Schaufenster Kultur.Region 2013-Februar

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Schwerpunkt Eis / 21

Eiswein

alles oder nichts Eiswein ist verdichtetes Aroma. Die Eisweinernte birgt hohes Risiko und wenig Ertrag.

herrschen: Die hohen Minusgrade sind nicht nur bei der Ernte für die Leser ein Abenteuer, sondern auch immer wieder ein Hasardspiel für das Funktionieren bzw. Nichtfunktionieren der Fahrzeuge und Maschinen. Das „Zuwarten“ auf den ersten „richtigen“ Gefrierpunkt im Winter kann bis in den Februar hinein dauern – und manchmal kommt er nie, weiß der Weinrieder aus seiner drei Jahrzehnte langen Eisweinerfahrung. Zudem: Mit der Eisweinlese wird immer mitten in der Nacht begonnen, da zu dieser Zeit und bis zum Morgengrauen die Temperaturen am tiefsten sind.

Optimale -10° C Der „Friedl-Onkel“ der Familie Weinrieder ist schon über 30 Jahre bei jeder Eisweinlese mit dabei.

„Alles oder nichts“ ist die Maxime bei der Eisweinproduktion generell und so auch beim Weinviertler Rieder Fritz vulgo Weinrieder, den „Schaufenster Kultur.Region“ zu einem Interview über Eiswein auf seinem Weingut in Kleinhadersdorf, nahe Poysdorf, getroffen hat. Birgt eine Weinlese immer ein gewisses Risiko, da Mutter Natur und der Wettergott eben auch ein Wörtchen mitreden und ihr Quäntchen dazugeben, so ist eine Eisweinlese nochmals risikoreicher. Für den Winzer und seine Mannschaft manifestiert sich das erhöhte Risiko vor allem in den extremen Bedingungen, die bei einer Eisweinernte

Das, was Eiswein von anderen Weinen unterscheidet, ist – nomen est omen –, dass die Trauben im gefrorenen Zustand geerntet und gepresst werden. Für die Eisweinlese müssen die Temperaturen mindestens unter -7° C fallen, ideal ab -10° C. Bei diesen Minusgraden sondert sich ein Großteil des Wassers in den Trauben ab und gefriert zu winzigen Eiskristallen. Wenn man nun in diesem Zustand die Trauben presst, bleibt das Wasser respektive die Eiskristalle über bzw. in der Presse zurück. Das Resultat ist ein hochkonzentrierter Most mit intensiven Inhaltsstoffen wie Frucht, Traubenzucker, Säure und Aromen. Die fertigen Eisweine sind extrem süß und verfügen in der Regel über ein ideales und ausgewogenes Verhältnis von natürlicher

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Süße und kräftiger Säure. Nicht alle Sorten eignen sich optimal für Eisweine – bevorzugte Sorten sind dabei Müller-Thurgau, Welschriesling und vor allem Riesling. „Beim Eiswein konzentriert und potenziert sich alles – die Ernte, die Umstände, die Risken!“, so der erfahrene Winzer Fritz Rieder. Und er meint weiters passioniert: „Für mich ist Eiswein wie eine Sucht!“ Die Eisweinproduktion ist für ihn ein hochwertiges Nischen- bzw. Nebenprodukt, neben seinem umfangreichen Sortiment an exklusiven Weinviertler Weißweinen. Allerdings ist es der Eiswein, der ihm die meiste Konzentration und auch Nerven abverlangt! Der Faszination Eiswein kann sich fast keiner entziehen – geschmacklich und des „Produktionskrimis“ wegen: viel Mühe, extreme Rahmenbedingungen, hohes Risiko, kleiner Ertrag. Entsprechend begehrt und hoch dekoriert sind daher die wenigen Flaschen, wenn es zu einer Ernte kommt … / Text: Freya Martin Fotos: Weingut Weinrieder

WEINGUT WEINRIEDER

——————————————————— Fritz und Melanie Rieder Untere Ortsstraße 44 2170 Kleinhadersdorf/Poysdorf Tel. 02552 2241 www.weinrieder.at


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