Im besten Fall anwendbar – Experimente mit generativer Schriftgestaltung

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IM BESTEN FALL ANWENDBAR

Die Futura von Paul Renner steht im Zusammenhang mit dem Bauhaus und den künstlerischen Bestrebungen dieser Zeit. Paul Renner (1878–1956) war Grafi k Designer und Lehrer. Es gab zwischen ihm und dem Bauhaus zwar keine direkte Verbindung, doch die modernistischen Entwicklungen der 20er-Jahre hatten zur Folge, dass sowohl Renner als auch das Bauhaus getrennt voneinander eine Groteskschrift nach konstruktiven Prinzipien suchten. Die Idee, Schrift durch eine geometrische Konstruktion zu entwerfen, anstelle von der ursprünglich geschreibenen Form zu entwickeln, entstand vor allem durch das funktionalistische Denken. Zwar entsprachen die bereits vor der Jahrhundertwende entstandenen Groteskschriften den Forderungen nach Klarheit und Einfachheit, aber die Rückführung der Buchstaben auf die geometrischen Grundformen sollte dem Funktionalismus noch näher kommen. Die Besonderheit der Futura war der Kompromiss zwischen einer rein konstruierten Groteskschrift und einer ausgewogenen, traditionellen und gut lesbaren Schrift. Renners Erfahrung ermöglichte ihm eine Schrift zu entwerfen, die den visuellen Gesetzmässigkeiten entspricht aber dennoch wie konstruiert wirkt. Ur-Futura beinhaltete zunächst Sonderformen für die Buchstaben a, e, g, m, n und r. n und m bestanden nur aus rechten Winkeln und a und g waren in ihre geometrischen Teile zerlegt. Diese Buchstaben wurden dann durch üblichere Formen ersetzt. Die Futura zeigt auch Verbindungen zu alten Schriften. Die Grossbuchstaben, die kleiner sind als die Oberlängen der Kleinbuchstaben, hat die Futura beispielsweise gemeinsam mit den Renaissance-Antiquas. Eine weitere Besonderheit der Futura ist das asymetrische t.

EXPERIMENTE MIT GENERATIVER SCHRIFTGESTALTUNG – WS 2013/2014

Paul Renner

Futura 1927

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