NAME IT - 20

Page 69

Ein Platz, fast an der Sonne: ein schicker Stuhl verführt zu einer kurzen Zigarettenpause – und wieder dominieren helle Farben den Raum.

der perfekte Mann: Er redet nicht zurück, braucht kein Geld, beschützt mich und kann Modelmaße vorweisen.” Wer sagt´s denn, so einfach kann´s gehen. Wer braucht da noch Gayromeo? Die Couch, der Lieblingsplatz. Apropos Party: Freunde ladet Markus gerne ein, dann wird auch zusammen gekocht. Ein elektrischer Herd wird erst besorgt, momentan muss er sich noch mit zwei alten Herdplatten zufriedengeben. „Das taugt mir gar nicht, weil ich sehr gerne koche.” Cola-Huhn zum Beispiel, nur so nebenbei. Kreativität geht eben auch durch den Magen. In der Küche mag zwar (noch) nicht alles perfekt sein, dafür hat Markus andere Lieblingsplätze in der Wohnung. Neben der Badewanne („Mit einer Tasse Tee halte ich es dort stundenlang aus!”), die von Haarpflegeprodukten umringt ist, ist die Couchecke im Wohnzimmer „the place to be” für Markus. Hier hält er sich die meiste Zeit auf, surft im Internet, quatscht mit Freunden, kuschelt mit seinem Stoffschaf, schaut fern. Klingt gemütlich – und ist es auch, wie wir uns selbst nach kurzem ProbeSitzen überzeugen durften. Manchmal ist es still. Apropos fernsehen: Markus dritte große Leidenschaft sind Horrorfilme. „Seitdem ich alleine wohne, habe ich danach aber immer Angst”, schmunzelt er. Das ist nicht die einzige Umstellung, die ein Alleine-Wohnen mit sich bringt, gibt Markus zu: „Manchmal ist es schon sehr still. Natürlich gibt es Phasen, in denen ich mir wünsche, es würde daheim jemand auf mich warten.” Dann grinst er aber gleich wieder: „Aber momentan genieße ich es

Stil muss sein: Im weißen Regal stehen Designobjekte neben coolen Turnschuhen – und langsam bringen auch Bilder buntes Leben in die Singlewohnung.

in vollen Zügen, alleine zu wohnen. Es gibt nichts Schöneres, als nach der Arbeit seine Ruhe zu haben. Ich habe alle meine Freiheiten, brauche mich vor keinem recht zu fertigen.” Wenn aber der Richtige kommt, „darf er natürlich einziehen – meine Wohnung gebe ich allerdings nicht mehr her”, betont Markus. Ein Bild im Entstehungsprozess. Was darf in keiner schwulen Single-Wohnung fehlen? Markus überlegt lange. „Ein Kleiderschrank, der eigentlich für zwei Leute gedacht ist und groß genug ist, um alle Klamotten unterzukriegen. Und natürlich Stil – sonst sollte er sich Gedanken über seine Sexualität machen.” Klischees können manchmal auch liebenswürdig sein. Ob Schwule denn anders als Heteros wohnen, wollen wir noch wissen, bevor wir Markus mit Wölfchen wieder alleine lassen. „Weiß ich nicht, ich war noch nie hetero!”, lacht er. „Aber im Ernst: Ich denke, Schwule sind kreativer in ihrer Einrichtung und legen mehr Wert auf Stil.” Kreativ zeigt sich Markus auch, was die Zukunft der Wohnung betrifft: Die jetzt noch weißen Wände hinter der Wohnzimmercouch möchte er „bunt bemalen”. Wie, weiß er aber noch nicht genau. Vielleicht knallgrün, vielleicht lässt er ein selbst gemaltes Leinwandbild mit der Wand verschmelzen. Oder er bemalt die Wand selbst „Ein riesengroßes Bild, das sich mit der Zeit immer mehr vervollständigt und ein großes Ganzes ergibt.” Mit diesen symbolträchtigen Worten verlassen wir Markus´ Wohnung – jener Ort, der für den 23-Jährigen der Startschuss in den nächsten Lebensabschnitt bedeutet. n

mehr Wert auf Stil. Jedenfalls genieße ich es momentan in vollen Zügen, alleine zu wohnen. Ich habe alle Freiheiten!” 69


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.