein Text, ein Subtext, der gewissermaßen auf die Bäume bei Georg Baselitz, die ihn Bühnenbildern, aber auch Gemälden, oft ihre Wurzeln nach oben zeigen. Der Himmel nährt sie. Und das hat eine tiefe Bedeutung, diese Bäume. Im Französischen sagt man Rhizom. Diese Wurzeln sind rätselhafter noch als die Äste. Und Bäume, das ist was Wunderbares in der Welt. Ich muss dazu sagen, das sind zwei Opern von Mussorgsky, die sie hier sehen und ein Film von Eisenstein. Es ist falsch, dass die Filme getrennt von den Opern und die Opern immer getrennt von den Kommentarfähigkeiten der Bücher gehandelt werden. Das kann der öffentliche Raum, das Museum, die Künste zusammenfügen. So wie es selbstverständlich war im Zeitalter Rudolfs des Zweiten, das sind Wunderkammern, dass die Künste, die Wissenschaften, die Alchemie, auch schon mal der eine oder andere Finger eines Heiligen, aber auf jeden Fall, das Beste, was Menschen können, zusammengefügt wird. Das scheint mir im 21. Jahrhundert angesagt, gegenüber den Algorithmen von Silicon Valley, die sehr viel content, sehr viel Inhalt, abwerfen und dadurch scheinbar flügge sind. Dafür sind die Künste, vor allem wenn sie sich miteinander, aneinander reiben, so wie wir beide, der Gegenalgorhythmus. Wir beide, wenn ich das interpretieren darf, sind Anwälte der 13. Fee. Wenn das Geschirr nur für 12 weise Frauen reichte und darauf die dreizehnte ausgeladen wurde, fällt das Schloss in den Schlaf. Und das ist nicht gut.

3:45 Dafür sind die Künste da. Das Ausgegrenzte zu verteidigen. Das müssen sie mal erklären. Wir haben ja viele Unterschiede. Ich bin ja kein bildender Künstler und sie machen keine Filme oder irre ich mich da? Also unser Metier ist verschieden, aber zum Beispiel, was sie hier von der Oper sagen und was sie von der Musik sagen, das kann ich voll unterschreiben. Die

Musik ist ohne Sinnzwang

zunächst mal. Das sind Gefühle, die sich da bewegen. Wie so Menschen da Gesten machen. Da kommt meinetwegen, ein Eisbär wird auf die Bühne gezogen, das ist Staatsoper Stuttgart. Und oben stehen drei Politiker und können sich nicht einigen. Das ist das Unglück Russlands. Es

ist ein Bild. Und es mag verwehen mit der nächsten Einstellung. Da ist der Film sehr groß drin. Er ist viel vergesslicher. Bei einem Bild können sie lange davorstehen. Bei einem Film macht das nächste gute Bild das alte kaputt.- aber sie brauchen ja und das ist das Wichtigste im Film, einen erzählenden Inhalt, einen Inhalt, der sich bewegt spricht und etwas verkündet oder was auch immer. Das ist natürlich in den Bildern, die gemalt werden, überhaupt nicht so, weil wir inzwischen ja festgestellt haben, es muss gar nichts drauf sein, ein Schlitz in der Mitte genügt, oder eine weiße Leinwand genügt. --- Diese Dokumentation (auch in Auszügen) darf nur mit schriftlicher Freigabe des Autors verwendet/ veröffentlicht werden --Pipo Tafel . Diplom Medienkünstler . Darmstädter Str. 2 . D - 50678 Köln . www.pipotafel.com

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Open the curtain. Kunst und Tanz im Wechselspiel. bei Gert drückt sich Bewegung als ungestillte Sehnsucht aus. Was beide (Schlemmer, Gert) so aktuell erscheinen lässt, ist der Wirklichkeitsbezug ihre Aufführungen, ihrer Konzepte, ihrer Ideen.

Der Körper,

Medium der Darstellung und Darstellender zugleich, steht beim Tanz immer im Mittelpunkt.

