Investment + Highlife

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Investment

Der Ursprung des Family Offices liegt in den Familiengesellschaften sehr wohlhabender Familien. Gegründet wurden diese um sicherzustellen, dass ihre privaten Vermögenswerte bestmöglich betreut wurden. Als „Erfinder“ des Family Offices gilt Junius Spencer Morgan, der 1838 das erste Konzept entwickelte. Er sah, dass es dem Vermögen seiner Familie abträglich war, dass jedes Mitglied seinen eigenen Banker, Steuerberater und Notar besaß. Er hielt es für notwendig, die Finanzkraft der Familie zu bündeln, um sie so effizienter nutzen zu können. Der Ansatz war allerdings schon seit Jahrhunderten bekannt. Morgan gelang es jedoch, das Modell erheblich zu professionalisieren. Das sogenannte „House of Morgan“ erwies sich als Erfolgsmodell und betreute schon bald auch den Besitz anderer wohlhabenden Familien wie den Guggenheims und DuPonts. In den USA etablierten sich Family Offices daraufhin sehr schnell. In Deutschland breitet sich das Konzept hingegen erst seit den 80er Jahren aus, findet jedoch schnell neue Anhänger. Über 6.000 Menschen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro nutzen dieses Konzept bereits. Was ist ein Family Office? Der Begriff des Family Office ist nicht geschützt. Die Grundprinzipien sind jedoch bei allen professionellen Anbietern die gleichen: Absoluter Vorrang der Familieninteressen, Objektivität, Unabhängigkeit und Transparenz. Die Grundidee ist, das Privatvermögen genauso professionell zu managen wie ein Unternehmen. Dazu gehört eine eigene Geschäftsführung, Buchhaltung, Back Office und Controlling. Auch Steuererklärungen und juristische Beratung sind Teil des Aufgabenbereiches. Darüber hinausgehend können jedoch auch private Angelegenheiten, wie die Organisation eines Babysitters, die Suche nach Fachärzten im Krankheitsfall oder das Besorgen von Geschenken in die Zuständigkeit des Family Offices fallen. Die Basis der finanziellen Arbeit eines Family Offices ist die Risikobereitschaft, langfristige Ziele und die allgemeine Lebenssituation. Dabei erheben Multi Family Offices in der Regel keine Erfolgsprovision, sondern eine Aufwandsentschädigung, die sich am Gesamtvermögen orientiert. Die Arbeitsweise als Honorarberatung liegt auch in der Verpflichtung zur Unabhängigkeit und der vergleichsweise konservativen Anlagestrategie begründet. Für Single Family Offices ist ein Anlagevermögen

von mindestens 100 Millionen US-Dollar notwendig, als empfehlenswert gilt sogar der vier- bis fünffache Betrag. Multi Family Offices verwalten hingegen kleinere Vermögen von mehreren Kunden. Hier reicht pro Kunde ein Portfolio von circa 25 bis 50 Millionen Dollar aus. Zudem werben auch herkömmliche Bankinstitute zunehmend mit diesem Konzept. Da eines der wichtigsten Grundprinzipien von Family Offices allerdings ihre Unabhängigkeit ist, sind Family Office-Angebote von großen Banken durchaus kritisch zu sehen. Diverse Asset-Allokation von Family Offices Schaut man sich die Portfoliostrukturen von Family Offices an, so unterscheiden sie sich teilweise deutlich. So werden häufig Immobilienanlagen (26,1 %) und Aktien (24,1 %) als Assetklassen von Family Offices genannt, die mit 50 % rund die Hälfte des Anlagevermögens ausmachen sollen. Es folgen Private Equity, Anleihen und Geldmarktprodukte, Sachwertanlagen und sonstige alternative Anlagen. Doch eine einheitliche Strategie existiert nicht. Auffällig ist, dass Aktien bei vielen Portfolios einen hohen Anteil ausmachen. Manche nutzen ausschließlich Aktien oder aktienähnliche Produkte, andere greifen auf die gesamte Bandbreite an Anlagemöglichkeiten zurück. Vor allem Private Equity ist dabei ein fester Bestandteil der meisten Portfolios. Single Family Offices sind dabei nicht stärker renditeorientiert als andere Anleger und legen viel Wert auf langfristige Anlageformen. Family Offices werden in Europa immer beliebter In Europa soll es inzwischen knapp 2.000 Multi Family Offices geben, davon befinden sich alleine 300 bis 400 in der Schweiz, zwischen 400 und 600 in Deutschland. Die Zahlen sind jedoch aufgrund der Verschwiegenheit der Branche nicht absolut verlässlich. In Deutschland gilt das Finanzhaus Feri als das erste Family Office. Es wurde 1987 in Bad Homburg gegründet und ist eng mit der Quandt-Familie verbunden. Teil des Unternehmenskonzeptes ist auch ein eigenes Wirtschaftsforschungsinstitut. Die wachsende Bedeutung von Family Offices ergibt sich dabei vor allem aus drei Gründen: Zum einen stehen Multi Family Offices zunehmend auch für kleinere Privatvermögen unterhalb der üblichen Grenze von 15 bis 30 Millionen Euro zur Verfügung. Zum anderen ist das Vertrauen in die Kompetenz und Unabhängigkeit von Kreditinstituten vor allem I nvestment + Highlif e

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