Mitteschön Magazin - Ausgabe 14

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32   Kulturgut

Kunsttipps

von

EyeOut

Text Emilie Trice  Translation Jan Winkelmann, P. 41

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

Sergej Jensen „Master of Color“ 9. September – 22. Oktober 2011 Galerie Neu, Philippstr. 13, U6 Naturkundemuseum, Di–Sa, 11–18 Uhr +49 – 30 – 28 57 55 0, mail@galerieneu.com, www.galerieneu.com

Sergej Jensen – Master of Color (Ausstellungsansicht) Courtesy Galerie Neu, Berlin Foto: Lepkowski Studios, Berlin

Sergej Jensens Gemälde, die in dem recht kleinem Ausstellungsraum der Galerie Neu in Pertersburger Hängung präsentiert werden, erinnern an Meisterwerke von Mark Rothko oder Yves Klein. Jensen bringt die Farben jeweils auf die Rückseiten seiner Werke auf, wodurch das resultierende Bild nur teilweise durch den Künstler und der andere Teil vom Zufall bestimmt wird. Pastell-, Öl- und Acrylfarbe sickert durch die Leinen-, Jute- und auch Hanf-Leinwände, wodurch unvorhersehbare abstrakte Kompositionen mit vielfältigen Texturen und Momenten von erhabener Zufälligkeit entstehen. Der Ausstellungstitel Master of Color legt bereits das Hauptanliegen offen, doch während die Werke offensichtlich den Titanen der modernen Malereigeschichte huldigen, wurden sie ebenso mit dem respektlosen Gestus eines zeitgenössischen Ästheten geschaffen.

Marcus Steinweg „Diagramme“ 3. September – 15. Oktober 2011 BQ, Weydingerstr. 10, U2 Rosa-Luxemburg-Platz, Di–Sa, 11–18 Uhr +49 – 30 – 23 45 73 16, info@bqberlin.de, www.bqberlin.de

Marcus Steinweg – Diagramme (Installationsansicht) Courtesy BQ, Berlin

Das Problem bei konzeptueller Kunst ist sehr oft, dass sie von einem Text begleitet werden muss, damit der Betrachter überhaupt verstehen kann, was er denn da sieht. In Marcus Steinwegs Ausstellung Diagramme werden die erläuternden Texte selbst zum Kunstwerk und führen uns zur Antwort auf die vielleicht ultimative Frage: Was ist Kunst? Steinweg ist ein zeitgenössischer Philosoph mit künstlerischen Neigungen. Seine Diagramme sind Anwendungen von meta-narrativer, postmoderner Dekonstruktion. Mit den Werken aus schlichten, einfachen Materialien – wie Textmarker, Tesafilm, weißem Druckerpapier – hat der Künstler bedeutsame soziale, kulturelle oder philosophische Konstruktionen aufgeschlüsselt, indem er klassische philosophische Referenzen mit seinen eigenen aufschlussreichen Artikulationen verschmelzt. Dabei ist es eine Ausstellung, in der die Kunst im wahrsten Sinne des Wortes darstellt, was sie ist.

Sophie Erlund „THIS HOUSE IS MY BODY“ 10. September – 22.Oktober PSM, Strassburger Str. 6 –8, U2 Rosa-Luxemburg-Platz, Mi–Sa, 14–18 Uhr +49 – 30 – 75 52 46 26, office@psm-gallery.com, www.psm-gallery.com

Sophie Erlund – This House Is My Body (Installationsansicht) Courtesy PSM, Berlin

Wer die im Hinterhof gelegen Räume von PSM betritt dem fällt sofort die visuellen Kargheit der aktuellen Ausstellung von Sophie Erlund mit dem Titel This House Is My Body auf. Genau genommen ist die Galerie fast vollständig leer. Und doch ist der Raum voll – mit Geräuschen. Die Künstlerin hat drei Jahre damit verbracht, den Abriss von Gebäuden in und um Berlin mit speziellen Kontaktmikrophonen aufzunehmen, unter anderem den mittlerweile verschwundenen Palast der Republik. Dabei nahm Erlund beim Abriss entstandenen physikalischen Vibrationen der Kernmaterialien der Gebäude auf. In mehrere Abschnitte unterteilt – und damit einer Symphonie nicht unähnlich – schwingen die resultierenden Melodien von wuchtigen stählernen Schlägen und dynamischen Splitterungen und dem getragenen Seufzen einer Architektur, die sich ihrer eigenen unausweichlichen Zerstörung hingibt.


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