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Die Geschwindigkeit der Bewegungen galt in der bildenden Kunst einst als Inbegriff expressionistischer Unruhe;

Emil Nolde hatte das passende Bild der völlig enthemmten tanzenden Kinder. Das Phänomen der Ekstase, von Unkontrolliertheit und Körpereinsatz, findet sich wieder bei der Entstehung der drip-paintings von Jackson Pollock in den späten 1940er Jahren. Pollocks Leinwände nahmen räumlichen Charakter an und verwandelten sich in Arenen, in denen sich Künstler, sich ständig hin- und herbewegend…. >>> * ARENA als Konzept siehe Leandro writing in water Dreh mit schwarzem Hintergrund->>> Sergej Solo/ losgelöstes Raum Gefühl, Kamera von Stativ in fließenden Bewegungen mit Zoom, SOG erzeugen, IM FLUSS Was passiert, wenn Live-Streaming auf dem Theater angeboten wird? Ist die gestreamte Übertragung repräsentativ für die künstlerische Darbietung, wenn es keinen Mitschnitt mehr gibt und stattdessen jede Vorstellung nur einmal, live am Monitor verfolgt werden kann und es keinen Mitschnitt gibt? Ergo, es wird auch für den internen Gebrauch des Theaters nicht in der Kamera oder auf dem Rechner aufgezeichnet. Alle wissen: jedes Mal wird neu gespielt. Kann dann für die Darsteller*innen das “Performance” Erlebnis entstehen diesmal mit dem Kameraauge als Publikum? Ein Setup dieser Art imitiert Einmaligkeit von darstellender Kunst. Video-produzierende Beteiligte könnten dadurch stärker in den Aufführungsprozess eingebunden werden. Die andere Form der Teilhabe kann die Verzahnung von darstellenden Künstler*innen und Videograf*innen fördern und dem Verständnis der künstlerischen Intention zuträglich sein. Ob mit solchen live-only Streaming-Strategien letztlich mehr künstlerisch intendierte Filmfassungen entstehen, wäre herauszufinden. Im Musikbereich gibt es Angebote, bei denen neu veröffentlichte Alben mit einmaligen live Konzerten verbunden sind, beispielsweise der im März 2021 neu veröffentlichten Zusammenarbeit Promises: Chapter 1 vom legendären Saxofonisten Pharao Sanders mit Floating Points & The London Symphony Orchestra ist die Teilnahme nur durch vorherige Anmeldung und mit Passwort möglich, wobei nach Beginn des Konzertes keine Betrachter mehr zugelassen werden. Das Konzert findet einmalig statt.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Kann es sinnvoll sein, die Exponate “Tanz auf Film” anstatt als Tanz-als-Film zu betrachten? Spielfilme werden nicht als Bücher wahrgenommen, wenn es Verfilmungen sind. Reichen andere Begriffe aus, um die Wahrnehmung dafür zu schärfen, dass man hier nicht “the real deal” vor sich hat? Eine Miniatur. Ein Tableau. Ein Modell. Sobald die Sprache die Form mit einschließt, ist die Hoffnung noch nicht verloren, dass die Aufführung auf dem Bildschirm eine Replik ist. Diese live zu erleben muss oberste Priorität bleiben, wie elaboriert die digitale Aufarbeitung gestaltet ist.

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brand eins 12/20 88/renan demirkan Tanzen ist die intimste Form von persönlicher Freiheit und Selbstermächtigung. Tanzen ist ein Sich-fallen-Lassen in Musik, ein Sich-Hingeben an den Rhythmus und ein intuitiver , physischer Ausdruck aller verbogenen Gefühle. ...niemals verlernen, was Lebendigkeit ausmacht:

Bewegung und Beziehungen. *bewegte Bilder / Bewegung denken / Tanz

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Montalembert, Das geraubte Licht, p.237 das leben

fließt

sanft dahin

*fließende bewegung - kamera ohne schnitt = organisch wie der tanz , im fluss sein, mensch sein, tanz hat keinem schnitt - schnitt ist unnatürlich und macht den tanz unnatürlich zum zwecke wovon? totally unnecessary like billions of other marketing and media sold things p.239 bret ist maler, er verfügt über den künstlerischen

blick , der zuerst die dinge von innen betrachtet , sich dann aufs äußere richtet , um schließlich darüber hinauszugehen. p.240 es gibt menschen, die schauen zuerst auf das äußere und dringend dann in die dinge ein, aber in beiden fällen macht es den künstler aus, über

die gegenstände, die gesicht, die landschaften hinauszusehen. für bret ist das innere bild das wesentliche. das äußere bild der welt sieht er nicht nur, er schafft es. die meisten menschen sehen nicht darüber hinaus, und sie haben keinen blick für das innere.

