Schaufenster Kultur.Region 2013-Februar

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Südböhmen / 32

Handwerk

verwoben Im Familienbetrieb Kubák im südböhmischen Strmilov werden klassische Wolldecken erzeugt: kariert, gestreift, uni.

Der Websaal der Familie Kubák mit Webstühlen aus den 1930er Jahren.

Es riecht nach Maschinenöl, Wolle und Kaffee. In der Weberei Kubák wird vorerst einmal Kaffee getrunken. Nicht irgendeiner. Sondern einer aus der hauseigenen Rösterei. Die Rösterei liegt über der Straße, Mutter Kubák packt gerade duftende Arabica-Bohnen aus Costa Rica ab. Hügelwellen, Teiche, einsame Dörfer: Strmilov liegt in der ursprünglichen Landschaft der böhmisch-mährischen Höhe. Die Textil-

produktion hat nicht nur im Waldviertel, sondern auch im angrenzenden Südböhmen lange Tradition. Anschub dafür gab im frühen 18. Jahrhundert Graf Johann Christoph Mallenthein, der in Groß-Siegharts eine Textilfaktorei gründete und Textilarbeiter aus Schwaben, Mähren und Sachsen ansiedelte. Im Waldviertel sowie in Böhmen besserten sich Bauern und Kleinhäusler ihr Einkommen mit einem Nebenerwerb auf. Dazu gehörte die Textilverarbeitung, die im

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so genannten Verlagswesen funktionierte. Verleger besorgten Garn und kauften den Webern das fertige Produkt ab. Im häuslichen Rahmen fanden vor allem die Aufarbeitung von Flachs und Schafwolle und das Spinnen statt, während die Weberei je nach verarbeitetem Material und nach der Art des Gewebes im zünftischen Rahmen erfolgte. So gab es die Leinwandweber, Wollerzeugung- und Tuchmacher, die Strumpfmacher und die Bandweber.


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