Im besten Fall anwendbar – Experimente mit generativer Schriftgestaltung

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IM BESTEN FALL ANWENDBAR

Die Schrift von Nicolas Jenson wird als venezianische Renaissance-Antiqua bezeichnet. Der Begriff «Antiqua» grenzt die Schriftklasse sachlich, «venezianisch» räumlich und «Renaissance» zeitlich ein. Die Bezeichnung Antiqua charakterisiert allgemein eine Schrift mit «alten», auf römischen Mustern basierenden, runden Buchstabenformen. Die Formgebung der Lettern ergibt sich aus dem Schriftbild der Breitfeder, die beim Schreiben schräg angesetzt wird und damit ein charakteristisches Strichbild liefert. Zu den Breitfeder-Schriftmerkmalen zählen die Schrägstellung des e-Strichs, schräg angesetzte obere Serifen und abgerundete Serifenenden. Die Grossbuchstaben orientieren sich stark an der römischen Capitalis, die Kleinbuchstaben gehen in direkter Abstammung auf die humanistische Minuskelschrift zurück – angeblich waren die venezianischen Schriftmeister der fälschlichen Ansicht, es handle sich bei der Karolingerschrift um ein antikes Schriftmuster. Merkmale: – kräftig ausgeprägte Serifen – schräg ansetztende obere Serifen – nach links geneigte Schattenachse – (oft) abgerundete Serifenenden – (zumeist) schräg liegender Querstrich des e – (zumeist) geringe Strichstärkenunterschiede – (relativ) geringe Kleinbuchstabenhöhen – (relativ) grosse Ober- und Unterlängen (Oberlängen oft über Versalienhöhe)

EXPERIMENTE MIT GENERATIVER SCHRIFTGESTALTUNG – WS 2013/2014

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Nicolas Jenson 1420–1480

Jenson Antiqua 1470

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