Investment + Highlife

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Aus Sicht der Investoren, aber auch vielen anderen Menschen gerade in Deutschland, hätte man es sich sicherlich gewünscht, dass diese alte chinesische Weisheit aus dem 5 Jahrhundert v.Chr. auch von den VW-Managern beachtet worden wäre. Doch es kam anders. Am 18. September, pünktlich zur IAA in Frankfurt und ein paar Tage vor der Passat 2016-Präsentation in den USA, der den US-amerikanischen Markt erobern sollte, kam aus Washington eine Nachricht der Umweltbehörde EPA, die nicht nur VW, sondern die gesamte deutsche Automobilindustrie ins Chaos stürzte. Demnach habe VW eine spezielle Software entwickelt und eingesetzt, um die Messungen des Schadstoffausstoßes bei gesetzlichen Abgastests zu manipulieren. Die kurzfristigen Folgen dieser Meldung brauchen nicht weiter ausgeführt werden, sie sind allen bestens bekannt. Wir halten lediglich fest, dass dieser Skandal, der eigentlich kein großer ist, die gesamte deutsche Autoindustrie, die bis dahin unangreifbar war, für den Moment sehr verwundbar macht. Und allen Anzeichen nach scheint es so, dass es genau die Art Fehltritt gewesen ist, auf den die US-amerikanische Konkurrenz lange Zeit geduldig gewartet und gehofft hat. In diesem Zusammenhang darf man sich auf keinen Fall etwas vormachen, dieser Fehler wird mit aller Härte von den Konkurrenten ausgenutzt, um einen Frontalangriff auf die bisher übermächtige deutsche Autoindustrie zu starten, um eigene Unternehmen im bevorstehenden Markttrend der Elektromobilität ideal positionieren zu können. Die Masken sind gefallen und es ist nun an der Zeit sich genauer mit den Fragen zu beschäftigen, wer zunächst von diesem Skandal profitieren wird, welche langfristigen Folgen man zu erwarten hat und nicht zuletzt, wie es mit dem Herz der deutschen Wirtschaft, der Automobilindustrie, weiter gehen soll. Die Gegenspieler und mögliche Profiteure... Tesla Motors Inc. “Let the future tell the truth, and evaluate each one according to his work and accomplishments. The present is theirs; the future, for which I have really worked, is mine” (Nikola Tesla) Dieses Zitat von Nikola Tesla passt hervorragend auf den CEO von Tesla Motors, Elon Musk, einen visionären Unternehmer, der mit aller Kraft an

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sehr gewagten Projekten arbeitet, die das Potenzial haben, das gesellschaftliche Leben sowie die wirtschaftliche Ordnung grundlegend verändern zu können. Vor wenigen Tagen, während die ganze Welt fieberhaft den Abgas-Manipulationsskandal diskutierte, präsentierte Elon Musk in Kalifornien das erste elektrische SUV der Automobilgeschichte, das Model X. Angesichts der momentanen Krise der deutschen Automobilindustrie könnte der Zeitpunkt der langerwarteten und mehrmals verschobenen, emissionsfreien Premiere wohl kaum besser ausfallen. Im VW-Skandal selbst sieht Elon Musk nur die zusätzliche Bestätigung seiner eigenen Argumentation und der Denkweise, die er gerne öffentlich kundtut: „Wir haben die Grenzen der Physik erreicht, der Verbrennungsmotor lässt sich nun nicht mehr wesentlich verbessern und, um Fortschritt zu erreichen, mussten sie (VW) offenbar betrügen.“ So äußerte sich Musk erst vor wenigen Tagen in einem exklusiven Interview mit dem Handelsblatt, kurz vor der Präsentation seines dieselfreien E-SUV, das wirklich auf der ganzen Linie beeindruckt. Auf den ersten Blick sind es natürlich die hinteren Falcon-Wing-Türen, die rein optisch für einen Wow-Effekt sorgen. Gerade wegen der aufwendigen Konstruktion dieses Highlights, das alltagstauglich gemacht werden musste, wurde der Start des Model X mehrmals verschoben. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass diese Türen nicht nur eine optische Finesse, sondern auch unglaublich praktisch sind. Unter anderem ermöglichen sie einen problemlosen Zugang zu der dritten Sitzreihe des Autos, das sich nun nicht nur als reiner Geländewagen, sondern auch als durchaus familientaugliches Gefährt erweist. Sieben Personen inklusive Gepäck finden problemlos ihren Platz im neuen E-SUV. Ein weiteres wichtiges Kaufargument neben den Falcon-Wing-Türen und dem Elektromotor (in Wirklichkeit sind es zwei) ist natürlich die überragende Sicherheit des Model X. Berichten zufolge erwies sich das Auto bei den Crashtests als sicherstes SUV der Welt. Das neue Fahrzeug konnte besonders bei den Frontalcrashs punkten, was auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass es keinen großen und schweren Verbrennungsmotor besitzt, der sich beim Frontalzusammenstoß in die Kabine hineinschiebt. Der Preis für das Model X soll 75.000 USD betragen und liegt damit überraschenderweise etwa 5.000


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