Im besten Fall anwendbar – Experimente mit generativer Schriftgestaltung

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IM BESTEN FALL ANWENDBAR

Die Entwicklung der Groteskschriften steht in engem Zusammenhang mit den industriellen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, wie jede Schrift ihre Wurzeln in den Entwicklungen der Zeit hat. Die erste Groteskschrift, die Versalschrift von William Calson IV (1781–1869) aus dem Jahre 1916, hatte, wie auch der Industriebau ihren Ursprung in Grossbritannien zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Bereits 1832 schnitt William Thorowgood die ersten serifenlosen Kleinbuchstaben. William Caslon IV. hat 1816 erstmalig eine serifenlose Schrift entworfen und diese im Musterkatalog seiner Druckerei veröffentlicht. Anscheinend war er vom Erfolg dieser Schrift nicht besonders überzeugt, weil diese nur in Versalien und in der Grösse von 28 Punkt existierte. Genannt wurde sie «English Egyptian» wohl im Zusammenhang mit den damals in Ägypten stattfi ndenden altägyptischen Entdeckungen und dem Feldzug Napoleons in Ägypten. Die Serifenlose wurde vor allem als Anzeigen- und Reklameschrift (Akzidenzen), aber auch in den Überschriften bzw. Titelblättern verwendet. Am Beginn des 19. Jahrhunderts verwendeten sie zahlreiche Architekten, Kartographen und Schildermacher (Hausnummern). Wegen der Einfachheit der Konstruktion wurde die Schrift auch für das Gravieren von Schildern und das Einfräsen bzw. Giessen von Typenbezeichnungen an Maschinen bevorzugt verwendet. In diesem Zusammenhang «verdient» die Serifenlose den Namen «Industrie-Schrift». Einige Jahre später – 1832 – entwarf Vincent Figgins eine serifenlose Majuskelschrift mit drei Schriftgraden, die unter dem Namen «Two-line Great Primer Sans-serif» bekannt wurde. Erstmals wird der Serifenlosen das Prädikat «Sans-Serif» (fr. «ohne Serif») verliehen. Unter dieser Bezeichnung werden die Schriften im englischsprachigen Raum bis heute geführt.

EXPERIMENTE MIT GENERATIVER SCHRIFTGESTALTUNG – WS 2013/2014

William Caslon IV 1692–1766

(Two Lines) English Egyptian 1816

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