Investment + Highlife

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Institutional

Das Family Office gilt als die Königsdisziplin in der Betreuung sehr vermögender Kunden. Dabei nimmt der Stellenwert des Vermögens-Reportings stetig zu. Während sich die Kunden in weniger turbulenten Zeiten noch mit relativ überschaubaren Informationen zufrieden gegeben haben, werden spätestens seit der „Lehman-Pleite“ 2008 und der dadurch ausgelösten weltweiten Finanzkrise wesentlich höhere Anforderungen an ein professionelles Reporting gestellt. Insbesondere sind hier die Anforderungen hinsichtlich der Offenlegung und transparenten Darstellung von eingegangenen Risiken, wie beispielsweise dem „Emittenten-Risiko“ bei der Investition in Anleihen oder Zertifikaten signifikant gestiegen. Gleichzeitig hat sich das Reporting von einer reinen Informationsfunktion zu einem im Family Office unverzichtbaren Steuerungsinstrument weiterentwickelt. Da es keinen einheitlichen Standard für das Reporting gibt, ist es jedem Family Office selbst überlassen, für welchen Aufbau es sich entscheidet. In der Praxis kann die Qualität des Reportings für die Kundengewinnung eines Multi Family Offices von entscheidender Bedeutung sein. Status Quo Erfahrungsgemäß sind bei Family-Office-Kunden aufgrund der breiten Diversifizierung des Gesamtvermögens über unterschiedliche Vermögensverwalter, Banken, Anlageklassen und Währungen komplexe Vermögensstrukturen vorzufinden. Diese Komplexität wird bei Familienvermögen durch unterschiedliche Eigentumsverhältnisse noch erhöht. Für den liquiden Vermögensbestandteil werden von den involvierten Vermögensverwaltern und Banken turnusmäßig Reports zur Verfügung gestellt, die jedoch sehr unterschiedlich aufgebaut sind und alleine aufgrund der unterschiedlichen Methoden zur Performancemessung für einen Leistungsvergleich ungeeignet sind. Um das Ziel, komplexe Zusammenhänge zu visualisieren und transparent darzustellen zu erreichen, ist es insbesondere auch unter Kostengesichtspunkten von zentraler Bedeutung, ein DV gestütztes, integriertes System (Vermögens-Buchhaltung, -Controlling und –Reporting) einzusetzen, mit dem eine redundante Datenhaltung vermieden wird und Skaleneffekte realisiert werden können. Um das Gesamtvermögen oder auch Teilvermögen daraus zuverlässig abbilden zu können, ist es unerlässlich, dass ein professionelles Reporting über eine Konsolidierungsfunktion verfügt, die die Ver-

mögenseinheiten additiv und quotal darstellen kann. Die sich aus einer Konsolidierung ergebenden Werte müssen jederzeit validierbar sein. In der Praxis tauchen immer wieder zwei Themenkreise auf, die darüber entscheiden, ob ein Vermögens-Reporting den hohen Anforderungen der unterschiedlichen Adressaten gerecht wird, nämlich die Bewertungs- und Darstellungssystematik. Die Bewertungssystematik In der Praxis gestaltet sich die aktuelle (Markt-) Bewertung des liquiden Vermögens unproblematisch, da es sich hierbei überwiegend um börsengängige Finanzanlagen handelt, deren Kurse über unterschiedlichste Kurslieferanten zur Verfügung gestellt werden können. Problematischer hingegen ist die Bewertung des Beteiligungs- und Immobilienvermögens. In der Praxis findet sich hier oftmals aus pragmatischen Gründen der etwas unkonventionelle Ansatz, die ursprünglichen Anschaffungskosten des Investments auch als aktuellen Marktwert auszuweisen. Im Ergebnis bedeutet dieser Ansatz, dass das Ziel des Reportings, einen vollständigen Überblick über die Vermögens- Finanz- und Ertragslage zu erhalten, verfehlt wird. Dies geschieht sehr häufig im Bereich der geschlossenen Beteiligungsfonds, da für diese Anlageklasse oft keine aktuellen Informationen bezüglich des Bewertungsansatzes vorliegen. Ein Lösungsansatz hierfür findet sich auf dem Portal der Dachmarke „Zweitmarkt.de“, das für über 5.000 geschlossene Fonds (Immobilien-, Schiffs-, Lebensversicherungs-, Private Equity- und andere Spezialfonds) die aktuellen Bewertungen, die auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage ermittelt werden sowie eine Vielzahl von Dokumenten wie z. B. Emissionsprospekte, zur Verfügung stellt. Für das Immobilienvermögen empfiehlt es sich auf das Ertragswertverfahren zurückzugreifen, das einfach anzuwenden ist und als Ergebnis einen relativ zuverlässigen Verkehrswert liefert. Die Darstellungssystematik Ähnlich wie bei der Bewertung verhält es sich bei der Darstellung der Anlageklassen sehr unterschiedlich. Während sich beim liquiden Vermögen ein gewisser Standard etabliert hat, der u. a. die Anlagen-Allokation nach Anlageklassen und Währungen, die Performancemessung sowie eine Liquiditätsentwicklung und einige Risikokennzahlen I nvestment + Highlif e

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