Im besten Fall anwendbar – Experimente mit generativer Schriftgestaltung

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IM BESTEN FALL ANWENDBAR

Die Schriftart Caslon wurde 1722 entworfen und ist als Barock-Antiqua einzuordnen. Sie wird oft als die erste Schriftfamilie mit englischem Ursprung bezeichnet. Bevor die Schrift entstanden ist, mussten englische Setzer Schriften aus anderen Ländern, meist den Niederlanden, kaufen. Die Caslon steht stilistisch am Beginn der Übergangs-Antiqua und orientiert sich sowohl an niederländischen Meistern, z.B. an den Schriften Christoff el van Dijcks (1607–1669) als auch an der «Romain du Roi», der Schrift des französischen Sonnenkönigs Louis XIV, die von französischen Gelehrten entwickelt wurde. Die Caslon wurde für den Erstdruck der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der amerikanischen Verfassung verwendet. Bei der Barock-Antiqua ist der Kontrast zwischen Grund- und Haarstrichen stärker betont als bei der Renaissance-Antiqua. Die Haarstriche verfeinern sich und die Grundstriche verstärken sich. Die Serifen werden verfeinert, die Rundungen beim Übergang des kräftigen Grundstrichs zur abschliessenden Serife kleiner gehalten. Gleichzeitig stehen die horizontalen Schwingungen der Serifen fl acher, nahezu eben. Die Achse der Rundungen ist bei einzelnen Schnitten bereits senkrecht. Die Versalien, die bisher verkürzt waren, erhalten die gleiche Höhe wie die Oberlängen der Gemeinen. Wegen der Strichstärkenkontraste, der Schattenachse, die in den meisten Fällen beinahe senkrecht verläuft, der Form der Serifen, die nicht abgerundet sind, und der Tropfenendungen des g oder des a ist es schwierig, diese Schrift mit einer Feder zu realisieren.

EXPERIMENTE MIT GENERATIVER SCHRIFTGESTALTUNG – WS 2013/2014

William Caslon 1692 – 1766

Caslon 1722

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