Schaufenster Kultur.Region 2013-Februar

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Museen / 42

Technik

FIRMA MIT FAMILIENANSCHLUSS Aufstieg und Fall der Firma Eumig, die Projektoren, Radios und Kameras entwickelte, produzierte und weltweit verkaufte. Ehemalige Mitarbeiter haben ein Museum eingerichtet, das nicht nur die Hardware der Technik, sondern auch die Software der Unternehmenskultur zeigt.

hatte eine Röhre und wurde als „EumigBaby“ verkauft. Gesendet wurden klassische Musik, Opernübertragungen und Vorträge der Radio-Volkshochschule. Die Politik sollte in den aufgeheizten Zeiten der Zwischenkriegszeit draußen bleiben, „Neutralismus“ wurde diese Politik genannt, und so beschränkte sich die aktuelle Information, die über das Radio zu empfangen war, auf Wetterprognosen, den Wasserstand der Donau und Sportnachrichten. In den Kinos lief gerade „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ von Fritz Lang und mit Peter Lorre in der Hauptrolle. Man schrieb das Jahr 1931 und die Firma Eumig brachte den Filmprojektor P1 auf den Markt. Er kam in zwei Varianten heraus: für 9,5 und 16 Millimeter – und erregte auf der Leipziger Messe Aufsehen. Die Kameras folgten.

Volksempfänger und Wirtschaftswunderjahre Radioproduktion in der Hirschengasse, Wien, um 1930.

Es begann mit Feuerzeugen aus Patronenhülsen. Rohmaterial war in der Nachkriegszeit schwer zu bekommen, Patronen gab es genug. In einem Wiener Kellerlokal legten Karl Vockenhuber sen. und Alois Handler den Grundstein für einen Konzern. Über die Produktion von Schaltern und Sicherungen fanden die beiden Unternehmer den Weg zur Elektrotechnik. 1919 gründeten sie die „Elektrizitäts- und Metallwaren Industrie Gesellschaft m.b.H.“ – Eumig.

Das Eumig-Baby wird getauft Es ist die Zeit, in der in Österreich die RAVAG „on air“ geht: 15.000 Anmeldungen zum „Rundspruch“, berichtete die „Neue Freie Presse“ im Jahre 1924. In den 1930er Jahren gibt es bereits eine halbe Million angemeldete Teilnehmer, die den Sendungen der Radio Verkehrs AG (RAVAG) lauschen. Eumig baute Detektoren-Apparate, die Vorläufer des Röhrenradios. Das erste Radio von Eumig

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Während des Zweiten Weltkriegs war Eumig gezwungen, den „Deutschen Volksempfänger" zu erzeugen, die eigene Radio- und Kinoprojektorenerzeugung wurde eingestellt. 1939 wurde die Eumig zum Rüstungsbetrieb der deutschen Wehrmacht erklärt. Firmenmitbegründer Ing. Alois Handler argumentierte: „Wenn wir schon Rüstungsbetrieb sein müssen, dann wollen wir nur Verteidigungswaffen herstellen, aber keine Angriffswaffen und Geräte erzeugen, von denen wir für später Erfahrungen auf technischem Gebiet mitnehmen können.“ So erhielt Eumig den Auftrag für die Herstellung von Sende- und Emp-


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