Schaufenster Kultur.Region 2013-Februar

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Schwerpunkt Eis / 48

Fleischknödel bei den Knödelturnieren und einen Schweinsbraten bei den Bratlturnieren. In manchen Orten ist es so, dass die Verlierermannschaft besonders kleine Knödel bekommt und Sieger besonders große. Von der (feucht)fröhlichen Zusammenkunft der Eisstockschützen versuchen die Eisstockvereine Abstand zu halten. „Das schadet unserem Image“, erklärt Obmann Lüdemann. Landläufig wird der Eisstock immer noch geschossen. Im Vereinssport nicht. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde das Schießen und die Schützen aus dem Sprachschatz verbannt. Jetzt heißt es nicht mehr „einen Schuss auf den gegnerischen Stock abgeben“, sondern einen „Versuch“. „Und das, obwohl die Fußballer weiterhin Tore schießen dürfen“, so Heinz Lüdemann. Aber nicht nur der Name hat sich geändert, auch die Jahreszeit. Die Stocksportler sind vor allem im Sommer auf den Asphaltbahnen aktiv. Denn das Erhalten von Kunsteisbahnen ist im Gegensatz zur Asphaltbahn kostenintensiv und Natureisbahnen werden immer seltener.

Eisstockschießen – ein Sport mit gesellschaftlichem Mehrwert. Foto: Barbara Krobath

gegnerischen Mannschaft wegzuschießen, um sich damit einen Vorteil zu verschaffen, ist erlaubt. Nachdem alle Sportler beider Mannschaften ihre Stöcke geworfen haben, ist eine Kehre beendet und die Punkte der beiden Mannschaften werden notiert. „Der Stock zieht“, so heißt es für den, der am nächsten bei der Daube steht. Gemessen wird mit einem Zollstab. Jener Eisstock, der am nächsten bei der Daube liegt, erhält drei Punkte, alle weiteren Stöcke derselben Mannschaft je zwei Punkte, bis ein gegnerischer Stock die Reihe unterbricht. Bei Hobbyspielen ist natürlich jede andere Punktevergabe möglich.

Winterspiele Bei den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen wurde Eischießen als Vorführwettbewerb zugelassen. Die Zäsur des Weltkrieges machte weitere Bemühungen

zunichte. Noch einmal wurde in Innsbruck 1964 ein Vorführwettbewerb ausgetragen. „Obwohl der internationale Verband derzeit 41 Mitglieds-Nationen hat, werden nicht alle Anforderungen erfüllt, um olympisch zu sein“, so Heinz Lüdemann, der geschäftsführende Obmann des Niederösterreichischen Eisstocksportverbandes. Trotzdem heißt es – obwohl Olympia nur ein kurzer Traum war – von den Eisstockschützen, die im Meisterschaftsbetrieb spielen: „Ihr spielt’s olympisch.“ In Österreich gibt es verschiedene Arten des Eisstocksportes. Der Kärntner Stock ist schwerer, der Pinzgauer Stock mit langem Stiel wird mit anderen Regeln und auf Schnee gespielt. Abseits der Meisterschaften, die Verbände und Vereine austragen, spielt man Knödelund Bratlturniere. Hier zahlt die letztplatzierte Mannschaft der erstplatzierten ein Essen. Im Waldviertel etwa eine Portion

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Das Eis soll nicht spiegelglatt sein, damit die Schützen respektive Sportler nicht den Halt verlieren. Entweder wird das Eis auf der Kunsteisbahn mit einer Maschine geriffelt oder die Stockschützen lassen die Eisläufer über die Bahn kurven, um das Eis aufzurauen. Früher fertigten die Eisstockschützen ihre Stöcke selber an. Sie waren aus Birnen- oder Ahornholz gedrechselt und mit schmiedeeisernem Ring umschlossen. Der Stiel wurde aus Birke oder Esche angefertigt. Je weicher die Sohle ist, umso langsamer ist der Stock. Bei Turnieren kann die Laufsohle je nach Bedarf – ob weite oder enge Schüsse, also Versuche, notwendig sind – gewechselt werden. Moderne Eisstöcke für Meisterschaften sind High-Tech-Geräte aus einem Kunststoffkörper, der mit einem Edelstahlring umschlossen ist. Sie wiegen zwischen 2,8 und 3,8 Kilogramm. Der Griff ist aus Metall oder Kunststoff und ist mit einem Textil- oder Lederband umwickelt. Die Laufsohlen bestehen für Eisflächen aus Gummi, für den Sommersport aus Hartplastik, sie haben verschiedene Härtegrade und werden je nach Anforderung getauscht. / Text: Mella Waldstein


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