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*was der tanz im film braucht ist der künstlerische blick, der 1. zuerst von innen betrachtet: motivation? was ist das künstlerische sehen? frage sie: was ist das? aber was erzählst du? 2. dann sich die ausformung beschaut, das äußere: wie ist es gestaltet? wie findet es seinen weg in die welt? 3. um schließlich ein bild zu mache, das in sich vollständig, wie ein samenkorn hülle und kern hat, ein ganzes ist und bezeugt: das ist das gesagte, was an dem tag auf dem bühnenboden in der welt stand 4. um ein äußeres bild zu schaffen, das über die erste ableitung hinausgeht, ein intrinsisches zu schaffen, etwas, das über sich hinausweist, über das bild hinausweist, das es ist - keine fotografie der vergangenheit - ein fliesssen , das im jetzt erzählt, in dem der tanz am leben ist , daher kein schnitt, da wo der schnitt ist, ist der tanz tot - man hat ihm das fliessen vom leben angeschnitten 5. statt günstig einfach und für theater entscheider und kalkulatorischen extrinsisch motivierten verkauf der dienstleistung

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<< to create a sense of depth in the narrative << Historische Entwicklung vom Dreh in einer Einstellung hin zur Filmmontage Im 1953 erschienenen „The Technique of Film Editing“ von Karel Reisz und Gavin Millar wird die Szene aus „The Birth of A Nation“ (D.W. Griffith, 1915), beschrieben, in wir die Erschiessung von Präsident Lincoln verfolgen (S. 20 - 23): Es verdeutlicht die Möglichkeit des Regisseurs, Filmmontage in der Form, wie wir sie heute noch kennen, als dramatische Betonung („dramatic emphasis“) einzusetzen : << it enables the director to create a sense of depth in his narrative: the various details add up to a fuller, more persuasively life-like picture of the situation than can a single shot, played against a constant background. Secondly the director is in a far stronger position to guide the spectator’s reactions, because he is able to choose what particular detail is to see at any particular moment. << Griffiths „The Birth of a Nation“ entstand in einer Film Arbeitsweise; der Schnitt folgte dem Material, das aufgrund des Drehbuchs in fragmentarischen Einzelsequenzen entstanden war. Um 1902/ 1903, in den Anfangsjahren des Kinos, hatte sich diese Art der Montage aus der Aneinanderreihung von Sequenzen weiterentwickelt. Vorher wurden Szenen in einer Einstellung festgehalten und gezeigt, ohne Schnitt. Unter Umständen wurden zwischen den verschiedenen Szenen noch Texttafeln gezeigt. >> In 1902, the American Edwin S. Porter, one of Edison’s first cameramen, made The Life of an American Fireman (…). Porter had demonstrated that the single shot, recording an incomplette piece of action, is the unit of which films must be constructed and thereby established the basic principle of editing.<< (The Technique of Film Editing, S. 15 und folgende)

