Schaufenster Kultur.Region 2013-Februar

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Industrieviertel / 29

aufhOHRchen 2013

wo der berg beginnt aufhOHRchen, Niederösterreichs größtes Festival der Volksmusik, findet heuer in Gloggnitz statt. Ein Stadtporträt der Gemeinde im Schwarzatal.

Schloss Gloggnitz. Foto: z. V. g.

„Von Wien bis Gloggnitz rechts sitzen.“ So empfahl es ein „Führer auf den Semmering und seine Umgebung“ aus dem Jahr 1902. Danach sollten die Reisenden der Aussicht wegen den Platz wechseln und links sitzen. Wir aber steigen in Gloggnitz aus. Rund um die Stadt türmen sich die Berge auf. Gloggnitz ist das Tor zur Sommerfrische am Semmering. 1728 wurde ein mittelalterlicher Saumweg zur Straße ausgebaut. In Gloggnitz machten Reisende Station, hier verdienten die Fuhrwerker mit Vorspann ihr Geld. 1842 wurde die Südbahn Wien–Gloggnitz in Betrieb genommen, auf der anderen Seite des Semmerings der Abschnitt Mürzzuschlag– Triest. Die weltberühmte Bergbahn von Carl Ritter von Ghega wurde revolutionsbedingt – 1848 versuchte der Staat durch Schaffung von Infrastruktur, allzu „aufrührerische“ Ideen durch Beschäftigung zu unterbinden – schneller als geplant vorangetrieben. 1854 schon – „ganze Häuser hingen dran“ staunten die

Bergbauern und mit ihnen Peter Rosegger – schraubten sich die Züge über die gemauerten Viadukte, hoch über Gloggnitz erhellten die erleuchteten Abteile die Nacht. Auf einer Anhöhe über dem Ort liegt das Kloster Gloggnitz, als Schloss und vor allem als Hochzeitsschloss bekannt. Die Umbenennung zum Schloss Gloggnitz erfolgte nach der Säkularisierung des Benediktinerklosters. Seine urkundliche Erwähnung findet sich erstmals 1094. Vom Schloss blickt man zum Silbersberg, auf dessen südlichen Hängen sich aufgelassene Terrassen ausmachen lassen. Hier wurden bis ins 18. Jahrhundert Weingärten kultiviert. Unweit von Gloggnitz liegt auf halber Anhöhe Schloss Stuppach, das seit einigen Jahren als Mozartschloss mit Musikveranstaltungen wirbt. Im 18. Jahrhundert war es im Besitz des Franz Graf von Walsegg. Der Mann ließ für seine jung verstorbene Frau ein Requiem schreiben. Er gab es bei Wolfgang Amadeus Mozart in Auftrag. Die Zeitgeschichte ist in Gloggnitz durch zwei Bundes-

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präsidenten präsent. Der eine wurde hier geboren, der andere erwarb hier eine Villa. In ihr ist das Renner-Museum für Zeitgeschichte untergebracht. Michael Hainisch (1858–1940) wurde in Aue bei Gloggnitz geboren und war zwischen 1920 und 1928 Bundespräsident. Karl Renner (1870–1950) war als Staatskanzler maßgeblich am Entstehen der Ersten Republik beteilig und von 1945 bis 1950 Bundespräsident. In Gloggnitz war nach dem Zweiten Weltkrieg die erste russische Kommandantur untergebracht; in den 1950er Jahren waltete die erste Bürgermeisterin des Landes, Kreszenzia Hölzl, ihres Amtes. Das alltägliche Gloggnitz überrascht durch seine Betriebsamkeit. Der Aufschwung wurde ganz wesentlich durch die Neugestaltung des Hauptplatzes, des Straßenraumes und der Gehsteige in der Innenstadt verstärkt. Inzwischen siedeln sich wieder neue, attraktive Geschäfte in Gloggnitz an. Vor allem der Wochenmarkt, der durch unzählige zusätzliche Schwerpunkte immer andere Produkte der Landwirte und Produzenten der Umgebung hervorhebt, trägt dazu bei, dass die Stadt in Bewegung bleibt. Anfang Mai wird die ganze Stadt zur Bühne für das Musikfestival aufhOHRchen. /

aufhOHRchen 2013

——————————————————— Do 2. – So 5. 5. 2013
in Gloggnitz Information: Tel. 0664 8208594 (Claudia Lueger) aufhOHRchen@volkskulturnoe.at www.aufhOHRchen.at


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