kulturschwärmer Juni 2012

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Musik & Konzert

06.12

Mädchen vom Lande Die vier Kanadierinnen von Oh My Darling liefern am 23. Juni im Volksbad Buckau den richtigen Soundtrack zum Kühe umschubsen.

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er hat eigentlich gesagt, dass Cowboys immer Männer sein müssen? Spätestens seit dem internationalen Erfolg der Dixie Chicks, auch über den Country-Sektor hinaus, sind all-female Bands mit Banjo und Fiedel ein Garant für gute Plattenverkäufe und volle Konzertsäle. Die vier Musikerinnen von Oh My Darling stammen jedoch nicht aus dem Süden Amerikas, sondern aus Kanada, das einen ganz eigenen Stil von Country hat, den die vier Mädels jetzt auch nach Deutschland bringen. Die feinen Unterschiede sind für das ungeübte Ohr zwar nicht heraus zu filtern, man merkt nur, dass der Sound irgendwie ein bisschen moderner daher kommt. Damit wir uns richtig verstehen: Wir reden hier nicht von Pop mit Country-Anleihen, sondern von echtem Steppen-Straßen-Staub-Sound. Slide Guitar, Banjo, Fiedel sind die tragenden Instrumente der sehnsuchtsvollen Lieder über Liebe und die harte Arbeit abseits der urbanen Metropolen. Den Mä-

dels könnte man schon zutrauen, nach dem Konzert noch schnell ein Wildpferd zuzureiten oder mal eben einen Bullen mit Brandzeichen zu versehen. In Kanada in der Szene schon recht bekannt, sind sie mit ihrem Konzert am 23. Juni im Volksbad Buckau ein echter Geheimtipp, denn ernst gemeinten und gut gemachten Country abseits von Volksfest-SchunkelUnterhaltung gibt es in Magdeburg relativ selten zu sehen und zu hören. Dabei hat diese Musikrichtung auch wirklich was für sich: Was zum Mitwippen, zum Melancholischsein, zum sich auch mal ganz unironisch im Line-Dance zu versuchen. lmg

Ab in den Kaninchenbau Mit Ödland aus Lyon lässt es sich am 05. Juni auf dem Moritzhof wunderbar in vergangenen Zeiten schwelgen und auf die Suche nach dem Märzhasen gehen.

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ewis Carrols zeitloses Märchen Alice im Wunderland hat schon zahlreiche Künstler inspiriert. Zu Filmen, zu Bildern, zu Trips und eben zu Songs. Die vier Franzosen von Ödland haben sich gleich zu einem ganzen Werk inspirieren lassen. Ihr erstes Album Ottocento handelt von der Teeparty des verrückten Hutmachers, der philosophischen Raupe, der Herzkönigin. Die Videos, allesamt kleine optische Leckerbissen in opulenter Fantasieausstattung, greifen dabei ohne Scham bei Carrols Bilderwerk zu. Dass die Damen um Lorenzo Papace Komiker, Fotografen und bildende Künstler sind, lässt Ödlands Werk zu einer hübschen runden Sache werden. Musikalisch geht es eher so in Richtung Jahrmarkt der Eitelkeiten um die Jahrhundertwende, Ähnliches kennt man schon von den Dresden Dolls. Die Texte sind dabei schlichte Textbausteine, Zitaten und Aphorismen nicht unähnlich, die in das Bild des Liedes einführen, aber eher der Musik kulturschwärmer

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folgen als anders herum. Im Grunde sind Ödland die vertonte Hipstamatic-Fotografie. Ein Hauch von Gestern mit der Technik von Heute. Manch Sprachästheten wird das schlechte Englisch auf Dauer nerven, andere werden gerade den starken französischen Akzent als Teil der Inszenierung zu schätzen wissen. Denn Ödland geht es um das Gesamtpaket, Musik wird bei ihnen als Kunstwerk aufgefasst. Auf dem zweiten Album Sankta Lucia geht es weiter nostalgisch zu, ausschließlich akustische Klangwelten mit dem feinen Staub eines Antiquitätenladens beschwören den Charme der Jahrhundertwende wieder herauf. Am 05. Juni im Moritzhof kann der Zuschauer in den Kaninchenbau abtauchen und durch längst vergangene Zeiten wandeln. lmg

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