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Das Vorgehen der Brüder Lumière bei der Filmaufnahme >> they chose a subject which they thought might be interesting to record, set up their camera in front of it, went on shooting until the stock ran out << (The Technique of Film Editing, S. 16) erinnert an den Prozess der Dokumentation von Bühnenarbeiten, wie sie heutzutage auch bei den darstellenden Künsten etabliert ist. Für das Archiv gibt es in Theaterhäusern vielerorts eine fest eingebaute Kamera. Meistens sitzt noch eine Person im Publikum, die Abenddienst hat, um sicherzustellen, dass beim live Event im Fall von unvorhergesehenen Vorkommnissen Unterstützung organisiert werden kann. Den Aufzeichnungen zugrunde liegende Aufführungen sind Werke, denen über lange Zeit laufende Entwicklungs- und Realisierungsphasen vorangingen. Sie enthalten zu diesem Zeitpunkt ihre eigene dramaturgische Form. Details sind herausgearbeitet, und so oft wiederholt worden, dass die live Aufführung der Form entspricht, die gefunden wurde, um die künstlerische Intention auszudrücken. Eine Menge „Material“, das im Prozess entwickelt worden ist, wurde wieder verworfen oder weiter entwickelt und präzisiert, um zum vorliegenden Ergebnis zu gelangen. Als Filmemacherᐨ für Dokumentationen den Pionieren des Kinos folgen und Künstler*innen zu finden, deren Arbeit man dokumentieren und teilen will. Deren Arbeiten als Videofassung umsetzen.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Resümee Einmaligkeit Der Gang ins Theater, in die Oper, in die Tanzaufführung - um nur Beispiele von Vertreternᐨ der darstellenden Künste zu nennen, neben Clowns, Figurentheater und vielen weiteren - ist einmalig. Wir erleben es so nur dieses eine Mal in unserem Leben. Eine Videoaufzeichnung ist eine Aneinanderreihung von Einsen und Nullen, ein heutzutage meistens digitales Artefakt. Es kann gleichzeitig an mehreren unterschiedlichen Orten in der Welt auf entsprechenden, mit Strom oder Batterien betriebenen, Endgeräten reproduziert werden. Die Konsumentenᐨ entscheiden die Umgebung während der Übertragung selbst, können unterbrechen, Ton und Helligkeit anpassen. Die reale Vorstellung lässt das nicht zu. Dem natürlichen Fließen der Zeit entsprechend ist dort Sehzeit gleich Realzeit. Das Theater ist ein spezieller, eigens für die Aufführung darstellender Kunst geschaffener und gewachsener Aufführungsort mit einer langen Geschichte. Hunderte, in großen Häusern Tausende Spezialistenᐨ arbeiten dort gemeinsam, damit Stücke auf die Bühne gebracht werden. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte ein spezieller Ort und Rituale und eigene Berufe geschaffen. Die Geschichte des Kinos ist dagegen fast ein Säugling. Erst 1902 wurde die Form der Montage entwickelt, wie wir sie heute noch kennen: der Sprung von 1-Take - einer Aufnahme ohne Schnitt - hin zur Verbindung von mehreren, einzelnen, unvollständigen Szenen, die in ihrer Gesamtheit eine komponierte Dramaturgie erzählt. Auch das Kino hatte zuerst einen Ort, an den man sich hinbegab, während wir heute die Wahl haben, auch zu Hause Filme zu sehen. Grundlegende filmische Erzählweisen etablierten sich und sind zur Richtschnur geworden, die Avantgarde und Experimentalfilme zuerst infrage stellen oder verwerfen, bevor diese Experimente wie Jump Cuts oder Splitscreens teilweise auch den Weg in den Mainstream fanden. Dem Drehbuch und artverwandten Vorlagen für die Erstellung von Filmen kommt dabei eine essenzielle Rolle zu. Die Filmteams drehen darauf basierend streng nach Vorlage oder in darauf basierenden Improvisationen vor der Kamera Hunderte einzelner Einstellungen, meistens ohne auf die Kontinuität der Erzählung zu achten, vor allem aus finanziellen Gründen wäre ein chronologisches Vorgehen kaum umzusetzen. In der Filmmontage entsteht diesen Skelettteilen das Gerüst der Story. Die Person im Schnitt erstellt daraus einen einzigen Film. Die Videodokumentation der darstellenden Kunst mit einer festen Kamera bringt uns zurück zu den Wurzeln des Films. Pioniere wie die Gebrüder Lumière nutzten gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Modelle von Kameras dazu, ein interessantes Ereignis mit einer Einstellung so lange aufzunehmen bis die Filmrolle zu Ende war. Allerdings beobachten wir dabei darstellende Kunst und somit Ereignisse, die aus der mehre Tausend Jahre alten Tradition der darstellenden Kunst, beim Tanz sogar zehntausende Jahre alte Traditionen. Die aus der menschlichen Kulturgeschichte hervorgegangenen Ereignisse sind - anders als Filme, die auf Drehbüchern beruhen und für den Filmraum gedacht sind - mehrheitlich angelegt, um als reales Ereignis rezipiert zu werden, in dem darstellende Künstler*innen vor oder für Publikum auftreten. Im Film gab es neben dem kommerziellen Film parallel Experimentalfilm und wie in den anderen Kunstsparten auch eine Avantgarde. Expanded Cinema, raumgreifende Installationen und Mehrkanal Arbeiten brachen mit den narrativen Konventionen und brachten Filmbild und Realität, des Jetzt und der Besucherᐨ, in Verbindung. --- Diese Dokumentation (auch in Auszügen) darf nur mit schriftlicher Freigabe des Autors verwendet/ veröffentlicht werden --Pipo Tafel . Diplom Medienkünstler . Darmstädter Str. 2 . D - 50678 Köln . www.pipotafel.com

