marlowski Dezember 2016

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106 m

HUNDERTSECHS METER KIEL

FOTOS _ MARCO KNOPP

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Die Kieler Bastion des Carillon

s regnete. Wie so oft in Holstein. Das Klingen der groben Wassertropfen auf der Rüstung vermischte sich mit dem leisen Gemurmel des Mannes. Er kniete im Schlamm, den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen und die Hände im Schoß gefaltet. Der Mann bat um Hilfe, um Mut und um himmlischen Beistand für die bevorstehende Schlacht. Der Name dieses Mannes war Adolf IV. von Schauenburg und Holstein, Gründer von Kiel. Adolf IV. gab an diesem Tag im Juli 1227 ein Gelübde ab: Dass er, wenn er siegreich seien sollte, sein Leben in den Dienst Gottes stellen würde und Mönch werden wolle. Adolf war sicher nicht der einzige, der an diesem Tag betete. Denn die Bedrängnis durch das dänische Heer von König Waldemar II. war groß. Adolf und seine Koalitionstruppen aber

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trotzten der Übermacht und gingen als Sieger aus der »Schlacht bei Bornhöved« hervor und eroberten Holstein von den Dänen zurück. In den nächsten Jahren regierte Adolf IV. seine Grafschaft und gründete dabei Kiel. Auch Oldenburg in Holstein und Itzehoe wurden von ihm gegründet und vorangetrieben. Kiel stiftete er unter anderem das Marienkloster der Franziskaner. Nachdem er zunächst einige Jahre in einem Kloster in Hamburg verbracht hatte, trat er am 13. August 1239 in Kiel ins Kloster ein. Hier sollte er später sein Gelübde einlösen und bis zu seinem Tode 1261 als Mönch und Priester leben. Noch heute sind einige wenige Teile des Kieler Klosters vorhanden und zu besichtigen. Gegenüber der Falkwache, wo die Dänische Straße auf den Alten Markt trifft, ragt der Glockenturm des Klosters auf. Dabei war er nicht

immer Teil der bewegten Geschichte dieser Mauern. In den fast acht Jahrhunderten beherbergten die Räumlichkeiten des Klosters unter anderem ein Hospital, ein Alten- und Pflegeheim, eine Lateinschule und nach der Gründung der Kieler Universität durch Herzog Christian Albrecht von Gottorf wurden die ersten Lehr- und Arbeitsräume der Universität hier angesiedelt. Es steckt also eine Menge Kieler Geschichte in den Ritzen und Steinen dieses Bauwerks. Leider gingen die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges auch am Kloster nicht vorbei. Bei einem Angriff am 13. Dezember 1943 wurde das Kloster und seine Kirche weitestgehend zerstört. In einem spendenfinanzierten Projekt begann 1947 der Wiederaufbau. Im Zuge dessen Entstand ebenfalls das Theologische Studienhaus Kieler Kloster, welches noch heute diversen Studenten ein Dach über dem Kopf bietet.


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