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Traditionell etablierte Ansätze und Versuchsanordnungen inspirieren einander, und sei es durch Abgrenzung voneinander. Seit dem Frühjahr letzten Jahres (2020) gibt es in Folge der weltweit notwendig gewordenen Schließung von Aufführungsorten der darstellenden Künste über Monate hinweg eine besonders hohe Nachfrage nach Möglichkeiten, Aufführungen aus dem Realraum auch im digital teilbaren Raum abzubilden. Gewachsene künstlerische Biografien sind zur Zeit weniger als früher der Beweggrund für die Nutzung von Technologien zur Übertragung. Sie sind teilweise der einzige Ersatz-Zugang zu den darstellenden Künsten. Innerhalb kürzester Zeit hat sich, zumindest übergangsweise, vielerorts als best practice etabliert, darstellende Kunst, die - anders als im Kino und Film - nicht für die Kamera konzipiert war, als Videos zu zeigen. Bühnenarbeiten, die früher niemals in ganzer Länge zu sehen gewesen wären, mit Ausnahme eines sehr ausgewählten Kreises von Beteiligten: des Vertriebs, der Kunst-produzierenden Protagonistenᐨ selbst, Theater- Kultur- und Tanzwissenschaftler ᐨ oder Jurymitgliedernᐨ von Festivals (zum Beispiel). Eine einmalige, nie da gewesene, öffentliche verfügbare Angebotsschwemme. Man konnte einem Festival ähnlich von früh bis spät Aufführungen ansehen. Einfach mal schnell Tanz aus Brasilien oder Belgien sehen, Theater aus New York, Clowns in England und Zirkus aus Frankreich. Unseren Sehgewohnheiten kann man nicht verübeln, dass wir damit schnell auch das Stück als gesehen abspeichern, sprich die Aufführung mit dem Video der Aufführung gleichsetzen. Bei vermutlich 99,99% der verfügbaren Videos, war die vorliegende künstlerische Arbeit höchstwahrscheinlich nicht von Anfang für diese Art der Distribution gedacht und nicht für die Kamera entwickelt. Selten wird man bei der Dokumentation die Zeit genommen haben, das Stück für die Kamera zu übersetzen. Es wurde so gut wie im Rahmen der Zeit und verfügbaren Mittel möglich gefilmt. Es kamen eventuell Multikamera Drehs zum Einsatz, wie wir es vom Fußball und Konzerten kennen. Aufregendere oder interessantere Übersetzungen in den Filmraum zu schaffen - mehr Blickwinkel und Schnitte zur Aufwertung der Zweidimensionalität des im Gegensatz zum Real-Aufführungserlebnis vermutlich geschmälerten Bildschirm-Erlebnisses - kann hier die Absicht gewesen sein. Ob das einem Bühnenstück, das für die Betrachtung an einem Stück realisiert wird, Rechnung trägt? Vielleicht einer von 1000 Kameraleuten hat das Stück von Anfang an begleitet, nicht nur wegen begrenzter Mittel (Zeit, Geld), auch wegen begrenzter Bedeutung, die einem Mitschnitt in der Regel gegeben wird bei der Produktionsplanung und -budgetierung. So oder so hat jeder Arbeitsansatz Folgen, die in das filmische Ergebnis eingeschrieben sind. Die Kameraarbeit, Tonaufnahme und der Schnitt, falls notwendig, die Farbkorrektur und Mischung des Tons, die Titel und Präsentation; all das ist beeinflusst die Wahrnehmung der Videos auf grundsätzliche Weise. Form (Kamera mit Licht- und Toneinstellungen, Montage und Postproduktion) und Inhalt der Aufnahme (darstellende Kunst Darbietung) sind hier verschmolzen und für die Wahrnehmung untrennbar verbunden. Gehen wir also davon aus, dass wir uns auch eine Vielzahl an Stücken ansehen, die so nicht gezeigt werden sollten, beziehungsweise würde. Wir sehen eine Notlösung. Es entsprach, wenn es nicht als Film geplant war, nicht der künstlerischen Intention, das Stück als Video zu sehen und wenn ich als Betrachter mich nicht regelmäßig mit dieser Tatsache auseinandersetzte, wie es beispielsweise dir Programmplanung eines Theaters oder eines Festivals gewohnt ist, bin ich mir dieser Umstände nicht laufend gewahr. --- Diese Dokumentation (auch in Auszügen) darf nur mit schriftlicher Freigabe des Autors verwendet/ veröffentlicht werden --Pipo Tafel . Diplom Medienkünstler . Darmstädter Str. 2 . D - 50678 Köln . www.pipotafel.com

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Beim Film werden literarische Stoffe für die Verfilmung adaptiert. Das kann meisterhaft geschehen, man kann einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch erhalten oder weiß einfach selbst, dass ein Meisterstück daraus geworden ist oder es kann in die Hose gehen. Im Drehbuch Seminar bei Ludger Pfanz hieß es regelmäßig: aus einem schlechten Drehbuch kann niemals ein guter Film werden. Kommen wir zurück zur darstellenden Kunst, die als Aufführung für reale Betrachtung geplant war, und die wir nun per Video ansehen. Wenn es aus künstlerischer Sicht nicht beabsichtigt war, die Arbeiten so zu zeigen. Wenn wir nicht Filme machen wollten und nicht Filme gemacht haben und jetzt sagen die für die Bühne arbeitenden Künstlerᐨ: „das wollen wir nun als Video zeigen“, dann braucht es in unseren Zeiten nur einen Hochgeschwindigkeits-Internetanschluss, eine Streaming-Plattform und die entsprechende Kamera. Und schon haben wir, was wir von YouTube und Social Media kennen, die Herstellung von Beiträgen, die ohne intensivere Beschäftigung mit Filmsprache oder Medienarbeit zur Verfügung stehen. Picture of Light from Peter Mettler Das kann zufälligerweise sehr interessant oder sehr schlecht gemacht sein. Der fast barrierefreie, niedrigschwellige Zugang führt zu Zufallsqualität, der wir bei der Nutzung von Angeboten im Netz gegenüber stehen. Nichts, was man von einer Aufführung nicht kennt; mit dem Unterschied, dass eine Vielzahl der Künstlerᐨ bei Letzterem oft schon Jahr(zehnt)e lang in diesem Medium arbeiten, weil sie sich irgendwann einmal entschieden und hart und lange gearbeitet haben, um darstellende Kunst - und nicht Filme - zu machen. Die digitale Fassung ist mit dem Original nicht identisch. Was macht das mit der künstlerischen Aussage? Es gibt das Gleichnis zur Entdeckung der Malerei. Eine junge Frau zeichnet darin die Umrisse ihres Geliebten, von einer Lichtquelle an der Wand projiziert, nach. Die Kunst, die Abwesenheit behandelt. Wie sieht der Umriss der darstellenden Kunst auf der Wand aus, wenn diese von den traditionellen Spielorten abwesend ist? Wir stehen digitalen Abbildern von Dingen gegenüber, die momentan aus unseren Leben gewichen sind. Ob die digitale Wirklichkeit wirklich genug ist, oder was es braucht, um die darstellenden Künste, in bewegten Bildern zum Ausdruck kommen zu lassen, dafür gibt es kein Rezept.

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Dipl. Media Artist Pipo Tafel crossmedia creations “Bewegte Bilder und darstellende Künste” Rechercheprojekt 10.2020-04.2021 Picture of Light from Peter Mettler Der (Foto-)Filmhersteller Kodak warb früher mit dem Slogan: You press the button, the camera does the rest. Ob uns der digitale Kerzenschein Umriss befriedigt, können wir selbst entscheiden, indem wir die „Abspielen“ oder „Stop“ Taste drücken. Ob wir der Vorgehensweise, die technischen Mittel von Multikamera und Live Mixing annehmen und die Kunst wie Konzerte, Sportereignisse, Gameshows oder Neujahrs-Events ins Wohnzimmer flimmern lassen und das Gefühl, ihrer Abwesenheit ein Schnippchen zu schlagen, damit kompensieren und die Leere zu substituieren. Jede*r Künstler*in entscheidet selbst, ob die im Sinne unserer hart erarbeiteten künstlerischen Identität ist, die Sichtbarkeit aufrechtzuerhalten und welche Rolle künstlerische Ansprüche haben. Bei der realen Vorstellung erlangen häufig nur die Dinge ins Licht der Öffentlichkeit, die nach oft monatelanger Entwicklung dafür bereit sind. Die Ausnahme können von Anfang an für den Film konzipierte Arbeiten oder der bewusste Einsatz genannter Mittel sein.

Film und Video sind wunderbare technische Hilfsmittel, auch um zu dokumentieren, zur Lehre, um Stücke weiterzugeben. Es gibt eine Vielzahl solcher positiven Eigenschaften. Das reale Erleben im analogen Raum kann nicht ersetzt werden, niemals. Wie viel uns diese realen Begegnungen bedeuten, ihr Fehlen zu spüren, anstatt uns durch digitale Bildern vermeintlichen Ersatz zu verschaffen, mag zumindest zu echten Tränen führen, uns daran erinnern, dass wir am Leben sind.

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gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

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